Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: US-Tendenz: Archivierte Beiträge bis 6. März 2014
chinaman - Donnerstag, 29. Januar 2009 - 09:44
Könnte die US Zinsen zumindest temporär unten halten ... Was ja wohl auch der Sinn der Maßnahme ist.

prof - Donnerstag, 29. Januar 2009 - 11:21
Ist der einzige Sinn der Sache: Falls/da sich kein neuer Gläubiger mehr findet, druckt man das Geld einfach.

Bleibt die Frage: Was machen die Altgläubiger, vor allem aus dem Ausland?
a) sich über einigermaßen konstant bleibende Anleihekurse freuen
b) sich des Betruges bewusst werden, dem sie unterliegen und den Dollar als Währung schlechter akzeptieren
c) Beide Strömungen (a) und (b) kompensieren sich etwa

Die Fed kann nicht gleichzeitig BELIEBIG viel Geld drucken und den Wert des Dollars konstant halten.

Meine Prognose: Noch eine Weile (c), dann (b)!
Prof

chinaman - Donnerstag, 29. Januar 2009 - 13:06
"Die Fed kann nicht gleichzeitig BELIEBIG viel Geld drucken und den Wert des Dollars konstant halten."

Das ist auch immer eine Frage, woran man den Wert des Dollars misst. Ein Vergleich findet ja heute vor allem gegenüber anderen Papiergeldsystemen statt. Wenn diese anderen Papiergeldsysteme ebenfalls reichlich Geld drucken, ist auch die Kombinantion eine Zeit lang möglich.

prof - Donnerstag, 29. Januar 2009 - 22:38
Im Vergleich zu Papiergeldsystemen kann der Wert des Dollars sogar steigen. Aber was ist mit Waren, Dienstleistungen und Vermögenswerten wie Aktien, Edelmetallen, Rohstoffen und langfristig natürlich auch wieder Immobilien?
Wenn sich das herumspricht, bekommen wir die notwendige Geldumlaufgeschwindigkeit, die für eine Hyperinflation nötig wird. Natürlich bekommen wir eine Hyperinflation, womit wir wieder bei der Rechnung wären:
100 Äpfel kosten 100 Dollar
Auf einmal haben wir 200 Dollar aber trotzdem nur 100 Äpfel ...
Prof

chinaman - Freitag, 30. Januar 2009 - 09:42
"Auf einmal haben wir 200 Dollar aber trotzdem nur 100 Äpfel ... "

Genau dies wird die Politik aber nicht "stören". Über die kalte Progression lässt sich die Steuerbelastung für die Bürger so schleichend immer weiter erhöhen (ohne "lästige" Parlamentsdiskussionen) und die Staatsschulden werden entwertet.

Dies streben alle Staaten über die Reflationierung letztendlich an. Bisher gelingt es Ihnen aber noch nicht so richtig.


Gruß
Chinaman

prof - Freitag, 30. Januar 2009 - 10:07
Man kann eine Kuh (den arbeitenden Steuerzahler) nicht dauerhaft melken ohne sie auch zu füttern.
In Deutschland sind wir fast so weit!


Prof

chinaman - Donnerstag, 5. Februar 2009 - 07:56
Kalifornien ist de facto bankrott


F. William Engdahl

Zwar können Staaten und Regierungen theoretisch nicht »bankrott« gehen wie ein Privatunternehmen, so lange der Staat Steuern eintreiben kann, doch der US-Bundesstaat Kalifornien bezahlt seit dem 1. Februar seine Rechnungen nicht mehr. De facto ist das eine Bankrotterklärung inmitten der sich verschärfenden schlimmsten Wirtschaftskrise in den USA seit der Großen Depression der Jahre 1931bis 1938. Diesem US-Bundesstaat, dem es gesetzlich untersagt ist, Haushaltsdefizite durch Kreditaufnahme auszugleichen, bleibt angesichts des enormen Haushaltsdefizits von 42 Milliarden Dollar für das laufende Haushaltsjahr nur noch die Wahl, entweder die Ausgaben zu kürzen oder die Steuern zu erhöhen. Um die Geschäfte in Gang zu halten, hat der Leiter des Finanzwesens (d.h. der Finanzminister) von Kalifornien jetzt alle staatlichen Zahlungsverpflichtungen wie Steuerrückzahlung, Wohlfahrtsschecks, Stipendien für Studenten und andere Zahlungen an anspruchsberechtigte Bürger ausgesetzt.
Kalifornien ist nicht nur bevölkerungsmäßig der größte Bundesstaat der USA, er ist auch bei Weitem der reichste. Sein Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt fast zwei Drittel des BIP der Bundesrepublik Deutschland, es ist höher als das von Indien und liegt derzeit bei 1,8 Billionen Dollar, das sind etwa 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Vereinigten Staaten. Wäre Kalifornien ein eigener Staat, dann wäre es die achtgrößte Volkswirtschaft der Welt. Wie jetzt der Leiter des Finanzwesens (State Government Controller) von Kalifornien, John Chiang, bekanntgegeben hat, plant die kalifornische Regierung, die Bezahlungen von Rechnungen in Höhe von etwa 3,7 Milliarden einzufrieren; das meiste davon sind Steuerrückzahlungen an die Bürger. Da aber selbst das nicht zur Deckung des für den Monat Februar erwarteten Defizits von 346 Millionen Dollar ausreicht, gibt es bereits Pläne, in diesem Monat Schuldscheine – sogenannte »IOUs« [Abkürzung von »I owe you«, d.h. »Ich schulde dir«] – zur Deckung der Haushaltslücke auszugeben. Das Problem ist nun, das die Aussichten für März und die Folgemonate nicht etwa besser, sondern vielmehr noch düsterer sind angesichts der sich vertiefenden Depression und des noch weiter wachsenden Staatsdefizits. Zum letzten Mal hat ein US-Bundesstaat während der Großen Depression in den 1930er-Jahren seine Rechnungen mit diesen IOUs bezahlt.

Offiziell tragen die IOUs den eindrucksvolleren Namen »Registered Warrants« (eingetragene Berechtigungsscheine), sie sind aber in Wahrheit nur ein – wenn auch vom Staat herausgegebenes – Stück Papier, das besagt, dass der Staat Kalifornien »dem Bürger X« Geld plus Zinsen schuldet, »das in der Zukunft bezahlt wird«. Die Lage erinnert an Russland Mitte der 1990er-Jahre unter Boris Jeltsin, als Ökonomen von der Harvard-Universität und die US-Regierung der fragilen russischen Wirtschaft eine »Schocktherapie« verordneten und die russische Regierung jahrelang Löhne und Renten in Form von IOUs bezahlte. Es fragt sich nun, wie lange die Banken in Kalifornien die staatlichen IOUs der Bürger als Schecks bzw. Einlagen akzeptieren. Während einer kurzen Phase von Zahlungsunfähigkeit des Staates im Jahre 1992 verweigerten die Banken die Annahme von IOUs.

Ein Sprecher des kalifornischen Bankenverbandes erklärte, die Banken hätten bezüglich der IOUs »viele technische und operative Fragen, die wir lösen wollen«.

Zu den Zahlungen in Höhe von 3,7 Milliarden Dollar, die Chiang einfrieren will, gehören 1,91 Milliarden an Einkommensteuerrückzahlungen, 205 Millionen Dollar an Gerichtskosten, 122 Millionen Dollar, die zur Unterstützung von Wohlfahrtsmaßnahmen einzelner Landkreise vorgesehen sind, 13 Millionen Dollar an Unterstützungsgeldern für Studenten und über 700 Millionen Dollar an Hilfen für Behinderte und andere Bedürftige. Kalifornien bemüht sich um einen großen Anteil von Präsident Obamas vorgeschlagenem Stimulierungsprogramm für die Wirtschaft in Höhe von 825 Milliarden Dollar, über das der US-Kongress derzeit debattiert. Bislang ist noch nicht sicher, dass das Paket so schnell wie von Obama geplant verabschiedet wird; da sich die Republikaner gegen viele Bestimmungen dieses Pakets sträuben, wird es möglicherweise verzögert oder erheblich abgeändert.



Ein Brüning-Syndrom
Aufgrund seiner Gesetze, die ein Haushaltsdefizit strikt verbieten, steckt Kalifornien in der »Brüning-Falle«. 1930 hatte der deutsche Reichskanzler Heinrich Brüning Notstandsmaßnahmen vermittels der »Notverordnung gemäß Artikel 48« der Weimarer Verfassung verfügt und eine Semi-Diktatur errichtet, die in vieler Hinsicht von den Verfassungsbestimmungen einer parlamentarischen Demokratie unabhängig war. Mit einem »Präsidialkabinett« legte Brüning der Wirtschaft eine harte Sparpolitik auf, um den Haushalt auszugleichen. In dem Maße, wie damals die Weltwirtschaft und insbesondere die deutsche Wirtschaft immer tiefer in die Depression abrutschte, verschlimmerte diese Sparpolitik die Wirtschaftskrise in Deutschland, anstatt sie zu lindern.

Das gleiche erleben wir jetzt in Kalifornien. Steuererhöhungen und Kürzungen der Staatsausgaben in wesentlichen Bereichen werden die schwere Wirtschaftskrise in diesem Bundesstaat noch weiter verschärfen. Die in den vergangenen 30 Jahren vorherrschende Ideologie der »Marktwirtschaft« eines Milton Friedman, auch Neo-Liberalismus genannt, hat dazu geführt, dass selbst die gewählten Abgeordneten des Landtags (State Assembly) in Kalifornien keine Möglichkeit zur Änderung des Null-Schulden-Gesetzes sehen, das es ermöglichen würde, Staatsanleihen auszugeben, um die Krise zu überwinden. Damit ist eine Deflation programmiert. Die Sprecherin des kalifornischen Landtags, die demokratische Abgeordnete Karen Bass aus Los Angeles, ist ein typisches Beispiel dafür. Sie erklärte gegenüber der Presse: »Wir müssen wirklich schreckliche Kürzungen vornehmen und die Einnahmen erhöhen.«

Kalifornien gehörte zu den US-Bundesstaaten mit der stärksten Immobilienspekulation – bis die Blase Ende 2005 platzte. Davor waren die Preise für Eigenheime in Kalifornien schneller und höher gestiegen als in fast allen anderen Gebieten der USA. Der Bundesstaat verzeichnet die höchste Rate an Zahlungsausfällen bei den Eigenheimhypotheken, ist aber finanziell sehr stark auf dem lokalen Immobiliensektor exponiert. Wenn man in Kalifornien die Ausgaben kürzt, dann wird sich die Arbeitslosigkeit vom Bausektor auch auf die Einzelhandelsgeschäfte und Autohändler ausweiten. Bereits jetzt ist die Arbeitslosigkeit Kaliforniens mit 7,7 Prozent eine der höchsten in den ganzen USA.

Kaliforniens Einkommenssteuersätze und die Steuern auf Kapitalgewinne gehören zu den höchsten in allen US-Bundesstaaten, dazu kommen auch sehr hohe Unternehmenssteuersätze. Für die Wirtschaft des Staates ist das keine gute Mischung.

Die Krise betrifft alle Bereiche der kalifornischen Wirtschaft. Krankenhäusern droht die Schließung oder zumindest eine erhebliche Finanzklemme. Die meisten Hospitäler sind private gewinnorientierte Unternehmen. Beim weltbekannten Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles muss die Finanzabteilung eine starke Zunahme bei den Patienten verkraften, die über eine Krankenversicherung mit hoher Eigenbeteiligung verfügen und ihren Anteil der Krankenhausrechnung nicht mehr bezahlen können.

In der Stadt Oceanside steht das Tri-City Medical Center jetzt vor einem Haushaltsdefizit von 400.000 Dollar pro Monat – durch den plötzlichen Anstieg seiner Verschuldung. In Nordkalifornien reagierte die NorthBay Helthcare auf eine erwartete Haushaltslücke von 15 Millionen Dollar mit der Schließung eines Kinderkrankenhauses und einer ambulanten kindermedizinischen Rehabilitationsabteilung, bei der 100 Kinder auf der Warteliste stehen.



Mittwoch, 04.02.2009


http://info.kopp-verlag.de/news/kalifornien-ist-de-facto-bankrott.html

stw - Samstag, 7. Februar 2009 - 15:05
Ich befürchte wir müssen uns in den nächsten Jahren tatsächlich intensiv damit auseinandersetzen,wie wir eine kommende Währungsreform in USA (und in Euroland?) möglichst schadlos überstehen. ICh arbeite eng mit einem PArtnerunternehmen in Kalifornien zusammen und kann nur bestätigen, dass dort bereits der absolute Ausnahmezustand zumindest im Geschäftsleben herrscht.

:-) stw

chinaman - Mittwoch, 18. März 2009 - 21:03
Quantative Easing


Fed erwirbt US-Staatsbond für 300 Mrd. $


von Kai Makus


Viele Anleger hatten auf mehr Liquidität gehofft, das Volumen der neuen Finanzspritze der US-Notenbank überraschte aber doch: Die Summe liegt insgesamt bei mehr als 1000 Mrd. $. Die US-Börsen reagierten überaus positiv.


Angesichts eines Leitzinses nahe null Prozent versucht die US-Notenbank, die strauchelnde Wirtschaft des Landes mit einer weiteren Milliardenspritze anzukurbeln: Die Zentralbank kauft langlaufende US-Staatsanleihen im Volumen von bis zu 300 Mrd. $ auf. Zudem würden weitere forderungsbesicherte Wertpapiere im Wert von bis zu 750 Mrd. $ in die Bilanz aufgenommen. Darunter fallen Papiere, die mit Hypotheken oder Studentenkrediten hinterlegt sind.

Die US-Aktienmärkte reagierten mit merklichen Aufschlägen auf die Ankündigung: Die Standardwerte im Dow Jones drehten nach schwachem Start deutlich ins Plus. Auch der breit gefasste S&P 500 und der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq verließen die Verlustzone. Der Dollar gab dagegen zum Euro spürbar nach.

Die Luft für die Geldpolitik der Fed ist mitten in der schwersten Wirtschaftskrise seit 80 Jahren dünn geworden - weitere Zinssenkungen sind kaum mehr möglich. Die Notenbank reagiert damit ähnlich wie ihr japanisches Pendants bereits vor Jahren: mit einem Kurs des sogenannten Quantative Easings. Sie weitet ihre Bilanzsumme aus, um die Wirtschaft mit mehr Liquidität zu versorgen. Mit dem direkten Ankauf von Staatsanleihen sorgt die Fed zugleich für höhere Preise und damit niedrigere Renditen bei den Bonds. Die Folge: Die langfristigen Zinssätze fallen.

Die Notenbankspitze um Präsident Ben Bernanke fällte die Entscheidung einstimmig. Zugleich betonte der Offenmarktausschuss einmal mehr die bestehenden Deflationsrisiken. Einige Ökonomen warnen allerdings, die Flutung der Geldmärkte mit immer mehr Liquidität berge zumindest mittelfristig hohe Teuerungsrisiken - de facto wirft sie mit dem Erwerb der Staatspapiere schlicht die Notenpresse an.

Die Fed hatte bereits versucht, dem Problem entgegenzuwirken: Die zwischenzeitlich auf 2300 Mrd. $ aufgeblähte Bilanzsumme der Notenbank war vor der jüngsten Zinssitzung bereits auf 1900 Mrd. $ verkürzt worden. Die am Mittwochabend angekündigten Schritte dürften für ein neuerliches Plus um 1000 Mrd. $ in der Bilanzsumme sorgen.


Helikopter-Ben wirft die Notenpresse an

Die Bank of England hatte bereits mit dem direkten Ankauf von heimischen Staatsanleihen vorgelegt. Die japanische Zentralbank BoJ, die seit Jahren gegen Wirtschaftskrise und Deflation kämpft, zog Mittwoch nach: Sie wird ihr laufenden Programm zum Aufkauf japanischer Staatstitel auf umgerechnet knapp 220 Mrd. Euro ausweiten. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat dagegen mit einem aktuellen Leitzins von 1,5 Prozent noch Spielraum nach unten. Dennoch wird der Ankauf von Unternehmensanleihen, sogenannter Commercial Papers, diskutiert, um die Wirtschaft mit frischem Geld zu versorgen.

Die Fed schätzt den wirtschaftlichen Abschwung inzwischen noch schlimmer ein als bei der vorangegangenen Sitzung des Offenmarktausschusses: Ein Passus, der von einer Erholung noch im laufenden Jahr gesprochen hatte, fehlt im jüngsten Statement der Fed-Verantwortlichen. Notenbankchef Bernanke betonte erneut, er werde "unter den gegebenen Umständen alle verfügbaren Mittel einsetzen, um die wirtschaftliche Erholung voranzutreiben und Preisstabilität zu gewährleisten". Die eingeleiteten staatlichen Schritte würden zu einer Stabilisierung der Finanzmärkte führen, die eine "schrittweise Wiederaufnahme des Wachstums" nach sich ziehen würden. Den Leitzins von 0 bis 0,25 Prozent behielt die Fed bei - er wird laut Bernanke für längere Zeit dort verbleiben.

Die größte Volkswirtschaft der Welt steckt seit Dezember 2007 in einer Rezession. Im vierten Quartal schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt mit einer Jahresrate von 6,2 Prozent. Die Arbeitslosenrate hat inzwischen 8,1 Prozent erreicht. Seit Jahresbeginn sind fast 4,5 Millionen Arbeitsplätze in den USA verloren gegangen.



FTD.de, 20:26 Uhr
© 2009 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD.de

prof - Mittwoch, 18. März 2009 - 21:24
Der Dollar reagiert deutlich mit 3% Verlust, Gold macht einen Hüpfer.
Bald dürfte dem letzten Chinesen / Japaner klar werden, dass er sein hart erarbeitetes Geld in bedrucktes Papier gesteckt hat.


Prof

chinaman - Montag, 23. März 2009 - 08:49
23. März 2009, 07:53 Uhr

BANKENHILFE


USA wollen Giftpapiere für 500 Milliarden Dollar entsorgen


Finanzkrise - und kein Ende in Sicht: Die USA wollen erneut ein Rettungsprogramm auf die Beine stellen, um den Banken zu helfen. Diesmal sollen Staat und Privatwirtschaft gemeinsam 500 Milliarden Dollar aufbringen, um den Finanzinstituten wertlose Papiere abzunehmen.

New York - US-Finanzminister Timothy Geithner will mit einem 500 Milliarden Dollar schweren Programm Banken und andere Marktakteure von giftigen Wertpapieren und faulen Krediten befreien, die nach seinen Worten derzeit das US-Finanzsystem "verstopfen". Das Finanzsystem arbeite "immer noch gegen seine Erholung an", schrieb Geithner in einem Artikel für das "Wall Street Journal". Unter der Last früherer, "schlechter Darlehensentscheidungen" hielten sich viele Banken nach wie vor bei der Kreditvergabe zurück.

Die US-Regierung habe deshalb ein neues "öffentlich-privates Investmentprogramm" entwickelt. Dieses solle Investmentfonds für faule Kredite und Wertpapiere im Wert von zunächst 500 Milliarden Dollar auflegen. Mit der Zeit könnte das Programm auf bis zu einer Billion Dollar verdoppelt werden, kündigte Geithner weiter an. In Berichten hieß es, die Regierung wolle hierfür 75 bis 100 Milliarden Dollar aus dem bereit beschlossenen 700-Milliarden-Dollar-Paket zur Verfügung stellen.

In einem Interview mit dem Blatt hatte der Minister zuvor die Notwendigkeit betont, den privaten Sektor an der Bekämpfung der Krise zu beteiligen. "Nach unserer Einschätzung kommen wir am besten durch die Krise, wenn wir mit den Märkten zusammenarbeiten können", sagte er. "Wir wollen nicht, dass die Regierung alle Risiken übernimmt. Wir wollen, dass der private Sektor mit uns zusammenarbeitet."

Neue Staatsbehörde zur Bankenrettung

Einem Bericht der "Washington Post" zufolge geht es bei dem neuen Programm in erster Linie darum, die US-Banken von giftigen Papieren zu befreien, sie zu stabilisieren und den Kreditfluss in den USA wieder herzustellen, schreibt die Zeitung unter Berufung auf Regierungsbeamte. Das Geld für den Erwerb der faulen Kredite soll eine zu gründende Staatsbehörde mit dem Namen "Public Investment Corp." (Öffentliche Investment Gesellschaft) verwalten.

Am Montag will der Finanzminister die konkreten Pläne der US-Regierung vorstellen. Im Februar war er scharf kritisiert worden, als er bei der Vorstellung der Regierungspläne zur Stabilisierung der Finanzmärkte aus Sicht von Wirtschaftsexperten zu vage und zu wenig konkret geblieben war. In der Folge waren Aktien einiger US-Großbanken unter Druck geraten, weil Experten nicht einschätzen konnten, wie erfolgversprechend Geithners Vorhaben ist. Bis zum Wochenende seien die Details des neuen Konzepts noch immer in Arbeit gewesen, schreibt die "Washington Post".

Dem Bericht zufolge besteht Geithners Plan zur Entlastung der Banken von faulen Wertpapieren aus drei Teilen: Zum einen können solche Papiere vom Staat erworben werden. Zudem plane die Regierung, private Investoren finanziell abzusichern, die den Banken sogenannte toxische Papiere abkauften. Außerdem soll das Programm der US-Notenbank zur Unterstützung von Verbraucherkrediten erweitert werden, damit private Investoren auch mit solchen Geldern faule Papiere übernehmen können.

Auf Hilfe der Wall Street angewiesen

Die Obama-Regierung strebt Presseberichten zufolge auch strengere Kontrollen und Regulierungsmaßnahmen für den Finanzsektor an. Insbesondere so wichtige Unternehmen wie der jetzt schwer angeschlagene Versicherungskonzern American International Group (AIG) und seine operativen Geschäfte sollen besser als bisher überwacht werden können. Ziel sei es auch, wichtige Finanzinstitute im Notfall rascher unter staatliche Verwaltung stellen zu können.

Obama betonte in einem CBS-Interview, dass er bei der Umsetzung seiner Pläne zur Sanierung der Finanzbranche auch die Unterstützung der Wall Street, sprich der Börse, der Banken und anderer Finanzinstitute, brauche. Allerdings gibt es in dieser Branche erhebliche Unruhe angesichts der heftigen politischen Reaktionen und des öffentlichen Zorns wegen der Boni-Zahlungen an AIG-Spitzenmanager.

Der US-Kongress hatte in einem höchst ungewöhnlichen Schritt eine 90-prozentige Sondersteuer für diese Bonus-Zahlungen beschlossen. Das Vorgehen Washingtons gegen Boni "hat das Potenzial, die Fähigkeiten der Regierung zu beschädigen, die finanzielle Genesung zu bewerkstelligen", schrieb der Chef der Bank of America, Kenneth Lewis, in einem Brief an seine Mitarbeiter.

Beflügelt von den US-Plänen starteten die Börsen in Fernost mit Gewinnen in die Woche. Der wichtigste Index Asiens, der japanische Nikkei , schloss mit einem Plus von 3,4 Prozent auf 8215 Punkte auf dem höchsten Stand seit sieben Wochen. Vor allem Finanztitel legten zu. Auch die Aktienmärkte in Südkorea, Hongkong, Shanghai, Taiwan und Singapur notierten deutlich fester. Auch für den Dax wird mit einem Plus zum Handelsbeginn gerechnet.

kaz/AFP/dpa-AFX/Reuters


URL:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,614831,00.html

al_sting - Samstag, 28. Dezember 2013 - 09:44
Eine interessante Langzeitbetrachtung für den amerikanischen Markt:
http://www.smithers.co.uk/page.php?id=34

http://www.smithers.co.uk/images/121213110248.jpg

"As at 10th December, 2013 with the S&P 500 at 1808, the overvaluation by the relevant measures was 73% for non-financials and 83% for quoted shares.
Although the overvaluation of the stock market is well short of the extremes reached at the year ends of 1929 and 1999, the chart shows that it has reached the other previous peaks of 1906, 1936 and 1968."

Ich will nicht behaupten, dass ich diese Angaben verifizieren oder bestätigen könnte, aber sie machen vorsichtig.
Zumal die deutschen Börsen den amerikanischen Börsen historisch gesehen immer recht gut folgten.
Man sieht aber auch, dass die Börsen geschätztanno 1995 auf einem ähnlichen Level standen und noch knapp 5 weitere sehr bullische Jahre folgten.

chinaman - Sonntag, 29. Dezember 2013 - 05:15
Im gleichen Kontext kann ich empfehlen, sich ein Exemplar des Buches irrationaler Überschwang von Robert Shiller zu besorgen. Auch wenn das Buch seit der ersten Auflage nun schon über 10 Jahre auf dem Markt ist, hat es meiner Ansicht nach nicht an Aktualität verloren:


http://www.amazon.de/IRRATIONAL-EXUBERANCE-SHILLER-ROBERT-Paperback/dp/B00D0DNBQ4/ref=pd_sim_sbs_b_7

chinaman - Sonntag, 29. Dezember 2013 - 05:18
Hier findet man dann eine relativ aktuelle Auswertung des Shiller KGVs für wichtige Weltmärkte:


http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2336905

hoyke - Sonntag, 29. Dezember 2013 - 18:57
Vielen Dank die unermüdlichen Infos von dir China !

Die o.g. Auswertung besagt also gemäß Shiller KGV:

USA - überbewertet
Deutschland- fair bewertet
Fankreich/ Italien - unterbewertet

Sehr ich das richtig ?

Gruß

levdul1 - Sonntag, 29. Dezember 2013 - 21:40
Hallo Chinaman,

Hast du ein paar Hintergrundinformationen, wie das Shiller-KGV berechnet wird, wie das 'faire' Shiller-KGV ermittelt wird und aufgrund welcher Daten die Zukunftsprognosen abgegeben werden ?

Mich hat etwas irritiert, das der faire Wert für das Shiller-LGV in Spanien kontinuierlich sinkt, während es in Italien steigt. Wo ist bei diesen Ländern der signifikante Unterschied ?

Daß Japan unterbewertet ist, kann ich auch nicht nachvollziehen ...

chinaman - Dienstag, 31. Dezember 2013 - 06:30
@ hoyke: Auf Basis des Shiller KGV korrekt

@ levdul: Es ist mir lediglich bekannt, dass ein gewichtetes KGV über 10 Jahre verwendet wird und auch die Inflation Berücksichtigung findet. Ergebnisse der Kalkulation von Einzelländern kann ich nicht kommentieren, da ich mich nicht genug selber in die Datenreihen eingearbeitet habe.

al_sting - Mittwoch, 5. März 2014 - 20:40
Angeregt durch Diskussionen zum Markttiming in einem anderen Forum (http://www.antizyklischinvestieren.de/board) habe ich mich in den letzten Tagen auch einmal mit Shillers Datensammlung zum S&P 500 beschäftigt.

Der S&P500 hat m.E. drei Stärken:
- Eine ununterbrochene Datenhistorie von >140 Jahren, das dürfte global einmalig sein
- Eine Marktbreite (500 Titel!), die ebenfalls selten ist
- Die amerikanische Börse war in der Vergangenheit oft "Schrittmacher" im positiven wie auch im negativen Sinn. Böse Börseneinbrüche in Amerika breiteten sich oft global aus, während Einbrüche in anderen Märkten leichter mal lokal begrenzt blieben. Gerade die deutschen Börsen korrellieren in sehr starkem Maß mit den amerikanischen Leitbörsen, wie ein Übereinanderlegen der Charts zeigt.

Ich versuchte, die Daten daraufhin zu untersuchen, ob sich eine DEUTLICHE Abhängigkeit der Börsenentwicklung in den nächsten 12 Monaten vom KGV10 nach Shiller feststellen ließe.
Zu meiner großen Überraschung konnte ich drei ziemlich deutlich voneinander getrennte Bereiche ermitteln:
Dazu habe ich die Daten nach zwei Parametern in Klassen eingeteilt und sortiert: Einerseits habe ich Klassen nach KGV10 erstellt, unterteilt in Schrittgrößen von jeweils 2,5 (KGV 10-12,5; 12,5-15 ...), andererseits habe ich fünf Klassen in Abhängigkeit der Performance binnen 12 Monaten gebildet: >30%(Boom); 30% bis 10% (solider Aufschwung); 10% bis -10% (relativ stetige Entwicklung); -10%--30%(solider Rückgang); <-30%(Crash).
Diese Zahlen habe ich dann kulmulierend in Abhängigkeit von den KGV-Schrittgrößen ausgewertet, einmal "von oben" und einmal "von unten" startend. (Die Graphiken kann ich hier leider nicht einstellen. Falls jemand zum anderen Forum Zugang hat, siehe http://www.antizyklischinvestieren.de/board/thread.php?threadid=2065&page=14)

Mein Ergebnis:
1. KGV10 < 15 (günstige Börsen): Es zeigt sich eine deutlich höhere prozentuale Häufung größerer Zuwächse im Jahresverlauf. Dieser wird kompensiert durch einen Rückgang bei der relativ neutralen Index-Entwicklung. Zugleich fällt auf, dass das Risiko von Kursrückgängen um 10-30% NUR MINIMAL zurückgegangen ist, erst Einbrüche um mehr als 30% werden deutlich seltener.
Bei einem KGV10 größer 15 verwischen sich diese Einflüsse.
2. 15 < KGV10 < 27,5 (normale Börsen): Im breiten Mittelfeld, bei einem KGV10 zwischen 15 und 27,5, habe ich erstaunlich wenig Unterschiede im Verhältnis von Risiken und Chancen gesehen.

3. 27,5 < KGV10 (teure Börsen): Erst bei KGV>27,5 zeigt sich eine heftige Delle im MITTLEREN Bereich, während sowohl die Wahrscheinlichkeit deutlicher Gewinne, aber noch stärker die Wahrscheinlichkeit deutlicher Verluste rapide zunimmt. Meine Interpretation: Die Börse "fiebert".

Mit anderen Worten: Oberhalb eines KGV27,5 nach Shiller (S&P500) nimmt das Risiko von Kursabstürzen deutlich zu, das Chance-Risiko-Verhältnis verschiebt sich immer stärker nachteilig, während ich im breiten Mittelfeld kaum eine Veränderung des Risikos in Abhängigkeit vom KGV10 feststellen konnte.

Ein anderer User hat sich daraufhin ebenfalls die Daten vorgenommen und in einer eigenen Rechnung die durchschnittliche Rendite nach 1 Jahr, 2 Jahren und 3 Jahren unter Berücksichtigung des KGV10 berechnet. Er fand ebenfalls einen deutlichen Umbruch im gleichen Bereich, beim KGV10 = 27:
"Das Ergebnis für den Bereich 24<KGV10<27 (in diesem Intervall befinden wir uns grade):
Kumulierte erwartete Rendite nach 1/2/3 Jahren real inkl. Divi (aus 67 Datenpunkten) ist 8% / 14% / 17%.
Man sieht also, im Erwartungswert wird das nächste Jahr (+8%) doch noch ganz passabel laufen, übernächstes (+6%) grade noch ok, überübernächstes (+3%) dann schon nimmer doll, aber doch positiv.

Und nun kommt es. Wenn man das Intervall Richtung höhere KGV10 verschiebt, erhalte ich ziemlich genau den selben "Abbruch-Punkt":

Das Intervall 26<KGV10<32 (Da wäre deine 27,5 drin) ist das Erste, das (gegen risikolosen Zins) einen Ausstieg nahelegt.

Kumulierte erwartete Rendite nach 1/2/3 Jahren real inkl. Divi (aus 61 Datenpunkten):

1,4% / 1,6% / 1,6%

Das folgende Jahr (+1,4%) wäre in dieser Situation "mas o menos" break-even, das 2te und 3te Jahr (+-0%) schon schlecht.

Alle noch höheren KGV10s dementsprechend richtig grottig."

Zum Vergleich: Aktuell liegt das Schiller-KGV10 des S&P500 bei 25.

Mein persönliches Fazit: Spätestens ab einem Schiller-KGV10 des S&P500 > 27 (derzeit würde das einem Wert von ca. 2.000 Punkten entsprechen) werde ich meine Cashquote stetig erhöhen.

Derzeit tendiere ich zu einem "harten Kaufstopp" oder einem "50%-Kaufstopp". Letzteres würde bedeuten, dass maximal 50% des durch Verkäufe eingenommenen Bargeldes wieder in andere Aktien reinvestiert wird, während der Rest die Cashreserve auffüllt.

al_sting - Mittwoch, 5. März 2014 - 20:45
Nachtrag: Ich finde auch diese Auswertung sehr lesenswert: http://www.starcapital.de/research/potential
http://www.starcapital.de/docs/2014_02_Lassen_sich_Aktienkurse_vorausberechnen.pdf

Sie wurde in den letzten Tagen durch den "Hausherren" des besagten Forums erstellt, welches jener, mittlerweile hauptberuflicher Fondverwalter, ähnlich wie hier stw und Jens seit Jahren als "Privathobby" betreibt.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass diese Auswertung durch besagte Diskussion angeregt wurd

levdul1 - Donnerstag, 6. März 2014 - 08:50
Mir sagt dieser Artikel nicht wirklich viel. Daß man lieber Aktien mit einer Bewertung von KGV=10 als mit KGV=25 kauft, ist mir irgendwie schon klar. Und daß Aktienmärkte zwischen Über- und Unterbewertung osziliieren, ist auch jedem bewußt, der schon 1- 2 Wirtschaftszyklen mit gemacht hat.

Am interessantesten finde ich noch die Grafik auf Seite 2. Wenn man die Ergebnisse der Vergangenheit in die Zukunft projizieren kann, stehen uns rosige Zeiten bevor. Nach jedem großen Kursansteig hat der S&P ca. 10 Jahre konsolidiert, wobei er zwei mal vergeblich an das Maximum herangelaufen ist, bevor es wieder richtig aufwärts geht. Beim dritten Mal ging es dann wieder stramm nach oben. Nach 2000, 2007 ist jetzt der dritte Hausse-Peak und die alten Höchstmarken sind auch schon überboten. Also kann es jetzt durchaus 10 Jahre aufwärts gehen.

Sehe ich da irgendetwas falsch ?

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