Diskussionsforum der stw-boerse: Deutsche Nebenwerte: VMR: Archivierte Beiträge bis 16. Januar 2001
chinaman - Samstag, 2. September 2000 - 03:41
Also irgendwie ist mir der Drive verloren gegangen, aus unserer Idee hier im Bereich der Beteiligungsgesellschaften eine Art "Center of Competence hier aufzubauen". Ich starte deshalb nochmal (letztmals ?) einen Versuch hier eine weitere Beteiligungsgesellschaft zur Diskussion zu stellen: VMR. Hier deshalb das tagesaktuelle Analyseupdate von Performaxx zu diesem Wert.

:-)
Gruß
Chinaman

VMR: KGV von 2 in 2003?!

01.09.2000
Es ist ruhig geworden um VMR. Seit unserem letzten Update (Performaxx! Ausgabe 16/00 vom 02.07.00) pendelte der Kurs in einem Korridor zwischen 32 und 37 Euro und steht aktuell bei 34 Euro. Dabei gibt es fundamental durchaus einiges zu berichten:


Gold-Zack verkauft ihre verbleibenden VMR-Aktien (26.07.2000)

Nun ist auch die letzte gesellschaftsrechtliche Verbindung zwischen VMR und Gold-Zack abgebrochen. Zahlreiche Kommentatoren äußerten, daß es nun mit der VMR-Aktie aufwärts gehen müsse. Es wurde allgemein behauptet, daß der Zank zwischen VMR und Gold-Zack, der auf den Aktienkurs drückte, nun beseitigt ist. Der Interessenkonflikt besteht im Grunde darin, daß die Unternehmen ähnliche und damit konkurrierende Leistungen anbieten. Zudem kam es vermutlich zum Zerwürfnis zwischen den Gold-Zack- und VMR-Vorständen, was auch zum feindlichen Übernahmeangebot für VMR im Herbst letzten Jahres führte. Beides wurde wahrscheinlich von potentiellen Investoren als kontraproduktiv eingeschätzt und die VMR-Aktie verschmäht. Wir konnten der Verbindung von Gold-Zack und VMR auch Positives abgewinnen. So wurde die jeweils andere Gesellschaft zu Co-Investments eingeladen und VMR erhielt von Gold-Zack regelmäßig Researchaufträge. Auch die Fonds von VMR dürften von Zeit zu Zeit durch bevorrechtigte Zeichnung von Gold-Zack-IPOs gedopt worden sein.

Die 20%, die Gold-Zack zuletzt an VMR hielt, wurden an die Schweizer Naissance veräußert. Die Gesellschaft ist, wie VMR auch, im Private-Equity-Geschäft tätig. Wir vermuten, daß sich die VMR-Vorstände und der Naissance-Vorstand Breiding gut aus der gemeinsamen Tätigkeit beim früheren Arbeitgeber Bank Julius Bär kennen. VMR sieht in der Verbindung zu Naissance die Möglichkeit, sich verstärkt als private Equity-Player hervorzuheben.


Börsengang des VMR-Portfoliounternehmens Adphos (01.08.2000)

Die fünffach überzeichnete Aktie sorgt bei einem derzeitigen Kurs von 50 Euro (+100% seit Emission) für stille Reserven in Höhe von 20 Mio. Euro bei VMR. Dieser Börsengang beendet hoffentlich die Serie von katastrophalen Börsenstarts wie die der Portfoliounternehmen Comtelco (-77% seit Emission), Sequenom (-75%), Travel24 (-60%) oder Matchnet (-40%). Trotz der schlechten Börsenstarts muß festgehalten werden, daß VMR bei diesen Gesellschaften zu günstigen Konditionen eingestiegen ist und dadurch bei einer Veräußerung immer noch Gewinne einstreicht. Dem Image zuträglich sind solche Flops nicht. Allerdings trägt bei VMR das Beteiligungsgeschäft nur die Hälfte zu den Erträgen bei. Das Asset-Management liefert weiterhin stabilere Einnahmen.


10%-Kapitalerhöhung (21.08.2000)

675.000 neue Aktien wurden bei einem geheimnisvollen, namhaften deutschen institutionellen Anleger plaziert. Zweck der Kapitalerhöhung ist nicht die Liquiditätserhöhung, sondern die Bindung zwischen diesem Investor und VMR. Aus Sicht von VMR dient diese Bindung dazu, bedeutende Beiträge zur Verbesserung des Netzwerkes an Kontakten herzustellen. Auf Nachfrage erklärt uns VMR, daß die Beteiligung des neuen Investors etwa so bedeutend ist wie die des renommierten Bankhauses Lampe an Gold-Zack. Durch die Kapitalerhöhung stieg die Anzahl der Aktien auf 7,425 Mio. Das Ausmaß der 10%-Kapitalverwässerung stufen wir zunächst als akzeptabel ein. Ob sich die Maßnahme gelohnt hat, wird sich auch nur indirekt und mittelfristig zeigen. Ein Teil der Verwässerung wird durch das Aktienrückkaufprogramm, das in den nächsten Monaten starten soll, ausgeglichen.


EPS 2,09 Euro im 1. Halbjahr 2000 (29.08.00)

Das entspricht einer Steigerung gegenüber dem Vorjahreszeitraum um mehr als 200%. Damit ist das vom Vorstand in Aussicht gestellte EpS für 2000 von (verwässerungsbereinigten) 2,45 Euro je Aktie fast erfüllt. Wir sind der Auffassung, daß mindestens 2,80 Euro erreicht werden. Falls sich das Börsenklima sehr gut entwickelt, halten wir bis zu 3,50 Euro Gewinn je Aktie für möglich. Die Zahlen haben uns vor allem deshalb überrascht, weil wir aufgrund des negativen Börsenumfeldes im 2. Quartal nur mit kleinen Gewinnen gerechnet haben.


Empfehlung

Aufgrund der im 2. Quartal erreichten guten Ergebnisse im bekannt schlechten Umfeld und den neuen strategischen Partnern halten wir bei VMR auch weiterhin ein starkes Gewinnwachstum über 100% p.a. für wahrscheinlich. Mit einem KGV 2000 von 13,7 und KGV 2001 von 8,4 ist VMR günstig bewertet. Bedenken Sie jedoch, daß fast alle Finanzdienstleister niedrige KGVs hinnehmen müssen, vermutlich auch, weil die Börse deren Geschäftsmodelle viel besser versteht als von mancher „Dot-Com-Bude“. Egal, wie niedrig das KGV ist, wenn sich der Gewinn verdoppelt und das KGV dabei konstant bleibt, verdoppelt sich auch der Kurs. Also: VMR weiterhin übergewichten.

Curtis Schneekloth

Der Autor hält Anteile am besprochenen Unternehmen.

© 2000 Performaxx AG

stw - Sonntag, 3. September 2000 - 15:21
Dieser Artikel beschreibt die Situation um VMR sehr treffend wie ich finde. Da hat es doch für meinen Geschmack zu viele imageschädigende Looser-IPOs gegeben in diesem Jahr. Diese Imageschäden werden sich längerfristig auch auf das Ergebnis auswirken, ich glaube (im Gegensatz zu dem Autor des o.g. Artikels) nicht an ein 100%-Wachstum auch in den nächsten Jahren. Gerade die bisher phänomenal performenden Fonds von VMR haben ihren Nimbus verloren und erscheinen sogar hir und da auf Verliererlisten. Das niedrige KGV ist für mich kein Grund zum Einstieg, da dieses niedrige KGV momentan für sehr viele Finanzdienstleister gilt.

:-) stw

chinaman - Montag, 4. September 2000 - 14:00
Sehe ich prinzipiell ähnlich wie Du. Im Prinzip fühle ich mich mit DBAG und Sparta sehr gut positioniert bezüglich deutschen Beteiligungsgesellschaften. Wenn ich je eine dritte in Erwägung ziehen sollte, wäre dies eher TFG oder Gold-Zack.

:-)
Gruß
Chinaman

chinaman - Montag, 2. Oktober 2000 - 13:29
Zu VMR gibt es neue Nachrichten:

:-)
Gruß
Chinaman


Schwalbach, 29.08.2000

Die Value Management & Research AG und Directa SIM haben ein Joint Venture zur Gründung eines Online Brokers in
Deutschland geschlossen.

Directa SIM, mit Sitz in Turin, wurde 1995 gegründet und war der 1. Online Broker Italiens. Mit einem
Transaktionsvolumen von EUR 13 Mrd. und 1,55 Millionen Transaktionen im 1. Halbjahr 2000 ist das Unternehmen laut
einer J.P.Morgan Studie der 6. größte europäische Online-Broker.

stw - Dienstag, 3. Oktober 2000 - 16:03
Wie seht Ihr das ? Ich bin da sehr skeptisch. Wozu brauchen wir in Deutschland noch den 8. oder 9. Online-Broker ? Wo sollen da die Alleinstellungsmerkmale sein. Dieser Markt wird in den nächsten Jahren durch ruinöse Preiskämpfe gekennzeichnet sein, ähnlich wie beim Mobilfunk heute. ICh würde die Hände weglassen von den Online-Brokern, die sind alle immer noch viel zu hoch bewertet meiner Meinung nach.

:-) stw

chinaman - Mittwoch, 4. Oktober 2000 - 04:07
Bezüglich der Online Broker bin ich absolut Deiner Meinung, stw. Typischer Fall von Modeaktien. Folglich auch kein Kaufargument für VMR. Wenn ich noch eine weitere Beteiligungsgesellschaft für mein Depot in Erwägung ziehen sollte, wäre dies TFG oder Gold-Zack. Aber ich zögere schwer, schließlich habe ich mit DBAG, Valora, Sparta, Helvetic Star und BB Biotech ja schon 5 Beteiligungsgesellschaften im Depot.

:-)
Gruß
Chinaman

chinaman - Mittwoch, 6. Dezember 2000 - 14:31
Mein Vertrauen in performaxx hat zwar etwas unter deren EM.TV Debakel gelitten, nichts desto trotz verfolge ich deren Research weiter. Zu VMR ist heute eine aktualisierte Einschaetzung erschienen.

:-)
Gruß
Chinaman


VMR: Der Tag danach

05.12.2000
Aktuelles Urteil: übergewichten (unverändert)
Letztes Update: 03.11.2000

Aktueller Kurs: 11,01 Euro
Marktkapitalisierung: 81,75 Mio. Euro

KGV 2000/01: 4,4 / 3,7

Die geplante Fusion zwischen VMR und Knorr Capital ist also gescheitert. Der offiziell verlautbarte Grund ist der Kursverfall sowohl der Knorr- als auch der VMR-Aktie. Diese hätten signalisiert, daß die Aktionäre die Fusion nicht wollen. Jedoch gibt es noch weitere Aspekte, die zum Scheitern führten. Zwischen den Unternehmen gab es wohl auch einen Konflikt um das Verhältnis, in dem die VMR- und Knorr-Aktionäre am neuen Unternehmen beteiligt sein sollten. Es war ursprünglich ein Verhältnis von 55 (Knorr): 45 (VMR) vorgesehen. Die Vorstandsvorsitzenden der beiden Unternehmen Homm und Knorr waren jeweils der Ansicht, daß ihren Aktionären ein größerer Anteil an der neuen Gesellschaft zustünde. Dieser Zwist ist aber wohl eher unbedeutend.

Vielmehr spielen andere Aspekte eine große Rolle. Knorr soll eigene Aktien nach Bekanntgabe der Verschmelzung zur Kursstützung gekauft haben. Weiterhin soll eine Kapitalerhöhung bei Knorr größtenteils durch eigene Mitarbeiter getragen worden sein. Außerdem soll Knorr VMR nahegelegt haben, die Knorr-Aktien in die von VMR verwalteten Fonds aufzunehmen, um so den Kurs zu stützen.

Diese höchst bedenklichen Vorfälle mögen zwar unter Umständen keine rechtlichen Konsequenzen nach sich ziehen, VMR hat jedoch keine andere Wahl, als sich von Knorr zu distanzieren. Denn welcher Fondsanleger will nicht sein Geld eher objektiv investiert anstatt es als Stütze des Aktienkurses von nahestehend Firmen verwendet wissen? Dieses Vertrauen ist quasi die Geschäftsgrundlage von VMRs Asset-Management. Das Scheitern der Fusion nach den Vorfällen ist daher nicht sehr bedauerlich.


Warum der Kurseinbruch bei VMR?

Es gibt mehrere Gründe für den niedrigen Aktienkurs. Zum einen kann sich die Aktie nicht der allgemein schlechten Marktstimmung entziehen. Zum anderen erschwert das negative Börsenumfeld das Beteiligungsgeschäft. Auch dies wird durch den Markt antizipiert. Ein weiterer Grund für den Kursrückgang in den letzten Monaten ist das zusätzliche Angebot von rund 20%der VMR-Aktien, die durch Jellyworks und der Nachfolgefirma Shore Capital auf den Markt geworfen wurden. Laut VMR-Vorstand Homm ist der Grund für die Veräußerung darin zu suchen, daß die Beteiligung an VMR keine strategische Bedeutung für Shore Capital mehr hat.


Was dem Aktionär bleibt

Es bleiben die nach wie vor guten Fundamentals bei VMR. Im Asset-Management werden nach den letzten Daten 1,25 Mrd. Euro verwaltet. Zur Vereinfachung kann man nach Abzug von Kosten mit einem Gewinn von 1% des verwalteten Vermögens rechnen. Da das Kapitalanlagegeschäft relativ stetigen Erfolg erzielt, scheint es gerechtfertigt, diesen Gewinn als nachhaltig erzielbar anzusehen. Zinst man ihn mit einer geforderten Eigenkapitalrendite von 10% ab, dann wäre der faire Wert des Asset-Managements bei VMR 125 Mio. Euro.

VMR hält nach wie vor eine Beteiligung von ca. 63% am Virtuellen Emissionshaus (VEM). VEM ist sehr gut mit der börsennotierten Net.ipo vergleichbar, die es auf einen Börsenwert von ca. 112 Mio. Euro bringt. Der Anteil von VMR könnte demnach ca. 70 Mio. Euro wert sein. Beim Vergleich mit der derzeitigen Marktkapitalisierung in Höhe von rund 82 Mio. Euro wird die starke Unterbewertung von VMR deutlich. Dabei sind nicht einmal die rund 30 anderen Beteiligungen mit einem Anschaffungswert von 35 Mio. Euro berücksichtigt. Wir bleiben daher bei unserem Urteil übergewichten.

Curtis Schneekloth

© 2000 Performaxx AG

Hinweis: Der Autor hält Aktien von VMR.

prof_b - Mittwoch, 6. Dezember 2000 - 14:42
Habe mir spaßeshalber mal den Chart angesehen: Natürlich das übliche "Bodenbildung abwarten!"
Seit der performaxx-Empfehlung am 01.09. hat sich der Kurs mindestens halbiert ...
CU Prof

chinaman - Mittwoch, 27. Dezember 2000 - 10:58
VMR erwischt es weiterhin übel; Kurs sinkt heute deutlich unter 9 EUR. Weitere 18% Verlust ! Hier die performaxx Meldung zum Kursdebakel.

:-)
Gruß
Chinaman


VMR: Ertragsrevision und Aktienrückkauf
27.12.2000

Aufgrund des verschlechterten Kapitalmarktumfeldes für junge
Wachstumsunternehmen und im Sinne konservativer
Bilanzierungspolitik hat sich VMR dazu entschlossen, im
Jahresabschluß 2000 Abschreibungen auf das
Beteiligungsportefeuille in Höhe von 22 Mio. EUR vorzunehmen.
Nach diesen Abschreibungen wird die Gesellschaft für das
Geschäftsjahr 2000 voraussichtlich einen Gewinn pro Aktie von
ca. 1 EUR erzielen. Sollte das derzeitig schlechte Börsenumfeld
weiter anhalten, kann die Gesellschaft nicht ausschließen, daß
auch im neuen Geschäftsjahr ein geringerer Ertrag als bisher
prognostiziert erzielt wird.
Trotz Abschreibungen, verfügt VMR nach wie vor über eine sehr
solide Bilanzstruktur und eine hohe Liquidität. Die Gruppe hält
zur Zeit börsennotierte Wertpapiere im Volumen von ca. 50 Mio. EUR
bei aktuellen Kursen. Zusätzlich beträgt der Nettobestand an
liquiden Mitteln (nach Abzug der Bank- und
Steuerverbindlichkeiten) zur Zeit rund 15 Mio. EUR. Allein diese
zwei Posten (börsennotierte Wertpapiere und liquide Mitteln)
summieren sich auf über 8 Euro pro VMR Aktie.
Mit Zustimmung des Aufsichtrates hat der Vorstand der VMR AG
beschlossen, das auf der Hauptversammlung im Juni 2000
beschlossene Aktienrückkaufprogramm nunmehr umzusetzen.
th

stw - Mittwoch, 27. Dezember 2000 - 11:28
22 Mio EUR Wertberichtigungen sind natürlich heftig für VMR. ICh kenne mich nicht genau aus im Beteiligungsportfolio von VMR, aber da sieht man mal wieder, dass da etliche faule Eier eingekauft wurde zu völlig überzogenen Preisen.

Warum weist da keiner der sogenannten Analysten im Vorfeld einer solchen Meldung darauf hin. Dieser Abschreibungsbedarf muß doch jedem, der sich näher mit VMR beschäftigt hat, schon längst größenordnungsmäßig bekannt sein. Und jetzt tun wieder alle so, als sei das von einem Tag auf den anderen passiert...

...da lobe ich mir doch meine Valora...*g*

:-) stw

chinaman - Dienstag, 9. Januar 2001 - 10:14
Neues Update von GSC Research zu VMR. Fazit: Die Börse straft VMR zu hart ab ! Was ist Eure Meinung zu dieser These ???

:-)
Gruß
Chinaman


VMR: Gewinnwarnung

08.01.2001
Aktuelles Urteil: übergewichten (unverändert)
Letztes Update: 05.12.2000

Aktueller Kurs: 8,02 Euro
Marktkapitalisierung: 61,11 Mio. Euro

KGV 2000/01: 4,25 / 2,92
KUV 2000/01: k.A. / k.A.

Offenbar braucht der VMR-Aktionär starke Nerven. Nach unserer Erstempfehlung Anfang 1999 bis zum Februar 2000 dümpelte die Aktie zunächst monatelang unter dem empfohlenen Einstiegskurs zwischen 20,00 und 30,00 Euro. Plötzlich explodierte der Kurs im Frühjahr 2000 mit der allgemeinen Internet-Euphorie und stieg auf 65,00 Euro. In der Folgezeit wurde die Aktie mit dem sich verschlechternden Börsenklima in die Tiefe gezogen, zuletzt bis zum Allzeittief von 7,61 Euro zu Beginn des Jahres. Die Gründe für den Kurssturz sind vielfältig. Neben dem allgemein negativen Börsenumfeld, dem Abgabedruck durch einen Großaktionär und dem Scheitern der Fusion mit Knorr war zuletzt vor allem die Gewinnwarnung vom 27. Dezember 2000 die Ursache.

In der entsprechenden Ad-hoc teilt das Unternehmen mit, daß für das Jahr 2000 ein Gewinn von ungefähr 1,00 Euro je Aktie erwirtschaftet wurde. In den Prognosen zuvor waren Gewinne um 2,60 Euro in Aussicht gestellt worden und bis zum 3. Quartal waren es auch bereits über 2,00 Euro. VMR hielt bis wenige Monate vor Jahresende 2000 noch an den optimistischen Prognosen fest. Ursache für die Zielverfehlung ist das Beteiligungsgeschäft bei VMR, das teilweise mißglückt ist. Von den 35 Portfoliounternehmen werden sechs ganz und vier teilweise abgeschrieben (Volumen: 22 Mio. Euro). Grund für den Wertverlust ist überwiegend das Ausbleiben weiterer benötigter Finanzierungsrunden. Ursache dafür sind die zu niedrigen Börsenkurse der Peer-Group, so daß neue Finanziers keine lukrativen und einfachen Exits aus dem potentiellen Engagement z.B. durch einen Verkauf an der Börse sehen. Wahrscheinlich sind aber auch die Geschäftsmodelle einiger Portfoliounternehmen nicht tragfähig.

Im Gegensatz zu dieser negativen Entwicklung des Beteiligungsgeschäfts stehen die Einschätzungen von VMR im Frühjahr 2000 zum eigenen Beteiligungsportfolio, das einen Wert von maximal 390 Mio. Euro haben sollte. Nun wird von einem Wert von maximal 87 Mio. Euro (ohne liquide Mittel) gesprochen. Laut Finanzvorstand Riedel will VMR nach den Mißerfolgen keineswegs nun das Risikokapitalgeschäft aufgeben. Es soll in der bisherigen Form weitergeführt werden.

Für den VMR-Aktionär liegt die Problematik in der Einschätzung der einzelnen Beteiligungen. Man stößt bei der Beurteilung von ca. 35 Beteiligungen an Grenzen. Der Aktionär muß sich oft auf die Angaben der Beteiligungsgesellschaft verlassen, da die einzelnen Portfoliounternehmen größtenteils nicht börsennotiert und damit meist nicht auskunftsfreudig sind. Weiterhin bleibt dem Aktionär verborgen, mit welchen Bewertungsmethoden die Beteiligungsgesellschaft zu ihren Einschätzungen gelangt. Auch deshalb eignet sich eine Investition in Beteiligungsgesellschaften nicht für den risikoscheuen Aktionär.


Was nun?

VMR behauptet, ihr Portfolio (mit liquiden Mitteln in Höhe von 15 Mio. Euro) habe einen konservativ geschätzten Wert von 72 Mio. Euro und einen optimistisch geschätzten Wert von 102 Mio. Euro. Bei 7,425 Mio. Aktien sind das konservative 9,70 Euro und optimistische 13,74 Euro je Aktie. Der Marktwert der börsennotierten Wertpapiere im Portfolio per 27. Dezember 2000 soll 50 Mio. Euro erreicht haben. Jedoch muß vor weiteren möglichen Bewertungskorrekturen gewarnt werden. Zu diesem Sum-of-Parts-Wert ist noch der Wert des ursprünglichen Stammgeschäfts Asset Management (Fonds) zu addieren. Dieser ist abhängig vom verwalteten Vermögen (Assets Under Management = AUM) in Höhe von 0,94 Mrd. Euro zum 31. Dezember 2000.

Von den AUM wird eine fixe Gebühr von durchschnittlich 1% erhoben. Hinzu kommt eine Performance-Gebühr von ca. 20% des Gewinns. Die Kostenseite ist nur wenig transparent. Im Geschäftsjahr 1999 wurde ein Gewinn vor Steuern von 4,75 Mio. Euro erzielt. Wir unterstellen einen Steuersatz von 35%. Ein KGV von 10 als fair angenommen (als vereinfachtes Ertragswertmodell mit konstanten Gewinnen und 10% Diskontierungszins), ergäbe bei einem angenommenen Gewinn von 3,09 Mio. Euro einen Wert des Asset-Managements von 30,9 Mio. Euro. Unberücksichtigt bleibt jedoch die allgemeine Tendenz, Vermögen in Fonds anzulegen. Auch hierdurch sollte von steigenden AUM ausgegangen werden. Jedoch ist die Performance-Fee nach dem High-Water-Prinzip ausgestaltet. Das heißt, diese Gebühr fällt nur an, wenn die Fondsanteile über den zuletzt erreichten Höchststand hinaus steigen. Diese werden jedoch erst wieder erreicht, wenn Fondsanteile die Allzeithochs vom März erreichen. Bis dorthin vereinnahmt VMR nur die kostendeckende fixe Gebühr. Der ermittelte Wert des Geschäftsbereiches ist deshalb nur eine grobe Schätzung.


Fazit

Der Portfoliowert zusammen mit dem Asset Management beträgt konservativ ungefähr 103 Mio. Euro und optimistisch 133 Mio. Euro. Je Aktie sind das 13,87 Euro bzw. 17,90 Euro. Der derzeitige Kurs liegt bei 8,02 Euro. Für 2001 und 2002 erwarten wir einen Gewinn je Aktie von 1,80 bzw. 2,70 Euro. Auf dem derzeitigen Niveau straft die Börse, unsere Meinung nach, VMR zu hart ab. Wir raten daher, die Aktie weiterhin überzugewichten.

Curtis Schneekloth

© 2001 Performaxx AG

Hinweis: Der Autor hält Aktien von VMR.

aquamarin - Dienstag, 9. Januar 2001 - 15:55
Was für Analysen!

Curtis Schneekloth am 5.12.00: "... faire Wert des Asset-Managements bei VMR 125 Mio. Euro."
Curtis Schneekloth am 8.1.01: "... Wert des Asset-Managements von 30,9 Mio. Euro"

Wer so leichtfertig mit Zahlen jongliert, hat nicht mein Vertrauen.

Aquamarin

Hinweis: Der Autor hält Aktien von VMR.

chinaman - Dienstag, 9. Januar 2001 - 19:09
Es sind meistens keine echten Analysen, sondern Äußerungen die in Interviews von den Vorständen aufgenommen und dann relativ kritiklos weiterpubliziert werden. Ich hatte in den letzten Tagen einige längere Telefonate mit den zuständigen I:FAO Analysten von Performaxx und der DG Bank. Wenn ich mal wieder etwas meinen ersten Frust verdaut habe, werde ich mal im I:FAO Thread etwas aus dem Nähkästchen plaudern.

Passage am 5.12.00:

Im Asset-Management werden nach den letzten Daten 1,25 Mrd. Euro verwaltet. Zur Vereinfachung kann man nach Abzug von Kosten mit einem Gewinn von 1% des verwalteten Vermögens rechnen. Da das Kapitalanlagegeschäft relativ stetigen Erfolg erzielt, scheint es gerechtfertigt, diesen Gewinn als nachhaltig erzielbar anzusehen. Zinst man ihn mit einer geforderten Eigenkapitalrendite von 10% ab, dann wäre der faire Wert des Asset-Managements bei VMR 125 Mio. Euro.

Passage am 8.1.01


Zu diesem Sum-of-Parts-Wert ist noch der Wert des ursprünglichen Stammgeschäfts Asset Management (Fonds) zu addieren. Dieser ist abhängig vom verwalteten Vermögen (Assets Under Management = AUM) in Höhe von 0,94 Mrd. Euro zum 31. Dezember 2000.

Von den AUM wird eine fixe Gebühr von durchschnittlich 1% erhoben. Hinzu kommt eine Performance-Gebühr von ca. 20% des Gewinns. Die Kostenseite ist nur wenig transparent. Im Geschäftsjahr 1999 wurde ein Gewinn vor Steuern von 4,75 Mio. Euro erzielt. Wir unterstellen einen Steuersatz von 35%. Ein KGV von 10 als fair angenommen (als vereinfachtes Ertragswertmodell mit konstanten Gewinnen und 10% Diskontierungszins), ergäbe bei einem angenommenen Gewinn von 3,09 Mio. Euro einen Wert des Asset-Managements von 30,9 Mio. Euro.

Unterschied: Wohl geringeres Asset-Volumen (Börsenentwicklung) und anderes Bewertungsmodell. So einfach geht das. Was kann schöner sein als Analyst mit fixem Gehalt zu werden ?


:-)
Gruß
Chinaman

aquamarin - Dienstag, 9. Januar 2001 - 19:57
Abgesehen von den Analysen ist VMR meiner Meinung nach auch bei 8 Euro noch ein spekulatives Investment. Bei einer länger anhaltenden Baisse am Neuen Markt mit fehlenden Möglichkeiten zum profitablen Exit der Beteiligungen reduziert sich VMR letztlich auf das Asset Management. Und das allein kann einen Kurs von 8 Euro nicht rechtfertigen.

Aquamarin

avalon - Dienstag, 16. Januar 2001 - 10:39
Hallo chinaman - vergiß doch endlich diese
Performaxx, blue bull und wie sie alle heißen.

Die sind es wirklich nicht mal wert als Kontraindikator hier reingestellt zu werden.

Auf der VMR Homepage kann man das aktuelle
Beteiligungsportfolio anschauen - bis auf
Adphos eine Ansammlung von Mistfirmen wie ich sie
noch nicht erlebt habe.

Jede Menge Toploser des Jahres 2000.
Der Kursverfall von VMR ist eindeutig fundamental
gerechtfertigt, eine der unfähigsten Beteiligungsfirmen kann man wohl behaupten.

Wer so eine Ansammlung von Mist im Portfolio behält ist kein bißchen besser als der ahnungsloseste Lemming der erst im Febr. letzten
Jahres an die Börse kam.
Warum ruft VMR nicht einfach die Frick, Förtsch u.a. Hotlines an und kauft aufgrund dieser
"Analysen" Aktien ?
Schlimmer würde das Portfolio dann wohl auch nicht
aussehen..........

Bleibt wirklich nur TFG - die habe ich momentan
zwar auch nicht mehr im Depot - war ja bekanntlich
mein letztjähriger "Call" auf den NM und mußten
daher plus minus null verkauft werden, aber die
hole ich mir natürlich irgendwann zurück.

Deren Unternehmen im Portfolio werden dann nämlich
stark steigen - der Mist von VMR wohl kaum.....

Avalon

chinaman - Dienstag, 16. Januar 2001 - 11:21
@ Avalon: Kein Problem. Wenn kein Interesse besteht, laße ich diese Infos weg.

:-)
Gruß
Chinaman

avalon - Dienstag, 16. Januar 2001 - 13:05
Tut mir leid - ich wollte dich keinesfall
vor den Kopf stoßen.

Irgendwie ist das ja ein klasse Service indem du
alle Meldungen egal welcher Art hier zur Verfügung
stellst.

Aber ich hasse nun mal diese Pseudoanalysten - die
behindern einen Fundi derart am ruhigen Investieren, ständig versauen sie einem die Aktionärsstruktur in ansonsten guten Titeln die man auf der Watchlist hat.
Hotlines, Schmierblättchen, Inetanalysten -
irgendwann kriegen wir ne 10jährige Baisse wegen
denen.

Diese elende deutsche Guru- und Führerabhängigkeit, wenn das bloß mal aufhören
würde.

Also nimm das bitte nicht persönlich - ich bin
da viel zu emotional in der Sache........

Avalon








Avalon

chinaman - Dienstag, 16. Januar 2001 - 13:12
@ Avalon: Wie bereits gesagt ... kein Problem.
Ich nehm es absolut nicht persönlich.

:-)
Gruß
Chinaman

soleneve - Dienstag, 16. Januar 2001 - 15:29
Chinaman, stell' die Analysen ruhig weiter rein. Wenn auch der Inhalt nicht immer neu ist, die Zahl sagt manchmal auch schon was aus.

Zu einem Kapitalmarkt, auf dem Krethi und Pleti ihr Geld eigenständig anlegen können (und dazu zählen wir hier aus Sicht der Fonds, der Banken etc.), gehört auch, dass Krethi und Pleti sich informieren können, und auch ihre Meinung selber schreiben können. Das ideale Medium ist das Internet, auch wenn nicht jede Internetanalyse so fundiert ist, wie sie eigentlich sein sollte.
Aber das sind die Statements von den Banken auch nicht.
Selbst die Deutsche Bank hat schon Schrott an die Börse gebracht und Schrottanalysen dazu geschrieben.
Gruß
Soleneve

aquamarin - Dienstag, 16. Januar 2001 - 17:36
@avalon: Deine Analyse von VMR ist mir zu pauschal und kann ich so nicht nachvollziehen.

"... bis auf Adphos eine Ansammlung von Mistfirmen wie ich sie noch nicht erlebt habe." - Das Portfolio hat mich auch nicht überzeugt, aber ich würde doch gerne wissen, warum Du Cyberscan, Cologne Gemini Film Produktion, Gontard & Metallbank und Vivacon für Mistfirmen hältst.

"Der Kursverfall von VMR ist eindeutig fundamental gerechtfertigt ..." - Adphos, ComTelco, Gontard und MatchNet machen wertmässig zur Zeit ungefähr 95% des börsennotierten Portfolios aus. Zusammen haben sich diese Werte gegenüber ihren 2000er Höchstständen gedrittelt. Das begründet nicht die Achtelung von VMR. Die Gründe für diesen überproportionalen Verlust liegen wohl eher in der gescheiterten Fusion mit Knorr, dem damit verbundenen Vertrauensverlust in das Management und natürlich in der kürzlichen Gewinnwarnung für das abgelaufene Geschäftsjahr.

Aquamarin

Diskussionsforum der stw-boerse: Deutsche Nebenwerte: VMR: Archivierte Beiträge bis 16. Januar 2001