Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Strategie Chinaman
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chinaman - Dienstag, 28. Januar 2014 - 09:17
Das wird ein Fortsetzungsroman werden. Ich fange mit (provozierenden) Thesen zum grossen Bild an.

Wir werden Zeugen von dramatischen Veränderungsprozessen werden. Ich glaube nicht, dass unser Weltfinanzsystem in seiner heutigen Form noch bis zum Jahr 2030 überleben wird. Gut, dies sind noch 15 Jahre. Aber keine 15 schönen Jahre mehr. Und in historischen Zusammenhängen gedacht sind 15 Jahre eine kurze Zeit. Dieser Zusammenbruch wird alles in den Schatten stellen, was die zivilisierte Welt jemals an Weltwirtschaftskrisen erleben musste.

chinaman - Dienstag, 28. Januar 2014 - 09:37
Die 15 Jahre unterteile ich in einen Zeitraum von maximal 5 Jahren, in denen die Finanzmärkte in Ihrer bisherigen Form Ihre letzte Party geben werden.

Dieser Zeitraum ist geprägt von geradezu übergrossem Vertrauen in die Zentralbanken der Industrieländer. Die Alchemisten des ungedeckten Papiergeldes (Kreditgeld = die Schulden der Anderen) schaffen es ein letztes Mal, Ihren grossen Bluff erfolgreich durchzuziehen ("What ever it takes ...").

Solange der Markt diesen Alchemisten nicht das Vertrauen entzieht, sondern im Gegenteil Ihnen Gottesverehrung entgegen bringt, kann die Musik auf der Titanic weiterspielen.

chinaman - Dienstag, 28. Januar 2014 - 09:42
Nach den besagten 5 Jahren folgen maximal 10 Jahre Todeskampf. Wie lange dieses Siechtum dauert, hängt davon ab, wie langsam die Welt auf das sich immer klarer abzeichnenden Versagen der Zentralbanker reagieren wird bzw. umgekehrt zu klaren, schmerzhaften Korrekturen bereit sein wird.

Wenn die Historie hier ein überzeugender Zeuge ist, wird man versuchen, diese schmerzhaften Korrekturen soweit irgend möglich hinauszuzögern.

chinaman - Dienstag, 28. Januar 2014 - 09:50
Das "Endgame" bedeutet natürlich nicht das Ende der Welt. Aber es bedeutet das Ende des Wohlstandes bzw. der Mittelschicht in den westlichen Industrieländern. Die Lebensleistung vieler Menschen wird dabei vernichtet werden.

Danach wird etwas Neues entstehen. Allerdings haben die Industrieländer dann Ihre führende Rolle endgültig verloren. Die heutigen Emergin Markets werden die heutigen Industrieländer im Lead dann verdrängen.

Bis etwas Neues entsteht, werden die EMs aber auch keine Insel der Glückseligkeit darstellen können.

chinaman - Dienstag, 28. Januar 2014 - 10:41
Der schwierigste Prognoseteil erscheint mir die Terminierung des genauen Überganges zwischen den letzten schönen Jahren und dem Beginn des Siechtums bzw. des Todeskampfes. Vermutlich wird die Party noch 2-3 Jahre dauern können (maximal auch die 5 Jahre).

Vielleicht sehen wir in dieser Zeit den S&P 500 noch auf ca. 2.500 steigen. Klingt viel, wäre aber doch nur noch ca. ein Drittel weiterer Wertzuwachs.

Falls die Party tatsächlich noch solange weitergeht, könnten die EMs in diesem Zeitraum durchaus noch eine Phase der Outperformance gegenüber den Industrieländern zeigen. Möglicherweise brechen Sie dann aber auch noch zeitlich vor den etablierten Märkten wieder ein.

prof - Dienstag, 28. Januar 2014 - 10:48
Danke für Deine Einschätzung. Das klingt plausibel. Auf jeden Fall dürfte bei jedem ein größerer Teil des Vermögens weg sein.
Prof

chinaman - Dienstag, 28. Januar 2014 - 10:53
Zu den Edelmetallen bzw. möglichen Rettungsboten. Was kann man tun? Die Möglichkeiten dürften praktisch sehr beschränkt sein und jede erfolgreiche Strategie wird wieder durch die Staaten bzw. Politik bedroht werden.

Staaten die untergehen werden meistens totalitär. Etwas physischer Edelmetallbesitz wird nicht schaden. Aber alles was "übertreibt" wird ein mögliches Opfer der "Gerechtigkeitsbemühungen" der Politik werden.

Vollständig bezahlter Haus- und Grundbesitz für den Eigenbedarf in nicht übertriebener Form bleibt erstrebenswert (Nicht den Neid wecken!).
Persönlich würde ich das Land bevorzugen. Da gibt es in Deutschland noch sehr günstige Kaufgelegenheiten in landschaftlich schönen Gegenden.

Lebensmittelvoräte mit ein paar Monaten Reichweite werden nicht schaden. Ebenso Bargeld ausserhalb des Bankensystems (wenn es nicht vorher abgeschafft werden sollte!).

Ein Netzwerk von Freunden das sich gegenseitig hilft aufbauen und den Wert des Lebens bezüglich der nicht-materiellen Dinge schätzen lernen.

Wertpapiervermögen ansonsten streuen; Geldvermögen bestmöglich meiden.

prof - Dienstag, 28. Januar 2014 - 11:09
Besser kann man es nicht formulieren!
Prof

al_sting - Dienstag, 28. Januar 2014 - 14:24
Hui, das ist ja eine pessimistische Aussicht. :-(
Da kann ich ja nur hoffen, dass du dich irrst, denn wünschenswert erscheint mir das nicht.

Eine Machtverschiebung gen EM halte ich auch für wahrscheinlich. Und in der Tat ist fraglich, ob diese nur sanft abgeht oder wie heftig die Umbrüche sein werden.
Aber bis zu einem Endgame oder einem totalen Kollaps des Wirtschaftssystems würde ich dir derzeit nicht folgen. Und selbst wenn, jedem Zusammenbruch folgt nach meiner Erwartung (und Hoffnung) ein neuer Aufbruch, so wie es auch nach dem Zusammenbruch des Ostblockes der Fall war. Aber du hast schon recht: Je heftiger der Umbruch, desto größer die wahrscheinlichen Auswirkungen auf Guthaben.
Auf jeden Fall verstehe ich bei deiner Skepsis gegenüber Papierwährung etc. auch deine Skepsis bezüglich mittel- bis langfristiger Geldanlagen in Aktien. Letztlich sind Aktien auch nichts anderes als Papiergeld: Papier (sofern überhaupt) bedruckt mit Versprechungen.

Auf jeden Fall vielen Dank für die ausführliche Antwort!
Gruß, Al Sting

chinaman - Dienstag, 28. Januar 2014 - 14:39
Wünschenswert erscheint es mir auch nicht und ich wäre sehr erfreut, wenn meine Lebensleistung von Draghi und Konsorten nicht verzockt würde. Allein - mir fehlt der Glaube!

stw - Mittwoch, 29. Januar 2014 - 17:04
"Letztlich sind Aktien auch nichts anderes als Papiergeld: Papier (sofern überhaupt) bedruckt mit Versprechungen."

Also diesem Argument kann ich überhaupt nicht folgen. Aktien sind Beteiligungen an der Substanz eines Unternehmens. Diejenigen Unternehmen mit einer gesunden Substanz werden auch zukünftige Wirtschaftskrisen und sogar Währungsreformen (die auch ich nicht für unwahrscheinlich erachte) nicht nur überleben, sondern sogar gestärkt daraus hervorgehen.

Natürlich gibt es auch genügend Geschäftsmodelle, die sich im Krisenfall als nicht tragfähig (oder gar als Luftnummer) erweisen. Aber über solche Unternehmen reden wir doch hier meist gar nicht, oder?

:-) stw

prof - Mittwoch, 29. Januar 2014 - 18:31
In der DDR hat es einem auch nichts genützt, wenn man z.B. Siemens Aktien besaß. Nach der Wende waren sie dann wieder erreichbar, falls man noch lebte.

Außerdem kann man auf Aktien z.B. eine pauschale Vermögensabgabe von 50% zu einem bestimmten Tag einführen. Infolgedessen fallen die Aktien nach dem Stichtag um 50% und das ganze Vermögen ist Luft.

Punkt geht an china, leider ...
Prof

al_sting - Mittwoch, 29. Januar 2014 - 19:02
@ stw: Wenn du von moderaten Wirtschaftskrisen ausgehst, stimme ich dir zu: Aktien starker Firmen werden durchstehen und profitieren, so wie starke Währungen durchstehen und profitieren dürften.
Schwache Firmen wie auch schwache Währungen dürften leiden, notfalls auch kollabieren.

Wenn du hingegen von sehr radikalen Wirtschaftskrisen inklusive gesellschaftlichen Umstürzen ausgehst, so wie ich Chinaman verstehe, könnten Währungen ganz genauso wie Unternehmensbeteiligungen mal eben per Federstrich entwertet werden. Gold in Form von Einlagen in einer Bank ist natürlich auch nicht garantiert, siehe z.B. diese Erfahrung aus der DDR: http://einestages.spiegel.de/s/tb/29844/aktion-licht-die-stasi-auf-schatzsuche-nach-nazi-gold.html
Ich stimme Chinaman zu, zur Vorsorge in solchen Fällen nutzt insbesondere pyhsisches Gold, gut verteilt und gut verteilt, und Besitz in einem Umfang, der keinen Verdacht erweckt.

Allerdings hoffe und denke ich (noch?) nicht, dass uns absehbar eine Wirtschafts- und Gesellschaftskrise von einem derartigen Ausmaß bevorsteht.
Auf der anderen Seite, meine Großeltern haben in ihren Lebzeiten fünf Systeme erlebt, von Kaiserreich über Weimar, Nazis, DDR bis zur Berliner Republik. Da muss bei uns nicht schon bei ein bis zwei Systemen Schluss sein.

chinaman - Donnerstag, 30. Januar 2014 - 06:13
"Aktien sind Beteiligungen an der Substanz eines Unternehmens. Diejenigen Unternehmen mit einer gesunden Substanz werden auch zukünftige Wirtschaftskrisen und sogar Währungsreformen (die auch ich nicht für unwahrscheinlich erachte) nicht nur überleben, sondern sogar gestärkt daraus hervorgehen."

Durchaus zumindest zu einem großen Teil richtig. Die absoluten Standardwerte haben die Weltwirtschaftskrise 1929/33 mehrheitlich überlebt und irgendwann (oft Jahrzehnte später) auch wieder ein vergleichbares Bewertungsniveau erreicht.

Aber auch bei diesen Standardwerten waren Kursverluste in der Größenordnung von ca. 90% zuvor keine Seltenheit.

Folglich glaube ich hier auch nicht an eine "Buy and Hold-Strategie" durch eine mögliche neue Weltwirtschaftskrise.

Wenn diese aber bereits am sich austoben ist und erste Ansätze eines Neuaufbaues erkennbar sind, kann man sich (eigene zumindest teilweise bewahrte Kaufkraft vorausgesetzt)durchaus wieder schrittweise in diesen Markt hineinbegeben.

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