Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Strategie Al Sting: Archivierte Beiträge bis 14. Mai 2019
al_sting - Mittwoch, 19. Dezember 2018 - 12:03
Meine Cashquote liegt jetzt bei etwa 33%.

@Prof: Den Ansatz von max. 50% Cashquote auch im Crashmodus habe ich ja von dir übernommen. Deine Argumente bei einem der Dresdner Treffen überzeugten mich. :-)

stw - Mittwoch, 19. Dezember 2018 - 16:09
Ich verstehe nicht, warum ihr Euch immer wieder am Markt-Timing versucht. Das bringt m.E. wenig, zumindest mir bringt es nichts.
Ich kann nur raten, sich mehr mit den realen Unternehmenswerten und weniger mit den Aktienkursen zu beschäftigen, die in diesen Zeiten anscheinend völlig verrückt spielen.

:-) stw

prof - Mittwoch, 19. Dezember 2018 - 16:28
Unterschiedlicher Ansätze...
;-)

prof - Donnerstag, 20. Dezember 2018 - 18:17
@al: Die 50% Cash wurden in den letzten Tagen bei mir überschritten, ich stehe bei 63%. Was stört mich mein Geschwätz von gestern?

Es sieht in den Indizes derart böse aus und ich sehe die zwei Szenarien:
1) Alles war nur Spaß, das war der Tiefpunkt. Wir laufen eine Weile seitwärts und steigen wieder. Dann verliere ich etwa 10% gegenüber dem S&P 500 bevor ich wieder reingehe.
Als Trigger sollte der GD 200 im S&P 500 dienen, wobei ich dort nur schrittweise einsteigen würde.
2) Es kommt ganz dicke, hier erhalte ich wertvolles Kapital.

Beide Szenarien sehe ich bei 50:50.

al_sting - Samstag, 29. Dezember 2018 - 00:09
Depot -9,2% (Q1:-2,9%; Q2:-4,1%; Q3:+2,9%)
versus DAX: -18,3% (Q1:-6,4%; Q2:-4,7%;Q3:-5,4%)
Outperformance zum DAX (also Depot/DAX): 11,1% (Q1: 3,7%; Q2: 0,6%;Q3: 8,8%)

Ich führe das Musterdepot seit 2010, nunmehr im 9. Jahr. 2018 war das zweite Jahr überhaupt mit einer negativen Performance (nach 2011 mit -4,2%) und mit -9,2% erreichte ich die schlechtestes Gesamtperformance aus allen Jahren.
Das ist unbefriedigend.

ABER: Das war auch das zweite Jahre mit einer negativen Gesamtperformance des DAX, ebenfalls nach 2011 mit -14,7%. Ich halte mir zugute, dass ich mein relatives Renditeziel DAX +5% auch in diesem Jahr deutlich erreicht habe.

Es kann nicht nur aufwärts geben, neben guten Jahren gibt es naturgemäß auch weniger gute Jahre. Die Gesamtrichtung muss stimmen.
Die beiden vorherigen Jahre liefen bei mir sehr erfreulich. Das erwähne ich aus einem Grund: Der DAX steht zum Jahresende 2018 mit 10.559 Punkten etwa = 1,5% UNTERHALB des Jahresendes 2015 (10.715). Die jährliche Rendite war in den letzten 3 Jahren also leicht negativ.
Mein Depot hingegen liegt 53,8% ÜBER dem Stand Ende 2015, die jährliche Rendite lag in diesen 3 Jahren bei 15,4%.

Auf die gesamten 9 Jahre gerechnet liegt mein Musterdepot um 224% im Plus, +13,9% per anno.
Der DAX liegt in diesen 9 Jahren um 77% im Plus, +6,6% per anno.
Über die gesamte Zeit erreiche ich also meine beiden selbstgesteckten Ziele: Mit einer durchschnittlichen Jahresrendite von +13,9% mein Ziel von 10-15% p.a. und mit einer jährlichen Outperformance zum DAX von 6,9% mein zweites Ziel von DAX+5,0% p.a.

Neben dem DAX führe ich in meinem Musterdepot noch zwei Referenzwerte als weitere Benchmarks:
1. Berkshire Hathaway
2. Katjuschas Wikifolio Aktientrading (http://www.wikifolio.com/de/de/w/wfkatshare), Schwerpunkt deutsche Nebenwerte

1. Berkshire Hathaway konnte, in Euro gerechnet, seinen Aktienkurs in diesem Jahr um 6,3% steigern. Für dieses Jahr - Wow!
Seit der Depotaufnahme im Sommer 2013 ist Berkshire um 95% gestiegen, das Musterdepot um fast 150%. Diese Benchmark wird also erreicht.

2. Katjuschas Wiki wurde in diesem Jahr schwer gerupft. Von 249,50 Punkten zum Jahresbeginn fiel es auf aktuell 182,90 Punkte zurück, -26,7%. Nicht nur DAX-Werte, auch deutsche Nebenwerte hatten es in diesem Jahr sehr schwer.
Nach meiner Rechnung steht damit mein Depot erstmals seit Aufnahme dieses Benchmark-Wertes im Frühjahr 2014 besser da al +60% Kats Wikifolio mit +48,9%.
(Disclaimer: Ich bin nach wie vor schwer überzeugt von Katjuschas Fähigkeiten. Und ich sollte anmerken, dass Wikifolios durch diverse Gebühren und Abzüge spürbar ausgebremst werden, anders als dieses Musterdepot. Nach einer früheren Abschätzung lag der Bremseffekt bei meinem Anlagestil bei etwa 5% per anno.)
Aber das Jahr zeigt eben auch, dass eine Überperformance in guten Zeiten oft mit erhöhten Risiken in schweren Zeiten einher geht.

Tja. Nach diesem schlechtesten Jahr bislang besteht mein Musterdepot in der Langstrecke erstmals(!) alle vier selbstgewählten Benchmarks:
1. Jahresperformance von mindestens 10%
2. Jahreserformance besser als 5% über DAX-Performance
3. Besser als Berkshire Hathaway
4. Beser als das Wikifolio Katjuscha Research Aktientrading

Allerdings hinke ich meilenweit hinter Helmuts Musterdepot hinterher. Man kann nicht alles haben...
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Ich war in diesem Jahr oft eher skeptisch eingestellt und wollte mein Depot defensiver aufstellen. Bis zum Ende des 3. Quartals ging das leidlich auf. Aber im vierten Quartal brach mein Depot geradezu ein, einige Wetten gingen deutlich schief. Das lohnt einen näheren Blick:

1. Zum Herbst setzte ich auf eine Jahresendralley und ging fast komplett in Aktien, auch in weniger defensive Werte, um diese Ralley mitzunehmen. Tja, danebengelegen, das vierte Quartal wurde tiefrot und riss mein Depot mächtig mit nach unten. Erst im Dezember habe ich mit Panikverkäufen die Cashquote deutlich erhöht, aber das änderte auch nicht mehr viel.
Würde ich diese Wette wiederholen? Wahrscheinlich ja, nicht jede Wette auf Wahrscheinlichkeiten kann aufgehen.

2. Meine Autowette ging bislang mächtig daneben. Hier bin ich offensichtlich, wie auch bei Covestro, viel zu früh aufgesprungen. Die folgenden Gewinnwarnungen führten zu schmerzlichen Kursverlusten. Lediglich der Tesla-Put funktionierte leidlich als Hedge meiner deutschen Autowerte und pufferte die Verluste ab.
Würde ich diese Wette wiederholen? Wahrscheinlich nein, nicht so früh. Bei absehbaren Gewinnrückgängen lohnt es sich auch bei bereits niedrigen Kursen offensichtlich, mit dem Einstieg auf weitere Gewinnwarnungen zu warten.

3. Meine Panikverkäufe im Dezember waren großenteils britische Werte als Reaktion auf die Eskalation beim Brexit-Prozess.
Würde ich die Wette wiederholen? Also erst auf ein gutes Ergebnis bauenund nach schlechten Zwischenergebnissen panisch aussteigen?
Wahrscheinlich ja. Der Verhandlungsprozess beim Brexit ist ausreichend untypisch und tritt ausreichend selten auf, um eine Wette dagegen zu wagen. Und auch den Ausstieg halte ich für gerechtfertigt.

4. Cegedim hat sich auffallend schlecht entwickelt. Der Teilverkauf im Sommer war richtig, aber zu zurückhaltend.
Würde ich das wiederholen?
Wahrscheinlich nein. Ein Komplettverkauf wäre angesichts meiner Sorgen richtig gewesen. Mehr Konsequenz wagen.

5. Der ukrainiche Wert MHP hat seine Gewinne aus dem Sommer abgegeben und in Verluste umgewandelt.
Hätte ich angesichts der Eskalation im Asowschen Meer dem ukrainischen Wert den Rücken kehren sollen?
Wahrscheinlich nein. MHP scheint mir nicht betroffen zu sein, und daher warte ich gerne die Veröffentlichung neuer Zahlen ab. Und die stehen noch aus. Nach deren Vorlage ist sogar eine Aufstockung denkbar, sofern die anderen Anleger trotz guter Zahlen übermäßig ängstlich agieren.

al_sting - Samstag, 29. Dezember 2018 - 07:41
Als Nachtrag eine Depoteinschätzung:
1. Amaysim: Laut Berichten steht die geplante Fusion der NEtzbetreiber Nr. 3 und 4 in der Kritik des australischen Kartellamtes. Falls diese untersagt wird, kann der Wettbewerb auf dem Markt noch einmal sehr hässlich werden. Falls nicht, ist Amaysim eher Aufstock- als Verkaufswert.
2. Berkshire: Stabiler Referenzwert, als virtuelle Cashreserve derzeit nicht geeignet
3. BMW Stämme: Antizyklischer Autowert, Bestandsschutz.
4. Cegedim: Mit 39% Kursverlust ein Kandidat für die "Verkaufen oder Aufstocken"-Frage. Diese wird bis zur Lektüre von Jahreszahlen und -bericht 2019 vertagt.
5. Covestro: Mit 28% Kursverlust auch bald ein Kandidat für die "Verkaufen oder Aufstocken"-Frage. Auch hier Entscheidung erst nach Jahreszahlen 2019, derzeit Tendenz pro Aufstocken.
6. Daimler: Antizyklischer Autowert, Bestandsschutz.
7. Gazprom: Nordstream II gerät politisch immer stärker unter Druck, zugleich schreitet der Bau stetig fort. Nach meiner Wahrnehmung sind die (hohen!) Kosten von NordstreamII schon locker im Kurs abgebildet. Zugleich könnte ein Scheitern des Projektes für Gazprom ökonomisch eine Entlastung darstellen, daher sollte es für den Aktienkurs ein Nonevent darstellen. Bestandsschutz (ohne Aufstockallüren!) für den starken Dividendenzahler und extrem günstig bewerteter Rohstoffwert.
8. MHP Holding:: Bereits gestern beantwortet: "MHP scheint mir nicht betroffen zu sein, und daher warte ich gerne die Veröffentlichung neuer Zahlen ab. Und die stehen noch aus. Nach deren Vorlage ist sogar eine Aufstockung denkbar, sofern die anderen Anleger trotz guter Zahlen übermäßig ängstlich agieren."
9. Mutui Online: Mit den Jahreszahlen sollte die Marge weiter ansteigen (siehe Diskussion zum Wert). Bei guten Kursen (> 17€) steht dann ein Teilverkauf ernsthaft zur Diskussion.
10. Porsche/VW: Antizyklischer Autowert, Bestandsschutz.
11. Svenska Handelsbanken: Beste Retailbank Europas, Bestandsschutz. Eine Abschmelzung auf eine Position ist aber denkbar.
12. Tesla-Put: Hedge auf meine Autowetten. Teil- bis Komplettverkauf bis Mitte Januar sowie Nachkauf Ende Januar bis Anfang Februar nach den Jahreszahlen geplant.
13. Katjuschas Wikifolio: Referenzwert mit Bestandsschutz. (Wobei ich darüber nachdenken könnte, meine beiden Referenzwerte auf jeweils eine halbe Position abzuschmelzen.)

Cashquote: derzeit 33,8%.
Spätestens bei Überschreiten der 50%-Schwelle wird wieder zugekauft.
Aktuelle Stimmungslage und Aussicht: Der Markt wird günstiger und bietet zunehmend interessante Preise, aber die hohe Nervosität ist ein Warnsignal. Ich erwarte im nächsten Jahr eine relativ hohe Vola.
Die Preisfrage ist jeweils, ob günstige Kurse zur Schnäppchenzeit zum Griff in fallende Messer einladen.

prof - Samstag, 29. Dezember 2018 - 10:48
Ja über mehrere Jahre gemittelt hast Du eine hervorragende Performance!

Alle drei deutsche Autoaktien mit Bestandsschutz sind für meine Begriffe relativ viel. Der Tesla Put ist meine Begriffe als Hedge auf deutsche Autoaktien nicht geeignet. Sie sind eher ein volatiler Nasdaq Wert eines Egozentrikers und dürften sich um deutsche Aktien kaum kümmern.

covacoro - Samstag, 29. Dezember 2018 - 19:38
Eine solide Leistung und keinesfalls wegen dem Minus ein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, auch wenn es 2019 für Autowerte schwierig bleiben könnte und die Erholung sich vielleicht weiter rausschiebt.

Besonders staune ich darüber, wie Du das mit relativ großen Werten hinbekommen hast, das kannst du dir zugute halten.

Den Bestandsschutz für einige Werte sehe ich kritisch, denn es kann immer etwas passieren, was ein Unternehmen zu einem schlechten Investment macht.

Covacoro

al_sting - Dienstag, 5. Februar 2019 - 14:06
Ich bin selber überrascht, wie schnell ich meine Cashreserve wieder reduziere. Aber ein guter Teil meiner Anlagen wettet auch nicht direkt auf eine starke Börse:
- Die Nord-LB-Anleihen, meine neue "virtuelle Cashreserve", ist eine bislang recht erfolgreiche (aber im Potential auch beschränkte) Wette darauf, dass die Sparkassen die NordLB auffangen und damit die NordLB-Anleihen nicht platzen lassen. Das ist nicht vom Börsengeschehen tangiert.
- Die Sparta AG hat in den Jahreszahlen gezeigt, dass sie trotz ihrer Konzentration auf deutsche Nebenwerte dem Markteinbruch auf diesem Gebiet fast komplett trotzen konnte. Ein starker Beleg für eine unabhängige Depotbeimischung
- Im Februar will ich meinen Tesla-Put wieder aufnehmen. Dieser ist wieder u.a. als Hedge auf die deutschen Autowerte laufen und soll damit das Gesamtrisiko im Depot senken.

Diese drei (für mich) eher ungewöhnlichen Anlagen dürften zusammen etwa 20% meines Depots ausmachen. Will sagen: Ja, die Cashquote wird wieder reduziert, aber ich suche dabei eine relative Unabhängigkeit von Börsenstimmungen.
Denn in der m.E. steigende Wahrscheinlichkeit für einen Brexits sehe ich ein deutliches Risiko für die Britischen, aber (etwas abgeschwächt) auch für die kontinentaleuropäischen Börsen.

al_sting - Freitag, 29. März 2019 - 23:04
Q1-Abrechnung:
Depot 3,9%
versus DAX 9,2%
Outperformance zum DAX: -4,9%

Kurzfassung: Dieses Quartal lief nicht sonderlich gut für mein Depot.

Positives Detail: Trotz aller Rückschläge liegt das Depot noch im Plus.
Negatives Detail: Eine Unterperformance von 5% zum DAX hatte ich lange nicht mehr. Damit dürfte die rote Laterne im Depotcontest schon mal bei mir landen.

Einzelwertbetrachtung:

Die deutschen Autobauer BMW, Daimler & Porsche (VW) wurden von Gewinnwarnungen geschüttelt und hinkten damit dem DAX in diesem Jahr deutlich hinterher.
Meine Erkenntnis: Wie schon Covestro zeigte, sollte man auch bei heruntergeprügelten Werten möglichst erwartbare Gewinnwarnungen abwarten und erst danach einsteigen.

Der Tesla-Put hingegen entwickelte sich gut und taugt als Put auf die deutschen Autobauer. Die Quartalssaison hat zum Jahresbeginn die Tesla-Kurse kaum gepuscht, ich werde bis auf weiteres auf Teilverkäufe vor den Quartalszahlen verzichten.

Amaysim: Die Kapitalerhöhung bei einem 30% Kursrabatt hatte einen verheerenden Effekt auf die aktuelle Aktienbewertung und war in diesem Quartal eine schwere Depotbremse. Jetzt warte ich ab, ob (privat und resultierend im Depot) und in welchem Umfang meinem Antrag auf Überbezug stattgegeben wurde. Angesichts der derzeit niedrigen Kurse bin ich recht „optimistisch“, dass einige Aktionäre nicht gezeichnet wurden und ich daher beim Überbezug voll zum Zug komme. Und dann hoffe ich natürlich, dass die Erfahrung früherer Kapitalerhöhungen bei Stress auch dieses Mal gilt und ich im nächsten Jahr deutlich steigende Kurse sehen kann.

Lang & Schwarz : Neben Amaysim die unerfreuliche Überraschung des Jahres. Dass steuerrechtliche Änderungen das ganze, durchaus wertschöpfende Geschäftsmodell von L&S zerlegen sollte, kann ich mir nicht so recht vorstellen. Also warte ich mal ab, worauf es hinausläuft. Zukauf allerdings ausgeschlossen.

Cegedim: Macht auf mich einen guten Eindruck, ist auf einem guten Weg. Cegedim hat in letzter Zeit recht stark in „Telemedizin“ investiert. Ein französischer Start-Up-Konkurrent auf dem Gebiet erlebt eine erstaunlich hohe Bewertung, die auch bei Cegedim für Fantasie sorgen kann.

Covestro: Muss erst zeigen, dass das (gesunkene) Gewinnlevel gehalten werden kann, daher derzeit Bewertungsmalus. Die zyklische Chemiebranche hat derzeit eh mit Gegenwind zu kämpfen, aber ich fühle mich bei Covestro wesentlich wohler als bei Bayer. Aber gut, die Klagerisiken bei Monsanto waren während der Fusionsgespräche wohlbekannt, Bayer ist ein „Hochmut kommt vor dem Fall“-Reinfall mit Ansage.

Gazprom: Entwickelt sich solide, aber die Risiken sind altbekannt und bleiben bestehen.

MHP: Starke Umsatzentwicklung, akzeptable Ebdita-Stagnation, für mich noch nicht verstandener Nettogewinneinbruch. Letzteres verdient noch eine weitere Recherche.

MutuiOnline: Legt nach wie vor eine starke Entwicklung hin. Die Übernahmen ermöglichen bzw. erfordern nichtmaterielle Goodwill-Abschreibungen auf den Gewinn, die die starke reale Entwicklung etwas verstecken. Der Blick auf den FreeCashFlow ist mal wieder aussagekräftiger.
Ich habe beschlossen, mich vorerst von keinem Stück zu trennen (nicht dass ich m ich mal ähnlich wie bei Hypoport ärgern muss), kann mir aber bei Kursrückgängen eine Aufstockung auf drei Positionen gut vorstellen.

NordLB-Anleihe: Entwickelt sich prächtig. Mein Zielfenster von 105 – 110% könnte bald erreicht werden. Aber bei der virtuellen Cashreserve habe ich keine sonderliche Eile beim Verkauf.

Sparta: Die Mehrheitsübernahme durch Balaton sowie der Rücktritt der hochkompetenten Vorstands sprechen für ein absehbares Ende der Sparta-Story. Aber da sowohl Balaton als auch Langfrist zu Kursen leicht über 130€ einstiegen, rechne ich mit einem inneren Wert der Firma in mindestens dieser Höhe.
Gut möglich, dass hier Ausdauer erforderlich ist.

Wikifolio Katjuscha: Entwickelte sich in diesem Quartal ein bisschen besser als mein Depot, aber ebenfalls schwächer als der DAX.

Kurzer Rückblick auf einzelne verkaufte Werte:
- Admiral Group: Tolle Firma, gute Jahreszahlen, der Kurs ist seit meinem Ausstieg im Dezember um 15% gestiegen. Und trotzdem bin ich derzeit ganz froh, keine britische Firma im Depot zu haben. So schlafe ich besser und kann den Brexit-Prozess ohne eigene Belastung als Popcornkino genießen. Wenn der Brexit passiert und halbwegs verdaut wurde, liebäugle ich mit einem Neueinstieg.

- Royal Dutch: Schlechtes Ausstiegstiming, stieg seit Dezember um 10%.
Disclaimer: Zumindest Record und Hargreaves sind seit meinem Ausstieg leicht (<10%) gefallen.

- Lufthansa: War seit dem Verkauf im Dezember zwischenzeitlich um gut 20% gestiegen (was mich etwas schmerzte), ist aber jetzt wieder auf mein Ausstiegslevel zurückgekommen. Verdient eine erneute Überprüfung, kommt auf die Watchlist.

levdul1 - Samstag, 30. März 2019 - 13:27
Das erste Quartal hat sich wie eine Bärenmarktrallye angefühlt. Nach dem starken Verlust Ende des letzten Jahres war die Gegenreaktion stark.

Dein mit Spezialwerten gespicktes Depot war sicherlich nicht dafür geeignet, dabei an der Spitze mit zu segeln. Bei technischen Reaktionen wird stark Index-bezogen gekauft.

Ich gehe davon aus, dass wir dieses Jahr noch einige Turbulenzen sehe. Wenn der Knoten zwischen Inflation und Zinsen irgendwann geköst wird, könnte es auch richtig krachen. Spätestens dann wird dein Depot wieder seine Stärken ausspielen.

al_sting - Sonntag, 31. März 2019 - 11:32
Danke für die motivierenden Worte!
Ein gutes Stück weit sehe ich es ähnlich, weshab ich auch keine intensiven Depotveränderungen plane.

Aber meine 4 DAX-Werte, die schon im letzten Jahr schwächelten, haben diese Bärenmarktrallye auch ignoriert. :-/

chfin - Sonntag, 31. März 2019 - 18:01
>Amaysim .. optimistisch bzgl. Überbezug

Rein theoretisch solltest Du jeden gewünschten Überbezug erhalten haben, da inkl. Überbezug (nur) 58% bezogen wurden:

Zitat:
Applications equivalent to $9.2 million were received under the Retail Entitlement Offer, resulting in a take-up rate (including additional new shares applied for in excess of entitlements) of approximately 58% in the Retail Entitlement Offer.

Quelle: https://www.asx.com.au/asxpdf/20190327/pdf/443swjfyncnxkg.pdf

prof - Montag, 1. April 2019 - 15:09
@al: Die rote Laterne übernehme ich für Dich. :-(

- Lang & Schwarz: Hier sitzen wir beide recht traurig im selben Boot. Es bleibt die Hoffnung, dass sich entweder an der Besteuerung noch etwas zum Positiven ändert oder das Management die richtigen Entscheidungen trifft.

- Deine drei Oberklassewagen fahren in der Tat sehr müde. Ich gebe noch einmal zu bedenken, dass eine überstarke Ausrichtung auf Elektromobilität möglicherweise zu weiteren Problemen führen könnte. Was ist, wenn die E-Autos ein Ladenhüter werden. Ein Verbot der alten im Verkehr befindlichen Verbrenner dürfte im obrigkeitshörigen Deutschland funktionieren, aber im Rest der Welt??

- Gratulation zum Tesla Put, hier hätte ich mutig mitziehen sollen.

- Auch die NordLB war eine prima Idee, von der ich privat profitiert habe.

- Den Reibach hast Du mit den stark gewichteten Mutui gemacht!

Viel Erfolg weiterhin!

al_sting - Mittwoch, 3. April 2019 - 07:27
@ chfin: Heute Nacht wurde mir auch der Überbezug eingebucht, in der Tat wurde er vollständig bedient.

al_sting - Montag, 13. Mai 2019 - 22:01
Stw schrieb vor 2-3 Wochen im Tesla-Thread: „Warum wird hier eigentlich nur noch über Short-Spekulationen diskutiert?“

Das dürfte vor allem auf mich bezogen gewesen sein. Seit einiger Zeit haben Gedanken und Diskussionen zu und Käufe von Shorts in Form von Put-Optionen ein stärkeres Gewicht bei meinen Neupositionen erhalten.
Mit der vorliegende Zeitverzögerung möchte ich meine Gründe hier darlegen und zur kontroversen Diskussion einladen.

Die Bewertung insbesondere amerikanischer Aktien mit „IT-Bapperl“ hat eine Entwicklung genommen, die für mich zum Teil nicht mehr nachvollziehbar ist. Klassische Bewertungsparameter wie Gewinn, Cashflow oder Wiederbechaffungswert (näherungsweise im Buchwert abgebildet) scheinen ihre Bedeutung verloren zu haben, weil viele Marktteilnehmer in jeder IT-Firma ein zweites Google, Amazon oder Facebook erträumt, auch wenn vielen dieser Firmen das Potential dafür fehlt.
Entweder ist das korrekt und diese Parameter taugen mittlerweile nicht mehr zur Einschätzung von Gegenwart und Zukunft (Stichwort: „This time is different“) oder aber wir sehen hier eine große Blase, die früher oder später platzen wird.
Ich persönlich bin so weit fundamentaler Fundi, dass ich fest von zweiterem ausgehe. Darum habe ich mich seit einiger Zeit von US-Techwerten verabschiedet. Als Resultat konnte ich der Entwicklung der US-Börse im letzten Jahr nur staunend nachschauen.

Aber erfahrungsgemäß dürfte diese teilweise Enthaltsamkeit nicht genügen, um beim nächsten Einbruch mit heiler Haut davonzukommen, die US-Börsen haben bislang immer die anderen großen Börsenplätze mit heruntergerissen – und die deutschen Börsen mit vielen stark zyklischen, exportorientierten Werten ganz besonders stark.

Ich habe mit einem Tesla-Put begonnen, nicht zuletzt als Hedge auf meine Aktien deutscher Autoproduzenten. Die Idee dahinter: Wenn die Ebbe kommt, trifft es alle. Aber Firmen mit einem nachhaltig defizitären Geschäftsmodell trifft es besonders hart, und auf lange Sicht zerlegt es diese Firmen eh. Also ist ein Tesla-Put einerseits langfristig fundamental begründet (jedenfalls sofern Tesla kein tragfähiges Geschäftsmodell etablieren kann) und andererseits kurzfristig eine solide Abpufferung gegen Börsenschwächen bei BMW, VW/Porsche und Daimler. Das hat im letzten Jahr auch leidlich funktioniert: Die deutschen Hersteller haben wahrlich nicht geglänzt, aber der ganz gut laufende Tesla-Put hat die Verluste zu guten Teilen ausgebügelt.

(Einschub: Viele Anleger kritisieren Tesla-Shorts mit dem moralischen Argument „Die ökonomische Bilanz ist zweitrangig gegenüber Musks und Tslas zweifellosen Errungenschaften für eine ökologisch bessere, elektrisch-automobile Zukunft, darum sollte man diese Firma nicht shorten.“ Ich folge dieser moralischen Argumentation nicht, weil Elon Musk im Umgang mit Geschäftspartnern, ihm unterstellten Mitarbeitern, Kunden und Aktionären so moralisch fragwürdig und „freizügig“ mit Fakten und Wahrheiten umgeht, dass ich das gute, ferne Ziel nicht als moralisch hochwertige Argumentation akzeptiere. Ich fühle ich dann stets an eine Zeile eines alten SED-Parteiliedes erinnert: „Denn wer kämpft für das Recht, der hat immer Recht“ - Nein, das hatte die SED auch nicht.)

Ich habe den Eindruck, viele der sehr verlustträchtigen „Einhörner“ wie Lyft, Uber und WeWork drängen in dieser Zeit an die Börse, weil sich das Zeitfenster der hohen Bewertungen, die nicht auf CashFlow und Gewinne achten, in absehbarer Zeit schließen könnte.
Ob und wie schnell sich das Fenster schließt, vermag ich nicht abzuschätzen, so gut bin ich nicht im Markttiming. Aber wenn es sich schließt, kann das alle Börsen und Aktien treffen, also auch mein komplettes, teilweise „entamerikanisiertes“ Depot.
Ich bin nicht gut darin, hohe Depotanteile als Cashreserve zu halten. Wenn überhaupt, dann als virtuelle Cashreserve. Oder aber als Puts, die einerseits auf lange Sicht ihre fundamentale Berechtigung haben, weil die unterlegten Firmen kein funktionierendes Geschäftsmodell aufweisen und die andererseits kurzfristig gut als Puffer bei massiven Börsenverunsicherungen taugen, weil sie die Verluste anderer Depotwerte zumindest teilweise abpuffern – auch „hedgen“ genannt.

In dem provokant „Einhorn-Schlachteplatte“ genannten Thread schreibt mir stw:
„Ich gebe Dir recht, dass die meisten dieser IPOs viel zu teuer sind. Aber würde ich deshalb auf die Short-Seite gehen? Nein, denn dann spielt die Zeit gegen Dich. Das ist reine Spekulation, hat m.E. mit einem Investment nichts zu tun. Ich persönlich lasse daher die Finger davon. Mit einem LONG-only-Portfolio kann ich viel ruhiger schlafen.“

Mir persönlich geht es anders: Ich schlafe besser mit einem Puffer/ Hedge, der die Risiken bei Börsenturbulenzen abfedert, seien diese verursacht durch eine platzenden US-IT-Blase, durch einen Handelskriegs des Amis mit China oder wegen einer steigenden Drumpfschen Aggressionsrhetorik gegenüber dem Iran mitsamt der Gefahr eines weiteren Golfkrieges, oder aber aus noch anderen Gründen.
Die Shorts werden in Summe 20% des Depots nicht überschreiten (schon weil sie als Puts in aller Regel etwas gehebelt sind, Faktor 1,5-3). Damit sollen sie nicht zu eigenen Gewinnträgern werden, sondern „nur“ das Verlustniveau gegenüber einer allgemeinen negativen Börsenentwicklung reduzieren. Der heutige Tag zeigte das beispielhaft: Die Börsen haben deutlich verloren. Meine eigenen Depotverluste wurden durch die gut laufenden Uber- und Tesla-Puts nicht aufgehoben, aber sehr spürbar abgepuffert und reduziert.

Für solche Shorts erscheinen mir Werte besonders geeignet, die derzeit hoch bewertet sind, aber ein ausreichend fragwürdiges Geschäftsmodell aufweisen, so dass sie, um Buffet zu zitieren, bei der nächsten Ebbe ziemlich sicher als Nacktbader auffliegen.
(Siehe Buffets „Only when the tide goes out do you discover who has been swimming naked“).

Es gibt eine Reihe an „Einhorn“-Firmen, auf die diese Einordnung gut zutreffen und in der Vergangenheit oder der absehbaren Zukunft an die Börse drängen, daher meine leicht gewaltverherrlichende Threadbezeichnung „Einhorn-Schlachteplatte“. Im Gegensatz zu stw denke ich, dass die Zeit GEGEN diese nacktbadenden Einhörner spielt.
Tesla, Uber und (Pri-IPO-)WeWork sind für mich feste Kandidaten dieser Kategorie, aber ich freue mich immer über weitere Empfehlungen, schon weil ich die Gewichtung der einzelnen Puts zur Risikominderung eher klein halten möchte.

Ich habe mit der Zeit eine für mein Gefühl taugliche Sammlung an Long-Werten zusammengestellt, die hedgende Sammlung an Short-Werten hingegen ist noch klein und unterentwickelt, gewissermaßen in Forschung und Entwicklung – und ich muss hier auch noch (teils schmerzhafte) Erfahrungen sammeln, Stichwort Wirecard. Daher liegt bei meinen Diskussionsinteressen derzeit eine höhere Gewichtung auf Short-Ideen.
Sofern das hier als störend empfunden wird, werde ich mein entsprechendes Diskussionsinteresse komplett zu „antizyklisch-investieren.de“ verlagern. Ich würde das aber bedauern, da ich hier von anderen Foristen immer wieder sehr gutes und lehrreiches Feedback erhalte.

PS: Ich schwanke, ob dieser Beitrag besser in den Thred „Strategie Al Sting“ oder in den Thread „Einhorn-Schlachteplatte“ passt. Ich starte in „meinem“ Strategiethread, kann ihn aber bei Interesse auch gerne umhängen.

Auf jeden Fall freue ich mich auf eine rege, gerne auch kontroverse Diskussion.

prof - Montag, 13. Mai 2019 - 22:36
Ich finde Dein Posting durchaus nachvollziehbar und durchdacht, man sollte aber sehr vorsichtig mit dem Shorten sein:

1.) Langfristig steigen die Märkte.
2.) Die Angebote der Banken an Put-Optionen sind meist gleichzeitig mit Call-Optionen abgesichert. Ein Gewinner steht also auf jeden Fall fest: Die Bank. Und dieser Gewinn geht zu Lasten der beiden Anderen.
3.) Das Timing ist das Problem, wann beginnt die Übertreibung und wie lange hält man eine weitere Übertreibung mit seinen Putoptionen durch?
4.) In einer Seitwärtsbewegung verlieren Deine Puts permanent an Wert.

20% in Puts ist meiner Meinung definitiv zu viel!

al_sting - Montag, 13. Mai 2019 - 23:08
"1.) Langfristig steigen die Märkte."
Das ist ein Hauptgrund für meine jahrelange Zurückhaltung beim Shorten. Ich versuche ja, Gruppen an Unternehmen zu finden, bei denen ich eben das bezweifle. Das sind zum einen Scams und zum anderen Firmen ohne funktionierendes Geschäftsmodell.

"2.) Die Angebote der Banken an Put-Optionen sind meist gleichzeitig mit Call-Optionen abgesichert. Ein Gewinner steht also auf jeden Fall fest: Die Bank. Und dieser Gewinn geht zu Lasten der beiden Anderen."
Ist das hier auch so oder ist hier nicht die Bank der Gegenpart?

"3.) Das Timing ist das Problem, wann beginnt die Übertreibung und wie lange hält man eine weitere Übertreibung mit seinen Putoptionen durch?"
Definitiv! Darum habe ich die längstmögliche Laufzeit gewählt, und diese ist leider nicht einmal sonderlich lang.

"4.) In einer Seitwärtsbewegung verlieren Deine Puts permanent an Wert."
Natürlich. 15% Aufgeld für 7 Monate ist schon heftig.

"20% in Puts ist meiner Meinung definitiv zu viel!"
Danke für die Rückmeldung, das ist wichtig.
Ich denke auch eher in Richtung 10% als Aufstockungsgrenze, hatte aber 20% als späteste Obergrenze gesehen, bei der die Puts abverkauft werden.

levdul1 - Dienstag, 14. Mai 2019 - 10:25
Ich setze Calls und Puts nur sehr sporadisch ein, der Zeitwertverlust beißt hier systematisch in den zu erwartenden Profit.
Die Frage ist immer, wie schnell setzt der zu erwartende Kursverlauf ein ?

1998 waren die Aktienmärkte hoffnungslos überhitzt. Das hat die Aktien nicht davon abgehalten noch bis März 2000 zu steigen. Viele Marktteilnehmer, die damals auf der short-Seite investiert waren, haben fundamental alles richtig gemacht, aber trotzdem viel Geld verloren.

Ich persönlich nutze gern reverse-Bonus-Zertifikate, weil bei diesen die Zeit auf meiner Seite ist und ich auch bei Seitwärtsbewegungen profitiere. Meines Wissens nach gibt es diese aber nur für wenige US-Aktien, so dass ich meine Tech-Investitionen maximal über den NASDAQ-100 hedgen kann.

Ich habe auch keine langfristigen Hedgepositionen, weil halt die Märkte langfristig steigen. Gerne nutze ich aber charttechnische Übertreibungen - wie den zuletzt im DAX gesehen 4-monatigen Anstieg.

Zusammenfassend stimme ich mit dir überein, dass Shortpositionen ein Depot durchaus effizient diversifizieren und somit das Risiko senken. Persönlich lebe ich mit short-Hedges auch besser als mit Cash-Positionen. Bei der Auswahl der Werkzeuge und Basiswerte habe ich, wie beschrieben, einen anderen Ansatz. Trotzdem werde ich die Debatte hier angeregt verfolgen und beitragen, wenn ich kann. Und wenn mich ein Trade überzeugt, springe ich auch gern auf den fahrenden Zug :-)

prof - Dienstag, 14. Mai 2019 - 11:25
Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass es nicht so leicht zu verkraften ist, wenn der ntv-Moderator von neuen Höchstständen in den Indizes erzählt und man mit einem Teil dagegen wettet. Auch daher macht bei mir die Spekulation mit Bonus Reverse nur einen geringen Teil des Gesamtdepots aus.

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