Diskussionsforum der stw-boerse: Deutsche Nebenwerte: OnVista AG
zwidzeilenleser - Freitag, 20. April 2001 - 23:01
Hallo zusammen !

Bei der Suche nach wenig beachteten Nebenwerten bin ich auf die OnVista AG gestoßen. Hier meine Analyse.

Die OnVista AG aus Köln ist ein Anbieter von Börsen- und Finanzinformationen im Internet. Das Unternehmen betreibt einerseits die Website onvista.de, andererseits vermarktet es Börsen- und Finanzinformationen an Dritte. In der OnVista AG sind mit der Internet- und der Finanzbranche (Stichwort: steigendes Interesse am Thema Geldanlage und Altersvorsorge) zwei absolute Wachstumsbranchen vereint.

Zu den wichtigsten auf der Website onvista.de angebotenen Informationen gehören die Tools zu Aktien, Neuemissionen, Fonds, Optionsscheinen, Zertifikaten und News. Dabei liegt der Schwerpunkt eindeutig auf der Darstellung quantitativer Daten. Diese basieren größtenteils auf externen Daten, die mit Hilfe der von OnVista produzierten Anwendungen dargestellt und analysiert werden können.

Die Erlöse generiert das Unternehmen aus insgesamt drei unterschiedlichen Quellen. Wichtigste Umsatzquelle ist die Lizensierung von eigenen Tools an Dritte, beispielsweise Direkt-Broker und Banken. Dieser Geschäftsbereich hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 53 % der Umsätze generiert. Weiterhin vermarktet OnVista die Werbeflächen der eigenen Website. Hiermit wurden letztes Jahr 41 % der Erlöse erwirtschaftet. Die restlichen 6 % des Umsatzes kommen größtenteils aus dem Bereich e-Commerce und hierbei insbesondere durch die Vermarktung von Zertifikaten.

Im Geschäftsjahr 2000 hat die OnVista AG insgesamt 8,24 Millionen Euro umgesetzt. Dies entsprach einer Steigerung im Vergleich zum Vorjahr von 594 %. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen EBIT erreichte 200.000 Euro, der Jahresüberschuss betrug 311.000 Euro. Auch der Cash-Flow aus der laufenden Geschäftstätigkeit war mit 3,18 Millionen Euro deutlich positiv. Nicht jedes Internet-Unternehmen muss also zwangsläufig ein Cash-Burner sein.

Was diese nüchternen Zahlen allerdings verbergen ist die dynamische Steigerung der Quartalsumsätze während des Geschäftsjahres (Q1: 0,899 Mill. Euro; Q2: 1,649 Mill. Euro; Q3: 2,131 Mill. Euro; Q4: 3,558 Mill. Euro). Auch die Veränderung des operativen Ergebnisses EBIT ist läßt aufhorchen ( Q1: -0,559 Mill. Euro; Q2: -0,331 Mill. Euro; Q3: -0,039 Mill. Euro; Q4: +1,129 Mill. Euro). Damit hat OnVista im vierten Quartal 2000 erstmals operativ die Profitabilität erreicht. Die EBIT-Marge lag bei beachtlichen 31,7 %.

Wie schon oben angedeutet ist ein Großteil der Daten quantitativer Art. OnVista möchte sich dies zukünftig bei der europaweiten Expansion zu Nutze machen. Die Daten können mit relativ geringem Aufwand international angeboten werden, nur die Sprache muss angepasst werden. So kann die geplante internationale Expansion relativ kostengünstig durchgeführt werden.

Das Geschäftsmodell von OnVista ist leicht skalierbar und durch hohe Fix- und geringe variable Kosten gekennzeichnet. Dies betrifft sämtliche Geschäftsbereiche des Unternehmens. Damit ähnelt es Ertragsmodellen von Software-Anbietern und läßt weiterhin hohe Margen erwarten.

Außerdem sind die Erträge des Unternehmens durch den hohen Anteil von Lizenzkunden sehr gut im voraus planbar, da jeden Monat Lizenzeinnahmen anfallen. Somit sind Umsätze und Gewinne wie im vierten Quartal 2000 praktisch schon für jedes zukünftige Quartal relativ sicher. Hinzu kommen zusätzliche Umsätze und Gewinne durch neue Lizenzkunden im In- und besonders auch Ausland.

Auch dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, wann der Online-Werbemarkt sich wieder erholt, da im letzten Jahr in Deutschland nur ca. 1 % aller Werbeausgaben im Internet getätigt wurden.

Going-Public erwartet einen Umsatz von 19,5 Millionen Euro in 2001 und 30 Millionen Euro in 2002. Der Gewinn pro Aktie soll 0,50 Euro in 2001 und 0,95 Euro erreichen. Wie ich finde absolut realistische Schätzungen. Das KGV würde bei einem Kurs von 11,90 Euro bei 13,2 liegen. Und dass bei einem Wachstum von deutlich über 50 %.

Fazit: Meiner Meinung ist OnVista ein sehr solides profitables Unternehmen mit einer großen Wachstumschancen.

Was meint Ihr ?

Gruß

ZwischendenZeilenLeser

prof_b - Freitag, 20. April 2001 - 23:37
Immerhin mal ein Unternehmen das im abgelaufenen Geschäftsjahr Gewinne gemacht hat.

- Das Geschäftsmodell klingt trotzdem ziemlich risikobehaftet.
- Chart könnte eine Bodenbildung vollziehen, aber Abwarten!
Prof

stw - Samstag, 21. April 2001 - 16:46
ICh bin etwas skeptisch bzgl. Onvista aus folgenden Gründen:

"Auch dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, wann der Online-Werbemarkt sich wieder erholt"
Das sehe ich nicht so positiv, ich weiß aus eigener Erfahrung mit der früher auf stw-boerse geschalteten Werbung, wie niedrig die Klickraten sind. Ich denke, Internetwerbung wird niemals eine wirklich wichtige Rolle im Werbemarkt spielen.

Zum positiven Ergebnis: Ich habe mir die GuV nicht angeschaut, aber ist es nicht so, dass Onvista ein positives Finanzergebnis hat, welches den Jahresüberschuss schönt ?

Das reale KUV ist mir einfach zu hoch, ich glaube nicht, dass der Umsatz innerhalb der nächsten Jahre in wirklich neue Dimensionen wachsen kann, die diese Bewertung rechtfertigen würde.

:-) stw

zwidzeilenleser - Samstag, 21. April 2001 - 18:06
Ich glaube schon, dass die Online-Werbung in naher Zukunft allein schon auf Grund des Basiseffekts weiter an Bedeutung gewinnen wird. Und vermutlich werden besonders die großen "Special Interest"-Websites davon profitieren. Bei OnVista kommt noch die europaweite Expansion als Wachstumstreiber hinzu. Die Website in GB ist seit kurzem online.

Die von mir angeführten Ertragszahlen sind EBIT-Ergebnisse (Ergebnis vor Zinsen und Steuern). Die Zinserträge aus dem Börsengang sind also schon herausgerechnet.

Gruß

ZwischendenZeilenLeser

chinaman - Montag, 21. Mai 2001 - 11:57
Quelle: WO
Onvista: Rote Zahlen ohne Schockeffekt



Auslandsinvestitionen drücken das Onvista-Ergebnis wie vom Unternehmen erwartet ins Minus. Bei einem Umsatz von 3,07 Mio. Euro weist der Internet-Dienstleister einen Verlust von 0,19 Mio. Euro aus. Der Umsatz steigt im Vergleich zum Vorjahresquartal um 241%, der Verlust verringert sich im Vergleich leicht.

Noch kann Onvista im Ausland keinen Umsatz erzielen, hat aber Anlaufinvestitionen durchzuführen, um europäisch zu expandieren. Das ausländische Geschäft soll „einen siebenstelligen Euro-Betrag zum Gesamtumsatz beitragen“, sagt Onvista-Pressesprecherin Anja Seipp auf Nachfrage von w:o. Der Gesamtumsatz der AG soll 20 Mio. Euro betragen. Die genaue Höhe hänge vom Tempo ab, dass man bei der Auslandsexpansion vorlege. Dabei wird "die Expansionsgeschwindigkeit von der Finanzierbarkeit aus dem laufenden Geschäft abhängig gemacht".

Vorstand Michael Schwetje plant „eine deutliche Verbesserung der Profitabilität gegenüber dem Vorjahr“. 2000 haben die Kölner einen Umsatz von 8,2 Mio. Euro und einen Rohgewinn (Ebitda) von 1,2 Mio. Euro erwirtschaftet. Bei der aktuellen Umsatzplanung sollte sich daher das EBITDA auf mindestens 3 Mio. Euro belaufen. Dann wäre in Prozent die Profitabilität des Vorjahres erreicht. Nach Steuern hat Onvista im letzten Jahr 0,3 Mio. Euro erwirtschaftet. Hier lautet das Ziel daher mindestens rund 0,75 Mio. Euro.

Im Vergleich dazu wird das Unternehmen bei 6,7 Mio. ausstehenden Aktien mit 87 Mio. Euro bewertet, mehr als das Vierfache der diesjährigen Umsatzerwartung.

Autor: Michael Barck, 09:51 21.05.01

chinaman - Donnerstag, 16. August 2001 - 13:23
Onvista: Die befürchtete Gewinnwarnung ist da (WO)

Das Unternehmen leidet unter Abschreibungen auf Internet-Beteiligungen sowie unter schwachen Umsatzwachstum

Der Internet-Content-Anbieter Onvista warnt vor einem deutlichen Verlust im laufenden Jahr. Damit bestätigt sich, was wallstreet:online bereits am 14. August gemeldet hat: Die Kölner leiden unter ausbleibenden Umsätzen sowie Abschreibungen auf Beteiligungen.

Nach vorläufigen Zahlen liegt der Umsatz von Onvista im ersten Halbjahr bei 6,25 Mio. Euro, davon 3,18 Mio. Euro im ersten Quartal. Der Verlust explodiert im zweiten Quartal auf Grund der genannten Umstände auf 5,38 Mio. Euro; im gesamten ersten Halbjahr fallen 5,54 Mio. Euro Verlust an. Allein 3,21 Mio. Euro sind dabei auf Abschreibungen auf Internet-Beteiligungen zurückzuführen. Damit setzt das Unternehmen eine länger gestellte Forderung diverser Analysten in die Tat um.

Onvista spürt nicht nur die Konjunkturflaute im Inland, auch die internationale Expansion scheint nicht so voranzukommen wie geplant. Als Konsequenz will man sich nun von Aktivitäten trennen, die nicht zum Kerngeschäft gehören. Dazu dürfte unter anderem ein Verkauf der Beteiligungen gehören, die abgeschrieben wurden. Kosteneinsparungen und die Drosselung des europäischen Expansionstempos sollen helfen, das Schiff wieder auf Kurs zu bringen.

Für das gesamte Jahr erwartet der Vorstand nur noch einen Umsatz zwischen 13 und 14 Mio. Euro, nachdem man noch Ende Mai von rund 20 Mio. Euro ausging. Von einer Steigerung der Profitabilität des Konzerns im Vergleich zum Vorjahr kann nun auch keine Rede mehr sein. Zwischen 6,5 und 7 Mio. Euro Verlust fallen nach Schätzungen des Onvista-Managements im laufenden Jahr an. Damit steht fest, dass auch das zweite Halbjahr keinen Sprung in die schwarzen Zahlen bringen wird, der nun für 2002 angepeilt wird.

Ein paar Details zur Kurspflege liefern die Kölner allerdings gleich mit. Der Buchwert je Aktie betrage knapp 6 Euro, die Liquidität liegt mit 29 Mio. Euro bei mehr als der Hälfte des Unternehmenswertes. Fakten, die zwar das Kursrisiko minimieren, die Aktie aber erst einmal kaum davor bewahren dürften, in einen Topf mit den anderen Internet-Werten geworfen zu werden. Und die sind an der Börse derzeit out.

Autor: Michael Barck, 09:05 16.08.01

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