Diskussionsforum der stw-boerse: Deutsche Nebenwerte: Comroad
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Archivierte Beiträge bis 12. Juni 2001 20    10.4. - 11:13

chinaman - Mittwoch, 20. Februar 2002 - 13:30
Die Wirtschaftprüfungsgesellschaft KPMG hat ihr Mandat bei der ComROAD niedergelegt. Ein KPMG-Sprecher sagte am Mittwoch ohne nähere Begründung: „Es bestehen begründete Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit von ComROAD."

Zuvor war die Aktie von ComROAD vom Handel ausgesetzt worden. Das Unternehmen wollte sich dazu nicht äußern und verweist auf die entsprechende Ad-hoc-Meldung. Dort heißt es: „Die KPMG hat das Mandant als Abschlussprüfer der ComROAD AG aus wichtigem Grunde mit sofortiger Wirkung gekündigt. Aus diesem Anlass findet heute eine gemeinsame Sitzung von Vorstand und Aufsichtsrat der ComROAD AG sowie Vertretern der KPMG statt, um Sachverhalte aufzuklären und das weitere Vorgehen festzulegen."

Autor: Klaus Singer (© wallstreet:online AG),12:55 20.02.2002

chinaman - Donnerstag, 21. Februar 2002 - 11:15
Manchmal gibt es am Neuen Markt Wunder, meistens nicht. Auch die Anleger, die gestern auf ihren ComROAD-Titeln festsaßen, weil der Handel ausgesetzt war, sahen sich durch das, was das Unternehmen an Ad-hoc-Mitteilung schließlich gestern Abend zustande brachte, enttäuscht.

Es habe eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung zusammen mit dem Vorstand sowie zeitweise mit drei Wirtschaftsprüfern der KPMG stattgefunden. Die Prüfer der KPMG hätten die Gründe für die gestrige Niederlegung des Mandats erläutert. Der Aufsichtsrat habe hierzu beschlossen, eine Sonderprüfung durch eine renommierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Auftrag zu geben und bei Gericht die Bestellung einer neuen Jahresabschluss-Prüfungsgesellschaft zu beantragen.

Mehr nicht. Und genau das Schweigen zu den Inhalten lässt auch letzte Hoffnungen schwinden. Wenn tatsächlich alles mit rechten Dingen zuginge, dann wäre es ja wohl das Mindeste gewesen, die Verdachtsmomente der KPMG inhaltlich zurückzuweisen. Dies ist nicht geschehen, und das spricht Bände. Gezielte Nachfragen nach einer zusätzlichen Stellungnahme beim Verantwortlichen für Investor Relations liefen ebenfalls ins Leere.

Dem Vernehmen nach habe die KPMG festgestellt, dass ein Partnerunternehmen von ComROAD in Hongkong unter den angegebenen Daten nicht existiert. Die FAZ meldet heute, hier handele es sich um die Global Telematic Services, die auch Partner von Hutchison Whampoa ist. Darüber hinaus scheint auch die spanische IDEA-Lab von der Bildfläche verschwunden. Im Vorfeld der Kapitalerhöhung im Spätjahr 2000 meldete Comroad, mit IDEA-Lab und der slowakischen Skamp S.R.O. zwei weitere strategische Partner als Betreiber von Telematik-Service-GTTS-Zentralen gewonnen zu haben. Für die nächsten drei Kalenderjahre belaufe sich das mit beiden vereinbarte Vertragsvolumen auf mehr als 100 Mio. Mark. Zudem wird von der Prior-Börse vermutet, dass Skamp mit der jetzt in Konkurs gegangenen englischen Skynet verbandelt ist.

Die Mandats-Niederlegung einer Prüfgesellschaft ist ein gravierender Schritt. Gemäß der gesetzlichen Vorschriften sind dazu wichtige Gründe erforderlich - einige fehlende Quittungen reichen dazu nicht aus. Wie das Unternehmen selbst berichtete, habe die KPMG Unterlagen angefordert, die ComROAD beizubringen versprach. Die Wirtschaftsprüfer wollten das offenbar aber nicht abwarten. Das bedeutet wohl, dass sie darüber hinaus erhebliche Verdachtsmomente zusammengetragen hatten, die die fraglichen Dokumente für sie irrelevant werden ließen.

Der aktuelle Kurs von 1,65 Euro liegt unter dem auf die einzelne Aktie umgelegten Cash-Bestand, wie er am 30. September in der Bilanz ausgewiesen wurde. Packt man zu den damals angegebenen 39,4 Mio. Euro die Finanzanlagen in Höhe von 19,4 Mio. Euro hinzu, ergäbe sich ein Wert von 2,92 Euro je Anteilschein. Das wäre mindestens durch die Abschreibung auf die mittlerweile bankrotte englische Beteiligung und den zwischenzeitlichen Cash-Verbrauch zu korrigieren. Somit ergäbe sich ein Wert von rund 2,20 Euro. Immer vorausgesetzt, die Bilanzzahlen entsprechen der Realität. Dieser Kurs könnte erst einmal kurzfristiges Zocker-Ziel sein. Danach dann Null?

Am kommenden Montag sollten zusammen mit der vorläufigen Bilanz 2001 auch erste Unterlagen zu den Partnern vorgelegt werden. Man darf gespannt sein.

Autor: Klaus Singer (© wallstreet:online AG),10:52 21.02.2002

chinaman - Mittwoch, 10. April 2002 - 11:12
ComROAD: Schlimmer geht’s immer

Die nächste Pleite am Neuen Markt in Sicht

Das übertrifft selbst die schlimmsten Albträume: Lediglich 1,4 Prozent der Mitte Januar von ComROAD ad hoc gemeldeten Umsätze für 2001 sind wirklich getätigt worden. Der Rest ist heiße Luft. Schon ist vom größten Betrug aller Zeiten die Rede. Das ist zweifellos übertrieben. Aber es setzt einen neuen Höhepunkt in der von Skandalen geschüttelten Geschichte des Neuen Marktes.


In einem Sonderbericht hat die Rödl & Partner GmbH ermittelt, dass angebliche Vertragspartner entweder gar nicht oder zumindest im Prüfungszeitraum 2001 nicht mehr existierten. Insbesondere hat die Gesellschaft im vergangenen Jahr 90,3 Mio. Euro ihrer Umsätze in Höhe von 93,6 Mio. Euro über die VT Electronics Ltd., Hong Kong, abgewickelt. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hat keine Nachweise darüber finden können, dass in 2001 tatsächlich Geschäfte mit VT Electronics getätigt wurden. Auch Hinweise darauf, dass diese Gesellschaft zu irgendeinem Zeitpunkt existierte, konnten nicht erbracht werden.

Daneben wurden den GTTS-Partnern direkt 3,2 Mio. Euro in Rechnung gestellt. Die übrigen Umsätze betreffen Geschäfte in Deutschland in Höhe von rund 0,1 Mio. Euro.

Umsätze in Höhe von 67,1 Mio. Euro wurden nach den Untersuchungen definitiv nicht erbracht. Weitere Geschäfte über insgesamt 25,1 Mio. Euro konnten wegen fehlender, bzw. nicht nachgewiesener Ansprechpartner nicht nachgewiesen werden. Es verbleiben damit bestätigte Umsätze mit GTTS Partnern über lediglich 1,3 Mio. Euro.

ComROAD vermutet nun, dass Scheinrechnungen erstellt und Eingangsrechnungen fingiert wurden, die als Umsatz, Wareneinsatz bzw. geleistete Anzahlungen im Jahresabschluss 2001 ausgewiesen wurden. Weiter wurde festgestellt, dass eingegangene Beteiligungen, ausgereichte Darlehen und Bürgschaften teils unter Außerachtlassung des Vorsichtsprinzips nicht oder nicht ausreichend besichert wurden. Wegen der schlechten Entwicklung einzelner Beteiligungsgesellschaften bis hin zur Insolvenz rechnet man nun mit hohem Wertberichtigungsbedarf. Außerdem könnten sich aus Verträgen und Bürgschaften zukünftig weitere finanzielle Verpflichtungen ergeben.

Die Gesellschaft teilt weiter mit, dass die Ehefrau des abberufenen und seit Ostern in Untersuchungs-Haft sitzenden Vorstandsvorsitzenden Bodo Schnabel aus dem Aufsichtsrat abberufen wird. Das Ehepaar Schnabel, die Hauptaktionäre, haben eine außerordentliche Hauptversammlung beantragt. Schnabel war nach seiner Entlassung noch als „Berater" für das Unternehmen tätig und hatte im Umfeld der CeBIT getönt, er werde bald zurückkehren.

Die bisherigen Ermittlungen der Münchener Staatsanwaltschaft laufen auf das gleiche hinaus: Oberstaatsanwalt Michael Rogger sagte der Nachrichtenagentur Reuters, den angeblichen ComROAD-Hauptgeschäftspartner VT Electronics habe es nicht gegeben. Gegen Schnabel ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen mehrfachen Kursbetruges.

Comroad sieht sich schon seit Monaten dem Vorwurf ausgesetzt, Partner in Asien erfunden und einen auf falschen Zahlen beruhenden, von der KPMG testierten Jahresabschluss 2000 vorgelegt zu haben. Im Februar hatten die Prüfer ihr Mandat fristlos niedergelegt. Der Jahresabschluss 2001 soll durch die WPAG Allgemeine Revisions- und Treuhand-Gesellschaft erstellt werden.

Dem Skandal-Unternehmen droht außerdem ein Delisting, nachdem die Deutsche Börse eine von ComROAD beantragte Fristverlängerung für die Vorlage des Jahresabschlusses 2001 abgelehnt hat.

Die Gesellschaft spricht in ihrer heutigen Mitteilung von einer zügigen Restrukturierung, um den Geschäftsbetrieb weiter zu führen. Nach Lage der Dinge scheint jedoch eher das nahe Ende des Unternehmens in Sicht. Abgesehen von allem, noch heranrollenden Ungemach hat sich das Geschäftsmodell selbst als nicht tragfähig erwiesen. Sonst hätte man keine Umsätze erfinden müssen.


w:o Autor: Klaus Singer, 11:06 10.04.02

chinaman - Dienstag, 23. April 2002 - 13:15
23.04 13:02/*vwd DGAP-Ad hoc: ComROAD AG <DE0005449409> deutsch

ComROAD AG

Ad-hoc-Mitteilung verarbeitet und übermittelt durch die DGAP.
Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent verantwortlich.
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Zwischenergebnis anlässlich der Sonderprüfung für die Geschäftsjahre 1998 bis
2000

Unterschleißheim, 23. April 2002

Die vom Aufsichtsrat der ComROAD AG mit der Sonderprüfung betraute
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rödl & Partner hat hinsichtlich der Umsätze der
ComROAD AG über VT Electronics Ltd., Hongkong, in den Geschäftsjahren 1998 bis
2000 folgendes vorläufiges Zwischenergebnis vorgelegt:

Im Geschäftsjahr 1998 wurden von den im Jahresabschluss zum 31.12.1998
ausgewiesenen Umsätzen in Höhe von TDM 4.567 nach den Erkenntnissen von Rödl &
Partner TDM 2.860 (63%) über VT Electronics Ltd. abgewickelt. Im Geschäftsjahr
1999 wurden von den im Jahresabschluss zum 31.12.1999 ausgewiesenen Umsätzen in
Höhe von TDM 20.019 laut Bericht 17.180 (86%) über VT Electronics abgewickelt.
Im Geschäftsjahr 2000 wurden von den im Jahresabschluss zum 31.12.2000
ausgewiesenen Umsätzen in Höhe von TDM 85.803 nach den derzeitigen Erkenntnissen
von Rödl & Partner TDM 83.264 (97%) über VT Electronics Ltd. abgewickelt.

Rödl & Partner weisen darauf hin, dass auch für diese Jahre keine Anhaltspunkte gefunden werden konnten, dass tatsächlich Geschäfte mit dieser Firma ausgeführt wurden und diese Gesellschaft zu irgendeinem Zeitpunkt existierte.

Ende der Ad-hoc-Mitteilung (c)DGAP 23.04.2002
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WKN: 544940; ISIN: DE0005449409; Index:
Notiert: Geregelter Markt Frankfurt; Freiverkehr in Berlin, Bremen, Düsseldorf,
Hamburg, Hannover, München und Stuttgart

chinaman - Mittwoch, 24. April 2002 - 05:26
45 Unternehmen betroffen


KPMG wiederholt Prüfungen


Die wegen mehrerer Bilanzskandale unter Druck geratene Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG stellt von ihr selbst geprüfte Jahresabschlüsse in Frage. Sie will daher einen Teil ihrer Mandanten erneut kontrollieren.

jkn/lü/hof DÜSSELDORF. „Wir werden sämtliche von uns testierten Abschlüsse am Neuen Markt noch einmal überprüfen“, sagte Harald Wiedmann, Vorstandssprecher von KPMG Deutschland, dem Handelsblatt.

Damit würde etwa jedes siebte Unternehmen am Wachstumssegment rückwirkend genauer unter die Lupe genommen. Insgesamt prüft KPMG rund 45 Unternehmen am Neuen Markt. Die größte deutsche Wirtschaftsprüfungsgesellschaft reagiert damit auf wachsende Kritik an ihrer Arbeit. Vor allem beim Skandal um den Telematik-Anbieter Comroad wird KPMG vorgeworfen, falsche Bilanzen testiert zu haben. KPMG hatte im Februar dieses Jahres das Mandat bei Comroad niedergelegt und das Testat für 2001 verweigert.

Gestern teilte Comroad allerdings mit, dass auch die Umsätze in den Bilanzen der Jahre 1998 bis 2000 zu einem großen Teil nur auf dem Papier existieren. KPMG-Chef Wiedmann kündigte daraufhin an, die Testate der entsprechenden Abschlüsse zu widerrufen. Die Comroad AG, die 1999 an die Börse gegangen ist, hatte Jahr für Jahr hohe Umsatzanteile aus Geschäften mit der Hongkonger VT Electronics verbucht. Eine Sonderprüfung hat ergeben, dass diese Firma wohl nie existiert hat.

Quelle: Handelsblatt


HANDELSBLATT, Dienstag, 23. April 2002, 19:02 Uhr

stephan - Donnerstag, 21. November 2002 - 19:26
ComROAD-Gründer Schnabel zu sieben Jahren Haft verurteilt

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,223855,00.html

stw - Freitag, 22. November 2002 - 14:58
Ein schönes Schlusswort zu diesem Thread...

;-) stw

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