Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Tendenz Deutschland: Archivierte Beiträge bis 19. November 2013
al_sting - Freitag, 30. August 2013 - 19:57
„Für Aktien ein fast perfektes Szenario“
Kaum jemand ist so nah am Börsengeschehen wie Robert Halver. Warum er trotz der Krisen in Syrien und Eurozone optimistisch bleibt, die Bundestagswahl fast egal ist und was Anleger im heißen Herbst erwartet.
http://www.handelsblatt.com/finanzen/boerse-maerkte/anlagestrategie/robert-halver-im-interview-fuer-aktien-ein-fast-perfektes-szenario/8704552.html

Meines Erachtens ein lesenswertes Interview, mit dem ich weitgehend mitgehe. Mittlerweile vermute ich auch, dass der DAX im Herbst noch einen kleineren Aufschwung (mit Unterbrechungen und Rückschlägen) fahren kann, der ihn bis Jahresende noch um 5-10% auf 8.500-9.000 Punkte treiben kann.
In den europäischen Nachbarländern rechne ich mit einem Abebben der Krise, so dass dort die Unterbewertungen geringer werden.

Damit sollte das weitere Jahr eine gute Zeit für stockpickende Value-Anleger sein. Zugleich könnte ich mir vorstellen, dass Charties durch Fehlsignale (durch Schwankungen in beide Richtungen) etwas ausgebremst werden.

chinaman - Samstag, 31. August 2013 - 04:39
"In den europäischen Nachbarländern rechne ich mit einem Abebben der Krise"

Dein Optimismus bleibt unerschütterlich! Alles wird gut! Griechenland und der gesamte Club Med werden prosperieren und alle Schulden an Deutschland werden mit Zins und Zinseszins zurückbezahlt werden. Wir leben in der besten aller Welten!

al_sting - Sonntag, 1. September 2013 - 14:53
Ja, ich bin grundsätzlich optimistisch, dass der Weltuntergang verschoben wird. :-)

Zugegeben, einen massiven Schuldenschnitt für Griechenland nach unseren Wahlen halte ich für unumgänglich - alternativ sollte das Land m.E. über den offiziellen Staatbankrott nachdenken.

Was Frankreich, Italien, Spanien und Portugal angeht, bin ich optimistischer. Mein Optimismus auf eine Verbesserung (wenn auch nicht gleich Richtung "blühender Landschaften") spiegelt sich auch in meinem Depot wieder, wo gerade Italien und Frankreich stark vertreten sind - und summa summarum wesentlich zur guten Depotentwicklung der letzten Wochen beitragen.

Wie auch immer, der Markt der Börse lebt von unterschiedlichen Einschätzungen - warum sollte man solnst kaufen oder verkaufen?
Und dieses Forum lebt vom kommunikativen Austausch der eigenen Einschätzungen. :-)

chinaman - Sonntag, 1. September 2013 - 17:27
"spiegelt sich auch in meinem Depot wieder, wo gerade Italien und Frankreich stark vertreten sind - und summa summarum wesentlich zur guten Depotentwicklung der letzten Wochen beitragen."

Stimmt, in den letzten Wochen hat Westeuropa relative Stärke gezeigt und insbesondere die italienischen Aktien sind auch vergleichsweise immer noch günstig.

Die Welt wird im übrigen auch die nächsten 50 Jahre nicht untergehen, nur die Ersparnisse der Menschen werden auf die eine oder andere Art rasiert werden ...

prof - Sonntag, 1. September 2013 - 19:57
An die Rasur der Ersparnisse / Rentenansprüche glaube ich auch. Langfristig sollten Aktien inflationsbedingt steigen. Was aber mittelfristig passiert, ist wie immer völlig unklar. Da nimmt Robert Halver den Mund relativ voll.
Am sichersten ist wohl noch die Charttechnik: 8200 im DAX durch, Test der 200-d Linie 7900 denkbar. Das würde auch der saisonalen Komponente entsprechen.
Prof

chinaman - Montag, 2. September 2013 - 02:07
"Am sichersten ist wohl noch die Charttechnik: 8200 im DAX durch, Test der 200-d Linie 7900 denkbar. Das würde auch der saisonalen Komponente entsprechen."

Der Kampf geht meines Erachtens um die 8.156 (altes Hoch und damit Ausbruchshoch). Kann sich der Dax darüber halten, ist alles nach oben offen. Der eigentliche Kampf findet aber in den USA um das entsprechende SPX Ausbruchsniveau 1560/76 statt und da haben die Bullen noch komfortabel Luft.

al_sting - Montag, 11. November 2013 - 17:51
Die Stimmung an den Märkten scheint derzeit recht nervös zu sein. Auf die aktuellen Quartalszahlen wird mit m.E. ungewöhnlich starken Kursreaktionen reagiert, sei es positiv (Fabasoft + 17%!) oder negativ (SMT Scharf -10%), obwohl die Tendenz jeweils zu erwarten war.


In einem anderen Forum postet ein User recht aktuell ein sehr persönlich gefärbtes, aber m.E. ziemlich gutes "Ampelsystem" zur Einschätzung der Lage:

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Versuch, die Marktlage auf verschiedene Einflussfaktoren aufzuteilen, einige davon auch subjektiv.

1) Liquidität - Grün
klar

2) Bewertung - Gelb
Alles in allem ist der Markt (also mein Zielmarkt, Europa) m.E. momentan fair bewertet.

3) IPO - Gelb
Es ist noch nicht exzessiv, aber es kommen vermehrt fragwürdige IPOs auf. (subjektive Wahrnehmung)

4) Opportunitätskosten - Grün
Zinsen sind sehr niedrig, Konkurrenz für Aktien daher gering.

5) Werbetrommel / Medien - Gelb
Die Mainstreampresse ist noch nicht erreicht, aber in HB etc. liest man zunehmend sehr optimistische Meinungen.

6) Stimmung in der Realwirtschaft - Grün
Keine Euphorie in der Realwirtschaft. Selbst in DE wird immer noch von "Krise" geredet.

7) Gefahr für Schock-Events - Gelb
u.a. die Neuauflage vom Shutdown im Frühjahr.

8 ) Kantinenindikator - Grün/Gelb
Aktien weiterhin kaum ein Thema. Beginnt aber vereinzelt.

9) eigene Euphorie - Gelb
Das ist ein schwieriger Part, aber man ist ja selber auch nicht gegen psychologische Effekte immun Augenzwinkern
Ansatz: Habe über die Jahre und verschiedene Zyklen eine Checkliste erstellt um möglichst objektiv den Grad der eigenen Euphorie zu ermitteln.
z.B. schaut man oft ins Depot vs. steckt man den Kopf in den Sand, fängt man an zu träumen vs. wird resigniert, redet man gerne über Aktien vs. nicht. Usw.
Auswertung der Checkliste ergibt für mich: Leichte Euphorie. Also Vorsicht geboten.

10) Bauchgefühl: Gelb

11) VDAX - Rot.

12) Saisonalität - Grün
Nov-Feb Grün, März-Mai Gelb, Jun-Okt Rot.
(leicht abweichend von bäs Vorschlag, eher in Anlehnung an diesen anderen Indikator, war das Görke?!, keine Ahnung...sell in may halt)

In Summe:
4,5x Grün
6,5x Gelb
1x Rot

Also m.E. nach wie vor keine akute Crashgefahr, aber doch schon einige Warnzeichen.

prof - Montag, 11. November 2013 - 19:36
Alles eine Folge des Gelddruckens. Damals hat Draghi versprochen dass er den Euro "um jeden Preis" retten wird.
200-d Linie des DAX steht bei 8200 Punkten und wurde seit 17 Monaten nicht gerissen. So lange sie hält, sieht alles recht gut aus. Falls sie unterschritten wird, muss man reagieren.
Prof

xenon - Dienstag, 12. November 2013 - 06:03
Die DAX-Aufwärtsbewegung ohne nennenswerte Korrektur ist schon eindrucksvoll, schürt aber immer wieder die Angst eines nahenden starken Einbruchs.
Die Kraft der Geldschwemme und das mögliche Ausmaß einer Aktienblase vermag ich allerdings nicht kalkulieren - wie Prof. die 200 d - Linie beachten.
Ich halte nichts davon den nächsten Crash zu beschwören und dann "jammernd" an der Außenlinie zu stehen, um dann den DAX weitere 1000 Punkte steigen zu sehen. Die Zinspolitik "zwingt" noch viele "Unentschlossene" (auch "Profis", die Renditeerwartungen decken müssen) in die Aktienanlage.
Weitere Alarmsignale sind allerdings unverkennbar:
Die Rohstoffentwicklung (Rogers
Commodity-Index)lässt auf keine Wirtschaftsbelebung schließen - also nur eine Liquiditätshausse ohne Übergang in eine Wirtschaftsbelebung ?
Der Kauf von Aktien auf Pump erreicht in den USA neue Höchststände - ein Abkippen dieses Charts korrelierte in den letzten Jahren immer mit einem Niedergang der Börsen - ok Geld ist billig - kann noch weiter gehen - allerdings wir betreten unbekannte Höhen und wir sind dem Fall viel, viel näher als dem weiteren Aufstieg.
Die Sentimenttechnik: der Anteil negativ
gestimmten US-Börsendienste (sehr niedrig) bewegt sich wieder in die „Gefahrenzone“.Der Dow
Jones im Monats-Chart bewegt sich innerhalb
der riesigen „Megaphon“-Formation, deren obere
Begrenzungslinie aktuell bei rund 16.300 Punkten
verläuft - nach dieser Theorie nicht mehr viel "Luft" nach oben.
Fazit: wachsam am Ball bleiben!
Gruß Xenon

chinaman - Freitag, 15. November 2013 - 05:29
"Ich halte nichts davon den nächsten Crash zu beschwören und dann "jammernd" an der Außenlinie zu stehen, um dann den DAX weitere 1000 Punkte steigen zu sehen"

Falls man aber bereit ist ohne "jammern" den Aktienindizes beim steigen zuzusehen, muss die Seitenlinie trotzdem nicht der schlechteste Platz sein.

Mag ja sein, dass es noch tausend Punkte im Dax nach oben geht. Der Abstand zu einem Ausstiegssignal beim Dax in Form der 200d-Linie beträgt allerdings auch fast tausend Punkte. Von daher gewissermaßen nur ein CRV von 1:1

prof - Freitag, 15. November 2013 - 10:42
Dafür muss man aber beide Szenarien als gleich wahrscheinlich betrachten. Außerdem steigt die 200-d Linie täglich und wird wahrscheinlich heute nicht mehr durchbrochen. Dadurch sinkt das "R".
Prof

chinaman - Freitag, 15. November 2013 - 11:31
Eine CRV Rechnung beinhaltet keine Wahrscheinlichkeitsrechnung. Zusätzlich ist es sehr schwer, Wahrscheinlichkeiten objektiv zu ermitteln. Meistens subjektiviert man dann auf seine persönliche Meinung. Die 200d Linie steigt zwar, aber normalerweise wählt man den Stop auch nicht 1 Punkt darunter. Sondern man fordert einen gewissen Punkteabstand oder einen Tagesschlusskurs bzw. Wochenschlusskurs darunter. Mit jeder Erhöhung der Toleranz steigt das R dann wieder.

Ich muss (subjektiv) in diesem Aktienmarkt kein Kapital mehr längerfristig binden. Kurze Trades erscheinen mir sinnvoller.

xenon - Freitag, 15. November 2013 - 16:24
Ihr habt natürlich beide Recht. Das "200 d - Modell" ist ziemlich einfach und funktioniert in beiden Richtungen.
Als "Börsenbrief"-Junkie (Platow, Aschoff`s Investmentideen, B. online - alles ausprobiert) bin ich jetzt beim "Daximal"-System gelandet. Verspricht 88 % Trefferquote für Short- und Long-Signale - was man daraus macht, bleibt einem selbst überlassen - trifft eher chinaman`s Strategie - ich werde über die Ergebnisse berichten.

prof - Freitag, 15. November 2013 - 19:27
Na Du kannst das Daximal ja für uns testen, ich glaube da nicht so recht dran!
Prof

levdul1 - Freitag, 15. November 2013 - 21:18
Was ist denn das 'Daximal-System' genau ?

Mir wird beim augenblicklichen Anstieg der Märkte auch etwas schwummerig, das letzte Mal war dies 1999/2000 der Fall. Damals hatte ich mich mit unterbewerteten deutschen Aktien beschäftigt wie Grammer, Norddeutsche Affinerie und Berthold Hermle. Diese liefen damals gar nicht und ich bin irgendwann entnervt ausgestiegen. In den Jahren danach haben diese Aktien dann wunderbar performt.

Dieses mal versuche ich näher am Markt zu sein, gleichzeitig aber ca, 30 % Cash zu halten und setze Put-Zertifikate zur Absicherung ein. Das verringert zwar die Gesamtperformance, läßt mich aber ruhiger schlafen.

prof - Montag, 18. November 2013 - 20:23
Ich tippe auf 10.000 bis spätestens Ende Januar 2014.
Prof

levdul1 - Dienstag, 19. November 2013 - 08:04
Ich wage kaum zu widersprechen. Der Dax ist bullig wie ein Bär :-)

Trotzdem wird mir langsam mulmig. Bei einigen Aktien (Henkel, Continental, Linde) haben wir auch schon eine Bewertung erreicht, bei welcher man nicht mehr unbedingt in den Markt muß.

Eine Korrektur (durchaus bis 8500) würdem DAX sehr gut tun. Aber wahrscheinlich denken daß im Augenblick die meisten Marktteilnehmer ...

chinaman - Dienstag, 19. November 2013 - 09:35
Es schadet nicht, hin und wieder mal seinen eigenen Verstand zu gebrauchen ...

Die "Krise" ist nicht gelöst, sie wurde nur durch die Notenbanken mit irrwitziger Liquiditätszufuhr durch Luftbuchungen "schock gefroren". Irgendwann wird dieser Wahnsinn einen Anpassungsschock auslösen, wie die Menschheit ihn bisher nur selten erlebt hat.

Vielleicht kommen die 10.000 Punkte 2014. Sind ja nicht mal mehr 10%, also durchaus machbar.

Man sollte aber auch nicht übersehen, dass die KGVs nur deshalb halbwegs noch im Normalbereich geblieben sind, da die Unternehmen relativ gnadenlose Rationalisierungsprogramme auf dem Rücken Ihrer Beschäftigten durchgezogen haben.

Nun reagieren Sie sukzessive mit 24h Hotlines für suizid gefährdete Burn-Out Opfer in den Betrieben. Kann das eine langfristige Basis für einen selbsttragenden Aufschwung bilden?

Wirkliches Wachstum der Wirtschaft ist für mich definitiv nicht zu erkennen.

prof - Dienstag, 19. November 2013 - 11:39
Das Burnout Problem ist meiner Meinung nach hervorgerufen durch:
- ständigen Termindruck / Just in Time Produktion
- ständige Erreichbarkeit
- überbordende Bürokratie
- permanentes Multitasking
Ich erlebe das oft in meinem Freundeskreis. Vieles davon ist beruflich bedingt, manches aber auch privat gemacht.

Die Aktien dürften weiter steigen, solange das billige Geld auf den Markt strömt. Der Bulle kann noch lange weiter laufen.
Prof

chinaman - Dienstag, 19. November 2013 - 12:50
Wenn der Markt dreht, hilft auch das billige Geld nichts. Nur die Kombination steigende Kurse und billiges Geld hilft die Illusion des Casinobetriebes Weltbörse aufrecht zu erhalten.

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