Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Strategie Al Sting: Archivierte Beiträge bis 30. Mai 2014
al_sting - Mittwoch, 28. Mai 2014 - 18:58
Du hast recht, sie können noch weit laufen. Eigentlich macht es Appetit, jetzt noch voll auf den Zug aufzuspringen.

Aber auf dem Niveau können die Märkte durch ein nicht bzw. schwer vorhersehbares Schockerlebnis (Ein neuer Krieg, massive Verschärfung der Eurokrise, Chinakrise, neue Bankenkrisen Steuererhöhungen in den USA, um die Verschuldung abzufangen ...) auch schnell stürzen.
Der Einbruch von LS Telcom um mal eben 20% hat gezeigt, wie sensibel die Märkte mittlerweile auf schlechte Meldungen reagieren können (nicht müssen, siehe Fabasoft). Und bei LS Telcom kam ich nicht rechtzeitig heraus.

Deshalb versuche ich den Balanceakt, bei steigender Bewertung der globalen Märkte das Depot Schritt für Schritt krisenfester aufzustellen, ohne ihm jegliche Perspektiven zu nehmen.

prof - Mittwoch, 28. Mai 2014 - 20:15
Die Frage ist, wie schnell sackt der Gesamtmarkt im Ernstfall weg. Sind die ersten minus 20% in einem Monat, einer Woche oder einem Tag erreicht. Der letztgenannte Fall wäre der Worst Case. Bei allen anderen Fällen komme ich mit meinen SL noch ganz gut raus.

LS war schon hart für Dich. Andererseits halten sich viele Aktien trotz durchwachsener Zahlen recht gut. Meine Brenntag habe seit einem Jahr keine Gewinnsteigerung geliefert und sind jetzt trotzdem ausgebrochen. Am Tag der Zahlen sackte die Aktie jeweils zur Eröffnung runter und dann gab es die weiße Kerze.
Auch meine Cenit halten sich trotz durchwachsener Zahlen. In den richtigen Crashzeiten ging es mit jeder Aktie bergab, egal wie die Zahlen waren. Ich möchte also lediglich darauf hinweisen, dass alles möglich ist.
Prof

hoyke - Mittwoch, 28. Mai 2014 - 20:17
Der eine reduziert seine Aktienquote-- der andere hält einen Put--- so weit seid ihr ja dann doch nicht auseinander....

stw - Mittwoch, 28. Mai 2014 - 21:37
Ich glaube, dass dieser Crash noch länger auf sich warten lassen wird, gerade weil ihr und viele andere Marktteilnehmer Euch offenbar einig seit, dass er bevorsteht...

Viele meiner Werte sind durch ein KBV <1 ganz gut nach unten abgesichert für den Fall der Faelle denke ich.

:-) stw

hoyke - Donnerstag, 29. Mai 2014 - 05:26
"....gerade weil ihr und viele andere Marktteilnehmer Euch offenbar einig seit..."

Wie ich höre, ist die Bullenratio in den USA bei 58% und die der Bären bei 18% - was extrem sein müsste. Die Neigung zur Vorsicht von 2 (!) Leuten bei stw ist demgegenüber kein Indiz.....

Mir ist zur Zeit allerdings auch nicht wohl angesichts der trampelnden Bullenherde. Als ungefähres Kursziel sehen viele bullische Analysten 10160 Dax-Punkte... so what ? Das sind noch ca. 2%- und dann ? Soll es in 1000er Schritten pro Halbjahr weiter gehen...?

xenon - Donnerstag, 29. Mai 2014 - 07:49
Ich würde erst einmal nicht von Crash reden, sondern von einer deutlichen Korrektur - die muss früher oder später kommen.
Wenn wir ansonsten zurückblicken, glaube ich, sind wir im Kursverlauf ehr sehr weit oben als unten. Manch seriöser Investor (Heiko Aschoff) betrachtet als "Trendfolger" nach dem P & F - Modell (NYSE-Basis) den Markt seit Mitte 01/14 in einer "Bear correction)und hält einfach nur "Cash" - historisch hat er das in "unsicheren" Zeiten und Abwärtsphasen schon Monate bis Jahre praktiziert - scheinbar langweilige (speziell für Trader) Strategie - aber erfolgreich - es gibt Kaufzeitpunkte mit besserem Chance - Risiko-Verhältnis (2003, 2008/9, 2011 ... 2014/15 ?)- er hat Geduld.
Platow-Börse hat wie Prof. klare Stoppkurs-Regeln (z.B. Stada ausgestoppt) und investiert nicht nach - der Cash-Anteil steigt somit seit einem halben Jahr.
Der in B. online wöchenliche Kolummnist und Börsenbriefvertreiber Axel Retz meint bereits, dass die "Glocke zum Ausstieg geläutet wird", Argumente: "Die Anzahl meldepflichtiger Aktienkäufe auf Pump (also nicht die der Kleinanleger) an der NYSE (New York Stock Exchange) nun das jüngst entstandene Verkaufssignal noch weiter ausgebaut." - ein imposanter Kursverlauf, wobei zuerst die Kredite der Pumpkäufe immer mehr steigen, dann einen Höhepunkt erreichen, dann fallen und damit das Börsenhoch markieren - unten funktioniert es genauso - ein "treffsicherer" Indikation - aber 100 % gibt es nicht. Gefühlt ist Retz allerdings seit DAX 8500 schon Bär und seine charttechnischen Watchpositionen sind zu 90 % Puts mit sehr mässigem Erfolg 2014, die paar wenigen Calls (Tesla) liefen da besser. Aber er legt die Finger in offene Wunden - ich frage mich auch, was haben wir für einen Aufschwung an dem die Rohstoffe nicht steigen (oder die Firmen die an der Förderung beteiligt sind, wie SMT Scharf) und auch der Baltic Dry Index fällt - es wird nichts produziert und nichts verschifft - merkwürdig.
Nächste Woche sollen die europäischen Zinsen gesenkt werden - auf nahe Null - Pulver verschossen - was dann, wenn der Aufschwung nicht kommt. Bundfuture und Aktienkurse auf Höchstniveau auch untypisch.
Fazit: die Luft ist dünn nach oben 10.500 ... 11.200 - ich weiss es nicht - es gibt bessere Zeitpunkte, um Aktien zu kaufen - vielleicht will man noch manchen Mega-Börsen-Gang (Alibaba) und einige Übernahmen durchpeitschen, was auch Geld absorbiert und einen "freundlichen Markt" benötigt, vielleicht kauft Dragi als unorthodoxe Maßnahmen Aktien auf ... es ist noch Zeit Kasse zu machen, speziell bei Nebenwerten, denn wenn alle durch eine enge Tür dann heraus wollen, sind die Kursverfälle extrem. Abwärts geht es immer schneller als aufwärts - Prof.`s Put ist günstig (Vola nahe Allzeittief - Put - Call - Ratio nahe 1 = Mehrmonatstief - man ist also unbesorgt) - da kann man eine Absicherung billig erwerben.
Ich überlege privat speziell bei den vor 2009 erworbenen Positionen, wie ich verfahre - bei Grenkeleasing gibt es z.B. nur Calls keine Puts. Teilverkauf - Verfall von 20 - 30 % "aussitzen" ?
Gruß
Xenon

hoyke - Donnerstag, 29. Mai 2014 - 09:13
...es ist eben insbesondere eine Hausse des billigen Geldes- ein Happiness-Effekt auf Droge...

Ich finde die meisten Aktien übrigens keinesfalls mehr billig--- auch die Buchwertstrategie von stw mag ich nicht als Sicherheitspuffer ansehen... es gibt andere Firmen mit extrem niedrigem KBV (noch viel niedriger als die von stw), wo ich mich frage, warum der Markt das zulässt... und dann glaube, es müssen Leichen im Keller liegen, ...und so war es bisher alzu oft...

prof - Donnerstag, 29. Mai 2014 - 12:23
@xenon: Ich rate zu einem SDAX-Put. Grenke haben sich in den letzten Jahren immer besser entwickelt als der Index.

@alle
1.) Wenn man wegen einer hohen Bewertung des Aktienmarktes sicher gehen will, kann man entweder Cash aufbauen (Al Sting) oder mit einem Put absichern. (Wobei mein Put nur ca. 10% des Kapitals "rettet").
Wer einen Put kauft, geht von 2 Annahmen aus.
- Der Emittent geht währende der Haltedauer nicht pleite.
- Die eigenen Investments schlagen in jeder Börsenphase den Index, gegen den man wettet. Das ist zugegebenermaßen eine mutige und gewagte Annahme.
Letzten Endes hat der Put-Käufer aber mehr Spaß, da er weiter handeln "darf".


2.) Wer hat die Hype - Phase des Neuen Marktes bis März 2000 mitgemacht? Es war einfach unglaublich: Die unmöglichsten Buden sind täglich im zweistelligen Prozentbereich gestiegen. Mit etwas Geschick konnte man mit Firmen Geld machen, die danach völlig oder fast in Insolvenz gingen. (z.B. mit dem Baustoffhändler Mühl, Direktbanken, Mobilfunker, Medienfirmen wie EM-TV, Tech-Firmen, Software-Buden wie Intershop). Man wachte früh auf, warf nach dem Frühstück den PC an und konnte sich schon den neuen CD-Spieler leisten, nach einem Monat war es dann vielleicht der kleine Gebrauchtwagen ... Die Haltefrist von einem Jahr schaffte man meist, sonst wurden eben ein paar Steuern bezahlt. Auch das ist möglich mit dem vielen billigen Geld!

3.) An den Buchwert glaube ich nicht. Denn was nutzt der schönste Buchwert, wenn das Unternehmen ordentlich Verluste schreibt?
Prof

al_sting - Donnerstag, 29. Mai 2014 - 14:29
Danke für die intensive Diskussion! Da gebe ich doch gerne noch einmal meinen Senf dazu.

Xenon: "Wie ich höre, ist die Bullenratio in den USA bei 58% und die der Bären bei 18% - was extrem sein müsste."
Ich las auch schon, dass einige "Permabullen" in den USA in letzter Zeit eingeknickt seien. Gerade für Fondsmanager ist es schwer, seinen Kunden zu erklären, dass man sich dauerhaft gegen den Markt stellen will. Kann man positiv sehen (sie haben ihren Irrtum eingesehen) oder negativ (die letzten automatischen Bremsen brechen weg) - aufgrund der Fundamentalbewertung der Märkte tendiere ich zu zweiterem.
Einer der am fundiertesten argumentierenden Bären soll übrigens Hussmann sein: http://www.hussmanfunds.com/weeklyMarketComment.html

Kreditfinanzierte Aktienkäufe: Die NYSE gibt auf Ihren Seiten Angaben über die Höhe und Entwicklung der kreditfinanzierten Aktienkäufe (margin debt, 6 Wochen verzögert): http://www.nyxdata.com/nysedata/asp/factbook/viewer_edition.asp?mode=table&key=3153&category=8
Ich verstehe nicht, wie und was dort genau erfasst wird, aber die Tendenz ist klar: Im September 2013 wurde erstmals überhaupt die Schwelle von 400 Mrd$ überschritten und seitdem nicht wieder unterschritten. Der Rekord liegt bei 465 Mrd$ im Februar 2014. Das spricht für eine gute Stimmung, aber auch für eine potentielle Crashbeschleunigung bei Problemen.

Hoyke: "...es ist eben insbesondere eine Hausse des billigen Geldes- ein Happiness-Effekt auf Droge... "
Den Eindruck habe ich auch. Anleihen als klassische Alternative zu Aktien sind deshalb auch weggebrochen. Auf Immobilien scheint auch in Deutschland ein mittlerer Boom eingesetzt zu haben. Deshalb denke ich erstmals ernsthaft darüber nach, Chinaman zu folgen und für das Musterdepot Gold als relativ(!) antizyklisch verlaufendes Medium zu kaufen. Aber anders als von Chinaman empfohlen kein psychisches Gold und auch keine Goldminenaktien, sondern Papiergold.

stw: "Ich glaube, dass dieser Crash noch länger auf sich warten lassen wird, gerade weil ihr und viele andere Marktteilnehmer Euch offenbar einig seit, dass er bevorsteht... "
Hmm, bilden wir schon eine statistisch relevante Größe? Wie auch immer, unterschiedliche, mit guten Argumenten unterlegte Sichtweisen beleben die Diskussion. :-)

Prof: "Die Frage ist, wie schnell sackt der Gesamtmarkt im Ernstfall weg."
Meine unprofessionelle Küchenpsychologie besagt: Je höher der Ausschlag über den statistischen Mittelwert hinausragt, desto schneller und tiefer könnte die Reaktion ausfallen.

Prof: "Ich möchte also lediglich darauf hinweisen, dass alles möglich ist."
Das definitiv. Ich will mir nicht anmaßen Art oder Zeitpunkt einer Kursanpassung vorherzusagen. Von einem Crash bis zu einem Hineinwachsen durch jahrelange Seitwärtsbewegung ist alles möglich.

Prof: "1b. Die eigenen Investments schlagen in jeder Börsenphase den Index, gegen den man wettet."
Da liegt mein Problem: Es ist nicht ganz einfach, den Zeitkosten von Optionspapieren per anno zu ermitteln. Die mir bekannten Schätzungen kamen auf etwa 30% p.a. Ich traue mir eine Outperformance von 5% gegenüber dem DAX zu, vielleicht auch mal 10-15% per anno. Aber nicht von 30%. Daher erscheint mir ein Put auf Dauer viel teurer als Ausstieg und Nachkauf. Ausnahme Daytrading bis Weektrading, aber das ist eh nicht meine Domäne.
Hingegen fände ich die Spekulation reizvoll, dass jedes Optionspapier von einer steigenden Volatilität profitieren müsste. Also eine "Straddle"-Aktion mit put und call auf den DAX, wie levdul es im letzten Jahr mal versuchte? Nun ja, er ist unser Optionspapierexperte, nicht ich.

Prof "1c. Letzten Endes hat der Put-Käufer aber mehr Spaß, da er weiter handeln "darf"."
Gerade für so ein Musterdepot ist da einiges dran. Deshalb will ich ja im nächsten Schritt nicht die Anzahl, sondern das Volumen der Positionen reduzieren. Dann kann man weiter handeln, aber eben mit einem geringeren Anteil des Budgets.

Prof: "2. Wer hat die Hype - Phase des Neuen Marktes bis März 2000 mitgemacht? Es war einfach unglaublich: Die unmöglichsten Buden sind täglich im zweistelligen Prozentbereich gestiegen."
Das kann ich mir auch dieses Mal gut vorstellen. Bei einer (ganz einfachen) Analyse der Shiller-Daten des S&P-500 stellte ich fest, dass mit Überschreiten der Schwelle Shiller-KGV=27 auf 12-Monats-Sicht nicht nur die drastischen Kursrückgänge deutlich häufiger wurden, sondern AUCH die deutlichen Kurssteigerungen. Die Aktienmärkte fieberten gewissermaßen.
Die Länge und Intensität dieses "Tanzes auf dem Vulkan" variierte deutlich, aber am Ende siegte immer die Schwerkraft. Daher gruselt es mich etwas vor diesem Tanz.

Prof: "3. An den Buchwert glaube ich nicht. Denn was nutzt der schönste Buchwert, wenn das Unternehmen ordentlich Verluste schreibt?"
Sehe ich zunehmend ähnlich. Ich habe Salzgitter deutlich unter Buchwert gekauft, erstmals 2011 zu 39,40€. Die Aktie hat diesen Kurs seitdem nicht wiedergesehen.
Sicherer könnten starke Dividenden sein (siehe 5% bei Fabasoft), aber auch das nur, wenn das Unternehmen diese Dividenden auch stabil erwirtscahften kann.
Sonderabschreibungen (Energieversorger!), Goodwill-Blasen, extreme Verluste, Kapitalerhöhungen im Kurstal (Daimler, Thyssen-Krupp, ...) etc. lassen einen Buchwert schnell abstürzen.
Buchwert (sowie versteckte Reserven!) sind dann spannend, wenn sie sich auch in schlechten Zeiten im Insolvenzfall zu Geld machen lassen. Das ist längst nicht immer der Fall.

Warum S&P/Amerika: Die meisten Krisen wurden in der Vergangenheit durch die amerikanischen Börsen getriggert, und bei uns vielen die Reaktionen mal stärker und mal schwächer aus. Damit rechne ich auch dieses Mal. Die Aktionäre der DAX-Werte sollen mittlerweile zu über 50% in den USA sitzen. Wenn zu Hause der Markt schwächelt und das Risikobewusstsein bei den Anlegern wächst, dürften diese auch international ihr Geld aus Aktien abziehen. Und schon schwappt diese Krise nach Deutschland und Europa... Auch deshalb präferiere ich den besonders breit aufgestellten S&P500 (500 Werte!) als Referenzindex. Weitere Argumente sind die extrem lange Verfügbarkeit seit ca. 140 Jahren sowie die wunderbare Aufbereitung durch Shiller.

Abschließend: Ich möchte niemanden zwangsweise überzeugen und von niemandem zwangsweise überzeugt werden. Ich schätze das britische Motto des "we agree in disagreement".
Ich sehe in solchen Diskussionen aber die Chance, andere Argumente und Sichtweisen kennenzulernen, zu durchdenken und verstehen. Und manchmal folge ich auch Argumenten, die mir einleuchten. :-)
In dem Sinn freue ich mich auf weitere kritische Antworten und Nachfragen.
Ciao, Al Sting

levdul1 - Donnerstag, 29. Mai 2014 - 15:06
Hallo Al_sting,

Die Optionsprämie, welche verloren geht, kannst du bei 'Aufgeld per annum' ablesen. Liegt selten bei 30%, eher deutlich tiefer. Bei Profs Put (super Konditionen) liegt dieser Werte bei 4,6 %. Damit kann man auch mal einen Straddle wagen. Bei meinem Straddle lagen die Aufgeldwerte deutlich höher.

xenon - Donnerstag, 29. Mai 2014 - 16:12
Straddle-Strategie:
Die Idee hatte ich auch schon - Prof.`s Put + sein Call-Partner (Basis, LZ, Emittent) seit Auflegung gekauft (Anfang Februar 14?) - 15 % für das Gesamtpaket - ähnliches Konstrukt Basis 9800 LZ 11-2014 - 30 % seit Jahresanfang.
Ursachen: Seitwärtsmarkt ?, Vola sinkt weiter, Zeitwertverlust
Unorthodoxe Straddle-Strategie: Annahme ich weiß nicht, ob der Markt steigt oder fällt, aber ich halte "ihn" für "überhitzt": Variante 1: Markt steigt weiter - Call mit Gewinn verkaufen, Put in nächster Korrektur ohne Verlust oder mit Gewinn verkaufen; Variante 2: Markt fällt - stark und schnell - Verkauf Call und Put zum gleichen Zeitpunkt, da der Put überproportional an Wert gewonnen hat, da auch die steigende Vola, den Call-Preis erhöht hat bzw. z.T. die Kursverluste "ausgebügelt" hat. Variante 3: Markt fällt langsam oder korrigiert nur - Put verkaufen mit (leichten) Gewinn und Call weiter halten Variante 4: das Projekt möglichst als Nullsummenspiel oder Minimalverlust beerdigen.
Wann ist eigentlich der richtige Marktzeitpunkt (welche Rahmenbedingungen müssen herrschen)für einen Straddle ?
Xenon

xenon - Donnerstag, 29. Mai 2014 - 16:25
Allgemein:
Die Diskussion hier hat für einen "Vatertag" schon ein erschreckend hohes Niveau.
Währenddessen ich als "oberflächlicher" Typ eher dazu neige, Meinungen zu hören, abzuwägen und zu vertrauen, gibt es einige von Euch, die die Primärdaten prüfen - Hochachtung.
Mein großes Plus ist Erfahrung und der Glaube schon fast alle Anlagefehler selbst gemacht zu haben - daran erinnert mich immer die Achterbahn-Aktie an der Wand als effektives Stück.
Ich hätte schon Lust mit Euch eine "Investmentgesellschaft" zu gründen - Vormittags ist Teamsitzung mit 1 Stunde Diskussion, dann gibt es wahrscheinlich noch etwas am PC zu tun. Nachmittags treiben wir Sport, widmen uns den Familien oder sonstigen sinnvollen Aktivitäten, der Wartungs- und Vorsorgeaufwand des menschlichen Körpers nimmt ja ab gewissen Altersgrenzen auch exponentiell zu.
Gruß
Xenon

prof - Donnerstag, 29. Mai 2014 - 16:37
Es ist wie es sein muss:
Beim Put muss der DAX fallen, beim Call steigen und es ist gut, wenn die Volatilität steigt.
Beim Straddle muss die Volatilität steigen und es ist gut, wenn der DAX stramm in eine Richtung marschiert. Wann aber die Volatilität steigt, weiß man nicht. Wohl erst, wenn es abwärts geht!

Eigentlich würde ich mich mit einem Bonus-Reverse viel wohler fühlen. Allerdings muss man hier mit höheren Einsätzen arbeiten, um den gleichen Effekt zu erzielen. Leveduls Zertifikat bringt schwere Verluste, wenn die 10.8000 doch gerissen werden.
Prof

prof - Donnerstag, 29. Mai 2014 - 16:39
@xenon: Wann gibt es schon mal einen Feiertag zum Spekulieren? Da bleibt maximal noch Pfingstmontag ...
Prof

levdul1 - Donnerstag, 29. Mai 2014 - 16:40
Für einen Straddle ist der richtige Moment, wenn die Volatilität gering ist und man eine stärkere Bewegung in Zukunft erwartet.

Die DAX-Vola ist im Augenblick bei 14 %. Dies ist historisch gesehen ein eher niedriger Wert. Allerdings war die Vola bei meinem Straddle-Experiment letztes Jahr auf genau dem gleichen Niveau.

Unter diesem Link kann man die Vola verfolgen:

http://www.onvista.de/index/DAX-VOLATILITTS-Index-1555056?ID_NOTATION=1555056&MONTHS=36#chart

al_sting - Donnerstag, 29. Mai 2014 - 17:10
Nachdem ihr mir alles für einen Straddle auf dem Sibertablett präsentiert, sollte ich es im Musterdepot einfach mal versuchen. Eine halbe Position ist da eh noch offen.

Levduls Link deutet in der Tat auf eine historisch niedrige Volatilität im Schnitt der letzten 15 Jahre hat. Gleichzeitig bin ich ja der Ansicht, dass die Kurse bei besonders hoher (und besonders niedriger!) Marktbewertung zu Fiebrigkeit, also hoher Voilatilität neigen.

Das Pärchen müsste also bestehen aus
Call: PA3FLW
Put: PA3EST
Eine Frage habe ich Optionsschein-Amateur immer noch: Müsste ich für eine ausgeglichene Zusammenstellung von beiden Scheinen die gleiche Anzahl oder den gleichen Investitionswert nehmen?

stw - Donnerstag, 29. Mai 2014 - 20:37
"Wer hat die Hype - Phase des Neuen Marktes bis März 2000 mitgemacht? Es war einfach unglaublich: Die unmöglichsten Buden sind täglich im zweistelligen Prozentbereich gestiegen."

Genau. Und von einer derart euphorischen Stimmung kann derzeit m.E. (noch?) keine Rede sein. Klar sind viele Aktien im Laufe der letzten Jahre 3-stellig gestiegen, aber meist sind diese Zuwächse doch dann auch ganz gut hinterlegt mit entsprechend verbesserten Fundamentaldaten (nach dem Weg aus der Finanzkrise). Zumindest kann ich das für eigentlich alle meine Musterdepotwerte behaupten.

"An den Buchwert glaube ich nicht. Denn was nutzt der schönste Buchwert, wenn das Unternehmen ordentlich Verluste schreibt?"

Selbstverständlich sichert der Buchwert den Kurs nur dann nach unten ab, wenn das Geschäftsmodell tragfähig ist und das Unternehmen zumindest mittelfristig nachhaltig profitabel. Das sehe ich zB bei Salzgitter nicht unbedingt aufgrund der wachsenden Konkurrenz aus China. Aber glaubt ihr wirklich, dass die Deutsche Bank ein Plaeitekandidat ist? Die wird nämlich aktuell mit einem KBV<0,6 fast so gehandelt als ob sie vor dem Kollaps stünde. M.E. wird die Aktie nach der KE wieder steigen und sich mittelfristig dem Buchwert wieder annähern, das ist dann also eine 80-100% Chance. Aber klar kann in einem Chrasszenario eine solche Aktie vorher auch nochmal um 30% absacken, das muss ich als antizyklischer Investor dann abkönnen.

Was mich hellhörig macht, das ist Eure Aussage, dass die Anzahl kreditfinanzierter Aktienkäufe stark gestiegen sei. Das war mir neu und ist tatsächlich ein Alarmzeichen. Daher werde ich auch im stw-Musterdepot wieder (wie eigentlich immer bei mir üblich) eine Cashreserve von ca 20% aufbauen.

:-) stw

levdul1 - Freitag, 30. Mai 2014 - 09:38
Hallo Al_Sting,

Das Pärchen ist schon nicht schlecht gewählt. Beide Scheine haben das Bezugsverhältnis 100:1 auf den DAX.

Dein Call ist noch nicht 'im Geld' und dein Put ist gerade so 'im Geld'. Theoretisch sollte der Call deshalb einen etwas höheren Hebel haben.
Wir sprechen hier aber von einem Abstand von 2,5 % bei Basiswert (DAX) , also nichts Dramatisches.

Ich denke, du kannst die gleiche Anzahl der Scheine holen.

al_sting - Freitag, 30. Mai 2014 - 10:01
Ich habe noch einmal über die Straddle-Idee geschlafen und versucht, mich kurz einzulesen. Dabei gewannen meine Zweifel wieder die Oberhand:

Levdul: "Die Optionsprämie, welche verloren geht, kannst du bei 'Aufgeld per annum' ablesen. Liegt selten bei 30%, eher deutlich tiefer. Bei Profs Put (super Konditionen) liegt dieser Werte bei 4,6 %. Damit kann man auch mal einen Straddle wagen. Bei meinem Straddle lagen die Aufgeldwerte deutlich höher."

Hmmm. Bei Profs Schein PA3EST liegt der innere Wert derzeit bei 2,61€ (30,2% des Gesamtpreises) und der Zeitwert bei 6,03€ (69,8% des Gesamtpreises). Und das bei einer aktuell geringen Volatilität, die den Zeitwert also eher niedrig aussehen lässt. Laufzeit bis 18.09.2015, also knapp 16 Monate, genau genommen 476 Tage.
Bei einem unveränderten Kurs des DAX würde der Schein also in 476 Tagen 69,3% seines Wertes verloren haben. Bei einem gleichmäßigen prozentualen Verlust würde das per anno einem Verlust von 0,698 exp (476/365) = 0,625 = 62,5% entsprechen. DEUTLICH mehr als meine angenommenen 30%.
Diese Rechnung ist sicherlich nicht ganz sauber, weil kaum jemand Optionsscheine bis zum Verfall hält. Allerdings kann ich den Wert eines Optionsscheins erst für diesen Zeitpunkt genau berechnen.
Für die Stufen davor gilt: Der Zeitwert nähert sich der Null, aber ich weiß nicht genau wie. Mir ist bewusst, dass in den Zeitwert eine Menge Faktoren hineinspielen, insbesondere die implizite Volatilität. Allerdings fand ich keine Formeln, die den Einfluss der Volatilität auf den Zeitwert darstellen, noch solche zur Bestimmung der impliziten, also zukunftsgerichteten Volatilität oder zur Abhängigkeit des Zeitwerts von der Restzeit. Für mich bleiben hier also zu viele Unbekannte für eine Spekulation, die gegen eine Entwertung von 30-60% per anno läuft.

PS: Die aktuelle implizite Vola liegt bei Prof Schein mit 15,99% auch spürbar über den aktuell-historischen 14,05%, die man unter deinem Onvista-Link findet.

levdul1 - Freitag, 30. Mai 2014 - 10:12
Das Aufgeld bezieht sich auf den Basiswert (DAX). Bei Profs Schein muß der DAX pro Jahr um 4,6 % fallen um nicht an Wert zu verlieren.
Da Optionscheine hebeln, fällt der Verlust bei Nichteintreten des Szenarios natürlich deutlich höher aus.

Der Zeitwert geht zum Laufzeitende immer stärker verloren, weil dann die Wahrscheinlichkeit, daß das gewünschte Szenario eintritt immer weniger wahrscheinlich wird.
Den aktuellen Zeitwertverlust kannst du am Theta ablesen. Für Profs Schein beträgt er im Augenblick -0,0075 €/Tag, das heißt circa 1 cent am Tag.

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