Diskussionsforum der stw-boerse: Deutsche Nebenwerte: EM.TV: Archivierte Beiträge bis 20. November 2000
laurin - Mittwoch, 11. Oktober 2000 - 15:48
wie seht ihr nach dem Einbruch eigentlich EM.TV?

ist ja nun wahrlich ein gefallener Engel!

prof_b - Mittwoch, 11. Oktober 2000 - 15:57
Auch hier gilt, wie überall: Bodenbildung abwarten!
Erst den Index drehen lassen, dann gibt´s noch genügend gute! und verprügelte Einzelwerte.
Viele Grüße Prof

stw - Donnerstag, 12. Oktober 2000 - 00:04
Ich glaube, der Markt hat da gestern wirklich etwas übertrieben. Das was da bilanztechnisch vorgefallen ist, war ein schwerer Fehler, der in einem professionell geführten Unternehmen dieser Größenordnung einfach nicht passieren darf. Aber ich gehe davon aus, dass es wirklich 'nur' ein Mißgeschick war und keine versuchte Manipulation.

Insofern würde ich diese Sache nicht überbewerten, zumal sie keine negative Auswirkungen auf die Ertragszahlen (des gesamten Geschäftsjahres) haben wird lt. Aussagen des Unternehmens.

Was mir nicht gefällt ist, dass der gute Herr Haffa heute schon wieder rausposaunt, die Aktie werde innerhalb eines Jahres ihre alten Höchstände wieder sehen. So etwas ist unseriös und spricht nicht gerade für Professionalität. Das gestörte Vertrauen der Institutionellen gewinnt man mit solchen Sprüchen jedenfalls nicht zurück.

Dennoch: für unter 40 EUR ist EM-TV jetzt durchaus eine Überlegung wert. Allerdings finde ich Helkon und Senator noch aussichtsreicher...

:-) stw

chinaman - Samstag, 18. November 2000 - 14:23
EM.TV ist jetzt für ca. 25 € zu haben; Senator sieht stw nicht mehr so optimistisch. Über die tragischen Ereignisse bei Helkon sollten wir hier nicht nochmal reden. Könnte EM.TV der aktuelle Favorit unter den Medienwerten sein ???

:-)
Gruß
Chinaman

stw - Samstag, 18. November 2000 - 17:58
Ich hätte auch nicht gedacht, dass es so weit abwärts gehen könnte mit EM-TV. Aber da gibt es zuviele Unsicherheiten: verkauft die Familie Henson nun doch ihr Paket über die Börse ? Wie abenteuerlich sind die Abschreibungsmethoden nun wirklich ? Ich traue Herrn Haffa jederzeit eine positive Überraschung zu, aber ich brauche solche Unsicherheiten nicht in meinem Depot. Und da ist es mir auch egal, ob die Aktie 30, 25 oder nur 20 EUR kostet.

:-) stw

chinaman - Sonntag, 19. November 2000 - 10:53
Bezüglich der vielen Unsicherheiten gebe ich Dir recht, stw. Ich setze EM.TV aber auf meine persönliche Watchlist und werde einiges Material hierzu sammeln und hier posten. Wenn noch einige andere Boardteilnehmer Interesse an dem Wert finden sollten, könnten wir vielleicht einen interessanten Einstiegspunkt finden und die Unsicherheiten schrittweise reduzieren.

:-)
Gruß
Chinaman

stw - Sonntag, 19. November 2000 - 14:27
NA, da bin ich wirklich sehr gespannt, ob wir gemeinsam schaffen werden, da ein bißchen besser durchzublicken. Ich freue mich schon auf Deine Infos...

:-) stw

prof_b - Sonntag, 19. November 2000 - 18:26
Seit der Eröffnung des EM-TV Threads hat sich die Aktie um weitere 30 % verbilligt, es gilt weiterhin: Bodenbildung abwarten.

Die Aktie hat sich erst geviertelt, nachdem sie sich vorher verzweihundertfacht hat. OK, durch die Kapitalerhöhungen hat die Substanz zugenommen, aber für einen Fundi dürfte doch ein Kurs-Umsatzverhältnis von 20:1 immer noch zu viel sein?

chinaman - Sonntag, 19. November 2000 - 19:42
Auch die Financial Times sieht Unsicherheit und zwar gleich noch bis März 2001.

:-)
Gruß
Chinaman


Financial Times Deutschland


EM.TV weiterhin Unsicherheit Datum : 17.11.2000
Zeit :12:50


Die Aktien der EM.TV & Merchandising AG (WKN 568480) würden aktuell
schwere Zeiten erleben, so die Wirtschaftsexperten der Financial Times
Deutschland.
Der einstiege Anlegerliebling habe 78 Prozent seit seiner Spitze an Wert
verloren. Dennoch sei weiterhin Skepsis angebracht, da niemand nach der
Übernahme der Jim Henson und dem Einstieg bei der Formel-1 wissen könne,
wie es um die Zahlen bestellt sei. Im Kerngeschäft betrage die operative
Marge rund 50 Prozent, die sich nicht halten lasse. Da möge Großkunde Leo
Kirch ein noch so guter Kumpel von EM.TV-Boss Thomas Haffa sein. Er sei
nicht mehr der einzige, der gute Trickfilme anbiete.

Dennoch würden sich auch neue Chancen bieten. Die wichtigste sei das
Geschäft mit der Formel1, das noch lange nicht ausgeschlachtet zu sein
scheine. Formel-1-Übervater Bernie Ecclestone sei ein Organisationsgenie
und habe nie an die Vermarktung von Ferrari-Schildkäppchen gedacht. In den
USA erziele die Formel-1 nur zwei Prozent des Umsatzes.

Geld dürfe EM.TV künftig auch aus Werbeeinnahmen mit Junior Web verdienen.
Das sei eine 2001 startende Kinderwebseite, auf der die Kids
EM.TV-Trickfilme anschauen und nebenbei noch Lego-Eisenbahnen bestellen
könnten.

Manches scheine dafür zu sprechen, dass die Aktie mehr als 26 Euro wert
sei. Deswegen werde sie aber nicht sofort nach oben schießen und bis
kommenden März werde weiter Unsicherheit herrschen.

chinaman - Sonntag, 19. November 2000 - 19:45
M.M. Warburg hat es zwar auch nicht eilig mit dem Einstieg, sieht aber immerhin Kurspotential bis 75 Euro.

:-)
Gruß
Chinaman


aktienzeit


EM.TV Kursziel 75 Euro Datum : 17.11.2000
Zeit :11:32


Medienanalyst Oliver Rupprecht von M.M. Warburg hat in einem Interview mit
aktienzeit das Kursziel für EM.TV (WKN 568480) auf Sicht von einem Jahr
von 75 Euro nochmals bekräftigt.
Trotz Erreichen neuer Jahrestiefststände sei die Story von EM.TV durchaus
noch intakt. Die enorme Kursphantasie hätte etwas nachgelassen, da das
Medienunternehmen seine rasanten Wachstumsraten aufgrund der jetzt schon
erreichten Größe nicht mehr in diesem Maße aufrechterhalten könne. Das
Jahr 2000 sei ein „Akquisitions- und Integrationsjahr“ für
EM.TV gewesen. Nach Eingliederung der neuen Bereiche könne die
Unterhaltungsfirma am Schluss dieser Entwicklungsphase ein international
breit aufgestellter Medienkonzern sein. Würde im kommenden Jahr der
Einstieg der Automobilkonzerne bei der Formel 1 gelingen, könnte das dem
Kurs noch zusätzliche Impulse verleihen.

Zur Zeit seien viele ungünstige Faktoren, wie die Unstimmigkeiten bei der
Verbuchung von Ergebnisbeiträgen und das Auftauchen größerer Aktienpakete
aufgrund des Aktientauschs bei den Akquisitionen der letzten Zeit, bereits
im Kurs enthalten. Eine kurzfristige Kursrally sei jedoch nicht zu
erwarten. Daher könne der Anleger die Geschäftsentwicklung der nächsten
Monate beobachten und noch rechtzeitig in den Titel einsteigen. EM.TV sei
ein interessantes Basisinvestment im Medienbereich, auch wenn der Kurs
noch kurzzeitig unter Druck kommen könnte. Gegen das genannte Kursziel
würden jedoch derzeit keine fundamentalen Gründe sprechen.

chinaman - Sonntag, 19. November 2000 - 19:59
Performaxx kommt zum Anlageurteil "spekulativ kaufen" und sieht einen Ertragswert von ca. 47 Euro je Aktie.

:-)
Gruß
Chinaman


Analyse EM.TV Merchandising

Entertainment/Merchandising


Abstürzender Highflyer?

Die Familie Haffa kontrolliert derzeit 51% der Aktien des 1989 von Thomas Haffa gegründeten Unternehmens. 1997 ging EM. TV als eines der ersten Unternehmen an den Neuen Markt in Frankfurt und brach seither alle Rekorde. Mit einer Wertsteigerung von rund 18.000% seit der Börseneinführung wurde EM. TV als erfolgreichste deutsche Neuemission aller Zeiten gefeiert. Seit Anfang des Jahres geht es mit dem einstigen Börsenstar bergab. Nach dem Erreichen des Jahreshochs bei knapp 120 Euro Anfang Januar hat sich der Kurs mittlerweile beinahe gedrittelt. Dabei wurde auch die charttechnisch sehr bedeutsame 200-Tages-Linie nach unten durchbrochen. Jetzt stellt sich dem Investor natürlich die Frage, ob die Erfolgsgeschichte von EM. TV erst einmal vorbei ist.


Das Neueste in Kürze

Im August veröffentlichte EM.TV einen um 195% auf 603,9 Mio. DM gestiegenen Halbjahresumsatz. Diese Zahlen beinhalteten Umsätze aus der Jim Henson Company (87,4 Mio. DM), der Beteiligung an Tele München (74,7 Mio. DM) und den Anteil an der Formel-1-Gruppe (218,7 Mio. DM). Anfang dieser Woche wurde nun eine Unternehmensmeldung publik, laut der die im August veröffentlichten Zahlen nach einer Erstkonsolidierung revidiert werden müssen. 31,7 Mio. DM des vorläufig ausgewiesenen Umsatzes von 87,4 Mio. DM der Jim Henson Company sind phasenverschoben in den kommenden beiden Quartalen zu erfassen. Von dieser Phasenverschiebung betroffen ist auch ein Ergebnisbeitrag von 6,3 Mio. DM der Jim Henson. Zum anderen hat sich der für die Formel 1 ausgewiesene Umsatz in Höhe von 218,7 Mio. DM auf das gesamte 1. Halbjahr 2000 bezogen. Eine erforderliche Abgrenzung zum Erwerbsstichtag 12. Mai 2000 hat bislang wegen fehlender Daten noch nicht vorgenommen werden können. Da das Unternehmen laut eigenen Angaben aber über einen Gewinnanspruch für die Formel 1-Sparte ab 1. Januar 2000 verfügt, bleiben die geplanten Ergebniszahlen des Konzerns durch diesen Konsolidierungsfehler bestehen. Einzig die Planzahlen für den Umsatz dürften schwer zu erreichen sein, weil die Formel 1-Beteiligung erst ab Mai dieses Jahres wirksam wird. Nach Angaben des Unternehmens soll die komplette Konsolidierung der akquirierten Unternehmen einschließlich der Goodwill-Abschreibungen im Jahresabschluß 2000 erfolgen.

Nach Veröffentlichung der Korrekturen zu den Halbjahreszahlen ist die Aktie um mehr als 25% gefallen. Diese Berichtigung der vorläufigen Halbjahreszahlen wirft ein schlechtes Licht auf das Rechnungswesen und das Management des Konzerns. Wir glauben, daß der Verfall der Aktie aufgrund dieser Meldung zu stark ausgefallen ist, weil das erwartete Ergebnis durch die Verschiebung des Umsatzes in das 2. Halbjahr nicht beeinträchtigt wird. Einzig ein Vertrauensverlust der Anleger rechtfertigt eine derartig ausgeprägte Marktreaktion.

Dieser Konsolidierungsfehler forderte nun auch erste personelle Konsequenzen. Florian Haffa, Bruder des Unternehmensgründers Thomas Haffa und bisheriger Finanzvorstand des Unternehmens, wird sich nunmehr verstärkt um das operative Geschäft und um den Bereich Investor Relations kümmern. Ein neuer Finanzvorstand soll so schnell wie möglich präsentiert werden, um das angekratzte Firmenimage wieder aufzupolieren.


Geschäftsfelder im Überblick

Durch die steigende Vielfalt von Übertragungsmöglichkeiten und die Digitalisierung des Fernsehens steigt der Bedarf nach Inhalten bei allen Konsumentengruppen. EM.TV ist mit einem Portfolio von 30.000 halben Programmstunden Weltmarktführer für Kinder- und Familienunterhaltung. Das Portfolio umfaßt so bekannte Charaktere wie Biene Maja, Wickie und die starken Männer, Heidi, Familie Feuerstein, die Simpsons und die Muppets. Zudem erhält der Kinder- und Jugendprogrammsektor aufgrund seines dynamischen Wachstums zusätzliche Bedeutung. Die Weichenstellung zur Weltmarktführung gelang, als das Unternehmen ein Joint-venture mit der Kirch-Gruppe zur Gründung von Junior.TV abschloß. Der Geschäftsbereich TV-Produktion und Vermarktung ist mit einem Umsatz von 268 Mio. DM der wichtigste Teil des Konzerns und trägt 85% zum Gesamtumsatz bei. Die besonders erfolgreiche Entwicklung der Marke Junior, die im Januar 2000 auf SAT.1 eingeführt wurde, hält bereits einen Marktanteil von 20%. Einen Vertrag über einen Junior-Programmblock von 1.200 halben Stunden konnte EM. TV mit dem Schweizer Sender SF DRS abschließen. Im Bereich Pay-TV konnten die beiden Kanäle Junior und K-Toon auf Premiere World von wachsenden Zahlen der Bezahlplattform profitieren. Mit Merchandising, der kommerziellen Auswertung von Lizenzen, Labels, Events und Charakteren in Form von Fanartikeln erzielt der Konzern einen Umsatzanteil von immerhin 20 Mio. DM. EM.TV vermarktet sowohl eigene Merchandisingrechte als auch Merchandisingrechte im Auftrag Dritter. Die wichtigsten Vereinbarungen im Merchandising betreffen die Charaktere Twipsy (das Expo-Maskottchen), Sailor Moon und die Jim Henson-Kollektion mit Kermit und Miss Piggy. So bekannte Veranstaltungen wie das Oktoberfest in München oder die Weltmeisterschaften der Snowboarder werden ebenfalls betreut. Das 3. Standbein der Gruppe ist der Bereich Consumer Products, der mit der Merchandisinggruppe eng zusammenarbeitet. Die Gruppe beschäftigt sich mit der Konzeption, Produktion und dem Vertrieb von Lizenzartikeln. Hier werden knapp 27 Mio. DM bzw. 8% des Gesamtumsatzes erwirtschaftet. Dieser neue Geschäftsbereich entwickelt sich gut, im Vergleich zum Vorjahr beträgt das Umsatzwachstum über 40%.


Wachstum durch Akquisition

Das außerordentlich starke Umsatz- und Ergebniswachstum von EM.TV wäre ohne Übernahmen nicht möglich gewesen. Die beiden mit Abstand wichtigsten Zukäufe der Gruppe erfolgten im 1. Halbjahr dieses Geschäftsjahres und gelangten auf nationaler wie internationaler Ebene in die Schlagzeilen. Im Februar verleibte sich das Unternehmen 100% der Jim Henson Company, besser bekannt für seine mehrfach ausgezeichnete Muppet-Show, für 680 Mio. USD ein. Die Jim Henson Company ist auch Schöpfer und Rechtehalter aller Sesamstraßen-Figuren. Im Juli dieses Jahres gab EM. TV seinen 50%-Anteil am amerikanischen The Kermit Channel und seinen 22,5%-Anteil am Sender Odyssey Network, die man im Zuge der 100% Übernahme von Jim Henson miterworben hatte, gegen eine Beteiligung am amerikanischen Crown Media Konzern ab. EM.TV hält künftig 5,4 Mio. Aktien an der Crown Sendergruppe, das entspricht einem Anteil von 8,2%, der zur Zeit rund 200 Mio. DM wert ist. Durch die Kooperation mit Crown ist es EM.TV gelungen, einen Programmblock auf einem US-Pay-TV-Sender zu etablieren und einen Fuß in die Tür zum weltweit größten Fernsehmarkt zu setzen.

Mindestens genauso bedeutend wie der Einstieg bei den Muppets ist die 50%-Beteiligung an der SLEC, einer Holdinggesellschaft, die sämtliche Rechte an der Formel 1 hält. Mit dem Schritt in die Formel 1, der Königsklasse des Motorsports, ist zugleich der Einstieg in eines der lukrativsten und imageträchtigsten Sportevents gelungen. 1999 wurden die 16 Rennen einschließlich Vor- und Nachberichten von 58 Mrd. Zuschauern verfolgt. Wie hoch das noch vorhandene Merchandisingpotential der Formel 1 ist, veranschaulicht das Faktum, daß der bislang einzige Merchandisingvertrag im Bereich Computerspiele Lizenzeinnahmen von über 40 Mio. USD einbrachte.

Aufsehen erregte auch die 45% Beteiligung an der Tele München Gruppe (TMG). Die TMG ist nicht nur einer der wichtigsten deutschen Produzenten, sondern verfügt auch über 2.700 Kino- und TV-Filme, darunter Kassenschlager wie Notting Hill, 12 Monkeys, Basic Instinct oder Mr. Bean. Das Programmportfolio umfaßt auch 7.200 ein- und halbstündige TV-Serien sowie 3.000 halbe Stunden Zeichentrickepisoden.

Weitere Beteiligungen wurden auch an dem erfolgreichen deutschen Filmproduzenten und Verleiher Constantin Film (16,67%), an Dolce Media (51%), dem Entertainmentunternehmen von Thomas und Christoph Gottschalk, an dem Zeichentrickproduzenten und Animationsstudio TFC Trickcompany (60%), am schwedischen Unternehmen Plus Licens (50%), am australischen Trickfilmstudio Yoram Gross Film (50%), Tabaluga Film (100%), an der israelischen Talit TV Gruppe (51%) sowie an weiteren kleineren Anbietern der Branche eingegangen. Die Übernahmen ziehen sich quer durch alle Geschäftsbereiche. Vor allem die Beteiligungen an TMG und an Constantin sind positiv zu werten, weil diese beiden Unternehmen nicht im Kinder- und Familienprogramm verankert sind und deshalb EM.TV den Zugang zu neuen Kundenschichten ermöglichen. Die Finanzierung der Übernahmen erfolgte durch die 1999 durchgeführte Kapitalerhöhung, eine signifikante Verringerung des Eigenkapitals ergab sich dadurch nicht. Die Eigenkapitalquote betrug im 1. Halbjahr 2000 sehr gute 60%.


Internationalisierung wird vorangetrieben

Nicht nur die zahlreichen Beteiligungen von EM.TV weisen auf die internationale Ausrichtung des Unternehmens hin. Auch die Bestrebungen, Junior weltweit als Dachmarke im Kinderfernsehen zu positionieren, sind erfolgreich. Neben dem bereits erwähnten Verkauf von 1.200 halben Programmstunden an einen Schweizer Sender, wurde noch mit der führenden Verlagsgruppe Spaniens und Lateinamerikas, der Grupo Planeta, ein 50:50 Joint-venture initiiert. Ziel ist, das Kinderprogramm in Spanien und Portugal zu etablieren. Mit dem mexikanischen Unternehmen Comarex wurde ein Vertrag abgeschlossen, der die Vermarktung des Juniorportfolios in allen 26 lateinamerikanischen Staaten vorsieht. Weitere Kooperationen gibt es mit einem französischen und einem irischen TV-Sender. Auch die Umfirmierung von Igel Spielzeug in Junior.Toys dient der strategischen Ausrichtung mit dem Ziel eine einheitliche Dachmarke zu erschaffen.
Die Vereinbarung zum Aufbau eines gemeinsamen virtuellen B2B-Marktplatzes zum Lizenzhandel im Internet zwischen EM.TV und CE Consumer Electronics ist ebenfalls Teil der Internationalisierungsstrategie. Ende des Jahres soll der Virtual License Exchange (VLE) betriebsbereit sein. Geplant ist, VLE zu einem Marktplatz für Lizenznehmer und Einzelhändler auszubauen. Starten soll VLE mit einem Angebot für den Merchandising-Bereich, ein Marktplatz für den Handel mit TV-Rechten soll kurz darauf folgen. Die Errichtung von Junior Web, einem Online-Dienst für Kinder, ist eine weitere Priorität, die von den B2C-Bemühungen des Unternehmens zeugt und Anfang nächsten Jahres erfolgen soll. Durch die kürzlich erfolgte Gründung eines World Brand Management Centers in New York sollen künftig alle Lizenz- und TV-Sales-Aktivitäten von EM.TV koordiniert werden. Niederlassungen des Konzerns befinden sich derzeit in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien, den Beneluxstaaten, Skandinavien, den USA, Australien, Osteuropa, Lateinamerika und Israel.


Konkurrenzsituation

Die wichtigsten Rechteinhaber auf nationaler Ebene sind neben EM.TV noch CLT/UFA, Europas größte Radio- und Fernsehgruppe, die Kirch-Gruppe sowie die Tele München Gruppe, an der EM.TV eine Beteiligung besitzt. Zu den kleineren nationalen Anbietern gehören Intertainment, Kinowelt oder Senator Film. Auf internationaler Ebene konkurriert man mit Medienkonzernen wie Disney, Universal, Warner Bros. und Fox Entertainment. Zum Teil werden deren Kinder- und Jugendprogramme von EM.TV vermarktet. Durch die getätigten Übernahmen verließ EM. TV seine Nischenposition als Kinder- und Familienprogrammsender. Die Transformation zum Komplettanbieter und global agierenden Medienkonzern könnte die Gewinnsituation negativ beeinflussen. Wenn auch nach wie vor von einem positiven Trend auszugehen ist, so dürfte doch die Dynamik nachlassen.

Im Bereich des Rechteeinkaufs steht EM.TV mit Unternehmen wie CLT/UFA oder RTV Family Entertainment im Wettbewerb. Der Münchner Konzern hat hier in der Vergangenheit bereits langfristige Lizenzrechte erworben. Die erreichte Wettbewerbsposition dürfte deshalb, und aufgrund von Konzentrationstendenzen bei den Produzenten wie bei den Abnehmern, sehr stark sein. Es ist daher nicht zu erwarten, daß das Unternehmen aus dieser Position verdrängt werden kann.
Im Merchandising- und Event-Markt sind die härtesten Widersacher wiederum Disney und Warner Bros. sowie Bavaria Sonor und Merchandising München auf nationaler Ebene. Der überdurchschnittlich gut wachsende Merchandisingmarkt ließ besonders in Kombination mit dem Aufbau von Junior Web gute künftige Ergebniszuwächse erhoffen.

Kursbremsende Wirkung hatten auf jeden Fall die im November 1999 durchgeführte Kapitalerhöhung, die einen Bruttoerlös von 480 Mio. Euro in die Kasse des Unternehmens spülte, sowie die im Februar 2000 erfolgreich abgeschlossene Plazierung einer Wandelanleihe im Ausmaß von 400 Mio. Euro.


Bewertung

Für dieses Geschäftsjahr rechnet EM.TV trotz der zuletzt bekannt gewordenen Probleme mit einem Umsatz von 1,5 Mrd. Mark und einer Umsatzrendite von rund 12%. Für 2001 werden 2 Mrd. Mark budgetiert. Ab nächstem Jahr soll die Umsatzrendite dann wieder einen Wert erreichen, der in etwa jenem des Jahres 1999 entspricht (26,3%). Aufgrund der guten Marktposition des Unternehmens setzen wir die Umsatzrendite ab 2001 auf 18% hoch, bleiben allerdings signifikant unter dem Wert von 1999. Wir setzen das Umsatzziel für 2000 um 100 Mio. DM herab und gehen auch 2001 von einem niedrigeren Planumsatz als das Unternehmen aus, um Umsatzrisiken, die sich aus den Übernahmen ergeben, einzupreisen. In den kommenden Jahren werden aufgrund des nachlassenden Basiseffektes Umsatz- und Betriebsergebnissteigerungen in Höhe von 100% und mehr nicht mehr realisierbar sein. Wir gehen im Einklang mit dem Unternehmen dennoch von erheblichen Umsatzsteigerungen für die Folgejahre aus, die wir von 35% im Jahr 2001 mit steigender Unternehmensgröße sukzessive bis auf 15% im Jahr 2007 sinken lassen. Da es sich bei EM.TV um das höchstkapitalisierte Unternehmen mit Marktführungsposition am Neuen Markt handelt, diskontieren wir die Gewinne mit 10%. Ab dem Jahr 2008 setzen wir ein ewiges Wachstum von 3% an.

EM. TV plant, die Tele München Gruppe im 1. Halbjahr 2001 an die Börse zu bringen. Auch die Formel 1-Gruppe soll so schnell wie möglich an die Börse, ein Termin für das Going Public könnte Ende 2001 oder Anfang 2002 gefunden werden. Derzeit ist gegen die Formula One Administration des Bernie Ecclestone noch ein Verfahren anhängig, das einem IPO dieser Sparte im Wege steht. Die Annahme einer konstanten Umsatzrendite von 18% ab 2001 läßt sich unter anderem aufgrund der geplanten Steuerreform rechtfertigen, die zu einer Entlastung bei der Steuerquote führen wird. Erlöse aus dem Verkauf von Unternehmensbeteiligungen bleiben dann steuerfrei.

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 20047 Ewige Rente
Umsatz (in Mio.) 700 945 1.275 1.658 2.156 2.695 3.234 3.719
Rendite 12% 18% 18% 18% 18% 18% 18% 18%
EpS 0,58 1,18 1,60 2,08 2,70 3,38 4,05 4,66 68,59
Fairer Wert bei Abzinsung der Gewinne mit 10,5%: 47,23 Euro
Der Ertragswert von EM.TV. Angaben in Euro.


Fazit

EM.TV hat durch die erfolgten Übernahmen seine Stellung als Nischenanbieter im Kinder- und Familienprogramm verlassen und ist in neue Bereiche vorgedrungen. Dadurch wird eine größere Kundenschicht erschlossen. Durch die neue Position als Komplettanbieter verliert die Gewinndynamik vielleicht etwas an Schwung, zugleich aber bewirkt sie, daß das Unternehmen endgültig unter die Big Player der Medienbranche aufsteigt. Aufgrund des nunmehr ermäßigten Kursniveaus erachten wir die Aktie bei einem KGV 01 von 32,59 als günstig bewertet. Da der Einfluß auf das Ergebnis des Konzerns nicht so stark sein dürfte wie die Marktreaktion auf die schlechten Nachrichten, raten wir die Aktie derzeit zu akkumulieren.

Gerd Möderndorfer

EM.TV auf einen Blick
Wertpapierkennummer 568480
Stärken Schwächen
Geschlossene Wertschöpfungskette Drohende Wachstumsverlangsamung
Kooperation mit starken Partnern Glaubwürdigkeitsverlust durch Rechnungslegungsfehler
Starke Marktposition und starke Marken Hoher Finanzierungsbedarf für Übernahmen
Bewertung spiegelt Marktführerschaft nicht wieder
Marktkapitalisierung 5,17 Mrd. Euro
Letzter Kurs ( 20.10.00) 36,00 Euro
Internet www.em-tv.de
KGV 00 62 CAGR 02-04 31,58 Euro
KGV 01 31 PEG-Ratio 01 0,98
KUV 00 7,4 Fairer Wert nach PEG 36,74 Euro
KUV 01 5,5 Fairer Wert nach Ertragswert 47,23 Euro
Unser Urteil spekulativ kaufen


(c) 2000 Performaxx AG


Sonntag, 19.11.2000

chinaman - Sonntag, 19. November 2000 - 20:00
Prof: KUV beträgt nach performaxx für 00 7,4 und für 2001 5,5.

:-)
Gruß
Chinaman

prof_b - Montag, 20. November 2000 - 10:14
20:1 laut Börse Online, die Angaben beziehen sich wahrscheinlich auf 99.

mercator - Montag, 20. November 2000 - 14:47
Was haltet Ihr denn von der EM.TV-Wandelanleihe?

Das Wandelrecht ist natürlich nichts wert, aber die übrigen Konditionen sind doch sehr außergewöhnlich:

Der Kupon beträgt 4 % (Zinszahlungstermin 16.2.).
2005 wird die Anleihe zu 117,25 % zurückgezahlt.

Bei dem jetzigen Kurs von nur 77 % ergibt sich daraus eine jährliche Rendite von rd. 15 %. Davon ist ein großer Teil nicht zu versteuern.
Solche Konditionen gibt es sonst eigentlich nur bei Schrottanleihen.

Ich habe zugegriffen, obwohl ich von EM.TV als Aktie nach wie vor rein gar nichts halte. Andererseits denke ich, daß EM.TV zumindest in den nächsten 5 Jahren nicht Konkurs gehen wird.

Denkt mal darüber nach

Gruß
Mercator

prof_b - Montag, 20. November 2000 - 15:00
Hast du dich genau erkundigt, was passiert wenn EM-TV keine Gewinne machen?
Wie lange zahlen die Zinsen? Die Anleihe ist sicher an letzter Stelle in der Bedienung!
Ich gehe einfach mal davon aus, dass 15 % Zinsen nicht ohne Risiko zu haben sind.
CU Prof

mercator - Montag, 20. November 2000 - 17:00
Eine Anleihe ist ja kein Genußschein, so daß auch im Falle von Verlusten gezahlt werden muß. Wenn EM.TV zahlungsunfähig wird, dann stehen natürlich die Anleihen wie bei jedem Konkurs/Vergleich hinter den Ansprüchen der Mitarbeiter, Sozialversicherungen usw. zurück.

Aber ich finde es schon witzig, daß hier das Investment in die Aktie diskutiert wird und gleichzeitig Zweifel bestehen, ob EM-TV ihre Verbindlichkeiten bedienen kann. Das ist doch ein Widerspruch, oder?

Gruß
Mercator

chinaman - Montag, 20. November 2000 - 17:36
EM.TV Kurs heute auf 22,50 Euro gefallen. Damit ergibt sich (unter Zugrundelegung der Performaxx Umsatz- und Gewinnreihe) ein aktuelles KUV 01 von 3,4 und ein KGV 01 von 19,4. Die PEG-Ratio ist 0,6. Kurssteigerungspotential bis zum Ertragswert von Performaxx (47,23 EUR) nunmehr etwas mehr als ein Verdoppler.

Was halten die Fundis von den von Performaxx vorgenommenen Annahmen ? Wie gefällt Euch das Ertragswertmodell ?


:-)
Gruß
Chinaman

mercator - Montag, 20. November 2000 - 20:02
Ich weiß nicht, wo performaxx die Zahlen hernimmt.

Der Halbjahresbericht ist jedenfalls derart katastrophal, daß m.E. eine Analyse von EM.TV gar nicht seriös vorgenommen werden kann. Ich hätte jede Aktie aus meinem Depot geschmissen, die auch nur annähernd einen solch unklaren Bericht vorgelegt hätte.

Ich denke nur an das außerordentliche Ergebnis von -66 Mio. DM (vgl. Halbjahresumsatz 220 Mio. DM), das nicht näher erläutert wird.

Die Bilanz ist durch die Sachkapitalerhöhungen auf der Passivseite und durch die teuren Firmenkäufe auf der Aktivseite aufgeblasen.

Bei EM.TV kann es in den nächsten Jahren durchaus Bilanzverluste anstatt -gewinnen geben.

Nach den Kursrückgängen der vergangenen Tage dürften auch die Zeiten vorbei sein, in denen die berühmten Experten Unsinn verbreiten können wie: "Bei Medienwerten kommt es auf das aussagekräftigere EBITDA an anstatt auf den Jahresüberschuß."

In so turbulenten Börsenzeiten wie jetzt, besinnen sich nämlich die meisten wieder darauf, daß es letztlich nur auf den Gewinn ankommt.

Gruß
Mercator

stw - Montag, 20. November 2000 - 20:25
"Bei Medienwerten kommt es auf das aussagekräftigere EBITDA an anstatt auf den Jahresüberschuß."

*lol* haben das die sogenannten Experten wirklich gesagt ? *lol* das wird wirklich immer toller... *lol*

Aber ich kann mir schon vorstellen, dass EMTV in den nächsten Jahren das Ergebnis lieber vor Firmenwertabschreibungen ausweisen würde...

:-) stw

chinaman - Montag, 20. November 2000 - 22:13
"Ich weiß nicht, wo performaxx die Zahlen hernimmt". Na, na. Hast Du jeweils eine Analyse etc. gelesen, wo Du das genauer wußtest ? Natürlich reden wir über unsichere Zukunftsprognosen. Aber die präzise, relativ nachvollziehbare Art der Darstellung von performaxx finde ich faszinierend. Diese Art der Berechnung und die Annahmen sind für mich leichter nachvollziehbar als die meisten anderen Analysen.


:-)
Gruß
Chinaman

Diskussionsforum der stw-boerse: Deutsche Nebenwerte: EM.TV: Archivierte Beiträge bis 20. November 2000