Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Brexit
stw - Freitag, 24. Juni 2016 - 10:48
Es ist also tatsächlich passiert. Ich bin vom Brexit Votum nun doch überrascht worden. Ich hätte nicht gedacht, dass es soweit kommt nach den Vorhersagen der letzten Tage. Nun wird sich zeigen, ob mein stw-Musterdepot und das Wikifolio durch das Gold- und Silberinvestment gut gegen die Kurs-Turbulenzen abgesichert ist wie erhofft. Hier eine interessante Auswertung der Ergebnisse: http://www.theguardian.com/politics/ng-interactive/2016/jun/23/eu-referendum-live-results-and-analysis
Schottland, Irland und auch der Grossraum London hat deutlich gegen einen Brexit gestimmt, alle anderen Regionen dafür. Ist das der Anfang vom Ende der EU? Ich bin echt deprimiert.
Bei Consorsbank ist überigens gerade die Website zum Handel nicht verfügbar. Zumindest die BNP Paribas ist also nicht wirklich gut vorbereitet und dem aktuellen Ordervolumen nicht gewachsen. Eigentlich ein Skandal.

:-( stw

al_sting - Freitag, 24. Juni 2016 - 12:15
Ich bin auch überrascht und deprimiert.
Irgendwie spinnt die ganze Welt derzeit:
- In der arabischen Welt gibt es kaum noch ein Land ohne Bürgerkriege.
- Russland ist wieder voll auf "Kalter-Krieg-Modus" und lanciert einen länger währenden Bürgerkrieg in der Ukraine
- Die Türkei geht Richtung Autokratie und verscherzt es sich binnen weniger Jahre mit allen Verbündeten, ob Israel, Russland oder den europäischen Lndern
- In den USA wird ein rassistischer Egomane zum Spitzenkandidat der zweitgrößten Partei
- Die Österreicher hätten um Haaresbreite einen Rassisten gewählt, und in Sachsen hat Pegida u.ä. großen Rückhalt.
Und jetzt verabschieden sich die sonst so vernünftigen Briten aus der EU.
Wahnsinn allüberall?

Als würde jemand da oben an einem Drehbuch für eine ewige Seifenoper schreiben. Und nach dem Ende des kalten Krieges und der Abkühlung der Krisen wäre ihm zu langweilig geworden, so dass er ein paar neue Geschichten mit mehr Action entwickeln würde.

Die Stabilität der letzten Jahrzehnte ist historisch gesehen für Zentraleuropa die große Ausnahme, nicht die Regel. Die Zeiten werden wieder spannender, aber nicht unbedingt schöner.

levdul1 - Freitag, 24. Juni 2016 - 14:18
Ich sehe das etwas anders. In Großbritannien haben vor allem die jungen Leute für einen Verbleib in der EU gestimmt und die älteren dagegen. Das heißt, daß die Stimmungslage in ein paar Jahren anders aussehen wird. Bis dahin sollte Europa und vor allem Brüssel den bis jetzt gegangenen Weg überdenken.
In Europa wurden in den letzten Jahren viele Fehler gemacht, welche zum Himmel schreien. Mir fällt dabei spontan die Handhabung der Flüchtlingskrise und die Griechenland 'Rettungsaktionen' ein. Hier hat sich auch die Politik bewußt vom Volkeswillen gelöst. Somit ist ein Denkzettel für die Politikerkaste nicht unerwünscht.

prof - Freitag, 24. Juni 2016 - 22:28
Nun auch mal meine Meinung:
- Ja, in der arabischen Welt gibt es kaum noch ein Land ohne Bürgerkriege! Und Deutschland, das zwei Weltkriege zu verantworten hat, ist der drittgrößte Waffenexporteur der Welt. Schwarz/Rot aber auch Gelb und Grün, die mitregiert haben, sind dafür verantwortlich. Lediglich Linke und AfD sind gegen Waffenexporte. Warum nicht jegliche Waffenexporte aus Deutschland stoppen? Die verlorenen Arbeitsplätze in Relation zu dem Leid und den Kriegsfolgen sind verschmerzbar. Und komme mir niemand mit dem Argument, es springen dann andere Länder in die Exporte ein. Genau dieses Argument interessiert bei der Energiewende auch niemanden. Der Erde ist es völlig egal, ob Deutschland mit einem Anteil von 3% am CO2 Ausstoß seine Emission um 10% zurückfährt.
- Russland ist ein schwieriges Thema: Wir sollten uns trotz aller Probleme davor hüten, an der Eskalationsschraube mitzudrehen. Russland ist geografisch näher als die USA, Manöver an Russlands Grenze sind vielleicht nicht unbedingt nötig, es gibt genügend andere geeignete Orte.
- Türkei: Warum paktiert die Bundesregierung mit solch einer Autokratie? Russland ist geopolitisch und militärisch viel wichtiger, und mit denen will kaum jemand reden. (G7)
- Trump ist nicht gerade sympathisch, aber Clinton kommt mir so unheimlich berechnend rüber. Ich hätte mir zwei Kandidaten gewünscht, die etwas "mittiger" sind.
- Die Wahl in Österreich wird angefochten: Wenn bei der offiziellen Wahl 52% für Norbert Hofer gestimmt haben und die 10% Briefwähler das Ergebnis gekippt haben, muss man zumindest zweifeln.
- Pegida hat sicher eine fragwürdige Führung und schräge Elemente. Aber die gibt es ja in jeder Bevölkerungsgruppe, das wissen wir spätestens seit der Silvesternacht. Ich urteile nicht pauschal über Asylbewerber und erwarte auch, dass nicht pauschal über Sachsen geurteilt wird. Ich kenne brave, fleißige Steuerzahler, die dort mitlaufen. In anderen Ländern wird nicht so viel Aufhebens gemacht, wenn mit der eigenen Nationalfahne durch die Stadt spaziert wird. Es gibt keine Gewalt auf Pegida Seite. Diese Demonstrationen bringen nichts, das ist klar. Abschiebungen von Ausreisepflichtigen, die Einordnung der Urlaubsländer Marokko, Tunesien sowie Algerien als sichere Herkunftsstaaten würden der Sache schon etwas Boden entziehen.
- Was ist mit den linken Chaoten, die im Februar in Berlin ein Auto nach dem anderen angezündet haben. Finde ich bedenklich. Darüber wurde viel weniger berichtet.
- Die Entscheidung der Briten muss man akzeptieren und sich fragen, warum die EU so unattraktiv ist. Selbstverständlich wird es ein Freihandelsabkommen geben, das braucht ja am meisten die Deutsche Industrie. Auch Visafreiheit wird es geben. Aber man wird Glühbirnenverbot, Kaffeemaschinenheizplatte mit Timer und tausend andere Gängeleien sparen.
Letzten Ende ist die Frage, ob nicht Deutschland der Geisterfahrer ist!? Beispiel Atomausstieg!

Ich gebe al recht: Die Welt spinnt derzeit und ich hoffe, dass es wenigstens so bleibt wie es ist!

xenon - Samstag, 25. Juni 2016 - 08:08
Ein Statement was ich im vollen Umfang unterschreiben kann - von dem eigensinnigen Atomausstieg (der noch stabile Westwind wird uns den französischen Störfall um die Ohren wehen) bis Stopp des Waffenexports.
Jetzt habe ich auch einmal eine simple Regel auf Trump-Niveau: alle Flüchtlinge der Welt werden auf die größten Waffenexporteure verteilt - wer keine Waffen exportiert, muss auch keine Flüchtlinge aufnehmen - denn Waffen führen zu Kriegen, Kriege zu Flüchtlingen ...
Gruß Xenon
und noch einmal Danke prof

al_sting - Dienstag, 28. Juni 2016 - 00:01
Nach dem heuigen Börsenschluss hat S&P das bisherige Spitzenrating von Großbritannien mal eben um zwei Noten gekürzt. Von AAA auf AA, ohne AA+ überhaupt zu berühren. Ich glaube, das gab es noch nie. Klingt so, als würden die Börsen auch morgen keine Ruhe finden.

Paddy Ashdown, der ehemalige Chef der britischen Liberalen, hat mal die finanziellen Konsequenzen abgeschätzt:
"UK credit rating down. Cost of UK debt up. 0.5% on £470 bn debt = £22 Bn. 2X our EU contribution to international money men."
http://twitter.com/paddyashdown/status/747494975479357441?ref_src=twsrc%5Etfw

Alleine damit wurde alle Einsparungen durch den EU-Austritt ausgemerzt. Von den zahlreichen anderen Kollateralschäden für das UK ganz zu schweigen.

monopole - Dienstag, 28. Juni 2016 - 09:00
Politiker, die derart unsinnige Milchmädchenrechnungen in die Welt setzen, kann man doch nicht ernst nehmen. Gut, dass Ashdown nicht an wichtigen Schalthebeln sitzt.
Der zu zahlende Zins ist in den Anleihebedingungen festgelegt und kann nicht nachträglich und erst recht nicht von heute auf morgen durch Rate-Agenturen wie Poor Standards geändert werden.

Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Brexit
Eine Nachricht hinzufügen

Benutzername:   Dies ist ein privater Board-Bereich. Bitte geben Sie Ihre ID und Ihr Passwort an.
Passwort: