Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Strategie Al Sting: Archivierte Beiträge bis 13. Januar 2014
al_sting - Mittwoch, 23. Oktober 2013 - 10:46
Kein Cash zu haben hat einen klaren Vorteil: Man kann nicht jede Idee auch direkt umsetzen.
Darum spiele ich hier eine Idee virtuell durch:
Einige Aktien bewegen sich wieder in luftigen Höhen jenseits von gut und böse. Dazu gehört auch Netflix, ein amerikanischer Online-Filmverleiher, der 2011 auch in die Eigenproduktion von Filmserien eingestiegen ist (ISIN US64110L1061)
Kursanstieg in den letzten 14 Monaten: Von 60 US$ auf aktuell 320 US$
KGV13e: 190, KGVe2014: 82
Dank eines rasanten Wachstums, das auch schamlos in die Zukunft pojeziert wird - normal ist das nicht. Der Trend könnte aktuell gebrochen werden, da sich Anleger Carl Icahn von der Hälfte seiner Anteile getrennt hat. Sein Kommentar: "While I basically agree with David and Brett’s assessment above and have often held positions for many years, as a hardened veteran of seven bear markets I have learned that when you are lucky and/or smart enough to have made a total return of 457% in only 14 months it is time to take some of the chips off the table." http://www.streetinsider.com/13Ds/Carl+Icahn+Cuts+Stake+in+Netflix%2C+Inc.+%28NFLX%29+in+Half+after+457%25+Increase/8800182.html

Wer hoch steigt, kann tief fallen. Hier bietet sich m.E. eine Put-Wette an, für die ich, falls vorhanden, 1.000€ eingesetzt hätte.
Also hypothetisch, DE000CZ9ERX5, Brief 0,85€ --> 1.200 Stück x 0,85 = 1.020€.
Dieser Put läuft zum 18.12.2013 aus. Bei 268$ (-17% zum aktuellen Kurs) sollte er, gleiche Volatilität etc. wie aktuell angenommen, den Einsatz wieder herausgeben, bei 280$(-13%) verfällt er auf Null.
Ich will hier ganz Einsatz mal sehen, ob sich der Fall einer m.E. deutlich überbewerteten Aktie bei klarem Abwertungstrigger, aber noch ohne charttechnisch erwiesene Trendumkehr, prognostizieren lässt.
Wie gesagt, kein Einsatz. Bislang waren meine hypothetischen Put-Wetten immer Rohrkrepierer.

xenon - Mittwoch, 23. Oktober 2013 - 11:27
Gute Idee - falsches Marktumfeld und ein Put mit zu kurzer Laufzeit. Wenn aber dann einmal der Gesamtmarkt fällt, sollten solche Blasen überproportional implodieren - wahrscheinlich gibt es dann wieder keine geeigneten Puts.

al_sting - Mittwoch, 23. Oktober 2013 - 12:35
Danke für den Kommentar - klingt überzeugend.

Gegen den Markt wetten ist immer kritisch - ich mache es ja auch nur "auf dem Papier". Bin neugierig, wie es sich entwickelt, und vielleicht hole ich die Idee bei einem fallenden Markt wieder heraus.
Netflix und Tesla sind gerade zwei klassische Beispiele für extrem teure, gehypte Unternehmen aus den USA, allerdings scheinen sie auch schon des Öfteren Shortis "verbrannt" zu haben.

xenon - Mittwoch, 23. Oktober 2013 - 13:34
Tesla ist ein gutes Beispiel für Trendfolgeanlage. Die Firma befindet sich als Empfehlung in einem "Börsenbrief" eines seriösen Trendfolgeexperten.
Man muss als kritischer Anleger natürlich die Fundamentaldaten hinterfragen und würde wohl nie in solche Werte gehen. Trendfolger interessiert das nicht - sie steigen ein - setzen Stopps und steigen aus ... und erreichen in jetzigen Marktphasen weit überproportionale Gewinne - Tesla ist der mit Abstand beste Wert dieses Depots. Am Ende zählt das Ergebnis. Prof weiss das seit Jahren - ich habe die Erkenntnis mit viel Lehrgeld bezahlt - wette nie gegen die Charts - Hype hin oder her - ein Hype kann länger dauern und astronomischer werden - als die Laufzeit und der Basiswert deines Puts.

prof - Mittwoch, 23. Oktober 2013 - 14:23
@al: Drei Verdoppler ist schon die Wucht und der Vorteil ist, dass sie ja im Normalfall jetzt auch die größte Gewichtung im Depot haben.
Ich würde jetzt entspannt laufen lassen und ein Lineal unter den logarithmischen Chart legen. Ein weiterer Verdoppler einer dieser Aktien ist dann schon ein Vervierfacher vom Ausgangswert.
Mir scheint jetzt, Du hast dieses Jahr den Contest gewonnen. Solange wir anderen oberhalb des DAX abschließen kann sich jeder freuen.
Prof

al_sting - Donnerstag, 7. November 2013 - 11:41
Kurzer Zwischenstand zum hypothetischen Put auf Netflix: Aktuell würde der Verlust meines Puts bei 60-80% liegen, es sieht derzeit nach Totalverlust aus. Xenons Kritik traf ins Schwarze: Shorts gegen den Chart sind schnell selbstmörderisch.
Tesla ist zwar aktuell wegen "schwacher" Quartalszahlen ins Minus gerutscht (auf 110€), aber auch hier fragt sich, ob der Hype damit schon gebrochen ist.
Wie auch immer: Ich lasse besser weiter die Finger von diesen Spielen.

al_sting - Samstag, 9. November 2013 - 09:39
Auch hier ein Kommentar zum letzten Depotumbau:
Ich habe mich von Helma getrennt, dafür aber Ecotel neu ins Musterdepot aufgenommen.

Unter Bezug auf den KGV bietet Ecotel recht ähnliche Werte wie Helma, hohes Wachstum für relativ günstige Preise:
EPS13e=0,45; EPS14e=0,67, EPS15e=0,99

Allerdings ist Helma ziemlich stark verschuldet, während bei Ecotel eine kleine Cashrücklage erfreulich zu Buche schlägt. Die Verschuldung wirkt sich stärker bei anderen Kennzahlen wie EV/EBDITA aus, und dort trennen die beiden Unternehmen entsprechend Welten:
Ecotel, EV/EBDITA13e: 3,22; EV/EBDITA14e: 2,28
Helma, EV/EBDITA13e: 9,95; EV/EBDITA14e: 8,44

Ecotel, EV/EBIT13e: 7,2; EV/EBIT14e: 4,3
Helma, EV/EBIT13e: 11,7; EV/EBIT14e: 9,7

In letzter Zeit orientiere ich mich zur Einschätzung des Wertes von Unternehmen zunehmend an EV/EBDITA bzw. noch besser an EV/EBIT als Vergleichsgröße. Dabei sollte man allerdings verschiedene Details beachten:
- Branchenspezifika: Beim Vergleich von kapitalintensiven Branchen (z.B. Anlagenbau) mit weniger kapitalintensiven Branchen (z.B. Software) kann EBDITA durch die ausstehende Abschreibung verzerren, eher bietet sich hier das EBIT an.
In diesem Beispiel dreht sich das interessanter Weise in die unerwartete Richtung, weil Ecotel für Software-Unternehmen ungewöhnlich hohe Abschreibungen verbucht.
- Achtung mit Ländergrenzen! EBIT wie auch EBDITA sind Zahlen VOR STEUERN. Damit bieten sich diese Kennzahlen bei Vergleichen mit Unternehmen, die unterschiedlichen Steuersystemen unterliegen, NICHT AN. (Beispiel Fabasoft versus deutsche Unternehmen).
- Die Finanzwirtschaft folgt eh ihren eigenen Regeln...

Zu dem Thema empfehle ich auch diesen (englischsprachigen) Blogbeitrag "P/E, EV/EBITDA, EV/EBIT, P/FCF – When to use what ?". Man beachte auch den Exkurs zu Statoil als krasses Beispiel schlechter Vergleichbarkeit: http://valueandopportunity.com/2013/11/07/pe-evebitda-evebit-pfcf-when-to-use-what/

prof - Montag, 25. November 2013 - 14:01
Gratulation zur 50+ --> Der Sieg in 2013 geht an Dich, das ist jetzt fast sicher.
Prof

al_sting - Montag, 25. November 2013 - 14:58
Danke! Ich freue mich auch, wenn ich die 50% bis zum Jahresende halte oder ausbaue. (Im Augenblick habe ich noch leicht geflunkert, da ich beim BVB schon 300€ Dividende eingebucht habe, die erst morgen kommt - wahrscheinlich mitsamt Dividendenabschlag in der Aktie.)

In diesem Jahr spielt aber auch einiges positiv hinein. In den letzten Jahren habe ich mit meinen fundamentalen Markteinschätzungen oft danebengelegen (z.B. mit Branchenaktien für regenerative Energien sowie Ölbranche, zu frühes Setzen auf Ost- und Südeuropa, Setzen auf Erholung von Stahl- und Versorgerwerten...) Da ging es bei der Einzelaktienauswahl oftmals nur noch darum, "den Schaden zu begrenzen".

Dieses Jahr hingegen funktionierte mein Setzen auf Griechenland, Italien und Frankreich (endlich) sehr gut. Gerade bei Plastic Omnium und Reply spielte viel Glück herein. Ich hätte bei allem Optimismus nicht gedacht, dass beide Werte sooo gut abgehen. Und bei DNO hat sich in diesem Jahr endlich auch im Aktienkurs gezeigt, was ich seit Jahren erwarte.
Aber auch die grundsätzliche Umstellung meiner Depotstrategie hat sich über Erwarten ausgezahlt.
So gesehen verrechne ich dieses Jahr mit dem letzten Jahr, wo mich die deutliche DAX-Underperformance (14% zu 29%) schon wurmte - summa summarum liege ich jetzt wieder solide vor dem DAX. :-).

Unerwartetes Nebenergebnis: Buffets Berkshire Hathaway war bislang meine schwächste Aktie. ;-)

Allerdings sticht bei mir das diesjährige Ergebnis bislang singulär heraus.
Helmut hingegen steuert schon wieder deutlich über 30% an, und das bereits das vierte Mal in den letzten fünf Jahren. Diese Stetigkeit seiner Ergebnisse hat noch eine ganz andere Qualität. Er setzt gewissermaßen die Benchmark unseres kleinen Depotvergleiches.

al_sting - Montag, 25. November 2013 - 23:48
Blick auf das nächste Jahr, Aktien in Deutschland, Frankreich und Italien:
Auf dem deutschen Markt fällt es mir immer schwerer, Aktien zu für mich überzeugenden Preisen zu finden. Ich muss dabei zugeben, dass ich bislang eher zum Grahamschen Ansatz des "deep value" als zum Buffetschen Ansatz des auch mal etwas teureren value tendiere.
Ich bewundere Helmut für seine Fähigkeit, immer wieder sehr erfolgreich stets neue, im Vergleich teurere, qualitativ hochwertige, stark wachsende "Buffet-typische" Unternehmen zu finden. Ich gestehe, dass meine Analysefähigkeiten dazu noch nicht genügen.
Trotzdem möchte ich mich nicht komplett von Deutschland abwenden. Im Ergebnis bewege ich mich bei deutschen Aktien mittlerweile recht oft im Bereich sehr kleiner Nebenwerte (Marktkapitalisierung 25-50 Mio€). Allerdings will ich aufpassen, nicht in den Bereich der Microcaps mit einer Marktkapitalisierung zwischen 1-15 Mio€ "abzutauchen". Für ausländische Aktien habe ich im Übrigen eine persönliche Schranke bei einer MK von 50 Mio€ gesetzt. Ich bin der Ansicht, bei kleineren Firmen wird der Informationsfluss der relevanten Finanzinformationen immer schwerer. Teils wegen der Sprachbarriere (Kleine Unternehmen übersetzen ihre Finanzinformationen seltener ins Englische), teils wegen allgemeiner "Informationsträgheit".

Gerade auf dem Französischen Markt ist eine 50 Mio€-Schranke aber auch kein wirkliches Problem. Je genauer ich mir den Markt anschaue, desto mehr wirklich attraktive und preiswerte Firmen finde ich, die im Vergleich zu deutschen Pendants locker 100% Aufholpotential haben. Da ich mein französisches Engagement finanziell nicht weiter ausbauen will, wird es wahrscheinlich darauf hinauslaufen, dass ich zukünftig ein "Bundle" mehrerer französischer Werte halte, die jeweils nur noch mit 1/2 Position gewichtet sind. Zu den einzelnen Werten äußere ich mich dort bei Gelegenheit detaillierter.

In Italien sieht es interessanter Weise deutlich anders aus. Auf dem italienischen Aktienmarkt scheinen die Schnäppchen deutlich seltener vertreten zu sein. Astaldi ist trotz des 30%-Anstiegs in meinem Depot immer noch eine Ausnahme, die mit den besten französischen Schnäppchen mithalten kann. Angesichts des rapiden Wachstums und eines auf 5 Jahre ausgebuchten Auftragsbestandes, der auch zukünftig starkes Wachstum verspricht, für mich vollkommen unverständlich. eine Kursverdoppelung erschiene mir angemessen.
Bei Reply hat einerseits der Aktienkurs eine super Ralley hingelegt, aber auch findamental hat sich das Unternehmen in Wachstum und Profiatbilität schön entwickelt. Daher ist die heutige Bewertung zwar teurer als vor 12 Monaten bewertet, aber immer noch attraktiv. Durch den im Vergleich zu Frankreich höheren Preis italienischer Aktien sehe ich bei Reply auch auf dem aktuellen Niveau weiteres Aufholpotential um mindestens 50%. Daher werde ich sowohl Astaldi als auch Reply bis auf weiteres unverändert halten.

al_sting - Montag, 16. Dezember 2013 - 15:41
Kurze Nachlese zu Netflix: Xenon hatte vollkommen recht. Falsches Marktumfeld und zu kurze Laufzeit.
Statt auf weniger als 268$ zu fallen, stieg der Kurs steidem stetig weiter um etwa 20% (!!!) und liegt jetzt bei 370$. Damit wäre mein Put ganz offensichtlich übermorgen wertlos verfallen und ich hätte den kompletten Einsatz verloren.

Lehre 1: Spekulationen auf Kursrückgänge liegen mir offensichtlich nicht. Also lasse ich auch zukünftig die Finger davon.
Lehre 2: Gegen den Markt sowieso nie! Blasen können sich laaaaange auffüllen, bevor sie platzen.
Lehre 3: Wenn ich überhaupt mal dabei einsteigen wollte, dürfte ein solches Zertifikat immer noch besser als eine "Short"-Spekulation mit geborgten Aktien sein - denn da hätte ich noch mehr als meinen Einsatz verlieren können, wenn der Kurs entgegen meiner Annahme weiterhin himmelwärts steigt.

al_sting - Freitag, 20. Dezember 2013 - 22:51
Nach dem kompletten Verkauf von Burelle will ich zumindest eine halbe Position wieder direkt in Frankreich investieren. In der engeren Wahl standen
- Lacroix (Schilder- + Signalanlagenhersteller)
- Fleury Michon (Fleischverarbeitung)
- Michelin (Reifenhersteller)

In der Endauswahl kam Bauchgefühl zum Tragen:
- Lacroix hatte bei mir die besten Rahmendaten, aber mit 67 Mio€ auch die geringste Marktkapitalisierung und im Vergleich zur MK die höchste Verschuldung.
- Michelin und Fleury Michon wogen bei mir etwa gleich schwer, allerdings ist bei Michelin der Chart im Eimer und das Umsatzwachstum fällt mit 3,7% (2004-2015 prognostiziert) deutlich geringer aus als bei Fleury Michon (6,2% 2003-2015 prog.), wo auch der Chart deutlich mehr Zuversicht ausstrahlt.
Deshalb werde ich mir als nächstes Fleury Michon (ISIN FR0000074759) zulegen.

al_sting - Montag, 30. Dezember 2013 - 20:57
Wie schon in der Diskussion zu Salzgitter angedeutet, wollte ich mir zum Jahresende die verkauften Werte des letzten Jahres näher anschauen.
Zum einen interessiert mich, wie sich die Unternehmen seitdem entwickelt haben und wie zutreffend meine fundamentale Aussteigsentscheidung jeweils war.
Zum anderen interessiert mich, wie gut das Timing des Ausstiegs war und ob ich mit charttechnischen Signalen wie dem Bruch der 55-d-Line sowie der 200-d-Linie besser gefahren wäre. bestenfalls will ich daraus Rückschlüsse darauf ziehen, ob und welche charttechnischen Signale sich für eine Optimierung des Verkaufstimings anbieten.

Achtung: In diesem Beitrag werden über 20 Werte behandelt, daher wird er LAAAANG.

Da ich zu Beginn des letzten Jahres mein Depot komplett in Frage stellte und die Werte fast komplett austauschte, kam es zu in diesem Jahr zu überdurchschnittlich vielen Trades.

1. Silicon Sensor / First Sensor
Verkauf 03.01.2013, Kurs 8,22 €; aktueller Kurs: 8,21 €; --> Kursentwicklung seit Verkauf: -0,1%
Zum Zeitpunkt des Verkaufs lag der 55-d-Chart über dem Kurs. Dieser Chart lieferte sein klares Ausstiegssignal am 30.05.2012 zu 9,71€ und drängte seitdem zum Verkauf. Der 200-d-Chart lieferte Ausstiegssignale am 04.06.2012 sowie im Juli 2012 jeweils zu ca. 9,35€.
Fazit: Der Ausstieg war rückblickend richtig. Ein charttechnisch begründeter Verkauf hätte schon früher zu besseren Kursen stattgefunden.

2. ETF auf MBI-Index (Mailänder Börse)
Verkauf 07.01.2013, Kurs 17,10 €; aktueller Kurs: 19,13 €; --> Kursentwicklung seit Verkauf: 11,9%
Der Bruch der 55-d-Linie fand im am 07.02. zu 16,48 € statt, der Bruch der 200-d-Linie am 26.03. zu 15,60€ statt.
Fazit: Der Austausch des Indexwertes gegen italienische Einzelaktien war rückblickend richtig. Ein charttechnisch begründeter Ausstieg bei Bruch der 55-d-Linie wäre etwas schlechter gewesen.

3. Iberdrola
Verkauf 07.01.2013, Kurs 4,09 €; aktueller Kurs: 4,63 €; --> Kursentwicklung seit Verkauf: + 13,1%
Der Bruch der 55-d-Linie fand am 31.01. zu 3,84€ statt, der Bruch der 200-d-Linie am 27.03. zu 3,53€.
Fazit: Der Kursgewinn von 13,1% hätte im „Wunschkorridor“ von 10-15% Jahresrendite gelegen, allerdings deutlich unter der Performance meines Musterdepots in diesem Jahr. Daher wären rückblickend sowohl Halten als auch Ausstieg berechtigt gewesen.
Ein charttechnisch begründeter Ausstieg bei Bruch der 55-d-Linie wäre etwas schlechter gewesen.

4. Petroleum Geo-Services
Verkauf 08.01.2013, Kurs 13,66 €; aktueller Kurs: 8,14 €; --> Kursentwicklung seit Verkauf: – 40,4%
Die 55-d-Linie lieferte ihr erstes Ausstiegssignal bereits sehr kurz nach dem Kauf am 23.10.2012 zu 12,40€. Danach wurde diese Linie regelmäßig in beide Richtungen durchquert. Der Bruch der 200-d-Linie fand am 01.03.2013 zu 12,05€ statt.
Fazit: Der Ausstieg war rückblickend richtig! Ein charttechnisch begründeter Verkauf (55-d-Chart) hätte schon früher stattgefunden, allerdings zu schlechteren Kursen – oder aber später ebenfalls zu schlechteren Kursen.

5. Falkland Islands Holding
Verkauf 08.01.2013, Kurs 4,025 €; aktueller Kurs: 4,11 € --> Kursentwicklung seit Verkauf: + 2,1%
Nach Charttechnik, 55-d-Linie, hätte ich die Aktie bereits im August 2012 zu 4,44€ oder aber im September 2012 zu 4,57€ verkaufen sollen, nach 200-d-Linie im November 2012 zu 4,20 €.
Fazit: Ausstieg war rückblickend richtig. Ein charttechnisch begründeter Verkauf hätte schon früher zu besseren Kursen stattgefunden.#

6. Lufthansa
Verkauf 15.01.2013, Kurs 14,18 €; aktueller Kurs: 15,34 € --> Kursentwicklung seit Verkauf: + 8,2%
Der Bruch der 55-d-Linie fand im April zu 15,50€ statt, der Bruch der 200-d-Linie im August zu 14,50-14,90€.
Fazit: Der Ausstieg war rückblickend richtig, gerade bei dieser Branche. Ein Warten auf den Bruch der 55-d-Linie hätte bessere Ausstiegspreise gebracht.

7. Bauer AG
Verkauf 22.01.2013, Kurs 21,91 €; aktueller Kurs: 18,76 € --> Kursentwicklung seit Verkauf: -14,40%
Der Bruch der 55-d-Linie fand im am 26.02. zu 20,90€ statt, der Bruch der 200-d-Linie am 05.04. zu 18,93€.
Fazit: Der Ausstieg war rückblickend richtig. Ein charttechnisch begründeter Ausstieg bei Bruch der 55-d-Linie wäre etwas schlechter gewesen.

8. Klöckner & Co
Verkauf 23.01.2013, Kurs 9,54 €; aktueller Kurs: 9,95 €; --> Kursentwicklung seit Verkauf: 2,7%
Der Bruch der 55-d-Linie fand im am 08.04. zu 10,22€ statt, der Bruch der 200-d-Linie am 12.06. zu 9,05€ statt.
Fazit: Der Ausstieg war rückblickend richtig. Ein Warten auf den Bruch der 55-d-Linie hätte bessere Ausstiegspreise gebracht.

9. RWE
Verkauf 23.01.2013, Kurs 28,54 €; aktueller Kurs: 26,74 € --> Kursentwicklung seit Verkauf: -6,3%
Nach Charttechnik, 55-d-Linie, hätte ich die Aktie bereits im November 2012 zu etwa 34€ verkaufen sollen, nach 200-d-Linie wenige Tage später zu 33€.
Fazit: Ausstieg war rückblickend richtig. Ein charttechnisch begründeter Verkauf hätte schon früher zu besseren Kursen stattgefunden.

10. Daimler
Verkauf 24.01.2013, Kurs 43,055 €; aktueller Kurs: 63,10 € --> Kursentwicklung seit Verkauf: +46,6%
Der Bruch der 55-d-Linie fand im am 21.03. zu 44 € statt, der Bruch der 200-d-Linie am 12.04. zu 40,12€ statt.
Fazit: Rückblickend war der Ausstieg FALSCH! Nach Charttechnik hätte ich allerdings ebenfalls verkauft, etwas später und zu besseren Preisen.
Die fundamentale Begründung für den Verkauf (Ich sehe bei Daimler in den nächsten Wochen und Monaten ein Kurspotential von 15-20% (an sich auch nicht schlecht!), bei der geplanten Alternative allerdings deutlich mehr.) zeigt, dass ich das Aufholpotential von Daimler deutlich unterschätzte.

11. Beteiligungen im Baltikum
Verkauf 24.01.2013, Kurs 3,80 €; aktueller Kurs: 4,10 € --> Kursentwicklung seit Verkauf: + 7,9%
Bei dieser Aktie mit einer sehr geringen Volatilität und geringen Handelsvolumina lassen sich m.E. keine sinnvollen charttechnischen Signale finden.
Fazit: Ausstieg war rückblickend richtig. Die Charttechnik erzeugte m.E. keine sinnvollen Signale.


Zwischenfazit: Diese Verkäufe gehörten allesamt zur Phase des intensiven Depotumbaus zu Jahresbeginn.
1. Rückblickend waren 8 der 11 Verkäufe berechtigt, da sie im weiteren Jahresverlauf den DAX als Vergleichsindex deutlich unterboten und ebenfalls unter meiner langfristigen Zielmarge von 10-15% per anno lagen. Zwei Werte zeigten nach Ausstieg eine Performance zwischen 10 und 15%. Diese schlugen sich damit akzeptabel, aber immer noch schlechter als der DAX, so dass auch hier der Verkauf berechtigt erscheint. Nur der Verkauf der Daimler-Aktie stellte sich rückblickend als Fehler heraus. Mit dieser Trefferquote bin ich sehr zufrieden!
2. Die Betrachtung der charttechnischen Ausstiegssignale der 55-d-Linie und der 200-d-Linie von 10 verkauften Werten zeigt folgendes:
1. In ALLEN Fällen, auch bei Daimler, gab es sowohl nach 55-d-Linie als auch nach 200-d-Chart Verkaufssignale beim Chartbruch.
2. Der Bruch der 200-d-Linie generierte in ALLEN Fällen schlechtere Ausstiegskurse als der Bruch der 55-d-Linie.
3. Bei 4 von 10 Aktien war der Kurs zuvor bereits unter die 55-d-Linie gefallen. In drei dieser vier Fälle hätte ein Verkauf beim Bruch der 55-d-Linie bessere Verkaufskurse ergeben.
4. Bei den anderen 6 Aktien hätte ein Warten auf den Bruch der 55-d-Linie in 3 Fällen bessere und in 3 Fällen schlechtere Verkaufskurse ergeben.


12. Berkshire Hathaway
Verkauf 29.01.2013, Kurs 72,70 €; aktueller Kurs: 85,70 € --> Kursentwicklung seit Verkauf: + 17,9%
Der Bruch der 55-d-Linie fand kurz am 20.06. zu 83,85€ statt, dauerhaft am 14.08. zu 87,58€. Der Bruch der 200-d-Linie fand am 10.12.2013 zu 84,36€ statt.
Fazit: Der Ausstieg war rückblickend FALSCH, was nicht zuletzt mein teurerer Rückkauf am 09.07.2013 zeigte. Ein Warten auf den Bruch der 55-d-Linie hätte bessere Ausstiegspreise gebracht.

13. KPN
Verkauf 08.02.2013, Kurs 3,16 €; aktueller Kurs: 2,34 € --> Kursentwicklung seit Verkauf: - 26%.
Aus charttechnischen Erwägungen hätte ich komplett die Finger von KPN lassen sollen – der Kurs lag bis Juli 2013 meistens unter der 55-d-Linie und bis August 2013 immer unter der 200-d-Linie. KPN gehörte auch zu meinen teuren Pleiten des letzten Jahres. Den Verkauf halte ich nach wie vor für richtig. Für ein Halten mitsamt Aufstocken bei der späteren Kapitalerhöhung (zur Verlustminimierung) fehlte mir schlicht das Vertrauen in das Unternehmen.

14. OPAP
Verkauf 22.02.2013, Kurs 6,61 €; aktueller Kurs: 9,85 € --> Kursentwicklung seit Verkauf: 49,1%
Der Bruch der 55-d-Linie fand im am 12.03. zu 6,40€ statt, der Bruch der 200-d-Linie am 10.07. zu 6,00€ statt.
Fazit: Ich gestehe, dass mich die positive Entwicklung der griechischen Aktien im 2. Halbjahr 2013 überrascht. Ich fand schon bei meinem Ausstieg griechische Aktien angemessen bewertet bei nach wie vor hohen Risiken, so dass alle griechischen Aktien für mich bestenfalls Halteposition wurden. Daher hätte ich die Aktie spätestens bei Chartbruch verkauft – und damit zu schlechteren Kursen. Hier stellt sich höchstens die Frage, ob meine fundamentale Einschätzung zu ängstlich war.

15. Hellenic Telecom
Verkauf 04.03.2013, Kurs 5,88 €; aktueller Kurs: 9,49 € --> Kursentwicklung seit Verkauf: 61,4%
Der Verkauf von Hellenic Telecom fand genau zum Chartbruch der 55-d-Linie statt. Die 200-d-Linie hält bis heute.
Fazit: Siehe OPAP

16. Heidelberger Druckmaschinen
Verkauf 19.02. sowie 20.03.2013, Durchschnittspreis 2,00€; aktueller Kurs: 2,58 € --> Kursentwicklung seit Verkauf: 28,7%
Der Bruch der 55-d-Linie fand im am 27.03. zu 1,78€ statt, der Bruch der 200-d-Linie am 24.10. zu 1,89€.
Fazit: Aus fundamentalen Betrachtungen heraus halte ich mittlerweile selbst Kurse um 2€ für sehr optimistisch, von höheren Kursen ganz zu schweigen. Darum fand und finde ich den charttechnisch begründeten Ausstieg richtig.
Die damals erfolgte Orientierung am 50-d-Chart erleichterte mir das Halten im Kursaufschwung von 1,32€ auf über 2€, kostete aber auch in der Spitze einige Prozente. Insgesamt fühlte ich mich bei dieser Aktie mit einem frühen Teilausstieg nach Bauchgefühl und einem endgültigen Ausstieg nach Chartbruch sehr wohl.

17. Klöckner & Co
Verkauf 20.06.2013, Kurs 8,75 €; aktueller Kurs: 9,95 € --> Kursentwicklung seit Verkauf: 13,7%
Der Bruch der 55-d-Linie fand im am 08.04. zu 10,22€ statt, der Bruch der 200-d-Linie am 12.06. zu 9,05€ statt.
Fazit: Klarer Fall von dumm gelaufen. Ich bin bei KlöCo im Februar in der Hoffnung auf einen Stahlaufschwung und einer klar charttechnischen Orientierung eingestiegen. Im April stürzte KlöCo ab, aber unsere liebe stw-Börse pausierte wegen des Serverwechsels. Daher war ich länger in der Aktie gebunden als geplant…
--> Aus diesem Fall lässt sich auch eine Lehre ziehen: Nicht immer kann man zum gewünschten Zeitpunkt aussteigen, und auch das muss ein Depot abkönnen.

18. Michelin
Verkauf 03.07.2013, 69,82€; aktueller Kurs: 76,81€ --> Kursentwicklung seit Verkauf: 10,0%
In diesem Fall wären charttechnische Betrachtungen unpassend: Ich wollte damals Groupe Thermador in das Depot aufnehmen und überlegte, ich dafür Burelle/Plastic Omnium oder Michelin verkaufen sollte. Zugegeben, die Entscheidung gegen Michelin war relativ knapp.
Rückblickend zeigt sich, dass sich seitdem sowohl Burelle (+60%) als auch Thermador (+15%) besser entwickelten als Michelin, so dass die getroffene Entscheidung richtig war.

19. Talanx
Verkauf 05.09., Verkaufspreis 24,23€; aktueller Kurs: 24,65€ --> Kursentwicklung seit Verkauf: 1,7%
Der Bruch der 55-d-Linie fand im am 06.09. zu 1,78€ statt, der Bruch der 200-d-Linie am 04.12. zu 24,18€.
Fazit: Ich verkaufte Talanx, weil sich der Kurs nicht mehr bewegte und in der Spitze gedeckelt erschien, während andere Aktien viel Potential zeigten. Ohne damals genau darauf zu achten, verkaufte ich Talanx etwa im Bereich der 55-d-Linie. Rückblickend zeigt sich, dass die Einschätzung zutraf und der Ausstieg richtig war.

20. EGIS Pharmaceutical
Verkauf am 02.10.2013 wegen Übernahmeangebot.
Wie erwartet wurde das Übernahmeangebot nicht erhöht. Der Ausstieg nahe am Übernahmepreis war richtig, weil so das Geld nicht gebunden war und neu investiert werden konnte. Auch wenn der Übernahmepreis m.E. zu billig war.

21. Salzgitter AG
Verkauf 01.10. zu 30,68 € sowie am 08.10. zu 30,45 €; aktueller Kurs: 31,00 € --> Kursentwicklung seit Verkauf: 1,4%
Der Bruch der 55-d-Linie fand am 21.11. zu 31,05€ statt, die 200-d-Linie war bei Salzgitter eh kein geeigneter Indikator.
Fazit: Der Verkauf war grundsätzlich richtig. Ein Warten auf den Bruch der 55-d-Linie hätte Zeit gekostet, aber etwas bessere Ausstiegspreise gebracht.

22. Banco Santander
Verkauf 01.10. zu 6,16 € sowie am 16.10. zu 6,54 €; aktueller Kurs: 6,50 € --> Kursentwicklung seit Verkauf: 2,4%
Der Bruch der 55-d-Linie fand am 04.12. zu 6,31€ statt, die 200-d-Linie hat seit Oktober noch kein Ausstiegssignal gegeben.
Fazit: Der Verkauf erscheint grundsätzlich richtig. (Achtung: Kurzer Zeitraum!) Ein Warten auf den Bruch der 55-d-Linie hätte etwas geringere Verkaufskurse ergeben.

Die Verkäufe aus dem November und Dezember werden jetzt noch nicht ausgewertet, da der zeitliche Abstand noch zu gering ist.

Zusammenfassung gesamt:
1. Die meisten Verkäufe halte ich auch rückblickend für berechtigt. Als wirklich falsch haben sich nur die Verkäufe von Daimler und von Berkshire Hathaway herausgestellt.
Die positive Kursentwicklung bei Heideldruck sowie bei den beiden griechischen Werte OPAP und Hellenic Telecom kann ich fundamental nicht erklären, ich halte diese Werte mittlerweile für zu teuer und sehe ein hohes Rückschlagpotential. Bei allen diesen Aktien wäre bzw. bin ich charttechnisch ausgestoppt worden (mindestens nach 55-d), nachdem ich die Aktie aus fundamentalen Gründen auf Halten bzw. Verkauf gestellt hatte.

2. Im Vergleich von 55-d-Linie und 200-d-Linie hat der 200-d-Chart bei fast allen Werten schlechter abgeschnitten. Für ein charttechnisches Ausstiegstiming scheint mir die 55-d-Linie besser geeignet zu sein.

3. Bei einigen Werten habe ich d-55-Ausstiegssignale in 2012 ignoriert und schließlich Anfang 2013 die Notbremse gezogen. In diesen Fällen wäre ich fast immer mit einem Ausstieg schon beim Chartbruch besser gefahren.

4. In den Fällen, wo ich mich für einen Verkauf entschied, obwohl der Kurs noch oberhalb der 55d-Linie lag, ist die Bilanz durchwachsen. Die Vor-und Nachteile gegenüber dem Warten auf Chartbruch halten sich die Waage. Allerdings hatte ich früher Cash zur Verfügung, das in anderen, hoffentlich besseren Aktien investiert werden konnte.

Fazit: Ich bin grundsätzlich zufrieden mit den fundamentalen Verkaufseinschätzungen. Allerdings werde ich zukünftig von der Charttechnik den Bruch der 55-d-Linie stärker in Verkaufsüberlegungen einbeziehen, insbesondere wenn ich die Aktie aus fundamentalen Gründen nicht mehr für kaufenswert halte.

prof - Dienstag, 31. Dezember 2013 - 11:44
Glückwunsch zum wohlverdienten Platz 1. Du hast meiner Meinung nach vor allem auf die richtige Region gesetzt: Südwesteuropa. Der Markt hatte einen starken (charttechnischen) Aufwärtstrend und den hast Du mitgenommen. Und deine fleißige Analysearbeit hat sich endlich ausgezahlt.
Interessant ist Deine Auswertung der Verkäufe. Ich hatte Dich ja eher in Verdacht, Du verkaufst auch gern mal um Geld für die neueste Investmentidee locker zu machen. Aber die meisten Deiner Verkaufsentscheidungen war richtig.
Prof

al_sting - Dienstag, 31. Dezember 2013 - 12:15
Danke für die Glückwünsche!
Ich freue mich sehr, dass sich mein Ansatz, auf chancenreiche Regionen zu setzen, endlich mal auszahlte. :-)

Ich war auch sehr neugierig, was die Auswertung meiner Verkäufe ergeben würde. Sonst hätte ich mir dafür auch nicht so viel Zeit (und Text) genommen.

Dein Verdacht ist definitiv nicht unberechtigt. Ich denke, ich bin nicht sonderlich gut im Timing des Gesamtmarktes. Daher versuche ich das meistens auch gar nicht erst, sondern bin gerne voll investiert - jedenfalls solange du nicht zum großen Ausstieg trommelst.

Ergo müssen entweder für neue Investmentideen alte Werte verkauft werden - oder aber besser gute alternative Investmentideen in der Watchlist bereit stehen, damit ich beim anstehenden Verkauf von Unternehmen das Depot wieder attraktiv auffüllen kann. Ich versuche zweiteres zu praktizieren - und habe auch jetzt wieder eine gut gefüllte Watchlist mit m.E. perspektivreichen Investmentideen. Doch dazu später mehr. :-)

al_sting - Mittwoch, 1. Januar 2014 - 12:47
Einzelwertanalyse!

Immer zum Quartalsanfang nehme ich die Einzelwerte in meinem Depot unter die Lupe. Nachdem mein Depot im letzten Jahr eine für mich absolut einmalige Entwicklung genommen hat, bietet sich das ganz besonders an – denn wie viel Potential können diese Aktien jetzt noch bieten?
Einleitend ein paar Worte zu meinem Anspruch an das Depot: Ein Plus von 54% sowie eine Dax-Outperformance von 28% sind nicht der Anspruch, an dem ich meine Werte messen kann, will und sollte, sondern ein sehr seltener, wenn auch erfreulicher Ausreißer, der dabei hilft, so negative Ergebnisse wie die 15% Underperformance des letzten Jahres auszugleichen.

Mein langfristiger Zielkorridor liegt bei
1. Einer durchschnittlichen Jahresperformance von 10-15% (Stand nach 4 Jahren: +16,5%)
2. Einer durchschnittlichen Outperformance gegenüber dem DAX von 5% (Stand nach 4 Jahren: +4,3%).

Daran sollten sich auch meine Depotwerte messen lassen. Werte, wo ich mir bei geringem Risiko eine Jahresperformance von 15-20% erhoffe, haben also genauso ihre Berechtigung wie Werte, wo ich mir bei hohem Risiko eine Performance von 50-100% erhoffe.
Durch die breite regionale Streuung hätte ich eigentlich erwartet, dass ich den (traditionell stark zyklischen) DAX in schwachen Jahren outperforme, während ich in starken Jahren eher mal dahinter liege. Da passte 2013 allerdings nicht ins Muster, das wurde auch für den DAX ein sehr starkes Jahr.

Anschließend noch ein paar Worte zu meinem „Beuteschema“: Wie ich in diesem Jahr an Caltagirone Editore lernte, tauge ich kaum zum harten „Graham“-Anhänger, der sich Aktien WEIT unter Buchwert zulegt, gerne auch ohne Wachstum oder gar schrumpfend, und darauf wartet, dass sich die Kurse irgendwann ihrem inneren Wert annähern. Ebenfalls fehlt mir die Genialität bzw. das ausreichend tiefe Verständnis für Bilanzen und Geschäftsmodelle, um ähnlich wie Warren Buffett und „unser“ Helmut zielsicher auch relativ teuer bewertete Aktien herauszufischen, die auf Jahre stabil hohes Wachstum generieren und damit den relativ hohen Preis mehr als rechtfertigen.
Ich sehe mich derzeit eher in der Tradition eher mechanisch-fundamentaler Antizykliker, die sich unterbewertete Branchen oder Regionen suchen und sich dort anhand relativ grober Kennzahlen wie KGV, EV/EBDITA bzw. EV/EBIT, Buchwert, Verschuldung und Wachstum sowie einer leichten Beachtung der Charttechnik günstig bewertete Unternehmen suchen. Mein Verständnis von Bilanzen und Geschäftsmodellen ist immer noch eher rudimentär – einige Fallen erkenne ich, in andere laufe ich voll hinein.


Aber jetzt zur Einzelwertbetrachtung:

1. Berkshire Hathaway,Benchmark, Performance seit 09.07.2013: -4,3%, unverkäuflich
Skurril: Warren Buffets BH habe ich mir im Juli wieder ins Depot geholt, als Benchmark und Herausforderung für mein Depot. Ich dachte, diese Hürde würde viel härter werden als jene des DAX.
Was passierte? Aktuell ist BH die EINZIGE Aktie in meinem Depot mit einer negativen Performance. Das entspricht einer Underperformance gegenüber dem Depot von etwa 50% seit Juli 2013. Zugegeben, das Kauftiming war selten schlecht, da BH gerade seine Frühjahrsrally beendet hatte.
Aber auf zu meinen Erwartungen: Auf lange Sicht erwarte ich von Berkshire Hathaway eine Performance von gut 15% bei relativ geringen Risiken, und damit eine ernste Herausforderung für den Rest meines Depots.


Deutsche & Österreicher

2. Borussia Dortmund, Performance inkl. Dividende seit 26.07.2013: 13,0%
Die Fußballaktie. Der erste Kauf war sehr gut, der Nachkauf hingegen selten dämlich. Was stocke ich auch eine Aktie auf, nachdem der Verein den besten Saisonstart seiner Geschichte hingelegt hat??? Da drängte es sich doch geradezu auf, dass die Aktie nach ein paar unglücklich verlorenen Ligaspielen schwächeln müsste, weil einige Anhänger den Mut verlieren. Zugegeben, den psychologischen Effekt einzelner Spiele auf die Aktie habe ich unterschätzt. Die wichtigsten Personalien hat der BVB m.E. bereits geklärt, wenn ich es richtig erinnere: Die Vertragsverlängerungen für Watzke und Klopp. Dazu kommt das Überleben der (harten!) Vorrunde in der Champions League und ein erträglicher Gegner in Runde 2. Und mit Platz 4 in der Bundesliga ist der BVB für die Rückrunde auch nicht ganz schlecht aufgestellt. Fußballfans mögen mir wiedersprechen, aber ich finde es weiterhin GUT, dass der BVB bei ein paar Niederlagen und Verletzungspech nicht wild Geld für Spielerverpflichtungen ausgegeben hat – in derartigen Schnellschüssen sah und sehe ich das größte Risiko für eine langfristige wirtschaftliche Stärkung des Vereins.
Die Stimmungsschwankungen der Aktionäre stören mich, so dass ich diese Aktie bei Gelegenheit auf ½ Position reduzieren will. Diese halbe Position halte ich allerdings, da ich nach wie vor einen inneren Wert bei mindestens 5€/Aktie sehe – ohne allerdings vorhersagen zu können, wann der Kursticker diesen Wert auch erreicht.

3. Ecotel, Performance seit 08.11.2013: 16,9%
Mit seinem anstehenden Großauftrag und der Konzentration auf margenstärkere Geschäfte traue ich der Aktie im nächsten Jahr ein Potential > 50% zu. Aufstockung bei freiem Cash und günstigen Kursen möglich.

4. Fabasoft, Performance inkl. Dividende seit 20.06.2013: 50,1%
Hohe Cashrücklagen und eine starke Position im bereich „Cloud Computing“ verhelfen stw’s Entdeckung Fabasoft zu einem Potential von weiteren 50-100%. Der Zeitpunkt ist allerdings schlecht vorhersagbar. Es würde helfen, wenn Fabasoft wieder deutliches Umsatzwachstum vorweisen könnte. Aufstockung bei freiem Cash und günstigen Kursen möglich.

5. LS Telcom, Performance seit 21.03.2013: 6,3%
Die Aktie leidet unter einem Chartbruch und dem Ausstieg von Großaktionären – und bietet jetzt im Gegenzug günstige Einstiegskurse. Darum habe ich hier ja auch aufgestockt. Fundamental sehe ich LS Telcom nach wie vor gut aufgestellt, die Wachstumsstory ist intakt. Wachstum, Dividende und höhere Bewertung sollten der Aktie zu einer Performance von locker 20%/Jahr verhelfen.


Italiener

6. Astaldi, Performance inkl. Dividende seit 23.01.2013: 37,4%
Mit dem Ergebnis des letzten Jahres bin ich sehr zufrieden.
Risiken: Sehr hohe Schulden und Verzettelungsgefahr. Mit einem Auftragsbuch, das bereits jetzt für die nächsten 5 Jahre reicht, einem jährlichen Umsatz- und Gewinnwachstum von knapp 10%, einem KGVe14=7,3 und EV/EBDITAe14=4,6, erst vor kurzem platzierten, bis 2020 laufenden Anleihen über 600 Mio. € (Initial waren 400 Mio. € geplant) sowie ersten guten Verkäufen von Nicht-Kerngeschäften sehe ich Astaldi gut für die Zukunft gerüstet. Kurspotential 50% bei deutlichen Risiken.

7. Caltagirone Editore, Performance seit 25.01.2013 : 17,4%
Auch wenn die Performance aktuell nicht schlecht klingt: Mit dieser Aktie lernte ich den begriff „value trap“ kennen. Die Kursentwicklung der Aktie (mal 0,65€, mal 1,25€) ist für mich nicht vorhersagbar, eine Änderung der Unterbewertung nicht terminierbar, da ich keinen aktuellen Trigger sehe. Mittel- bis langfristig sollte die Unterbewertung aufgelöst werden. Aber ich merke immer mehr, dass diese Art von Aktien, die massiv unter Wert notieren, aber mit der Zeit eben auch an Wert verlieren, nicht zu mir passt. Daher steht diese Aktie eher auf Verkauf.

8. Reply, Performance inkl. Dividende seit 23.01.2014: 144,8%
Ich habe beim Kauf viel von Reply erwartet („Ich bin begeistert und traue der Aktie mittelfristig eine Verdopplung zu“) – und wurde noch positiv überrascht.
Aber wie viel Potential zeigt die Aktie jetzt noch, nach dieser überragenden Entwicklung? Spätestens bei 60-70€ werde ich erste Teilverkäufe planen.


Franzosen

9. Fleury Michon, Performance seit 23.01.2013: 5,1%
Der neueste Wert in meinem Depot ist gut gestartet, hat aber noch jede Menge Potential. Wobei, mit 50% wäre ich wahrscheinlich „schon“ zufrieden.

10. Gerard Perrier, Performance inkl. Dividende seit 08.03.2013: 60,1%
Als „langweilige Perle“ und solider Marathonläufer in mein Depot aufgenommen, stellte sich GP als starker Sprinter heraus. 60% Zuwachs in 10 Monaten habe ich nicht erwartet. KGV14e=13 ist nicht billig, EV/EBIT=6,7 zeigt eher das Potential dieser schuldenfreien Aktie, ebenso wie die stetig wachsenden Umsätze. Aber die Bäume wachsen wohl nicht mehr in den Himmel.

11. Groupe Guillin, Performance inkl. Dividende seit 02.10.2013: 1,1%
Die Kursentwicklung bei GG verlief in der Vergangenheit stufenweise: Auf einen starken Sprung folgten Monate der Ruhe. So langsam wäre es mal wieder Zeit für den Sprung. Bei KGV14e=6,5 und EV/EBIT=6 sehe ich ein Potential von locker 50%. Wenn/falls die französische Wirtschaft anspringt, sollte GG davon besonders profitieren.

12. Neurones, Performance inkl. Dividende seit 26.11.2013: 4,4%
Neurones ist derzeit mein einziger in D handelbarer Franzose. KGV 14e = 18 erscheint teuer, wird aber relativiert durch 30% Nettocash. Zusammen mit einem stetigen Wachstum von durchschnittlich 13% erwarte ich hier einen soliden Marathonläufer.

13. Groupe Thermador, Performance inkl. Dividende seit 03.07.2013: 15,0%
Die Firmenkultur von Thermador spricht mich ebenso an wie das gute organische Wachstum und die Nettocash-Rücklagen. Thermador profitiert als Bauausrüster massiv von einem Anspringen der Binnenkonjunktur – ansonsten erobern sie weitere Marktanteile. Ein weiterer Marathonläufer, von dem ich 10-25% pro Jahr erwarte.


Kurdisches Öl

14. DNO International, Performance seit 01.01.2013: 121,9%
Der einzige „alte“ Wert, der meinen Depotumbau anno 2013 überstanden hat, ist m.E. auf dem Weg zu Tenbagger. Ich sehe eine Verdopplung in den nächsten zwei Jahren – und selbst dann kann es noch weiter aufwärts gehen, wenn die Vorratsschätzungen für das Tawke-Feld weiterhin so erfolgreich nach oben geschraubt werden wie bislang. Bei einer Bewertung von fast 3€/Aktie würden mich aber auch temporäre Rückschläge nicht wundern.

15. Genel Energy, Performance seit 27.11.2013: 3,4%
Genel Energy ist ähnlich weit entwickelt wie DNO und ebenfalls in der Nähe seines ATH. Genel ist m.E. noch etwas teurer als DNO, dafür aber in Kurdistan wesentlich diversifizierter und damit stabiler als der fast reine „Tawke-Play“ bei DNO. Hier sehe ich ein Potential von 50-100% in zwei Jahren.

16. WesternZagros, Performance seit 27.11.2013: 1,7%
Der riskanteste meiner Kurdistan-Werte, ähnlich zerbombt wie DNO anno 2009/2010. Von Pleite bis Vervielfachung ist hier alles möglich, ich persönlich baue auf 100% in 12 Monaten bei überproportional hohen Risiken und mittelfristig auf eine Übernahme des Unternehmens durch größere Player.


Last but not least: Investmentideen auf meiner Watchlist. Umzusetzen in 2014, 2015 oder vielleicht auch gar nicht, wenn Plätze in meinem Depot frei werden. Meine aktuellen Ideen:

1. Ukraine (wenn die Kanonen donnern)
Ich habe mich geärgert, dass ich bei Peugeot nicht den Mumm hatte, jetzt will ich es bei der Ukraine versuchen. Einige Unternehmen sind wieder so billig, dass es fast sündhaft ist. Ukrainische Agrarfirmen stehen gerade ganz oben auf meiner Watchlist.

2. ETF/Zertifikat für Sloweniens Index SBITOP.
Osteuropa hat Nachholbedarf, und Slowenien hat einige sehr interessante Aktien in seinem Hauptindex SBITOP.

3. Katjuschas Wikifolio
Katjuscha hat den ariva-Depotcontest dieses Jahr wieder einmal mit 70% abgeschlossen. Das ist bei einem Wikifolio zwar nicht erreichbar, aber ich traue ihm auch dort exzellente Ergebnisse zu. Kleines Hemmnis: Bei Wikifolio selber stockt es derzeit, seit 6 Monaten konnten sie kein neues Depot bei der Bafin zertifizieren. Mal sehen, wann es hier wieder vorwärts geht…

4. Versorger  EnergieDienst
Dieser Energieerzeuger aus Wasserkraft an der Deutsch-Schweizer Grenze für mich die spannendste Wette auf einen Kapazitätsmarkt sowie steigende Strompreise an der Strombörse. Bislang noch mit katastrophalem Chart.
Die frisch angekündigte Bilanzumstellung von IFRS auf das anscheinend sehr konservative Schweizer Gaap (?) soll zu einer Bilanzverkürzung um 200 Mio. € führen. So wie ich es verstehe, soll dabei u.a. Goodwill aus der Bilanz genommen werden, so dass das Eigenkapital dabei visuell geschrumpft wird. Das könnte kurzfristig Druck auf die Kurse ausüben, bietet aber langfristig eine belastbarere Grundbasis.

5. Stahl  Salzgitter
Wenn Stahl wieder anspringt, sollte auch Salzgitter anspringen, das Unternehmen wird WEIT unter Buchwert gehandelt. Amerikanische Stahlaktien scheinen schon anzuspringen. Ob Europa in 2014 oder erst in 2015 folgt? Einstiegsbedingung ist ein Kurs > 35€ sowie verbesserte Perspektiven.

6. Ölservice- Unternehmen
Hier habe ich zwei Unternehmen auf meiner Watchlist: Prosafe und TGS Nopec. Hat aber in beiden Fällen keine Eile.

7. Immobilienunternehmen
Die Immobilienpreise in Deutschland boomen, viele Privatkäufer zahlen koste was es wolle. Sollten davon nicht auch Immobilienunternehmen mit hohen und günstigen Beständen profitieren? Mein Favorit wäre KWG. Allerdings steht der Trend laut Prof derzeit gegen Immobilienaktien – ich habe Schwierigkeiten, die Branche zu verstehen.

8. Franzosen
Eigentlich erschöpft sich das Thema so langsam. Aber vielleicht will ich mal wieder Franzosen gegen Franzosen tauschen. Interessante Werte: Miko (Belgien), Cegedim, Lacroix, Michelin.

9. Ideenklau
„Ideenklau“ ist in beiderlei Richtung erwünscht: Ich freue mich, wenn Mitdiskutanten und Leser sich in „meinen“ Aktien versuchen, da sie damit die Nachfrage an von mir gehaltenen Aktien steigern könnten. OK, bei den von mir bevorzugt gehaltenen ausländischen Werten dürfte der Effekt komplett vernachlässigbar sein.
Und ich suche immer aktiv nach guten Anregungen von anderen Leuten. Als erstes bietet sich natürlich immer der Blick in die „Nachbardepots“ dieses Forums an. Weiterhin lohnt sich immer ein Blick zu „Katjuscha-Research“ – bei deutschen Nebenwerten ist er topp! Auch Blogs und andere Foren lohnen sich, beispielsweise http://valueandopportunity.com, http://value-shares.de, http://simple-value-investing.de oder http://www.antizyklisch-investieren.de

prof - Mittwoch, 1. Januar 2014 - 13:32
Na da hast Du Dir ja wieder viel Arbeit gemacht. Aber sie hat sich ja mit einem guten Stundenlohn bezahlt gemacht. ;-)
Immobilienaktien sind in der Tat in 2013 nicht der Bringer gewesen, hier wäre ich vorsichtig.
Prof

helmut - Mittwoch, 1. Januar 2014 - 21:27
Ich gratuliere dir auch ganz herzlich zu deinem überlegenen Platz 1.
Ich bin echt beeindruckt von dem Einsatz, den du leistest. Und bei dir sieht man auch ganz deutlich, dass sich die Fleißarbeit auszahlt.
Da war ich in letzter Zeit viel fauler und ich werde mich wieder mehr anstrengen müssen, wenn ich auch 2014 ein gutes Jahr haben will.

al_sting - Freitag, 10. Januar 2014 - 19:53
Wow! Das neue Jahr startet für meine Aktien so gut, wie das letzte Jahr aufgehört hat.

Viele deutsche Nebenwerte hatten einen "Kickstart" ins neue Jahr, darunter auch Fabasoft, Ecotel und LS Telcom.
Die kurdischen Ölwerte entwickeln sich angesichts der neuen Pipeline so gut wie erhofft.
Und auch Frankreich kommt in Stimmung, wie die Entwicklung bei Guillin, Fleury Michon und Neurones zeigt.

Wenn ich den Abstand zum DAX von 6,5% aufs Jahr halte (+5,7% versus -0,8%), will ich damit zufrieden sein.

prof - Montag, 13. Januar 2014 - 17:44
Der Jahresstart verläuft bei allen Musterdepots sehr gut. 6,5% in Verhältnis zum DAX sind schon ordentlich, falls sich der DAX nicht gerade halbiert!
Prof

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