Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Tendenz Deutschland: Archivierte Beiträge bis 7. August 2014
al_sting - Donnerstag, 5. Juni 2014 - 14:08
EZB-Ratssitzung: Europas Notenbanker beschließen Minuszinsen
Die Europäische Zentralbank sendet ein radikales Signal an die Märkte: Die Notenbanker senken den Einlagenzins für Banken auf minus 0,1 Prozent und den Leitzins auf das Rekordtief von 0,15 Prozent.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/ezb-senkt-leitzins-und-beschliesst-minuszinsen-fuer-banken-a-973571.html

Wie Hoyke sehr treffend schrieb: "eine Hausse des billigen Geldes - ein Happiness-Effekt auf Droge."

Ich finde es gruselig.

levdul1 - Donnerstag, 5. Juni 2014 - 15:11
Immerhin haben wir mal über die 10'000 gelugt.
Mir ist eigentlich egal, warum die Aktien haussieren. Ich denke auch, daß wir alles in allem noch keine Blase bei den Fundamentalzahlen haben. Bei den Aktien, welche ich in meinem Depot habe, sehe ich unabhängig von irgendwelchen Indexständen immer noch Potential.

Wo ist denn genau das Problem ?

prof - Donnerstag, 5. Juni 2014 - 15:35
Klar wird die Hausse mit billigem Geld gemacht, aber wir sind ja wenigstens nicht erst seit heute in Aktien investiert. Wir können also gelassen bleiben. In 2000 und 2007 ist der DAX etwa um 200 Punkte über die 8000 hinausgeschossen. Das wäre unser erstes Ziel. Dann sehen wir weiter.

al_sting - Mittwoch, 18. Juni 2014 - 11:10
Ich hörte mal, Banken würden notleidende Unternehmen oft nicht in einer Krise Kredite kappen und notfalls bankrott gehen lassen, sondern erst, wenn es ihnen wieder so gut geht, dass ihre Bilanzen die mit dem Bankrott realisierten Verluste tragen können. Fand ich durchaus schlüssig.
Wenn ich mir erst die MOX-Meldung von gestern anschau (Banken haben die Verbindlichkeiten über 30 Mio€ nicht verlängert) und dann heute: Großaktionär will Funkwerk übernehmen und von der Börsen nehmen - wahrscheinlich mit Unterstützung irgendeiner Bank, könnte das ein Indiz für (endlich) wieder gesundete Bankbilanzen sein. Vielleicht hat stw einen guten Zeitpunkt zum Einstieg bei seinen Banken gefunden.

stw - Donnerstag, 19. Juni 2014 - 00:31
Die Großbanken in D werden derzeit bei einem KBV von 0,5 gehandelt, das ist ungefähr der gleiche Wert wie am Tiefpunkt der Bankenkrise in 2009. Ich weiss nicht wie gesund die Bilanzen in 2014 sind, aber ich bin mir sehr sicher, dass die Bilanzen viel viel besser sind als 2009. Daher bin ich sehr optimistisch, was die weitere Erholung bei CoBa und Dt Bank in Richtung des Buchwertes angeht.

:-) stw

levdul1 - Donnerstag, 19. Juni 2014 - 08:55
Für mein Verständnis:

Meiner Information nach wurden die Banken durch BASEL 3 gezwungen Ihre Eigenkapitalquote radikal zu erhöhen. So sind vei der DBK aus 30 Mrd Eigenkapital im Jahre 2008 mittlwerweile 54 Mrd geworden.

Eigenkapital = Buchwert.

Da der Buchwert steigt, sinkt das KBV bei stagnierendem Aktienkurs.
Da die Ertragskraft mit steigendem Eigenkapital sinkt (Bewertung nach Eigenkapitalrendite) verharren die Aktienkurse seit 2009 in Schockstarre. Somit kommt das günstige KBV zustande.

Ich möchte nicht sagen, daß die DBK nicht günstig ist. Wenn die Gewinne von 2007 wieder erreicht werden, dann wird auch der Kurs wieder bei 100 € sein. Ich möchte nur darauf hinweisen, daß KBV heute etwas anders gesehen werden sollte als 2008.

Oder habe ich hier einen Gedankenfehler ?

stw - Samstag, 21. Juni 2014 - 17:23
Prinzipiell sind Deine Gedanken schon richtig, wenn Du mit der "Ertragskraft" die Eigenkapitalrendite meinst. Die Ziele, die man sich selbst vor der Bankenkrise gesetzt hatte (Ackermann hatte seinerzeit 25% Eigenkapitalrendite als Ziel formuliert) sind nach den neuen Spielregeln utopisch geworden. Mittlerweile ist wohl eine niedrige zweistellige Eigenkapitalrendite ein realistisches Ziel.

Ein KBV von 0,5 bedeutet aber, (sofern kein weiterer Abschreibungsbedarf in den Büchern schlummert), dass bei einer Zerschlagung und Liquidierung des Unternehmens jeder Aktionär 2€ für jeden investierten € bekommen würde.
Ein solcher Aktienkurs wird daher nur dann dauerhaft Bestand haben, wenn der Markt davon überzeugt ist, dass 50% der Vermögensgegenstände in der Bilanz aus heisser Luft bestehen. Und das kann ich mir bei Dt Bank und CoBa derzeit einfach nicht vorstellen. So einfach ist das...

:-) stw

al_sting - Freitag, 11. Juli 2014 - 10:09
Die Börsenbewertung setzt sich bekanntlich zusammen aus einer Mischung von Fakten und Stimmungen. Von den Fakten her ist meine Sicht bekannt: Deutsche Unternehmen sind mehrheitlich "sportlich" bewertet. Für ein Halten oder gar Ausbauen dieser Bewertung ist eine gute Stimmung also unumgänglich.
Allerdings denke ich, das grandiose 7:1-Halbfinale gegen Brasilien hat dazu beigetragen, das Vertrauen in Deutschland (und die deutsche Wirtschaft) zu halten bzw. noch weiter zu auszubauen. In Deutschland sowieso, aber auch im Ausland. Zur Unterlegung dieses Eindrucks hier Ausschnitte eines Artikels aus dem britischen "The Telegraph", der mich in seiner Lobeshymne auf Deutschland verblüfft hat:

http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/europe/germany/10957770/Lets-learn-to-love-Germany.html
"Let's learn to love Germany

The vexed and peculiar English-German relationship has of course been through many more serious phases than those involving a few specialised young men running back and forth under arc-lights in tropical America. But setting aside the usual stuff about world wars, there is something today peculiarly awkward and tense about how we see Germany.

It is perhaps the only other European country that most British people (I must at this point switch from England to Britain) seriously respect. We might find France entertaining or we might feel sorry for Spain, but modern Germany represents a parallel reality to our own that demands a response from us – much as the US does. We laugh at the obligingly Clouseau-like President Hollande, we keep forgetting the name of the oddly young new Italian prime minister, but everybody knows Angela Merkel.
[...]
I have always felt that Britain and Germany are like dysfunctional twins, with a mass of shared values but quite different life experiences. It has always been Britain that has (in its own estimation) been the “good twin” whereas Germany is the “bad twin”, or even the “evil twin”. The World Cup gives us a chilling new possibility: could Germany now be “the twin that has done well for himself”, while Britain has become “the twin that took the poor life decisions”?

A fascinating strand in Britain’s increasing disenchantment with the European Union stems from this. We are constantly buffeted by our political leaders into a view that Britain has no choice in the face of the icy wind of globalisation – that we need to accept deteriorating conditions for workers, 24-hour-a-day shopping, an intrusive security state, centralised government and massive inequalities of wealth, as though these are things that we can no more object to than to the weather. And yet here is Germany, just across the North Sea, with an economy getting on for 50 per cent larger than our own, which by almost any measure effortlessly contradicts these assertions.
[...]
Dealing with his incredulity over the differences was deeply awkward. The area around Berlin bristled with the results of confident, substantial decisions. Take one extraordinary example: the entirely rebuilt Prussian palace at Potsdam, which is now the home of the province of Brandenburg’s government, the entity which – as I had to explain to my disbelieving son – efficiently, responsively and locally runs most of its citizens’ day-to-day concerns. That one building implied an idea of how to make a country work that put me at a total loss.

This is the uneasy context in which we have to view those leaping, dodging, intent, cooperatively passing German footballers. As is traditional, I have to make clear that we can learn nothing from football; but watching them the other night, I could not help being reminded of how I had felt wandering around eastern Germany last week, just as watching the glazed, floundering and unhappy England team reminded me of life closer to home."

Anmerkungen zu dem Artikel:
- "The Telegraph" ist ein konservatives, sehr EU-skeptisches Blatt, und britische EU-Skepsis neigt oft zum Deutschland-Bashing.
- Die große Resonanz auf den Artikel zeigt sich auch in der ungewöhnlich hohen Zahl von Kommentaren, derzeit 1.500!
- Bei einem Blick auf die bestbewerteten Kommentare fällt auf, dass diese der grundsätzlichen Tendenz des Artikels weitgehend zustimmen.

Mein Fazit:
- Ich werde zwar weiterhin meinen Cashanteil schrittweise steigern, insbesondere durch ein Senken der Positionsgrößen.
- Allerdings denke ich nicht, dass ein Börsenschock in Deutschland seinen Ausgang nehmen wird, eher werden hier Echos aus Südeuropa, USA oder China zum Wirken kommen.
- Wenn ich nach (derzeit nicht geplanten) Verkäufen auch wieder neue Positionen erwerben will, werde ich stärker auf bislang auf den deutschen Markt schauen. Vielleicht sogar auf die Deutsche Bank, wenn deren Aktienkurs weiter schwächelt. ;-)

PS: Ich kann im Übrigen einen Besuch in Potsdam nur empfehlen. Wie man sieht, kann es ganze Weltbilder positiv beeinflussen. ;-)

stw - Freitag, 11. Juli 2014 - 23:31
Daniel fuer diesem Artikel. Ich habe beruflich derzeit öfters in UK zu tun und kann nur bestätigen, dass man dort mit immer groesserem Respekt auf Deutschland blickt. Was natürlich tatsächlich auch mit dem Misserfolg der eigenen Fußballer zu tun hat... ;-) stw

al_sting - Montag, 21. Juli 2014 - 13:56
Das amerikanische Magazin "Newsweek" ruft das deutsche Jahrhunder aus.
Hmm, man kann es auch übertreiben:

"Welcome to the German Century" http://www.newsweek.com/2014/07/25/top-world-could-be-start-century-german-success-259410.html

al_sting - Montag, 21. Juli 2014 - 18:06
Schlecht für die deutsche Rüstungsindustrie, aber ich finde Gabriels Vorgehen richtig.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/deutsche-ruestungspolitik-birgt-sprengkraft-fuer-verbuendete-13056586.html

hoyke - Donnerstag, 31. Juli 2014 - 17:13
Seit Ende Juni so ganz ohne Invest - jetzt an der 200 Tage Linie werde ich wieder Positionen aufbauen.

stw - Donnerstag, 31. Juli 2014 - 17:42
zumindest Dein Ausstiegstiming war wirklich klasse - ob es aber jetzt an der 200-Tage Linie wirklich wieder aufwärts geht? ICh bin mir nicht so sicher, ob da nicht größeres Ungemach droht.

:-) stw

hoyke - Donnerstag, 31. Juli 2014 - 19:14
.... daher auch nur ein Aufbau von Positionen....

Besser wäre eigentlich, solange zu warten, bis die 200er von unten durchstoßen wird....in dem Fall möchte ich wieder voll dabei sein.

al_sting - Mittwoch, 6. August 2014 - 11:39
DAX bei 9.050 - hmm. Bei 9.000 liegt die Untergrenze des Kurskanals seit November 2013, bei deren Unterschreitung sollten Charttechniker vorsichtig werden.

Ich predige ja seit längerem, dass mir die deutschen (und amerikanischen) Aktien überteuert erscheinen. Trotzdem gehe ich aktuell davon aus, dass wir hier nur eine (gesunde!) Marktkonsolidierung sehen, nicht aber den Beginn eines tieferen Einbruches. Die anderen großen Bösen in den USA und Westeuropa haben sich deutlich besser gehalten, und verheerend sieht die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands derzeit auch nicht aus. Einen stärkeren Rückgang erwarte ich eher als Folge eines amerikanischen Börsenbebens, das mir derzeit fehlt. Ein singulärer Einbruch der deutschen Aktien erschiene mir daher als "deutscher Sonderweg", der zwar möglich, aber eher unwahrscheinlich ist.

Darum denke ich schon wieder vorsichtig an eine Schnäppchensuche in Deutschland, siehe z.B. die Aufstockung von Fabasoft.
Nichtsdestotrotz will ich die Cashreserve weiterhin eher ausgebauen als reduzieren.

huitzilopochtli - Donnerstag, 7. August 2014 - 10:40
Warum seit ihre alle so optimistisch gegenüber dem amerikanischen Markt?

Die Bewertungen sind (gemessen an Cape/Schiller Kgv) historisch ziemlich hoch, die US-Notenbank erhöht zwar nicht die Zinsen, aber tapert/verringert ihre sinnflutartige Geldschwemme, die Bondmärkte (High Yield oder was heutezutage als High Yield gilt) sind auf bemerkenswerten Hochständen (Emissionsvolumen bei gleichzeitiger abgrundartiger Qualität, schaut euch mal Covenant Light Anteil an).

Natürlich kann das alles als "Noise" (TM Yellen) abgetan werden, bin aber auf eure Meinung und Argumente gespannt.

prof - Donnerstag, 7. August 2014 - 12:13
Chart des S&P zeigt mittelfristig und langfristig klar nach oben. Lediglich der GD 55 wurde durchbrochen.
Prof

al_sting - Donnerstag, 7. August 2014 - 12:42
Ich bin nicht per se optimistisch für den amerikanischen Markt, er ist m.E. zu teuer. Ich sehe aber noch nicht, dass dieser gerade jetzt abstürzt.
Und angesichts der Vielzahl angelsächsischer Investoren in deutschen Aktien gehe ich nach wie vor davon aus, dass sich der deutsche Aktienmarkt nicht komplett von den Amis abkoppelt.
Will heißen: Wenn die Amis nicht abstürzen, sollte auch Deutschland nicht wegen Russland und dem Nahen Osten abstürzen, sondern wird einen Halt finden.

prof - Donnerstag, 7. August 2014 - 12:48
1% Änderung im S&P bewirkt oft 2% Änderung im DAX. In der aktuellen Korrektur war der Hebel sogar noch stärker.
Prof

al_sting - Donnerstag, 7. August 2014 - 13:00
Danke! Ich hatte die hohe Volatilität des DAX vergessen. Trotzdem denke ich bislang noch, dass die deutschen Börsen kurzfristig wegen Russland überreagieren.

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