Diskussionsforum der stw-boerse: Deutsche Nebenwerte: Studio Babelsberg: Archivierte Beiträge bis 5. Juli 2006
al_sting - Mittwoch, 1. März 2006 - 22:40
Hallo STW`ler,

Ich sehe gerade, dass hier noch nicht über die Filmstudios Babelsberg geredet wurde. Vielleicht interessieren sie auch einige von euch.

Die Filmstudios Babelsberg sind die Nachfolger der berühmten Ufa-Filmstudios (Zwischenkriegszeit) sowie DEFA-Studios in Potsdam.
Nach der Wende wurden sie von Vivendi gekauft, die hohe Beträge in Umbau und Modernisierung investierte. Trotzdem wurde Vivendi nicht recht glücklich mit Babelsberg, das nicht aus den roten Zahlen kam, und verkaufte es (bzw. verschenkte es für 1,-€) 2004 an zwei Privatinvestoren.
Diese hatten mit ihrem Umbau der Filmstudios bisher ein ausgesprochen gutes Händchen.
Unkonventionell der Börsengang im April 2005: An Mitarbeiter und Bekannte wurden einige Aktien verkauft, danach wurde die AG am Frankfurter Freiverkehr angemeldet. Ganz einfach, preiswert und schnörkellos, genannt "Cold-IPO".
Ursprünglich waren für 2005 noch etwa 2,5 Mio Verlust geplant, ab 2006 sollte die Gewinnzone erreicht werden.
Praktisch zeigten die Jahresergebnisse vom 17.02. schon für 2005 Gewinne von 2,65 Mio €.

Zahlen:
Jahresumsatz 2005: 43,2 Mio €
Gewinn 2005: 2,65 Mio €
Aktien: 16,5 Mio
aktueller Stand: 3 €
Marktkapitalisierung: 49,5 Mio €
Geplanter Gewinn 2006: 4-5 Mio €
Vermögen in Sachanlagen& Grundstücken:
~ 20 Mio € bei Schuldenfreier Firma
(Zahlen zum Buchwert fand ich nicht)

Babelsberg ist ein Rundum-Dienstleister nationale und internationale Kino- und Fernsehproduktionen. Babelsberg bietet mit 25.000 m² die größte Studiofläche in Europa an, noch vor den englischen Pinewood-Studios. Die eigenen Produktionshallen sind mittlerweile komplett vermietet, so dass die größte leerstehende ehemaligen Fabrikhallen in Potsdam (RAW) langfristig angemietet wurde und mittlerweile ein weiterer Neubau für ca. 6.000m² geplant wird.

Nachdem in letzter Zeit einige Hollywood-Produktionen in Babelsberg gedreht wurden (2005: "Beyond The Sea"; "Flightplan"; aktuell mit "V for Vendetta"), hatte auf der gerade abgelaufenen Berlinale Times Warner die gute Zusammenarbeit gelobt und weitere gemeinsame Projekte angekündigt. Weiterhin sieht die aktuelle Zukunft für deutsche Filme recht gut aus.

Ich denke, Potsdam hat mittlerweile für die Medienbranche die kritische Größe erreicht, insbesondere wenn man Berlin dazuzählt. So gibt es gerade in letzter Zeit immer weitere Neuansiedlungen, so wie vor zwei Wochen "Producers at work", ein Telenovela-Hersteller mit geplanten 200 Mitarbeitern. Die Filmstudios Babelsberg als größter Spieler vor Ort kann von dieser Entwicklung nur profitieren.

Eher Bilanz- als Ergebnisrelevant dürfte der Grundbesitz der Filmstudios sein, da diese wahrscheinlich nur im Falle einer Liquidation ihr eigenes Gelände verkaufen würde. Wertvoll ist es trotzdem.

Kurz gesagt, ich halte Babelsberg für eine vielversprechende und zukunftsträchtige Aktie. Nicht ganz risikolos, aber mit gutem Aufwärtspotential.
Schaut es euch mal an.

Ciao, Al Sting

stw - Freitag, 3. März 2006 - 12:46
Für mich kommt die Aktie nicht in Frage, weil ich kein Vertrauen in Dr. Woebcken habe. Der hat mich in seiner Zeit als Vorstand von TV Loonland zu sehr enttäuscht.

:-) stw

isabellaflora - Freitag, 3. März 2006 - 16:32
... witzig, ähnliches wollte ich stephan bezüglich seines DTAG-Kaufes anmerken. Ein Konzern, der uns Kleinaktionäre so dermaßen über den Tisch zieht kann mein Vertrauen nciht erwarten. Allein, solche 'emotionalen' Argumente sind an der Börse fehl am Platze.

Gruß isabellaflora

al_sting - Freitag, 3. März 2006 - 18:04
Hallo STW,
guter Hinweis. Über die Vorgeschichte von Woebcken wusste ich nichts. Wie war seine dortige Rolle? Kriminell? Großsprecherisch? Hat er sich übernommen?
Sofern es kein kriminelles Verhalten war, möchte ich Isabellaflora zustimmen und behaupten, dass oft der zweite Anlauf erfolgreicher ist, da viele Fehler schon beim ersten Mal gemacht wurden.
Stichworte Lerneffekt sowie Letzte Chance.
Und ihr (oder sein?) Beispiel Dt. Telekom gefällt mir sehr gut: Deutsche Aktionäre sehen mit so viel Ärger auf diese Aktie, dass nicht mehr viel Abwärtspotential bleibt. Die für mich überraschend auf 72 Cent erhöhte Dividende hat Stephans Wahl beeindruckend bestätigt.

Ciao, Al Sting

prof - Freitag, 3. März 2006 - 18:07
Off topic: Die 72 cent sind doch nichts weiter als ein verzweifelter Kurspflege-Versuch!

stw - Samstag, 4. März 2006 - 12:55
Woebcken war FInanzvorstand bei TV Loonland und hat aus meiner Sicht viel zu spät das immaterielle Filmvermögen abgeschrieben. Er bilanzierte m.E. sehr progressiv aber natürlich immer im Rahmen der Gesetze. Vielleicht sehe ich seine Person auch zu kritisch, aber ich würde ihm mein Geld nicht anvertrauen.

:-) stw

al_sting - Samstag, 4. März 2006 - 16:15
Danke für die Warnung.
Ich bleibe aus oben genanten Gründen bei Babelsberg, werde aber versuchen, Woebken kritisch im Auge zu behalten.

Ciao, Al Sting

mandarina - Dienstag, 7. März 2006 - 07:00
Woebcken bremst hier ..die Loonland Vergangenheit holt den Mann wieder ein .... trotzdem.. ich denke die Fehler bei den Loonies wird er hier nicht mehr machen ...im Prinzip hat W. einen ganz dicken Fehler damals gemacht .. er hat versäumt DIE Kapitalerhöhung im Berich 10 bis 120 Euro zu machen ... Loonland würde heute ganz anders stehen ... der 20 Mio Kredit würde die Aktie nicht an der Leine führen ....

Trotzdem denke auch ich Babelsberg ist eine Aktie mit Potential !!

Gruss Mandy

al_sting - Mittwoch, 22. März 2006 - 17:36
Hallo Forum,

Hier die kompletten Jahreszahlen von Babensberg mit Ausblick. Ich finde, das liest sich sehr gut:
- Schuldenfrei und 13 Mio Liquide Mittel
- Zahlreiche große Filmproduktionen in Aussicht, aber auch Fernseh-, Werbe- und Servicebereich laufen scheinbar gut.
- Flächen zum Drehen wurden in der letzten Zeit verdreifacht.
- Im nächsten Jahr ist ein Umwachsschub von 20% geplant.
- Bei geplanten 10% Jahresüberschuss vom Umsatz ergeben sich 5,0 Mio. Das wäre eine Verdoppelung gegenüber diesem Jahr und ein KGV von etwa 10.

Ciao, Al Sting

Studio Babelsberg AG / Jahresergebnis
Bilanzpressekonferenz:

Potsdam-Babelsberg, 22. März 2006/ Mit einem positiven Ergebnis hat die Studio Babelsberg AG das Geschäftsjahr 2005 abgeschlossen. Die AG erzielte im Konzern einen Umsatz in Höhe von 43,2 Mio.EUR. Das weltweit älteste Großatelier-Filmstudio konnte somit seine sehr gute Ausgangsposition im Kerngeschäft nutzen und einen Jahresüberschuss nach Steuern im Konzern in
Höhe von 2,6 Mio.EUR erwirtschaften. Die liquiden Mittel betrugen zum Stichtag 13,1 Mio.EUR. Das Unternehmen hat darüber hinaus keine Bankverbindlichkeiten.

Ausweitung der Kapazitäten für Internationale Großproduktionen

Der gesteigerten Nachfrage folgend wurden die Studiokapazitäten im letzten Jahr auf insgesamt 25.000qm Innen- und 17.000qm Außenfläche verdreifacht.
Damit verfügt Studio Babelsberg über den größten zusammenhängenden Studiokomplex in Europa und bietet die einmalige Möglichkeit, zwei Großproduktionen parallel am Standort zu bedienen. Aktuell laufen Verhandlung mit amerikanischen Produktionsfirmen über umfangreiche Dienstleistung im Zusammenhang mit der Durchführung zweier budgetstarker Filme am Standort für das Jahr 2006. Darüber hinaus werden voraussichtlich zwei deutsche und zwei bis drei europäische Kinofilme den Service von Studio Babelsberg in Anspruch nehmen.

Attraktiver Dienstleister für Industrielle TV-Produktion

Auch die stärkere Positionierung im Fernsehbereich konnte mit der neuen Strategie erfolgreich umgesetzt werden: Das Tonkreuz mit vier Studios wurde zu einem hochmodernen TV-Studiokomplex umfunktioniert und damit eine deutschlandweit einmalige Situation insbesondere für die Herstellung des neuen TV-Erfolgsformates Telenovela geschaffen. Gleich zwei der täglichen
Formate werden am Standort vom Marktführer im Segment Fernsehproduktion, der Grundy Ufa, produziert. Eine Auslastung der Studios bis 2007 ist avisiert.

Erfolgreicher Ausbau des Geschäftsfeldes Werbefilmproduktion

Auch die Aktivitäten im Bereich der Werbefilmproduktion wurden erweitert. Die hoch budgetierten und gleichzeitig von den Dreharbeiten her verhältnismäßig zeitnah realisierbaren Produktionen erweisen sich als perfekte Ergänzung zum klassischen Film- und Fernsehgeschäft.

Internationalisierung der Postproduktion

Auch der Bereich Postproduktion ist mit der Anfang des Jahres besiegelten strategischen Zusammenarbeit mit Elektrofilm auf gutem Kurs: Der
international vernetzte Partner aus der Medici-Gruppe gewährleistet eine Stärkung, Modernisierung sowie den Ausbau der Postproduktion für nationale und internationale Produktionen.

Wachstumspotentiale 2006

Im Geschäftsjahr 2006 ist ein weiterer Ausbau des Geschäftsfeldes Production Service durch Kooperationen mit osteuropäischen Studios geplant.
Darüber hinaus sollen ein verstärktes Engagement im Beteiligungsgeschäft sowie eine Ausweitung der Zusammenarbeit mit US-Majors zu einer Wachstumssteigerung beitragen.

Ausblick 2006

Für das Jahr 2006 erwartet das Unternehmen eine weitere Umsatzsteigerung um 20 Prozent auf ca. 50 Mio.EUR sowie einen 10prozentigen Jahresüberschuss vom Umsatz.

stephan - Donnerstag, 23. März 2006 - 12:15
Achtung AL Sting, operativ hat das Unternehmen 2 Mio. Euro verbrannt. Das Jahr 2005 ist durch Sondereffekte (Verkauf eines Unternehmensteils sowie Auflösung dazugehöriger Restrukturierungsrückstellungen) um schlappe 5 Mio. verzehrt.

Das kastrophale Ergebnis vor Sondereffekten in der AdHoc nicht zu erwähnen passt allerdings sehr gut in die Historie des Vorstandsvorsitzenden...

al_sting - Donnerstag, 23. März 2006 - 14:33
Hallo Stephan,
Sieht so aus, als wäre ich mal wieder nicht tief genug gegangen.
Hast du eine Quelle für diese Aussage? Was wurde verkauft?
Ich muss mir wohl dringend den kompletten Jahresbericht ziehen.

Danke für die Warnung,
Al Sting

stephan - Donnerstag, 23. März 2006 - 14:55
Gern geschehen
Der GB 2005 wird Dir helfen...

al_sting - Freitag, 24. März 2006 - 15:45
Hallo Stephan,

Habe ich mir angeschaut und muss dir (leider) recht geben. Auch eine Stelle erscheint mir merkwürdig:
"Gegenüber dem erstmalig zum 31.12.2004 aufgestellten, auf der Ebene der Studio Babelsberg AG konsolidierten Konzernabschluss mit einer Bilanzsumme von 89,1 Mio € verzeichnete der Konzern im Abschluss zum 31.12.2005 eine auf 54,2 Mio € rückläufige Bilanzsumme.
Der Rückgang beruht im Wesentlichen auf den seitens des früheren Gesellschafters bezahlten Steuerschulden und damit zusammenhängender Zinsen in Höhe von 17,5 Mio €." (Bilanz, Seite 17)
89,1-17,5 = 71,6 Mio €. Bis zu 54,2 fehlen da noch weitere 17,4 Mio €, für die ich gerne Informationen hätte. Oder sehe ich das zu kritisch?

Klingt so, als sollte ich die HV besuchen und interessierte Fragen stellen.

Ciao, Alex

stephan - Freitag, 24. März 2006 - 16:04
Die Veränderungen der einzelnen Bilanzposten ggü. dem Vorjahr kannst Du im Konzernabschluss nachverfolgen.

Vielleicht solltest Du bei Interesse mal ein kleines Literaturstudium zum Thema Bilanz und Bilanzanalyse in Erwägung ziehen. Die Klassiker kommen von Baetge (Der mittlerweile auch IFRS einbezieht). Aber vielleicht gibt es auch leichtere und für Einstieger interessantere Literatur zu dem Thema. Es geht ja nur darum die wichtigsten Grundregeln zu kennen. Ich hatte es da einfach und musste mich in der Uni/FH glücklicherweise damit befassen.

Gruss
Stephan

stephan - Mittwoch, 12. April 2006 - 12:16
Hallo Al sting,

entschuldige bitte meine letzte Neunmalkluge Aussage. Bei der Albis Leasing habe ich es ganz locker auch mal geschaft die Aktiv Seite der Holding Bilanz komplett zu ignorieren. Das ist viel gravierender als mal nicht zu wissen wo man welche Angaben findet. Also von Fehlern und Wissenslücken nicht entmutigen lassen, Fehler können passieren - man muss dann nur konsequent handeln. Lass Dich nicht meinen etwas deplazierten launigen Fortbildungshinweis vom schreiben abhalten...

Gruss
Stephan

al_sting - Montag, 24. April 2006 - 14:42
Interessante Infos in der Einladung zur HV:
- Es soll eine Dividende von 0,10 € geben. Damit werden ca. 2/3 der Gewinne 2005 an die Aktionäre ausgeschüttet.
- Die Vorstand will die Ermächtigung für einen Aktienrückkauf von bis zu 10% des Aktienkapitals haben.

Normalerweise freuen den Aktionär solche unerwarteten Ankündigungen. Sie sprechen für eine sehr optimistische Einschätzung des Vorstandes.
Hier habe ich aber meine Fragen:
- Wie passt die Dividende zu dem Faktum, dass die gewöhnliche Geschäftstätigkeit noch rote Zahlen schreibt und der bisherige Gewinn nur durch Firmenverkäufe zustande kam?
- Wenn ich mich recht erinnere, wurde mit dem Börsengang im letzten Frühling eine später folgende KE zu etwa 3€ pro Aktie angekündigt. Diese KE im Herbst 2005 fiel ziemlich klein aus, nur die beiden Vorstandsvorsitzenden und Hauptaktionäre zeichneten neue Aktien (10% der bisherigen Anzahl zu 3€), die Börse wurde nicht gefragt.
Warum will man jetzt schon wieder Aktien aufkaufen?
Wird das Geld nicht für Investitionen in die Studios benötigt?

Der Vorstand scheint sich der guten Zahlen für die Zukunft sehr sicher zu sein.

Ciao, Al Sting

stephan - Montag, 24. April 2006 - 16:26
Hallo Al Sting obwohl Studio Babelsberg die Aufmerksamkeit nicht unbedingt verdient will ich doch versuchen Deine Fragen zu beantworten.

1. Thema Aktienrückkauf

Fast jede Firma lässt sich mittlerweile den Aktienrückkauf von höchstens 10% des Grundkapitals genehmigen. Meistens handelt es sich um Vorratsbeschlüsse d.h. die Rückkäufe werden oft nicht durchgeführt, man möchte sich aber diese Möglichkeit offen halten.
Aktienrückkäufe muss man nicht als Vertrauensbeweis sehen. Zwar können diese bei folgender Einziehung der Aktien und einem Kaufkurs unter dem inneren Wert für die verbliebenen Aktionäre Werte schaffen (Beispiel DBAG kaufte 10% der Aktien unter dem Net Asset Value zurück). Viele schlechte Manager benutzten das Instrumentarium Aktenrückkauf in Krisenzeiten um kurzfristig die Talfahrt der Aktien aufzuhalten und möglicherweise ihre Aktienoptionen zu retten. Die unnütz verschwendete Liquidität verschärft dann die Krise. Viele Neue Markt Firmen hatten noch massig wertlose teuer eingekaufte eigene Aktien bei Insolvenzverkündung im Portfolio.

2. Thema Dividende

Es ist grundsächlich völlig O.K. eine Dividende aufgrund von Sondererträge auszuschütten. Nur sollte der Investor dies in Betracht ziehen und wissen das aus der normalen Geschäftstätigkeit heraus in den nächsten Perioden keine vergleichbare Ausschüttung zu erwarten ist. Bei. E.ON z.B. ist klar das die Dividende von ca. 7 Euro so schnell nicht zu wiederholen ist. Viele Unternehmen beziffern aus Transparenzgründen den Teil der Dividende der aus Sondererträgen besteht als "Bonus". Wenn Du so willst zahlt Studio Babelsberg 0 Cent Dividende und 10 Cent Bonus.

3. zu Studio Babelsberg spezifisch

Die KE wurde im November erfolgreich durchgezogen- alle Aktionäre hatten das Bezugsrecht 10% neue Aktien zu kaufen - alle wurden platziert:

"Studio Babelsberg AG hat Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht erfolgreich platziert

Potsdam, 17.11.2005 - Die Studio Babelsberg AG, Potsdam, hat die Platzierung ihrer
Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht über 1.499.990 neue Stückaktien abgeschlossen.
Die Unterbringung der Papiere zu je 3,00 Euro hat einen Bruttomittelzufluss von 4.499.970 Euro erbracht. Der überwiegende Anteil der neuen Aktien wurde von der Hauptaktionärin FBB -Filmbetriebe Berlin Brandenburg GmbH gezeichnet. Die Mittel dienen dem kürzlich erfolgten Erwerbder TaurusMediaTechnik und damit verbundenen Erneuerungsinvestitionen.
Die Notierung der neuen Stückaktien im Freiverkehr der Frankfurter Wertpapierbörse wird nach Eintragung in das Handelsregister voraussichtlich Ende November/Anfang Dezember aufgenommen.
Das Grundkapital der Studio Babelsberg AG erhöht sich damit auf 16.499.999 Euro."

Das Zeichnen der neuen Aktien von dem Hauptaktionär kann man als Vertrauensbeweis sehen (Der tatsächliche Kauf ist allerdings schwer nachzuvollziehen). Da Studio Babelsberg im Freiverkehr notiert greifen die Directors Dealing Vorschriften hier nicht. Und da man nicht weiß ob Vorstand / Großaktionäre nicht auch massiv auf der Verkäuferseite sind bringen Kaufmeldungen hier nicht viel...

"Der Vorstand scheint sich der guten Zahlen für die Zukunft sehr sicher zu sein."

- Das ist für den erfahrenen Börsianer ein schlechtes Zeichnen - Je optimistischer der Vorstand je schlechter die Lage ;)

Gruss
Stephan

al_sting - Dienstag, 25. April 2006 - 19:20
Hallo Stephan,

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort, auch wenn oder gerade weil ich dir nicht in der Grundeinschätzung zustimme, dass es sich bei dieser Firma nicht lohnt.
Ich sehe in der Branche gute Chancen, einerseits durch die Entwicklung des deutschen Films, zum anderen durch geänderte staatliche Fördergesetze, die Filme nur noch unterstützen, wenn diese in Deutschland gedreht werden. Und ich sehe, dass sich derzeit in Potsdam und gerade bei den Filmstudios viel tut. Falls die Filmstudios ihre Prognose für 2006 erreichen und danach das Niveau halten oder gar ausbauen können (was ich für sehr gut möglich halte), erwarte ich einen Anstieg der Aktie um mindestens 50%.

Thema Aktienrückkauf: Diese Erklärung macht Sinn und überzeugt mich. Danke ;-)

Dividende/Bonus: Ich habe bei einigen Firmen wie der DBAG die Unterscheidung zwischen normaler Dividende und einmaligem Bonus erlebt, es wird im allgemeinen auch so kommuniziert. Hier ist aber keine Rede von einer Bonusdividende. Eine stabile Dividende wäre auch verständlich, da im nächsten Jahr deutlich höhere Gewinne erwartet werden. Trotzdem halte ich jetzt eine Dividende für verfrüht.

Aktienplatzierung: Meine Bauchschmerzen rühren aus der Ankündigung, die vor einem Jahr, zum Börsengang gemacht wurden (siehe unten).
Damals war geplant, bei einer späteren Kapitalerhöhung von 7,5 Mio Aktien zu 3 € 22,5 Mio. € für die Studios einzusammeln, um die weitere Expansion zu finanzieren.

Diese spätere Kapitalerhöhung wurde jedoch nur für 1,5 Mio. Aktien durchgeführt und brachte 4,5 Mio. € ein. Zudem stehen hinter der Hauptaktionärin FBB, die den Großteil der Aktien kaufte, meines Wissens Woebken und Fisser. Dass unter diesen Umständen die Kapitalerhöhung erfolgreich abgeschlossen wurde, wie die AdHoc im letzten Herbst besagt, ist für mich daher nicht wirklich aussagekräftig.

Das diese Kapitalerhöhung nicht ganz so gut lief wie geplant, ist ja kein zwingendes Problem. Aber dass die Filmstudios, die noch vor einem Jahr an die Börse gingen mit dem Plan, 22,5 Mio € einzusammeln, später nur 4,5 Mio€ bekamen und jetzt bei einem negativen operativen Geschäft auch noch 1,65 Mio. € als Dividende ausschütten, will mir nicht in den Sinn.

Grundsätzlich freue ich mich über Dividenden und schätze Firmen mit hohen Dividendenausschüttungen. Aber hier halte ich die Rahmenbedingungen nicht für passend.


Untenstehend noch die Aussagen zum Börsengang März 2005, auf die ich mich beziehe:

[...]
Woebcken und Fisser werden bei der Privatplatzierung 1,5 Millionen Euro kassieren. Um den Anforderungen für eine Börsennotiz zu genügen, werden 1,5 Millionen Aktien zum Nennwert von je einem Euro zur Hälfte an „Freunde, Bekannte und Leute aus der Industrie, die an uns glauben“ gehen. Die andere Hälfte wird Mitarbeitern angeboten. Der Preis wurde bewusst niedrig angesetzt. „Bei insgesamt 15 Millionen Aktien ist Studio Babelsberg sehr attraktiv bewertet“, sagte Woebcken. „Wir sind davon überzeugt, dass die faire Bewertung beim Vier- bis Fünffachen liegt.“
[...]
Bei einer Kapitalerhöhung, bei der die Hälfte aller Studio-Aktien zum Verkauf steht, soll sich der Aktionärskreis erweitern: „Wir glauben, dass unsere Aktie für das breite Publikum interessant ist“, sagte Woebcken.

Woebcken und Fisser spekulieren dennoch auf einen hohen Emissionserlös. „Wir gehen an die Börse, um unsere Expansion zu finanzieren.“ Bei einer späteren Kapitalerhöhung zu einem Kurs von drei Euro flössen dem Studio 22,5 Millionen Euro zu, die in den Bau einer Studiohalle und die Modernisierung der Postproduktion investiert werden sollen.
[...]

Ciao,
Al Sting

P.S.: In einer anderen Diskussion kam gerade Kritik an übertriebener Kritik auf. Ich freue mich im Gegenteil über die fundierte Kritik hier. Ich schätze dieses Forum als spannenden und kritischen Ideenaustausch, in dem einerseits interessante Firmen aufgezeigt werden, aber in dem auch aus den verschiedensten Sichtweisen vor Denkfehlern und Falscheinschätzungen gewarnt wird. Damit ist es für mich sowohl inspirierend als auch sehr lehrreich.
Daher schätze ich dieses Forum deutlich mehr als zum Beispiel W:O, wo häufig ein relativ unkritischer Lemming-Effekt zu beobachten ist und ein deutlich niedrigeres Niveau dominiert.
Also weiter so! Bitte keine falsche Zurückhaltung aus Angst vor Verletzungen. Auch wenn ich nicht allen Empfehlungen (siehe Lehrbuch) jetzt folgen kann, weil mir die Kraft und der freie Kopf dafür fehlen.
Zudem ärgert es mich deutlich mehr, aus Dummheit oder Kurzsichtigkeit eine schlechte Aktie zuviel zu kaufen als aus falscher Vorsicht eine gute Aktie zu wenig zu kaufen. Aber das ist wahrscheinlich auch eine Temperamentssache.

al_sting - Dienstag, 4. Juli 2006 - 13:32
Hallo Forum,

Ich habe mich mittlerweile auch von Babelsberg verabschiedet. Grund ist im wesentlichen die Presseinformation zur HV, die m.E. klar erkennbar die Zahlen künstlich aufhübscht und damit mein ohnehin angeknackstes Vertrauen verliert.
Die Aktie, die vor der HV mangels Anlegervertrauen auf Tauchfahrt ging, ist seitdem weitestgehend wieder zurückgekommen, so dass ich dieses Engagement mit einer roten Null abschließe (-3%).

Hier die PM: Studio Babelsberg: Hauptversammlung billigt Dividende für 2005
Die Hauptversammlung der Studio Babelsberg AG (ISIN DE000A0D9UR4 (Nachrichten/Aktienkurs)/ WKN A0D9UR) hat am Mittwoch die Ausschüttung einer Dividende für 2005 in Höhe von 0,10 Euro je Aktie im Nennwert von 1 Euro beschlossen.

Demnach werden von dem im Jahresabschluss zum 31.12.2005 ausgewiesenen Bilanzgewinn in Höhe von 6.422.126,74 Euro für die Gewinnausschüttung 1.649.999,00 Euro verwendet und der verbleibende Bilanzgewinn in die Gewinnrücklagen eingestellt.

Neben der Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat stimmte die Hauptversammlung auch den Änderungen der Satzung und der Ermächtigung zum Rückkauf eigener Aktien bis zu 10 Prozent des Grundkapitals zu.


Meine Kritikpunkte:
- Der Bilanzgewinn von 6,4 Mio. € scheint die Bilanzgewinne der letzten beiden Jahre zusammenzurechnen. In 2005 wurden nur 2,6 Mio erwirtschaftet, noch dazu ausschließlich durch Vermögensveräußerung, nicht durch Einnahmen im laufenden Geschäft. --> Unseriöse Schönfärberei

- Die Umsatzerwartungen wurden plötzlich auf etwa 44 Mio. € (Vorjahreshöhe) zurückgeschraubt. Dazu gab es keine spezielle Erklärung. In anderen, eher politisch ausgerichteten Presseerklärungen wurde das (unverhersehbare?) Auslaufen von klassischen Filmsubventionen als Gefahr für den deutschen Film und im Nebensatz als Ursache für den Verlust von zwei Großprojekten genannt.
Warum geht diese Information nicht als Ad-hoc an die Aktionäre? --> Misstrauen in die Offenheit der Geschäftsführung
Zusätzlich macht die reduzierte Umsatzerwartung die Firma unattraktiver.

- Ich hatte mir jetzt endlich die Zeit genommen, eure alte Diskussion zu TV Loonland zu lesen. Ich sehe einige unangenehme Parallelen in der Öffentlichkeitsarbeit.

- In der Diskussion zu Loonieland empfahl Staphan auch einen Blick auf die Historie der Firma: Hatte die Firma in der Vergangenheit schon bewiesen, dass sie Geld verdienen kann und ihre Versprechen realisierbar erscheinen? Babelsberg hatte bisher kein Geld verdient, daher wurde es auch mit dem Grundbesitz als Dreingabe quasi verschenkt. Unter diesen Vorzeichen ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine geplante Gewinnmarge von 10% unerreichbar ist, nicht zu unterschätzen.

Grundsätzlich halte ich die Firma immer noch für interessant und chancenreich.
Aber ich gehe einfach nicht mehr davon aus, dass man als Aktionär angemessene Informationen erhält, um sich rechtzeitig einen realen Eindruck der Lage verschaffen zu können. Daher habe ich mich hier entschlossen zu gehen.
Diesbezüglich möchte ich auch dem STW-Forum danken. Einerseits insbesondere Stephan, der mich mit seiner soliden Kritik z.B. am letzten GB meine Skepsis weckte und zum anderen den Betreibern, die auch solche alten Diskussionsfäden wie den zu TV Loonland aufbewahren.

Ciao, Al Sting

stw - Mittwoch, 5. Juli 2006 - 09:09
Meinen Glückwunsch zu der sehr rational vorbereiteten und emotionslos durchgezogenen VErkaufsentscheidung. Allerdings fällt ein Verkauf mit 3% Minus immer leichter als mit 30% Minus...

;-) stw

Diskussionsforum der stw-boerse: Deutsche Nebenwerte: Studio Babelsberg: Archivierte Beiträge bis 5. Juli 2006