Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Strategie Al Sting: Archivierte Beiträge bis 22. März 2015
al_sting - Donnerstag, 5. März 2015 - 17:55
Kurzeindruck nach 2 Monaten in 2015: Meine Angst des Jahresbeginns hat sich nicht bestätigt. Nach Wiedereinstieg stehe ich mit 7% eigentlich auch nicht schlecht da. Aber fast 10% hinter dem DAX - das ist eine Menge.
Die amerikanischen Börsen sind noch weiter oben, der Shiller-KGV für den S&P500 kratzt an der 28. Zugleich sin puts wegen der geringen Volatilität sehr günstig. Ich spiele immer stärker mit dem Gedanken an eines langlaufenden Put, um von Kursrückgängen und/oder steigender Volatilität zu profitieren. Denn der ruhige Aufwärtstrend, den wir gerade sehen, kann auf dem Preisniveau nicht ewig halten. Auch wenn die Realzinsen in den USA auch immer noch weiter sinken.

prof - Donnerstag, 5. März 2015 - 18:18
Meine Gedanken:
Ein Put ohne Anlass (Aufwärtstrend läuft normal weiter) ist meiner Meinung nach der Griff ins "steigende" Messer. Alternativlos wie er ist, kann der DAX auch noch bis 13.000 laufen. Mit Puts hat levedul dieses Jahr schon schlimme Erfahrungen gemacht. Diese Verluste in Short-Derivaten sind wohl nicht mehr aufholbar.
Man sollte eine Toppbildung abwarten und dann bei Durchbruch einer Horizontallinie vorsichtig einsteigen. Hier bieten sich aktuell die 11.200 an. Allerdings kann das auch nur ein kurzfristiger Zock sein, der daneben geht, denn die 11.200 sind keinesfalls relevant. (Enges SL setzen.)

US Markt finde ich auch recht teuer, eventuell gehen noch ein paar Techs. Öl bist Du schon ordentlich drin. Katjuscha hat dieses Jahr auch "nur" 10% geschafft.
Eventuell Hypoport oder IVU weil sie Helmut und Katjuscha haben?
Eventuell GrandVision: Sind vom Durchhänger nach der Emission nach oben gedreht. Die Aktie ist gemütlich und man kommt mit 5% SL einigermaßen gut davon, wenn es schlecht läuft.
Dir fällt schon was ein ...
Prof

levdul1 - Donnerstag, 5. März 2015 - 18:36
Es ist trotzdem ein komisches Gefühl, wenn es so steil nach oben geht. Ich werde weiterhin eine strategische short Position halten. Wenn es stärker nach unten geht, werde ich dazu kaufen.

Die Alternativlosigkeit ist erst einmal richtig, aber wenn man langfristig denkt, dann haben die meisten Aktien nur noch Renditeerwartungen im einstelligen Bereich pro Jahr.

Aus fundemantalen Gesichtspunkten müßte ich aus vielen Aktien aussteigen, mit einer Absicherung kann ich voll investiert bleiben.

prof - Donnerstag, 5. März 2015 - 19:36
@levedul: Bitte keinesfalls persönlich nehmen, es geht nur um Deine Strategie in diesem einen Punkt.
Prof

levdul1 - Donnerstag, 5. März 2015 - 22:15
Keine Angst. Ich werde bei Geld nicht so schnell emotional. Ist doch nur Geld.

Aber es ist wirklich meine Einstellung zu dem Thema. Als es 2008 ruckartig nach Süden ging, saß ich den ganzen Tag in einem Transatlantikflug und war nach der Landung um 10 % ärmer. Short Produkte muß man strategisch kaufen, man darf sich bloß nicht darin verrennen. Im Augenblick legt mein Depot immer noch zu, auch wenn weniger als der DAX.

al_sting - Freitag, 6. März 2015 - 00:21
Ich bin da bei Levdul, wobei ich versuche, das auf in mittelfristiger Perspektive von vielleicht 1-2 Jahren zu denken.
Ein Put als Depotabsicherung ist auch als Alternative zum komplettausstieg anzusehen. Wenn es weiter aufwärts geht und die Aktienauswahl stimmt, hat man zwar den Put als "Kredit" oder "Versicherung" gezahlt, der die Performance senkt. Derzeit scheint diese Absicherung etwa 6% per anno zu kosten (niedrige Vola), das wäre erträglich und sollte bei guter Aktienwahl unter dem Strich besser laufen als ein Komplettausstieg.
Und für den Fall einer steigenden Vola oder gar eines Kurzsturzes ist man eben abgesichert.

al_sting - Freitag, 6. März 2015 - 00:29
Zu den Vorschlägen: BlackBerry reicht mir eigentlich schon als nordamerikanische Tech-Aktie. Selbst Berkshire halte ich derzeit für zu teuer, die halte ich nur wegen Verkaufsverbot der Benchmark. ;-)
Öl habe ich definitiv genug, hier würde ich nur bei einem weiteren Kursrutsch deutlich unter das bisherige Tal über mehr nachdenken.
Nach dem Teilausstieg von Fabasoft wäre noch etwas Deutsches nicht verkehrt, aber ich habe da gerade nichts im Blick.
Zu Kat: Ich kenne derzeit so gut wie niemanden, der den DAX 2015 übertrifft. Auch hier im Forum nicht. ;-)
Griff ins fallende Messer: So wie ich den Vola-Faktor verstehe, ist beim Fallen die Vola niedriger und damit die Option billiger bei der unruhigen Bodenbildung. Daher könnte sich ein Griff in das fallende Messer lohnen, selbst wenn man nur auf eine steigende Volatilität wettet.

levdul1 - Freitag, 6. März 2015 - 09:09
Hallo Al,

Deine Ausführungen zur Vola verstehe ich nicht ganz. Die Vola wird bei fallenden Kursen größer.

6 % Kosten per anno beziehen sich auf den Basiswert. Bei Puts spielt die Zeit gegen dich, bei reverse Bonus-Zertifikaten spielt die Zeit für dich.

prof - Freitag, 6. März 2015 - 10:36
@levedul: Bei Deiner nächsten Transatlantik Landung bist Du 9% im Minus. Dafür hast Du aber schon geschätzte 3% Depotperformance gegeben.

Das Problem bei Bonus Reverse Zertifikaten ist, dass sie asymetrisch verlaufen. Bei einem Anstieg des DAX um 100 Punkte fällt es mehr, als es bei einem Rutsch des DAX um den gleichen Betrag steigt. Ich gebe Levedul recht, die Zeit arbeitet für Dich. Aber wehe, wenn die Schwelle gerissen wird.

Als prozyklischer Investor kann ich Euch nur warnen!
Prof

xenon - Freitag, 6. März 2015 - 12:42
Schöne Diskussion, die viele Aspekte berührt.
Prof. hat Recht "trendfolgetechnisch" kann die jetzige Aufwärtsbewegung "problemlos" bis 12.000 oder 13.000 weitergehen.
Gleichzeitig wissen wir alle, dass diese "Aufwärtsanomalien" mit massiven "nach oben Abweichungen" von 20, 40, 50 oder 200-Tagen-Durchschnitten nur alle 3 - 5 Jahre statistisch erscheinen und nachfolgende große Kurseinbrüche erzeugen.
Das große Angstszenario - eine "große Adresse" drückt auf den "Sell-Button" und alle wollen dann gleichzeitig aus der Tür.
An einem solchen Tag wünscht man sich die Taschen voller bei niedriger Vola preiswert erworbener Puts, um dem "Gemetzel" genüsslich zuzusehen und sich die Hände zu reiben. Wir wissen aucch - es geht immer schneller runter als rauf - was für eine Vorfreude auf den Tag "x" - den Tag der Abrechnung für Gier, Ignoranz und Hochmut.
Leider kennen wir den Zeitpunkt des Tages "x" nicht, aber mit jedem Anstieg rücken wir ihm näher. Mehr 1.000 Punkte weg vom Top werden wir dann retrospektiv den Tag x benennen können. Die Nebenwerte haben dann 15 - 25 % vom Top verloren und die Spreads sind weit - ein Plädoyer für einen geordneten Rückzug im Aufwärtstrend.
Wie verfahre ich? - habe alle gehebelten Aufwärtspapiere veräußert, halte 50 % Cash. Habe einen Inliner (7000 - 12.000) der "weh" tut und den ich "rechtzeitig" in eine höhere Schwelle umschichte. "Ruinös" kaufe ich ein DAX Reverse Bonus 12.800 LZ 12-15 zu - geht es Richtung 13.000 umschichtnotwendig.
Die vor 2009 zusammengestellten "Altersdepots" "teilversichere" mit Puts LZ 12-2016.

Gruß Xenon

al_sting - Freitag, 6. März 2015 - 13:02
"Deine Ausführungen zur Vola verstehe ich nicht ganz. Die Vola wird bei fallenden Kursen größer."

Das meine ich ja. Mit steigender Vola steigt ja der Preis einer Option. Daher würde ein Put aus zwei Gründen profitieren:
1. Kurs sinkt, innerer Wert steigt
2. Vola steigt --> Preisaufschlag für Vola steigt.

Und selbst wenn "nur" die Volatilität steigt (höhere Ausschläge), ohne das der Kurs an sich sinkt, könnte der Kursaufschlag für die steigende Vola die Zeitwertverluste der Option übertreffen.

Denn natürlich spielt immer die Zeit gegen eine Option. Da der Zeitwertverlust je Tag bei einer kurzen Restlaufzeit größer zu sein scheint als bei einer langen Restlaufzeit, reizen mich eher Optionen mit möglichst langer Restlaufzeit.

al_sting - Freitag, 6. März 2015 - 19:19
Kurzer Zwischenstand zu dem Gedanken einer Put-Option auf den S&P500:
Ich habe mich bei antizyklisch-investieren in den letzten Tage ausführlich zu Optionen beraten lassen. Dabei haben sich ein paar Gedanken entwickelt.
1. Vola: Jene wird für den S&P500 wohl mit dem "VIX" gemessen, eine Art Volatilitätsindex. Diese ist derzeit ungewöhlich niedrig, auch wenn sie 1996 und 2005 auch schon mal niedriger war. Aber insgesamt ist nach oben wesentlich mehr Luft als nach oben: http://finance.yahoo.com/echarts?s=^VIX+Interactive#{%22range%22%3A%22max%22%2C%22scale%22%3A%22logarithmic%22}

2. Zeitdauer: Ich bin kein guter Markttimer. Wie Xeno sehr schön schrieb, kommt ein Einbruch meist eher unerwartet, dann aber rasant. Aber wie Prof auch sagt, der Aufwärtstrend ist stabil und nicht leicht zu brechen. Daher sollte ich wenn, dann mit einem längeren Atem auftreten. Sagen wir 2 Jahre.
Ich hatte es bei AI heute mal durchgerechnet, eine Absicherung kostet für 2 Jahren (Basis S&P500 = 2.100, WKN DT9Z4J) 11,3% des versicherten Einsatzes, das wären 5,5% per anno. Für eine 50%- = 100.000€-Depotabsicherung würden die Kosten derzeit 11.334€ kosten. Ich denke an eine Absicherung von 25% im ersten Schritt, die ich bei Bedarf später auf 50% steigern kann.

3. Startzeitpunkt: Hmm, da grüble ich noch. Ich denke, es ist nicht extrem eilig.

al_sting - Montag, 9. März 2015 - 10:23
Ich habe mich jetzt für die Aufnahme eines Puts entschieden. Dabei fange ich vorsichtig an, sie soll 50.000€ = 25% des Depots absichern.

Ich werde erstmals einen Optionsschein in mein Musterdepot aufnehmen, einen Put auf den S&P500.

Bedingungen:
- Put-Option auf den S&P 500
- Höhe der Depotabsicherung 50.000€ analog zu aktuellen Umtauschkurs 1 € = 1,086 US$
- Option nah am Geld. Bei einem S&P 500 = 2.050 wäre das für eine Put-Option 2.100 (für eine Call-Option wäre es allerdings 2.125)
- Laufzeit 2 Jahre --> bis Mitte März 2017
- An der Börse gehandelt --> nur mit WKN
- Stückelung 100:1

---> WKN DT9Z4H, ISIN DE000DT9Z4H7 (Deutsche Bank)
Aktueller Preis Börse Stuttgart, Brief: 2,08€

Abdeckung über 50.000€: 100.000€ x 1,086$/€ / 2.0500$ x 100 = 2.649 Otionen
2.649 Optionen x 2,08€/Option = 5.509 €

Wenn man Optionen als eine Depotabsicherung ansieht, kostet diese Versicherung 11,02% auf 2 Jahre, das entspricht 5,37% per anno.

Bei einem Shiller-KGV>30 wird ein weiterer Put überlegt.

Ich sehe es in erster Linie als Experiment an.

Die Spekulation wird durch drei zentrale Paramenter beeinflusst:
- S&P500: Der Put steigt beim Abfall des Index
- Volatilität: Der Put steigt bei einem Anstieg der Vola
- Währung: Der Put steigt bei einer Stärkung des Dollar.

S&P500: In meinen Augen sind die Börsen in den USA wie in Europa wegen der niedrigen Zinsen auf Dope. Wenn die Zinsen wieder steigen, sollte dieser Trend abschwächen oder gar enden. Die FED bereitet den Markt auf einen ersten Zinsanstieg im Sommer oder Herbst vor, während die EZB gerade erst die Märkte flutet:

Vola: Die Volatilität ist derzeit relativ niedrig, wie der Volatility-Indes des S&P500 zeigt: http://finance.yahoo.com/echarts?s=^VIX+Interactive#{%22range%22%3A%223mo%22%2C%22scale%22%3A%22logarithmic%22}

Währung: Deutlich skeptischer sehe ich den Dollar, der bereits recht stark zum Euro ist, früher oder später rechne ich mit einem Rückschlag.

prof - Montag, 9. März 2015 - 14:17
Eine langfristige Depotabsicherung, warum nicht? Deine Berechnung ist nachvollziehbar. Den S&P sehe ich auch mehr gefährdet als den DAX.
Prof

al_sting - Montag, 9. März 2015 - 16:06
Es ist definitiv ein Experiment.
Dahinter steht auch die Überlegung, dass ich in den letzten Jahren eine Outperformance zum DAX von durchschnittlich 5% schaffte, sich also damit beim DAX die Absicherungskosten knapp finanzieren lassen sollten.
Aber in diesem Jahr liege ich schon 10% hinter dem DAX (nicht untypisch für so eine Börsenphase), zudem ist der S&P500 etwas ganz anderes und überhaupt - es ist und bleibt ein Experiment.
Und natürlich habe ich jederzeit die Möglichkeit, dieses Experiment abzubrechen - es ist halt nur grundsätzlich auf 2 Jahre kalkuliert.

al_sting - Montag, 16. März 2015 - 23:54
Der DAX jubiliert, und mein Musterdepot zeigt mi -1,8% eine der schlechtesten Tagesperformances überhaupt. Klarer Fall: Der Ölpreis bricht ein.

levdul1 - Dienstag, 17. März 2015 - 08:21
Es sind nicht nur die Ölwerte. Auch andere Aktien bewegen sich überhaupt nicht vom Fleck oder sogar nach Süden.

Ich habe das Gefühl, daß im Augenblick das gleiche Phänomen wie beim window dressing auftritt. Aktien, die bereits gut gelaufen sind, laufen weiter. Einige Aktien (Bayer, Fresenius, Krones, Kuka) sind dabei in Bewertungen hineingelaufen, welche einige Jahre strammes Umsatz- und Gewinnwachstum verlangen.

Spannende Situation und so wohl noch nie dagewesen.

al_sting - Samstag, 21. März 2015 - 18:51
Meinungsänderung zu IPOs

Ich habe mich hier regelmäßig sehr scharf dagegen ausgesprochen, Unternehmensaktien bei oder sehr kurz nach einem IPO zu erwerben. Die Verkäufer dürften nur aus einem Grund zu diesem Punkt einen Börsengang durchziehen: Weil sie damit mehr Geld erhalten als bei anderen Ausstiegsszenarien, den nicht zu unterschätzenden Gebühren zum Trotz.
Und wenn Banken oder Private Equity weniger Geld bieent, wird das schon einen Grund haben.

Ich würde die Einschätzung mittlerweile aufweichen, was die Privatisierung von Staatsunternehmen angeht. In der Griechenland-Debatte ist mir erst richtig bewusst geworden, dass hier oftmals andere Gründe als der maximale Erlös eine treibende Rolle spielen dürften:
- Privatisierungen können volkswirtschaftliche Wachstumsimpulse starten, da dadurch die Orientierung des Managements verschoben wird. Auch fällt es einer Regierung leichter, die Wettbewerbsbedingungen zu öffnen, wenn man damit nicht in Gefahr läuft, einen "eigenen" staatlichen Betrieb zu schwächen.
- Das politische Zeitfenster für Privatisierungen ist oftmals recht überschaubar, daher kann der staatliche Verkäufer weniger als private Verkäufer auf den besten Zeitpunkt warten. Auch gibt es zuweilen nicht selbst gewählte zeitliche Parameter, wie externe Reform- und Privatisierungsforderungen als Trigger für weitere Hilen (Griechenland)
- Ein Börsengang hat für Regierungen zentrale Vorteile gegenüber Verkäufen an Private: Man kann die Bevölkerung breit beteiligen (Volksaktie) und man kann Erfahrungen mit dem Modell sammeln, ohne gleich die komplette Kontrolle abzugeben, und dann kann man auch später Schritt für Schritt weiter aussteigen.

Ach ja, diese Überlegungen haben auch einen konkreten Hintergrund: Rumänien

prof - Sonntag, 22. März 2015 - 17:41
Im Börsenrausch performen die IPOs besonders gut:
Kursveränderung seit Erstnotiz:
Grandvision: 10% seit 06.02.2015
Ferratum (ein Windei?) 25% seit 06.02.2015
TLG: 15% seit Oktober
Tele Columbus: 30% seit Januar
Hella: sagenhafte 70% seit November

Damit ist nichts über die Qualität der Aktien gesagt, aber Hauptsache sie steigen!
Prof

al_sting - Sonntag, 22. März 2015 - 21:35
Ich weiß, aber mit "Börsenrausch-IPOs" kann ich persönlich nichts anfangen. Das ist Charti-Zeig, kein Fundi-Zeug. ;-)

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