Diskussionsforum der stw-boerse: Deutsche Nebenwerte: SER Systeme
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chinaman - Mittwoch, 19. Dezember 2001 - 16:47
ca. 150.000 Stk. der zu verkaufenden 275.000 Aktien wurden bereits "abgeladen". Man hat bereits am Tag der AdHoc massiv verkauft. Schätze, da braucht jemand dringend Geld.

:-)
Gruß
Chinaman


Auszug aus den Top 5 Verkäufe der letzten 7 Tage nach Volumen

Datum WKN Unternehmen Name Insider Volumen
(geschätzt)
17.12.2001 724190 SER Systems AG SER Systems AG 80625
18.12.2001 724190 SER Systems AG SER Systems AG 72113

stw - Mittwoch, 2. Januar 2002 - 18:10
Auch das ist wohl weniger ein Gesundschrumpfen als vielmehr ein Verscherbeln des Tafelsilbers, oder ?

:-) stw

SER mit weiterer Fokussierung auf Knowledge Management - Verkauf des deutschen C

Ad-hoc-Mitteilung übermittelt durch die DGAP. Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent verantwortlich.


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SER mit weiterer Fokussierung auf Knowledge Management - Verkauf des deutschen Competence Center Banken Neustadt/Wied, 02.01.2002

Zur weiteren Fokussierung auf den Software-Markt für Knowledge Management hat die SER das Angebot eines Management Buy-Out für ihre deutsche Tochtergesellschaft SER Banking-Software Solutions GmbH angenommen. Mit Wirkung zum 01.01.2002 wurde die SER-Banking an einen Investorenkreis verkauft. Dieser setzt sich zusammen aus einem vierer Management-Team der SER-Banking unter Führung von Thorsten Heissel als Geschäftsführer der Gesellschaft, der CornerstoneCapital AG, Frankfurt und der Heptagon Capital Beteiligungsgesellschaft der Freien Sparkassen mbh & Co. KG, Hamburg.

Neben dem Produkt V3 als Hauptumsatzträger hat sich die traditionsreiche und mit über 70% Marktanteil auch überaus erfolgreiche Asset-Management-Gesellschaft der SER Gruppe im Jahr 2001 als Competence Center Banken auch mit der Vermarktung der SERware Produkte inklusive deren Anpassung an bankspezifische Anforderungen etabliert.

Der SER Vorstand begrüßt diesen Übergang zur Eigenständigkeit, da dadurch einerseits die langfristige Weiterentwicklung der Produktlinie V3 (Asset Management Software) gesichert ist und die SER gleichzeitig einen kompetenten Vertriebspartner auch für die SERware Produkte im Marktsegment Banken behält. Diese Entscheidung folgt darüber hinaus dem Ziel der SER, den indirekten Vertrieb stärker zu fokussieren.

Der Vertrieb der SERware Produkte an Banken in Deutschland, Österreich und Luxemburg ist durch einen Partnervertrag gesichert, der gleichzeitig mit dem Anteilsverkauf abgeschlossen wurde und die SER-Banking zum exklusiven SER- Distributor in ihrem Marktsegment macht.

Durch diese Transaktion dekonsolidiert die SER Gruppe ab 2002 rund 18 Mio. EUR Umsatz und ca. 100 Mitarbeiter.

chinaman - Mittwoch, 2. Januar 2002 - 18:20
Immerhin sind 2 VC Firmen bereit, in diese Ex Division von SER zu investieren. Interessant wäre der Kaufpreis, der wird aber wie immer nicht genannt. Cornerstone gehört übrigens zur Deutschen Balaton.

:-)
Gruß
Chinaman

chinaman - Dienstag, 22. Januar 2002 - 12:32
SER Systems in Finanznöten

Von CW-Redakteurin Sabine Prehl

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) – Auch für die Anbieter von Dokumenten-Management-Systemen (DMS) sind die Zeiten schwierig. Besonders hart trifft es die SER Systems AG aus Neustadt/Wied bei Bonn. Das am Neuen Markt notierte Unternehmen hat offenbar massive finanzielle Probleme.

Die SER Systems AG, laut Lünendonk-Liste im vergangenen Jahr der fünftgrößte Anbieter von Standardsoftware in Deutschland, wies für die ersten neun Monate des Kalender- und Geschäftsjahres 2001 einen Fehlbetrag von 21,4 Millionen Euro bei einem Umsatz von 123,6 Millionen Euro aus. Vor allem der Umsatzeinbruch im dritten Quartal und die hohen Kosten für die im vergangenen Jahr eingeleitete Umstrukturierung drücken das Ergebnis.
Probleme bereitet SER vor allem die wirtschaftliche Entwicklung seiner US-Tochter SER Inc., die fast 50 Prozent zum Gesamtumsatz beiträgt. Im dritten Quartal verfehlte das Unternehmen seinen geplanten Umsatz eigenen Angaben zufolge um 6,5 Millionen Euro, weil viele Kunden ihre für September vorgesehenen Aufträge nach den Terroranschlägen in New York und Washington auf Eis gelegt hatten.
Aber auch der hohe Schuldenberg macht dem Hersteller von Dokumenten-Management-Systemen, der derzeit rund 1130 Mitarbeiter auf seiner Gehaltsliste hat, zu schaffen: Nach Berechnungen der Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein (DKW) stand SER Mitte November mit 37 Millionen Euro in der Kreide. Inzwischen mehren sich die Anzeichen, dass es um die Liquidität des Unternehmens nicht sonderlich gut bestellt ist. Der Verkauf der Tochtergesellschaften SER Schweiz und Banking Solutions lassen auf finanzielle Probleme schließen.

Gert Reinhardt, Gründer und Vorstandsvorsitzender der SER Systems AG, gibt unumwunden zu, dass die Veräußerung der beiden Töchter dazu diente, Geld in die Kasse zu spülen. Allein der Verkauf der Banking Solutions habe einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag eingebracht, und das hat uns finanziell natürlich deutlich entlastet," so der Firmenchef. Allerdings sei das nicht der einzige Grund gewesen: So habe das Unternehmen seinen Umsatz zu zwei Dritteln aus dem Asset-Management-Geschäft generiert – "mit unseren Produkten hatte das nichts zu tun." Auch in der Schweiz habe es SER nicht geschafft, im Markt Fuß zu fassen. "Unsere Schweizer Tochter hat gerade einmal zwei Millionen Euro Umsatz gemacht – das hat sich nicht gelohnt."
Dass die SER AG im Dezember 275 000 eigene Aktien an der Börse verkauft hat, obwohl der Kurs mit 2,5 Euro einen Tiefstand erreicht hatte, ist laut Reinhardt dagegen nicht als Zeichen für einen finanziellen Notstand zu werten. "Das mussten wir tun", erklärt der Firmengünder: "Laut Aktiengesetz dürfen wir keine eigenen Aktien halten, wenn die Bilanz dies nicht in Form von Rücklagen deckt, die den Preis der Aktien übersteigen. Und das ist nun einmal nicht der Fall."
SER steckt nicht allein in der Krise. Auch Wettbewerber wie Ixos leiden mehr oder weniger unter der Flaute im Markt für DM-Systeme, die in erster Linie auf den weltweiten Wirtschaftsabschwung und die allgemeine Schwäche des IT-Markts zurückzuführen ist. Bei SER kommen nach Ansicht von Experten jedoch noch eine Reihe von Management-Fehlern hinzu.
Sich nach dem Börsengang eine Firma nach der anderen einzuverleiben war auch bei vielen DMS-Herstellern gängige Praxis. Das Geld saß noch locker, zudem galt die Erschließung neuer Bereiche als sinnvoll, da die Auguren in regelmäßigen Abständen das Ende des DMS-Markts prophezeiten. SER trieb seine Einkaufsaktivitäten nach Meinung von Branchenkennern jedoch auf die Spitze.
Angekreidet wird dem Unternehmen dabei vor allem, dass es bei seinen Akquisitionen zu wenig strategisch vorging. So handelte es sich bei den übernommenen Firmen meist um Hersteller, deren Produkte – etwa Enterprise-Resource-Planning- oder Front-Office-Lösungen – wenig mit dem Kerngeschäft DMS zu tun hatten und damit kaum Synergieeffekte ermöglichten. „SER hat gekauft und erst dann überlegt, was es mit den Firmen machen soll“, bringt es ein Marktbeobachter auf den Punkt. Auch die Integration der neuen Geschäftsfelder und die Umwandlung von einer GmbH in eine Aktiengesellschaft habe SER zu lange verdauen müssen. „Der Wandel im Kopf zur AG hat bei SER erst im letzten Jahr begonnen.“ Erst im Sommer habe das Management angefangen, den Wildwuchs seiner Beteiligungen und Zukäufe zu ordnen.
Ein Fehler, den sich einige DMS-Anbieter zuzuschreiben haben, ist laut Bernhard Zöller von der Unternehmensberatung Zöller & Partner in Sulzbach die Vernachlässigung des Kerngeschäfts. Mit Lösungen zur Archivierung von Massendaten und Eingangspost konnten Firmen wie SER ihre jetzige Größe überhaupt erst erreichen. Die Weiterentwicklung der DMS-Kernprodukte ist nach Ansicht des Beraters für das Unternehmen dringend notwendig, um künftigen Anforderungen gerecht werden zu können. Weitere Verzögerungen seien daher fatal.
Den kompletten Beitrag lesen Sie in der COMPUTERWOCHE 3/2002.

hallmanns_hase - Montag, 18. Februar 2002 - 16:41
Wie sehen das eigentlich die Fachleute jetzt mit der Uebernahmenphantasie? War doch hier mal ein Thema, als SER bei 2,50 standen. Jetzt bei 0,50 sollten sie eher noch attraktiver sein.

Macht die Uebernahme ueberhaupt fuer einen Konkurrenten Sinn oder ist es besser, die Firma in den Konkurs zu lassen und dann die Mitarbeiter und Kunden einfach einzusammeln?

stw - Montag, 18. Februar 2002 - 18:18
"Macht die Uebernahme ueberhaupt fuer einen Konkurrenten Sinn oder ist es besser, die Firma in den Konkurs zu lassen und dann die Mitarbeiter und Kunden einfach einzusammeln?"

Ich gehe mittlerweile davon aus, dass SER mit grossen Schritten auf die Insolvenz zusteuert. ICh denke nicht, dass man den Kurs hätte dermassen absacken lassen, wenn man auf eine Übernahme aus wäre zB seitens FileNET. Wahrscheinlich betreibt man dann doch lieber Leichenfledderei, d.h. man bedient sich aus der Konkursmasse. Ist ein Wahnsinn wie schnell das geht zZt auch bei etablierten NEMAX50-Werten.
Da jetzt mit einem Penny-Stock auf eine Übernahme zu spekulieren halte ich für zu gewagt.

:-) stw

prof_b - Montag, 18. Februar 2002 - 19:04
Pleitegeier kreist: Wer die Firma übernimmt, übernimmt die Verbindlichkeiten!
Hoffentlich hast du die nicht, die Fragestellung klingt ein bisschen wie die Hoffnung auf einen Strohhalm.

Auf eine Übernahme zu spekulieren ist Glücksspiel, Pleitegeier kreist, wie bei noch ganz vielen NM-Unternehmen ...

stw - Dienstag, 19. Februar 2002 - 10:12
SER legt vorläufige Zahlen für 2001 vor - Einberufung einer außerordentlichen HV geplant Neustadt/Wied, 19.2.2002 Die SER Gruppe erreichte den für Q4 2001 geplanten Turnaround nicht und erwirtschaftete im Gj 2001 bei einem Konzernumsatz von 149,0 Mio. E (Gj 2000: 185,3 Mio.) ein EBIT von -163,5 Mio. E (Gj 2000: +19,7 Mio. E). Dieser ist durch Einmaleffekte in Höhe von 139 Mio. E belastet, die neben den Aufwendungen für den Restrukturierungsprozess 2001 aus Bilanz- Bereinigungen und Neubewertungen der SER Gruppe resultieren. Diese Einmaleffekte ergaben sich zum Jahresende aus der weiteren strategischen Anpassung der SER Gruppe. Die Entwicklung in 2001 hat die Liquiditätslage belastet. Im H2 2001 haben die deutschen Kreditinstitute der SER die Werthaltigkeit ihrer Kredite zunehmend negativ beurteilt und im Q4 2001 schließlich eine Vereinbarung zur vorzeitigen Rückführung gefordert. Ende Januar 2002 konnte die Weiterführung des Geschäfts der SER durch einen Banken-Poolvertrag gesichert werden. Hierin hat sich die SER verpflichtet, durch Veräußerung von Assets, speziell der werthaltigen Tochtergesellschaften, die Bankverbindlichkeiten zu tilgen. Vorstand und Aufsichtsrat entschieden sich nach sorgfältiger Prüfung für weitere MBOs, um die Tochtergesellschaften in Deutschland/Österreich vollständig bzw. in den USA teilweise zu veräußern. Das MBO in den USA wird von Carl E. Mergele geleitet, der zur Vermeidung von Interessenskonflikten einvernehmlich zum 15.2.2002 aus dem Vorstand der SER Systems AG ausgeschieden ist. Die SER Systems AG soll sich künftig auf die strategische Beteiligung an Gesellschaften beschränken. Wesentliches Asset soll eine 15%-Beteiligung an der SER US-Holding bleiben. Dies erhält den Aktionären der SER Systems AG die Möglichkeit, am geplanten Börsengang der US-Holding an der NASDAQ zu partizipieren. Zur Reduzierung der Kosten der Börsennotierung der SER Systems AG ist zum 1.5.2002 der Wechsel vom Neuen Markt in den geregelten Markt vorgesehen. Die Umsetzung dieser neuen strategischen Ausrichtung der SER Gruppe soll den Aktionären am 18.4.2002 in einer außerordentlichen Hauptversammlung zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Weitere Details werden in der Einladung zur a.o. HV sowie im Geschäftsbericht 2001 (Veröffentlichung: 26.3.2002) enthalten sein. Ausführlicher Konzern-Bericht siehe: http://www.ser.de / ir@ser.de / Tel. 02683-984-361

stw - Mittwoch, 19. Juni 2002 - 11:23
Noch etwas zu Dokuemtation der Auflösungserscheinungen. Der für das Desaster verantwortliche Gründer ist jetzt (endlich) entmachtet worden:

SER Systems AG: Verkauf der US-Aktivitäten und Vorstandsneubesetzung

Neustadt/Wied, 18.6.2002 Am 25.4.2002 wurden zur Sanierung der SER Systems AG (SER AG) in einer a.o. Hauptversammlung verschiedene Verträge zur Durchführung eines MBO für den deutsch-österreichischen Teil (MBO-GSA) und der eines MBO zum Verkauf von 85% der US-Aktivitäten der Gruppe (MBO-USA) genehmigt. Die Vollziehung dieser Beschlüsse wurde am 4.6.2002 vom Landgericht Koblenz bis zum Erlass einer rechtskräftigen Entscheidung im Hauptsacheverfahren der anhängigen Anfechtungsklagen untersagt. Angesichts der Ungewissheit über den zeitlichen Ablauf und den Ausgang der Anfechtungsverfahren sind die beiden MBO-Teams nicht mehr zur Durchführung der MBOs auf der Grundlage der genehmigten Verträge bereit. Der Vorstand der SER AG kann daher die HV-Beschlüsse nicht mehr vollziehen. Stattdessen wird die SER AG zusammen mit den deutsch-österreichischen Tochtergesellschaften fortgeführt. Voraussetzung dafür war allerdings der Verkauf der US-Aktivitäten, um mit dem Verkaufserlös eine tragfähige neue Vereinbarung mit den kreditgebenden Banken zu erreichen und die Alt-Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen abzubauen. Die SER AG hat deshalb eine neue Transaktion zum Verkauf von jetzt 100% der US-Aktivitäten ausgehandelt und vollzogen. Verbunden mit der Fortführung der SER AG im deutschsprachigen Raum hat der Aufsichtsrat den Vorstand erweitert und Kurt-Werner Sikora, Geschäftsführer SER Solutions Deutschland GmbH, zum 17.6.2002 in den Vorstand berufen. Er übernimmt den Vorstandsvorsitz. Gert J. Reinhardt verbleibt bis auf weiteres im Vorstand, um die gemeinsam entwickelte neue Strategie zu unterstützen. Ihr Kontakt zur SER: Tel. 0 26 83-9 84-3 61 / ir@ser.de / http://www.ser.de

chinaman - Montag, 1. Juli 2002 - 18:24
Der Finanzskandal bei SER Systems AG weitet sich aus
Konzernvermögen entgegen gerichtlichem Verbot in die USA verschoben - Schaden in Millionenhöhe - Vorstandsvorsitzender setzt sich in Ausland ab

Der Finanzskandal bei dem fünftgrößten deutschen Softwarehaus SER Systems AG, Neustadt/Wied, weitet sich aus.
Obwohl das Landgericht Koblenz der SER AG in mehreren von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) u. a. erwirkten Einstweiligen Verfügungen den Verkauf von Tochtergesellschaften und Vermögenswerten ausdrücklich verboten hatte, veräußerte Firmengründer und Vorstandschef Gert Reinhardt Konzernvermögen im Millionenwert an die dem bisherigen Finanzvorstand Carl Mergele gehörende US-Gesellschaft KES Acquisitions, LLC. Einen adäquaten Kaufpreis für die Transaktion hatte Mergeles KES dabei nicht zu bezahlen. Bewusst umgangen haben Reinhardt und Mergele auch die Hauptversammlung, indem sie die Entscheidung über den Verkauf nicht den Aktionären überlassen haben.

Nach Erkenntnissen der SdK haben die übertragenen Vermögensgegenstände mindestens einen Wert von 67.000.000,- Euro. Der SER Systems und ihren Aktionären droht daher ein Schaden in Millionenhöhe. 400 Arbeitsplätze sind in Gefahr. Reinhardt und Mergele haben sich inzwischen offensichtlich ins Ausland abgesetzt.

Die SdK beabsichtigt daher, vom Gericht einen unabhängigen Sondervertreter für die SER Systems bestellen zu lassen. Er soll die Wirksamkeit der Transaktion überprüfen und im Falle deren Unwirksamkeit ihre Rückabwicklung durchführen.
Betroffene SER-Aktionäre sollten sich unter www.sdk.org (Rubrik Klagen und Verfahren) im Verteiler für SER registrieren lassen.

Ein ausführlicher Text zu SER findet sich im Internet unter www.sdk.org

München, 01. Juli 2002

stw - Montag, 1. Juli 2002 - 18:28
Es ist wirklich eine Schande, was in unserer DMS-Branche aktuell abläuft. Erst die Vorfälle um Ceyoniq und nun das: bald sitzt die halbe Branche in U-Haft, wenn das so weitergeht.

:-(( stw

chinaman - Donnerstag, 4. Juli 2002 - 11:22
DGAP-Ad hoc: SER Systems AG <SES>

DGAP-Ad hoc: SER Systems AG <SES>

SER Systems AG beantragt Eröffnung eines Insolvenzverfahrens

Ad-hoc-Mitteilung übermittelt durch die DGAP. Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent verantwortlich.

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SER Systems AG beantragt Eröffnung eines Insolvenzverfahrens Neustadt/Wied, 04.07.2002

Am 12. Juni 2002 hat der damalige Alleinvorstand der SER Systems AG das US- amerikanische Geschäft der Gesellschaft veräußert. Die Gesellschaft hat den Käufer in der Folge aufgefordert, die ohne Rücksicht auf ihre Liquiditätslage vertraglich fixierten Kaufpreisfälligkeiten wenigstens zum Teil vorzuverlegen. Inzwischen ist mit Sicherheit davon auszugehen, daß der Käufer diesem Verlangen nicht entsprechen wird. Die Wirksamkeit der Kaufverträge wird von verschiedenen Seiten in Zweifel gezogen.

Die kreditgebenden Banken der SER Systems AG haben daher am 02.07.2002 den bestehenden Poolvertrag gekündigt. Zugleich hat eine der Poolbanken ihre Kreditlinien mit Wirkung zum 15.07.2002 gekündigt.

Die Geschäftsführungen der SER Systems AG und der SER SoftTech GmbH (vormals SER Technology Deutschland GmbH) waren aus diesen Gründen verpflichtet, für die genannten Gesellschaften heute die Eröffnung des Insolvenzverfahrens zu beantragen.

Ihr Kontakt zur SER: Tel. 0 26 83-9 84-3 61 / ir@ser.de / www.ser.de

Ende der Ad-hoc-Mitteilung (c)DGAP 04.07.2002

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WKN: 724190; ISIN: DE0007241903; Index: Notiert: Geregelter Markt in Frankfurt; Freiverkehr in Berlin, Düsseldorf, Hannover und Stuttgart; London


DGAP Autor: import DGAP.DE, 11:04 04.07.02

chinaman - Donnerstag, 4. Juli 2002 - 16:58
B2P at it's best !!!

ftd.de, Do, 4.7.2002, 11:21, aktualisiert: Do, 4.7.2002, 16:41
SER Systems vor der Pleite
Von Dominik Höch, Frankfurt

Der Softwareanbieter SER Systems muss Insolvenz anmelden. Gegen den Vorstand des ehemaligen Neuer-Markt-Unternehmens besteht der Verdachts des Betrugs.

Wie am Donnerstag bekannt wurde, ist gegen insgesamt 14 Mitglieder aus der Führungsetage von SER Systems Strafanzeige gestellt worden. Ihnen wird Untreue im besonders schweren Fall, betrügerischer Bankrott und Insolvenzverschleppung vorgeworfen. Die zuständige Staatsanwaltschaft Koblenz wollte dies jedoch nicht kommentieren. Der Aktienkurs des Unternehmens, das mittlerweile am geregelten Markt gelistet ist, fiel bis zum Donnerstagnachmittag um 50 Prozent auf 0,06 Euro.

Der Entwickler von Archivsystemen und E-Mail-Anwendungen war in den vergangenen Tagen wegen seiner Geschäftspolitik in die Kritik von Anlegerschützern geraten. Sowohl die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) als auch die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) prüfen rechtliche Schritte gegen den Vorstand des Unternehmens. Die Anlegerschützer werfen den SER-Managern vor, Unternehmensteile entgegen einer gerichtlichen Verfügung und für einen zu geringen Preis veräußert zu haben.


Niedriger Verkaufspreis für US-Sparte


Anfang Juni hatte SER Systems sein US-Geschäft an die KES Acquisitions, eine amerikanische Firma, an der der ehemaligen SER-Vorstand Carl Mergele beteiligt ist, verkauft. Wie die FTD von einem Insider erfuhr, war der Kaufpreis tatsächlich sehr niedrig angesetzt. Eine Wirtschaftsprüfungs-Gesellschaft habe kurz vor dem Verkauf den Wert auf rund 60 Mio. Euro geschätzt.


Nach Angaben des früheren Vorstandschefs und Gründer des Unternehmens, Gert Reinhardt, soll KES 17,3 Mio. Euro für die US-Töchter der SER bezahlt haben. Tatsächlich sei im notariellen Kaufvertrag aber ein Kaufpreis von 50.000 Euro festgesetzt worden. Der Insider sagte: "Man kann hier ohne Zweifel von kriminellem Klüngel sprechen."


Schwere Vorwürfe der Aktionärsschützer


Vermutlich will sich der Hauptverantwortliche bei SER Systems den Ermittlungen entziehen. Reinhardt hält sich den Informationen zu Folge zur Zeit in England auf und hat bereits eine neue Adresse in den USA - pikanterweise auf dem Firmengelände der KES Acquisitions. Die Aktionärsschützer des SdK vermuten, dass eigentlich Reinhardt hinter dieser Firma steckt. Er war am Montag aus dem Vorstand der SER Systems ausgeschieden. Der Insider zur FTD: "Der Rückzug aus Deutschland war offenbar lange geplant. Bereits vor Wochen ist die Einrichtung der Familie Reinhardt in Richtung USA verschifft worden."


Auch der neue Vorstandschef der SER, Kurt-Werner Sikora, soll das Unternehmen zur persönlichen Bereicherung genutzt haben. Er soll nach FTD-Informationen vor kurzem die Rechte an einer Archiv-Software von SER für 1 Euro gekauft haben. Noch Tags zuvor sollen Sikora und Reinhardt, die zu der Zeit gemeinsam den Vorstand bildeten, in Zürich mit einem potenziellen Käufer über die Veräußerung der Rechte verhandelt haben. Der Insider sagte: "Der mögliche Vertragspartner hat damals fünf Mio. Euro für die Rechte geboten."


Von der SER Systems war bis zum Nachmittag nur zu erfahren, dass man sich im Laufe des Tages zu den neuen Entwicklungen äußern wolle. Eine ursprünglich für die kommende Woche geplante Stellungnahme zu den Vorwürfen der Aktionärsschützer soll nun entfallen.



© 2002 Reuters Limited. Nutzerbeschränkungen

chinaman - Freitag, 5. Juli 2002 - 08:56
In Bezug auf die verbrecherische Handelsweise des Ex-Managements von SER Systeme kann man nur hoffen, dass sich B2P auch hier durchsetzt. Unglaublich wie diese Raffhälse die Aktienkultur mit Füßen treten und damit immensen volkswirtschaftlichen Schaden anrichten. Wenn ich mir nur das Foto des schmierigen und kriminellen Reinhardts angucke, das heute in der Print Version des Handelsblattes veröffentlicht ist. *kotz*. Man könnte Ihm pausenlos ...

Dieser und andere Vorfälle haben mich übrigens in den letzten Monaten bestärkt, dass Aktionärsvereinigungen in jedem Fall eine sehr wichtige Funktion innehaben. Ich bin deshalb der SdK beigetreten und kann dies nur jedem ans Herz legen. Ich denke, die jährlich 50 EUR Mitgliedsbeitrag sind sehr gut investiert, ansonsten hätten solche Typen noch weniger zu befürchten. Die Beamtenmischpoke beschränkt sich ja darauf, immer mehr Bürokratie zu erfinden, die aber nur die ehrlichen Unternehmer behindert. Typen wie diesen Reinhardt hindert das aber an nichts. Wo waren die Bundesaufsicht und der Staatsanwalt ??? Haben alle Ihren seeligen Beamtenschlaf gehalten ... Armes Land ...

Unbedingt nach Möglichkeit auch die Print Version des Artikels im heutigen Handelsblatt lesen, damit Ihr (auf fast einer kompletten Seite) in allen Einzelheiten nachlesen könnt, was in diesem Land mittlerweile alles möglich ist. Autofahrer werden terrorisiert, wenn Sie 2 mal im Jahr etwas zu schnell fahren und solche Widerlinge lässt man Ihr schändliches Tun fast ungehindert durchgehen ... In welcher Bananenrepublik leben wir denn ???

Wenn ich mir vorstelle, wie sich Aktionäre fühlen müssen, die diesen Kerlen mal Ihr Vertrauen geschenkt haben ...


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Gruss
Chinaman


Akute Liquiditätsschwierigkeiten


SER Systems AG stellt Insolvenzantrag


Der wegen seiner Geschäftspolitik von Aktionärsvertretern kritisierte Softwareanbieter SER Systems hat Insolvenzantrag gestellt.


Reuters NEUSTADT/WIED. Der Käufer des veräußerten US-Geschäfts werde der Aufforderung, die vertraglich fixierten Kaufpreisfälligkeiten wenigstens zum Teil vorzuverlegen, nicht nachkommen, teilte das ehemals am Neuen Markt gelistete Unternehmen am Donnerstag mit. „Die Wirksamkeit der Kaufverträge wird von verschiedenen Seiten in Zweifel gezogen.“

Die kreditgebenden Banken der SER Systems hätten daher am 2. Juli den bestehenden Poolvertrag gekündigt. Zugleich habe einer der Poolbanken ihre Kreditlinie mit Wirkung zum 15. Juli gekündigt, begründete SES den Insolvenzantrag für die AG und die SER SoftTech GmbH.

Bei dem Käufer des US-Geschäfts handelt es sich um die US-Gesellschaft KES Acquisitions, an die der frühere, für das US-Geschäft zuständige SER Systems-Vorstand Carl Mergele beteiligt ist. Mit dem Banken-Poolvertrag hatte SER Systems Ende Januar 2002 die Fortführung der Geschäftstätigkeit gesichert.

Um die Bankverbindlichkeiten zu tilgen, hat SER sich dazu verpflichtet, weitere Vermögensgegenstände zu verkaufen. Mit dem Verkauf des US-Geschäfts sollten eine tragfähige neue Vereinbarung mit den kreditgebenden Banken erreicht und Altverbindlichkeiten abgebaut werden.

Aktionärsvertreter hatten den Verkauf des US-Geschäfts kritisiert. Er sei entgegen einer Einstweiligen Verfügung und zu einem nicht adäquaten Preis erfolgt, hatte die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) kritisiert.

Auch die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) kritisierte den Verkauf durch den damaligen Vorstandschef Gert Reinhardt. Zum Zeitpunkt des Verkaufs der US-Aktivitäten am 12. Juni habe eine Einstweilige Verfügung noch gar nicht existiert, wies SER-Sprecherin Bärbel Heuser-Roth am Dienstag die Vorwürfe zurück. KES sei zudem der einzige Interessent für den Kauf gewesen und SER Systems habe das Geld zur Liquiditätssicherung gebraucht. Deswegen sei der Vorwurf, keinen adäquaten Kaufpreis erzielt zu haben, ungerechtfertigt. Den Verkaufserlös bezifferte Heuser-Roth mit 20 Millionen Dollar.

Die SdK teilte mit, nach ihrer Erkenntnis hätten die übertragenen Vermögensgegenstände mindestens einen Wert von 67 Millionen Euro. Ursprünglich wollte SER die Tochterfirmen in Deutschland und Österreich vollständig an das jeweilige Management verkaufen (Management-Buy-Out, MBO), die US-Aktivitäten sollten zu 85 Prozent veräußert werden.

Diese Vorschläge waren von der Hauptversammlung zwar genehmigt, dann aber vom Landgericht Koblenz wegen anhängiger Anfechtungsklagen untersagt worden. Die MBOs scheiterten wegen der Ungewissheit und SER entschloss sich, die AG allein mit den deutsch-österreichischen Töchter fortzuführen.


HANDELSBLATT, Donnerstag, 04. Juli 2002, 12:58 Uhr

chinaman - Freitag, 5. Juli 2002 - 11:35
05.07.2002 - 09:54 Uhr

SER-Insolvenz: „Die Aktionäre sind mir völlig egal“

Die SER Systems AG hat gestern Insolvenz beantragt. Aber es gibt nicht nur Verlierer bei der Pleite von Deutschlands fünftgrößtem Software-Hersteller. Das Management wollte sich vor dem Aus billig die besten Konzernteile sichern – und hatte damit teilweise Erfolg. Zu Lasten der Aktionäre.

NEUSTADT/WIED. Das Ende kam gestern um 11.03 Uhr: „SER Systems AG beantragt Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.“ In knappen Worten macht Deutschlands fünftgrößter Softwarehersteller per Adhoc-Mitteilung sein Scheitern publik: Die Kredit gebenden Banken hätten „am 2.7.2002 den bestehenden Poolvertrag gekündigt. Zugleich hat eine der Poolbanken ihre Kreditlinien mit Wirkung zum 15.7.2002 gekündigt.“

Schon seit Mitte Juni hat SER-Vorstandschef Kurt-Werner Sikora Wirtschaftsprüfer der Kanzlei Haarmann, Hemmelrath & Partner im Haus. Sie sollen klären, ob das Unternehmen aus Neustadt/Wied Insolvenz anmelden muss. Sikora und den 320 Mitarbeitern der SER bleibt nur noch eine Hoffnung: eine Anzahlung von zehn Millionen Dollar für den am 12. Juni abgewickelten Verkauf der amerikanischen SER-Gesellschaften. Mutter und ehemalige Tochter bombardieren sich seit Tagen mit Briefen, Faxen und E-Mails. Sikoras Anwälte drohen damit, den Verkauf rückgängig zu machen, wenn nicht bald Geld aus Amerika eintrifft.

Sein Gegenüber auf der US-Seite, Carl Mergele, bietet auch wiederholt an, über eine vorzeitige Zahlung zu reden. Eine Einigung aber gibt es nicht – und Geld auch nicht. Im Gegenteil: Mergele schickt eine Kriegserklärung in den Westerwald. Seine Gesellschaft KES Acquisitions verklagt SER wegen geschäftsschädigenden Verhaltens auf 60 Millionen Dollar Schadensersatz.

Der Hersteller von Software für Datenmanagement, im April vom Neuen in den Geregelten Markt gewechselt, ist nicht der erste gestrauchelte Star aus den Zeiten der Börseneuphorie. Erfundene Umsätze bei Comroad, erfundene Forderungen bei Phenomedia und Ceyoniq, Luftaufträge bei Metabox und Infomatec: und jetzt SER, ein Konzern, bei dem Bundeskanzler Gerhard Schröder schon mal persönlich seine Glückwünsche zur Eröffnung der Firmenzentrale überbrachte.

Die Pfälzer bereichern die Geschichte des Neuen Marktes offenbar um eine neue Skandalvariante. Die Vorwürfe in Kurzform: Verschiedene Top-Manager des Unternehmens, darunter der ehemalige Vorstandschef und Unternehmensgründer Gert Reinhardt, Ex-Vorstand Carl Mergele und der aktuelle SER-Chef Sikora, hätten versucht, sich vor der Pleite die besten Unternehmensteile billig zu sichern, wettert die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK). Das sei ihnen teilweise auch gelungen. „Dass sich ein Mehrheitsaktionär wie Reinhardt so ungeniert bedient, haben wir noch nicht erlebt“, sagt der SdK-Vorsitzende Klaus Schneider. SdK-Anwalt Clemens Jobe spricht gar von „erheblicher krimineller Energie“. Die Staatsanwaltschaft will den Fall bislang nicht kommentieren.

Reinhardt, der im Moment nicht auffindbar ist, Mergele und Sikora wehren sich in eidesstattlichen Versicherungen gegen die Vorwürfe. Sikora erklärt, nach seiner Kenntnis werde bei der Umstrukturierung der SER „keine der beteiligten Personen oder Gesellschaften in sachwidriger Weise bevorzugt“. Und Mergele sagt dem Handelsblatt, er habe die SER Systems Inc. für „einen fairen Preis“ gekauft: „Es gab niemanden, der mehr bezahlt hätte.“

Die Drei sind die Schlüsselfiguren in einem hochkomplexen Spiel, das bereits Ende 2001 begann: Im Herbst kündigen die Raiffeisenbank Asbach-Neustadt sowie die Sparkasse Neuwied dem angeschlagenen Softwareunternehmen die Kredite. Andere Banken folgen. Insgesamt geht es um 35 Millionen Euro. Geld, das SER nicht hat, zumal das Unternehmen Lieferanten, Leasinggesellschaften und Finanzamt weitere rund 20 Millionen Euro schuldet.

Ende des Jahres kontaktiert SER-Chef Reinhardt Berater und Investmentbanker, unter anderem die IPO Partner-Consult AG im hessischen Schlangenbad. „Ich will weg. Ich will nach Amerika“, habe Reinhardt ihm eröffnet, erzählt IPO-Vorstand Reinhold Kaiser. Der war – damals noch bei der DG Bank – schon am Börsengang der SER 1997 beteiligt. „Reinhardt wollte die SER aushöhlen. Unter dem Dach der SER Systems Inc. in den USA sollte die Gesellschaft neu aufgebaut und dann an die Nasdaq gebracht werden.“ Auf die Frage, was mit den Kleinaktionären passieren solle, habe Reinhardt geantwortet, „die sind mir völlig egal. Neues Spiel, neues Glück.“

Als die Verhandlungen mit möglichen Investoren scheitern, ändert Reinhardt den Plan. Ende Februar 2002 kündigt der SER-Vorstand an, Tochtergesellschaften in Deutschland, Österreich und den USA „nach sorgfältiger Prüfung“ abzustoßen. Nur dann sicherten die Banken die Weiterführung des Geschäfts zu. Das Management soll den größten Teil der klammen Gesellschaft selbst übernehmen. Reinhardt will sich – so bestätigt es auch US-Chef Mergele – an der SER Systems Inc. beteiligen. Die deutschen SER-Töchter sollen an eine Gruppe unter Führung des heutigen Vorstandschefs Sikora gehen. Den Aktionären bleiben die Verbindlichkeiten – und sonst nicht viel mehr als die Firmenzentrale. Der Vertrag über das Management-Buyout (MBO) USA wird am 8. März unterzeichnet und soll in Kraft treten, sobald eine außerordentliche Hauptversammlung zustimmt.

Am 25. April im Kölner Hotel Maritim finden die Aktionäre auf ihren Plätzen eine dicke Akte: 380 Seiten, auf denen ihnen die MBOs erklärt und schmackhaft gemacht werden sollen. 380 Seiten, die sie lesen und verstehen müssen, ehe über den Ausverkauf abgestimmt wird. Reinhardt beschwört die Aktionäre, der Verkauf an die Manager sei die einzige Chance, die SER Systems AG zu retten. Ein Verkauf an andere Investoren sei nicht mehr versucht worden, weil die Wahrscheinlichkeit, kurzfristig bessere Angebote zu bekommen, „als sehr niedrig eingeschätzt werden musste“.

Er verschweigt allerdings, dass er am 13. März im Renaissance Hotel Zürich mit dem Management der schweizerischen Quino Flagship AG über einen Verkauf der SER-Sparte Domea verhandelte. Die Schweizer bieten vorbehaltlich einer Due-Diligence-Prüfung „bis zu fünf Millionen Euro“.

Auch sonst verschweigt Reinhardt den Aktionären einiges: Einen vollständigen Geschäftsbericht für 2001 legt er nicht vor. Sie belassen es bei ein paar bedrückenden Basiszahlen: Umsatz 149 Mill. Euro, Verlust 163 Mill. Euro. Grund für das Minus sind vor allem hohe Abschreibungen auf Unternehmenskäufe der Vorjahre. Reinhardt kann keinen Jahresabschluss vorlegen – zumindest keinen testierten. Die Wirtschaftsprüfer von Ernst &Young verweigern das Testat, der SER-Aufsichtsrat daraufhin die Unterschrift unter den Abschluss. Die Prüfer erläutern, der Abschluss sei „unzulässigerweise unter der Annahme des Fortbestandes der Gesellschaft aufgestellt worden, obwohl sich gemäß der vom Vorstand am 19.3.2002 vorgelegten Liquiditätsplanung für den Zeitraum bis zum 31.12.2002 eine Unterdeckung von rund 4,5 Mill. Euro ergeben wird.“ Im Klartext: Die Wirtschaftsprüfer zweifeln die Überlebensfähigkeit von SER an.

Reinhardt, Sikora und die anderen SER-Manager wollen das Unternehmen zu Bedingungen retten, die Aktionärsschützer Schneider für abenteuerlich hält: „Das sollte voll zu Lasten der bestehenden AG und der Aktionäre gehen.“ Tatsächlich erhält Carl Mergeles KES einen üppigen Preisnachlass: Die SER AG verzichtet auf eine Netto-Forderung von 45 Mill. Dollar gegen die US-Tochter. „Ganz klar eine versteckte Kaufpreisreduzierung“, kommentiert ein mit den Zahlen vertrauter Wirtschaftsprüfer. Zwölf Stunden diskutieren die Aktionäre hitzig mit Vorstand und Aufsichtsratschef Paule. Dann stimmt die Hauptversammlung mit sozialistischer Mehrheit zu.

Was folgt, sind Gerichtsverfahren. Das Landgericht Koblenz erlässt am 4. und 13. Juni zwei von der SdK beantragte einstweilige Verfügungen, die es der SER AG bis zum Ende des Hauptverfahrens verbieten, die Hauptversammlungsbeschlüsse umzusetzen. Schon vorher hat Mergele eine einstweilige Verfügung des Eastern District Court of Virginia präsentiert. Das Gericht ordnet an, SER müsse den Verkaufsvertrag mit KES unverzüglich erfüllen.

In der Folge bricht die Allianz aus deutschem und amerikanischem Management auseinander: Aus den Kollegen Sikora und Mergele werden Feinde, die sich nur noch über Anwälte verständigen. „Ich muss mich zuerst um meine Gesellschaft und meine Mitarbeiter kümmern“, wird Mergele die Pleite in Deutschland später kommentieren. „Ob die SER AG Insolvenz beantragt oder nicht, ist mir völlig egal.“ Während Sikora seine Pläne für einen deutschen Management-Buyout vorerst begraben muss, setzt sich der Amerikaner durch. Sein Ex-Chef Reinhardt zieht sich Ende Juni aus der SER AG zurück. Auch am Management-Buyout in den USA sei der Unternehmensgründer – entgegen vielen Spekulationen – nicht beteiligt, sagt Mergele.

Zunächst aber arbeitet Reinhardt dem US-Manager noch zu. So schreibt er in einer Vorstandsvorlage für den Aufsichtsrat am 3. Juni, der Vorstand erwäge, die US-Aktivitäten auch ohne Zustimmung der Hauptversammlung zu verkaufen, „da die Zeit hierfür nicht mehr vorhanden ist“.

Tatsächlich wird der Vertrag am 12. Juni unterschrieben. Acht Tage nach der ersten einstweiligen Verfügung des Landgerichts Koblenz – und genau einen Tag vor der zweiten. Mergeles Firma KES soll 20 Mill. Dollar bezahlen – aber erst ab dem 30. November. Viel zu spät, als dass diese Summe die bedrohte SER AGnoch retten könnte. Viel zu billig, wettert die SdK zudem. Die von der KES gekauften Gesellschaften seien mindestens 60 Mill. Dollar wert. „Wenn jemand so viel bezahlt hätte, wäre ich ja nicht zum Zug gekommen“, hält Mergele dagegen.

Offenbar gibt es aber doch Firmen, die hübsche Beträge für SER-Technologie bezahlen würden. Bereits am 7. Mai unterzeichnet Mergele für KES eine Absichtserklärung über den Verkauf der amerikanischen SER-Sparte Macrosoft. Die US-Softwarefirma Open Solutions bietet dafür 13 Mill. Dollar. Der Verkauf scheitert später. Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre und auch Sikora wollen das gesamte Geschäft mit Mergele rückgängig machen. Die SdK, weil der Verkauf gegen die einstweilige Verfügung verstoße; Sikora, weil er und der Aufsichtsrat angeblich nichts über das späte Zahlungsziel gewusst hätten – ein Vorwurf, den Mergele dementiert.

Sein zunächst zu kurz gekommener Rivale Sikora plant derweil offenbar bereits einen neuen Coup. In Bankenkreisen heißt es, er bemühe sich darum, die noch nicht insolvente Tochter SER Solutions GmbH und damit das deutsche und österreichische Geschäft zu übernehmen: So würde ihn die Insolvenz doch noch ans Ziel bringen.

Von M.FREITAG und J.HOFMANN, Handelsblatt

Diskussionsforum der stw-boerse: Deutsche Nebenwerte: SER Systeme
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