Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Einkaufsbummel am Neuen Markt
stw - Montag, 24. April 2000 - 19:47
Heute war in Deutschland noch österliche Ruhe angesagt, doch die NASDAQ (bisher 200 Punkte im Minus) zeigt schon heute, wohin es insbesondere am Neuen Markt in den nächsten Tagen gehen dürfte.

Vielleicht bewegen wir uns schon in den nächsten Tagen in den Bereich von 5000 Punkten im Nemax All Share. Mein Einkaufszettel ist jedenfalls geschrieben und vielleicht locken schon in den nächsten Tagen Einstiegskurse bei ausgewählten Werten.

Ich bin sehr gespannt, der SellOff könnte unmittelbar bevorstehen. Die Stimmung ist jedenfalls schon ziemlich schlecht, BO z.B. traut sich kaum noch Empfehlungen auszusprechen und die MArkttechniker sehen den DAX in Kürze in Richtung 6000 marschieren.

:-)) stw

avalon - Dienstag, 25. April 2000 - 09:18
5000 geht ok - aber da ist ja noch ein gutes
Stück Weg vor uns.

Gerade bei instock gefunden - genau so sehe ich
das auch, die Profis geben, die Privaten nehmen.
Irgendwann geben dann die Privaten den Profis
- machen wir das doch einfach genau so.......

"Dagegen steht ein weiterhin ungebrochener Optimismus bei Privatanlegern. Nach
einer Umfrage der American Association of Individual Investors sind noch
77 Prozent der Privatanleger im Tech-Sektor voll investiert, 71 Prozent zeigen sich
noch bullish mit dem Markt. Viele Experten erwarten vor einer Trendwende bei den
Technologietiteln zunächst einen Stimmungswechsel bei den nach wie vor
bullishen Privatanlegern. Erst nach einem finalen Ausverkauf dieser Gruppe sei die
Situation bereinigt und der Weg für Kursgewinne wieder frei."

Finaler Ausverkauf - die Grundlage für die
Performance 2001 ! 2000 habe ich schon im
Trockenen, da kann man leicht reden ich weiß,
aber es ist immer noch Zeit evtl. Tradingpositionen abzubauen (ich habe keine mehr),
also schaut euer Depot noch mal in Ruhe an.....

Avalon

prof_b - Dienstag, 25. April 2000 - 10:34
1.) Es kommt immer anders, als man denkt. Zumindest in der kurzfristigen Indexprognose.
2.) Charttechnisch sieht der NM sehr absturzgefährdet aus, da gibt´s keine Frage.

3.)Wenn es am NM einmal wieder aufwärts geht, könnten davon trotz aller Logik zunächst die großen Spekulationsblasen zuerst profitieren, die sind ja jetzt am "billigsten" geworden.
- Am sichersten ist ein Aufspringen auf zurückgebliebene Qualitätstitel, wenn der Index schon wieder 1000 Punkte gestiegen ist.
- Das hat doch Im Dezember/Januar auch noch sehr gut bei Systematics, Cancom, PC-Spezialist ... geklappt.

stw - Dienstag, 25. April 2000 - 19:46
Hi prof,

das Problem an Deiner (Wieder-)einstiegsstrategie ist, daß gerade die Qualitätstitel idR am wenigsten verlieren und sich am schnellsten wieder erholen. Wenn der Index wieder 1000 Punkte gestiegen ist, könnten einige Werte auf meinem Einkaufszettel schon wieder auf AllTimeHigh notieren...

Nein, ich mache das wie im sonstigen Leben auch: wenn der Preis stimmt, dann schlage ich zu und dabei ist es mir ziemlich egal, ob der Index sich noch im freien Fall befindet oder nicht. Es gehört schon etwas Mut dazu, ins fallende Messer zu greifen, aber nur dadurch werden (mit ein bißchen Glück) solche Timings wie kürzlich beim Einstieg in Mühl erst möglich.

:-) stw

al_sting - Mittwoch, 10. März 2010 - 12:31
http://www.boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_420100
Vor zehn Jahren platzte die Dotcom-Blase
von Mark Ehren

Es war am 10. März 2000. Das Fieber an den Börsen stieg schon seit Wochen und Monaten. Dax, Nemax und Nasdaq kletterten von Rekord zu Rekord. Drei Tage vor dem Börsengang von Infineon hätte wohl niemand geglaubt, dass es nun für lange Zeit an den Börsen nur noch abwärts gehen sollte - boerse.ARD.de blickt zurück.

An diesem besagten Freitag erreichte der Nemax 50, der die Kursentwicklung der "Blue-Chips" unter den so genannten Wachstumswerten abbildete, sein absolutes Allzeithoch bei 9.666 Punkten. Damit hatte sich der Index in nur gut zwei Jahren mehr als verzehnfacht – eine Kursentwicklung, für die Aktienindizes normalerweise selbst in wirtschaftlich guten Zeiten mehrere Jahrzehnte benötigen.

Die 229 Firmen des breit gefassten Nemax All Share waren damals auf dem Papier 234 Milliarden Euro "wert", obwohl die meisten keine schwarzen Zahlen schrieben und die Gewinnschwelle auch niemals erreichten sollten.

"Gekauft wird, was da ist"
Doch damals wollten Anleger von Zweifeln nichts wissen, zu sehr hatte sich der Eindruck verfestigt, man habe das Perpetuum Mobile der Geldvermehrung gefunden. Die Firmen wurden einfach der ominösen "New Economy" zugeschlagen, also Branchen, deren Geschäft vermeintlich anderen Gesetzen folgte als bisher. Oder, wie es ein damaliger Börsenhändler ganz einfach ausdrückte: "Gekauft wird, was da ist."

Aber auch bei den eigentlich soliden Standardwerten grassierte das Spekulationsfieber. Der Dax erreichte in jener Woche seinen damaligen historischen Höchststand mit 8.136 Punkten – ein Niveau, das im Jahr 2007 nur um wenige Pünktchen übertroffen werden sollte.

Doch nicht nur in Deutschland hatte die Gier längst über den Verstand gesiegt. Auch in den USA hatte sich eine selten gesehene Börsen-Blase gebildet. So erreichte der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq mit knapp über 5.000 Punkten ein später nicht mehr erreichtes Niveau.

Schritt für Schritt nach unten
Die nach dem 10. März einsetzende Abwärtsbewegung war zu Beginn allerdings vergleichsweise unspektakulär. Von einem klassischen Crash a la 1929 oder 1987 kann man rückblickend nicht sprechen. Vielmehr bröckelten die Kurse nach und nach ab. Schnell war von einem "Salami-Crash" die Rede.

Nach Infineon war der Ofen aus
So ist es wohl auch kein Wunder, dass die Stimmung am 13. März per Saldo immer noch hervorragend war, als die ehemalige Siemens-Tochter Infineon, die damals das noch nicht allzu rutschige Börsenparkett betrat. Infineon-Aktien im Wert von 6,1 Milliarden Euro waren damals im Angebot, Investoren hatten dagegen Papiere im Wert von mehr als 200 Milliarden Euro bestellt. Die Glücklichen, die eine Zuteilung zu 35 Euro erhielten und – besonders wichtig – rechtzeitig auf die Verkaufstaste drückten, konnten sich immerhin über eine Verdopplung ihres Einsatzes freuen.

Dass die Börsen-Welt trotz der Gewinne für Infineon-Erstzeichner nicht mehr ganz ungetrübt war, zeigt ein Vergleich mit den so genannten Graumarktkursen. Im vorbörslichen Handel waren für eine Infineon-Aktie sogar mehr als 100 Euro bezahlt worden.

Verluste für die Geschichtsbücher
Später konnte auch Infineon den hohen Vorschusslorbeeren nicht gerecht werden und wurde mit in den allgemeinen Abwärtsstrudel gerissen. Während die Nasdaq in der Spitze "nur" fast 80 Prozent einbüßte, organisierten die Anleger am deutschen Aktienmarkt den Absturz besonders "gründlich". Bis Oktober 2002 kollabierte der Nemax 50 förmlich bis auf 318 Punkte oder um fast 97 Prozent. Am Neuen Markt hatten sich insgesamt mehr als 200 Milliarden Euro in Luft aufgelöst.

Noch heute leidet die so genannte "Aktienkultur" unter den gewaltigen Kursverlusten. Viele Anleger werden Aktien wohl ihr Leben lang nicht mehr anfassen.

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Zu diesem Jubiläum lohnt sich ein Blick in die alten Fäden. Mit dieser fast kompletten Einäscherung des Neuen Marktes hatte vor 10 Jahren wohl niemand gerechnet.
Schön, dass diese alten Diskussionen noch existieren und relativ einfach auszubuddeln sind.

Und wie sieht es heute aus?
Auch bei der stw-boerse hat das gesunkene Interesse an Aktien seine Spuren hinterlassen, das Forum ist wesentlich ruhiger geworden.
Auch jetzt stellt sich wieder die Frage, wie sich die aktuelle Krise weiterentwickelt.

Geht es weiter bergauf, gibt es eine gemäßigte Korrektur oder werden wir noch einmal einen kompletten Zusammenbruch erleben, beispielsweise begleitet von einem Zerfall des Euro?

Ich persönlich gehöre zu den vorsichtigen Optimisten, der zwar einen Korrektur der Börsen um vielleicht 30% für wahrscheinlich hält, aber keinen kompletten Einbruch wie beim Neuen Markt. Aber als Späteinsteiger (war mir damals alles zu wild und unverständlich) gehöre ich auch nicht zu den Gebrannten des Neuen Marktes, sehe daher alles vielleicht etwas weniger pessimistisch.

Mal sehen, ob es dieses Forum in 10 Jahren noch gibt und wir dann auf die heute Entwicklung und die heutigen Prognosen zurückblicken können. Wäre sicherlich auch interessant und lehrreich.

prof - Mittwoch, 10. März 2010 - 13:12
Ja, das war eine tolle Zeit. Fast jeder Blick auf die Kurstafel machte uns ein bisschen reicher! Wir waren damals wohl alle ein bisschen euphorisch. Gerade für Charties gab es nur eine Richtung und ich konnte mir Dinge leisten, an die vorher nicht zu Denken war. Glücklicherweise habe ich die Trendwende erkannt und bin einigermaßen pünktlich raus.
Für mich war die dot.com - Blase ein riesiger Gewinn. Von mir aus gern noch mal - Prof

xenon - Mittwoch, 10. März 2010 - 14:10
Eine Facette waren die Neuemissionen und die damit verbundenen exzessiven Kursgewinne. Ich hatte gleichzeitig 6 Depots und der frühmorgendliche Anruf beim Anlageberater war wie eine Ziehung der Lottozahlen. Zwischen 8.30 Uhr und 11.00 Uhr war man um mehrere Tausend DM reicher. Ich habe vielleicht 20 - 30 dieser Kursraketen bekommen, selten länger als eine Woche gehalten, darunter auch die Neuemission einer EM.TV. Die 100 Stück von damals zu 34 DM zugegeteilt, splitbereinigt von 0,68 Euro auf 120 Euro im Jahre 2000 gestiegen. Das war meine Chance auf ca. 600.000 DM - ich habe allerdings meine Bestände nach 3 Tagen veräußert.
Eine verrückte Zeit ich der ich viel, viel Lehrgeld gezahlt habe. Bis dahin war ich der Meinung jede Krise wäre eine tolle Nachkaufgelegenheit (Asien, Russland).
Auf die mußte man bis 2003 warten. Nach mehreren Auf- und Abschwüngen waren die besten Überlegungen im Rahmen der Abgeltungssteuer Ende 2008 mit welchen Aktien ich "alt werden könnte" (d.h. welche Papiere in den nächsten 10 Jahren die besten Investments darstellen)und der Markt kam noch entgegen (Einbruch).
Eigene Erfahrungen und stw-boerse haben geholfen - Grenkeleasing, Stada und Eckert & Ziegler haben bislang nicht enttäuscht.
Stw-boerse ist das beste Forum was ich kenne, die Anlagestile der Depots ergänzen sich gut, die Diskussionen sind von sehr viel Fachwissen (Charts, Bilanzen, Marktbeurteilung, Psychologie) geprägt.
Unter Chance-Risiko-Relation ist prof der überzeugenste Depotmanager - denn wir haben alle gelernt, Werterhalt ist wichtiger als entgangene Kursgewinne - es gibt immer wieder gute Chancen bei besseren Bedingungen, manchmal muss man am Seitenaus stehen, möglicherweise jahrelang.
Gruß Xenon

lauderdale - Mittwoch, 10. März 2010 - 18:54
dd

lauderdale - Mittwoch, 10. März 2010 - 19:04
Huch, sorry - ich bin ja immer noch angemeldet - glaube mein letzter Beitrag ist schon 7-8 Jahre her!

Ich möchte hier danke sagen. Bin seit 10 Jahren fast täglicher Leser von stw-boerse.
Habe auch viel Geld gewonnen und 2000 und 2001 den ausstieg verpaßt.
War somit wieder auf +/- 0.
Durch Euer Musterdepot und Euren Kommentaren habe ich viel gelernt.

DANKE an:
stw
prof
chinaman
helmut
al sting
xenon
avalon . . .

Bei mir ist jetzt alles wieder im "super grünem Bereich".

Auf die nächsten 10 Jahre! ! !

Herzlichst
lauderdale

chinaman - Donnerstag, 11. März 2010 - 04:59
@ xenon und lauderdale:

Danke für Euer Feedback. Manchmal ist es hier im Forum so ruhig, dass man sich als Depotführer fast denkt, ob sich der ganze Aufwand wirklich lohnt.

Es wäre m.E. schon wünschenswert, wenn auch zumindest einige Nicht-Depotführer halbwegs regelmässig mitdiskutieren könnten / würden.

al_sting - Donnerstag, 21. November 2013 - 00:36
Diese Blase passt wohl am besten in diesen Faden. Denn bei Voxeljet hat sich eine so beachtliche Blase entwickelt, dass ich glaube, das passt noch besser zum neuen Markt als zu den geplatzten Solarträumen.

Ein Hersteller von 3D-Druckern geht an die Börse. Marktkapitalisierung hoch im dreistelligen Millionenbereich.
Die Umsätze im ersten Quartalsbericht bestehen aus dem "Verkauf" von genau 3 (!!!) Druckern für zusammen nicht einmal 5 Mio$. Soweit bekannt und an sich schon atemberaubend. Aber es kommt ja noch viel besser:

Denn "Verkauf" war ja noch nett ausgedrückt: Das Unternehmen hatte dafür kein Geld bekommen, sondern hat diese auf Kredit verkauft. Natürlich OHNE Zahlungsfristen zu vereinbaren. Und nicht nur das, man hat auch bei allen drei Verkäufen einen Rabatt auf den Listenpreis eingeräumt. Hier der detailliertere Verriss über Voxeljet, der die Aktie in den letzten Tagen leicht ins Taumeln brachte:
http://www.reuters.com/article/2013/11/20/voxeljet-citron-idUSL4N0J53PA20131120
bzw. http://link.reuters.com/zec84v

Wenn so etwas nicht ein Indiz für Blasenstimmung ist, dann weiß ich auch nicht weiter!

Die einzige vorläufige Beruhigung für Deutschland: Voxeljet ist zwar ein deutsches Unternehmen, hat aber einen Börsengang in den USA vorgezogen, weil der Markt dort solche Spielereien bereitwilliger aufzunehmen scheint.

Vielleicht fühlen sich ja ein paar Veteranen der Neuen-Markt-Euphorie zur Jahrtausendwende ihre Schlussfolgerungen äußern, bei welchen Anzeichen sie rückblickend am besten diesen Markt verlassen hätten?

prof - Donnerstag, 21. November 2013 - 18:01
Rückblickend sind es natürlich die vielen Neuemissionen mit negativen bzw. utopischen KGV gewesen. Hier hätte man aufwachen können. Aber die Frage bei einem Hype ist stets, wie weit er geht. Das große Geld am Neuen Markt wurde erst in den letzten Monaten des Hype gemacht. Da war man jeden Tag ein Stück reicher. Und so ein Hype schießt exponentiell nach oben. Da will man natürlich nicht aussteigen.

Ich habe nur Glück gehabt: Ein Großteil der Aktien wurde vor dem Showdown verkauft, weil einige größere Ausgaben anstanden, die endlich mal getätigt werden mussten.
:-) Prof

al_sting - Freitag, 22. November 2013 - 14:54
Vielen Dank für den Rückblick!

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