Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Strategie Al Sting: Archivierte Beiträge bis 20. Februar 2015
al_sting - Mittwoch, 21. Januar 2015 - 13:06
Ich ziehe das mal aus dem NOPEC-Thread rüber:
Prof:
"Pass auf, dass Du in Öl nicht zu sehr übergewichtest. Ich weiß das sagt der Richtige (50% Immobilienaktien) aber Öl ist sicher heißer und volatiler.
Prof"

Antwort:
Ähm, mein Plan für 2015 enthält doch gerade eine Übergewichtung in Öl. :-)

Meine Sicht: Normale Aktien in Deutschland sind solide bis teuer bewertet, in den USA sogar durch die Bank zu teuer. Interessante Aktien in D sind großenteils Turn-arounds mit hohem Risiko.

- Ländermärkte, bei denen die Risiken m.E. nicht ausreichend eingepreist sind, finde ich derzeit wenig. Russland ist interessant, aber auch sehr riskant, mit Magnit und Grindekks ist dort das Limit erschöpft.
- Immobilien verstehe ich nicht wirklich. Also verkaufe ich vorschnell (Gagfa, Helma) oder greife leicht mal richtig daneben. Die für meine Unkenntnis notwendige Sicherheitsmarge finde ich derzeit auch nicht.
- Bei Krisenbranchen wie Kohle, Eisenerz oder Stahl sehe ich nach wie vor das Risiko, dass Hauptabnehmer China noch weniger baut und die Preise noch tiefer in den Keller schickt.
- Deutsche Versorger - hmm, interessant. Aber mit Kohle auf Talfahrt sehe ich hier auch noch keine Besserung bei den Energiepreisen, von den Atom-Belastungen zu schweigen.
- Gold: Interessant, aber sehr schwer einzuschätzen, mir bislang zu riskant.

Bleibt fast nur Öl, wo zwei interessante Aspekte zusammenkommen: Ein fetter Marktschock inklusive Panikwelle, als die Opec Ende November ihren Ölausstoß nicht drosselte und die Überzeugung, dass die aktuellen Ölpreise auf Dauer nicht auskömmlich sind.

Ich erwartete ja einerseits einen Tiefpunkt bei 45-50$ - das wurde schon erreicht - und andererseits eine (oder mehrere) richtig fette Pleiten, um die Angebotskapazität zu reduzieren und u.U. eine zweite Panikwelle durch den Markt zu schicken.
Falls es noch zu einer zweiten Panikwelle kommt, kann ich weitere Werte aufsammeln Falls nicht, bin ich jetzt vielleicht gut genug ausgestattet.

Spannender Ausgleich sind natürlich einzelne interessante und möglichst unabhängige Picks a la Blackberry, Fabasoft, L&S oder Thermador. Aber die muss man erst einmal finden.

prof - Mittwoch, 21. Januar 2015 - 13:38
Mit anderen Worten: Es herrscht Anlagenotstand. Deshalb gehe ich von weiter steigenden Kursen aus, denn es gibt auch noch Chemie, Banken, Versicherungen, Nahrungsmittel, Maschinenbau, Autos etc. Und für all diese Aktien werden sich wohl Käufer finden, die Ihr Geld nicht zu 0% "anlegen" wollen.
Prof

al_sting - Mittwoch, 21. Januar 2015 - 14:14
Naja, wenn du es so siehst, würde immer Anlagenotstand herrschen, dann gäbe es nie Krisen. :-)
Ich finde eher, dass die Zahl der akktraktiv bewerteten Branchen und Unternehmen dünn gesät ist. In vielen Bereichen sind m.E. die Risiken nicht ausreichend eingepreist, der Markt also zu optimistisch. Öl ist m.E. eine der wenigen Ausnahmen.

al_sting - Freitag, 23. Januar 2015 - 12:06
Schnelle Veränderung bei meinen Kleinstpositionen:
- Verkauf Knightbridge Shipping
- Verdopplung Prosafe zu 1/2 Position
- Verdopplung SeaDrill zu 1/2 Position

Gründe: Knightsbridge Shipping
- Transportiert Schüttgut wie Eisenerz und Kohle, aber keinerlei Öl. Ich dachte ursprünglich, sie hätten noch Öl, aber der Teil wurde verkauft. Bei der globalen Nachfrage nach Baumaterialien sehe ich große Risiken in China, gilt via Baustahl auch für Eisenerz und Kohle.
- Der Vertrag mit RWE ist eng an die Weltmarkttarife für Transport gebunden, sichert Knightsbridge also nicht so ab wie von mir erhofft.
- Knightsbridge verliert in der aktuellen Situation Geld - gefällt mir nicht
- Der Kurstrend ist in US$ ungebrochen negativ, nur der Wechselkurs rettet hier etwas.
- Die Branche ist schwierig und ich habe kein Gefühl dafür - und mein Depot ist auch so schon riskant genug aufgestellt.

Prosafe
- Der Einbruh von Prosafe war fest an den Ölpreis gekoppelt. Ich habe gerade den Eindruck, wir könnten das Tal bei Öl sehen. Wenn die Saudis weiterhin den Preis bestimmen, wäre dieses Preislevel sinnvoll. Es ist so niedrig, dass US-Fracking, kanadische Ölsande, Offshore-Tieföl und russisches Öl verlieren, also die Produktion eher senken werden, während die Golfländer noch Geld am Öl verdienen. Mit der Zeit wird also Förderkapazität aus dem Markt gedrückt, wie es die Saudis wünschen. Ein tieferer Preis würde die weiteren Schmerzen für die anderen Produzenten, die jetzt schon leiden, weniger erhöhen als für die Golfaraber.
- Prosafe ist 2015 gut mit Aufträgen ausgestattet und ist derzeit auch noch sehr profitabel. Ab 2016 sollte es wieder besser werden.
- Ähnlich bei Seadrill, läuft auch noch profitabel und die Auftragslage ist für 2015 weitgehend klar, es wird erst 2016 bzw. 2017 spannend.

al_sting - Freitag, 23. Januar 2015 - 18:33
Erster Eindruck nach drei Wochen: Das neue Jahr geht weiter, wie das letzte Jahr endete. Während ich mich glücklich schätze, nicht in die roten Zahlen zu rutschen, ist der DAX bald bei 10% Plus. Diese durch das billig Geld gepuschte Gipfeltour bleibt mir nicht geheuer. Daher setze ich derzeit meine Wetten eher abseits vom Euroraum. Wobei ich jetzt nicht behaupten kann, dass Wetten mit starkem Ölpreisbezug wesentlich konservativer seien.

prof - Freitag, 23. Januar 2015 - 19:56
Ich sehe Dich gut aufgestellt. Wenn Deine Ölspekulation aufgeht bist Du der Meister! Und Du hast noch Handlungsspielraum für 2 - 3 Positionen.
Prof

al_sting - Freitag, 23. Januar 2015 - 21:46
Genau das muss man sehen. Entweder bin ich super aufgestellt - oder ich laufe gerade direkt in eine große Falle. :-)

al_sting - Dienstag, 3. Februar 2015 - 11:51
Der Ölpreis steigt wieder - Brent liegt aktuell über 57 USD, und in der Folge kommen auch die Ölwerte in Schwung. Sieht man in meinem Depot an DNO und Seadrill, auch Prosafe springt gerade.

Wer sich für Ölwerte interessiert, sollte sich zumindest so langsam einlesen, was ihn speziell reizt.
Ich denke immer stärker, meine frühe Prognose von einem Tal bei 45-50$ trifft zu. Tiefere Preise brauchen die Saudis nicht, um Fracker & Co. richtig zu schocken, darunter überwiegt die selbstschädigende Wirkung. Deshalb habe ich mich bei diesen Preisen schon recht breit positioniert.

Aber ich bin noch nicht überzeugt, dass es schon dauerhaft hoch geht. Beispielsweise haben Raffineriearbeiter in den USA gerade mit einem Streik begonnen --> geringere Raffinieriekapazitäten = mehr unverarbeitetes Rohöl auf dem Markt. Auch warte ich noch auf die großen Konkurse, die eine kleine Panik auslösen.

Fall es noch zu weiteren Rückschlägen kommt, habe ich immer noch genug Cash und für schnelle Verkäufe reservierte Anlagen, um Schnäppchen einzusammeln.

levdul1 - Dienstag, 3. Februar 2015 - 16:12
Sehr schön. Es ist sicherlich nicht vorhersehbar, wo der absolute Tiefpunkt beim Öl liegt. Auf alle Fälle war der Kurssturz aber zu rabiat um lediglich ein sich verändertes Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage widerzuspiegeln. Das hier das Pendel auch mal wieder in die andere Richtung schlägt, war abzusehen. Ich habe mit Statoil, BP und Weir mitterlweile auch eine hohe Gewichtung auf der Ölseite. Ich kann mir auch vorstellen, zwei der Werte langfristig zu halten. Beim dritten Wert werde ich bestimmt zügig Gewinne realisieren, um die Gesamtdepotgewichtung nicht zu groß werden zu lassen.

al_sting - Mittwoch, 4. Februar 2015 - 11:24
Interessante Überlegung zu Einbrüchen und schneller Erholung von Ölpreisen: http://jamesdondero.tumblr.com/post/110005703505/is-the-price-of-oil-headed-for-a-v-shaped

Kurze Zusammenfassung: Öl hatte in der Vergangenheit keine Böden gebildet, sondern immer scharfe V-Kurven gezeichnet - warum sollte es dieses Mal anders sein?
Das schöne an dieser Prognose:
1. Sie verweist auf ein wiederkehrendes Muster - und ich mag empirisch unterstützte Thesen.
2. Sie widerspricht der Mehrheitsmeinung im Markt, die von einer 6-monatigen Bodenbildung ausgeht. Wenn sie eintrifft, könnte es also viele Teilnehmer auf dem falschen Fuß erwischen, und deren "Noteinstieg" könnte den Aufschwung beschleunigen.

Ich will mich hier nicht festlegen, die kurzfristige Marktprognose ist nicht meine Stärke. Aber mit einer "Öl-Gewichtung" von derzeit ca. 30% wäre ich für den schnellen und steilen Rebound ganz anständig aufgestellt.

Und im Fall weiterer Panikwellen habe ich immer noch Reserven zum Nachlegen, wobei die Obergrenze bei 50% des Gesamtdepots liegt. Mein Ausverkauf im Dezember war ja u.a. auch dafür gedacht, Cash für Ölwetten zu schaffen. ;-)

prof - Mittwoch, 4. Februar 2015 - 12:36
Das wird auf jeden Fall spannend für Euch! Wenn ich freie Liquidität hätte (die Aktuelle ist bereits verplant) würde ich wohl auch mitmachen.
Prof

stw - Donnerstag, 5. Februar 2015 - 09:32
"wobei die Obergrenze bei 50% des Gesamtdepots liegt."

da wäre mir das Klumpenrisiko aber definitiv zu hoch. Was ist, wenn sich tatsächlich die Meinung durchsetzen sollte, dass wir in absehbarer Zeit (egal ob in 10/20/30 Jahren) global immer weniger Öl brauchen obwohl weltweit mehr als genug vorhanden ist...

Ich mahne zur Vorsicht auch wenn ich keine Ahnung von der Materie habe (und deswegen hier folgerichtig auch nicht investiere).

:-) stw

prof - Donnerstag, 5. Februar 2015 - 09:38
50% ist fett, fahre ich aber im Immobilienbereich auch. Man muss im Misserfolgsfall auch bereit sein, konsequent zu verkaufen.
Prof

stw - Donnerstag, 5. Februar 2015 - 11:25
Es gibt so viele Branchen / Regionen / Währungen, da muss doch so ein Klumpenrisiko nicht sein. Für den langfristigen Vermögensaufbau (und darum geht es doch hier auf stw-boerse grundsätzlich, richtig?) halte ich das wirklich für ein absolutes No-Go egal um welche Branche oder Sondersituation es sich handelt.
Mittlerweile denke ich sogar darüber nach, ob ich auch mehr Diversifikation in den Anlagewährungen anstreben sollte. Denn das stw-Musterdepot ist natürlich sehr Euro-lastig (dies war ja in der Vergangenheit auch nie ein Problem im Gegensatz zu heute...)

:-) stw

al_sting - Donnerstag, 5. Februar 2015 - 19:46
50% sind nicht als Zielgröße, sondern als Maximum gedacht. Dazu komm, dass mir die meisten Märkte derzeit einfach nicht gefallen. Für meinen Geschmack ist in den USA wie auch in verschiedenen europäischen Märkten derzeit zu viel Optimismus, gepuscht durch die ungesund niedrigen Zinsen. Diese grundsätzliche Skepsis erschwert mir die Streuung.

Der Ölmarkt ist einer von wenigen Märkten, die einerseits pessimistisch gestimmt sind und wo ich andererseits in absehbarer Zeit (also noch in 2014) mit einer Erholung rechne.
Und wie schon Buffet lehrt, soll man bei einer attraktiven Chance auch mal konzentriert einsteigen

huitzilopochtli - Donnerstag, 5. Februar 2015 - 22:07
"Der Ölmarkt ist einer von wenigen Märkten, die einerseits pessimistisch gestimmt sind und wo ich andererseits in absehbarer Zeit (also noch in 2014)"
.... noch in 2014? Viel Glück bei deiner Zeitreise!!

Insgesamt ist aber Öl sicherlich aussichtsreich. Osteuropa wäre ein anderes Feld, wo Pessimismus herscht.

al_sting - Donnerstag, 5. Februar 2015 - 23:11
Ups. 2015 natürlich. :-)

Ja, Osteuropa ist auch spannend. Mit Grindeks und Magnit habe ich zwei Werte mit Blick nach Russland, das ist da aber auch das Limit angesichts von Putins Anwandlungen.
Über gute Empfehlungen für EU-Osteuropa ohne Russland-Fokus freue ich mich immer, da würde ich gerne noch etwas Interessantes kaufen.
Was wären da deine Vorschläge?

levdul1 - Donnerstag, 19. Februar 2015 - 13:43
Heute ist ein Tag, welcher zeigt, wozu eine hohe Abhängigkeit des Depots von einer Branche führt.

Alle Indizes steigen, aber parallel dazu sinken alle Ölwerte stark. Mein Depot ist heute 0,3 % im Minus bei einem Dax-Gewinn von 0,6 %.

Obwohl der Einstieg verlockend ist, werde ich die Gewichtung der Ölwerte nicht erhöhen.

Ich poste diesen Beitrag hier, da wir weiter oben Investments in Öl ausgiebig diskutiert haben.

prof - Donnerstag, 19. Februar 2015 - 14:34
Nun, eine Underperformance von 0,9% zum DAX an einem Tag passiert immer mal wieder und darf als Grundrauschen gewertet werden. So etwas passiert laufend und man darf sich nicht darüber ärgern. Es tritt auch oft genug der umgekehrte Fall ein.
Eine interessante Frage ist, wie es nun mit dem Ölpreis weitergeht und ob sich eine zweite Chance für mich bietet. Allerdings weiß ich augenblicklich auch nicht so recht, was ich verkaufen soll.
Prof

al_sting - Freitag, 20. Februar 2015 - 11:31
@ Prof: Ich denke, für Ölserviceaktien ist es noch lange nicht zu spät. Diese haben sehr weit nachgegeben und bislang nur einen Bruchteil davon aufgeholt.
Kurzfristig hängen diese Aktien extrem am Ölpreis, aber mittelfristig ist m.E. viel wichtiger, dass sich der Neben über der Branche lichtet, die entstandenen Schäden (z.B. Auftragsverluste) klarer werden und dann wieder das Vertrauen schrittweise wächst. Dieses Vertrauen, sowohl in stabil höhere Ölpreise (Ich rechne mittelfristig mit 70-80$) als auch in eine Profitabilität der Servicefirmen bei der Auftragslage auf diesem Niveau, muss langsam wachsen. Mit einem nachhaltigen Umschwung wird allgemein zur Jahresmitte gerechnet, der aktuelle Ölpreisaufschwung kann (muss aber nicht) ein Strohfeuer sein. Meine Haupthoffnungen für Ölaktien lagen und liegen im 2. HJ 2015.

Lander Rede kurzer Sinn: Ist vielleicht nicht verkehrt, wenn du als opportunistischer Chartie für die erste Jahreshälfte den mich beunruhigend starken Run auf deutsche Aktien mitnimmst und im Sommer einen stärkeren Einstieg bei Öl planst. Mit der Rasanz des DAX kommen die Ölaktien auch jetzt nicht mit.

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