Diskussionsforum der stw-boerse: Deutsche Nebenwerte: TV Loonland: Archivierte Beiträge bis 5. November 2001
chinaman - Donnerstag, 11. Oktober 2001 - 11:32
Auch bei den Chartis gibt es die unterschiedlichsten Gemüter ...

Ich muss ein bisschen vor dem Übermut warnen, dass berechtigte Verkäufe automatisch die einzig glückselig machende Strategie beweisen ... In so einer scharfen Baisse ist man halt mit Verkäufen immer auf der richtigen Seite. Aber: Wer keinen Weizen hat wenn er fällt, hat auch keinen Weizen wenn er steigt.

Bin immer noch auf Dein Musterdepot in einer längeren Seitwärtsbewegung gespannt, aber vielleicht sehe ich ja auch eines Tages noch die Vorzüge Deiner Strategie ein. Mal abwarten !


:-)
Gruß
Chinaman

prof_b - Donnerstag, 11. Oktober 2001 - 11:49
Auf die Seitwärtsbewegung bin ich auch gespannt, ich denke mal dass dann das charttechnische Stockpicking im Vordergrund steht. Das Hauptproblem ist doch aber, den jeweiligen Gesamt-Trend zu erkennen.

Wir können sogar wieder miteinander "reden", ohne uns gleiche an die Gurgel zu springen. Könnten wir vielleicht so beibehalten?

Ist doch auch schon ein Erfolg!
:-) Prof

chinaman - Donnerstag, 11. Oktober 2001 - 12:34
Klar können wir das beibehalten. Allerdings kann ich mich nicht erinnern, Dir schon mal an die Gurgel gegangen zu sein.

Was ist denn charttechnisches Stockpicking ??? Etwa Auswahl einer Aktie die im allgemeinen Seitwärtstrend mit ständigem Auf und Ab einen lupenreinen Aufwärtstrend hinlegt ??? Das klingt aber spannend ...


:-)
Gruß
Chinaman

tobi - Samstag, 13. Oktober 2001 - 18:41
Mittlerweile schon wieder deutlich über 20 Euro,und mit KirchMedia und Nickelodeon zwei sehr lukrative Kooperationspartner-Gewinne,die es nun in Zukunft gilt zu intensivieren.
Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2002 immer noch deutlich unter 10 unter der Bedingungen,dass die Planungen auch eingehalten werden.
Was spricht gegen ein KGV-Bewertungen im Bereich 15-25 bei ~EPS 3 Euro im kommenden Jahr?Das Wachstum auf alle Fälle nicht.
Hoffen wir weiterhin das Beste.........

stephan - Montag, 15. Oktober 2001 - 13:33
Ich habe heute morgen das "aggressive buy" (diese Einschätzung finde etwas merkwürdig, aggressiv hört sich an wie ohne Rücksicht auf Verluste) Rating in einen Totalverkauf der TV-Loonland Aktien in meinem Depot umgesetzt (gingen für 21,5 Euro durch) .

Ich habe mich am Wochenende nocheinmal intensiv mit dem Wert beschäftigt und konnte kaum glauben, was ich da in Emmissionsprospekt lesen mußte.

TV Loonland ist ein reines IPO und VentureCapital Gezücht. Obwohl die Firma schon 1989 gegründet wurde war sie bis 1998 bedeutungslos (Den künstlerischen Wert der Produktionen kann ich natürlich nicht einschätzen). 1998 zählte die Firma ganze 4 Mitarbeiter und machte keine 2 Mio Euro Umsatz. Dann kam die M+A Beteiligungsgesellschaft und pumpte im EM.TV Fieber Geld in die Company hinein. Schon konnte durch Aquisititionen ein hervoraggendes Umsatzwachstum konstruiert werden. Zum IPO hatte sich die Bewertung dann schon vervielfacht und durch die Kapitalerhöhung konnte man dann durch großen Kapitaleinsatz endlich mal größere Rechte und Produktionen u.a. Sony Wonders einkaufen.

Interessant wäre es, zu erfahren, wieviele Aktien M+A noch besitzt. Die Haltefrist ist jedenfalls abgelaufen.

Im übrigen spricht das alles nicht gegen eine gute Börsenzukunft TV Loonlands, aber bei der Unternehmensgeschichte kann ich nur sagen: Nein Danke!

Heidi wurde schon im Emmissionsprospekt als eines der Assets angepriesen. Man brauchte also doch keine Hellseherischen Fähigkeiten um Heide schon vor der Pressemeldung im Oktiober (aufgewärmter alter Kaffee???) ins Spiel zu bringen...

Gruß
Stephan

chinaman - Montag, 15. Oktober 2001 - 15:32
Mit der Begründung kannst Du Dich aber fast komplett aus dem Neuen Markt verabschieden, oder kennst Du da wesentlich andere Firmengeschichten ???

:-)
Gruß
Chinaman

prof_b - Montag, 15. Oktober 2001 - 16:09
@stephan: Glückwunsch zu diesem zweiten Medientitel, den du mit Gewinn verkauften konntest!

Sehr vernünftig - Prof

stw - Montag, 15. Oktober 2001 - 18:06
Also diese Begründung für den Ausstieg aus den Loonies kann ich nicht so recht nachvollziehen, stephan. Natürlich war die Firma bis 1998/99 bedeutungslos, aber welche Rolle soll das in 2001ff für den Aktienkurs spielen ? Sicherlich hat der Gründer im Zuge des IPO (und der Zeit danach) selbst grosse Summen verdient, aber das ist (wie chinaman richtig sagt) fast ohne Ausnahme so am Neuen Markt. Entscheidend ist doch nur, wie Loonland heute dasteht und welche Wachstumsperspektiven sich vom heutigen Stand aus noch bieten. Meiner Meinung nach ist ein Blick in den Emissionsprospekt auch heute noch wertvoll, vor allem um zu beurteilen, ob sich die dort vorgelegten Pläne haben umsetzen lassen. Im Falle Loonland erkennt man , dass Völkle+Co ihrer damaligen Planung sogar ein ganzes Stück voraus sind. Das ist leider mittlerweile die grosse Ausnahme am Neuen Markt und schafft (zumindest bei mir) ein Stück weit Vertrauen.

Allerdings gebe ich Dir recht, dass mein "aggressive buy" Rating etwas veraltet ist, in diesen volatilen Zeiten muss man das ja fast wöchentlich ändern...

Und eins ist auch klar: mit Gewinnmitnahmen hat sich noch niemand ruiniert. Allerdings könnte Dir ein Komplett-Ausstieg noch leid tun, wenn meine eigene Einschätzung der Lage diesmal der Realität einigermassen nahe kommen sollte.

:-) stw

stephan - Mittwoch, 17. Oktober 2001 - 20:10
@ chinaman

Aus dem Neuen Markt bin ich bis auf Centrotec komplett draußen. Gute Hightech Unternehmen (z. Bsp Nokia zu 13,5 Euro *Lucky*, da habe ich meine Rheinhold & Mahla rausgehauen, obwohl die mich u.a. durch die Baisse gerettet haben) nehme ich da lieber aus anderen Indizies ins Depot auf. Ich habe aber nichts gegen den Neuen Markt an sich. Wenn die Produkte gut sind, mir die Story (damit meine ich auch die Historie) gefällt und der Preis stimmt werde ich wieder einsteigen. Ich werde mir jetzt mal in Ruhe einige Unternehmen anschauen.

@ Prof b

Dankeschön!

@ stw

Wir haben halt ziemlich unterschiedliche Kaufkriterien. Daher ist auch besser, daß Du Dich um die zwangslaüfig risikoreichere Small und MidCap Fraktion kümmerst und ich bei den konservativen Unternehmen entspannen darf. Mein Fehler war es, TV Loonland ins Depot aufzunehmen ohne zu überprüfen, ob ich die Firma genauso gut finde wie Du. Es ist halt verführerisch einer guten Empfehlung hinterherzulaufen ohne seine eigene Strategie durchzuhalten. Mein Schwerpunkt liegt beim privaten Depot im Investieren in hervorragende Unternehmen, die sich durch überdurchnittliches organisches Gewinnwachstum auszeichen und einen guten Trackrecord aufweisen. Zudem muß ich eine Ahnung haben, von welchen Faktoren der Erfolg des operativen Geschäfts abhängt. Ich fühle mich da bei der Zapf Creation AG trotz des mir zu hohen Fremdkapitalbestandes recht wohl. Der Vorstand ist schon seit Jahrem mit der Etablierung der internationalen Marke Zapf beschäftigt. Ob der CEO von TV Loonland 200 Mitarbeiter genauso in produktive Bahnen leiten kann wie früher 3 Mitarbeiter weiß wohl niemand. Ich brauche halt ein wenig mehr Sicherheit.

Was ich eigentlich sagen wollte, ich verkaufe TV Loonland nicht, weil ich sie für schlecht oder überbewertet halte, sondern weil ich vorher dank nicht vorhandener Research Arbeit nicht gemerkt hatte, daß sie nicht zu meiner Strategie passen.

Centrotec schaue ich mir auch nochmal genauer an. Die haben Ihren Umsatz durch Zukäufe zwar auch verdreifacht, aber immerhin hat die Firma schon vorher eine ordentlichen 2stelligen Umsatz gemacht. Zudem kenne ich mich im Heizungsbereich ein bißchen aus und weiß, daß sich die Brennwertgeräte mit den Hochleistungskunstoffen auch die nächsten Jahre noch sehr gut verkaufen werden. Wenn die Liquiditätssituation ein bißchen entspannter wäre würde ich bei 8 Euro dankbar zugreifen.

Gruß
Stephan

chinaman - Donnerstag, 18. Oktober 2001 - 09:17
@ Stephan: "Aus dem Neuen Markt bin ich bis auf Centrotec komplett draußen" Ist zumindest bei Deiner Denkweise sehr folgerichtig *gg*

Ich beobachte nun schon seit Monaten ebenso staunend wie grinsend, wie sich nunmehr fast alle Investoren aus dem Neuen Markt zurückziehen. Während früher alles toll war und jeder nur die Chancen sah, ist nun alles sch... und jeder hat die Risiken fest im Blick. Natürlich sind die Risiken bezogen auf Einzelwerte mit Sicherheit auch nicht zu leugnen, trotzdem bin ich sehr optimistisch, dass der Neue Markt doch nicht so schlecht ist wie sein Ruf.

Ich stimme Dir aber 100% zu, dass jeder die Strategie entwickeln sollte, die zu Ihm und seiner Einstellung und Denkweise am besten passt.

Natürlich hat sich auch in dieser Baisse wieder bewiesen, dass die Nebenwerte besonders stark leiden. Wahrscheinlich werden die Standardwerte im Vergleich (außer zum Nemax)auch eher anspringen. Aber: Im Nebenwertebereich und im Nemax sehe ich doch einige Aktien, denen ich von der Basis der Tiefstkurse eine Vervielfachung des Kurses zutraue.


:-)
Gruß
Chinaman

stw - Freitag, 19. Oktober 2001 - 10:54
"ich verkaufe TV Loonland nicht, weil ich sie für schlecht oder überbewertet halte, sondern weil ich vorher dank nicht vorhandener Research Arbeit nicht gemerkt hatte, daß sie nicht zu meiner Strategie passen. "

Bravo, das ist dochmal was. Du hast Deine eigene Strategie entwickelt und ziehst die konsequent durch. Man kann über das Für oder Wider von den Loonies diskutieren, aber dieses Verhalten von Dir
kann ich nur begrüssen. Und wenn ich Dich richtig einschätze, dann trauerst Du in so einem Fall evtl. entgangenen Gewinnen auch nicht nach (so hoffe ich zumindest).

:-)) stw

stw - Montag, 29. Oktober 2001 - 20:32
Kritische Töne von den Analysten der BW Bank, die davon ausgehen, dass die Loonies ihre Planzahlen für 2001 und 2002 nicht werden erreichen können. Na da bin ich ja mal gespannt auf den nöchsten Quartalsbericht, ich hatte ja eher mit einem Übertreffen der Zahlen für 2001 gerechnet.

:-) stw

Aufgrund der sich in den letzten Wochen weiter verschlechternden Absatzchancen auf vielen wichtigen TV-Märkten weltweit sowie der anhaltend restriktiven Kreditvergabepolitik der Banken gegenüber Filmunternehmen halte die Bank die aktuellen Umsatz- und Ergebnisprognosen des Unternehmens für zu optimistisch. Man haben die Schätzungen für 2001 leicht und für 2002ff deutlich reduziert, wobei es bisher keine Indikationen für eine Gewinnkorrektur seitens des Unternehmens gebe. Das Unternehmen habe zuletzt bei der Vorlage des Halbjahresberichts Ende August seine Prognosen bestätigt. Zur Jahresmitte seien rd. 60 % des geplanten Gesamtjahresergebnisses erreicht worden. Für 2001 erwarten die Analysten jetzt einen Umsatz von 93 (bisher 98) Mio. Euro, für 2002 von 116 (126) Mio. Euro. Die neuen Schätzungen für das Nettoergebnis würden für 2001 bei 12,3 (13,2) Mio. Euro und für 2002 bei 15,8 (22,8) Mio. Euro liegen. Auch mit der reduzierten Schätzungen weise TV-Loonland überdurchschnittliche Zuwachsraten beim Ergebnis aus, plus 47 % für 2001 (bisher plus 60 %) und plus 28 % für 2002 (bisher plus 73 %).

Die Analysten der BW Bank belassen ihr Votum trotz der Reduzierung der Prognosen auf “Übergewichten“. Die positive Einschätzung basiert auf der exzellenten Reputation des Unternehmens als Trickfilmproduzent, der hohen Qualität der Filmrechtebibliothek (zuletzt kam der Klassiker Heidi dazu), der starken internationalen Positionierung in der Filmproduktion und im Vertrieb, der komfortablen Liquidität (12 Mio. EUR Nettoliquidität per 30.6.) sowie der selbst auf dem verringerten Ergebnisniveau attraktiven Bewertung.

chinaman - Mittwoch, 31. Oktober 2001 - 11:05
TV-Loonland verstärkt Home Entertainment-Aktivitäten (WO)



Der Münchener Filmverleiher TV-Loonland baut ihren Bereich Home-Entertainment aus. Zu diesem Zweck bündelt das Unternehmen sämtliche Rechte an mehr als 4.000 Titeln in seiner neu gegründeten Tochtergesellschaft TVL-HomeEntertainment mit Sitz in London. Gleichzeitig wird TV-Loonland in dieses Unternehmen ihre Beteiligung von 69,3 Prozent an SRE Corporation einbringen.

Die Home Entertainment Aktivitäten werden sich in Europa zunächst auf Großbritannien konzentrieren. Mittelfristig kündigt der Konzern jedoch an, dass auch an eine Ausdehnung in andere Märkte gedacht wird. Dabei schließt die Gesellschaft auch weitere Akquisitionen nicht aus.

helmut_1964 - Freitag, 2. November 2001 - 20:30
@ stw und sonstige TV-Loonland-Experten

Auf Wallstreet:online wird gerade über die Abschreibungspraxis von TV-Loonland diskutiert, bzw. darauf hingewiesen, dass es eventuell mit der als konservativ beschriebenen Praxis nicht so weit her sein könnte.

Dazu wird ein Artikel des Nebenwertejournals zitiert: "Medienfirmen stehen auf Grund ihrer Abschreibungsmethoden vermehrt in der Kritik. TV-Loonland geht in diesem Punkt konservativ vor. Bei den Eigenproduktionen richtet sich das Unternehmen nach der Bilanzierungsvorschrift SOP 00-2 nach US-GAAP. Danach müssen für jede Mark Umsatz, die aus Eigenproduktionen erzielt werden, DM 0,80 abgeschrieben werden. Steht eine Serie mit USD 300 000 Produktionskosten in der Bilanz und wird daraus ein Umsatz von USD 100 000 erzielt, ist eine Abschreibung von USD 80 000 erforderlich. Die zugekauften Lizenzen, die bei der Anschaffung nur einen Bruchteil im Vergleich zu Eigenproduktionen ausmachen, werden linear über 15 Jahre abgeschrieben. Auch mit der Abschreibung von Firmenwerten innerhalb von 10 Jahren ist TV-Loonland konservativ, die meisten Unternehmen im Neuen Markt lassen sich dabei 15 Jahre Zeit." (Autor: Wolfgang Braun)

Autor Kauderni schreibt dazu:
"Im Geschäftsbericht 2000, S. 87, verspricht man eine Abschreibung entsprechend der maximalen Nutzungsdauer mit Höchstgrenze 15 Jahre: "Filmproduktionen, die in vergangenen Geschäftsjahren erstellt wurden und erworbene Verwertungsrechte werden entsprechend ihrer Nutzungsdauer, höchstens jedoch über 15 Jahre linear abgeschrieben. Da die Verwertung im Wesentlichen im Fernsehbereich erfolgt, wird für die Abschreibung nicht zwischen einzelnen Verwertungsstufen, wie z. B. Kino, Video, Pay TV und Free-TV unterschieden." Wenn die Angaben im NWJ richtig sind, wird aber nicht nach Belieben über "höchstens" 15 Jahre abgeschrieben, sondern wenn Umsätze erfolgen, müssen vorher schon Abschreibungen erfolgen. Leider ist es zumindst mir nicht möglich, das aus dem Geschäftsbericht zu verifizieren und zu belegen."

Auf Basis dieser Informationen wird jetzt gefragt: (Autor Neemann)

"Wie kann es sein, dass die TV Loonland im H1/2001 bei einem Umsatz von weniger als 35 Mio.€ einen Überschuss 8 Mio.€ aufweist?
EBITDA 20,3 Mio.€ EBIT 12,7 Mio.€ heisst doch wohl, dass nicht einmal 8 Mio.€ Abschreibungen statgefunden haben. Ergo: Entweder kommt der größte Teil der Umsätze aus zugekauften Rechten, oder im Falle von Eigenproduktionen wird keinesfalls gleich 80% des Umsatzes abgeschrieben - bei 34 Mio.€ Umsatz käme man nie und nimmer in den bereich 8 Mio.€, das ginge frühestens, wenn man größtenteils längst abgeschriebene Rechte verwerten würde, aber davon kein in der Größenordnung der H1-Umsätze vor dem Hintergrund der Umsätze, die Loonland sonst in den Jahren zuvor tätigen konnte, nicht die Rede sein. Das waren schon allergrößtenteils neue Rechte und produktionen, und offenbar beträgt die durchschnittliche Abschreibungsquote dabei nicht einmal 25%."

Du hast dich sehr ausführlich mit TV-Loonland auseinander gesetzt. Kannst Du diese Informationen bestätigen? Bzw. wie beurteilst Du deren Abschreibungspraxis?

Helmut

stw - Freitag, 2. November 2001 - 21:14
Hallo hemlmut,

wie schön, dass sich hier mal wieder jemand kritisch mit den Loonies auseinandersetzt !

Tja, was soll ich zu der Abschreibungspraxis sagen. Die von TVL für Eigenproduktionen parktizierte Abschreibungsregel wurde vom Nebenwertejournal richtig wiedergegeben und so auch vom Finanzvorstand in der letzten HV erläutert.

Ich hatte dazu nach der HV folgendes hier gepostet:
"Die Finanzdaten wurden v. H.Woebcken näher erläutert, im Mittelpunkt des Interesses steht dabei natürlich die Werthaltigkeit des immateriellen Filmvermögens. Interessant ist, dass ein Wirtschaftsprüfungsinstitut gerade ein Gutachten darüber erstellt hat und zu dem Schluss gekommen ist, dass der Buchwert alleine durch den Wert der TV-Rechte abgedeckt ist. Auf Nachfrage erläuterte H.Woebcken auch nochmal detailliert die (ziemlich komplizierte) Abschreibungspraxis, die er als realistisch, wenn nicht sehr konservativ bezeichnete.

Nur die Zukunft kann zeigen, ob diese Praxis wirklich konservativ ist, denn im Endeffekt hängt alles davon ab, ob die Umsatzschätzungen konservativ sind, die diesen aktivierten Eigenproduktionen zugrundeliegen. We'll see... "

An dieser latenten Unsicherheit, die durchaus auch bei mir vorhanden ist, hat sich seitdem nichts geändert. Ich kann schlecht beurteilen, ob das wirklich eine konservative Abschreibungsregel ist. Aber schliesslich hat man diese Regel ja aus dem US-GAAP übernommen, also sollte sie so daneben nicht sein. Dennoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass da mal die eine oder andere Sonderabschreibung droht, wenn sich eine eigenproduzierte Serie als unverkäuflich herausstellt und wertberichtigt werden muss. Mir selbst ist diese Ertragskraft von TVL ja schon fast unheimlich. Allerdings kann ich mir schon vorstellen, dass man mit einer Erfolgsserie wie Petersson und Findus Riesenerträge bei relativ geringen Kosten erzielen kann , wenn man (wie in diesem Fall geschehen) aus der Serie mit geringem Aufwand mal eben so einen Kinofilm zusammenschneidet, der dann auch noch 1 Mio Besucher ins Kino lockt. Aber eines ist auch klar: solche Projekte werden nicht die Regel sein und es wird auch bei TVL Misserfolge geben.

Wichtig ist mir dabei auch immer der persönliche Eindruck des Finanzvorstandes. Und Herr Dr.Woebcken hat bei mir einen wirklich hervorragenden (seriös, konservativ) Eindruck gemacht. Das muss aber natürlich nichts heissen... was aber zumindest auch für eine konservative Bilanzierungspraxis spricht, ist die Tatsache, wie im letzten GJ mit der Wertberichtigung für Family Harbour verfahren wurde. Diese Beteiligung wurde nämlich bereits komplett abgeschrieben, obwohl dies wohl nicht unbedingt zum damaligen Zeitpunkt notwendig gewesen wäre. Das hätten wohl nicht viele Werte des Neuen MArkts so gehandhabt.

Aber dennoch: das ist alles reichlich Spekulation, wir müssen über die Quartale hinweg einfach beobachten, wie sich das weiterentwickelt. Ich wage ja auch kaum zu hoffen, dass TVL eine der wenigen positiven Ausnahmen am Neuen MArkt sein könnte...

:-) stw

helmut_1964 - Samstag, 3. November 2001 - 21:13
Vielen Dank stw,

ich weiss allerdings nicht, ob ich wirklich was zur Diskussion beizutragen habe. Ich habe mich zwar mit dem Unternehmen auseinandergesetzt (und auch investiert), muss aber zugeben, dass ich mich auf die Zahlen der Bilanz und GuV verlassen habe. Inzwischen habe ich aber auch gelernt, dass Vertrauen zwar gut, aber leider nicht immer gerechtfertigt ist. D.h. aber auch, dass ich über die reinen Zahlen hinaus z.B. über die Branchendynamik oder Erfolgsfaktoren in diesem Geschäftszweig wenig Zusätzliches einbringen kann.

Für mich steht die Aktie deshalb derzeit auch kritisch auf dem Prüfstand. Was mich in dem Zusammenhang sehr interessieren würde ist z.B., welche Eigenkapitalrendite Du TV-Loonland langfristig zutraust. In 1999 wurde eine ROE von 28% bei einer EK-Quote von 48% erreicht. Nach der Kapitalerhöhung belief sich der ROE im Jahr 2000 nur auf 7,6% - allerdings bei einem EK-Anteil von 73%. (Quelle GB).

Mit deiner (optimistischen?) Schätzungen von 3,3 Euro für 2002 würde damit auch im Jahr 2002 noch kein ROE von über 20% erreicht. Eine solche Rendite halte ich aber für notwendig, um langfristig - ohne Notwendigkeit einer Kapitalerhöhung - eine entsprechendes Wachstum zu erzielen. (Und ist in meinem Bewertungsmodell ein sehr wichtiger Einflussfaktor für die Langfristrendite, die ich von einem Investment erwarte).

Helmut

stw - Sonntag, 4. November 2001 - 23:21
"welche Eigenkapitalrendite Du TV-Loonland langfristig zutraust"
Sorry, aber da bin ich überfragt. Zumal diese Kennzahl natürlich auch erheblich davon abhängt, ob es in den kommenden Jahren weitere KEs geben wird. ICh gehe davon aus, dass es eine weitere KE geben wird, sowie die MArktlage es wieder zulässt. Ich bezweifle daher, dass in 2002 oder 2003 der für Dein Bewertungsmodell wichtige ROE über 20% liegen wird. Insofern stellt sich für Dich wahrscheinlich wirklich die Frage, ob TVL für Dich die richtige Aktie ist.

Aber etwas anderes: Ich habe gerade bei Amazon entdeckt, dass in der kommenden Woche der Verkauf von 2 "Felix"-DVDs startet. Das verwundert mich doch etwas, dass es diese Serie jetzt also auf DVD geben wird, bevor sie im TV lief. Ist das vielleicht sogar ein großartiger Schachzug für das Weihnachtsgeschäft ? "Felix" ist doch zZt. absolut hip in den deutschen Kinderzimmern und das dürfte ein Riesenerfolg werden. Vermarktet werden diese DVDs übrigens von Highlight Comm. Wenn ich richtig informiert bin, so hat TV-Loonland auch die Option erworben, aus der Felix-Serie einen Kinofilm zu machen (nach dem Vorbild von Petersson und Findus)... würde mich nicht wundern, wenn die Felix-Serie nun also nicht nur auf DVD und im TV, sondern demnächst auch im Kino zu sehen ist. Das könnte die nächste Cash-Cow werden... aber wir wollen lieber nicht zuviel spekulieren...

:-) stw

chinaman - Montag, 5. November 2001 - 17:17
Mal ein paar Anmerkungen von meiner Seite, obwohl ich mich mit speziellen Bilanzierungsfragen im Medienbereich noch nicht auseinandergesetzt habe:

Abschreibungen werden generell nicht auf ein Umsatzvolumen, sondern auf die Kosten bezogen. Bei einer Spanne größer 20% können von daher unmöglich 80 % des Umsatzes abgeschrieben werden.

Für die Finanzierung des Wachstums ohne KE erscheint mir die Cash-Flow Entwicklung bedeutender als ein bestimmter Prozentsatz an Eigenkapitalrendite.


:-)
Gruß
Chinaman

stw - Montag, 5. November 2001 - 18:36
Also das mit den Abschreibungen auf Eigenproduktionen funktioniert m.E. folgendermassen lt. dieser oben zitierten US-GAAP-Regel:

Zunächst wird bei Fertigstellung einer Serie diese (als aktivierte Eigenleistung) voll aktiviert in der Höhe der Herstellungskosten.

Wird dann (an einen TV-Sender) für ein Land eine Lizenz für diese Serie verkauft, so werden 80% dieses Umsatzes abgeschrieben. Wird die gleiche Serie nochmal (in ein anderes Land) verkauft, so werden wiederum 80% dieses Verkaufserlöses abgeschrieben usw. d.h. der Buchwert dieser Serie sinkt um 80% der mit dieser Serie insgesamt erzielten Umsätze. Dies aber natürlich nur, sofern dem Verkauf noch ein entsprechender Buchwert gegenübersteht. Wenn nicht (wie zB wohl geschehen beim Petersson und Findus-Kinofilm), dann haben wir den Fall der extrem hohen Margen... und das ist auch die Hoffnung, die ich habe, wenn es die Loonies im Laufe der Jahre schaffen, ein paar Klassiker zu produzieren, die immer wieder ihr junges Publikum finden.

Das Problem ist jedoch, dass man nicht so ganz sicher sein kann, ob sich da evtl. mittlerweile ein paar unverkäufliche Serien im immateriellen Anlagevermögen tummeln. Dann müsste es natürlich irgendwann entsprechende Wertberichtigungen geben. Und in diesem Punkt kann man nur auf entsprechende Weitsicht des Vorstandes hoffen, denn der Worst-Case wäre natürlich, wenn die Wirtschaftsprüfer die Werthaltigkeit irgendwann anzweifeln würden. Aber aus diesem Grund greift TVL ja auch auf entsprechende externe Wertgutachten zurück. Und auf der letzten HV hiess es, dass das letzte derartige Gutachten zum Ergebnis gekommen sei, dass das immaterielle Anlagenvermögen alleine durch die bestehenden TV-Rechte bereits abgedeckt sei. Wenn man so will schlummern (sofern dieses Gutachten ok ist) da also stille Reserven in Form von DVD-Rechten, Merchandising-Rechten, etc.

Aber wie gesagt: direkt nachprüfbar ist das alles nicht, wir brauchen da auch schon ein ganzes Stück Vertrauen, wenn man denn in den Loonies investiert sein will.

:-) stw

helmut_1964 - Montag, 5. November 2001 - 23:01
@chinaman (eigentlich off-topic)

"Für die Finanzierung des Wachstums ohne KE erscheint mir die Cash-Flow Entwicklung bedeutender als ein bestimmter Prozentsatz an Eigenkapitalrendite."

Ich denke es kommt auf den Betrachtungszeitraum an. Natürlich gibt es (Einmal-)Effekte auf den Cash Flow, die die Finanzierung von Wachstum möglich machen (Forderungen senken, später zahlen, Vorräte reduzieren, .....). Darüber hinaus gibt es auch Effekte durch bessere Profitabilität; neue Technologien, die Re-Investitionen billiger machen etc. etc.

Ein stabiles Geschäftsmodell vorausgesetzt, hängt die langfristige Finanzierung von Wachstum aber direkt von der Fähigkeit ab, Gewinn auf das Eigenkapital zu erwirtschaften. Man kann es sehr vereinfacht auch umgekehrt formulieren: Wo soll der Free-Cash-Flow für Wachstum herkommen, wenn die laufenden Abschreibungen in die Erhaltung der Gewinnposition investiert werden müssen? - Aus dem Gewinn - und je höher dieser im Verhältnis zum EK ist, desto mehr Wachstumsfinanzierung ist möglich.

Ich gebe zu, dass dieser Zusammenhang kurzfristig gar nichts aussagt. Darüber hinaus gibt es ja z.B. noch das "Problem" von Dividenden, da solche Unternehmen meistens mehr Cash erwirtschaften, als sie intern zu diesem Satz wieder investieren können.

Trotzdem präferiere ich nach dieser Betrachtungsweise langfristig solche Aktien, die auf Dauer eine hohe EK-Rendite erwirtschaften und möglichst viel davon wieder (zur dieser hohen internen Rendite) investieren, anstatt an Aktionäre auszuschütten.

Das Kriterium der hohen EK-Rendite hat übrigens den positiven Nebeneffekt, dass dies meistens Unternehmen sind, die eine Form von "Franchise"-Marktposition haben, dh die nicht so leicht kopiert werden können. Ansonsten würde ja sehr schnell ein Wettbewerber auftauchen, der ein paar Millionen investiert, um dann darauf z.B. 20% pa zu erwirtschaften - mit dem Ergebnis, dass es sehr schnell nicht mehr 20% sein werden.

Helmut

Diskussionsforum der stw-boerse: Deutsche Nebenwerte: TV Loonland: Archivierte Beiträge bis 5. November 2001