Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Strategie Al Sting: Archivierte Beiträge bis 17. November 2020
levdul1 - Dienstag, 10. März 2020 - 14:17
Ja, es hat wirklich tüchtig gerappelt. Bei so einer Geschwindigkeit kann man auch kaum reagieren.

Ich hatte glücklicherweise einige Reverse Bonus-Zertifikate laufen, weil vor dem Einbruch die Märkte stark überkauft waren. Nach deren Verkauf stand einiges an Cash zur Verfügung, welche ich auch schon punktuell re-investiert habe.

Da niemand weiss, wohin die Reise ab jetzt geht, heisst es die Balance zu halten zwischen einem Cashpolster, welches beruhigt und dem Ergreifen von wirklich hervorragenden Chancen. Ein Weltmarktführer wie die BASF wird mittlerweile bei Buchwert gehandelt. Andere Giganten der Industrie wie Daimler, BMW und Lufthansa werden weit unter Buchwert gehandelt. Sicherlich werden die Finanzergebnisse dieses Jahr schrecklich aussehen. Aber das Leben wird auch nach Corona weiter gehen. Und deshalb kaufe ich schon wieder selektiv zu.

al_sting - Dienstag, 24. März 2020 - 16:57
Levduls schrieb gerade:
"Ich nutze die Krise auch ein wenig um mein Depot umzugestalten. Aktien, von denen ich nicht 100 % überzeugt bin, fliegen raus. Dabei realisiere ich auch bewußt Verluste, um die mit schon aufgelaufenen Gewinnen gegen rechnen zu können.

Am liebsten wäre es mir, wenn ich mich nach der Krise kaum noch um mein Depot kümmern müsste."

Ein guter Anlass, mal systematisch durch mein mächtig zerrupftes Depot zu schauen:
- Amaysim Australia (-70%)
Ist mächtig unter die Räder geraten. Hat im letzten Jahr immerhin wieder eine schwarze Null geschrieben.
Telefon- und Energieverträge werden nach wie vor gebraucht, gerade im Lockdown-Modus. Daher sehe ich keinen Grund zu einer Trennung, auch wenn ich dem "schlechten" verlorenen Geld kein gutes mehr hinterherwerfen werde, also keine Aufstockung mehr.

- BMW Stämme (-50%)
Porsche (-40%)
Gerade in der Corona-Krise wurde mir wieder bewusst, wie wichtig ein eigenes Auto ist, wenn man den ÖPNV meiden will. Auch steigt der Autobesitz je Einwohner in unserem Land weiterhin stetig.
Mein grundlegendes Urteil zu Autowerten hat sich nicht geändert, die werden benötigt. Also halten und abwarten.

Salzgutter AG (-40%)
Gleiche Einschätzung wie bei den Autowerten. Salzgitter geht nicht ein. Gegen eine Aufstockung sprach nur die hohe Ballung von Stahl und Auto.

- Cegedim (-25%)
IT-Konzern für das Custumer-Relation-Management in der Gesundheitsbranche, da wundert mich sogar der deutliche Rückschlag in der Krise. Der Turn Around geht langsam, aber m.E. stetig voran. Eher Aufstockung als Verkauf.

IMC (-35%)
MHP (-40%)
Der Einbruch für die ukrainischen Agrarkonzerne hat mich echt überrascht, so ganz verstehe ich ihn nicht. Ein unerwartetes Problem: Der Ukraine geht es zunehmend besser, die Währung wertet auf - und das schneidet bei den europäischen Nahrungsexporten in die Marge.
Wie auch immer: Lebensmittel sind unverzichtbar. Halten.

IVU Traffic (-17%): Hat sich vergleichsweise gut gehalten. Und Verkehrstechnik wird wachsen. Bin unverändert positiv eingestellt.

Mutui Online (40% zum Höchststand): Mutui sitzt im Epizentrum der europäischen Corona-Epidemie. Aber IT ist nach wie vor gefragt, mit dem Lockdown eher noch mehr als zuvor. Nachkauf scheitert nur an dem bereits starken Bestand, privat habe ich zugekauft.

Svenska Handelsbanken (-35%)
Bekam schon davor einiges auf die Mütze, hat sich jetzt vergleichsweise gut gehalten. Das Geschäftsmodell mit starken und entscheidungsfreudigen Einzelfilialen gerät durch den Online-Trend unter Druck, aber ich traue Ihnen eine Adaption an diese Zeiten zu. Die Corona-Krise sollte nicht primär gegen Banken gehen. Ist trotzdem auf Bewährung.

Tesla-Put (+75%)
Soll verkauft werden, wenn auch in den USA "die Nacht am Dunkelsten ist" und das Erschrecken am Größten. So weit sind wir aber noch nicht.

- Trilogiq:
Die neuesten Zahlen und der Kursrückschlag haben mir geradezu begeistert.

- Weng Fine Arts (-40%)
Ich sehe keinen Grund, mich jetzt schon zu trennen. Die Stärke der Rückschläge überrascht mich.

- Wikifolio Katjuscha
Respekt, hat gegenüber dem Höchststand nur 20% verloren! Muss man erst einmal schaffen. Bleibt als Benchmark im Depot.

Fazit: Tesla soll verkauft werden, Svenska Handelsbanken ist auf Bewährung. Der Rest gefällt mir auch für die längere Sicht. Ich kann damit gut schlafen.

al_sting - Mittwoch, 1. April 2020 - 07:34
Quartalsabrechnung Q1/2020
Depot -26,8%
versus DAX -25,9%
Outperformance zum DAX (also Depot/DAX): -1,2%

Die Corona-Krise hat mein Depot anständig zerrissen. Ich habe sie im Vorfeld auch komplett unterschätzt.
Symptomatisch dafür zwei Details:
- Im Januar habe ich, erstmals seit langer Zeit, meine virtuelle Cashreserve komplett aufgelöst, weil ich Chancen und wenige Risiken sah.
- Ich habe lange strikt vor Fluggesellschaften gewarnt, weil diese beispielsweise in einer Pandemie in unkalkulierbare Risiken fliegen. Und dann bin ich im letzten Jahr bei Lufthansa eingestiegen und habe sie erst nach Kurshalbierung wieder verkauft.
Mein langjähriger Vorsatz, das Depot krisenfest zu machen, ging komplett in die Binsen, die Unterschiede zur DAX-Performance sind minimal, und das sogar im Negativen.

Das liegt auch daran, dass ich im Vorfeld von Corona herzlich wenig Zeit für das Depot hatte. Eine neue Arbeitsstelle forderte meine Konzentration und Zeit. Ich bin dafür extrem dankbar, denn dank dieser neuen Arbeitsstelle ist mein Lebensunterhalt von Corona nicht akut bedroht, anders es bei meiner vorherigen Tätigkeit der Fall gewesen wäre.
Zudem habe ich das Glück, dass in meinem Privatdepot der Tesla-Put als Depotabsicherung deutlich stärker gewichtet war, ich also eh weniger Handlungsbedarf sah und es mein Privatdepot nur halb so sehr zerriss.

Ich habe mich als (späte) Reaktion auf Corona von Lufthansa, Bains de Mer de Monaco und Svenska handelsbanken getrennt und jeweils kleinere bis ganz heftige Verluste akzeptiert. Der Luftverkehr ist so stark unterbrochen, dass die ganze Branche am Rande des Konkurses steht und mich auch Vertaatlichungen nicht wundern würden.
Monaccos Geschäftsmodell ist Tourismus und Zweitwohnsitz für Wohlhabendee – aber jeglicher Tourismus ist derzeit unterbrochen und hat es schwer. Da habe ich einen Verlust von nur 15% gerne akzeptiert.
Ähnlich sieht es bei Svenska Handelsbanken aus. Das Geschäftsmodell der starken Filialbanken war durch die Digitalisierung eh unter Bewährungsprobe, und jetzt kommt das Risiko steigender Kreditausfälle durch die Corona-Rezession dazu – unter Verlust verkauft zur Risikominderung.

Bei den anderen Werten habe ich die 30%-Hopp-oder Topp-Regel aufgehoben.
Ich bin meine Depotwerte bereits vor einer Woche systematisch durchgegangen und will fast alle halten, aber angesichts meiner geringen Cashreserven mehrheitlich eben nicht aufstocken.

Die durch die Verkäufe entstandenen Cashreserven von 10% = 2 Positionen habe ch vorerst in Xetra-Gold gesteckt. Sollte die Verunsicherung weitergehen, könnte eine virtuelle Goldposition als ganz kleine Depotabsicherung funktionieren. Wie es sich aber für eine virtuelle Cashreserve gehört, kann diese auch morgen schon wieder aufgelöst werden. Gedanklich zähle ich auch den Tesla-Put zur Cashreserve, soll dieser doch auch gerade in börsenschwachen Zeiten verkauft und der Erlös in günstige Aktien gesteckt werden. Ich rechne also in Brutto mit 20% verfügbarer Kaufkraft, tendenziel sinkend durch Einkäufe.

Das ist relativ wenig, ich fahre auch durch die Krise weitestgehend voll investiert.

Ausblick: Meine These, dass in dieser Woche in den USA der zweite Schock einsetzt und die Börsen drückt, ist bislang nicht aufgegangen. So viel zu meiner Prognosestärke.

Die Pandemie wird die Realwirtschaft hart treffen, die Auswirkungen sind für mich noch nicht wirklich abschätzbar. So gesehen fliege ich gerade blind.

Tendenziell werde ich meinen Investitionsgrad (long) eher weiter steigern. Angesichts der niedrigen Cashposition habe ich nicht viele Schüsse und daher auch keinen Kaufdruck.

levdul1 - Mittwoch, 1. April 2020 - 11:07
Sehr schöne, auch selbst-kritische Analyse. Corona hatte wohl niemand auf dem Schirm. Vor allem, dass die Politik erst gar nicht und dann mit einer wirtschaftlichen Narkose reagiert.
Dass die Aktienmärkte zum Anfang des Jahres überreizt waren, hatten wir hier aber ausreichend diskutiert. Spätestens im Februar hat der Markt nach einer Korrektur geschrien.

Die zweite Schwächephase könnte diese Woche beginnen. Die Zahl der Infizierten steigt in den USA, aber auch in Grossbritannien und der Türkei weiter stark an. Auch in den Ländern mit Ausgangsbeschränkungen in Europa kommt der Trendwechsel nur sehr langsam. Das heisst, die Wirtschaft wird nach Ostern wenn dann nur langsam hochgefahren.
Die Zutaten für einen zweiten Abwärtsschub liegen somit auf dem Teller. Mal sehen, ob die Anleger zugreifen.

covacoro - Mittwoch, 1. April 2020 - 18:26
Was den zweiten Abschwung angeht: ja, die USA stehen an einem Wendepunkt und es sieht nicht gut aus.

In 5 Jahren von heute wird man sehen, ob das der Todesstoß für den Dollar war.

Und eine Volkswirtschaft, die auch unter Corona-Randbedingung funktionieren kann (China oder sind die Zahlen nur Fake ?!), hat Chancen in 2 Jahren an die Spitze vorzustoßen und die USA vom Thron zu verdrängen.

al_sting - Samstag, 6. Juni 2020 - 17:38
Mal wieder ein Blick auf mein Depot.
Das Depot hat zwar den tiefsten Einbruch wieder aufgeholt, liegt aber immer noch deutlich im Verlust, mit aktuell -9,9%.

Rückblickend gesehen habe ich börsentechnisch in den letzten Monaten mehrfach danebengegriffen:

1. Ich habe die Corona-Krise im Vorfeld massiv unterschätzt. Zugleich habe ich nicht damit gerechnet, dass meine Werte derart sensibel auf eine Krise reagieren würden.
Ergebnis: Ein heftiger Einbruch des Depots.

2. Ich habe in der Krise für meine Verhältnisse wenig angefasst. Das war auch gut so, denn alles, was ich im Musterdepot angefasst habe, ging mehr oder minder schief.

3. Als die europäischen Börsen beim Schock der Corona-Zahlen und -bilder aus Norditalien einbrachen, rechnete ich mit einem späteren Einbruch der amerikansichen Leitbörsen, wenn dort Corona mit einiger Verspätung ebenso hart zuschlägt. Das war ein Irrtum.
Auch meine These, dass amerikanische Aktienbesitzer in Größenordnungen ihre Aktien verkaufen müssten, um ihr Einkommen in der Krise zu sichern, war falsch. Im Gegenteil scheint das großzügige Helikoptergeld dazu geführt zu haben, dass nicht wenige Amerikaner in der Arbeitslosigkeit (vorübergehend) mehr Geld bekamen als sie zuvopr arbeitend verdienten. Zugleich steigerte die gewachsene Unsicherheit die Sparquote, und so scheint Geld in den Aktienmarkt geflossen zu sein statt heraus.
Irrtum auf ganzer Linie, die Kurse stiegen wieder rasant.

4. Ich hatte mit einem deutlich langsameren Einfangen von Corona in Europa gerechnet. Dass im Sommer wieder internationale Urlaubsfahrten zulässig sind und selbst die Abstandsgebote wieder schrittweise gelockert werden können, habe ich zum Höhepunkt der Krise so nicht erwartet. Mein darauf aufbauenden Verkäfe waren aus heutiger Sicht allesamt falsch:
Lufthansa (Kursgewinn seit Ausstieg: +25%)
Ste de Bains Monacco (+9,2%)
Svenska Handelsbanken (+16%)
Gazprom (+19%)

5. Meinen einzigen Krisengewinner, den Tesla-Put, (zwischenzeitlich +50%), habe ich gehalten - rückblickend ein Fehler. Ich wollte Tesla beim erwarteten zweiten Einbruch verkaufen - aber der fiel ja aus.
Auch Tesla hat seitdem eine grandiose Kursralley hingelegt und steht heute wieder im Bereich seiner historischen Höchstkurse, der Put steht entsprechend mittlerweile bei -17%. Was den Einbruch etwas abpufferte, hat den anschließenden Anstieg abgebremst.

6. Meine in der Krise neu erworbenen Werte haben eher enttäuschend entwickelt:
Xetra-Gold (+1%)
Fujifilm (-23%)
Die von mir gesehenen Trends waren entweder falsch oder ich habe sie so spät realisiert, dass sie schon über Gebühr eingepreist waren.

Lediglich meine Aufstockungskäufe (Weng Fine Art und Trilogiq) haben sich gut entwickelt.

Privat hat es mich etwas besser getroffen (aber immer noch nicht grandios). Denn ich konnte in der Krise etwas zusätzliches Geld in das Depot schieben und habe damit insbesondere schon früher analysierte Depotwerte wie Mutui Online, Salzgitter, Porsche, Triloqiq und Weng Fine Arts zugekauft oder neu gekauft. Dank Problemen meines Brokers konnte ich Fujifilm nicht erwerben, rückblickend ein Glück.
Die Fehler (Verkauf der oben genannten Werte, Halten des größten Teils des Tesla-Puts) waren die gleichen, aber ich habe mittlerweile zumindest eine schwarze Null erreicht. Auch nicht grandios, aber weniger schlecht als das Musterdepot.

Mein Fazit: Als Trendfolger tauge ich nicht. Sowohl die Verkäufe als auch die Käufe gingen grandios schief.
Auch das ist eine wichtige Erkenntnis: Entweder ich gewinne frühzeitig ein Gefühl für kommende Risiken und bereite mich darauf vor, oder ich sollte sie komplett ignorieren. Im Auge des Orkans habe ich keine guten Entscheidungen getroffen.
Lediglich die Nachkäufe von Werten, die bereits im Depot lagen oder die schon seit längerem auf meiner Watchlist lagen, stellten sich als gut heraus.

prof - Sonntag, 7. Juni 2020 - 10:46
Da solch ein Crash nur alle Jubeljahre um die Ecke kommt, ist der Einfluss auf die Gesamtperformance relativ gering. Mittelfristig werden sich wieder gut selektierte Einzelwerte durchsetzen.
Du weißt jetzt, dass Dein Markttiming nicht gut war und kannst in Zukunft darauf eher verzichten.

levdul1 - Montag, 8. Juni 2020 - 13:04
@ al

Danke für die sehr ehrliche Analyse.
Markttiming ist wirklich nicht einfach.

Ich bin gerade wieder etwas stärker in Reverse Bonus-Zertifikate auf die grossen Indizes und auf Tesla investiert. Ich erwarte, dass es der starke Anstieg sein Ende findet. Mal schauen, wie diese Spekulation aufgeht :-)

xenon - Mittwoch, 10. Juni 2020 - 15:01
Ich habe noch nie eine derartig ehrliche und selbstkritische Analyse gelesen.
Du bist nicht allein - viele erfahrene Anleger haben ähnlich gehandelt.
Ich habe mich zudem noch mit Wirecard verzockt (selbst daran schuld).
Ich bin mir auch nicht sicher, was wir gerade erleben:
Eine Notenbank getriebene Geldschwemmen-Rally?
Ein Short-Squeeze von vielen Anlegern?
Ein Neubewertung der Aktien als Anlageform - nimmt man die Anleihenkurse als Bezug, könnte der DAX bald bei 20.000 stehen?
Zudem habe ich noch nie eine derartige Entkopplung von Börse und Realwirtschaft erlebt - stimmt nicht ganz - ich erinnere mich an das Frühjahr 2000 - das "Jahr 2000-Problem" war "besiegt" und der DAX stieg erstmals über 8.000 ... um dann auf 2.300 zu fallen - die Geschichte wird sich auch nicht wiederholen - zu viel Geld sucht eine Anlageklasse.
Die Wirtschaft wird sich nicht V-förmig erholen.
Viele Probleme werden einfach ausgeblendet (Handelskonflikt, Brexit, Währungsverfall in Brasilien, Türkei ..., steigende Fallzahlen von COVID-19 ab November - verhält sich saisonal wie Influenza).
Der Hund ist dem Herrchen nicht nur vorausgeeilt - er ist ihm enteilt ;-)
Mal sehen, wo das endet - sehen wir leichte Korrekturen mit buy on Dips oder einen 2. Einbruch?
Manchmal überlege ich, mit einem neidischen Blick auf erfolgreicher Wikifolio-Manager (STW ist nur einer) das Aktiengeschäft nicht anderen zu übertragen.
Ich versuche immer noch "schlauer" als der Markt zu sein - aber ehrlich in den letzten 4 Monaten ging es gründlich daneben.

Gruß
Xenon

prof - Mittwoch, 10. Juni 2020 - 17:29
@xenon: Ich denke, Dir macht das selbständige Anlegen aber auch Freude. Willst Du darauf verzichten? Zumindest einen Teil wirst Du doch selbst verwalten wollen.

Es ist meiner Meinung nach eine Rally, die zu 90% von der Geldschwemme getrieben wird.

al_sting - Mittwoch, 10. Juni 2020 - 20:27
@Xenon: Danken für die Blumen!
Ich denke, eine ehrliche Selbstkritik hilft mir selber dabei, meine Schwächen zu erkennen und Wiederholungen möglichst zu vermeiden.
Wie Prof gut formulierte: Ich weiß jetzt noch besser, dass ich auf Markttiming verzichten kann und sollte (sofern mir das gelingt!).

Ich denke auch, wir erleben gerade eine Geldschwemme. Es gibt mehrere Berichte, laut denen ein Gutteil der amerikanischen Helikoptergelder (Briefe mit Checks) in Aktien gesteckt wurden.
Ich bin nach wie vor skeptisch, ob das so weitergeht, wenn Corona dort ungebremst weitergeht, aber die Helikoptergelder ausbleiben und das Land entweder wieder hochfährt oder aber Leute sich aus Sorge zurückziehen und ihre Ersparnisse verbrauchen.

Auf kurze Sicht ist die Börse ein Stimmungsmesser, auf lange Sicht eine gute Waage. Die Entkopplung hält nicht ewig.
Insofern: Mein Interesse an Shorts steigt weiter, aber bei dem aktuell starken Aufwärtstrend warte ich ab.
Anmerkung: Tesla hat heute die Dausend Dollar durchbrochen, total irre!

Ich sehe es wir Prof: Das macht ja auch Freude, es belebt den Geist und befriedigt ein stückweit den Spieltrieb. Gerade wenn man sich mit intelligenten Menschen offen und freundlich austauscht.
Und die geistige Beschäftigung damit hilft mir auch dabei, die Mechanismen unseres Wirtschaftssystems zu verstehen, ebenso wie die Fehlbildungen.
(Wobei ich mir recht sicher bin, dass die Einschätzung, was Fehlbildungen sind, unter uns durchaus deutlich differieren können. :-)

xenon - Donnerstag, 11. Juni 2020 - 13:45
Ich kann dem nichts hinzufügen - es trifft den Punkt und deswegen werde ich mich weiter mit Unternehmen und Börse beschäftigen.
Übrigens manche Finanzexperten bezeichnen FANG-Aktien und Tesla momentan als "Festgeld-Ersatz" oder "Geldparkplatz", weil diese Aktien schnell ge- und verkauft werden können, was gerade den Erfolg von des NASDAG-Index erklärt.
Gruß
Xenon

levdul1 - Donnerstag, 11. Juni 2020 - 13:53
Ich stimme euch allen zu: Das Anlegen an der Börse macht sehr viel Spass und verhilft auch zu Einsichten in viele Aspekte des Lebens, die man beim Tomatenzüchten oder Kitesurfen nicht erlangt.

Ich habe mittlerweile einen substantiellen Teil meines Anlagekapitals in stws Wikifolio gesteckt, überlasse dieses Gebiet somit Jemanden, der es deutlich besser kann. Tech-Aktien zu analysieren macht mir nicht wirklich viel Spass, weil ich recht oft das Produkt nicht 100%-ig verstehe.

Ich habe persönlich keinen Überblick mehr, wieviel Geld eigentlich wohin gepumpt wurde. Von Wumms bis zum jetzt diskutierten europäischen Wiederaufonds (was soll eigentlich wieder 'aufgebaut' werden ?) werden enorme Zahlen präsentiert.

Mit dem Rest meiner Anlagen fühle ich mich recht wohl, auch mit den Anfang der Woche erwähnten Absicherungen in Form der Reverse-Bonus-Zertifikate. Der Markt benötigt sicherlich eine Korrektur und hat die letzten Tage auch damit angefangen. Wie ich schrittweise in diese Absicherungszertifikate eingestiegen bin, löse ich sie auch schrittweise wieder auf. Angefangen heute.

Gestern habe ich noch ein Reverse-Bonus-Zertifikat auf Apple erworben, da die Aktie wieder komplett überreizt ist.
Auch ein Put auf Zoom lockt mich. Leider sind die Konditionen (implizierte Vola > 70%) si schlecht, dass ich bisher davon Abstand gehalten habe.

Weiterhin viel Erfolg und Danke für die inspirierenden Beiträge.

al_sting - Samstag, 20. Juni 2020 - 10:04
Meine Wahrnehmung:
Die Kurseuphorie lässt nach. Das gilt für Deutschland ganz besonders, wo sich Wirecard endlich offen als Enron-Verschnitt zeigt (Die Zeichen standen schon jahrelang an der Wand), aber auch für andere Länder.
Die Sommerpause nähert sich, und mit der Zeit werden die Corona-Folgen wieder spürbarer.
Dazu kommt Profs alter Spruch "Sell in May and go away" - Wir sind schon mitten in der traditionell börsenschwachen Saison.

Mein Fazit: Jetzt ist die Gelegenheit für ruhigere Gedanken und HAndlungen. Ich will ein paar Positionen reduzieren und anschließend über neue Puts nachdenken.

- Trilogiq: Der Kurs hat zwischenzeitlich 4,50€ übersprungen. Bei 50% Zuschlag trenne ich mich von meiner Aufstockung aus dem März: Verkauf 2.000 Stück, Limit 4,50€.

- Amaysim: Der Kurs ist wieder ein gutes Stück zurückgekommen. Entsprechend steigt das Depotgewicht wieder an, Amaysim steht für deutlich mehr als 10%. So gut und zuverlässig ist die Firma nicht, dass es eine derart hohe Depotgewichtung rechtfertigt. Darum Teilverkauf von 30.000 Stück, Limit 0,315€

- BMW: Die Autowerte sind durch Corona weiter unter Druck gekommen. Viele Firmen (und Menschen) scheinen derzeit ihr Geld beieinander zu halten, alte Geräte etwas länger zu nutzen und Neuerwerbungen zu verschieben, das erschwert die Situation für Autohersteller. Daher trenne ich mich von einem Autowert: Verkauf BMW

al_sting - Montag, 6. Juli 2020 - 11:58
Mit geraumer Verspätung (Pardon) habe ich jetzt auch meine Depot zum Stand 30.06. aktualisiert.
Mit -8,3% hinke ich um 1,6& hinter dem DAX hinterher. Kein Ruhmesblatt, aber auch keine Katastrophe.
Meine grundsätzliche und Einzelwertanalyse von 6. Juni steht nach wie vor.

Ausblick: Ich bin abwartend bis skeptisch, die Coronakrise hat die Welt gut im Griff und dürfte für intensive Verwerfungen sorgen.
Ich bin überrascht, dass es noch keine stärkere Nachfrage nach Gold gab. Ich halte das immer noch für möglich und denke aktuell sogar erstmals über den Einstieg in eine Goldmine nach.

Aber grundsätzlich: Ich wünsche euch allen einen schönen und gesunden Sommer.

al_sting - Mittwoch, 30. September 2020 - 18:45
Quiartalsabrechnung in Kürze:

Mit aktuell -3,2% liege ich erstmals in diesem Jahr nicht hinter dem DAX.
Die Grenke-Anleihen haben dabei definitiv geholfen.

Hingegen sind meine Puts auf Tesla und Uber weit unter Wasser, Risiko auf Totalverlust. Einzige Beruhigung ist derzeit die lange Laufzeit bis Ende 2021.

Ausblick: Wie üblich verhalten. Die Welt hält derzeit einfach zu viele Probleme und Risiken parat.
- Der Herbst kommt imd da,ot die klassische Grippesaison. Das spricht für eine starke 2. Coronawelle. Auch wenn die Behandlungen ein Stück weit erfolgreicher werden, können der Herbst und Winter "interessant" werden. Die Schäden für die Wirtschaft, von Tourismus und Verkaufsgeschäften (und damit Gewerbeimmobilienanbieter) bis hin zu Kunst und Kultur sind noch schwer abzuschätzen.

- Die Chancen für einen harten Brexit schätze ich mittlerweile mit über 50% ein, was für Europa nicht gut und für UK richtig schlecht wäre.

- Ich hoffe für die USA, Europa und die Welt, dass Trump abgewählt wird. Auf kurze Sicht (3-12 Monate) ist ein Sieg der Demokraten für die Börsen erfahrungsgemäß negativer, während er auf mittlere Sicht (4-8 Jahren) erfahrungsgemäß positiver als ein republickanischer Sieg ist.

- Der dritte heiße und relativ trockene Sommer in Folge zeigt, dass die Klimaerwärmung mächtig gewaltig kommt. Mir ist nicht wohl bei dem Ausblick auf die nächsten Jahre.

Diese Entwicklungen berühren mich derzeit deutlich stärker als mein Aktien- und mein Musterdepot. Aber sie enthalten allesamt ein Umbruchpotential, das sich auf die Märkte auswirken kann - die ich in guten Teil eh für völlig überbewertet halte.

Watchlist: Im kommenden Quartal will ich mir Helmuts Agfa noch einmal näher anschauen. War schon im September heißer Kandidat der Watchlist, aber dann hatte Grenke erst einmal Vorrang.

al_sting - Samstag, 3. Oktober 2020 - 15:36
Frage von Prof im Salzgitter-Thread, die ich lieber hier beantworte:

"Na dann bin ich ja schon gespannt, was Du mit dem Cash machst! Du hältst doch sicher nicht lange die Füße still. ;-)"

Antwort:
Ziemlich langweilig, weil berechendbar.

Bei Agfa schrieb ich schon, dass ich das Engagement auf eine doppelte Position ausbauen möchte, wenn Geld hereinfließt. Das kann ich jetzt machen.
Der Rest soll vorerst als Cashreserve verbleiben. Oder sbrt ich stecke ihn wieder in die "virtuelle Cashreserve" namens Xetra-Gold, damit fuhr ich bislang nicht schlecht.

Vorteil: Ich kann sowohl Agfa aufstocken als auch in aller Ruhe die Grenke-Anleihe bis zum Laufzeitende April 2021 halten. Bei aktuellen Kursen von 88% ergibt das eine Rendite von 13,6% binnen 6 Monaten (12%:88%)= 29% hochgerechnete Jahresrendite: [(12%:88%)+1]^2-1.

Damit verspricht die Grenke-Anleihe bei überschaubaren Risiken immer noch eine Rendite deutlich über meiner Zielrendite von 15% per anno, passt also perfekt in mein Beuteschema.

Ich reduziere (und konzentriere) derzeit das Depot auf weniger und hoffentlich relativ defensiv-risikoarme Positionen, weil ich im breiten Markt diverse Risiken sehe, von Corona über Brexit bis zur größen Blasenbewertung vieler US-IT-Werte.

Bei einer Marktkapitalisierung von über 130 Mrd$ für Zoom (Umsatz 1,3 Mrd$) juckt mich auch hier ein Put-Versuch, aber die Erfahrungen mit Tesla und Uber sind derzeit abtörnend.
Daher ist derzeit meine Regel zu Puts: Keine Verkäufe (=halten bis zum Laufzeitende Dezember 2021), aber auch keine Aufstockungen oder neuen Käufe von Puts.
Wenn die Börsen im nächsten Jahr deutlich korrigieren, habe ich hier eine Depotabsicherung. Wenn die Blase länger durchhält, ist es eine schmerzhafte Lehre, wobei ich dem dann schlechten Geld kein weiteres gutes Geld hinterherwerfen will.

prof - Samstag, 3. Oktober 2020 - 17:12
Das ist für mich positiv, so verfolgst Du die Aktie noch aufmerksamer!

al_sting - Dienstag, 17. November 2020 - 16:51
So eine Spreizung hatte ich selten im Depot:
Von -86% (Tesla-Put) und -64% (Uber-Put) bis zu +183% (Katjuschas Wikifolio) und +198% (Mutui Online).

Normalerweise gilt ja bei Verlustwerten, sie bei 30-50% aufzustocken oder zu verkaufen. Für die Puts galt hingegen:
1. Auf keinen Fall aufstocken.
2. Halten und über die Laufzeit Erfahrung sammeln.
3. Notfalls auch als persönliche Warnung gegen weitere vorschnelle Short-Aktionen halten (Zoom würde mich ja noch reizen...)

prof - Dienstag, 17. November 2020 - 16:56
1.) Bei Derivaten gewinnt meist die Bank, diese Erfahrung musste ich auch sammeln. Man sehe sich mal die OS - Depots vom Aktionär, Börse Online usw. an. Da wird regelmäßig zum Jahresanfang ein neues Depot begonnen, das genauso regelmäßig zum Jahresende bei durchschnittlich 50% Verlust steht.

2.) Auf der Shortseite zu agieren ist langfristig wenig erfolgversprechend, da die Börsen ja tendenziell steigen. Wahrscheinlich hat stw mit seinem Only - Long Depot recht. Man kann ja etwas mit der Cashquote spielen.

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