Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Saisonaler Ausstieg - "Sell In May": Archivierte Beiträge bis 16. Oktober 2013
prof - Freitag, 13. Juli 2007 - 09:08
Mit einer guten Performance und etwas Hedging kann man aber recht entspannt in die Zukunft blicken!
:-) Prof

chinaman - Freitag, 13. Juli 2007 - 12:18
Entspannung suche ich aber eher ausserhalb der Börse. Bei meinen Börsengeschäften liebe ich eine gewisse Spannung.


Gruß
Chinaman

prof - Donnerstag, 26. Juli 2007 - 21:41
Das VW-Bonus Reverse - Zertifikat musste ich mit 30% Verlust "entsorgen": Die Bonusschwelle wurde überschritten.

Da VW enorme relative Stärke zeigen, habe ich den Verlust realisiert.

CBK und Metro haben gestern recht wichtige Chartmarken durchbrochen, darauf habe ich mit den Bonus-Reverse Zertifikaten spekuliert.
Habe erst hinterher bemerkt, dass das CBK-Zertifikat die Bonusschwelle bereits im Juni überschritten hatte. Ist also jetzt ein reiner Put. Eventuell wird hier noch mal getauscht!

Metro haben 16 % Abstand zur Schwelle, und das ist nicht viel bis Dezember 2009. Habe aber auch nicht die Absicht, das Teil bis dahin zu halten.
Prof

boersenguru07 - Freitag, 27. Juli 2007 - 07:06
Moin, moin,

nach langer Zeit melde ich mich auch mal wieder. Die Info könnte Euch aber interessieren. Ein ABS Fonds ist "hard geclosed" worden, d.h. man kann den Fonds momentan weder Kaufen noch Verkaufen! Soweit ich weiß, ist dieser Fonds nur für Instituionelle Kunden gedacht, daher scheinen die Fondsgesellschaft auch damit nicht an die Presse gehen zu müssen. Schon traurig, welche tolle Informationspolitik dort gefahren wird...

chinaman - Montag, 13. August 2007 - 11:07
Warum muss in Europa permanent mehr "Löschmaterial" bereitgestellt werden, wie in den USA selber ???

Ist jedem klar, dass die Papiergeldhalter indirekt die Zeche zahlen ???


Gruß
Chinaman


Handelsblatt Nr. 153 vom 10.08.07 Seite 1


EZB stützt das Finanzsystem

Europäische Zentralbank versorgt Geschäftsbanken mit unbegrenzter Liquidität - Börse straft die Branche ab

FRANKFURT. Die Schockwellen der amerikanischen Hypothekenkrise haben den europäischen Geldmarkt erreicht. Die Europäische Zentralbank (EZB) bot den Geschäftsbanken gestern überraschend an, "beliebig Liquididät" bereitzustellen, um die Geldversorgung zu sichern. Einen solch dramatischen Eingriff hatte die Notenbank bislang nur unmittelbar nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA unternommen. Die Banken nahmen am Donnerstag fast 95 Mrd. Euro in Anspruch, um ihre Liquidität zu sichern. Nach den Anschlägen 2001 waren es 69 Mrd. Euro gewesen. Die Kurse europäischer Bankaktien gaben gestern deutlich nach. Der britische Notenbankgouverneur Mervyn King warnte, die Anleger müssten sich auf "noch härtere Ausschläge" an den Märkten einstellen.

Dass sich die Lage gestern in so kurzer Zeit so dramatisch zuspitzte, hatte eine ganze Reihe von Gründen. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hatte für den Vormittag ein Treffen mit führenden Vertretern der Finanzwirtschaft in den Räumen der Bundesbank angesetzt. Schon am Morgen waren Gerüchte aufgekommen, nach der Fastinsolvenz der Mittelstandsbank IKB sei auch die WestLB erneut in einer Schieflage. Daraufhin machten Spekulationen die Runde, dies könne der Anlass des Treffens bei der Bundesbank sein. Auch wenn sich letztlich herausstellte, dass es bei dem Treffen offenbar doch nur um Details des Rettungspakets für die IKB ging, reichten die Gerüchte, um die Engpässe am Geldmarkt so zu verschärfen.

Viele Banken horten zurzeit ihre Geldbestände, um bei einer Ausweitung der Kreditkrise genügend flüssige Mittel zu haben. Nach Einschätzung des Chefvolkswirts der Tudor Investment Corporation in Washington, Angel Ubide, ist die Liquiditätslage der Banken "der Schlüsselindikator" für eine mögliche Finanzmarktkrise. "Wenn die Liquidität versiegt oder es bei der Refinanzierung von Kurzfristschulden haken sollte, könnte das zu einer Panik führen", sagte Ubide dem Handelsblatt.

Banken und Finanzdienstleister leihen sich am Tagesgeldmarkt gegenseitig überschüssige Liquidität. Die dafür zu entrichtenden Zinsen stiegen von Mittwoch auf Donnerstag bis zu 0,7 Prozentpunkten auf 4,70 Prozent - ein ungewöhnlicher Zinssprung. "Wenn man Angst hat, dass eine Bank in den Abgrund schlittert, überlegt man sich genau, ob man noch Geld verleiht", sagte ein Geldmarkthändler.

Tatsächlich gelang es der EZB, mit dem sogenannten Schnelltender zum Zinssatz von 4,0 Prozent die Finanzmärkte zu beruhigen. Kurz nach Ankündigung des Tenders um die Mittagszeit ging der Spitzenrefinanzierungssatz wieder auf nahe vier Prozent zurück. Dennoch gab es kritische Stimmen. Mit zusätzlicher Liquididät würden "nur die Symptome, aber nicht die Ursachen" der Probleme an den Finanzmärkten bekämpft, sagte der Leiter der Kreditstrategieabteilung der Hypo-Vereinsbank, Jochen Felsenheimer.

Der Unruhe am europäischen Geldmarkt waren Zinsausschläge am US-Geldmarkt vorausgegangen. Angesichts der angespannten Liquiditätssituation sprang der Tagesgeldsatz um 0,6 Prozentpunkte auf 5,80 Prozent nach oben. So stark hatte der Tagesgeldsatz zuletzt vor acht Jahren geschwankt.

Ein weiterer Auslöser der gestrigen Turbulenzen war die Ankündigung der französischen Großbank BNP Paribas, wegen der US-Hypothekenkrise drei eigene Fonds im Wert von 1,6 Mrd. Euro zu schließen. In zehn Tagen hätten die Fonds knapp ein Viertel ihres Wertes eingebüßt, teilte die Bank mit. Für weitere Verunsicherung sorgte, dass dann noch die niederländische Investmentbank NIBC Verluste für das erste Halbjahr in Höhe von 137 Mill. Euro aus forderungsbesicherten Anleihen aus den USA meldete.

Diese Mischung aus schlechten Nachrichten und Gerüchten drückte die Finanzwerte europaweit deutlich nach unten - und zog die großen europäischen Börsenindizes mit nach unten. In Deutschland zählte die Commerzbank mit einem Minus von 4,3 Prozent zu den größten Verlierern im Deutschen Aktienindex - obwohl die Bank das beste Halbjahresergebnis ihrer Geschichte vorlegte. Der Deutsche Aktienindex Dax büßte zwei Prozent ein, die Wall Street in New York sogar 2,8 Prozent. Die Rohstoffmärkte gaben ebenfalls nach. Rohöl sackte wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 70 Dollar für ein Barrel (159 Liter).HB MEINUNG, BERICHTE SEITEN 8, 22, 23


10. August 2007

prof - Montag, 13. August 2007 - 22:42
Natürlich wird das globale Papiergeldexperiment den Bach runter gehen.
Aber ist es nicht so, dass die 100 Mrd Zusatzsprite nur für einen Tag gewährt wurden und schon wieder schrittweise deutlich abgebaut wurden?
Prof

stw - Dienstag, 14. August 2007 - 08:20
Ja, diese Kredite hören sich furchtbar an, aber es geht um die kurzfristige Liquidität und diese Kredite waren schon gestern größtenteils wieder zurückbezahlt. In meinen Augen ist das mehr ein psychologisches Problem auch der gesunden Banken als ein echtes Liquiditätsproblem.

:-) stw

chinaman - Dienstag, 14. August 2007 - 12:13
Meine Sicht der Dinge:

Die Banken trauen sich untereinander nicht mehr. Früher wurden solche kurzfristigen Finanzierungen nämlich im Interbankengeschäft abgewickelt. Dies beweist aber auch die durchaus vorhandenen Probleme, den die Banken sollten Ihre Geschäftsmodelle und deren Risiken schon gegenseitig realistisch einschätzen können ...

Nun hilft die EZB aus. Dieser zusätzlichen Liquidität stehen als Gegenwert jedoch nur die Sicherheiten gegenüber, die den Geschäftsbanken eben nicht ausreichend waren. Damit wird das Risiko letztendlich auf den Bargeldhalter sozialisiert.

Interessant zu beobachten war auch, wie die ach so sicheren Geldmarktfonds teilweise in den Kreditstrudel mit heineingezogen wurden. Auch dort hat sich unter Stichworten wie ABS, MBS oder CDO so einiges anbgesammelt ...

Immer noch auffallend für mich, dass die Liquiditätsbedürfnisse der Banken offensichtlich in Europa größer sind als in den USA selber.


Gruß
Chinaman

prof - Montag, 20. August 2007 - 11:59
Bin aus vizrt (gestoppter Aufwärtstrend) + Stada ausgestiegen.

Stada sind seitwärts gelaufen und relativ neu im Depot. Deshalb sind sie unter Steuergesichtspunkt zuerst dran.
Den Rest beabsichtige ich zu halten, in der Hoffnung dass sie die Zeit bis zum Geburtstag ohne extreme Verluste überstehen. Aber es dürfte ähnlich knapp und ärgerlich werden wie in 2000, als ich wegen der Steuer etliche Bruttogewinne dahinschmelzen sehen musste.
Prof

prof - Dienstag, 2. Oktober 2007 - 14:24
War 2007 eine Ente. Habe dadurch ca. 2% Gesamtdepotperformance eingebüßt und zwar mit SAP. VW und Metro. Gewinne gabs bei Coba und Post.

Bin nichtsdestotrotz sicher nächstes Jahr wieder mit von der Partie.
Bin auch nicht davon überzeugt, dass es jetzt unbedingt fröhlich bergauf geht. Aber als Chartie stelle ich mich zumindest nicht gegen den Trend und werde meine Put-Postitionen bis Anfang November auflösen!
Prof

al_sting - Dienstag, 2. Oktober 2007 - 15:21
Hallo Prof,

mein Beileid! Ich hätte gerade dieses Jahr und angesichts der Entwicklung der letzten Wochen erwartet, dass die Börse stark nachgibt.
Aber zumindest bei der Post hast du mich überzeugend geschlagen! Der Kurs bewegt sich am unteren Ende des von mir erwarteten. Wäre er unter 20€ gefallen, hätte ich wieder über Zukäufe nachdenken müssen ;-)

Ciao, Al Sting

prof - Dienstag, 2. Oktober 2007 - 20:05
Kondoliert wird erst am 10 % Gesamtdepotverlust. Bei der Post hatte ich einige Zusatzinformationen. Du hast wohl schon ganz schön Miese gemacht, wenn du wieder über Zukäufe nachdenken musst.

al_sting - Dienstag, 2. Oktober 2007 - 21:51
Ich bin bei der Post noch gut im Plus. Ich denke bei deutlichen Unterbewertungen über Zukäufe nach, auch wenn ich mich damit verteuern sollte. ;-)

prof - Freitag, 26. Oktober 2007 - 20:01
Laut Saison-Strategie muss ich jetzt stärker rein: Deshalb jetzt Verkauf der letzten zwei Puts und Kauf von Biotest Vz, einem Chart-Leckerli ...
Prof

al_sting - Donnerstag, 26. Juni 2008 - 13:15
Sieht so aus, als könnte der Saison-Abschwung dieses Jahr wieder wirken.
Nach dem ersten Absturz zu Jahresbeginn hat seit einem Monat, also Mitte Mai, ein zweiter Tauchgang beim DAX eingesetzt. Mal sehen, ob es wieder erst im Herbst zur nächsten Erholung kommt.

Ich stehe bei weiteren Nachkäufen jedenfalls ab jetzt auf der Seitenlinie.

Ciao, Al Sting

chinaman - Donnerstag, 26. Juni 2008 - 14:37
Bleib mal an der Seitenlinie, momentan haben wir auf der Longseite allenfalls Tradingchancen, aber keine Investitionschancen.


Gruß
Chinaman

prof - Donnerstag, 26. Juni 2008 - 23:00
Sell in May war dieses Jahr ein guter Deal! Wir können uns bis September auf die faule Haut legen ...
Prof

chinaman - Freitag, 27. Juni 2008 - 05:05
Sell in January wäre aber ein noch besser Deal gewesen *Lach*


Gruß
Chinaman

al_sting - Donnerstag, 20. Juni 2013 - 16:29
Apropos sell in May:
Ein m.E. lesenswertes Interview mit einem bekennenden Shortseller. Interessante Aussagen zu chinesischen Investitionen, Petrobras und Computerherstellern, aber auch zu AOL:

http://www.finanzen.net/nachricht/aktien/Euro-am-Sonntag-Interview-US-Milliardaer-Chanos-Menschen-machen-dumme-Deals-2489897
US-Milliardär Chanos: Menschen machen dumme Deals
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Hewlett-Packard (HP) zu myNews hinzufügen Was ist das?


US-Milliardär Chanos: Menschen machen dumme Deals
Jim Chanos, wenn dieser Mann in Aktien spekuliert, sollten Anleger aufhorchen. Der New Yorker ist Shortseller, setzt also auf fallende Kurse. Und das extrem erfolgreich.

von Tim Schäfer, Euro am Sonntag

Das New Yorker Büro des Milliardeninvestors ist unspektakulär. Keine blitzblank polierte Lobby, keine Prunkstücke auf den Schreib­tischen. Die Heimat des Hedgefonds Kynikos Associates ist schlicht eingerichtet.

Dabei ist Chanos einer der bekanntesten Shortseller der Welt. Er hat frühzeitig den Schwindel der Enron-Manager erkannt und vor der Internetblase gewarnt. Der 55-Jährige mit griechischen Wurzeln ist gefragt. Auch an der Elite-Uni Yale.

€uro am Sonntag: Sie sind der bekannteste Shortseller ...
Jim Chanos: Ja, weil es kaum bekannte Shortseller gibt (lacht).
... und hielten gerade einen Vortrag an der Yale-Universität. Was bringt ein Hedgefondsmanager, der auf faule Aktien spezialisiert ist, Studenten bei?
Das passt natürlich zu meinem Fachgebiet: Es ist ein Kurs über die Geschichte des Finanzbetrugs.

Sie gelten als Arbeitstier. Haben Sie deshalb noch Zeit für Uni-Kurse?
Es ist ja kein Vollzeitjob, aber es macht mir Spaß. Aber tatsächlich arbeite ich viel. Ein oder zwei Tage Urlaub im Jahr, das ist alles, was ich mir erlaube. Wenn Sie das Geld anderer Leute verwalten, müssen Sie immer ein Auge auf den Markt werfen.

Müssen Sie mehr arbeiten, weil Sie nach schlechten Aktien suchen und nicht, wie die meisten Investoren, nach Kaufgelegenheiten? Wie finden Sie Ihre Ideen?
Wir machen es anders als die meisten Hedgefonds. Die sagen den Neulingen: „Macht uns Vorschläge.“ Sie sollen also für den Fondsmanager nach Ideen Ausschau halten. Die Ideen­generierung, die sehr wichtig ist, geben sie also an die unerfahrensten Leute. Ich habe dieses Modell immer infrage gestellt. In unserer Firma machen die Chefs die Vorschläge. Anschließend gehen die Ideen zu den Mitarbeitern. Wir fragen unsere Analysten nicht nach Ideen.

Wie viele Vorschläge bestehen den Test?
Die meisten sterben in der Prüfphase. Unsere Mitarbeiter sprechen mit Investoren, die anders als wir optimistisch im Hinblick auf das jeweilige Investment sind, mit Analysten und den Firmen selbst. Sie lesen viel und gehen die Zahlen durch. Und am Ende kommt meist heraus: Sorry, ihr habt da einiges übersehen.

Sprechen die Firmen gern mit ­Ihnen? Schließlich verheißt ein Anruf von Ihnen nichts Gutes.
Tja, tatsächlich bekommen wir meist nicht sehr viel Informationen von den Firmen. Das liegt wohl in der Natur der Sache.

Lange Jahre haben Sie sich auf amerikanische Aktien konzentriert. Sie legten den Finger beim Bilanzierungsskandal von Enron früh in die Wunde. Sie verdienten viel, als Sie überteuerte Internet­aktien zur Jahrtausendwende shorteten. Nun äußern Sie sich schon länger kritisch zu China, der aufstrebenden Wirtschaftsnation der Welt. Was stimmt mit China nicht?
In den vergangenen zehn Jahren vervierfachte sich die Wirtschaft. Der Aktienmarkt tritt auf der Stelle. Was sagt Ihnen das?

Es sagt mir, dass Anleger der Story nicht trauen.
Nein, die Profite fließen nicht den Aktionären zu. Stattdessen landen sie bei Insidern und Parteistrategen. Zwei Prozent der Chinesen sind sehr vermögend. Westliche Investoren dagegen werden dort nicht sonderlich reich.

Aber viele Konzerne verdienen in China gutes Geld. Yum Brands ­beispielsweise wächst mit seiner Kette Kentucky Fried Chicken enorm. Das ist eine andere Sache. Das ist ein US-Konzern. Wir haben kein Problem damit, wenn jemand mit China einen Handel oder Geschäfte betreibt. Aber in China selbst würde ich nicht investieren.

Warum?
Schauen Sie sich Caterpillar an. Der Konzern, der Bagger, Raupen und anderes Gerät für den Bau produziert, hat viel investiert in China. Ein Jahr später musste er fast alles abschreiben. Er ist betrogen worden. Es scheint, als ob sich das ständig wiederholt in China.

Muss man das nicht hinnehmen, wenn man auf der anderen Seite viel Geld verdienen kann?
Aber das tun die Unternehmen nicht. Sie können es drehen und wenden, wie Sie wollen: Erwirtschaftete Erträge kommen in China nicht bei den Aktionären an.

Bisher sind von Skandalen eher kleinere chinesische Firmen betroffen, die sich teilweise wieder von der New Yorker Börse zurückziehen mussten.
Aber die großen chinesischen Unternehmen verdienen auch kein Cash. Ich sage jetzt nicht, es ist Bilanzbetrug. Sie sehen aber nie, dass die Gewinne in Cash fließen.

Auch in Brasilien haben Sie Aktien auf dem Radar. Warum setzen Sie bei Petrobras, dem großen halbstaatlichen Energiekonzern, auf fallende Kurse?
Petrobras ist Brasiliens Bargeldautomat. Die Regierung nimmt ihre Rolle als Eigentümerin von Petrobras wahr, um alles Mögliche zu subventionieren — etwa Spritpreise. Die Preise halten sie künstlich niedrig. Petrobras hat mit vielen Problemen zu kämpfen. Es ist kein freies Unternehmen. Die Renditen sind schrecklich.

Die Wachstumsaussichten in Brasilien sowie die Ölfunde vor der Küste sind für Sie kein Argument?
Nicht, solange Petrobras kein Geld für die freien Aktionäre generiert. Voriges Jahr hatte die Firma einen Cashflow von 40 Milliarden Dollar. Gleichzeitig investierte das Unternehmen in neue Projekte und Instandhaltungen circa 40 Milliarden Dollar. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen war also gleich null. Und das ist alles vor Zins- und Steuerlasten zu sehen. Hinzu kommt die sinkende Produktion.

Warum macht Petrobras das?
Die Regierung verbietet dem Konzern, mit Diesel und Benzin Geld zu verdienen. Wenn Sie Aktionär sind, subventionieren Sie den brasilianischen Autofahrer.

In den USA gibt es weniger Staatsinterventionen. Wo finden Sie hier momentan schlechte Aktien? Wir setzen bei den Computerherstellern HP und Dell auf sinkende Kurse. Beide Aktien sind seit einem Jahr ideale Shortkandidaten.

Die Kurse der klassischen Computerhersteller sind schon stark gesunken. Viel Spielraum nach unten ist doch nicht mehr drin?
Ich glaube schon. Im Falle von Dell haben wir uns voriges Jahr eingedeckt, als die Aktie unter zehn Dollar sank. Dann stieg der Kurs, weil Gründer Michael Dell mit Hedgefonds eine Übernahmeschlacht begann. Wir sind jetzt short, weil wir glauben, dass der Deal nicht zustande kommt.

Was ist das Kernproblem?
Das Problem ist, dass der PC schlicht und ergreifend ausstirbt. Über 70 Prozent von Dells Umsatz und der Löwenanteil von HPs Umsatz basieren auf PCs, Computerzubehör oder Dienstleistungen. Sinken die PC-Umsätze, fällt alles andere auch.

Gibt es keinen Ausweg?
Nein. Viele Optimisten erwarten zwar, dass Dell und HP künftig verstärkt Dienstleistungen anbieten werden, so wie es IBM tut. Fakt ist aber, dass sich jeder Schritt, den beide in Richtung Diversifizierung gehen, als Desaster herausstellt.

Warum?
IBM gibt jedes Jahr sechs Prozent des Umsatzes für Forschung und Entwicklung aus. Dell und HP kommen auf rund zwei Prozent. Um die Lücke zu schließen, machen Dell und HP große Akquisitionen, die natürlich Geld kosten. IBM investiert mehr, weist die Kosten hierfür aus und bekommt aus den erhöhten Entwicklungsleistungen bessere Ergebnisse als Dell und HP zustande. Das ist das wahre Problem. Die Zahlen für die PC-Verkäufe im ersten Quartal waren desaströs. Es zeigt sich, dass sich die Misere verschärft.

Sie glauben nicht, dass Dell und HP durch clevere Zukäufe da rauskommen?
Nach den Akquisitionen ist der Cashflow negativ. Selbst inklusive der ­Akquisitionen schrumpfen die Umsätze. Folglich sind die Akquisitionen ähnlich wie Instandhaltungsausgaben zu sehen. Sie müssen sie tätigen, sonst würde das Geschäft noch schneller zusammenbrechen.

Warum will Gründer Michael Dell dann sein Unternehmen zurück? Ist es ein Egotrip?
Es kann sein. Ich weiß es nicht. ­Menschen machen immer wieder dumme Deals.

So sicher Sie sich bei Dell und HP sind — Ihren bislang größten Fehler machten Sie auch mit einer Technologieaktie, richtig?
Ja, mit AOL. Wir shorteten die Aktie 1996 und 1997 zu Kursen von acht oder zehn Dollar. Wir stellten die Position bei 80 Dollar glatt. Gewinne und Cashflows spielten damals keine Rolle. Es war die Internetmanie. Die Aktie verdoppelte sich und verdoppelte sich immer wieder.

Zyniker der
Wall Street
Jim Chanos wurde 1957 in Milwaukee geboren. Nach dem Studium in Yale begann er als Analyst in New York. Schon damals spezialisierte sich Chanos auf Aktien, die seiner Ansicht nach überbewertet waren. 1985 eröffnete er seine eigene Investmentfirma — mit dem für Shortseller passenden Namen: Kynikos (zu Deutsch: Zyniker) Associates. Heute verwaltet sein Hedgefonds sechs Milliarden Dollar. Für Schlagzeilen in der Boulevardpresse sorgte Chanos, als 2008 Kontakte zu Prostituierten bekannt wurden. Der aktive Demokrat und Unterstützer Obamas ist geschieden, hat vier Kinder und lebt in New York.

prof - Mittwoch, 16. Oktober 2013 - 08:47
Das hat in 2013 wie auch in 2012 nicht funktioniert. Ich werde aber wohl auch in 2014 wieder einen Versuch starten.
Prof

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