Diskussionsforum der stw-boerse: Deutsche Nebenwerte: Deutsche Börse AG
moneymax - Freitag, 26. Januar 2001 - 18:33
Zur Zeit steht ja der Börsengang der Deutsche Börse AG an, hat sich schon einmal jemand etwas intensiver mit diesem Ipo beschäftigt?

Durch die Aktionärsstruktur dürfte wohl ein Flop auszuschließen sein, sofern das allgemeine Börsenumfeld mitspielt. Die Zeichnungsgewinne dürften wohl auch nur moderat ausfallen, so das von dieser Seite her auch keine Zocker angelockt werden dürften.

Stellt sich für einen Langfristanleger nur die Frage in wie weit das Geschäftsmodell tragfähig ist und ob sich die Deutsche Börse AG wirklich als Konsolidierer in diesem Segment durchsetzt.


cu moneymax


Analyse von www.aktienservice.de


DEUTSCHE BOERSE AG / "nicht primaer fuer Retail-Investoren"
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HISTORIE & KURZPORTRAIT

Die Deutsche Boerse AG entwickelte sich von einer deutschen
Boerse zu einem europaeischen Technologie-Unternehmen fuer
eCommerce im Bereich Wertpapiere und Derivate. Massgeblich
trugen hierzu in den letzten Jahren die Entwicklung, Verbesse-
rung und umfassende Etablierung des vollelektronischen Handels-
systems Xetra im Geschaeftsfeld Kassamarkt und des Handels-
systems Eurex im Geschaeftsfeld Terminmarkt bei. Ihren Kunden
bietet die Deutsche Boerse AG eine umfassendere Produkt- und
Dienstleistungspalette als jede andere europaeische Boersenorga-
nisation und erschliesst sich zunehmend Geschaeftsfelder, die
ueber das klassische Boersengeschaeft hinausgehen.

Die Systeme der Deutschen Boerse AG zeichnen sich durch Zugaeng-
lichkeit, Skalierbarkeit, Flexibilitaet, Zuverlaessigkeit und
Kosteneffizienz aus. Daneben ist der Erfolg der Deutschen Boerse
AG insbesondere auf die Innovationskraft des Unternehmens, die
Strategie der internationalen Expansion sowie die Faehigkeit,
Markt- und Wettbewerbsregeln mitzugestalten zurueckzufuehren.
Hierfuer beispielhaft waren die fruehzeitige Implementierung
einer Kapitalgesellschaft als Traeger der Boerse zu Beginn der
neunziger Jahre, die Entwicklung und Einfuehrung des elektroni-
schen Handelssystems Xetra sowie der Auf- und Ausbau des Neuen
Marktes zum groessten Markt fuer Wachstums- und Technologiewerte
in Europa ab 1997, die Gruendung der European Energy Exchange
(EEX) fuer den Handel mit Strom, der Start der NEWEX (Boerse
fuer mittel- und osteuropaeische Werte) und nicht zuletzt der
schnelle Erfolg der EUREX.

Heute ist die Deutsche Boerse AG die klare Marktfuehrerin unter
den europaeischen Boersenorganisationen und deckt mit einem
Portfolio an Tochtergesellschaften und Beteiligungen saemtliche
zentrale Bereiche der Kapitalmarktinfrastruktur ab. In der Spar-
te Handel ist man sowohl im Bereich Kassa- und Terminmarkt als
auch in B2B-Maerkten taetig. So tritt man als Betreiberin vorge-
nannter Maerkte auf, stellt die dafuer notwendigen Produkte zur
Verfuegung, erbringt die zugehoerigen Dienstleistungen und bie-
tet die erforderliche Technologie und Marktinfrastruktur an. Das
operative Geschaeft der Gesellschaft gliedert sich im einzelnen
in folgende Geschaeftsbereiche:

GESCHAEFTSFELDER & MARKTPOSITION

- KASSAMARKT: Im Geschaeftsfeld "Kassamarkt" betreibt die
Deutsche Boerse AG als Traegerin der Frankfurter Wertpapier-
boerse und Betreiberin des vollelektronischen Handelssystems
XETRA den - am Handelsvolumen gemessen - fuehrenden elektroni-
schen Kassamarkt in Europa. Hierzu zaehlt unter anderem auch
der Neue Markt als groesster europaeischer Markt fuer Wachs-
tums- und Technologiewerte.

- TERMINMARKT: Im Geschaeftsfeld "Terminmarkt" betreibt man
gemeinsam mit der SWX Swiss Exchange die nach Anzahl der ge-
handelten Kontrakte weltweit groesste Terminboerse EUREX. Zu
diesem Geschaeftsfeld gehoerend bietet man als Clearinghaus/
Zentraler Kontrahent ueber die Eurex Clearing AG saemtliche
Clearingdienstleistungen an.

- SETTLEMENT: Das Geschaeftsfeld "Settlement" beinhaltet die
Abwicklung durch die in Europa fuehrende Clearstream Inter-
national S. A., an der die Deutsche Boerse AG und Cedel jeweils
50 % halten.

- INFORMATIONSTECHNOLOGIE: Die fuer das Betreiben der vorgenann-
ten Maerkte sowie das Bereitstellen der Produkte und Service-
leistungen erforderliche Marktinfrastruktur und Technologie
wird durch die Deutsche Boerse Systems AG, einer weiteren
Tochtergesellschaft, zur Verfuegung gestellt.

- B2B/E-MARKTPLAETZE: Ueber ihre 100prozentige Tochter Xlaunch AG
engagiert sich die Deutsche Boerse AG bei elektronischen Busi-
ness-to-Business-Marktplaetzen im Internet, schwerpunktmaessig
im Bereich der Nicht-Finanzprodukte. Fuer weniger versierte In-
vestoren mutet die Ausweitung der Aktivitaeten in Geschaefts-
felder, die nicht den Kernkompetenzen zuzuordnen sind, zu-
naechst sonderbar an. De facto hat die Deutsche Boerse AG unter
anderem durch die Entwicklung von hocheffizienten Transaktions-
systemen und anderen IT-Technologien ein hohes Mass an Ent-
wicklungs- und Integrations-Know-How aufgebaut, so dass die
Nutzung dieser Kompetenzen fuer nicht artverwandte Geschaefts-
felder lediglich die konsequente Erweiterung der Wert-
schoepfungskette darstellt.

- INFORMATIONSPRODUKTE: Ergaenzt wird das Angebot durch die
Verarbeitung und Vermarktung von Marktinformationen. Unter
anderem soll hierbei im Jahresverlauf ein umfassendes Boersen-
portal im Internet errichtet werden, das aus Investorensicht
Zugang zu saemtlichen wichtigen Kapitalmarkt-Informationen
bietet.

KUNDENSTRUKTUR

Im Geschaeftsbereich Terminmarkt zaehlt man an der EUREX 440
Teilnehmer aus 16 Laendern zu den Kunden. Die Clearstream
Banking S. A. und AG zaehlt Geschaeftsbanken, Zentralbanken,
Finanzdienstleister, Depotbanken und Emittenten zu ihren Kunden.
Kunden im Geschaeftsbereich Kassamarkt sind alle Nutzer der
Frankfurter Wertpapierboerse bzw. alle Emittenten, deren Wert-
papiere zum Handel zugelassen sind und alle zugelassenen Han-
delsteilnehmer.


AUSSICHTEN & FOKUS

Weiterhin will die Deutsche Boerse AG in den jeweiligen Ge-
schaeftsfeldern ihre Kernkompetenzen wie Geschwindigkeit, Zu-
verlaessigkeit, Transparenz, Skalierbarkeit, Liquiditaet, Unab-
haengigkeit und weltweite Zugaenglichkeit wahren bzw. verbes-
sern, um somit die ohnehin schon hohe Ertragskraft weiter zu
steigern. Um ihre fuehrende Position im Handel auszubauen,
plant die Gesellschaft, das in Europa fuehrende integrierte
Clearinghaus aufzubauen. Auch im Geschaeftsfeld Informations-
technologie will man zu einem fuehrenden Anbieter von IT-
Komplettloesungen avancieren.

MITTELVERWENDUNG & INVESTITIONEN

Der Emissionserloes von bis zu 900 Mio Euro soll allgemein zur
Finanzierung des weiteren internen und externen Wachstums sowie
zur Sicherung und zum Ausbau der Marktposition der Deutschen
Boerse AG in den gegenwaertigen Geschaeftsfeldern bzw. zum Auf-
bau neuer Geschaeftsfelder eingesetzt werden. Im einzelnen
sollen in 2001 im Geschaeftsfeld Kassamarkt Investitionen von
38 Mio Euro fuer die Umsetzung der Xetra-Releases 6.0 bis 7.0
getaetigt werden. Im Geschaeftsfeld Terminmarkt sind fuer das
Eurex-Release 5.0 Investitionen von 38 Mio Euro vorgesehen.
Ferner werden zur Etablierung von Allianzen im asiatisch-
pazifischen Raum 27 Mio Euro reserviert.

Im Geschaeftsfeld Informationstechnologie sollen in 2001 insge-
samt 66 Mio Euro in die Entwicklung der Universal Trading Engine
investiert werden. Darueber hinaus sind Investitionen von 67 Mio
Euro zum Ausbau der Migration der Abwicklungssysteme der Clear-
stream International geplant. Investitionen von rund 30 Mio Euro
sollen schliesslich der Tochtergesellschaft Xlaunch AG zur Ver-
fuegung gestellt werden, um den Aufbau von elektronischen Markt-
plaetzen voranzutreiben. Insbesondere soll der Emissionserloes
zur Durchfuehrung von Akquisitions- bzw. Beteiligungsprojekten
genutzt werden.

MARKTUMFELD

Durch ein von der Revolution im Bereich IT/E-Business sowie
durch Deregulierung und Globalisierung gepraegtes Marktumfeld
erwarten wir weiterhin deutlich zweistellige Zuwachsraten des
Marktes fuer Kapitalmarktleistungen. Der Zusammenhang zwischen
der Entwicklung der Kapitalmaerkte und der Nachfrage nach den
Abwicklungs- und Boersendienstleistungen der Deutschen Boerse
AG ist dabei offensichtlich, wobei wir die Deutsche Boerse AG
insbesondere in Euroland und in Deutschland vielversprechend
positioniert sehen. So weisen die europaeischen Maerkte im all-
gemeinen und der deutsche Markt im besonderen noch ein grosses
Aufholpotential gegenueber Laendern wie den USA auf. Ein ein-
facher Vergleich verdeutlicht dies anschaulich: So betraegt die
Marktkapitalisierung der deutschen boersennotierten Unternehmen
den Angaben des DAI zufolge in 99 rund 70 % des Bruttosozial-
produkts, waehrend dieser Wert bspw. in Europa durchschnittlich
130 % betrug und in den USA sogar den Spitzenwert von 185 %
erreichte.

Es ist in Anbetracht der schnellen Verbreitung von bspw. der Akti-
enkultur in Deutschland - so stieg der Prozentsatz der Aktionaere
in der deutschen Bevoelkerung inkl. Fondsbesitzern von 1997 bis
zum 2. Halbjahr 2000 von 9 % auf annaehernd 20 % (Quelle: DAI).
Somit haelt bereits knapp jeder fuenfte Deutsche ueber 14 Jahre
Aktien in irgendeiner Form in seinem Besitz. In den USA ist der
Prozentsatz mit ueber 50 % deutlich hoeher. Es kann erwartet wer-
den, dass sich die deutschen Werte den US-amerikanischen anglei-
chen, was fuer die Deutsche Boerse AG ein immenses Wachstumspoten-
tial impliziert. Weitere Wachstumsimpulse gehen von der zunehmen-
den Marktpenetration der preisguenstigen Online-Broker, der stei-
genden Zahl boersennotierter Unternehmen sowie dem wachsenden
Bedarf an privater Altersvorsorge aus.

WETTBEWERB & KONKURRENTEN

Das gescheiterte iX-Projekt (die Fusion von LSE und Deutscher
Boerse AG) bezeichnete Vorstandsvorsitzender Seifert kuerzlich
als den vorerst letzten Versuch, zwei dominante Boersengesell-
schaften auf dem Wege eines kooperativen Zusammenschlusses zu
integrieren. Im Geschaeftsfeld Kassamarkt schlossen sich die
Boersen Paris, Amsterdam und Bruessel zum Euronext-Verbund zu-
sammen, waehrend in der Sparte Terminmarkt die englische Termin-
boerse mit LIFFE ein eigenes elektronisches Handelssystem be-
treibt. Mit einem Gesamtumsatz bei inlaendischen Papieren von
ueber 1,6 Bill Euro nach den ersten neuen Monaten 2000 konnte
die Deutsche Boerse AG ihre Marktposition vor London Stock Ex-
change (LSE) und Euronext als umsatzstaerkster Markt in Europa
neuerlich ausbauen. Das gleiche gilt fuer den Terminmarkt, wobei
ueber die gemeinsam mit der SWX betriebene EUREX sogar weltweit
die meisten Kontrakte gehandelt wurden.

GESCHAEFTSZAHLEN & PROGNOSEN

Ungeachtet der gescheiterten Fusion mit der LSE konnte die Deut-
sche Boerse AG in 2000 das mit Abstand beste Unternehmensergeb-
nis ihrer Firmengeschichte verzeichnen. So stiegen die Umsaetze
in den ersten 9 Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deut-
lich von 335 Mio Euro auf aktuell 511 Mio Euro, wobei das Vor-
steuerergebnis von 82 Mio Euro auf 185 Mio Euro ueberproportio-
nal gesteigert werden konnte. Fuer das Gesamtjahr 2000 wird ein
Umsatz von 690 Mio Euro erwartet, der in 01 und 02 auf 760 bzw.
870 Mio Euro anwachsen soll. Im laufenden Jahr 2001 soll sich
der Gewinn investitionsbedingt auf 175 Mio belaufen (2000e: 200
Mio Euro), fuer 2002 sind wieder 200 Mio Euro angestrebt. Mit
einer Umsatzrendite von aktuell ueber 30 % handelt es sich bei
der Deutschen Boerse AG zweifellos um ein hochprofitables Unter-
nehmen.

AKTIENHERKUNFT & BESITZVERHAELTNISSE

Von den zur Zeichnung angebotenen Aktien stammen 2,936 Mio aus
einer Kapitalerhoehung, 264.000 Aktien werden von Altaktionaeren
zur Verfuegung gestellt. Es ergibt sich nach IPO und Greenshoe
folgende Aktionaersstruktur (in Prozent): Deutsche Bank 10,07,
Deutsche Boerse Beteiligungs GmbH 7,20, Dresdner Bank 5,46,
HypoVereinsbank 4,69, Commerzbank 4,56, sonstige Altaktionaere
42,54, Streubesitz 25,48.

AKTIENSERVICE-RATING

Der erste Schritt zum besseren Verstaendnis der Privatanleger
des Geschaeftsmodells der Deutschen Boerse AG ist, diese nicht
primaer als Institution, sondern in erster Linie als Unternehmen
zu begreifen, welches herkoemmlichen realwirtschaftlichen Wech-
selwirkungen unterliegt. So entwickelt und vertreibt das Unter-
nehmen Produkte samt zugehoeriger Dienstleistungen, steht im
Wettbewerb mit anderen Institutionen und weist dabei Chancen wie
Risiken auf. Bezugnehmend auf letzteres Bewertungskriterium hal-
ten wir das Chancen/Risiken-Profil bei der Deutschen Boerse AG
auf Basis der moderaten Bookbuildingspanne fuer sehr attraktiv.

Denn die Deutsche Boerse AG ist zweifellos ein wachstumsstarkes
Unternehmen mit hoher Ertragskraft und weist ungeachtet massiver
Investitionen eine dynamisch wachsende Gewinnserie auf, wie sie
in der herkoemmlichen Wirtschaft kaum mehr zu beobachten ist.
Zudem ist das Unternehmen in Europa mit Abstand fuehrend posi-
tioniert und bietet dabei ein Produkt- und Dienstleistungsport-
folio an, das dem der europaeischen Wettbewerber weit voraus
ist. Neben der vielversprechenden Marktposition in einem wachs-
tumsstarken Markt (Aufholpotential Prozentsatz Wertpapierhalter
gegenueber Gesamteuropa und USA, private Altersvorsorge etc.)
erschliesst sich die Deutsche Boerse AG durch die technologisch
fuehrenden Produkte und den vereinnahmten Emissionserloes von
ca. 900 Mio Euro in Anbetracht des aktuellen Konzentrationspro-
zesses der europaeischen und internationalen Boersen immense
Wachstumschancen.

Insbesondere im noch fragmentierten europaeischen Markt tritt
die Deutsche Boerse AG somit als Konsolidierer auf. Hierzu wird
es jedoch notwendig sein, die zersplitterte europaeische Clea-
ring- und Settlement-Landschaft auf eine einheitliche integrier-
te Basis zu stellen. Zwar ist dies ein langwieriges und schwie-
riges Unterfangen, sollte jedoch aufgrund der zahlreichen Vor-
teile, die sich Kooperationspartner durch eine Kooperation mit
der dominierend positionierten Deutschen Boerse AG bieten, lang-
fristig durchfuehrbar sein. Zentrales Element der Wachstumsstra-
tegie der Gesellschaft ist somit, neben der staendigen Wei-
terentwicklung der Produkte und Kapitalmarktinfrastruktur, die
Generierung von externem Wachstum, wie bspw. mittels Fusionen,
Uebernahmen, Quer-Beteiligungen, Systempartnerschaften mit
anderen Boersen, Clearing- und Abwicklungsorganisationen,
Technologieanbietern und Medienpartnern.

Der faire Wert des Unternehmens liegt unserer Einschaetzung nach
bei mindestens 3,6 Mrd Euro, was einem Ausgabepreis von 350 Euro
entspraeche. Somit halten wir die Obergrenze Bookbuildingspanne
mit 335 Euro fuer angemessen. Der Titel waere auf Basis Ober-
grenze Bookbuildingspanne mit einem KGV auf Basis des laufenden
Geschaeftsjahres von 22 im Wettbewerbsvergleich attraktiv bewer-
tet, da die bereits boersennotierte skandinavische OM Gruppen
ein 01e-KGV von derzeit 28 aufweist.

Zu den Risiken zaehlen die Abhaengigkeit des Geschaeftsverlaufs
vom Handelsvolumen, die IT-getriebene Unternehmensstory (was
allerdings ebenso als Vorteil aufgefasst werden kann) sowie die
Gefahr substituierender Technologien. Dabei treten vorgenannte
Risiken bei allen Branchentiteln auf, wobei wir diese in Anbe-
tracht der fuehrenden Marktposition der Deutschen Boerse AG fuer
ueberschaubar halten. Das zuletzt haeufig zu beobachtende Be-
duerfnis einiger Banken, eigene Handelsplattformen aufzubauen,
halten wir fuer nur begrenzt zukunftsfaehig, da Marktteilnehmer
immer nur vorwiegend die Marktplaetze mit hoechster Liquiditaet
nutzen werden. Und auch diese Banken benoetigen hierfuer ein
Handelssystem. Unter anderem diesen bietet die Deutsche Boerse
AG das Betreiben und die "Lizenzierung" der vollelektronischen
Handelssysteme wie Xetra ausserhalb der regulaeren Boersen an.
Fuer den Roll-Out von Xetra laufen bereits verschiedene Projekte
in diversen Laendern.

Unseres Erachtens handelt es sich bei der Deutschen Boerse AG um
ein hochprofitables Wachstumsunternehmen, das in einem prospe-
rierenden Marktumfeld fuehrend positioniert ist und in Anbe-
tracht des branchenweiten Konzentrationsprozesses die Rolle des
Konsolidierers uebernehmen wird. Aufgrund der attraktiven Bewer-
tung, der hohen Rentabilitaet - vom Cost-Income-Ratio der Deut-
schen Boerse AG koennen selbst einige Banken nur traeumen - und
der vielversprechenden Zukunftsaussichten raten wir nahezu ohne
Vorbehalte zur strategisch motivierten Zeichnung. Aufgrund der
voraussichtlich starken Kongruenz vom Boersenkurs der Deutschen
Boerse AG und der Stimmung an den Aktienmaerkten muessen hoehere
Volatilitaeten jedoch in Kauf genommen werden. Grundsaetzlich
gehen wir von der Annahme aus, dass bei weiterhin guter Ent-
wicklung der Kapitalmaerkte die Deutsche Boerse AG hiervon
ueberproportional profitieren wird und mit ihr ihre Aktionaere.

KENNZAHLEN (Deutsche Boerse AG, Frankfurt)

Erstnotiz: 5.2.2001
Segment: Amtlicher Handel
Branche: Wertpapierhandel/Finanzdienstleistungen
Zeichnungsfrist: 23.01.-02.02.2001
Bookbuildingspanne: 285,00-335,00 Euro
Konsortium: Deutsche Bank, Goldman Sachs, Commerzbank etc.
Volumen: 3,2 Mio Aktien + 390.000

stw - Freitag, 26. Januar 2001 - 23:37
Ich habe mich nicht ernsthaft mit dem IPO auseinandergesetzt. Es gibt im Finanzdienstleistungsbereich so viele interessante Nebenwerte, da ist mir die Dt. Börse AG wahrscheinlich ein bißchen zu langweilig. Ich kann mich jedenfalls momentan nicht motivieren, da mal genauer draufzuschauen. Mein Bauch sagt nein und dann war es das für mich fürs erste...

:-) stw

techno - Sonntag, 28. Januar 2001 - 11:11
Hallo moneymax,
ich habe mich zwar auch nicht gerade sehr intensiv mit der Deutschen Börse AG beschäftigt, habe aber im Gegensatz zu stw ein gutes Bauchgefühl:

die Zeichnungsspanne liegt - für Privatanlager - sehr hoch, was aber wohl bewußt so gewollt ist um eben die von Dir angesprochenen "Zocker" abzuhalten. Einerseits bin ich ein glühender Verfechter von optisch günstigen Kursen um eben auch Kleinaktionären die Chance zu bieten Geld anzulegen, andererseits haben "schweizer" Kursniveaus auch Ihre Vorteile ...

Was die Aktionärsstruktur angeht kann wohl wirklich beruhigt sein, da vor allem die deutschen Großbanken Mehrheitseigentümer sind, aber auch die an der Börse beschäftigten Makler sind Aktionär und halten derzeit weit über 30% der Aktien - mir gefällt es immer, wenn die "Belegschaft" und das "Management" eines Unternehmens stark investiert ist.

Also ein in erster Linie "konservativer" Wert zur Beimischung und Absicherung im Depot - ohne enorme kurzfristige Kursphantasien - da stimme ich stw zu, aber langfristig bin ich extrem bullish, da ich in den nächsten Jahren enorme Veränderungen in der Börsenlandschaft Europas sehe.

Bereits jetzt hat die schwedische Wertpapierbörse mit der französischen und belgischen fusioniert (letzte Woche war ein interessanter Beitrag dazu im Aktien Research). Die Fusion der Dt. Börse mit der britischen hat ja leider gefloppt, dennoch wird wohl die Dt. Börse mit den liquiden Mitteln aus dem Börsengang auf die Jagd nach potentiellen "Aquisitionen" gehen. Und aufgrund des enorm hohen Umsatzes an der Frankfurter Börse und nicht zuletzt wegen der Cashcow XETRA an der sich die Dt. Börse "dumm und dusselig" (Herr Dr. Seifert möge mir diesen Ausdruck verzeihen) verdient, wird sie wohl im Teich der europäischen Börsen eher der Hecht denn der Karpfen sein.

Mein Bauchgefühl ist aber nicht zuletzt auch dadurch positiv geprägt, daß ich selber sehr zufriedener Kunde der Frankfurter bin, das Informationsangebot ist sehr gut und der Web-Auftritt zeigt, daß Seifert & Co. den Wandel hin zum "Full Service Dienstleister" in Sachen e-Business ernsthaft angehen und m.E. auf dem richtigen Weg in die Zukunft sind.

Auf lange Sicht daher für mich ganz klar: zeichnen, auch - oder gerade weil - es keine schnellen Zeichnungsgewinne geben wird!

prof_b - Sonntag, 28. Januar 2001 - 11:22
300 Euro sollten praktisch natürlich nicht einen Anleger abschrecken, zumal ja nur 5 Aktien gezeichnet werden müssen.
Trotzdem steht hinter den 300 Euro ein Aussage: "Nicht so viele Zocker bitte" und "Unser Unternehmen ist was wert" (so wie Porsche auch nach Split, Allianz ...)

Gegen Ende der Zeichnungsfrist werde ich wohl mitzeichnen! Die Zuteilungschancen dürften allerdings äußerst gering sein.
Cu Prof

trick17 - Sonntag, 28. Januar 2001 - 19:24
Hi,
meine Meinung: KGV von 20, was soll das?
Da kauf ich lieber Makler-Aktien,
die haben nen KGV von 5-8!
Ein für mich völlig uninteressanter IPO!
Ich habe nicht gezeichnet.

trick17

laurin - Sonntag, 28. Januar 2001 - 23:22
ich vermute mal , dass die deutsche Boerse ein dt. blue chip wird, den die Fonds als konservatives Investment zeichnen/kaufen werden. Was sagt denn Avalon dazu?
...und vergesst mir den Doktor Hoenle nicht!

prof_b - Montag, 29. Januar 2001 - 10:04
Als Laie vermute ich mal:
- Die Makler sterben durch den el. Handel, die dt. Börse gewinnt dadurch.
- Die IPO-Tätigkeit dürfte mehr und mehr auf die Großbanken übergehen, zu denen der Deutsche naturgemäß mehr Vertrauen hat, auch wenn dieses nicht immer berechtigt ist.
Und dann die vielen Gewinnrevidierungen bei den Maklern!

Die deutsche Börse ist ein Blue Chip und Marktführer, so was wie die Deutsche Post, MC Donalds, Deutsche Bank. Die gehen schon ihren Weg ...
CU Prof

aquamarin - Montag, 29. Januar 2001 - 13:47
Letztlich ist es die Frage, ob die augenblicklich gute Marktposition in den nächsten Jahren zügig ausgebaut werden kann, insbesonders auch international. Für mich im wesentlichen eine Frage des Managements.

Also: wer hat eine Meinung zum Management der Deutschen Börse?

Aquamarin

j_r_ewing - Dienstag, 30. Januar 2001 - 04:48
Zur Deutsche Börse, und zu den Maklern:

- Generell gilt für den Fundi: Kaufe niemals IPOs ! (ausgenommen, wenn die Firma WIRKLICH DAS Killerprodukt hat - aber das hat bis jetzt noch jeder am Neuen Markt gesgt, und was ist daraus geworden...? Und wir sind noch nicht an Ende!)
Grund: Bein IPO verkauft eine Firma sich selbst - klar, daß sie dabei ein Maximum für sich herausschlagen will! Also wird unter Aufbietung aller Kräfte versucht, ein optimales Erscheinungsbild hinzustellen, und zwar zum Zeitpunkt, wo das Absahnen am besten möglich ist - für den Käufer ist dieser Zeitpunkt also i.A. der denkbar falscheste.

Hier könnte eine Ausnahme von der Regel sein, unter mittelfristigen Gesichtspunkten: wie oben festgestellt, korrelieren die Gewinne in diesem Sektor stark mit dem Indexstand - dies wäre, da wir zweifellos weit "unten" sind, ein Zeitpunkt, wo große (zyklische) Gewinnsteigrungen möglich sind.
Die Frage muß natürlich sein: wieviel davon ist im Kurs schon vorweggenommen ?
Ein KGV von 22 ist nicht billig, aber noch erträglich,aber wirklich kein Schnäppchen, zumal für 01 ein Knick bevorsteht und für 02 wieder nur 22 gilt. Das aktuelle K-U-V läge demnach bei 650 % : ein solides Industrie-Unternehmen liegt um 100%; günstig wäre eine Größe von < 50% zu nennen.
Marktführer sein - zum WertERHALT ist das ja schön und gut (obwohl: das waren z.B. Holzmann, Vobis, Xerox, Unisys... auch); aber zum Abzocken braucht's steigende Kurse - da muß Wachstum her!
Wachstum? Im zyklischen Rahmen sicherlich; aber gemessen am Aufgeld nimmt sich das, was die Firma selbst erwartet, doch eher mickrig aus.
Und darüber hinaus? Internes Wachstum?: da fallt mir ein, wie kläglich der MDAX-Kontrakt eingegangen ist; oder der Maxi-Bund...
weitere Durchdringung der Bevölkerung in Sachen Aktienbesitz? Im Prinzip kann man die zwar noch verfünffachen (aber dann wäre eh Schluß: mehr als 100% geht halt nicht!); aber natürlich geht das bei weitem nicht in diesem Tempo weiter: der Rummel um den Neuen Markt und die Telekom läßt sich nicht nach Belieben wiederholen - in geringem Ausmaß lernen die Menschen halt doch dazu... (wie lange haben die Amis für ihre 50% gebraucht?) Am ehesten sehe ich noch Ausweitung über die AS-Fonds - aber die haben es bisher mit sehr zähflüssigem Anlauf nur auf einen minimalen Anteil am Kuchen gebracht; da muß wohl erst noch einige Seelenmassage her (oder Ende 2002 wieder eine finanzfreundliche Regierung, die diese lästigen gesetzlichen Einschränkungen beseitigt).
Ein Stück Wachstum könnte darin liegen, daß man mit dem XETRA-System die dt. Regionalbörsen kaputtmacht (was nur zu begrüßen wäre - diese aktionärsfeindliche Umsatzverzettelung ist ja allem Anschein nach nicht anders zu beheben.) Aber auch das wird wohl noch Jahre dauern.
"steigende Zahl börsennotierter Unternehmen": soll für einen potentiellen Anleger ein Knackpunkt sein? oder einen Anleger dazu verleiten, hierfür mehr aus dem Sparstrumpf zu nehmen, nach dem Neuer-Markt-Debakel? ick weeß nich...
Auch die Discount-Broker sind kein stichhaltiges Argument. Springt wirklish jemand in die Börse, weil seine (erhoffte) Gewinnspanne dadurch jetzt ein halbes Prozent größer ist?

Externes Wachstum?
Man sollte vielleicht mal daran erinnern, daß nicht jede Übernahme / Fusion automatisch was bringt. (Ist ja z.B. im Fall Daimler ziemlich umstritten...)
Eine gute Chance läge in einer Ausdehnung in den Zukunftsraum Asien-Pazifik - dafür hat man aber nur gerade mal poplige 3% der Einnahme vorgesehen...
Im Übrigen ist Wettbewerb eine Waffe, die durchaus auch nach hinten losgehen kann! Den europäischen Konkurrenten mag die Deutsche Börse ja über sein. Aber was ist, wenn die großen US-Börsen ernsthaft auf den europäischen Markt drängen - evtl. in Verbindung mit den jetzt noch unterlegenen europäischen Konkurrenten??

Was noch bliebe: branchenfremde Ausdehnung.
Verkauf des EDV-Systems an andere Börsen?: Sicherlich ist es eine gute Sache, ein System zu haben, das immerhin funktioniert (man denke nur mal an das Taurus-System, wo man Milliarden in den Sand gesetzt hat und es hinterher sang- und klanglos einstampfen mußte.) Aber es gibt auch in Osteuropoa und in Asien viele, viele Klasse-Programmierer, und zwar zu einem Bruchteil hiesiger Gehälter - ob man sich dort von einem teuren ausländischen System abhängig machen will, wenn man es selber stricken kann...
Die Strombörse - gut, das ist ein Selbstläufer.

Weiterhin will man im B2B-Sektor groß rauskommen; sogar "schwerpunktmaessig im Bereich der Nicht-Finanzprodukte"; schließlich hat man ja eine funktionierende Transaktionen-Lösung [wie etliche Andere ebenfalls] - die Branchen-Sachkenntnis, diese zu vernachlässigende Größe, schüttelt man dann schon irgendwie aus dem Ärmel. Da ja "die Nutzung dieser Kompetenzen fuer nicht artverwandte Geschaeftsfelder lediglich die konsequente Erweiterung der Wertschoepfungskette darstellt" Mal ganz abgesehen von der bescheuerten Verwendung des Begriffs "Wertschöpfungskette": erinnert sich noch jemand z.B.an Baan...? Und dabei kannten die sich sogar in ihrem Gebiet aus! Selbst das garantiert noch für nix - diese Herrschaften hier hingegen machen das offenbar mit links...
"Auch im Geschaeftsfeld Informationstechnologie will man zu einem fuehrenden Anbieter von IT- Komplettloesungen avancieren." (mal eben so...)
(Ist das jetzt die Hybris der Deutsche Börse AG oder die Dämlichkeit von aktienservice.de?)

Fundamental sehe ich die Sache also nicht sooo positiv. Börsentechnisch hat sie allerdings eine große Stärke: die Aktie wird in den kellern aller Banken liegen. D.h.
- sie liegt in "starken Händen" und wird somit relativ krisenfest sein - etwas für Vorsichtige;
- auf gute Kurspflege wird man sich verlassen können! (zumindest zu Bilanzzeitpunkten)

Schlagen werdeic mich also um diese Aktie auch nicht; da neige auch ich eher zu den Makler-Aktien!
Noch ein Wort zu deren Verteidigung:
Der wesentliche Kaufgrund ist kürzerfristig, nämlich ZYKLISCH: mehr Umsatz (& Gewinn) durch
- höhere Aktiehkurse,
- mehr Umsatz,
- die Leichen im Keller werden (wenigstens ein Stück weit) wieder nach oben getragen -> schönere Bilanzen
- über die Abschreibungen des Vorjahrs sind dann Schnee von gestern
- diese und jene IPO wird es wohl auch wieder geben (wenn wohl auch nicht mehr die Fluten wie früher)

Demensprechend sind das Investments für ein, zwei Jahre - nicht auf Dauer. Und in DIESEM Zeitrahmen wird m.E. auch die elektronische Konkurrenz das Wasser nicht abgegraben haben (immerhin hätte das im Prinzip schon seit 20 Jahren stattfinden können / müssen, aber die Brüder haben es immer zu blockieren verstanden.) Und das ramponierte Anlegervertrauen bei den IPOs: na ja, man kann sich ja auch hinter bekannteren Namen verstecken und muß doch nicht unbedingt der erste Name im Konsortium sein.

Außerdem sollte man als Spekulant den Maklern nicht zu böse sein, wenn die wegen ihrer "Leichen im Keller" Bilanzlöcher haben: dann kommen die nämlich von weiter unten hoch (und das auch noch mit der um ein Vielfaches niedrigeren Bewertung) - und Kursanstieg ist für Spekulanten doch das gewünschte Futter - oder nicht? *g*

Greetings
JR

Diskussionsforum der stw-boerse: Deutsche Nebenwerte: Deutsche Börse AG
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