Diskussionsforum der stw-boerse: Deutsche Nebenwerte: TFG Venture Capital AG: Archivierte Beiträge bis 20. Juli 2001
soleneve - Dienstag, 5. Juni 2001 - 08:43
Avalon,
der Unterschied zwischen Split und Gratisaktien liegt doch nicht im Geldzufluß ins Unternehmen. Es gibt in beiden Fällen keinen, sondern allenfalls in einer Umbuchung von Rücklagen.
Gruß
Soleneve

avalon - Dienstag, 5. Juni 2001 - 09:36
Ja im Falle TFG hast du recht.

Falls eine Company jedoch die Gratisaktien anstelle von Dividende ausgibt, dann sehe ich einen indirekten Mittelzufluß.

Nehmen wir mal an die DBAG würde ihre irrsinnigen
Ausschüttungssummen lieber im Hause behalten und uns dafür Gratisaktien geben.

Dann wäre das zwar auch kein direkter Mittelzufluß, aber im Endeffekt würde es das gleiche bedeuten, anstatt z.B. 50 Mio auszuschütten behält man diese ein, die Aktienanzahl erhöht sich aber dafür, die 50 Mio müssen also entsprechende Erträge bringen um den künftigen Gewinn pro Aktie nicht zu verwässern.

Ich bin kein Steuerexperte, aber ich vermute mal im Falle TFG hatte dies in erster Linie steuerliche Hintergründe - denn ansonsten hätte man wohl das recht übliche "Schütt-aus - hol zurück" Verfahren gewählt.

Wie gesagt, alles egal solange der Kurs trotz erhöhter Aktienanzahl steigt, ich denke aber bei den meisten Unternehmen würde das nicht der Fall sein, bestenfalls mit zeitlicher Verzögerung wenn
erkennbar wird, daß die zusätzlichen Aktien den Gewinn real nicht verwässern........

Avalon

stw - Dienstag, 5. Juni 2001 - 20:18
Die Kurserholung von TFG ist wirklich fast schon beängstigend. Bei unverändertem NEMAX heute +12% bei hohen Umsätzen und ich habe keine Ahnung, was da dahintersteckt. Das sind doch keine Kleinanleger !?! Ich warne jedenfalls davor, jetzt auf diesen Zug aufzuspringen, auch wenn es ein Wert aus dem stw-Musterdepot ist. Ich denke da inzwischen eher an einen Teilverkauf, denn durch den Kursanstieg ist die Depotgewichtung inzwischen deutlich angestiegen und fundamental ist die Aktie derzeit meiner Meinung nach nicht mehr als 20 EUR wert.

:-) stw

stw - Donnerstag, 21. Juni 2001 - 18:58
Verfolgt Ihr die Kursentwicklung von TFG ? Nach der unvermeidlichen Konsolidierung heute wieder ein irrer Kurssprung bei grossen XETRA-Umsätzen. In den letzten Tagen wurden die fallenden Kurse bei wesentlich kleineren Umsätzen auf dem Frankfurter Parkett gemacht.

Avalon dürfte dieses Bild gefallen, oder ?

:-) stw

gärtner - Freitag, 22. Juni 2001 - 12:02
Und heute wieder das gewohnte Bild: Fallende Kurse bei relativ niedrigen Umsätzen - bisher.

Heute steht ein längerer Artikel über Venture Capital auf http://wiwo.de/WirtschaftsWoche/Wiwo_CDA/0,1702,10679_65209,00.html und http://wiwo.de/WirtschaftsWoche/Wiwo_CDA/0,1702,10679_65212,00.html- unter der Überschrift "Venture-Capital: Kein Land in Sicht" und einem Bild der sinkenden Titanic daneben ... wenn das kein Untergangs-Szenario ist! Der Text ist recht lang, deswegen kopiere ich ihn nicht hier her (oder sollten wir den Text bei stw konservieren?)

der gärtner

avalon - Freitag, 22. Juni 2001 - 12:42
Nein gefällt mir nicht.

Mir hat jemand gesagt da sind ein paar große Tradingfonds am Werk.

Die werden den Kurs zwar Richtung 20 bringen können - irgendwann steigen ja die privaten Trader in den fahrenden Zug ein - aber dann werden die Gewinnmitnahmen wieder ganz schön für Druck sorgen.
Falls dann noch schlechte Zahlen oder schlechter Gesamtmarkt dazu kommt - ganz schön heiß.

Andererseits - wenn der Markt den Doppelboden beim NM spielt sind natürlich auch ganz schnell Kurse über 20 drin.

Fundamental ist TFG momentan mind. fair bewertet, eher sogar überbewertet.

Wenn ich nicht so faul wäre würde ich trotzdem mitspielen.

Ich kaufe höchsten noch meinen alten Call auf den NM 50 in den nächsten Wochen, mehr geht nicht........."g"

Also ruhig auch mal über Gewinnmitnahmen nachdenken, TFG macht dieses Jahr keine neuen Highs, keine Angst, die kommen immer wieder runter.

Avalon

stephan - Freitag, 22. Juni 2001 - 12:50
Das Trading machen laut Stallmann auch aggressive englische Fonds mit. Zudem gibt es unter

http://www.gsc-research.de/interviews/smax/artikel/2001/06/19/1129/index.html

auch einige interessante Fragen und Antworten u.a. zum Net Asset Value.

Gruß
Stephan

stw - Freitag, 22. Juni 2001 - 14:31
"Fundamental ist TFG momentan mind. fair bewertet, eher sogar überbewertet."

Ich hatte ja schon angedeutet, dass ich das genauso sehe. Bei Kursen um 20 würde ich auch an einen (vorübergehenden) Teilverkauf denken.

:-) stw

chinaman - Donnerstag, 28. Juni 2001 - 09:03
Interview Michael Stallmann (Vorstand TFG)



Die TFG Venture Capital AG & Co. KGaA ging 1999 mit einem Emissionspreis von 8 Euro an die Börse. Die Erstnotiz lag bei etwa dem Doppelten, der Kurs bewegte sich unter großen Schwankungen bis zum Frühjahr 2000 auf 55 Euro hoch. Doch letztendlich konnte sich die Aktie der VC-Gesellschaft nicht von der allgemeinen Stimmung an den Märkten abkoppeln und fiel vor wenigen Wochen nach der Ankündigung, man werde den Rekordgewinn des vergangenen Jahres in 2001 wohl nicht wieder erreichen, kurzzeitig auf einen Tiefkurs von unter 10 Euro.
Philipp Steinhauer sprach für GSC Research mit dem Vorstand, Herrn Michael Stallmann, über die Gesellschaft, den Aktienkurs, die Übernahme der „Schwester“ TFG II sowie die Beteiligungen.


Stallmann: „Ausweis des Net Asset Value ein klarer Konkurrenzvorteil“

GSC Research: Die TFG ist 1994 gegründet worden. War das hier in Marl?

Stallmann: Das ist richtig. Herr Leschke, mein Partner, kommt aus dem Banking und war 19 Jahre bei der Dresdener Bank und sechs Jahre bei einer Bank der Oetker-Gruppe. Ich habe nach dem Wirtschafts-Studium bei Oetker gearbeitet und dort Herrn Leschke kennen gelernt. Wir haben uns dann 1994 entschieden, Venture Capital nach amerikanischem Vorbild auch in Deutschland richtig und erfolgreich zu machen..

Daraufhin haben wir dann 1994 die TFG mit Sitz in Marl gegründet, wobei wir schon vom Start an zwei Büros hatten, eins im Ruhrgebiet und eins in Frankfurt. Man sollte dazu sagen, dass Nordrhein-Westfahlen eigentlich der interessanteste Technologie-Standort in Deutschland ist. Hier sind die meisten Einwohner, die meisten Großkonzerne und die meisten Universitäten. Frankfurt hat die Nähe zur Financial Community..

GSC Research: Die heutige Struktur mit den beiden Hauptbüros in Marl und Frankfurt wurde damit also schon geprägt. Wie ging es weiter?

Stallmann: Wir haben dann den TFG I Fonds aufgelegt, 1997 hatten wir die ersten Trade Sales und 1998 den ersten Börsengang, PA Power Automation AG. Dann kam OAR und es ging Schlag auf Schlag. Wir haben jedes Jahr die Volumina verdoppelt und praktisch nie signifikante Verluste erwirtschaftet. So haben wir zu Beginn bereits einen positiven Deckungsbeitrag erwirtschaftet..

GSC Research: Haben Sie das Konzept damals auch der Oetker-Gruppe vorgestellt?

Stallmann: Nein, das Konzept nicht. Wir haben gefragt, ob die Oetker-Gruppe auch investiert. Und sie haben dann auch in den Fonds investiert. Aber unser Geschäftszweck ist doch ein wenig ab vom Weg eines Finanzunternehmens wie Oetker.

GSC Research: Woher stammten die anderen Zeichner des Fonds?

Stallmann: Wir selber, Herr Leschke und ich, waren auch Gründungskommanditisten, die anderen kamen aus unserem Umfeld. Auch eine Tochter der heutigen HypoVereinsbank hatte investiert. So hat sich das Geschäft dann langsam gesteigert. Wir waren sozusagen selber auch ein Start-up.

GSC Research: Ihr Geschäftsjahr 2000 war sehr erfolgreich, der Gewinn pro Aktie vervielfachte sich und betrug 2,73 nach 0,51 Euro in 1999. Im ersten Quartal 2001 waren Sie wohl nicht so erfolgreich, die Beteiligung an Gentriqs, einem Softwareunternehmen für Formularerfassung, wurde abgeschrieben. Dadurch wurde ein Ergebnis von Minus 0,19 Euro pro Aktie erwirtschaftet. Wurde dieser Verlust tatsächlich nur durch die eine Abschreibung verursacht?

Stallmann: Im Wesentlichen ja. Abschreibungen haben wir immer. Im letzten Jahr haben wir etwa 10 Mio. Euro wertberichtigt, das sind pro Quartal etwa 2,5 Mio. Euro. Neben der Risikovorsorge, die wir pauschal betreiben, ist immer auch mal eine kleine Beteiligung dabei, die wir abschreiben. Aber der wesentliche Grund für dieses Ergebnis ist Gentriqs.. Ohne diesen Fall hätten wir etwa 0,35 Cent Gewinn erzielt.

GSC Research: Sie verkaufen also noch laufend Positionen Ihres Portfolios?

Stallmann: Dort, wo es sinnvoll ist. Wir verkaufen aber nicht, um unbedingt ein positives Ergebnis zu erzielen, oder zwanghaft, weil wir einen Liquiditätsbedarf haben. Wir verkaufen, wenn es sinnvoll ist, und dies haben wir in der Vergangenheit auch schon recht erfolgreich so betrieben.

GSC Research: Unter welchen Gesichtspunkten erfolgt ein Verkauf?

Stallmann: Wir überlegen eigentlich immer, wann unsere Aufgabe als Venture Capitalist beendet ist. Wann wird aus einem Seed-/Start-Up-Unternehmen ein „normales“ Unternehmen, und wann ist auch genügend Umsatz und Nachfrage nach der Aktie da. Diese Fragen sind wichtig für uns.

Wenn wir beispielsweise bei GeneScan 800.000 Aktien haben, dann kann man die nur unter gewissen Konstellationen verkaufen. Die sind dann da, wenn das Unternehmen entsprechende positive Nachrichten bringt, der Umsatz steigt und auch eine Nachfrage institutioneller Investoren nach größeren Aktienpaketen vorhanden ist. Hierein geben wir dann die Aktien.

Wenn wir uns zum Verkauf entscheiden dauert es etwa zwei bis drei Monate, bis wir die ganze Position verkauft haben. Im Wesentlichen erfolgt der Verkauf größerer Aktienpakete als Block Trade am Aktienmarkt vorbei, wodurch die Kurse geschont werden..

GSC Research: Innerhalb von drei Monaten sind drei Ihrer Beteiligungen insolvent geworden. Da stellt sich die Frage, ob bei Ihren Beteiligungen, vor allem wenn Sie Lead Investor sind, von außen weiteres Kapital aufgenommen werden kann. Ansonsten müssten diese von Ihnen voll durchfinanziert werden. Wie sehen Sie hier die Situation, gerade im Hinblick auf Ihre Internet-Beteiligungen?

Stallmann: Eigentlich haben wir nur ganz wenige echte Internet-Beteiligungen, und zwei, desaster.com und alltoys, haben wir schon 2000 abgeschrieben, weil wir sahen, dass es dort nicht mehr weitergeht. Wir haben auch nicht besonders viel verloren, Abschreibungen sind bei unserem Geschäft ganz normal. Wir haben noch zwei bis drei weitere Internet Beteiligungen, aber die sind nicht abschreibungsbedroht, wir verhandeln dort mit Käufern, also kein Risiko für uns.

GSC Research: Spüren Sie also bei den nicht börsennotierten Unternehmen aus Ihrem Portfolio so gut wie gar nichts von der Börsenflaute?

Stallmann: Das schon, aber nicht im Internet-Bereich, weil wir da gar nicht so viel haben. Was wir natürlich sehen, ist, dass wir durch die fehlenden Börsengänge einige Gesellschaften selber finanzieren müssen. So zum Beispiel Infopark, hier mussten wir kurz vor Toresschluss den Börsengang absagen, und das, obwohl die Firma eigentlich alle Ziele erreicht hatte.

Bei Infopark ist es so, dass im Unternehmen erst einmal drei Millionen Kosten für die Vorbereitung des Börsenganges entstanden sind . Zweitens muss das weitere Wachstum auch ohne Börsengang finanziert werden. Die nächste Finanzierungsrunde übernehmen wir jetzt..

In dieser Zeit müssen die Altgesellschafter die Kraft haben, zumindest selber zu investieren. Diese Finanzkraft haben wir. Wir überlegen aber im Einzelfall, so auch bei Gentriqs, ob wir dies tun oder nicht. Im einen oder anderen Fall mag diese Haltung im Laufe des Jahres noch zu weiteren Problemsituationen führen.

GSC Research: Sie weisen neuerdings regelmäßig Ihren Net Asset Value, den Nettoinventarwert Ihrer Beteiligungen nach EVCA, aus. Wie kam es dazu?

Stallmann: Wir hatten dies schon länger als Ziel. Wir sind bereits seit Jahren Mitglied im EVCA (European Venture Capital Association), und wissen hierüber, dass der Ausweis des Nettoinventarwertes im angelsächsischen Raum gang und gäbe ist. Durch das Wachstum und die Kapitalmaßnahmen waren wir bis Mitte des vergangenen Jahres nicht in der Lage, der Forderung den NAV auszuweisen nachzukommen. . Danach haben wir eine an die Vorgaben des EVCA angelehnte Systematik entwickelt und den Wert erstmalig zum 30. September 2000 veröffentlicht. Seither machen wir das quartalsweise. Wir meinen auch, dass dies die eigentlich entscheidende Größe für eine Beteiligungsgesellschaft ist, weil der Investor daran den eigentlichen Aktienwert erkennt..

GSC Research: Die Beteiligungen ohne Börsennotiz sind aber zum Einstandskurs bilanziert, so dass die Gesellschaft mit einer hohen Quote von börsennotierten Gesellschaften in guten Börsenzeiten im Vorteil ist.

Stallmann: Der Investor hat zumindest einen Anhaltspunkt, wie die Bewertung eigentlich aussieht. Bei den börsennotierten Beteiligungen machen wir nach EVCA-Standard einen Abschlag von 25 Prozent, und bei den Beteiligungen, bei denen wir einen Konsortialvertrag abschlossen haben oder ein Dritter investiert hat, heben wir die Werte entsprechend an. Unser Ziel ist, dies nach Segmenten auszubauen und mindestens eine Inland-/Ausland-Betrachtung vornehmen zu können, so dass der Investor genau sieht, wie die Werte entstanden sind.

GSC Research: Bei der Kategorisierung nach Segmenten ist die Unterteilung sicherlich eine Ansichtssache. In guten Zeiten hatte jeder Internet, und heute keiner.

Stallmann: Das stimmt. Deswegen ist es auch wichtig - und so sind wir auch aufgestellt gewesen - dass man einmal eine klare Regel festlegt und beibehält.. Wir hatten intern schon solche Listen, wobei wir zwischen IT /Software, dazu gehört auch Internet, Life Sciences,sonstigen Beteiligungen und strategische Beteiligungen unterschieden haben.. Ich weiß jetzt nicht, ob wir schon Mitte des Jahres so weit sind, eine Segmentbetrachtung zu veröffentlichen. Ich bin mir aber sicher, dass wir dies zum Jahresabschluss 2001 geschafft haben.

Dann wird man auch sehen, dass selbst bei einem Verlustausweis nach HGB oder US-GAAP der Net Asset Value zugelegt haben kann. Wenn wir eine Beteiligung abschreiben, dann wirkt sich das direkt auf das Ergebnis aus und sieht schäbig aus. Gleichzeitig kann es aber sein, wie aktuell, , dass durch einen Börsengang in Süd-Ost-Asien der Wert unserer Beteiligung deutlich angestiegen ist, was den NAV nach oben treibt. ,

GSC Research: Ist der Ausweis des Net Asset Values positiv aufgenommen worden?

Stallmann: Absolut, und wir haben dadurch auch einen Konkurrenzvorteil.

GSC Research: Warum tun sich die deutschen Firmen schwer, den Net Asset Value auszuweisen? Will man dadurch eine Phantasie am Leben erhalten?

Stallmann: Ich glaube, dass die eine Hälfte zeigen würde, dass sie extrem überbewertet ist. Einige wären gar nicht in der Lage, einen Net Asset Value am Börsenkurs darzustellen. Dann sind einige wohl vom Rechnungswesen nicht so aufgestellt, und andere haben die Notwendigkeit gar nicht erkannt, vielleicht auch deshalb, weil man keine Kontakte ins Ausland hat.

Wenn Sie nach Zürich oder London gehen und dort mit Analysten sprechen, dann ist dies die Kernfrage. Das geht sogar soweit, dass man in der Financial Times (London) bei 3i den börsentäglichen Ausweis des Net Asset Values lesen kann. Und der Börsenkurs orientiert sich bei diesen Holdings, wie man die Beteiligungsgesellschaften dort nennt, auch sehr nah am Net Asset Value.

GSC Research: Wie hoch ist Ihr Anteil von ausländischen Investoren?

Stallmann: Etwa 5 bis 10 Prozent insgesamt, praktisch nur Engländer und Schweizer. Die Engländer gehen immer rein und raus, weil sie sehr Trading orientiert sind. Die sind bei 10 Euro alle wieder eingestiegen, und bei 16 Euro sind sie vielleicht wieder draußen. Die Schweizer sind eher langfristig ausgerichtet. , Da haben wir UBS oder Credit Suisse:die sind von Anfang an dabei gewesen und immer noch dabei. Zur Zeit kommt der Ruf nach dem Net Asset Value auch von den deutschen Analysten. Die Deutsche Bank covert uns ja jetzt, und die rechnet auch auf Basis des Net Asset Value.

GSC Research: Wie sehen Sie das Verhältnis zwischen Institutionellen und Privatanlegern?

Stallmann: Wir haben einen Anteil in insgesamt 50 Prozent Institutioneller Investoren.

GSC Research: Die IR-Tätigkeit war eine Zeit lang ausgelagert, nun ist sie wieder In-house. Hat dies etwas mit der Beteiligung an der IR.on (sprich Iron) zu tun?

Stallmann: Die Firma IR.on war nicht der externe Dienstleister. IR.on wurde im Oktober von ehemaligen Mannesmann-Leuten gegründet, die die Defense-Schlacht gegen Vodafone geleitet haben. Die unterstützen uns auch mit ihrer Arbeit , sind aber nicht unsere Dienstleister. Der Vorteil ist, dass sie unsere Portfolio-Unternehmen beraten können.

Am Anfang haben wir mit Haubrok Investor Relations zusammen gearbeitet. Nach dem Börsengang stellten wir dann ziemlich schnell fest, dass wir auch selber eine ordentliche Abteilung aufbauen sollten..

GSC Research: Im vorigen Jahr haben Sie neben zwei Barkapitalerhöhungen auch den TFG II Fonds übernommen. Was steckt dahinter? War zuerst auch geplant, den Fonds an die Börse zu bringen?

Stallmann: Nein. Wir haben von unserer Strategie her gesagt, dass der kleinere Investor in die Aktie gehen soll und nicht in den Fonds. Bei dem TFG II Fonds hatten wir eine Menge kleinerer Investoren. Diese hatten aufgrund der Konstruktion Informationen, die der Aktionär nicht hatte. Daraufhin haben wir gesagt, dass wir diese Gesellschaft aus dem öffentlichen Verkehr herausnehmen müssen. Auf der anderen Seite wollten diese Gruppen aufgrund der neuen steuerlichen Gesetzgebung langfristig steuerfrei Gewinne realisieren können. Auch die Handelbarkeit der Anteile war ein wichtiger Punkt.

GSC Research: Wie kam es dazu, dass Sie so viele kleinere Anleger hatten? Dies ist eigentlich unüblich für Venture Capital Fonds.

Stallmann: Wir sind so gestartet. Wir hatten von Anfang an eine Mindestbeteiligung von 50.000 DM, weil damals die Institutionellen in Deutschland gar kein Interesse an Venture Capital hatten. Der TFG II Fonds hatte über 210 Kommanditisten. Diese sind auf Dauer in der Aktie besser aufgehoben.

GSC Research: Ist es für eine Venture Capital Gesellschaft vorteilhaft börsennotiert zu sein? Haben bei Ihnen die positiven Faktoren überwogen, oder spüren Sie auch negative Auswirkungen wie verstärkte IR-Arbeit?

Stallmann: Man hat mehr Arbeit, man hat eine große Hauptversammlung, man hat eine IR-Abteilung und man hat mehr Kontakte, aber was man an mehr Arbeit hat, das hat man auch an Positivem: man ist mehr in der Öffentlichkeit, man ist bekannter, mehr Firmen kommen auf einen zu und mehr Investoren haben Interesse.

Unser Ziel beim Börsengang war auch ein Image-Gewinn. Wir haben uns von einer mittelständigen Beteiligungsgesellschaft zu den Top 5 entwickelt. Der Deal Flow ist gesteigert worden, und auch im Ausland ist es ein Vorteil, so dass es dort nie die Frage gibt, ob wir überhaupt seriös sind. Wir sind transparent, und wir sind ja auch kein Penny Stock...

GSC Research: ...der Kurs ist aber abgerutscht. Hat dies Auswirkungen auf das operative Geschäft?

Stallmann: Nein. Wir würden sicherlich den Weg wieder gehen. Man muss auch sagen, dass diese Wertschwankungen bei einer nicht börsennotierten Gesellschaft auch da wären, aber der Investor merkt es nicht. Er lügt sich was in die Tasche. Das ist so, wie wenn Sie in einen Immobilien-Fonds für Ostdeutschland im Hoch 50.000 DM investiert hätten, und immer noch annehmen würden, dass er 50.000 DM wert ist. Sie mögen dabei vielleicht besser schlafen, aber das dicke Ende kommt ja noch.

Mit der Börsennotierung können Sie täglich sehen was passiert, und sie können auch täglich aussteigen. Wir sind eine der meistgehandelten Aktien im SDAX und damit auch absolut auf den richtigen Weg. Dies ist ja auch in anderen Feldern so, es gehen ja auch immer mehr Immobilien Gesellschaften an die Börse. Man möchte nicht warten, bis das Management die Werte realisiert, sondern man will selber realisieren können.

GSC Research: Die TFG ist eine KG auf Aktien, das rührt vom Fonds her. Sehen Sie dies als vorteilhaft an oder wollen Sie dies langfristig ändern?

Stallmann: Im Moment nicht. Der Investor hat auch den klaren Vorteil der Kostenkontrolle. Er zahlt eine Management Fee, so dass es keine Überraschungen gibt.

GSC Research: Dies könnte man aber auch über einen Geschäftsführungsvertrag machen, so wie es beispielsweise die Carthago Capital Beteiligungen AG getan hat?

Stallmann: Dann haben Sie aber dieselbe Konstruktion wie jetzt, und so ist es steuerlich günstiger, denn es gibt eine Befreiung von der Gewerbesteuer. Strukturell ist das eine sehr gute Konstruktion.

GSC Research: Gibt es keine Kritik von ausländischen Anlegern?

Stallmann: Im Ausland ist das überhaupt kein Thema. Es ist auch kein Thema bei den großen institutionellen Anlegern in Deutschland, weil die mit dieser Konstruktion extrem vertraut sind. Jede Kapitalanlagegesellschaft hat dieselbe Struktur. Und im Ausland ist es so, dass 3i neben der Aktie mit drei weiteren Fonds börsennotiert ist, die haben solche Themen überhaupt nicht.

Für den Deutschen ist das ein wenig unüblich, weil sich eine Aktienkultur gerade erst etabliert. Es gibt aber jetzt bereits andere, die in dieser Rechtsform an die Börse gehen, wie Borussia Dortmund oder die ganze Kirch-Gruppe. Für eine normale Firma wie Henkel mag man sich nach dem Vorteil fragen, da ist der Sinn vielleicht nicht da, aber im Vermögensgeschäft ist dies vorteilhaft.

GSC Research: Im letzten Jahr haben Sie mit zwei Kapitalerhöhungen die gute Börse mitgenommen. War dies so geplant?

Stallmann: So richtig kann man das nicht sagen. Wir haben natürlich auch die Situation genutzt, aber wir wollten vor allem wachsen. Geld ist der Rohstoff des Venture Capitalisten. Darüber hinaus wollten wir TFG II übernehmen. Es gab bei der Übernahme eine Cash-Komponente, nicht nur neue Aktien. Durch glückliche Umstände, aber auch einer gewissen Weitsicht haben wir dann die Sache richtig eingestellt und heute haben wir 60 Millionen Euro Cash und noch mal 30 Millionen Euro in Aktien.

GSC Research: Wie sind die Gelder angelegt?

Stallmann: Extrem konservativ.

GSC Research: In „konservativen“ Aktien oder in Anleihen?

Stallmann: Nur Anleihen und Festgelder, wir haben genug Risiken.

GSC Research: Wird es weitere Kapitalerhöhungen geben?

Stallmann: Momentan nicht. Wenn etwas käme, dann wäre es die Übernahme eines Konkurrenten gegen Aktien. Aber nur, wenn es Sinn macht.

GSC Research: Gibt es hier Gespräche?

Stallmann: Es meldet sich etwa ein Mitbewerber pro Woche, der gekauft werden will. Aber wir haben an keinem bisher Freude gefunden, so dass wir dem nachgehen würden.

GSC Research: Die Preise müssten doch jetzt günstig sein?

Stallmann: Sagen wir es mal so: die Preise sind vielleicht tief, aber zum Teil noch nicht tief genug. Wer zu uns kommt, der hat Probleme. Und wo? Vor allem beim Management, und wer Management-Probleme hat, der hat auch ein schlechtes Geschäft gemacht. Ein schlechtes Geschäft bedeutet , eher schlechte Beteiligungen. Und schwache Beteiligungen wollen wir eigentlich nicht. Was sollen wir denn damit? Wir sind schon froh, wenn wir unsere eigenen Schwachen mit plus-minus Null loswerden, aber wir brauchen nicht 10 oder 20 neue von anderen, die wir zum Teil auch gar nicht beurteilen können. Darüber hinaus kennen wir viele dieser Beteiligungen, haben sie bereits früher geprüft und abgelehnt

GSC Research: Kommen wir zum IPO-Programm. TFG-Aktionäre konnte bevorrechtigt GeneScan Aktien zeichnen. Planen Sie dieses Programm auch in Zukunft bei anderen Emissionen?

Stallmann: Wir werden das bei ausgewählten Aktien machen, wo wir ausreichend Anteile haben und aus unserem Bestand abgeben können. Wir hatten bei GeneScan ein Verhältnis 1:10, dies bedeutet bei 11 Millionen Aktien, dass wir 1,1 Millionen Aktien für dieses Programm bereitstellen müssen. Alleine die Zahl macht deutlich, dass kaum eine Emission hierzu passen kann. Die Emission muss also mindestens zwei Millionen Aktien umfassen. Es würde auch keinen Sinn machen, wenn wir ein Bezugsrecht von 1:100 anbieten würden, da hat der Anleger keinen Spaß dran. In einem normalen Jahr ist bei einer Beteiligung damit zu rechnen.

GSC Research: Bei Ihren Beteiligungen sind Sie sowohl Minderheits-Aktionär als auch Lead Investor. Haben Sie in dieser Hinsicht eine Strategie?

Stallmann: Die Strategie ist, dass wir selber die Beteiligung bis zum Exit führen können müssen. Dass heißt, dass wir hierzu die entsprechende Stärke haben müssen. Aber bei rund der Hälfte der Beteiligungen haben wir auch Co-Investment-Partner.

GSC Research: Meinen Sie hiermit Concord Effekten?

Stallmann: Nein, damit meine ich Firmen wie Apax oder 3i, also Mitbewerber. Concord auch. Bei mehr als der Hälfte der Fälle sind wir aber Lead Investor.

GSC Research: Wie schätzen Sie die Entwicklung bei Ihrer Beteiligung Concord ein?

Stallmann: Gut. Wir glauben, dass Concord auf dem Weg zu einer Investment Bank ist. Mit Research, Rentenhandel, Aktienhandel, IPO´s und Asset Management. Diesen Weg werden sie gehen, auch wenn sie derzeit unter der Börsenflaute leiden.

GSC Research: Können Sie etwas zu Ihrer Beteiligung e-Capital sagen?

Stallmann: Die e-Capital hat einen regionalen Fokus hier auf NRW. Sie sind stark bei der Hands-on-Betreuung, dass heißt sie arbeiten sehr mit den Unternehmen zusammen, gerade in den alten Technologien.

GSC Research: Was für Beteiligungen sind das?

Stallmann: Das ist Elektronik und Maschinenbau. Sie haben derzeit ca. 15 Beteiligungen.

GSC Research: Was macht die Beteiligung Permantier & Hüske?

Stallmann: Das ist ein Turnaround-Berater, der uns in den kleineren Fällen hilft, Probleme vor Ort zu lösen.

GSC Research: Die helfen jetzt also bei OAR.

Stallmann: Das ist ja jetzt schon eine größere Gesellschaft, wobei wir da durchaus Hilfe gebrauchen könnten.

GSC Research: Sie sind jetzt auch in Singapur und Israel aktiv. Was für ein Gedanke steht dahinter?

Stallmann: Generell sehen wir den Gang ins Ausland als Risikostreuung an. Wir haben im Inland schon die Unterteilung in Seed, Start-Up und Expansionsphase, und dann die Segmentierung in IT, Health Care und sonstige.

GSC Research: Wobei der Fokus bei Ihnen in den frühen Phasen liegt.

Stallmann: Das kann man so nicht sagen. Die Masse unserer Beteiligungen sind Start-Ups. Insgesamt sind wir Early Stage Venture Capitalisten, wobei man diese Phase noch in Seed und Start-Up unterteilen kann. Der größte Block ist bei uns Start-Up. Hier gibt es schon ein Produkt und auch Käufer. Der Rest sind Expansionsfirmen mit fünf und mehr Millionen Umsatz, und auf der anderen Seite Gründer.

Wir sehen das Ausland als eine zusätzliche Diversifikation an. Israel ist eine der Brutstätten für technologische Innovationen, hier haben wir schon vier Beteiligungen. Wir sind der Meinung, dass wir überall in den Kernmärkten der Welt tätig sein müssen, also in Europa, Asien und den USA.

GSC Research: Bisher sind Sie in Europa ja erst in Deutschland richtig vertreten. Warum dann nicht erst mal in Europa weiterentwickeln, wenn doch die Konkurrenz in Asien auch nicht schläft?

Stallmann: Für uns ist es wichtig, dass wir die technologische Entwicklung in den anderen Ländern sehen, die Preise des Private Equity und die IPO-Landschaft vor Ort. So bekommen wir ein umfassendes Bild. Wenn wir jetzt eine Beteiligung in Österreich eingehen, dann ergibt sich kein Unterschied gegenüber einer Beteiligung in München. Da ist kein Lerneffekt und auch keine Diversifikation. Die sind auch wirtschaftlich in den selben Zyklen wie wir in Deutschland auch. Bei den anderen Standorten haben wir eine andere Zyklik, andere Technologien und andere Strömungen, und die wollen wir insgesamt verbinden.

GSC Research: Tatsächlich? Aber die High-Tech-Märkte sind doch alle gleichzeitig nach unten gegangen.

Stallmann: Natürlich sind sie alle runtergegangen. Aber die wirtschaftliche Entwicklung ist dennoch eine andere.

GSC Research: In Osteuropa wollen Sie nicht aktiv werden?

Stallmann: Wir haben dort mal angefangen, aktiv zu werden, hatten sogar Leute eingestellt. Wir sind dann ziemlich rüde mit der Wirklichkeit konfrontiert worden. Die fingen schon nach vier Wochen an, uns - gelinde gesagt - hinters Licht zu führen und zu begaunern. Wir haben aber auch gleichzeitig festgestellt, dass dort der Markt viel dünner ist als wir gedacht haben. Wir dachten, dass das dort eine Nische ist, aber wir mussten feststellen, dass es sich mehr um Brachland handelt. . Wir haben zur Zeit noch eine Altbeteiligung in Polen, ein Spin-Off einer deutschen Beteiligung. Diese werden wir auch verkaufen. Wir sehen dort keine Exits, keine Börse und keine High-Techs. Für uns hat das keine Priorität.

GSC Research: Kommen wir auf den Aktienkurs. Der hatte sich in den schlechten Märkten erst mal die ganze Zeit recht gut gehalten, irgendwann ist er dann aber auch runtergekommen. Hier stellt sich die Frage, warum der Kurs erst so spät gefallen und nicht schon vorher. Gab es Stützungskäufe?

Stallmann: Es lag zum einen daran, dass wir extrem gute Ergebnisse hatten.

GSC Research: Das hatten die anderen doch auch, beispielsweise U.C.A..

Stallmann: Das kann ich jetzt nicht beurteilen, bmp hatte es zum Beispiel nicht. GUB ja auch nicht. . Ich glaube, dass man uns so eingeschätzt hat, dass wir bei einer halbwegs guten Stimmung auch in der Lage sind, die Ergebnisse zu wiederholen. Zum Ende des Jahres wurde den Leuten dann einfach bewusst, dass wir hier keine Schwankungen haben, sondern dass der Technologie-Hype zu Ende ist. Und selbst wenn man optimal aufgestellt ist, ist die Wahrscheinlichkeit immer weiter zurückgegangen, dass man wieder dieses gute Ergebnisse erreicht.

Selbst jemand wie TFG ist nicht in der Lage, in einem Markt ohne IPO´s sinnvoll zu desinvestieren und herausragende Ergebnisse zu erzielen. Durch die immer weiter einstürzenden Märkte ist auch eine allgemeine negative Einstellung dem Technologie-Sektor gegenüber entstanden. Das haben unsere Aktionäre sukzessive erkannt, und sie sind ja auch durch das Ergebnis des ersten Quartals bestätigt worden. Ohne Gentriqs wäre das Ergebnis schon besser gewesen, dann hätten wir 0,35 Euro im Vergleich zu den 0,6 Euro des Vorjahres verdient, bei einer doppelten Aktienanzahl. Damit hätten wir unser Ergebnis sogar gesteigert.

GSC Research: Für den Investor zählt nun einmal vor allem die Wertentwicklung seiner investierten Euro, und nicht wie viele Kapitalerhöhungen Sie durchgeführt haben.

Stallmann: Ja, und so ist schon ohne Gentriqs ein leichter Rückgang zu spüren. Wobei übrigens auch die Deutsche Beteiligungs-AG im ersten Quartal ein negatives Ergebnis erwirtschaftet hat. Es ist also normal, und so wurde der niedrige Börsenkurs irgendwie auch bestätigt. Erst hatten wir gedacht, dass wir zwar die Zahlen nicht erreichen, aber die Hälfte vom Vorjahr, aber wir mussten dann feststellen, dass wir, solange die Baisse anhält, keine guten Ergebnisse erwirtschaften können.

GSC Research: Sehen Sie den Aktienkurs derzeit als unterbewertet an? Fair bewertet? War er bei 40 Euro überbewertet?

Stallmann: Der Aktienkurs war eigentlich immer leicht unterbewertet, auch bei 40 Euro. Aber der Markt hat sich verschlechtert, und der Kurs musste also auch runter. Bei 40 Euro war der Markt so, dass wir von unseren 80 Beteiligungen 40 hätten an die Börse bringen können. Und unsere börsennotierten Beteiligungen hatten auch einen ganz anderen Wert, das muss man einfach so sehen. Wir haben jetzt immer noch einen Abschlag, der aber nicht so kräftig ist. Vielleicht 20 Prozent.

GSC Research: War der Abschlag bei 40 Euro höher?

Stallmann: Relativ war er wohl gleich, dass heißt, dass wir bei 40 Euro auch einen Kurs von 50 Euro hätten haben können. Ich sehe jetzt an den Märkten einen langsamen Aufstieg. Ich sage schon monatelang, dass wir das Tief schon gesehen haben. Wir sind jetzt in einer Seitwärtsbewegung mit leichtem Anstieg. Das IPO-Klima wird sich auch verbessern.Ö Erst werden die Aktien steigen, dann laufen auch die IPO´s.

GSC Research: Wie sieht es bei der TFG mit Neuengagements aus?

Stallmann: Sagen wir es mal so: der Markt schraubt zurück, wir selber nicht, aber es gibt weniger attraktive Beteiligungen. Wir sind auch im Moment extrem preissensibel. Manche geben das Geld immer noch relativ unsinnig aus. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Ich glaube, dass einige ihre strukturellen Probleme nicht lösen können: zu wenig Eigenkapital, kein stringentes Geschäftsmodell, unklarer Fokus.

GSC Research: Spiegelt die Kursentwicklung Ihrer Mitbewerber die Realität wieder?

Stallmann: Teilweise haben die Kurse die Realität noch nicht erreicht. Nehmen wir mal diese virtuellen Emissionshäuser zum Beispiel.

GSC Research: Meinen Sie net.IPO?

Stallmann: Ja, diese ganze Reihe.

GSC Research: Die anderen sind aber nicht börsennotiert.

Stallmann: Ja, aber die machen alle kein Geschäft mehr, die Situation ist gleich. Selbst wenn das Geschäft wieder anzieht, sind das die letzten, die auch wieder gutes Geschäft machen.

GSC Research: VEM will jetzt Fonds verkaufen.

Stallmann: Ja, aber da gibt es schon 4.000 andere, das ist kein Neuland. Dasselbe Problem bei den ganzen pre-IPO-Ansätzen.

GSC Research: Wie die mit Problemen kämpfende AHAG?

Stallmann: Zum Beispiel, oder die Beteiligungsgesellschaften, die sich einfach an Privatplatzierungen beteiligt haben. Pre-IPO ist dann schön, wenn die IPO´s laufen. Wenn keine Börsengänge stattfinden, dann ist das Geschäft eine Katastrophe. Auch die Privatanleger wollen diese Beteiligungen dann nicht mehr. . Die haben alle in einer ganz engen Nische gearbeitet.

GSC Research: Würden Sie sagen, dass man sich immer nur an den „schlechteren“ Gesellschaftenim Rahmen einer Privatplatzierung beteiligen konnte?

Stallmann: Ja, bei denen auf jeden Fall. Ist doch klar, wer gut ist, der geht auch zu Guten. Der Markt ist ja nicht so, dass man die nicht erkennt.

GSC Research: Kommen wir zu Ihren Beteiligungen. Wie schätzen Sie die Lage bei OAR ein? Haben Sie noch Aktien?

Stallmann: Wir haben noch Aktien und die Lage ist schwierig.

GSC Research: OAR ist sehr früh an die Börse geführt worden. Zu früh?

Stallmann: Nein. Der Vorstand ist auch nicht 20, sondern um die 40 Jahre alt.

GSC Research: Denken Sie, dass dort der Turnaround zu schaffen ist?

Stallmann: Das ist schwierig, ich wage da keine Prognosen. Diese Gesellschaft ist wie viele andere, so beispielsweise Heyde, durch den Hype zu schnell gewachsen: sie haben zu viele Aktivitäten angefangen, und diese Aktivitäten sind nicht exakt genug gesteuert worden.

GSC Research: Sie haben also sozusagen noch mal Risikokapital investiert?

Stallmann: Als wir über die Kapitalerhöhung im Oktober 2000 investiert haben, war diese Situation noch nicht absehbar.

GSC Research: Die Rösch AG ist eine Art Stiefkind, da wurden die Ziele zuletzt drastisch verfehlt. Kritiker werfen Ihnen in diesem Zusammenhang vor, dass Sie das positive Nachrichtenumfeld zum Verkauf eines Teils Ihrer Position genutzt haben. Wie schätzen Sie hier die Situation ein und was sagen Sie zu den Vorwürfen? Es kommen ja immer ganz euphorische Ad-Hoc Mitteilungen. Tätigkeitsfeld der Firma ist aber nur der Vertrieb einer noch gar nicht zugelassenen Spritze, die die Firma nicht einmal selbst herstellt. Könnte man solch eine Firma heute überhaupt noch an den Markt führen?

Stallmann: Wir haben zwei Drittel unserer Röschaktien bereits Anfang des Jahres verkauft. Von der Gewinnwarnung haben wir nichts gewusst. Da keiner aus unserem Haus im Aufsichtsrat von Rösch sitzt, haben wir auch keinen privilegierten Zugang zu Informationen. Wenn wir im Unternehmen anrufen, erhalten wir im Grunde die gleichen Informationen wie jeder Privatanleger, der sich dort meldet.

Ob das Unternehmen heute noch platzierbar ist, muss man die Käufer fragen. Praktisch ist es so, dass sich die Rösch-Aktie bisher besser als der Markt entwickelt hat. In der Statistik ist diese Aktie sowohl vom Umsatz als auch vom Kursverlauf deutlich besser als der Markt gewesen. Die Frage, die sich da natürlich stellt, ist, ob sich die Spritze so durchsetzt. Und dafür gibt es Signale. Ich würde auch nicht sagen, dass Rösch ein Stiefkind ist.

GSC Research: Macropore hat nur noch einen Kunden. Auch ist Macropore eine amerikanische Firma. Wollten US-VC´s dort nicht investieren?

Stallmann: Die wollten gerne im deutschen Markt mehr tun, weil für dieses Produkt der deutsche Markt der zweitgrößte der Welt ist. Insgesamt ist das eine Gesellschaft, die aus meiner Sich extrem unterbewertet ist. Anders als bei Rösch, wo man sagen muss, dass die eine gewisse Grundunsicherheit haben, ist es bei Macropore so, dass sie ein Produkt mit Riesen-Potential haben,. Das Produkt bringt in der Anwendung Kostenersparnisse und eine geringere Belastung für den Patienten. Diese Vorteile werden dafür sorgen , dass sie die Wachstumsraten halten können.

GSC Research: Aber sie haben nur einen Kunden.

Stallmann: Der Kunde hat aber 100.000 weitere Kunden, dass heißt, der Arzt, der das Material bei Schädelverletzungen benutzt, der benutzt das Produkt ja nicht, weil er bei Medtronic kauft, sondern weil er es gut findet. Wenn Medtronic den Vertrieb nicht mehr machen würde, dann würde er trotzdem das Produkt einsetzen. Das ist für mich ein Wert mit extremer Phantasie und extremer Substanz.

GSC Research: Die PA Power Automation AG war schon bei der Börseneinführung in negativen Schlagzeilen, vor kurzem ist sie der Kurs nach einem steilen Anstieg wieder in sich zusammengefallen. Wie sehen Sie hier die Situation?

Stallmann: Wir haben keine Aktien mehr. Wir haben die letzten Aktien im ersten Quartal in diesem Anstieg verkauft .

GSC Research: Fanden Sie den Anstieg ungerechtfertigt?

Stallmann: Nein. Wir fanden den Anstieg gut zum Verkauf. Dadurch sind die Umsätze gestiegen, so dass wir auch verkaufen konnten. Wir waren in dem Wert schon fünf Jahre drin, irgendwann muss man aufhören.

GSC Research: Comroad hatte seinerzeit weit vor dem Börsengang Privatinvestoren im Handelsblatt gesucht. Diese Privatinvestoren wurden in dem Glauben gelassen, dass sie an der Firma beteiligt sind. Später haben Sie dann zusammen mit Concord investiert und die Privatinvestoren haben auf einmal erfahren, dass sie gar nicht an der Firma beteiligt sind.

Stallmann: Ob sie das nicht gewusst haben, weiß ich nicht. Auf jeden Fall sind sie nicht beteiligt worden. Die Due Dilligence hat ganz klar ergeben, dass sie nicht Gesellschafter geworden sind, sondern dass sie Darlehen gegeben haben. Ich habe von dem Fall auch erst aus der Presse erfahren. Wenn das beispielsweise von KPMG festgestellt wird, dann nehme ich das nur als Leser zur Kenntnis. Ich hätte auch immer geraten, die dann auch mit reinzunehmen, denn es handelte sich nicht um große Summen. Für den Einzelnen war es schon schade, der hätte aus 100.000 DM fünf Millionen gemacht.

GSC Research: Was sagen Sie zu den Vorwürfen gegen Comroad, dass dort mit Scheinfirmen Geschäfte getätigt werden?

Stallmann: Uns ist davon nichts bekannt. Wir können nur feststellen, dass Herr Schnabel seine Prognosen bisher immer erfüllt hat. Dazu muss man aber sagen, dass wir keine Comroad-Aktien mehr haben.

GSC Research: Mit IndoExchange sind Sie an einer Firma aus Indonesien beteiligt. Wie managen Sie hier das Controlling?

Stallmann: Wir haben vor Ort extrem gute Partner. Im Ausland sind wir immer nur kleiner Investor, nie Lead Investor. Die sind jetzt an der Börse, der IPO-Preis war 125 und sie haben mit 130 eröffnet.

GSC Research: Bei der Virtual Identity waren Sie auch an den Töchtern Desaster.com und Alltoys beteiligt. Warum das?

Stallmann: Als wir die Firma kennen lernten, wollten sie das Thema Internetverkauf verselbstständigen. Das war eine Internet-Agentur, und wir haben uns dann in beiden Bereichen engagiert.

GSC Research: Wo sehen Sie TFG in 5 Jahren?

Stallmann: Bei einem Beteiligungsvolumen von 750 Mio. Euro und einem Auslandsanteil von 25%.

GSC Research: Herr Stallmann, wir danken ihnen für dieses Gespräch und wünschen der TFG alles Gute für die Zukunft.





19.06.2001 14:27 Redakteur: ps01de Artikel drucken... © 2001 GSC Research

stw - Mittwoch, 11. Juli 2001 - 18:57
So, jetzt konnte ich mich endgültig nicht mehr bremsen. Nachkauf von 362 St. TFG fürs stw-Musterdepot zu 8,20 EUR.

Ab morgen habe ich wieder etwas mehr Zeit für die stw-boerse, dann gibts auch noch eine kleine Begründung...

:-) stw

chinaman - Mittwoch, 11. Juli 2001 - 19:25
Uff, endlich bin ich nicht mehr der einzige Irre hier.

;-)
Gruß
Chinaman

avalon - Mittwoch, 11. Juli 2001 - 20:17
Wie sagte Bernecker immer bei der NTV Telefonaktion - "da hilft ihnen nur noch beten..........."

Über die Anrufer habe ich immer gelacht, hier bei stw finde ich es gar nicht lustig.

Begründung ist doch klar - keine Aussicht mehr auf den break even, da bleibt ja nur Verbilligen und die Hoffnung auf einen Trader bedingten Anstieg.

Immerhin weiß ich, daß du dann wieder reduzierst, also wieder mal Daumen drücken angesagt.....

Avalon

stw - Donnerstag, 12. Juli 2001 - 08:53
Nein Avalon, da liegst Du nicht ganz richtig. Das ist bei mir kein Verbilligen um jeden Preis... ich versuche wirklich immer meinen Einsatndskurs überhaupt nicht zu beachten bei einer Transaktion. Ich hätte TFG auch rausgeschmissen, wenn ich nicht davon überzeugt wäre, dass sie deutlich mehr wert sind als zum jetzigen Kurs.

Eine Kapitalisierung von unter 100 Mio EUR ist doch wirklich ein Witz. Cash sind knapp 60 Mio EUR vorhanden, dazu die Beteiligungen an Genescan und Concord, dann bleibt nicht mehr viel an Wert, was derzeit dem eigentlichen Geschäft zuzurechnen ist. ICh will gar nicht von einem Eigenkapital in der Höhe von 190 Mio EUR reden, selbst wenn sich das durch ein Großreinemachen unter den Beteiligungen in diesem Jahr deutlich reduzieren sollte ist TFG zu 8 EUR drastisch unterbewertet.

VC ist nicht tot, selbst wenn der Neue MArkt sterben sollte. Etliche VC-Gesellschaften werden untergehen, aber da jetzt TFG mit in diesen Topf zu werfen, wäre meiner Meinung nach töricht.

Die Gesetze des MArktes sind nun schon zum 2.Mal innerhalb von 18 Monaten außer Kraft gesetzt: der Höhenflug des Neuen Marktes bis März 2000 war genauso unsinnig wie das , was sich jetzt bei der Bewertung von Unternehmen wie TFG vollzieht. Und genauso wie die aberwitzige Überbewertung des Neuen MArktes korrigiert werden musste, wird sich auch diese Unterbewertung korrigieren. Bis dahin muss ich jedoch mit den roten Zahlen im Depot leben. Aber das kann ich ganz gut glaube ich...

:-) stw

avalon - Donnerstag, 12. Juli 2001 - 09:28
Ja wir sind ein Herz und eine Seele was unsere
fundamentale Betrachtungsweise betrifft.

So gesehen müßten wir über die Jahre ein fast identisches Depot führen.

Ganz klar - TFG ist inzwischen unterbewertet - bei 15E waren wir uns einig, daß sie eher fair bewertet waren, aber wer will wissen ob TFG nicht mal zum Cashbestand bewertet wird - Buchwert hilft eh nix.
Wenn die Baisse noch bis Ende 2002 weiter läuft werden unsere Bet.ges. nichts verdienen, das akzeptieren nur die harten Antizykliker alle anderen werden nach und nach das Handtuch werfen.

Trotzdem müßte ich eigentlich bei TFG nun auch einen Fuß in die Tür stellen.
Aber leider bin ich unfähig längere Zeit rote Zahlen in meinem Depot
anschauen zu können, darum warte ich nun schon seit ewigen Zeiten mit Langfristkäufen.

Also werden sich über die Jahre nur unsere Einstandspreise ändern die Grundgesinnung bleibt die gleiche........."g"

Ich kämpfe nicht gegen Übertreibungen - egal ob nach unten oder oben.
Nach unten schaue ich gelassen zu, nach oben nehme ich rechtzeitig Gewinne mit.
Das hat sich die letzten Jahre bewährt, aber ganz langfristig wird es sich noch zeigen müssen ob du nicht sogar besser fährst, keine Frage.

Hauptsache ich darf auch irgendwann mal wieder
"stockpicken" - bloß keine japanischen Zustände, das ist meine einzige Sorge derzeit.........

Avalon

mib - Donnerstag, 12. Juli 2001 - 15:19
mich wundert, dass die TFG heute bisher die kleine Rally nicht mitmacht. Da haette ich gestern abend drauf gewettet!

Bewertung zum cash-Bestand? Generell ist das auch kein Boden: seht euch mal Aether Systems (AETH) in USA an. Die haben cash wie bloede (das 3 fache des Aktienkurses!) und damit koennten sie ihre jetzt noch horrenden Verluste viele Jahre finanzieren. Was man aber so liest soll die Technologie einfach hervorragen sein, weshalb eigentlich fuer die naechsten Quartale eine drastische Reduzierung der Verluste erwartet wird.
Vielleicht haette ich das eher in den "Antizyklische Investments" thread schreiebn sollen... :-)

Gruss - Mib

stw - Freitag, 20. Juli 2001 - 12:51
Der Wahnsinn geht unvermindert weiter... ich habe soeben meinen privaten Bestand zu 5,50 EUR aufgestockt. MAn sollte wirklich mal ausrechnen, was TFG im Worst Case wert wäre, wenn alle Beteiligungen zu 100% abgeschrieben werden müssten. Aufgrund der tbg-Bürgschaften bin ich mir ziemlich sicher, dass wir selbst in diesem Weltuntergangsszenario mehr Wert pro Aktie errechnen als diese 5,50 EUR. Aber wen interessiert das, wo doch alle sicher sind, TFG nächste Woche für unter 5 EUR kaufen zu können.

Ich muß ehrlich sagen, ich habe total die psychologische Komponente an der Börse unterschätzt... betriebswirtschaftliches Know-How und Analysefähigkeit ist derzeit nicht gefragt, da gehören jetzt Psychologen an die Front... und deshalb gehe ich jetzt auch in mein Wochenende *g*

:-) stw

P.S. TFG zu 5,50 EUR, das gibts doch gar nicht...

stw - Freitag, 20. Juli 2001 - 12:56
Ups, ich habe mich verguckt, mein Ausführungskurs war doch tatsächlich 5,30 EUR.

ohne Worte

:-) stw

atn - Freitag, 20. Juli 2001 - 13:29
Genau, nicht zu fassen. Vor 17 Monate gab es noch einige Aufregung das 500.000 Aktien plaziert wuerden zur 43 Euro ohne das Privaten mitziehen konten. Haetten die arme Schweizer nur doch etwas gewartet...

laurin - Freitag, 20. Juli 2001 - 15:17
das ist alles einfach unglaublich! aber was noch viel unglaublicher ist, ist das man tatsaechlich nicht ausschliessen kann, dass man TFG in den naechsten Wochen noch mal fuer 4 Eu bekommen koennte.

wenn der Kurs so bleibt, dann werden die schnell von jemandem gekauft....

Laurin

startup - Freitag, 20. Juli 2001 - 17:55
Gesetzt den Fall es käme so, wie laurin es vermutet, habe ich mal eine (leider imer noch)Anfänger-Frage:
Was würde eine Übernahme für den Kurs bedeuten? Wäre es so, daß die übernehmende Firma die notwendigen Aktien an der Börse kauft oder gibt es ein Angebot an die Aktionäre?

ciao
peter

Diskussionsforum der stw-boerse: Deutsche Nebenwerte: TFG Venture Capital AG: Archivierte Beiträge bis 20. Juli 2001