Diskussionsforum der stw-boerse: Sonstiges: Lebensversicherungen
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chinaman - Donnerstag, 11. November 2004 - 13:15
Lebensversicherer halten Zins stabil

Erstmals seit vier Jahren senkt die Branche ihre Überschussbeteiligungen nicht


HANDELSBLATT, 11.11.2004 cd/fmd BERLIN. Die Überschussbeteiligung der Lebensversicherer wird 2005 durchschnittlich 4,3 Prozent betragen. Das sagte der Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Bernhard Schareck. Damit muss die Branche erstmals seit vier Jahren die Verzinsung nicht senken.

Angesichts des anhaltend niedrigen Zinsniveaus und der labilen Verfassung der Aktienmärkte waren Zweifel aufgekommen, ob die Gewinnbeteiligung der Kunden konstant gehalten werden könne. Bei einzelnen Unternehmen sei jedoch mit Veränderungen zu rechnen, sagte Schareck. Einige Gesellschaften zahlen schon jetzt nicht mehr als den Garantiezins, der für neue Verträge bei 2,75 Prozent liegt.

Kaum Chancen sieht der GDV-Präsident dafür, dass die Lebensversicherer künftig stärker in Aktien investieren. Die Quote der direkt oder über Fonds gehaltenen Aktien am Kapitalanlagebestand von 618 Mrd. Euro (Vorjahr 609 Mrd. Euro) liegt in der Branche bei acht Prozent. Das entspricht dem Vorjahresniveau. Erklärtes Ziel des Marktführers, der Allianz Leben, ist es zwar, den Aktienanteil von rund 13 Prozent noch weiter aufzustocken. Und WestLB-Analyst Carsten Zielke empfiehlt eine Anhebung der Aktienquoten - nur so könnten die Gesellschaften eine angemessene Rendite erzielen. Die meisten Versicherer halten sich aber zurück. Der Grund sind die steigenden Eigenkapitalerfordernisse. So müssen die Unternehmen nach den künftigen Eigenkapitalregeln ("Solvency II") 30 Mill. Euro an Eigenkapital vorhalten, wenn sie für 100 Mill. Euro Aktien kaufen, wie Schareck erläuterte. Bisher ist nur ein Bruchteil davon erforderlich. Solvency II wird frühestens 2008 umgesetzt.

Die Versicherer gehören zu den wichtigsten Investoren auf dem Aktienmarkt. Während des Börsenbooms im Jahr 2000 lag die durchschnittliche Aktienquote der Lebensversicherer bei 18 Prozent. Einzelne Gesellschaften hatten mehr als 25 Prozent.

Lebensversicherer hätten die Krise der Kapital- und Aktienmärkte "für manche überraschend gut" gemeistert, sagte Schareck. Stille Lasten (nicht bilanzierte Kapitalverluste) von fünf Mrd. Euro hätten die Versicherer mit in das Jahr 2004 genommen. Ein bis zwei Mrd. Euro dürften es Ende 2004 sein.

Für das kommende Jahr rechnet die Branche mit einer Steigerung der Beitragseinnahmen um 1,5 Prozent - nach rund 3,5 Prozent Zuwachs auf 152 Mrd. Euro 2004. Wachstumstreiber wird die private Krankenversicherung, die ein Plus von fünf Prozent verbuchen dürfte.

chinaman - Montag, 22. November 2004 - 13:30
Wichtige Information für alle Policeninhaber einer Direktversicherung !

Gruß
Chinaman


Eichel präzisiert Neuregelung der Direktversicherung

Nur Einspruch sichert steuerfreies Altersgeld

Von Karl Doemens, Handelsblatt

Millionen Arbeitnehmer, die mit einer Direktversicherung aus Gehaltsbestandteilen fürs Alter vorsorgen, können die bisherigen Steuervorteile ab 2005 nur noch unter bestimmten Voraussetzungen nutzen.

BERLIN. In einem aktuellen Schreiben präzisiert das Bundesfinanzministerium die Vorgaben des Alterseinkünftegesetzes: Demnach ist die pauschale Versteuerung der Beiträge mit 20 Prozent bei Steuerfreiheit der Auszahlung nur noch möglich, wenn der Vertrag vor Jahresende abgeschlossen wurde und der Arbeitnehmer ausdrücklich die Fortführung der alten Praxis verlangt.

Das von Bundestag und Bundesrat verabschiedete Alterseinkünftegesetz führt im nächsten Jahr die so genannte „nachgelagerte Besteuerung“ für Altersvorsorgeprodukte ein. Stufenweise werden bis 2025 die Beiträge zur gesetzlichen Rente und zu privaten Leibrenten von der Steuer befreit. Umgekehrt langt der Fiskus bei der Auszahlung zu. Beiträge zur betrieblichen Altersvorsorge sind im nächsten Jahr bis zur Höhe von 2 496 Euro von der Steuer befreit. Bei Neuabschlüssen erhöht sich der Freibetrag um 1 800 Euro.

Freilich gelten, wie das Haus Eichel betont, strenge Auflagen für die Gewährung dieser Freibeträge nach § 3 Nr. 63 Einkommensteuergesetz. So muss die Police eine lebenslange Altersvorsorge bieten. Außerdem darf sie bei der Hinterbliebenenversorgung nur die Witwe oder den Witwer, minderjährige Kinder, den früheren Ehegatten oder den Lebensgefährten berücksichtigen.

Von den Neuerungen ist die Direktversicherung unmittelbar betroffen. Sie gehört bislang zu den beliebtesten Varianten der betrieblichen Altersvorsorge, weil sie unkompliziert ist und den Beschäftigten erlaubt, einen Teil ihres Gehalts, der relativ gering besteuert wird, direkt in die Altersvorsorge zu stecken. Oft beteiligt sich der Arbeitgeber daran – etwa, indem er die Pauschalbesteuerung von 20 Prozent übernimmt. Im Alter bleibt das angesparte Geld vom Fiskus verschont.

Zum Jahreswechsel wird die Direktversicherung den Pensionskassen und Pensionsfonds gleichgestellt. Für Neuverträge bedeutet dies: Die Möglichkeit zur Pauschalbesteuerung entfällt. In der Ansparphase hält sich der Fiskus komplett zurück, dafür greift er im Alter zu.

Für bereits bestehende Policen hingegen gelten komplizierte Übergangsbestimmungen. Erfüllen diese Direktversicherungen die Voraussetzungen für die nachgelagerte Besteuerung nicht, weil sie etwa eine reine Kapitalauszahlung vorsehen, laufen sie so weiter wie bisher. In allen anderen Fällen werden sie automatisch auf das neue Steuerregime umgestellt.

Das kann für die Arbeitnehmer aber unvorteilhaft sein, wenn bislang der Arbeitgeber die Steuer zahlt oder der Beschäftigte aus anderen Gründen seine Steuerlast im Alter senken will. In diesen Fällen muss der Arbeitnehmer bis zum 30. Juni 2005 beim Arbeitgeber ausdrücklich erklären, dass er die Fortführung der Pauschalbesteuerung wünscht und auf die Anwendung des § 3 Nr. 63 verzichtet.


HANDELSBLATT, Montag, 22. November 2004, 12:26 Uhr

chinaman - Sonntag, 20. März 2005 - 06:04
Lebensversicherer geraten in Bedrängnis

Demographie und niedrige Renditen am Kapitalmarkt stellen die Stabilität des Garantiezinses in Frage

von Hans-Werner Thieltges


Niedrige Zinsen am Kapitalmarkt und die steigende Lebenserwartung bringen die deutschen Lebensversicherer zunehmend in die Bredouille. Aus diesem Grund wird nun sogar heftig über den Fortbestand des Garantiezinses diskutiert. Losgetreten hat die Lawine ausgerechnet der ranghöchste Lobbyist der Branche, Bernhard Schareck, Präsident des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Am Ende könnte die Debatte das bestehende Tarifsystem grundlegend verändern.


Schareck hatte nur ausgesprochen, was alle wissen, aber nur wenige offen zu sagen wagen. Um die den Kunden zugesagten Leistungen langfristig finanzieren zu können, müsse das System der garantierten Verzinsung grundlegend verändert werden. Er regte dazu einen "Adjustierungsmechanismus" an. Eine Umschreibung dafür, daß das wichtigste Wesensmerkmal der Policen ausgehöhlt werden müsse.


Die Entrüstung war groß. Der GDV-Präsident wolle am Garantiezins als Instrument rütteln. Auch Versicherer waren irritiert. Sie mühten sich um Schadensbegrenzung für das Image ihrer ohnehin durch den Wegfall der Steuerfreiheit angekratzten Policen. Gerhard Rupprecht etwa, Vorstand der Allianz Leben: "Die Leistungsgarantien sind ein wesentlicher Bestandteil jedes Vertrages." Doch Schareck fühlte sich mißverstanden. Von einer Abschaffung der Garantie sei nicht die Rede gewesen.


Daß das bisher geltende System so aber nicht viel länger haltbar ist, wissen die Unternehmen wohl. Denn der Garantiezins ist seit Jahren auf Talfahrt. Von vier Prozent Mitte 2000 ist er über zwischenzeitlich 3,25 auf 2,75 Prozent im Jahr 2004 abgesackt. Damit orientierte er sich allerdings nur an der Entwicklung der Kapitalmärkte. Denn die Versicherer dürfen nicht mehr als 60 Prozent vom Zinssatz staatlicher Anleihen garantieren.


Doch besagte 2,75 Prozent gelten nur für ab Januar 2004 abgeschlossene Verträge. Beim überwiegenden Teil der bestehenden Policen im Wert von 600 Milliarden Euro sind die Gesellschaften ihren Kunden mit durchschnittlich knapp 3,5 Prozent verpflichtet. Das teilte der Branchendienst "map-report" Anfang des Jahres mit. Und dies bei einem historisch niedrigen Zinsniveau am Kapitalmarkt von rund 3,6 Prozent. Höhere Überschüsse könnte nur die Börse bringen.


Doch der Aktiencrash hat die Lebensversicherer über 100 Milliarden Euro gekostet. Und spätestens nach der Pleite der Mannheimer Leben regiert die Vorsicht. Laut WestLB beträgt der Aktienanteil der Lebensversicherer gerade mal neun Prozent. Insgesamt lasse sich so nur eine Verzinsung von 4,2 Prozent erzielen. Tatsächlich gewähren die Versicherer im Schnitt aber eine laufende Verzinsung von 4,3 Prozent.


Dies können sie vorrangig nur über ihre Reserven erreichen. Nach Angaben des West-LB-Analysten Carsten Zielke verfügen die Gesellschaften über schätzungsweise fünf bis zehn Prozent mehr Kapital, als sie zur Deckung ihrer versicherungstechnischen Risiken benötigten. Dennoch bleibt den Unternehmen nichts übrig, als ihre Überschüsse abzusenken. Unmittelbar spüren dies Kunden, die bereits Geld aus privaten Rentenpolicen erhalten. Die einstmals von manchen Anbietern optimistisch prognostizierten Gesamtrenten aus garantierter Leistung und gutgeschriebenen Zinsgewinnen schmelzen dahin.


Schon 2004 mußten Kunden der Allianz Einbußen von über zehn Prozent schlucken. Und die Hamburg-Mannheimer kürzt in diesem Jahr gar um fast 20 Prozent. Dabei sank die reine Überschußrente bei den Hanseaten schwerpunktmäßig auf die Hälfte ab. Denn die einmal garantierte Rente darf nicht gekürzt werden. Deshalb wird nun der Garantiezins zum Thema. Dabei stehen die privaten Rentenpolicen besonders im Fokus.


Diese Verträge werden oft über einen Zeitraum aus Ansparphase und Leistungsdauer von 60 Jahren und mehr abgeschlossen. Das macht sie im Widerstreit zwischen unsicheren Kapitalmärkten einerseits und dauerhafter Zinsgarantie andererseits extrem anfällig. Erst zum Jahreswechsel hatten die Versicherer deshalb ihre Beiträge für neue Rentenpolicen um bis zu 20 Prozent erhöht. Anlaß dazu waren neue Berechnungen durch die Deutsche Aktuarvereinigung.


Manfred Poweleit, Herausgeber des "map-report": "Die Rentenversicherung ist angesichts des medizinischen Fortschritts ein technisch riskantes Produkt." Trifft darauf noch ein schwacher Kapitalmarkt, stellt sich die Frage nach der garantierten Verzinsung fast von selbst. GDV-Präsident Schareck hat die Diskussion eröffnet, auch wenn manche Versicherer dieses Problem lieber unter der Decke gehalten hätten. Schließlich sind private Rentenpolicen das Produkt der Zukunft.


Bei 70 Prozent der Kunden rangieren sie an erster Stelle ("Welt am Sonntag" vom 20. Februar 2005). Und das stärkste Verkaufsargument nach dem weitgehenden Wegfall der Steuerfreiheit ist die garantierte Verzinsung. So kommen denn auch die ersten Lösungsvorschläge. Walter Thießen, Vorstandschef der AMB Generali: "In drei bis fünf Jahren könnten durchaus Produkte mit unterschiedlichen Garantiezinssätzen angeboten werden."


Dabei entscheiden andere Faktoren über den Erfolg einer Police. Der Garantiezins gilt nämlich nur für den Teil des Beitrages, den der Versicherer tatsächlich für seinen Kunden anlegt. Vorher zieht er vom ihm überlassenen Geld noch Kosten für Vermittlung und Verwaltung des Vertrages sowie Risikoschutz ab. Laut Bund der Versicherten können die vermeintlichen 2,75 Prozent so schnell zu einer effektiven Jahresrendite von etwa einem Prozent schrumpfen. Besonders wenn der Anbieter über die Maßen teuer ist.


Der Garantiezins sagt mithin genauso wenig aus wie die versprochene Gesamtrente. Richtwert sollte allein die garantierte Rente sein. Daß der Garantiezins so in den Vordergrund rückt, hat ohnehin Wettbewerbsgründe: Rein rechtlich kann jeder Versicherer heute schon für neue Verträge niedrigere Margen anbieten. Oft verhindert Konkurrenzdenken effizientes Handeln.


Artikel erschienen am 20. März 2005
Die Welt

prof - Sonntag, 20. März 2005 - 19:51
Wer sich zur Alterssicherung eine Lebensversicherung aufschwatzen lässt, kann doch nicht so eine gute Rente bekommen wie ein cleverer Geldanleger und Aktionär!
Der fleißige Heimwerker spart schließlich auch gegenüber dem Doppellinkshänder.
Also meinetwegen kann die Garantieverzinsung auch minus 10% betragen ...
:-) Prof

chinaman - Montag, 21. März 2005 - 08:30
@ Prof: Das magst Du für Dich persönlich ja durchaus so sehen. Allerdings verkennst Du damit sowohl die praktische Bedeutung der Lebensversicherung für die Altersvorsorge des "durchschnittlichen" Deutschen als auch deren einseitige Förderung durch die Politik ...

:-)
Gruß
Chinaman

jomino - Dienstag, 22. März 2005 - 01:17
Wie würden sich wohl Aktien entwickeln, wenn die Verzinsung von LV bei minus 10 % liegen würde? Dann helfen wahrlich nur noch Aldi-Konserven und Kondome + ggf. Gold.

Ich selbst zum Beispiel zahle nicht in die "Deutsche Rente" ein, so dass ich neben Aktien auf jeden Fall noch eine andere Säule für meine Altersversorgung brauche. Meine LV gekoppelt mit einer BU ist eine meiner Säulen der Altersvorsorge. Nur auf Aktien allein seine Altersvorsorge aufzubauen wäre nicht sehr klug.

;-) Gruss Jomino

chinaman - Dienstag, 5. April 2005 - 17:26
Handelsblatt Nr. 064 vom 04.04.05 Seite 25


Versicherer geraten in die Zeitfalle

Deutliche Lücke zwischen Laufzeiten von Verpflichtungen und Anlagen - Risiko für Gesellschaften und Kunden steigt

RITA LANSCH HANDELSBLATT, 4.4.2005 DÜSSELDORF. Die Versicherungswirtschaft und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sorgen sich um das Geschäft der Lebensversicherer. Der Grund: Die zunehmende Lücke zwischen garantierten Verpflichtungen und Laufzeiten der Kapitalanlagen (Duration). Je größer die Lücke, desto unklarer ist, ob die Versicherungskonzerne am Kapitalmarkt die Gelder erwirtschaften können, die sie ihren Kunden garantiert haben.

"Das ist ein unglaubliches Risiko, das die Versicherer da fahren", sagt ein auf Versicherer spezialisierter Anleihehändler einer großen Bank. In anderen Ländern drängen die Aufsichtsbehörden die Versicherer bereits auf eine zeitliche Annäherung von Leistungsversprechen und Kapitalanlagelaufzeiten. Die Branche hält das Thema bewusst klein.

Ende 2004 haben die Lebensversicherer einen Boom erlebt. Doch die Verkaufserfolge stellen die Kapitalanleger jetzt vor die Frage: Wohin mit dem Geld? Schließlich gibt der Kapitalmarkt kaum höhere Zinsen her, als Versicherer ihren Kunden garantieren (im Schnitt 3,5 Prozent).

In der Hoffnung auf bessere Zeiten am Kapitalmarkt haben etliche Gesellschaften sich schon in der Vergangenheit in ihrer wichtigsten Anlageklasse - den Anleihen - eher kurzfristig eingedeckt, um auf einen Zinsanstieg reagieren zu können. Doch der lässt auf sich warten. Und die Hoffnung auf höhere Zinsen allein ist keine Bilanzgrundlage, soll die Aufsicht bereits öfter klargestellt haben. Mehr kann sie nicht tun. "Verantwortlich für die Kapitalanlage und für ein angemessenes Asset Liability Management (ALM) ist und bleibt der Vorstand. Er hat dafür zu sorgen, dass Verbindlichkeiten und Kapitalanlagen dauerhaft aufeinander abgestimmt sind", sagt Thomas Steffen, oberster Direktor für die Versicherungsaufsicht bei der BaFin. Unter ALM versteht man die Abstimmung von Verpflichtungen und Kapitalanlagen.

Der Kapitalmarktexperte des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Ulrich Krüger, schätzt die Kapitalanlagelaufzeiten der Versicherer im Mittel auf "um die sechs Jahre." Dagegen dürfte die durchschnittliche Lebensversicherung über zwölf Jahre laufen. Tendenz steigend.

Angesichts niedriger Zinsen lassen sich die Verpflichtungen aus solch langen Verträgen laut Carsten Zielke, Versicherungsanalyst der WestLB, mit Anleihen nicht abdecken. Er fordert ein höheres Aktienengagement. Das scheuen die meisten Versicherer nach schlechten Erfahrungen in der Börsenbaisse.

Ein Blick ins Ausland hilft der Branche nicht: In Großbritannien, den Niederlanden und Dänemark haben die Aufsichtsbehörden bereits vor einiger Zeit längere Anlagefristen von Pensionskassen und Lebensversicherern eingefordert. Die massive Nachfrage nach lang laufenden Bonds hat die Zinssätze jedoch unter die kürzerer Anleihen fallen lassen. "Das ist aus Sicht der Investoren kontraproduktiv", warnt GDV-Mann Krüger vor einer Verpflichtung zur Durationsverlängerung. Sowohl die BaFin als auch die deutschen Versicherer gingen daher mit dem Thema recht vorsichtig um.

Der Präsident der Deutschen Aktuarvereinigung, Kurt Wolfsdorf, weist darauf hin, dass die Branche ihr riesiges Portefeuille nicht über Nacht umschichten kann. Auch Lebensversicherungsexperte Oskar Goecke von der FH-Köln gibt zu bedenken: "Eine Verlängerung der Duration ist kein Allheilmittel." Gleichwohl steigt der Druck, die zeitliche Lücke nicht größer werden zu lassen. Maßgeblicher Treiber sind die geplanten internationalen Solvenzvorschriften. "Das Thema wird unter Solvency II noch an Bedeutung gewinnen", ist Aufseher Steffen überzeugt: "Mit einem funktionierenden ALM als zentralem Steuerungsinstrument werden die Unternehmen ihre Liquiditätsrisiken entscheidend verringern können. Auch wir als Aufsicht haben hieran ein besonderes Interesse."

Kurt Wolfsdorf bringt Solvency II auf folgende Formel: "Je größer die Lücke, desto mehr Eigenkapital ist nötig - es sei denn, die Versicherer können ihre Verpflichtungen anpassen." So führt der Ausweg aus dem Dilemma am Ende nicht über den Kapitalmarkt, sondern über das Produkt. Eingriffe wären jedoch nur im Neugeschäft möglich und sind umstritten. Erst kürzlich hat GDV-Präsident Bernhard Schareck sich mit seinen Aussagen über "Anpassungsmechanismen" die Kritik vieler Branchenvertreter zugezogen.

Aber es gibt auch Beifall. "Ich halte die Überlegungen über Anpassungsmechanismen für die Garantien für eine sehr vernünftige Lösung, und zwar auch aus Sicht des Kunden", sagt Goecke. Dem sei schließlich damit nicht geholfen, wenn sein Versicherer auf steigende Zinssätze nicht reagieren könne.

Kapitalanlagemix.

Anleihen: Den Großteil der Versichertengelder investieren Lebensversicherer in Deutschland in festverzinsliche Papiere. Dies galt lange als unproblematisch. Doch seit Anfang der 80er-Jahre hat sich die Umlaufrendite für festverzinsliche Wertpapiere mehr als halbiert.

Aktien: Hohe Investments in Aktien haben den Versicherern während der Börsenkrise ab dem Jahr 2000 Milliardenverluste beschert. Jetzt scheuen viele Anlagemanager hier höhere Engagements. Einigen Gesellschaften fehlt dafür auch schlicht das Kapitalpolster.

Alternativen: Auch andere Anlageformen wie Hedge- Fonds oder Private Equity sind riskant oder volatil. Viele Versicherer lassen deshalb die Finger davon.

Lansch, Rita


04. April 2005

prof - Dienstag, 5. April 2005 - 20:01
Vielleicht "hilft" eine ordentliche Inflation, so im zweistelligen %-Bereich. Das wäre auch die "Lösung" für die Staatsfinanzen, Renten usw ...
;-) Prof

chinaman - Donnerstag, 7. April 2005 - 12:48
Als alter "Edelmetall-Freak" rechne ich ja auch mit so etwas ...


;-))
Gruß
Chinaman

chinaman - Mittwoch, 27. September 2006 - 03:31
Handelsblatt Nr. 185 vom 25.09.06 Seite 29


Garantiezins sinkt erneut

Bundesrat stimmt geplanter Anpassung für Lebensversicherungen ab 2007 zu

DÜSSELDORF. Die geplante Absenkung des Garantiezinses für Lebensversicherungen hat am Freitag die Hürde im Bundesrat genommen. Demnach sinkt der Garantiezins für ab 2007 beginnende Lebensversicherungen und Pensionskassen auf 2,25 Prozent. Aktuell liegt der Satz seit 2004 bei 2,75 Prozent. Bestehende Verträge und solche, die bis Jahresende noch abgeschlossen werden, sind von der jetzt beschlossenen Änderung nicht betroffen.

Der Bundesrat folgt mit seiner Zustimmung einer Vorgabe des Bundesfinanzministeriums in Abstimmung mit den Versicherungsmathematikern. Der Garantiezins gibt den Versicherungen die Verzinsung vor, die sie den Kunden maximal als Mindestgarantie in ihren Policen versprechen dürfen. Über die Höhe entscheidet zwar der Finanzminister. Die Tatsache, ob gesenkt werden muss oder nicht, richtet sich aber nach einer festen Formel: Demnach wird eine Absenkung immer dann nötig, wenn der Garantiezins mehr als 60 Prozent des zehnjährigen Mittels der Umlaufrendite von Staatsanleihen ausmacht.

Die neuen Kunden bekommen nach der Senkung des Garantieniveaus aber nicht zwangsläufig weniger Rendite. Die Gesamtverzinsung aus garantierter und ertragsabhängiger Verzinsung bleibt in der Regel gleich. Allerdings verschiebt sich das Verhältnis zu Lasten des garantierten Anteils.

Den Versicherern kommt die erzwungene Zinssenkung fürs Neugeschäft nicht besonders gelegen. Schließlich steigen die Zinsen am Kapitalmarkt gerade wieder. Dadurch sehen konkurrierende Anlageformen im Vergleich zu Lebensversicherungen attraktiver aus. Die Formel orientiert sich jedoch am Zinsniveau der vergangenen zehn Jahre. "Wir können froh sein, wenn wir im nächsten Jahr die 2,25 Prozent halten können", meint daher ein Versicherer. rl

rl



25. September 2006

chinaman - Freitag, 3. November 2006 - 04:12
Handelsblatt Nr. 211 vom 01.11.06 Seite 28


Die Garantie schwindet immer mehr

Lebensversicherungen werden wegen sinkender Zinsen für die Kunden teurer. Was zu beachten ist.

RITA LANSCH | DÜSSELDORF Der Staat propagiert, dass die Bürger mehr private Altersvorsorge betreiben, doch eine Anordnung des Finanzministers droht dieses Ziel zu konterkarieren. Denn die für 2007 vorgeschriebene Kürzung des Garantiezinses für Lebensversicherungen führt im Endeffekt zu höheren Beiträgen. Damit verliert die Lebensversicherung im Vergleich mit anderen Anlagen weiter an Attraktivität.

Der Staat hat in den vergangenen beiden Jahren mehrfach in das Geschäftsmodell der Lebensversicherer eingegriffen. Der gravierendste Einschnitt war die Kappung des Steuerprivilegs für Kapital-Policen. Seit 2005 verkauft sich der einstige Kassenschlager der Branche daher bedeutend schlechter. Nun legt der Finanzminister mit der Senkung des Garantiezinses von 2,75 auf 2,25 Prozent noch einen Nachteil obendrauf. Die Regelung gilt für Policen, die ab 2007 abgeschlossen werden.

Der Garantiezins gibt den Versicherern die Verzinsung vor, die sie ihren Kunden maximal als Mindestgarantie zusichern dürfen (siehe "Verwirrung mit System"). Über die Höhe entscheidet zwar der Finanzminister. In der Frage, ob abgesenkt werden muss oder nicht, sind ihm allerdings die Hände gebunden. Dies richtet sich nach einer festen Formel: Wenn der aktuelle Garantiezins 60 Prozent der Umlaufrendite von Bundesanleihen im zehnjährigen Mittel überschreitet, dann muss abgesenkt werden - egal ob es in die politische Landschaft passt oder nicht. Aktuell liegt die Umlaufrendite bei rund 3,8 Prozent.

Alle bestehenden und bis Ende des Jahres abgeschlossenen Policen sind von der Absenkung nicht betroffen. Auf ab 2007 beginnende Policen wirkt sich die Zinsänderung allerdings preistreibend aus. Denn wenn der kalkulierte Zins sinkt, mit dem die Versicherungssumme oder spätere Garantierente angespart wird, steigt zwangsläufig der Beitrag. Wer eine feste Summe, etwa für eine Hausfinanzierung, absichern will, muss also demnächst tiefer in die Tasche greifen. Aber auch hier gilt, laufende Finanzierungen sind nicht betroffen.

Der Fachkreis Lebensversicherung der Vereinigung der Versicherungsbetriebswirte in Köln hat für das Handelsblatt folgendes Beispiel ausgerechnet: Ein 40-jähriger Mann, der noch in diesem Jahr beginnt, für eine private Rente in Höhe von garantiert 1 000 Euro monatlich ab dem 65. Lebensjahr anzusparen, zahlt der Versicherung dafür rund 600 Euro Beitrag pro Monat. Entschließt er sich dazu erst ab 2007, verteuert sich sein Beitrag um mehr als 80 Euro monatlich - oder 14 Prozent. "Umgekehrt wäre bei gleichbleibendem Beitrag die Garantierente entsprechend niedriger", sagt Fachkreisleiter Eberhardt Froitzheim.

Die Garantie ist gleichwohl nicht alles. Wer einen Fernseher kauft, hat auch bloß zwei Jahre Garantie und darf dennoch darauf vertrauen, dass er länger läuft. Mit der Lebensversicherung verhält es sich ähnlich. Der Versicherer garantiert bei Abschluss eine Mindestverzinsung seiner Sparbeiträge; doch jeder geht davon aus, dass am Ende mehr herauskommt. Die Garantieverzinsung ist sozusagen nur die Pflicht und die Gewinnbeteiligung die Kür, die die Gesamtverzinsung aufbessert. Und die Gesamtverzinsung liegt nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) 2006 bei den meisten Unternehmen zwischen 4,4 und 5,2 Prozent, inklusive der Schlussgewinnanteile.

Die Branche spielt die Garantiekürzung denn auch gern herunter. "Auf die Ablaufleistung einer Lebens- oder Rentenversicherung hat der Höchstrechungszins nur geringen Einfluss", kommentiert der GDV die Zinssenkung. Das sei bei der letzten Absenkung 2004 von 3,25 auf nunmehr 2,75 Prozent nicht anders als heute gewesen. Zentrales Argument: Was bei der Garantie wegfällt, wird mit der Gewinnbeteiligung wieder dazugegeben. Schließlich werfe der Mehrbeitrag entsprechend mehr Gewinn ab, woran die Kunden entsprechend zu beteiligen seien.

Ein Beispiel: Wenn die Gesellschaft insgesamt 4,5 Prozent zu verteilen hat, muss sie den Altkunden je nach Vertrag 2,75 bis 4,0 Prozent Garantiezinsen gutschreiben. Dann bleiben noch entsprechend 1,75 bis 0,5 Prozent an Gewinnbeteiligung auszuschütten. Ab 2007 sähe die Rechnung dann so aus: Von den 4,5 Prozent bekäme der neue Kunde 2,25 Prozent garantiert und noch einmal den gleichen Satz als Gewinnbeteiligung obendrauf. Praktisch ein Nullsummenspiel, meinen die Versicherer.

Das sieht aus Kundensicht anders aus. Gerade in der privaten Rentenversicherung macht es einen Unterschied, ob der Versicherte den Rest seines Lebens einen unwiderruflichen Anspruch auf eine mit 2,75 oder nur auf eine mit 2,25 Prozent kalkulierte Rente zu erwarten hat. Denn auch die private Rente setzt sich aus einem garantierten und einem schwankenden Teil zusammen. Während die Garantierente bis zum Tode stabil bleibt, darf die Gewinnrente auch während der Rentenphase gekürzt werden. "Das mussten etliche Privatrentner in den vergangenen Jahren leidvoll erleben", sagt Ralf Nomrosky, vereidigter Sachverständiger für Kapitalanlagen.

Aber auch in der klassischen Lebensversicherung hat die Garantie einen nicht zu vernachlässigenden Stellenwert. Wie bei der Rente gilt auch hier: Nur die garantierte Versicherungssumme ist im Endeffekt absolut sicher. Nomrosky: "Das wirkt sich in den ersten Vertragsjahren besonders im Todesfall aus." Da in der Anfangszeit noch kein Sparkapital angesammelt ist, bekommen die Hinterbliebenen im Todesfall dann nur die Garantieleistung ausgezahlt.

Die vergangenen Jahre anhaltend niedrigen Zinsniveaus haben die Versicherer zudem dazu gezwungen, die Gewinnbeteiligungen in mehreren Schritten zusammenzustreichen. Heute steigen die Kapitalmarktzinsen zwar wieder, was den Versicherern bei der Neuanlage höhere Erträge verspricht. Doch die Gewinnbeteiligungssätze sind - von einer Ausnahme abgesehen - noch nicht wieder angehoben worden. Das trifft Altkunden wie Neukunden gleichermaßen. Entsprechend ist die Bedeutung der Garantien gestiegen. Die sind übrigens selbst bei einer Schieflage des Versicherers sicher, weil die Branche auf Drängen der Aufsicht einen Sicherungsfonds eingerichtet hat. Der übernimmt im Falle eines Falles die Policen einer notleidenden Gesellschaft, damit die Garantie gegenüber den Kunden erfüllt wird.

Lansch, Rita



01. November 2006

prof - Freitag, 3. November 2006 - 07:51
LV kommt für mich nicht in Frage, da kaufe ich mir lieber ein paar Aktien oder "zur Not" einen hübschen DVD-Recorder ...
:-) Prof

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