Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Strategie Al Sting: Archivierte Beiträge bis 2. Juli 2013
al_sting - Donnerstag, 28. März 2013 - 18:23
Quartalsbilanz Q 1/2013: + 4,9%

Der Jahresanfang lief sehr erfreulich. Dank einiger glücklicher Treffer (insbesondere Hellenic Telecom und Heidelberger Druck) konnte sich mein Depot etwas vom DAX absetzen. Enttäuschungen gab es natürlich auch, ich verweise auf die enttäuschenden Ergebnisse und Prognosen bei KPN und OPAP.

Ich hatte mein Depot ganz bewusst stark auf südeuropäische Ländern kontzentriert (3 x Italien, 3 x Frankreich, 1 x Spanien), da ich diese Börsen relativ gesehen für unterbewertet hielt und halte. Das rächte sich in den letzten Tagen.
Ich hatte Zypern einfach nicht auf dem Ticker. Insbesondere ging ich nicht davon aus, dass dieses kleine Land die ganze Euro-Zone ins Wanken bringen könne. Das traf mein Depot ziemlich stark, insbesondere Banco Santander musste böse Verluste hinnehmen.

Letztlich endet das Quratal mit + 4,9%, immerhin besser als der DAX mit + 2,4%.


Auch wenn ich persönlich den Eindruck habe, die gefundene Lösung für Zypern ist die beste unter allen vorhandenen Möglichkeiten war, so erscheint sie mir doch als klassische "loose-loose"-Situation, mit der die Nordeuropäer nicht recht glücklich werden -- und die Zyprioten, die eine fette Rezession vor Augen haben, sowieso nicht. Selbstverständlich, die Krise ist selbst verursacht, aber es scheint, dass ihnen durch den Euro weitgehend die Hände gebunden sind (keinen Einfluss auf Zinssatz, keinen Einfluss auf Währungsverlauf, keine Kreditwürdigkeit an den Märkten), um dieser Krise aktiv zu begegnen. Island scheint da mehr Freiheiten zu genießen, die es nutzt, um wieder aufzubauen. Ergebnis: Arger und Hass, rassistisch konnotierte Vorwürfe haben auf allen Seiten weiter zugenommen. Es zeigt sich, dass der Euro bislang nicht einigend auf die Euro-Länder wirkt, sondern sie spaltet wie seit Jahrzehnten nichts anderes.
Zudem wurden im Krisenmanagement und in der öffentlichen Kommunikation von allen beteiligten Seiten diverse richtig böse handwerkliche Fehler begangen. Es rächt sich halt, wenn Verhandlungen erst auf den letzten Drücker beigelegt werden und ewige Nachtsitzungen von Nöten sind.
Die Krisenfrequenz der letzten Zeit war verdammt hoch, und Malta und Slovenien sind bereits als nächste potentielle Problemfälle im Visier der Märkte.

Wie man sieht, hat mich der Verlauf der Zypernkrise ziemlich erschreckt. Und die dadurch ausgelösten Überlegungen und Recherchen zur grundsätzlichen Konstruktion des Euro-Währungsraums haben mich auch nicht gerade beruhigt.


Wie ich darauf reagiere, weiß ich noch nicht. Während ich noch vor zwei Wochen gesagt hätte, dass ich den Großteil meiner Aktien in diesem Jahr nicht mehr anfassen will und werde, bin ich mittlerweile mächtig ins Grübeln gekommen. Aktuell sehe ich drei Ansätze:
1. Aussitzen nach dem Motto "Firmenanteile sind sicherer als Bargeld" --> Keinerlei Verkäufe
2. Großer Saisonkehraus bis Mai/Juni: Ich folge Profs Saisonalität und trenne mich von eher mehr als wenger Werten.
3. Cash ist Trumpf: Aufgrund der erhöhten Krisenfrequenz steige ich fast komplett aus und nehme eine weitgehende Börsenauszeit, die nur von einzelnen "Situationskäufen" unterbrochen werden könnte.

Kommentare, Meinungen und Vorschläge sind herzlich willkommen.

levdul1 - Donnerstag, 28. März 2013 - 20:21
Ich finde nicht, daß Zypern die Märkte sehr ins Wanken gebracht hat. 200 Punkte beim DAX sind sicherlich keine Beinbruch. Und auch an den südeuropäischen Börsen sehe ich keine Panik. Sicherlich wurden hier einige Gewninne sichergestellt; nach den vorhergehenden Gewinnnen war das auch irgendwann zu erwarten.

Die saisonale Strategie hat sicherlich den Vorteil, daß man die schwächsten Börsenmonate ausklammert, allerdings klappt es auch nicht jedes Jahr. 2003 und 2005 sind gute Beispiele dafür. Aiuch letztes Jahr kam der Einbruch im Mai/Juni, danach hätte man aber auch gleich wieder einsteigen sollen.

Ich habe in meinem Depot zwei Zertifikate, welche Signale zum Ein- und Ausstieg geben. Abgesehen davon, daß diese Zertifikate nach diesen Prinzipien anlegen, richte ich mich auch in meinen allgemeinen Anlageentscheidungen danach.
Der Börsenindikator, welcher dem Merril Lynch Zertifikat zugrunde liegt, hat die saisonale Abhängigkeit auch als einen Punkt berücksichtig, allerdings halt nur als einen Punkt unter 4.

Ich halte auch Cash für keine gute Variante, da man den schleichenden Wertverlust tragen muß und sich halt auch der Möglichkeit beraubt, Gewinne zu erzielen.

Wenn das Umfeld nicht mehr stimmt, werde ich den Cash-Anteil erhöhen und eventuell mit Puts absichern.

al_sting - Dienstag, 28. Mai 2013 - 14:08
So eine zwangsweise Auszeit hat auch ihre Vorteile: Ich hatte privat in der letzten Zeit einige Aktien zu akzeptablen Kursen verkauft, auch weil ich das Geld brauchte - und in den Wochen danach ging es dort noch einmal richtig aufwärts. :-)
Gilt insbesondere für Daimler und Hyundai, die ich privat schon eine Weile halte.

Wer weiß, ob mir das hier nicht auch passiert wäre. Stichwort Klöckner oder Michelin. Also will ich "meine" Aktien hier erst einmal weiter ruhen lassen.


Wie sich die Börse allgemein entwickelt, dazu habe ich derzeit wirklich kein Gefühl, ich sehe gute Argumente für Anstiege sowie für Rückschläge.

Die meisten "meiner" Unternehmen scheinen mir auf einem soliden Kurs zu sein. Und auch wenn das "Stahltal" bei Klöckner und Salzgitter noch etwas länger dauern dürfte als erwartet - mittlerweile ist aber auch das fett eingepreist, dass kein Handlungsdruck besteht.

levdul1 - Dienstag, 28. Mai 2013 - 15:40
Ich war mir ziemlich sicher, daß wir im ersten Halbjahr die 8000 knacken. Dementsprechend offensiv war ich auch eingestellt. Von der Wucht des Anstieges war ich aber auch überrascht.
Aufgrund der überverkauften Situation im DAX und im S&P500 und der ungünstigen Jahreszeit habe ich die Cashquote etwas hoch gefahren.

Solange am Horizont aber nicht wirklich dunkle Wolken zu erkennen sind, werde ich bei günstigeren Einstiegskursen wieder aufstocken.

al_sting - Donnerstag, 13. Juni 2013 - 20:35
Salzgitter nähert sich zuverlässig der Schwelle von 30% Verlust, bei der es heißt: Hopp oder Topp. Wie regelmäßig bekundet halte ich viel von Salzgitter, werde dann also aufstocken.
Dafür benötige ich Bargeld, also müssen andere Depotwerte schrumpfen oder weichen. Dabei habe ich die folgenden Werte im Auge:
- Thalanx: Solider Wert, aber Versicherer könnten durch die Flut unter Druck geraten.
- Michelin: Ganz genauso. Ein solider, guter Wert, der aber nicht in Schwung kommt. Ein Verschärfen des Frankreich-Malus bei Reformstillstand ist auch nicht ganz auszuschließen.
- Caltagirone Editione: Bei diesem Nebenwert sind die Gäule mit mir durchgegangen, meine Position ist definitiv zu groß geraten. Früher oder später ist eine Reduktion auf 1/2 Position fällig, mit der ich die dortige Entwicklung auch langfristig verfolgen will.
- Klöckner: Eigentlich überlegte ich, Klöckner im Bereich zwischen 10,00 und 10,50€ zu reduzieren. Allerdings lief damals diese Plattform nicht. Bei 9€ und weniger hingegen mag ich nicht verkaufen. Mal schauen.
Die restlichen Werte stehen eigentlich nicht zur Disposition. Bei DNO habe ich gerade erst privat aufgestockt - im Musterdepot ist der Wert allerdings schon ausreichend schwer gewichtet. Aber nach den neuesten Entwicklungen im Irak (Pipelinebau der nordirakischen Regierung, Ausbau der Förderung in Tawke...) erwarte ich von dem Wert in absehbarer Zeit einen Verdoppler.

al_sting - Freitag, 28. Juni 2013 - 15:19
Prof fordert dankenswerter Weise wieder einmal die Quartalsbilanz ein, die ich hiermit gerne liefere und kommentiere.
13Q2-Stand: + 7,7% gegenüber Jahresbeginn,
DAX als Referenzgröße: + 4,8% gegenüber Jahresbeginn.
--> +2,9% besser als der DAX.

(Zum Vergleich 13Q1: +4,9% versus DAX + 2,4%
--> +2,5% gegenüber DAX)

Also eine kleine, aber immerhin gehaltene Overperformance gegenüber dem DAX.
Die Komplettumstellung zu Jahresbeginn war also nicht komlett verkehrt, hatte ich doch eine deutliche Unterperformance gegenüber dem DAX.
Auf der anderen Seite habe ich den Eindruck, dass mein Depot in "Hammerjahren" eh nicht mit dem DAX mithalten kann, dieses also in den anderen Jahren kompensieren muss. +2,9% in einem durchwachsenen Jahr reicht dafür nicht aus.

Zu meinen Prognosen und ihren Resultaten:
1. Deutschland underperformt gegenüber den schwächelnden Euroländern: Ist nach meinem Gefühl so nicht eingetreten. Ganz im Gegenteil erscheint mir der DAX immer noch sehr stark. Meine Strategie, bevorzugt auf Nicht-deutsche Euroländer zu setzen hat sich diesbezüglich nicht ausgezahlt.

Daher bin ich mit der leicht besseren Performance trotz Fehleinschätzung nicht ganz unzufrieden.

2. Unterbewertete Zykliker + Turn-Around-Werte.
Erfolgen wie bei Heideldruck und den Griechen standen Misserfolge bei Klöckner und KPN gegenüber. Auf diese Strategie setzte ich stark in Q1, verabschiedete mich aber in Q2 schrittweise davon. Bei neuen Werten liegt derzeit mein Interesse mehr bei Langläufern, die einerseits unter Potential gehandelt werden und andererseits stabiles und/oder überproportionales Wachstum zeigten und zeigen sollten.
Bei Zyklikern will ich schrittweise stärker auf die Analyse der Ergebnisse (Umsatz- und RAktuelle Einschätzung: Kauf Renditeentwicklung) der letzten 5 bis besser 10 Jahre zurückgreifen, um darüber besser Potential und die Entwicklung der Firma über ganze Konjunkturzyklen abschätzen zu können.

Nächstes Quartal: Ich plane eine Reduzierung bei Caltagirone. Ob das zu Aufstockungen anderer Werte (Salzgitter!) oder zur Aufnahme neuer Werte führt, muss man dann schauen. Die beiden großen französischen Werte sind m.E. stark von der "Globalstimmung" der französischen Börse abhängig: Falls sich der Reformstau verstärkt, sich deutlich auf Wirtschaft und Börse auswirkt und der Chart "bricht", halte ich einen Verkauf trotz fundamental guter Zahlen für möglich. Beim Nebenwert Perrier erwarte ich keine derart starke Korrelation, so dass ich diesen Wert halten will.
Grundsätzlich strebe ich weiterhin einen Investitionsgrad nahe 100% an, Kaufe/Aufstockungen bedingen den Verkauf anderer Werte.

Zu den einzelnen Werten:
Italien 1, Reply: Sehr gut wachsende italienische Softwarefirma. Der Aktienkurs hat sich sehr gut entwickelt, aber das Potential ist m.E. noch lange nicht ausgereizt.
Aktuelle Einschätzung: Kauf.

Italien 2, Astaldi: International gut aufgestellter, wachsender Baukonzern, dessen Entwicklung sich noch lange nicht im Aktienkurs widerspiegelt. Ich bin noch etwas unsicher, ob das aktuelle Wachstum dauerhafte oder zyklischer Art ist. Allerdings sollte die relativ hohe Verschuldung sowie Verschuldung/Ebdita-Hebelung im Auge behalten werden, die sich angesichts des starken Wachstums vorerst nicht reduziert.
Aktuelle Einschätzung: Kauf.

Italien 3, Caltagirone Editione: Ich befürchte, hier mit vollem Anlauf in eine klassische "value trap" hineingelaufen zu sein. Nicht nur der Buchwert, sondern sogar der Cashbestand ist deutlich höher als der Aktienkurs. Allerdings besteht das Risiko, dass den Hauptaktionär weniger der Firmenwert als der aus der Zeitungskontrolle resultierende Macht- und Prestigegewinn interessiert - und er deshalb schmerzbefreit weiter Geld verbrennt.
Hier ist mittelfristig eine Reduktion auf 1/2 Anteil geplant. Allerdings erwarte ich bislang noch, dass der Kurs auf ein Mindestlevel von 0,80€ zurückstabilisiert wird und dann noch etwas weiter ansteigt - darauf will ich mit dem Verkauf warten. Falls sich wider Erwarten ein weiterer Absturzes unter 0,70€ abzeichnet, ist auch ein manueller SL-Verkauf möglich.
Aktuelle Einschätzung: Sell.

Spanien 1, Banco Santander: Die Entwicklung Spaniens und der Banco Santander zieht sich noch etwas hin. Der Bank gelang die nötige Rekapitalisierung aus eigener Kraft. Allerdings sprudeln die Gewinne noch nicht im erhofften Maß. Ich will in den folgenden 12 Monaten eine positivere Entwicklung sehen, sonst müsste ich über einen Verkauf nachdenken. Bis dato stocke ich weiter via Dividendenkäufe auf, auch wenn ich das Risiko einer übermäßigen Verwässerung durch die Dividendenaktien sehe.
Aktuelle Einschätzung: Hold.

Frankreich 1, Burelle / Plastic Omnium: Der Umstieg von PO auf Burelle geschah zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Burelle beendete sein "Sonderwachstum", PO startete es erst nach Verkauf, und so habe die Hälfte des Aktienwachstums verpasst. Jetzt weiß ich, wie man es nicht macht. :-)
Aktuelle Einschätzung: Hold bis Aufstocken

Frankreich 2, Michelin: Die Aktie hat sich (bis auf Dividende) kaum bewegt, der Frankreich-Malus hat sich noch nicht aufgelöst, ebenso wenig wie der Reformstauf in Frankreich. Hier muss die Entdeckung also noch stattfinden. Aber wann?
Aktuelle Einschätzung: Hold bis Aufstocken. Bei Chartbruch aber auch Notverkauf möglich.

Frankreich 3, Gerard Perrier: Die Aktie hat die Firmenentwicklung m.E. gut nachgezeichnet. Ich erwarte eine (unspektakuläre, aber solide) Wertsteigerung des Unternehmens von jährlich ca. 15%, die sich in Kurs+Dividende widerspiegeln sollte.
Aktuelle Einschätzung: Hold bis Aufstocken. Bei Chartbruch aber auch Notverkauf möglich.

Ungarn 1, EGIS Pharmaceutical: Zu jung für einen Rückblick, erwarte ich mir hier aber ähnlich wie bei Gerard Perrier eine Kombination von stabilem, überproportionalem Wachstum und dem irgenwann Auflösen des ungarischen "Dikatoren-Malus", der derzeit auf Ungarn lastet.
Aktuelle Einschätzung: Kauf!

Deutschland 1, Salzgitter: Wie bei allen Stahlwerten hat die Kursentwicklung enttäuscht. Von der Substanz her sehe ich in Salzgitter allerdings sehr großes Potential. Privat wird der Wert nach Bodenbidlung definitiv gekauft, auch fürs Musterdepot ist bei (vermeintlicher?) Bodenbildung und der 30%-Verlustschwelle (25%) ein Aufstocken geplant.
Aktuelle Einschätzung: Klarer Kauf nach Bodenbildung!

Deutschland 2, Talanx: Der Aktienkurs des Versicherers hat sich auch vom Hochwasser nicht aus der Bahn werfen lassen. Das spricht für seine Stabilität.
Aktuelle Einschätzung: Kauf unter Berücksichtigung des Charts.

Deutschland 3, LS Telcom: Für die Entdeckung dieses Wertes bin ich einem Bekannten (Für Arivianer: Katjuscha) zu viel Dank verpflichtet! Die Kursentwicklung dieses Wertes ist bislang phänomenal. Ich hatte sowohl privat als auch im Musterdepot mehrfach an ein Aufstocken gedacht, allerdings war mir der Kurs bereits zu weit davongelaufen - und er läuft weiter.
Aktuelle Einschätzung: Kauf bei Rückschlägen

Österreich 1, Fabasoft: Dieser Wert gehört eigentlich ins STW-Musterdepot, aber ich habe ihm ersatzweise Asyl gegeben. Bei einem kurzfristigen Potential von 5-6 € sehe ich diesen Wert noch länger bei mir. Aufstockung nicht ausgeschlossen.
Aktuelle Einschätzung: Kauf bei Rückschlägen

Norwegen 1, DNO International: Dieser Ölexplorer mit Spezialisierung auf politisch exponierte Gegenden in der arabischen Welt und Schwerpunkt im Nordirak (Tawke) hat noch ein großes Potential und ist eine gute Beimischung, die sich wenig um europäische Charts, Trends und Moden schert. Vom Bau der neuen Ölpipeline in die Türkei verspreche ich mir einiges, und sei es die gesteigerte Verhandlungsbereitschaft der Zentralregierung. Fürs Musterdepot bin ich bis zum Anschlag investiert, privat habe ich gerade erst aufgestockt.
Aktuelle Einschätzung: Klarer Kauf, spannende Depotbeimischung mit erhöhtem Risiko.

Auf ein spannendes 2. Halbjahr!

al_sting - Freitag, 28. Juni 2013 - 15:38
Das 2. Quartal bei stw-boerse.de wurde geprägt durch den Serverumzug und die Umstellungsprobleme, die über 1 Monat Ausfall der Seite mit sich brachten.
Ich danke Stefan und Freunden/Kollegen ganz herzlich, dass sie diese Seite seit über 10 Jahren pflegen und dieses weiterhin machen.
Und ich freue mich, dass die fast 2 Monate währende Zwangspause nicht alle Teilnehmer abgeschreckt hat, sondern es einigermaßen weitergeht.

Gerade der lange Diskussionsrückblick bis in die Zeit der Euphorie um 2000 und des darauffolgenden Einbruchs sowie der genauso lange währende Musterdepotvergleich sind herausragend. Weiterhin schätze ich die Gruppe der Teilnehmer in diesem Bord, die ich unter "Klein, aber fein bzw. vertraut" einsortieren würde: Dadurch entsteht ein Austausch, der langfristigere Denkansätze unterstützt. Man kann verschiedene Investitionsphilosophien so besser verfolgen, vergleichen und in Musterdepots eigene Ansätze testen und ausprobieren und kritisch überprüfen und von anderen Teilnehmern lernen.
Ich selber sehe mich weiterhin als Schüler auf der Suche nach einer geeigneten Anlagestrategie ist (Präferenzen im Value-Inveting), der auch gerne in immer neue Fallen tappt (siehe "Value Trap" Caltagirone) und hier sowohl gute Erfahrungen/Lerngeld als auch interessante Anlageideen sammelt.
Ich wünsche mir, dass dieses kleine & feine Forum auf dem neuen Server noch ein langes Leben hat!

Natürlich genügt das nicht alleine, man sollte auch woanders lesen und mitdenken.
Aktuell von mir sehr geschätzt bezüglich value investing ist das Blog "Value and Opportunity" (Die Anregungen für EGIS und Perrier habe von dort geholt)
http://valueandopportunity.com/
Weitere derrzeit geschätzte Quellen der Anregung:
- Max Otte
- "Katjuscha" unter www.ariva.de
- simple-value-investing.de
- www.sfg-value.de

prof_b - Freitag, 28. Juni 2013 - 21:09
Bei http://valueandopportunity.com/ meldet mir der Kaspersky Antivirus : Pishing-Adresse
Gibt es dafür eine Vermutung / Erklärung? Hat jemand ähnliche Erfahrungen?

prof - Freitag, 28. Juni 2013 - 21:13
Das ist doch aber eine nette Outperformance des DAX und der 3 Musterdepots von Börse Online. Bei BO bin ich immer etwas schadenfroh: Wenn es so viel Gehirn und Börsenwissen nicht hinbekommt die stw-Musterdepots in der Mehrheit zu schlagen, dann können sie doch einen Schimpansen nehmen.
;-) Prof

xenon - Samstag, 29. Juni 2013 - 07:27
Ja über die Finanzmedien kann man sich manchmal nur wundern, dass so viel "Kompentenz" so wenig Anlageerfolg hat. Ich habe ein BO-Digital-Abo - es ist halt unterhaltsam, ich erfahre viel über interessante Firmen und Menschen, manchmal haben sie auch gute Ideen (200d-Modell), die sie allerdings selbst nicht umsetzen. Der neue Chefredakteur macht einen guten Eindruck auf mich - aber ehrlich gesagt, ich glaube früher oder später wird jede Aktie einmal empfohlen, was auch keinen größeren Schaden anrichtet, wenn man den Stoppkurs beachtet. Ich vermute, wenn man alle Empfehlungen gleichgewichtet "nachbauen" würde käme noch nicht einmal eine Outperformance gegenüber dem DAX heraus. Fazit: Meine Frau liest "Brigitte Woman" - ich BO - der Unterhaltungs- und Anlageerfolg ist der gleiche. Den Aktionär kaufe ich mir im Urlaub - noch mehr Unterhaltung und im Chartteil der Empfehlungen die Erkenntnis 95 % der Aktien im plus - teilweise 160 % "verpasst". Erklärung einfach: Rohrkrepierer werden mit 15 - 25 % Verlust ausgestoppt und aus dem Chartbild entfernt - es bleibt ein selektiertes Erfolgsbild und der scheinbare Eindruck - hey die Typen setzen auf die richtigen Aktien.
Platow-Börse kaufe ich mir ca. 10 mal im Jahr als Digitaldownload - wenn meine Depotschwerpunktaktien diskutiert werden oder Trends auf der Kippe stehen. Platow ist sehr seriös. Das Aktiendepot kann man sich eigentlich sparen, da ein selbstgepflegter Fond und ein Platowzertifikat auf die gleichen Aktien zurückgreifen bzw. sogar das Depot outperformen.
Das Depot "protzt" mit einem Anlageerfolg von > 1600 % seit 1996, was allerdings hauptsächlich durch "Neue-Markt"-Aktien und Small-/Micro-Caps-Anlagen von 1998 - 2002 verursacht wurde. Also genau jene Aktien, die man heute nicht mehr kauft (Depotauschlußkriterium). Seit 10 Jahren (was in 1600 % untergeht) hat man Mühe den DAX zu schlagen. Manchmal schüttele ich auch den Kopf, wie man eine Südzucker über 3 Jahre halten kann, damit über 170 % Buchwertgewinn erzielt, um dann zuzusehen, wie die Gewinne dahinschmelzen, weil die Aktie von 36 Euro auf den nicht nachgezogenen Stoppkurs von 23,50 langsam (Wochen - Monate) fällt.
Soweit mein Eindruck von den Finanzmedien.
Stw-Börse schlägt sie um Längen.

al_sting - Samstag, 29. Juni 2013 - 14:14
"Bei http://valueandopportunity.com/ meldet mir der Kaspersky Antivirus : Pishing-Adresse
Gibt es dafür eine Vermutung / Erklärung? Hat jemand ähnliche Erfahrungen?"
Kann ich so nicht nachvollziehen (Avira springt nicht an).
Das Rating bei "Web of Trust" ist schlecht, aber ohne erklärenden Kommentar, woraus die schlechten Bewertungen resultieren: "http://www.mywot.com/en/scorecard/valueandopportunity.com"
Ich wüsste nicht, wie dieses Blog versuchen würde, Passworte o.ä. "abzufischen".
Ich persönlich schätze die Kommentare auf der Seite und verstehe die schlechten Einschätzungen spontan nicht.

al_sting - Samstag, 29. Juni 2013 - 18:29
"Das ist doch aber eine nette Outperformance des DAX und der 3 Musterdepots von Börse Online."
Danke! Du hast natürlich recht, ich bin auch nicht wirklich unzufrieden.
Mich wurmt halt noch meine Unterperformance zum DAX im letzten Jahr (14% zu 29%). Diese würde ich gerne mit der Zeit wieder einholen.

"Stw-Börse schlägt sie um Längen."
Ebenfalls Danke!
Ich schätze hier insbesondere drei Punkte:
- Transparenz
- Überschaubarkeit
- Kompetente Meinungen und Kommentare von einem Kreis erfahrener Teilnehmer ohne Ego-Attitüden.
Und natürlich die Möglichkeit, im Rahmen des Musterdepots verschiedene Ideen und Ansätze ausprobieren zu können.

prof - Sonntag, 30. Juni 2013 - 14:11
@xenon: Sehr interessante Ausführungen zu den Finanzmedien und gelacht über Brigitte Woman ...
;-) Prof

al_sting - Dienstag, 2. Juli 2013 - 19:17
Wie schon mehrfach beschrieben überlege ich derzeit, ausgehend von zyklischen Aktien, wie ich die Bewertungen in "gereiften" Branchen systematischer angehen kann.
Diese Bewertung entwickle ich gerade weiter, weil ich angesichts einer Inspiration für eine weitere französische Aktie nach einem Bewertungsansatz suche, ob ich diese Aktie aufnehmen und welche (ebenfalls französische, um die regionale Gewichtung im Griff zu halten) Aktie ich stattdessen verkaufen sollte.
Die berechneten Tabellen stelle ich bei den jeweiligen Aktien vorstellen, die dahinterliegenden Berechnungsansätze stelle ich hier vor. Kritik, Anregungen und Fragen sind herzlichst willkommen!

Schritt 1: Für die letzten möglichst 10 Jahre werden Umsatz, Nettogewinn (nach Steuern, Sonderereignissen etc. pp.) und Dividendenzahlung ermittelt. Dahinter steht die Idee, dass sich wesentliche Ansätze (Wachstumspotentiale, Gewinnmargen, Dividendenausschüttung) in den jeweiligen ("reifen") Firmen und Branchen nicht fundamental verändert haben, aber durch den langen Zeitraum komplette Wirtschaftszyklen mit Einbrüchen und Hochzeiten abgebildet sind und solche "Sondereffekte" halbwegs herausgefiltert werden können.

Schritt 2: Aus der Umsatzentwicklung wird via Exponentialfunktion das durchschnittliche Umsatzwachstum der letzten 10 Jahre ermittelt.

Schritt 3: Aus Umsatz und Nettogewinn wird die durchschnittliche Nettomarge je Jahr ermittelt und auf die gesamte Zeit gemittelt.

Schritt 4: Aus Nettogewinn und Dividende wird die durchschnittliche Dividendenquote je Jahr ermittelt und auf auf die gesamte Zeit gemittelt.

Schritt 5, Auslegung für die Zukunft:
Für die nächsten 5 Jahre werden Umsatz, Nettogewinn und Dividende entsprechend diesem Modell prognostiziert. Dabei spielt keine Rolle, dass die aktuellen Gewinnmargen derzeit höher liegen können und ich "zu niedrige" Gewinne ansetzen könnte - das kann durch absehbare oder unabsehbare Ereignisse ja auch in Realitas passieren.

Schritt 6: Bewertung der Aktie in 5 Jahren (2017):
Die Aktienbewertung besteht aus drei Einzelteilen, die jeweils sehr subjektiv festgelegt wurde, die einen sehr großen Einfluss auf die Endbewertung haben. Hier sehe ich u.U. den größten Überarbeitungsbedarf und freue mich über Anmerkungen:
1. Bewertung der Aktie via KGV=10:
Ansatz des 10-fachen EPS 2017
2. Bewertung des Wachstums:
0,25x"durchschn. Umsatzwachstum [in%]"
(--> Eine Firma mit 10% Jahreswachstum wird mit EPS17x(10+0,25*10)=EPS17x12,5 bewertet.
3. Bewertung der Dividenden: Die Dividenden werden mit jährlich 5% verzinst und kulmuliert.
4. Aus der Summe dieser drei Werte ergibt sich der "Aktienwert 2017".

Schritt 7: Vergleich mit aktuellem Aktienpreis: "Aktienwert2017"/aktueller Aktienkurs = 100%+Wachstumspotential.

Schritt 8: Vergleich der Potentiale der verschiedenen Aktien.

Ich denke, ich habe in Schritt 6 sehr strenge Bewertungsmaßstäbe angelegt. Sowohl KGV10 für nicht wachsende Aktien als auch KGV 12,5 für Aktien mit einem Durchschnittswachstum von 10% erscheint mir eher geizig, vielleicht auch zu geizig. Daher wird es sicherlich Zeiten geben, bei denen dieser Wert überschritten wird.
Hier würde mich besonders eure Einschätzung und euer Bauchgefühl interessieren, wie ihr Ertrags- und Wachstumspotential von Aktien bewertet.

prof - Dienstag, 2. Juli 2013 - 19:26
Auf jeden Fall erscheint mir dieser Langfristansatz, speziell bei Zyklikern, sinnvoll. Die Analyse macht gehörig Arbeit!
Allerdings musst Du davon ausgehen, dass der Markt, der ja bekanntlich immer recht hat, Dein Bewertungsmodell nicht kennt und auch nicht honoriert. Du könntest also schlimmstenfalls jahrelange Durststrecken und Kurseinbrüche durchstehen müssen. Erst wenn die Aktien vollständig am Boden liegen (Wo ist der Boden??) kannst Du beruhigt einsteigen.
Prof

al_sting - Dienstag, 2. Juli 2013 - 19:43
Ja, die Analyse macht gehörig Arbeit. Am aufwändigsten ist das Zusammensammeln der Zahlen der letzten 10 Jahre. Ich habe es jetzt mit drei Franzosen gemacht und werde schauen, ob sich der Ansatz für Wiederholungen überhaupt lohnt oder nicht und wo noch optimiert und gefeilt werden muss. Ich werde es also wahrscheinlich nicht für alle Aktien in meinem Depot sofort nachschießen.

Und leider fehlt mir oft noch eine Seite, wo diese Zahlen aufbereitet angeboten werden. Angeblich soll Bloomberg das machen, aber wohl nur für zahlende Kunden. Für deutsche Aktien hat man zuweilen bei Ariva lang zurückreichende Zahlen. Für weitere Tipps bin ich auch hier sehr dankbar!

Wann die Aktien am Boden liegen, das weiß ich natürlich nicht. Aber grundsätzlich halte ich es mit dem Aktienkurs wie der Hundebesitzer mit seinem Köter auf Spaziergang: Mal rennt der Hund begeistert voran, mal bleibt er weit zurück, aber am Ende kommen Hund und Besitzer gemeinsam im Ziel an.
Will sagen: Aktienkurse können massiv unter- und übertreiben, aber letztlich müssen auch sie sich immer mal wieder an den fundamentalen Werten des jeweilgen Unternehmens orientieren. Und sofern man die Hunde zurückliegend einsammelt (und dafür eine gute Bewertungsgrundlage findet) und genug Geduld mitbringt, bis sie Herrchen wieder ein- oder gar überholen, sollte es eigentlich ganz gut laufen.

Ach ja, bei meinem Ansatz sind weder Buchwert/KBV noch Verschuldung bzw. Cashreserven einberechnet. Hier fehlt mir bislang schlicht ein überzeugender Kalkulationsansatz. Manche Unternehmen / Branchen halten auch grundsätzlich lieber Cash in der Rückhand, andere hebeln ihr Geschäft via hoher Verschuldung...

prof - Dienstag, 2. Juli 2013 - 21:05
Und man sollte daran denken, dass manche Hunde auch verrecken können ...
Prof

al_sting - Dienstag, 2. Juli 2013 - 21:09
Stimmt, das ist immer das Risiko. Ist mir zuweilen auch schon passiert.
Aber auch die Chance: Zu "Abdeckerpreisen" gibt es Hunde zuweilen besonders günstig.

Ich muss halt selber erst lernen, ob und wie viel dieser Ansatz taugt oder ob ich damit übermäßige Risiken eingehe.

al_sting - Dienstag, 2. Juli 2013 - 21:38
"Hat sich die (Michelin)-Welt grundsätzlich verändert?" Genau diese Frage muss man sich ja bei Deiner Analyse jedes Mal stellen. Es bleiben also jede Menge Zweifel!
Prof"
Eine sehr berechtigte Anmerkung von Prof aus dem Michelin-Faden, den ich lieber im Strategiethread beantworte:

Selbstverständlich. Das ist ja ein zentraler Grund, warum Zykliker immer so zyklisch agieren.

Meine (hinterfragbare) Grundannahme für diesen Analyseansatz lautet, dass Revolutionen und Weltuntergänge deutlich öfter prognostiziert wurden als dass sie wirklich eintrafen.
Ich empfehle aber keine blinde Übernahme! Schreibmaschinenhersteller sind ganz zurecht untergegangen, Softwarefirmen (siehe Fabasoft und LS Telcom) können oftmals ganz neue Märkte aufschließen und entwickeln und so bislang alle Regeln der Wiederholung brechen. Daher bietet sich dieser Ansatz wahrscheinlich am ehesten auf reife, aber (noich?) nicht untergehende Märkte an.

al_sting - Dienstag, 2. Juli 2013 - 21:39
Ehe das untergeht: Mir hat der Überblick über die Finanzmedien und der Vergleich mit Brigitte auch sehr gut gefallen. Vielen Dank, XENON!

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