Diskussionsforum der stw-boerse: Deutsche Nebenwerte: TFG Venture Capital AG: Archivierte Beiträge bis 31. Mai 2001
atn - Montag, 7. Mai 2001 - 09:19
GSC-Research hat ein Bericht zuer HV von TFG

Fazit...einstellige Notierungen möglich...

Am 4. Mai 2001 hielt die TFG Venture Capital AG & Co KGaA (nachfolgend TFG) ihre Hauptversammlung für das Geschäftsjahr 2000 in der Alten Oper zu Frankfurt ab. Etwa 150 Teilnehmer waren erschienen, um zu erfahren, ob nach den jüngsten Hiobsbotschaften aus dem Hause TFG und den negativen Meldungen einiger Portfolio-Gesellschaften wieder positive Nachrichten zu vernehmen seien. Der Aufsichtsratsvorsitzende Heinrich Fischer stellte jedenfalls bereits zur Begrüßung fest, das in diesem Jahr besonders hohe Podium, sei keinesfalls auf die Angst vor Tomaten oder faulen Eiern zurückzuführen.

Bericht des Vorstands

Zunächst erhielt Jürgen Leschke, Vorstandsmitglied der persönlich haftenden Gesellschafterin, das Wort, um die wichtigsten Kennzahlen des Berichtsjahres zu erläutern. Das EBIT stieg von 3,3 Mio. Euro auf 20,3 Mio. Euro, das DVFA-Ergebnis verfünffachte sich von 0,51 Euro auf 2,73 Euro. Die Beteiligungserträge sind von 5,891 Mio. Euro auf 44,368 Mio. Euro angestiegen. Zwei Investments wurden an die Börse gebracht, acht weitere im Wege eines trade sales veräußert.
Erstmals in der deutschen Venture Capital-Szene veröffentliche man den NetAssetValue (NAV). Nach den konservativen Regeln der EVCA, der europäischen Vereinigung der VC-Unternehmen, der TFG seit langem angehört, liegt dieser Wert per 31.12.2000 bei 20,81 Euro pro Aktie. Nicht börsennotierte Beteiligungen seien dabei zu Anschaffungskosten bewertet, börsennotierte Beteiligungen werden mit einem 25%-igen Abschlag auf den Börsenkurs versehen.

Im Jahr 2000 konnten drei Barkapitalerhöhungen durchgeführt werden, bei denen der Gesellschaft insgesamt 99,4 Mio. Euro zugeflossen sind. Dadurch befinde man sich mit Barmitteln von 62,2 Mio. Euro zum Bilanzstichtag in einer komfortablen Liquiditätssituation, die in der aktuell schwierigen Börsenphase besonders wichtig sei.

Das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres sei nicht zufriedenstellend verlaufen, stellte Herr Leschke fest. Das vorläufige Ergebnis zeige einen Verlust von 19 Cent pro Aktie. Neben Pauschalwertberichtigungen sei darin auch eine Einzelwertberichtigung für die Gentriqs Software AG enthalten. Zum Thema OAR meinte Herr Leschke, TFG werde den Restrukturierungsprozess aktiv begleiten. OAR habe einen neuen Finanzvorstand gefunden und er gehe davon aus, bald wieder positive Nachrichten aus Oberursel zu hören.

Für die Prognose des Geschäftsjahres 2001 zeichnete der Vorstand drei Szenarien: Im worst case (kein IPO oder trade sale) werde der Verlust bei 1 Euro pro Aktie liegen, bei „normalem Geschäftsverlauf (1 IPO, einige trade sales) könnte eine schwarze Null geschrieben werden und im positiven Falle einer allgemeinen Markterholung seien 30-50 Cent/Aktie möglich.

Sein Kollege Michael Stallmann erläuterte dann die Situation im deutschen VC-Markt und die Strategie der TFG. Viele kleinere VC-Gesellschaften werden in naher Zukunft in ernsthafte Schwierigkeiten kommen, insbesondere wenn die vorhandene Liquidität nicht ausreicht, um eine längere Durststrecke zu überstehen. TFG sei mit seinem deutschen und internationalen Netzwerk gut aufgestellt. Er hob die Zusammenarbeit mit Allen&Gedhill (Singapur) sowie Ravid, Magriso, Benkel & Co.(Israel) hervor, die Zugang zu kapitalsuchenden Unternehmen in diesen beiden Märkten ermögliche. Für TFG stehe der erste Auslandsbörsengang in Südostasien vor der Tür.

In der späteren Diskussion ergänzte der Vorstand, daß es sich dabei um das größte Internet-Portal Indonesiens handele. Besonders die Märkte in Südostasien wiesen hohe Wachstumschancen auf und es sei wichtig, dort einen Fuß in der Tür zu haben.
Herr Stallmann zeigte sich zuversichtlich, daß die Börsenstimmung wieder dreht. TFG beherzige die alte Börsenweisheit, dann zu kaufen, wenn die Kanonen donnern.

Allgemeine Aussprache

Frau Keitel, als Vertreterin der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK), stellte fest, daß sich die Marktkapitalisierung von TFG seit Bilanzstichtag etwa halbiert habe und wollte wissen, ob sich auch der NetAssetValue entsprechend verändert habe und insbesondere ob „weitere faule Eier" im Portfolio seien. Sie bemängelte die Beschlußvorschläge zum gezeichneten Kapital, die auch Sacheinlagen und den Bezugsrechtsauschluss der Aktionäre im Volumen von insgesamt 40% des aktuellen Grundkapitals zulassen. Frau Keitel wollte ferner wissen, welches Volumen des Beteiligungsportfolios durch Bürgschaften der tbg oder der DtA abgesichert sei.

Herr Schröder, von der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), begrüßte die Ausgabe der Berichtigungsaktien anstelle einer Dividende und fragte, wann diese ausgegeben werden.

Herr Stier wollte den Cash-Bestand per 4.5.2001 sowie die laufenden Kosten für den Geschäftsbetrieb pro Monat wissen. Er fragte, ob die Beteiligungen an GeneScan und PA Power noch unverändert beständen und ob die Herren Leschke und Stallmann sich von TFG-Aktien getrennt hätten. Bezüglich GastroFix fragte Herr Stier nach der aktuellen Situation, da hier der Börsengang bereits letztes Jahr anvisiert wurde.

In Beantwortung der gestellten Fragen erläuterten die Vorstände, der NAV liege per 30.3. bei 183,5 Mio. Euro oder 18,54 Euro, darin sei die Wertberichtigung bei Gentriqs bereits enthalten. Das genehmigte Kapital sei als reiner Vorratsbeschluß zu verstehen, selbstverständlich werde man sich am jeweils aktuellen Börsenkurs orientieren. Der aktuelle Cash-Bestand liege bei 56,3 Mio. DM, die laufenden Kosten wurden mit 1,1 Mio. Euro pro Monat beziffert.

Die Berichtigungsaktien werden nach Eintragung des Beschlusses im Handelsregister ausgegeben, man rechnet damit, daß dieses bis Ende Mai erfolgen werde. Die beiden Vorstände der persönlich haftenden Gesellschafterin erklärten, seit Börsengang keine TFG-Aktien verkauft zu haben.

Vom Portfoliovolumen seien 25% über Ausfallbürgschaften abgesichert. Bei GeneScan halte man noch alle 1,6 Mio. Aktien, während man PA Power im Frühjahr verkauft habe und aktuell keine Aktien mehr halten würde. Diese Aussage wurde von den Aktionären mit einiger Erleichterung aufgenommen. Bei GastroFix sei die Finanzierung gesichert und die Gesellschaft habe einen neuen CFO gefunden, so daß man die Situation positiv sehe und mit einem Börsengang zu rechnen sei.

Weitere „faule Eier" gebe es im Portfolio nicht. Herr Leschke erklärte am Beispiel Gentriqs, daß es zu den ersten Pflichten eines VC-Gebers gehöre, die Reißleine zu ziehen, wenn sich die Gesellschaft nicht wie geplant entwickele.

Abstimmungen

Das Grundkapital von 9.901.116 Euro, eingeteilt in ebenso viele Aktien, war zu 43,56% vertreten. Bei der Entlastung der persönlich haftenden Gesellschafterin waren 1.676.666 Aktien (knapp 17% des Grundkapitals) nicht stimmberechtigt, diese Aktie sind je zur Hälfte den Herren Stallmann und Leschke zuzuordnen. Die sehr umfangreiche Tagesordnung umfaßte neben der Verwendung des Bilanzgewinns (der Jahresüberschuß von 17.613.465 Euro wird mit 8.800.000 Euro zur Dotierung der Gewinnrücklagen verwendet, 9.130.705 Euro werden auf neue Rechnung vorgetragen), Entlastung der persönlich haftenden Gesellschafterin sowie des Aufsichtsrates, Erhöhung der Einlage der persönlich haftenden Gesellschafterin auf 221.392 Euro und Anpassung des bedingten Kapitals auf 147.595 Euro, Ausgabe von Berichtigungsaktien anstelle einer Dividende im Verhältnis 100:11, Wahl des Abschlußprüfers, Abschluß einer Directors & Officers Versicherung für die Mitglieder des Aufsichtsrates, die Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals von 4.400.000 Euro (mit der Möglichkeit des Bezugsrechtsausschlusses bei Sacheinlage), Schaffung eines weiteren genehmigten Kapitals von 1.100.000 Euro (mit der Möglichkeit des Bezugsrechtsausschlusses, sofern der Ausgabepreis den Börsenkurs nicht wesentlich unterschreitet), die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien im Volumen von maximal 10% des Grundkapitals sowie Satzungsänderung zur Änderung der Hinterlegungsbedingungen.

Erstaunlicherweise gab es bei der Abstimmung über die Gewinnverwendung sowie Schaffung des bedingten Kapitals über 10% Gegenstimmen. Den anderen TOP´s wurde jeweils mit über 99% zugestimmt.

Fazit

Solange der Exit-Kanal Börse versperrt ist, sind Ergebnisse wie im Berichtsjahr nicht zu wiederholen. In einer schlechten Börsenphase ist es für VC-Geber entscheidend, ausreichende Cash-Bestände zu besitzen. Dies ist dank der drei Kapitalerhöhungen in 2000, die zu hohen Kursen platziert wurden, bei TFG der Fall. Sollte sich das Börsenklima wieder verbessern, dürfte TFG als Profiteur aus dem Bereinigungsprozess unter den VC-Gesellschaften hervorgehen. Der richtige Zeitpunkt zum Einstieg in die TFG-Aktie scheint aber noch nicht gekommen zu sein. Wenn selbst im „best case" im laufenden Jahr maximal 50 Cent verdient werden sollen, dürften die aktuellen Kurse noch zu hoch und einstellige Notierungen möglich sein.

chinaman - Montag, 7. Mai 2001 - 09:48
"Für die Prognose des Geschäftsjahres 2001 zeichnete der Vorstand drei Szenarien: Im worst case (kein IPO oder trade sale) werde der Verlust bei 1 Euro pro Aktie liegen, bei „normalem Geschäftsverlauf (1 IPO, einige trade sales) könnte eine schwarze Null geschrieben werden und im positiven Falle einer allgemeinen Markterholung seien 30-50 Cent/Aktie möglich."

und

"Der richtige Zeitpunkt zum Einstieg in die TFG-Aktie scheint aber noch nicht gekommen zu sein. Wenn selbst im „best case" im laufenden Jahr maximal 50 Cent verdient werden sollen, dürften die aktuellen Kurse noch zu hoch und einstellige Notierungen möglich sein."

Scheinen die entscheidenden Passagen dieses HV Berichtes zu sein. Klingt wirklich nicht gut ...


:-)
Gruß
Chinaman

j_r_ewing - Montag, 7. Mai 2001 - 16:29
...und nochmal: der DJIA ist in einem Seitwärtskanal seit 2 Jahren.
Da könnt ihr Strategietests simulieren!

stw - Montag, 7. Mai 2001 - 23:58
Das gibt mir jetzt aber wirklich zu denken: TFG wird selbst im best case also nur max. 50 Cent verdienen in diesem Jahr. Da scheint also noch einiger Wertberichtigungsbedarf erkannt zu sein im Portfolio. Trotzdem sehr seltsam diese Äußerung, das klingt fast schon nach Understatement, um demnächst wieder positiv überraschen zu können.

Eigentlich überraschend, dass der Kurs nach der HV nicht weiter in die Knie gegangen ist ob dieser Ertragserwartungen.

Aber die Erträge dieses Jahres sind ohnehin bald Schnee von gestern, wichtiger wäre eine Prognose für 2002 und 2003. Aber die ist natürlich zum gegenwärtigen Zeitpunkt kaum zu erwarten, denn auch der TFG-Vorstand verfügt nicht über die berühmte Kristallkugel...

:-) stw

gärtner - Freitag, 11. Mai 2001 - 18:13
Marl, 11.05.2001 - Bei der TFG Venture Capital AG & Co. KGaA hat sich im ersten Quartal dieses Jahres das eingetrübte Umfeld bemerkbar gemacht. Dennoch erhöhten sich die Erträge aus Beteiligungsverkäufen auf 6,9 Mio. € und lagen damit 3% über dem entsprechenden Vorjahresergebnis. Vor allem die Veräußerung der Anteile an der PA Power Automation AG sowie der Verkauf eines großen Aktienpaketes der Rösch AG haben dazu beigetragen. Hinzu kommen Erträge aus typischen und atypischen Beteiligungen von rund 1 Mio. €. Das Quartalsergebnis fiel aber negativ aus, da TFG Wertberichtigungen in Höhe von 8,3 Mio. € vorgenommen hat. Im wesentlichen sind diese auf das Engagement bei der Gentriqs AG zurückzuführen, die - wie berichtet - Insolvenzantrag gestellt hat. Nach DVFA/SG (ohne assoziierte Unternehmen) ergibt sich damit ein Quartalsverlust von 1,9 Mio. € oder 0,19 € je Aktie.

TFG hat im ersten Quartal vier sehr interessante Neuinvestments vorgenommen. Dabei handelt es sich um die Unternehmen: AVECS Corporation AG (Qualitäts- und Sicherheitssoftware für die Seeschifffahrt), China Networks International Co Ltd. (Provider für Breitband- sowie Internettechnologie), INMATEC GmbH (Hersteller von keramischen Spritzgussmassen) und Xionet AG (Softwarehersteller für Customer Self-Care). Die Zahl der Beteiligungen im TFG-Portfolio stieg damit auf insgesamt 88 Unternehmen. Der Wert des Portfolios entwickelt sich vor dem Hintergrund der hohen Abschreibungen sowie der Kursrückgänge börsennotierter Beteiligungen sehr zufriedenstellend. Der Net Asset Value gemäß der europäischen Venture-Capital-Vereinigung EVCA lag per 31.03.2001 bei 183,5 Mio. €. (und reduzierte sich gegenüber dem vierten Quartal des Vorjahr um 22,5 Mio. €.)

Eines der wichtigsten Ziele des Vorstandes bleibt auch in diesem Jahr, das Beteiligungsportfolio konsequent auszubauen. Da TFG nach wie vor über ausreichend Liquidität verfügt, nutzt das Unternehmen die derzeitige Stimmungslage, für weitere erfolgversprechende Investitionen. Damit ist die Gruppe gut für die Zukunft aufgestellt. Denn TFG rechnet schon bald wieder mit einer deutlichen Belebung des Verkaufsgeschäfts und kann dadurch die starke Stellung am Markt ausweiten.

www.tfg.de (wo ich es aber nicht gefunden habe, sondern auf wallstreet-online)

der gärtner

stephan - Sonntag, 13. Mai 2001 - 14:50
Habt Ihr Euch im Geschäftsbericht 2000 mal die Berechnung des NAV nach EVCA auf Seite 23 genauer angeschaut?

Hier wird doch sehr hoch gepokert. Der Wert der Beteiligungen muß zwangsläufig viel niedriger liegen als der NAV. In den Bewertungsrichtlinien wird klar gesagt, daß

1. Die Beteiligungen zu Einstandskosten angesetzt werden (Obwohl sich das Preisniveau dramatisch verschlechtert hat. O-TON TFG: Einkaufpreise gezehntelt!)

2. Bei jeder neuen Finanzierungsrunde aus, deren Hochrechnung sich ein höherer Wert für den TFG Anteil ergibt wird das gebuchte Beteiligungsvolumen erhöht! Diese Praxis ist unverantwortlich, da bei niedrigeren Bewertungen in einer Finanzierungsrunde nicht korrigiert wird!

3. Wenn ein Wertgutachten eines Wirtschaftsprüfer einen höheren Wert für die Beteiligung ausweist, wird dieses übernommen und der Buchwert erhöht. Wieder wird nur der positive Fall berücksichtigt.

Ich ziehe daraus das Fazit, daß nur bei Insolvenzen und den börsennotierten Beiteiligungen konsequent notwendige Berichtigungen vorgenommen werden.

Der momentan mögliche Wert des Beteiligungsportfolios könnte meiner Meinung bei einer Verkaufswertbezogenen Ansetzung eher bei 5 bis 7 als bei den zum Q1 genannten 16 Euro pro Aktie liegen.

Ich habe mich aus TFG verabschiedet. Bei einem Anlaufen der IPO-Maschine wird es zwar wieder Bewertungen über 30 Euro geben. Da ich aber nicht hinter diesem "Das wär schön gewesen" EVCA NAV stehen kann, warte ich bis TFG den Wert Beteiligungsportfolios vernünftig bilanziert.

Vielleicht habe ich hier mangels vertiefter Sachkenntnis auch zu sehr auf die Pauke gehauen. Aber eine Warnung im Stw-Team mußte jetzt mal raus. Hoffentlich könnt ihr meine negative Darstellung nicht bestätigen.

Noch einen schönen Sonntag

Stephan

stephan - Montag, 14. Mai 2001 - 15:06
Will keiner TFG verteidigen? Oder seht Ihr den Wert des Beteiligungsportefolios auch als deutlich zu hoch an? Damit könnte sich TFG die Werbung mit dem NAV auch sparen...

stw - Montag, 14. Mai 2001 - 18:55
Wie kommst Du auf die Idee, das nicht auch niedrigere Werte (zB einer neuen Finanzierungsrunde) von einzelnen Beteiligungen in den NAV eingerechnet werden ? Ich lese die betreffenden Erklärungen im GB jedenfalls etwas anders als Du. Sollte zB ein Wertgutachten einen niedrigeren Wert einer Beteiligung ergeben, so muß selbstverständlich wertberichtigt werden. Das sagen schon die GRundzüge ordungsgemäßer Buchführung und da sieht die Berechnung des NAV nach EVCA nicht anders auch. Wenn Du ganz sicher gehen willst, so sollten wir nochmal bei TFG nachfragen, aber es sollte mich sehr überraschen, wenn Du mit Deinen Thesen zur Berechnung des NAV recht hast.

Aber ganz abgesehen davon ist der NAV für mich nicht das entscheidende Argument für die TFG-Aktie. Der NAV ist eine fiktive GRöße und kann sich schnell ändern. Entscheidend ist, ob TFG in den kommenden Jahren mit ihrem Portfolio Erträge erwirtschaften werden, die man auch in der GuV ausweisen kann.

:-) stw

stephan - Montag, 14. Mai 2001 - 19:52
Hallo stw,

Also auf Seite 23 ist ausdrücklich immer nur von Werterhöhungen - nicht anpassungen die Rede. Vielleicht nur ein Mißverständnis.

Hier nocheinmal die, für mich, verdächtigen Passagen:

EVCA-Richtlinien

- Die nichtbörsennotierten Beteiligungen, bei denen eine Nachfinanzierungsrunde stattgefunden hat, bei der Dritte auf Basis einer deutlich höheren Bewertung (at arms length) maßgebliche Beiträge zugeführt haben wird die Beitrittsbewertung des neuen Investors angenommen.

- Wenn der Wert einer Beteiligung durch ein Wertgutachten einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ermittelt wurde und dieser Wert deutlich höher ausfiel als die Anschaffungskosten, wurde die Beteiligung mit dem höheren Wert des Gutachten bewertet.

Die Frage ist nur, ob bei den Angaben zum Wert des Beteiligungsportfolios Grundzüge ordnungsgemäßiger Buchführung ihre Gültigkeit haben. Diese Angaben laufen doch völlig abgekoppelt von der bilanztechnischen Buchführung!

Im Anhang an den Geschäftsbericht hat man durch detaillierte Angaben zu einigen wenigen Beteiligungsunternehmen die Möglichkeit, die optimistischen Bewertungsmaßstäbe der Beteiligungswertzuweisung nachzuvollziehen:

Neben Gentriqs (mittlerweile Insolvenz) wiesen noch Intitec und AUTODIGIT Software ein negatives Eigenkapital aus. Das kann durch bereits gesicherte Finanzierungsrunden durchaus normal sein, bei Konkurs dieser 2 Gesellschaften würden aber immerhin fast 6 Mio Euro Beteiligungswert verschwinden. Leider wurden nur zu 6 (von über 80) der nicht börsennotierten Beteiligungen Angaben zum EK gemacht. Rechtlich ist die TFG zwar nicht verpflichtet dieses zu tun, aber ich empfinde die Infopolitik doch als mangelhaft.

Da kann man auch nur die IR-Richtlinien auf Seite 71 zitieren:

"Unsere Informationspolitik führt nicht zu Marktbeeinflussung und hat keine negativen Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung unserer Beteiligungsunternehmen."

Schutz der Unternehmen bis zum Konkurs und der Aktionär erfährt so gut wie nichts über negative Entwicklungen!

Ich meine, daß es bei einer Investition in TFG wichtig ist, sich nicht, aber auch gar nicht am NAV zu orientieren! Da Du, stw, warten kannst bis die Preise für die jungen Firmen wieder anziehen, kannst Du Dich langfristig sicherlich auf eine gute Performance einstellen. Da hier aber auch der NAV nach EVCA als Bewertungsbasis erwähnt wurde, war es Zeit diesem fiktiven Wert seine wahre Bedeutung zuzuweisen. Er hat keine.

Gruss
Stephan

(Vielleicht sollte ich wirklich bei TFG anrufen; ich glaube aber, die wollen dann schnell das Gespräch beenden) ;)

stw - Montag, 14. Mai 2001 - 20:27
Frag doch zur Sicherheit wirklich mal direkt bei TFG nach. Die werden Dir sicherlich bereitwillig Auskunft geben und ich bin sehr gespannt auf die Antwort.

Es würde mich sehr wundern, wenn Du recht hat mit der Berechnung des NAV, weil dann wäre er tatsächlich absoluter Nonsens.

Aber wie schon gesagt: Für mich spielt dieser Wert ohnehin keine allzu große Rolle...

:-) stw

stephan - Freitag, 18. Mai 2001 - 21:59
Hallo stw,

Ich hatte tfg eine Mail zu dem Bewertungsproblem geschrieben. Hier die Antwort:

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Sehr geehrter Herr ...,

vielen Dank für Ihre Anfrage.

Wie Sie dem Geschäftsbericht entnehmen können, wird der NAV von uns nach den sehr konservativen EVCA Richtlinien ermittelt.

Börsennotierte Beteiligungen werden mit einem 25%igen Abschluss zum Stichtagskurs bewertet, vorbörsliche Beteiligungen zum Buchwert oder nach Wertgutachten. Dabei werden gemäß EVCA Standard positive wie negative Entwicklungen nach gleichen Kriterien berücksichtigt.

Mit freundlichen Grüssen
Andrea Lengeling
Investor Relations

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Da mir diese Antwort nicht konkret genug war, habe ich auf der Homepage der EVCA (www.evca.com) die Richtlinien gesucht und gefunden. Die Richtlinien wurden im März 2001 neu verabschiedet. Leider kann ich dadurch nicht beurteilen, ob TFG's Richtlinien der Urform der EVCA Standards entsprechen.

Die neuen Richtlinien laut EVCA sind jedenfalls durch Ihre ausdrückliche Erwähnung von positiven und negativen Wertberichtigungen viel besser als die im Geschäftsbericht 2000 zitierten Richtlinien. Meine Bedenken über die Bewertung bei TFG bleiben bestehen. Die Richtlinien auf Seite 23 des GB wirken wie eine schlechte Übersetzung der EVCA Richtlinien mit den Drehungen und Windungen an den entscheidenen Stellen.


Den neuen Richtlinien hängt TFG jedenfalls meilenweit hinterher. Denn dort werden als Minimalpublizitätspflicht (Level One Portfolio Reporting) für alle Investoren folgende Informationen zu jeder einzelnen Beteiligung (!!!) gefordert:

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- a statement as to whether the EVCA Valuation Guidelines are being applied;
- a statement as to whether the investment is quoted or unquoted;
- a statement of which valuation methodology is being applied and reasons for such choice;
- cost and date of the initial investment, and subsequent financings where applicable;
- date and amount of the latest round of financing and the resulting percentage and valuation of the fund’s investment, and an indication as to whether the round was provided by an independent third party, strategic investor or otherwise;
- change in valuation over prior 2 valuation exercises;
- where applicable, a statement as to the effect of the difference between the currency of the investment and the currency of the fund, using the exchange rate applicable on the last day of trading of the relevant period.

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Zudem stellt die EVCA die Transparenz der Wertentwicklung der Beteiligungen für die Investoren an erster Stelle. Also übermäßig informiert fühlt sich doch wohl kein TFG-Aktionär, oder?
Falls die neuen EVCA-Standards im Halbjahresbericht nicht implentiert werden, würde ich hier die Reißleine ziehen.

Bis dahin werde mich nicht weiter mit der Geschichte beschäftigen, da ich ja kein Eigentümer mehr bin und nichts davon habe hier stw's Musterdepot Wert schlecht zu machen...

Gruß
Stephan

EVCA Richtlinien unter http://www.evca.com/pdf/VALUATION.pdf

Interresant finde ich die Fragen von Herrn Stiehe bei der HV:
http://www.tfg.de/hv/Fragen/Frage%203%20Stihe.ram
Und die Antwort:
http://www.tfg.de/hv/Antworten/Antworten%203.ram

Die anderen Beiträge waren mir dann doch zu lang, aber die 10 Min. für die beiden Links konte ich doch noch aufbringen

gärtner - Samstag, 19. Mai 2001 - 09:47
Hejsan,

beim Stöbern fand ich auf http://www.finanzen.net den Hinweis, dass gastrofix am 30. Juni erstmals am Neuen Markt gehandelt wird. TFG ist mit 31 % (knapp 5.7 Mio €) an gastrofix beteiligt.
Leider fand ich weder auf der tfg- noch auf der gastrofix-homepage (http://www.gastrofix.com) eine Bestätigung für den Termin des Börsengangs.
In Anbetracht der "Verstopfung" bei Neuemissionen wäre es schon interessant, wenn ein (erfolgreiches) IPO gelingen könnte ...

der gärtner

stw - Samstag, 19. Mai 2001 - 15:16
"Dabei werden gemäß EVCA Standard positive wie negative Entwicklungen nach gleichen Kriterien berücksichtigt."

Aber diese Antwort ist doch eindeutig, stephan. Bestätigt ein Wertgutachten (oder eine neue Finanzierungsrunde zu schlechteren Konditionen) einen niedrigeren Unternehmenswert, so fliesst diese negative Entwicklung in die Berechnung des NAV ein.

Die von Dir zitierten neuesten Richtlinien der EVCA finde ich fast schon unzumutbar für die Beteiligungsgesellschaften. Die müssten ja demnach komplett ihre Geschäfte offenlegen. Das wäre natürlich nicht nur im Sinne der Aktionäre, sondern auch im Sinne der Wettbewerber ihrer Beteiligungen. Das kann es ja dann auch nicht sein...

Von einem Gastrofix-Börsengang ist mir nichts bekannt, das ist wohl eine Falschinformation...

:-) stw

stephan - Sonntag, 20. Mai 2001 - 17:36
Das ganze ist eben eine Vertrauenssache. Ich habe TFG mit dem Informationen verglichen, die ein Bekannter von einem geschlossenem Early Stage Fonds erhält. Da gibt es quartalsweise genaueste Informationen zu allen Beteiligungen. Zudem wurde dort trotz einer deutlich höheren Bewertung (mehr als das 10fache) in einer neuen Finanzierungsrunde einer Beteiligung, der Wert des eigenen Anteils nicht erhöht. Es wurden strategische Gründe für den Einstieg des neuen Investors vermutet, und man wollte weiterhin nur den wirtschaftlichen Wert angeben. Natürlich ist der Kreis der zu Informierenden mit kaum 50 Fonds-Eignern fast schon familär und somit vertrauenswürdiger.

Ich bin mal gespannt, was da noch positives im Portfolio bei TFG schlummert. Hoffentlich ein paar IPO-Kanidaten, die durch dynamisches Gewinnwachstum glänzen. Aber ich werde nicht darauf wetten.

Ich wette lieber darauf, daß die Menschheit weiterhin überflüssigen Haarwuchs bekämpfen will (Gillette). Leider ist das wie beim TOTTO: Für die Favoriten sind die Gewinnchancen groß und die Ertragsmöglichkeiten gering.

Gruss an alle Abenteurer (Venture=Abenteuer)
Stephan

stw - Sonntag, 20. Mai 2001 - 22:12
@stephan

Du darfst die Berichterstattung eines geschlossenen Fonds mit nur wenigen Fonds-Eignern nicht vergleichen mit einer Publikumsgesellschaft wie TFG. Das ist wirklich etwas ganz anderes.

Auf der TFG-WebSite gibts wie schon erwähnt alle wesentlichen Passagen der TFG-HV als Videos. Wer einen näheren Eindruck von den Vorständen gewinnen will, dem kann ich diese Sequenzen nur ans Herz legen. Für mich sind Leschke und Stallmann absolut vertrauenswürdig und ich stehe voll hinter ihrer langfristig ausgerichteten Strategie. Die Krise unter den dt. VC-Gesellschaften ist allgegenwärtig, aber ich traue TFG nach wie vor zu, gestärkt aus dieser Krise hervorzugehen.

:-) stw

stephan - Montag, 21. Mai 2001 - 18:03
Wenn man Wallstreetonline glauben darf, ist der erste IPO, wie auf der HV angekündigt, geglückt:

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Die SDax-notierte Beteiligungsgesellschaft TFG Venture Capital hat eine neue Erfahrung gemacht. Erstmals begleitete das Marler Unternehmen einen Börsengang im Ausland. Mit einer lokalen Bank hat die TFG die Emission des Finanzdienstleisters IndoExchange im indonesischen Jakarta erfolgreich an die Börse gebracht. Im Zuge der Emission hat sich TFG nicht von seiner eigenen Beteiligung an der IndoExchange getrennt, sondern sich vielmehr zu einer Haltefrist von acht Monaten verpflichtet. Die indonesische Beteiligung ist dort führender Online-Anbieter von Finanzinformationen und weist monatlich rund 10 Mio. Nutzer aus.

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Gruß
Stephan

stephan - Montag, 21. Mai 2001 - 19:17
Indoexchange Dotcom Tbk (INDX)
(das indonesische onvista, nur sehr viel simpler)
www.indoexchange.com

Emmisionskurs war: 125 Rp
1. Kurs am 17.05: 140 Rp
Kurs am 21.05: 90 Rp

Es wurden 250 Millionen Aktien zum Kauf angeboten.
TFG hatte im Dezember noch knapp über eine halbe Mio Euro für einen 5,04 % Anteil bezahlt.

Das Unternehmen hat geradeeinmal 87.000 registrierte Benutzer!!!!!

Gruß
Stephan

stw - Dienstag, 22. Mai 2001 - 21:49
Also diese Beteiligung ist es vom Volumen her fast nicht wert, dass man sich Gedanken darüber macht. Die wurde wohl nur eingegangen, um erste Erfahrungen mit den asiatischen Kooperationspartnern zu sammeln. Wirklich nicht der Rede wert und so wurde dieses IPO von TFG auch nicht als solches verkauft, zumal man ja die eigenen Anteile noch 8 Monate halten muss.

:-) stw

stephan - Dienstag, 22. Mai 2001 - 22:09
Du hast recht, stw. Indoexchange spielt für TFG keine Rolle. Und nach meinem kurzen, oberflächlichen Eindruck ist das auch ganz gut so.

avalon - Donnerstag, 31. Mai 2001 - 09:51
Der Call auf den NM ohne Zeitwertverlust genannt TFG macht seinem Wesen ja wieder alle Ehre.

Über 20% Verlust in wenigen Tagen, das ist fast identisch mit einem langlaufenden NM 50 Call.

Das nächste Mal wenn ich in Urlaub fahre und steigende Kurse "befürchte" kaufe ich mir die..........."g"

Avalon

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