Eine gleichzeitige
Maximierung aller drei Größen ist bei keiner Anlageform
möglich. Prinzipiell gilt: je höher die Verfügbarkeit einer
Anlageform bzw. je
höher die Sicherheit einer Anlageform, um so niedriger ist leider auch die
dabei zu erwartende Rendite.
Dieses
"Dilemma" ist aber keineswegs ein Problem der Neuzeit: Bereits
1738 formulierte der schweizer Mathematiker Daniel Bernoulli in
seinem "Versuch einer neuen Theorie der Wertbestimmung
von Glücksfällen" das sogenannte Bernoulli-Prinzip: "Wähle diejenige
Handlungsalternative, für die der Erwartungswert des Risikonutzens sein
Maximum erreicht!"
Erwartungswert,
Risiko und Nutzen sind auch Begriffe, mit denen sich Harry
M. Markowitz in
den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts intensiv beschäftigt hat: mit seiner Portfolio Selection Theory
hat er die Grundlage für
eine neue Forschungsdisziplin geschaffen, die sich mit der Anwendung
mathematisch-statistischer Prinzipen zur Depot-Optimierung beschäftigt.
Markowitz gelang es, den wissenschaftlichen Nachweis über die positive
Auswirkung von Diversifikation, d.h. die Streuung der angelegten Gelder
über mehrere Anlageobjekte, auf das
Risiko des Gesamtportfolios zu erbringen. Dies ist eine Grundregel
die heute jeder Investor und Anlageberater als selbstverständlich
erachtet. 1990 erhielt Markowitz für seine Forschung auf dem
Gebiet der Investmenttheorie den Nobelpreis für
Wirtschaftswissenschaften.
Die
Portfolio-Theorie wurde später immer weiter entwickelt und verfeinert,
z.B. in Form des Single-Index-Modells, des Capital-Asset-Pricing
oder des Arbitrage-Pricing.
Ziel
dieser Einführung in die Portfolio Selection Theory ist es, die grundlegenden Prinzipien, Methoden und
Anwendungsmöglichkeiten in 10 Kapiteln
anschaulich und praxisnah darzustellen, ohne dass man hierzu ein Mathematik- oder
Ökonomie-Studium absolviert haben muss. Die Kenntnisse der Grundrechenarten
sowie einige Grundlagenkenntnisse über die wichtigsten Geldanlageinstrumente
(insbesondere Aktien) reichen vollkommen aus. Diese Einführung hat insbesondere nicht den Anspruch
eine wissenschaftliche Arbeit zu sein: sie ist in erster Linie für
interessierte Privatanleger gedacht.
Natürlich
kann man so nur an der Oberfläche dieses hochkomplexen und spannenden
Wissenschaftsgebiets bleiben, aber wenn es gelingt, Lust auf
"mehr" zu machen, hat diese Einführung Ihren Zweck erfüllt.
Zum Schluss werden daher noch einige Literaturtipps gegeben, für
diejenigen, die vertieft in dieses Thema einsteigen möchten.
In den folgenden
Ausführungen werden nun die Grundbegriffe und
möglichen Anwendungsgebiete der mathematisch-statistischen
Depotoptimierung dargestellt. Dabei beschränken wir uns in erster Linie auf Geldanlagen in
Aktien, jedoch gelten die Aussagen sinngemäß auch für jede andere
Anlageform.
Noch ein Wort zu den Begrifflichkeiten:
Oft wird die Portfolio Selection Theory mit Technischer (Chart-)Analyse,
Charttechnik, Technischen Indikatoren etc. gleichgesetzt bzw. diesen zugeordnet. Leider werden diese
"Vokabeln" nicht immer
sehr präzise verwendet. Es haben sich jedoch in der Fachliteratur
folgende Festlegungen durchgesetzt:
Technische Analyse, versucht auf
Basis von historischen Kursdaten Erkenntnisse über künftige
Kursentwicklungen zu gewinnen. Zu dieser Disziplin gehören die Chartanalyse
(oder auch Charttechnik) und die Indikatorenanlyse (oder auch
Indikatorentechnik). Für den Charttechniker ist der Chart, als
graphische oder visuelle Darstellung der Kurse primäres Werkzeug, mit
dem er versucht, subjektiv bzw. interpretativ Kursverläufe zu
prognostizieren. Der Indikatorentechniker hingegen, beschäftigt sich
mit mathematisch-statistischen Analysen des vorliegenden
Kursdatenmaterials. Er berechnet sogenannte Indikatoren, die objektiv
und eindeutig interpretierbar sind.
Eine relativ junge Forschungsrichtung
ist die Quantitative Analyse, die versucht,
mathematisch-technische Analyse (also Indikatorenanalyse) und
Fundamentalanalyse miteinander zu verbinden. Wichtigste Vertreter dieser
Disziplinen sind James P. O'Shaughnessy und Harry M. Markowitz, dessen
Theorie in dieser "Einführung in die Portfolio Selction Theory"
nun einmal näher erläutert wird.
Betrachten
wir hierzu beispielsweise die Kursverläufe der folgenden 3 Aktien (Werte sind
fiktive Beispielzahlen):
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