Ist
der Beta-Faktor genau gleich 1, so entspricht die Schwankungsbreite
des betrachteten Wertes exakt der des Vergleichswert. Dies ist natürlich
insbesondere dann der Fall, wenn die betrachtete Aktie X und der
Vergleichswert V identisch sind.
Anhand
der angegebenen Formel können wir nun die Beta-Faktoren unserer
Aktien untereinander berechnen (Werte gerundet):
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V
= A-Aktie |
V
= B-Aktie |
V
= C-Aktie |
X
= A-Aktie |
+1,0 |
+0,1 |
-0,2 |
X
= B-Aktie |
+0,1 |
+1,0 |
+0,7 |
X
= C-Aktie |
-0,4 |
+0,7 |
+1,0 |
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Mathematisch
liegt dem Beta-Faktor das Konzept der linearen Regression zugrunde.
Dabei wird davon ausgegangen, dass sich der Zusammenhang zwischen den
Mittelwerten der Renditen der betrachteten Aktie (µX) und
den Renditen des Vergleichswert (µV) durch folgende
Regressionsgerade beschreiben lässt: |
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Der Steigungskoeffizient
b
- eben genau der Beta-Faktor - gibt an, mit welchem Maß die Renditen des Vergleichswertes V multipliziert werden müssen, um auf die
Rendite der Aktie X zu kommen.
Die
Werte a
und b
werden
mathematisch mit Hilfe der sogenannten Kleinste-Quadrate-Methode
(least-square-method) aus dem gegebenen Datenmaterial bestimmt.
Eine
Spezialform dieser
linearen Regression ist das Single-Index-Model, bei
dem als Vergleichswert nicht eine andere Aktie, sondern ein
repräsentativer Index (z.B. DAX oder Nikkei) genommen wird. Der Faktor b
wird in diesem Modell als Reagibilität bezeichnet. Das Produkt b·µV
nennt man indexabhängige Rendite (oder systematische Rendite). Die Konstante a
bezeichnet man als die indexunabhängige Rendite (oder
unsystematische Rendite bzw. marktbezogene Rendite) der Aktie X.
Machen
wir auch hierzu ein Beispiel:
Wir
möchten unsere A-Aktie mit einem fiktiven Aktienindex I vergleichen.
Uns liegen folgende Informationen über die Jahresschlusskurse der Aktie
und des Index vor:
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Aktie
A |
Index
I |
1996 |
62,-
EUR |
780,-
Pkt. |
1997 |
66,-
EUR |
860,-
Pkt. |
1998 |
74,-
EUR |
950,-
Pkt. |
1999 |
78,-
EUR |
980,-
Pkt. |
2000 |
70,-
EUR |
900,-
Pkt. |
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Wir berechnen zunächst die Jahresrenditen,
die Mittelwerte und Standardabweichungen:
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Aktie
A |
Index
I |
1997 |
6,5% |
10,3% |
1998 |
12,1% |
10,5% |
1999 |
5,4% |
3,2% |
2000 |
-10,3% |
-8,2% |
µ |
3,4% |
3,9% |
s |
8,3% |
7,6% |
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Nun stellen wir diese Renditen in einem
Diagramm dar, bei dem die Renditen des Index I in der Horizontalen und die
Renditen der Aktie A in der Vertikalen abgebildet werden:
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Nach den Annahmen der Linearen Regression
gibt es nun eine sogenannte Regressionsgerade, die diese "Punktewolke"
annähernd miteinander verbindet. Somit entsteht eine Geradengleichung, die den Zusammenhang zwischen den
zu erwartenden Renditen der Aktie A und dem Index I beschreibt.
Natürlich
gibt es sehr viele Möglichkeiten eine Gerade durch diese
"Punktewolke" zu legen. Die Methode der kleinsten
Quadrate bedeutet aber in diesem Zusammenhang, dass genau die Gerade
gewählt werden soll. bei der die Summe der quadrierten Abweichungen der
Punkte von der Geraden minimal ist. Diese Gerade (mit den zugehörigen
Abständen von den Punkten) ist in untenstehender
Darstellung abgebildet:
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Die
Formel dieser blauen Geraden ist die oben angegebene
Regressionsgeradengleichung: mx
= a+b·mv
Da
die Kovarianz der A-Aktien und des Index 0,6% beträgt, können wir nun anhand
der oben angegebenen Formel den entsprechenden Beta-Faktors, bzw. die
Steigung der blauen Gerade berechnen:
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bA,I
= 0,6% : 7,6%2 = 1,04
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Ein
Beta-Faktor von 1,04 heißt: wenn der Index I um 10,0% steigt, wird die
Aktie A im Schnitt um 10,4% steigen, umgekehrt sinkt die Aktie A aber
auch überproportional um 10,4% falls der Index um 10,0% fällt. Die Aktie A ist also
reagibler als der Vergleichsindex I.
Bleibt
noch die Bestimmung der indexunabhängigen Rendite a.
Diese erhält man durch Umformen der Geradengleichung nach der folgender
Formel:
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Also
ist in unserem Beispiel a
= 3,4% - 1,04·3,9% = -0,7% d.h. selbst wenn der Index sich einmal ein
ganzes Jahr lang überhaupt nicht verändern würde, wäre dennoch bei
der A-Aktie mit einer Rendite von -0,7% zu rechnen.
Die
Beta-Faktoren der wichtigsten deutschen Aktien im Bezug auf den DAX
werden übrigens von vielen deutschen Tageszeitungen und Fachzeitschriften
regelmäßig veröffentlicht und müssen nicht mühsam "von
Hand" berechnet werden.
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