levdul1 - Freitag, 23. Dezember 2016 - 09:13 |
Und der letzte Satz ist besonders interessant. Draghi tut alles um die Zinsen niedrig zu lassen, sicherlich auch in Hinblick auf seine italienischen Bankkollegen. Wird der langfristige Zins nach oben gehen ? |
al_sting - Freitag, 23. Dezember 2016 - 10:12 |
Ich rechne langfristig eh fest mit steigenden Zinsen, und ich persönlich wünsche sie mir eher heute als morgen. Nullzinsen führen zu Marktverzerrungen und Blasenbildung, deren Probleme wir so richtig erst nach Ende dieser Phase erleben werden. (Buffet: Wer nackt schwimmt, sieht man besonders bei Ebbe) Je länger so eine Marktübertreibung dauert, desto heftiger sind meist die Kollateralschäden. Daher bevorzuge ich ein schnelles Ende. Persönliche "Vorsorge": Ich versuche, nach wie vor übermßig verschuldete Unternehmen zu meiden, stattdessen mag ich Unternehmen mit niedrigen Schulden bis hin zu hoher Cashreserve (Stichwort Clere, aber auch Sapec nah Teilverkauf). Der Wert von Cash wird bei höheren Zinsen wieder steigen, ebenso die Last von Schulden. Über weitere Hinweise auf Firmen mit niedriger Bewertung bei geringen Schulden und hohem Cashlevel freue ich mich. So wie ich mich auch privat versuche, Schulden möglichst wenig und dann nur im überschaubaren Zeitrahmen aufzunehmen. Man kann die eigenen Ausgaben deutlich senken, wenn sich die beruflich-finanzielle Situation verschlechtert, aber den Schuldenberg behält man dauerhaft, und er wiegt in knappen Zeiten deutlich schwerer. Noch ein Kommentar zum letzten Satz des Hermes-Sprechers: Wenn dieser keine Alternative zu niedrigen Paketpreisen sieht und keine andere strategische Kostenschraube als die Löhne sieht, dann würde ich mich als Investor von dem Unternehmen dringend fernhalten. Lohndumping als alleinige Strategie geht nicht ewig gut, siehe Briefdienste. Die Deutsche Post zahlt anscheinend auch in der niedrigsten Lohngruppe 10,57€ und kommt über die Runden, Hermes zahlt offensichtlich unter 9€. (Siehe Lohntabelle Post http://www.dpvkom.de/fileadmin/dpvkom/pdf/post_logistik/1604_faltblatt_bezahlungsgrundsaetze.pdf) Da ist die Deutsche Post besser aufgestellt, der dürften die Mitarbeiter nicht so schnell weglaufen. Zweiter Nachtrag: Wer hätte bei der Einführung des Mindestlohnes gedacht, dass dieser nicht zu Arbeitsplatzverlusten im Niedriglohnbereich führt, sondern nach relativ kurzer Zeit zu Klagen der Unternehmen, selbst zu diesen Löhnen bald keine Mitarbeiter mehr zu finden und deshalb die Löhne absehbar weiter steigern zu müssen? Wer hatte beim Flüchtlingsstrom im letzten Jahr mit solchen Nachrichten gerechnet? Die meisten Wirtschaftsweisen und Wirtschaftsexperten, die ich damals las, warnten vor der gegenteiligen Entwicklung. |
isabellaflora - Freitag, 23. Dezember 2016 - 11:36 |
Lieber al_sting, auch wenn ich mich wiederhole, ich freue mich stets über Deine Beiträge. Du lieferst im Grunde kostenlos einen hochwertigen Börsenbrief. Dir habe ich in diesem Jahr zu verdanken, dass ich mit SalMar 100% gemacht habe und noch rechtzeitig aus Globo wieder rausgekommen bin. Derzeit versuche ich mit einer kleiner Position in BW reinzukommen. Kurzum, wenn es denn hier eine Kür gebe, das hiesige Forum sollte mal ein Jahr lang ast-boerse lauten ;-), denn Du hälst es hier am Laufen. Bei Deinem Hinweis zu Wirtschaftsexperten musste ich schmunzeln. Hier verweise ich immer gerne auf die Prognosen der Wirtschaftsweisen, die bisher nie auch nur annähernd eingetreten sind. Was für herrliche Dampfplauderer Wirtschaftsexperten sind sieht man z.B. jüngst in diesem Beitrag: https://www.youtube.com/watch?v=5CM-ZEh27CE Da kommt nix substantielles rum. Noch ein Hinweis: Wir wäre es mit Energiekontor(531350). Eine Firma, die genaue Deine geforderten finanzregulatorischen Aufgaben wohl ernst nimmt. Allen ein schönes Weihnachtsfest - allem in allen, wir wurden 2016 gut beschenkt. isa |
levdul1 - Freitag, 23. Dezember 2016 - 14:02 |
Sicherlich wünschen wir uns alle wieder einen 'normalen' Zinssatz. Aber wird uns Herr Draghi diesen gönnen ? Der Bund Future hatte seit Mitte des Jahres kräftig verloren und alles sah auch nach einer Zinswende in Europa aus; nach Draghis Entschluß weiter mit der Geldkanone zu feuern, geht der Bund-Future wieder eindeutig nach oben. Ich bin mir im Augenblick gar nicht sicher, wohin die Reise im nächsten Jahr gehen wird. |
prof - Freitag, 23. Dezember 2016 - 15:28 |
Draghi hat ja gesagt, dass er ALLES unternehmen wird, die Zinsen niedrig zu halten. Die Frage ist, ob das bei einer anziehenden Inflation und steigenden US-Zinsen reicht. Uns Anlegern wäre sicher ein langsamer Anstieg um ca. 1% / Jahr auf einige Jahre am liebsten, aber das wird ein frommer Wunsch bleiben. Jedes % Zinsanstieg dürfte bei dieser Staatsverschuldung enorme Probleme nach sich ziehen. Historisch gesehen sind die Zinsen jedenfalls nach wie vor extrem unnatürlich und niedrig. |
al_sting - Samstag, 24. Dezember 2016 - 09:10 |
@ Isabella: Vielen Dank für deine warmen Worte. Aber da möchte ich betonen, dass das eine Teamleistung des Forums ist. Beispiel Salmar: Als ich 2014 (?) darüber nachdachte, in den Zuchtlahssektor einzusteigen, war ich sehr unsicher. Einerseits bekam ich von Matze bei antizyklisch-investieren einen wertvollen Hinweis auf das sehr lesenserte investors manual bei Marine Harvest, dass mir diese Branche näherbrachte. Dann waren es die Diskussionen mit Levdul und sein Vertrauen in die Branche, die mich erst zum Einstieg motivierten. Ohne auch nur einen der beiden wäre ich wahrscheinlich gar nicht erst bei Salmar eingestiegen. Dessen Entwicklung in 2016 gehört darüber hinaus zu meinen großen Überraschungen dieses Jahres. Beipiel BW Offshore: Dieser erfolgreichste Depotwert des Jahres, (Fast ein 4-bagger in 6 Monaten!) ist sogar zu 95% auf fremdem Mist in diesem Forum gewachsen, den verdanke ich komplett Monopole. Er hat hier in mehreren langen Kommentaren die Branche so erklärt und auf meine Fragen immer wieder super fachkundig zu antworten gewusst, so dass mein Interesse schrittweise stieg. Dann hat er hier auf die wichtigsten Veränderungen hingewiesen, so sehr frühzeitig auf die anstehende Kapitalerhöhung und die Chancen für Kleinaktionäre. Ich musst also nur noch zugreifen, und auch das tat ich nur sehr zögerlich. Ich finde es sehr bedauerlich, dass Monopole sein Musterdepot im Sommer beendet hat - sein Jahresabschluss wäre richtig spannend. Seine Favoritenbranchen sind ja seitdem richtig gut abgegangen, ein Depotverdoppler in 2016 würde mich echt nicht wundern. @ Monopole: Willst du nicht mal schauen, wie sich deine Aktien aus dem Sommer, ohne jede weitere Transaktion, bis heute entwickelt hätten? Monopole (bzw. eher sein Musterdepotausstieg im Sommer) zeigt aber auch gut, warum diese Seite ganz berechtigt stw-börse heißt: Ausdauer! Seit 15 Jahren führen stw und Prof hier schon den transparenten Musterdepotcontest, der in dieser Transparenz und Ausdauer meines Wissens einmalig ist. Ich kenne nicht nur im deutschsprachigen Netz, sondern auch darüber hinaus keinen ähnlich lang laufenden, transparenten, werbefreien und nicht von Marketinginteressen geprägten Musterdepotvergleich. Seit 15 Jahren zeigt sich stw hier dauerhaft als freundlicher Gastgeber. Auch in den Phasen, als er weniger Zeit für dieses Hobby hatte, erhielt er die Infrastruktur aufrecht und kümmerte sich um die nötigsten Updates bei technischen Problemen - bei welchem anderen Börsenforum findet man noch 15 Jahre alte Beiträge? stw und Prof haben im Verlauf dieser 15 Jahre empirisch belegt, dass Amateur-Kleinanleger die großen Indizes langfristig schlagen können, und Helmut, Levdul und ich beteiligen uns seit einigen Jahren an diesem empirischen Versuch. Und wohlgemerkt, die Erfolge stellen sich mit ganz unterschiedlichen Strategien ein! In Zeiten, in denen passive Indexfonds immer populärer werden, weil die meisten professionellen Fonds schwächer als ihre Vergleichsindizes abschneiden, ist das ein starker Beleg für die kurzfristige Ineffizienz der Märkte. Zugegeben, die Forensoftware ist in die Jahre gekommen, neue Foren bieten mehr Funktionen und andere optische Möglichkeiten, einige Funktionen würden sich hier nur noch mit unverhältnismäßigem Aufwand reaktivieren und liegen deshalb brach. Aber die Forensoftware hat ihre Qualität bewiesen, leistet nach wie vor ihre Arbeit und bietet dem kleinen, feinen Kreis der Diskutanten die Möglichkeit, mit dem langen Blick zurück verschiedene Börsenstrategien zu überlegen. Ich habe meine ersten Aktien gekauft, kurz bevor dieses Forum öffnete, und ich habe hier über die Jahre in vielen Diskussionen mit erfahrenen und aufgeschlossenen Diskussionspartnern viel über Chancen, Risiken und Bewertungen gelernt und lerne immer noch, Schritt für Schritt. Wesentlich mehr als bei den großen deutschen Börsenforen wie Ariva und Wallstreet-online, wo Masse oft Klasse überdeckt. Ich bezweifle, dass ein Börsenbrief ähnlich lehrreich sein könnte wie dieser Austausch der Meinungen. In dem Sinn: Ich wünsche euch allen ein schönes und gesegnetes Weihnachtsfest und ein schönes Jahresende und freue mich auf ein weiteres Jahr stw-Börse. Wobei, erst einmal bin ich auf das Ergebnis des Jahrescontest 2016 neugierig - es sieht ja nach einem knappen Rennen zwischen stw und mir aus. :-) |
prof - Samstag, 24. Dezember 2016 - 09:20 |
Ich schließe mich den guten Wünschen an Euch alle an! |
al_sting - Samstag, 24. Dezember 2016 - 09:23 |
PS: Energiekontor schaue ich mir im nächsten Jahr gerne näher an. |
monopole - Samstag, 31. Dezember 2016 - 18:20 |
Nein, will ich nicht. Das Portfolio wurde nach Q3 geschlossen und damit ist's gut. Falls Dir wirklich daran liegt, kannst Du es aus den veröffentlichten Daten leicht selbst fortführen. Ich glaub, hier liegt ein Mißverständnis vor. Von einem Musterdepotausstieg kann keine Rede sein, denn Monopoles Portfolio war zu keinem Zeitpunkt Teil des exklusiven Musterdepotkontests. Ich wünsche allen hier am Board viel Erfolg im kommenden Jahr. |
covacoro - Sonntag, 1. Januar 2017 - 16:33 |
Quote: "Draghi hat ja gesagt, dass er ALLES unternehmen wird, die Zinsen niedrig zu halten. Die Frage ist, ob das bei einer anziehenden Inflation und steigenden US-Zinsen reicht. Uns Anlegern wäre sicher ein langsamer Anstieg um ca. 1% / Jahr auf einige Jahre am liebsten, aber das wird ein frommer Wunsch bleiben. Jedes % Zinsanstieg dürfte bei dieser Staatsverschuldung enorme Probleme nach sich ziehen. Historisch gesehen sind die Zinsen jedenfalls nach wie vor extrem unnatürlich und niedrig." Sehr gut auf den Punkt gebracht. Ich vermute auch, dass sowohl Inflations- als auch Zinsanstieg uns eher negativ überraschen werden. |
tk_boerseninfo - Freitag, 6. Januar 2017 - 22:59 |
Hallo zusammen, hier mal ein Beispiel, wieso Monatscharts sich eignen, mittelfristige Trends erkennen zu können. Der DAX Monatschart ohne viele Kommentare... https://tk-strategie.blogspot.de/2017/01/dax-strampelt-sich-der-deutsche.html Beste Grüße und allen ein schönes Wochenende TK |
prof - Samstag, 7. Januar 2017 - 14:26 |
Ja dieser Chart sieht in der Tat sehr bullish aus, das ist wohl die naheliegendste Interpretation. Es sieht gut aus für die nächsten Monate. Wird er das alte Topp bei 12.200 überwinden? |
stw - Samstag, 7. Januar 2017 - 17:31 |
Da haben wir wieder die alte Kontroverse: ich als Fundi kann mit einem solchen Chart leider gar nichts anfangen. Daher mal wieder provokativ gefragt: Der Chart zeigt mir die Summe der den Markt beeinflussenden Ereignisse der Vergangenheit. Warum um Himmels willen sollte ich daran erkennen können, welche Ereignisse in den nächsten Wochen und Monaten zur Kursbildung führen werden? Das ist für mich wie das Lesen im Kaffeesatz... und irgendwie eine selbsterfüllende Prophezeihung, wenn nur genügend Charties entsprechend agieren... aber ich glaube das hatten wir vor mehr als 15 Jahren hier schon erschöpfend diskutiert.... ;-) stw |
prof - Samstag, 7. Januar 2017 - 17:39 |
Im DAX gebe ich Dir eher recht als im Bereich der Einzelwerte und hier speziell der MidCaps. Hier werden Aktien immer von einer gewissen Euphorie oder Pessimismus einfach in ihrem Trend weitergetragen. Ein Beispiel hierfür sind der Neue Markt zu Jahrtausendwende. Hier stieg zunächst einfach alles, dann kam die Trendwende und alles fiel. Ähnlich, wenn auch in geringerem Ausmaß, lief es im vergangenen Jahr mit meinen Immobilienaktien. Wenn die Euphorie oder der Pessimismus einen großen Teil der Einzelwerte z.B. des DAX erfasst und sich die Werte gegenseitig "anstecken", dann geht auch hier die Post in die entsprechende Richtung ab. Ich hoffe, wir diskutieren hier noch lange darüber ... Prof |
levdul1 - Montag, 9. Januar 2017 - 12:31 |
Hallo TK, Natürlich sehe ich den Kanal auch und ich gebe Prof recht, daß es auf den ersten Blick recht bullisch aussieht. Es könnte aber auch ohne Problem bis Jahresende seitwärts gehen, ohne daß der Aufwärtstrend gerissen wird. Oder der Aufwärtstrend kann auch gerissen werden. Die einzige Schlussfolgerung für mich ist: Es gibt keinen Grund im Augenblick nicht investiert zu sein. |
prof - Montag, 9. Januar 2017 - 12:48 |
Im Augenblick hast Du mal wieder das richtige Händchen für den DAX gehabt! Da traue ich mich nicht ran ... |
al_sting - Montag, 27. Februar 2017 - 22:42 |
Im Februar 2016 dachte das Finanzministerium, Schäubles Herrschaftsbereich, über eine Einschränkung von Bargeldzahlungen nach: http://www.n-tv.de/wirtschaft/Regierung-prueft-Bargeld-Obergrenze-article16915206.html Im Februar 2017 will die Union die Forderung gegen die Einschränkung von Barzahlungen in ihr Wahlkampfprogramm aufnehmen: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/cdu-legt-vorschlaege-fuer-wahlprogramm-vor-14901217.html Resultierende Frage: Habe ich den CDU-Austritt von Schäuble verpasst oder warum will die Union gerade gegen ihn wahlkämpfen? |
prof - Dienstag, 28. Februar 2017 - 08:59 |
Diese Forderung ist bei der AfD abgeschrieben. Das steht seit April 2016 im Wahlprogramm und man kann es leicht googeln. Da glaube ich dann doch lieber dem Original oder vielleicht noch der FDP. Die CDU hat immer wieder ihre Wahlkampfversprechen gebrochen. Die Bargeldabschaffung wird vielleich schon in einem kürzeren Zeitraum kommen als dieses Forum bereits existiert. Und die Bevölkerung Europas tritt dem nicht entschieden genug entgegen. Auch in meinem privaten Umfeld gibt es hauptsächlich Frauen, die das Bargeld quasi schon abgeschafft haben, weil es ja "so schön bequem ist". Dass uns dann die Totalüberwachung, Negativzinsen und Zwangsenteignung drohen scheint egal zu sein. |
levdul1 - Dienstag, 28. Februar 2017 - 23:27 |
Hallo Prof, Ich sehe in meinem Umfeld immer mehr Leute, welche sich entschieden gegen eine Abschaffung des Bargeldes stellen. Neulich ist im Supermarkt das Internet ausgefallen. Lebensmittel konnten somit nur Bargeldträger mitnehmen. Du kannst dir die Stimmung nicht vorstellen ... |
prof - Mittwoch, 1. März 2017 - 08:38 |
Hallo zurück, ja im Aufregen sind die Menschen schnell. Aber werden Sie diese Aufregung bis zu Wahlurne durchhalten und z.B. nur noch die unbedingt nötigen Zahlungen (Flugbuchungen etc.) mit der Kreditkarte vornehmen und den Rest in bar abwickeln? |