Diskussionsforum der stw-boerse: Deutsche Nebenwerte: Trumpf
chinaman - Freitag, 27. Oktober 2006 - 05:58
Handelsblatt Nr. 207 vom 26.10.06 Seite 14


INSIDE: TRUMPF

Werte und Innovationen

M.-W.BUCHENAU | STUTTGART Nicola Leibinger-Kammüller hat als Nachfolgerin ihres Vaters Berthold Leibinger an der Spitze des schwäbischen Maschinenbauers Trumpf einen Bilderbuchstart hingelegt. 2005/06 stieg der Konzern-Umsatz um knapp ein Fünftel auf 1,65 Milliarden Euro. Mit 205 Millionen Euro vor Steuern verdiente der Ditzinger Werkzeugmaschinen- und Laserspezialist über die Hälfte mehr als im Vorjahr. Die Umsatzrendite stieg von 9,6 auf 12,4 Prozent, Werte, von denen selbst Nachbarn wie Bosch nur träumen können.

Alles sieht so aus, als könne Trumpf seinen Triumphzug fortsetzen. Und das in einer Branche, die 2007 nur noch mit einem abgeschwächten Wachstum von zwei Prozent rechnet. Die ersten drei Monate 2006/07 brachten einen Umsatz- und Auftragszuwachs von 25 Prozent. Preis- und Rohstoffkostendruck scheinen dem Ditzinger Familienunternehmen nichts anhaben zu können. Auch die Schwäche der Autoindustrie trifft es nur am Rande.

Was macht Trumpf so stark, dass sogar ein Generationswechsel reibungslos verläuft? Nicola Leibinger-Kammüller ist ehrgeizig. Sie will ihrem Vater beweisen, dass Sie das Unternehmen führen kann. Ihr Bruder und ihr Mann stehen ihr bislang harmonisch zur Seite. Und wenn alle Stricke reißen, kann noch der Vater als Aufsichtsratschef ein Machtwort sprechen. Vorerst funktioniert das Familienunternehmen.

Der Erfolg hat aber auch sachliche Gründe. Anders als etwa der Schweißroboter-Hersteller Kuka hängt Trumpf nicht von der Autoindustrie ab. In der immer noch weitaus größten Sparte der Blechbearbeitungs-Maschinen rekrutiert sich die Kundschaft zu zwei Dritteln aus kleinen Zulieferbetrieben mit fünf und zehn Millionen Euro Umsatz. Mit Trumpf-Maschinen geformte Bleche finden sich nahezu überall - in Küchen, Elektrogeräten oder Gebäuden. Die große Breite bringt Stabilität, erfordert aber wegen der hohen Kundenzahl enorme Vertriebs-Anstrengungen.

Die Nase vorn im Wettbewerb hat das Unternehmen durch Innovationen, die es sich im vergangenen Jahr 120 Millionen Euro kosten ließ. Die Ideen dafür müssen nicht einmal aus dem eigenen Haus stammen - eine besondere Stärke von Trumpf ist die Geschwindigkeit, technische Neuerungen in marktfähige Produkte zu integrieren.

Auch in Ditzingen fallen die Erfolge nicht vom Himmel. Allen Beschäftigten wird hohes Engagement abverlangt. Als Trumpf Anfang der 90er Jahre rote Zahlen schrieb, kam es zu einem Standortsicherungsvertrag, der inzwischen bis 2011 verlängert wurde. Danach liegt die Wochenarbeitszeit zwischen 39,5 und 42,5 Stunden. Im Gegenzug verzichtet das Unternehmen auf betriebsbedingte Kündigungen, bietet betriebliche Altersvorsorge, den festen Anspruch auf Weiterqualifizierung und eine Gewinnbeteiligung - im abgelaufenen Jahr im Schnitt 1400 Euro pro Kopf. Bei der Nachwuchssuche kann sich Trumpf behaupten, weil Ingenieure rascher Verantwortung und Entscheidungskompetenz bekommen als in Großkonzernen.

Ein weiterer Wettbewerbsvorteil ist die frühe Internationalisierung. Bereits in den 60er Jahren ging Berthold Leibinger ins Ausland, Mitte der 80er in die USA, Anfang der 90er nach Asien. Die Produktion vor Ort war von Anfang an fester Bestandteil der Strategie.

Bei der Expansion geht der Mittelständler bislang auf Nummer sicher. Zukäufe zielen in erster Linie auf den Gewinn von Know-how. An zu großen Brocken will sich Trumpf aber nicht verschlucken. Zuletzt schreckte die Unternehmensspitze vor einer Übernahme zurück, weil sie den Kandidaten - gegen den Stil des Hauses - hätte zerschlagen müssen. Dahinter steht eine klare Werte-Skala, ebenfalls eine Quelle des Unternehmenserfolgs. buchenau@handelsblatt.com

Buchenau, M. W.



26. Oktober 2006

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