Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Welt-Tendenz: Archivierte Beiträge bis 5. November 2012
chinaman - Sonntag, 8. März 2009 - 08:22
Der verlinkte Artikel ist unbequem, aber keineswegs völlig unrealistisch und er hat auch keinen Weltuntergang prognostiziert.

"Stay cool, bewahre Ruhe und Überblick. "

Trotzdem sehr wichtig. Der überlegte coole Anleger hat meines Erachtens eínen nennenswerten Anteil physischer Edelmetalle im Besitz ...

Ausserdem ermöglichen Aktien- und Rentenputs auch immer mal wieder interessante Möglichkeiten.

Rentenputs werden uns zur richtigen Zeit einen Homerun bescheren können, bei Aktienengagements wird es auf der Long und Shortseite guten Timings bedürfen.

Dazu noch Calls auf Edelmetalle zur richtigen Zeit.

Fertig ist der coole Anleger ...


Chinaman


chinaman - Freitag, 3. April 2009 - 06:46
02. April 2009, 20:37 Uhr


G-20-GIPFEL IN LONDON


Industriestaaten feiern Billionen-Kompromiss
Von Carsten Volkery, London


Sie feilschten und pokerten - und erklären sich am Ende alle zu Siegern: Die G-20-Staaten wollen die Wirtschaftskrise mit mehr als einer Billion US-Dollar bekämpfen. Auch auf Deutschland kommen neue Belastungen zu. US-Präsident Obama nutzte den Gipfel, um die Akteure der Weltbühne kennenzulernen.

London - Einen "globalen New Deal" hatte Gordon Brown versprochen, und den wollte der Gastgeber am Ende des G-20-Treffens auch liefern. Darum griff der britische Premierminister in seiner Gipfelbilanz zu grandioser Rhetorik: "Dies ist der Tag, an dem die Welt zusammen gekommen ist, um die Rezession zurückzuschlagen."

Der alte Washington-Konsens sei Geschichte. "Jetzt haben wir einen neuen Konsens", rief Brown in einer riesigen Londoner Messehalle vor Hunderten Journalisten aus aller Welt. Zum ersten Mal seien die 20 größten Industrie- und Schwellenländer sich einig, wie man gemeinsam die Globalisierung managen wolle.

Und weil er nicht nur große Worte verbreiten wollte, nannte Brown Zahlen, riesige Zahlen. Fünf Billionen Dollar würden bis nächstes Jahr weltweit in die Märkte gepumpt, sagte Brown, "ein Konjunkturprogramm ungekannten Ausmaßes". Und die G20 würden nun noch eine Billion Dollar drauflegen, die vor allem via IWF und Weltbank in die Schwellenländer gehen sollen.

Es ist die Stimulierungsbotschaft, die Briten und Amerikaner sich von diesem G-20-Gipfel gewünscht hatten. US-Präsident Barack Obama nannte den Gipfel einen "Wendepunkt" in der Krise. "Nach Wochen der Vorbereitung haben wir uns auf eine Reihe von noch nie dagewesenen Maßnahmen verständigt, um Wachstum wiederherzustellen und zu verhindern, dass so eine Krise noch einmal ausbrechen wird", sagte er nach Ende des Gipfels. Das Abschlussdokument sei eine gute Grundlage für weitere Treffen im G-20-Kreis. Nun liege es in den Händen der einzelnen Regierungen, ihre Konjunkturprogramme umzusetzen. Je schneller diese greifen würden, desto stärker würden alle Nationen profitieren.

Die Bundesregierung hingegen hatte eigentlich gar keine Zahlen zu Konjunkturhilfen im Abschlussdokument lesen wollen. In einem früheren Entwurf hatte sie sogar die vergleichsweise bescheidene Zahl von zwei Billionen Dollar gestrichen.

Und nun sprach Brown von fünf Billionen plus eine - und Merkel musste das irgendwie gut finden. Von dem Geld für die Schwellen- und Entwicklungsländer profitiere auch Deutschland, schließlich seien das Handelspartner, sagte die Kanzlerin lahm. "Jedes Land, das wieder auf die Beine kommt, ist ein Gewinn für Deutschland."

Gipfel der doppelten Botschaften

Doch die Kanzlerin wollte, dass von dem Gipfel eine andere Botschaft ausging. Viel lieber und ausführlicher als über die Milliardenspritze sprach sie daher über die Fortschritte bei der Regulierung. Dass es ab sofort eine Schwarze Liste mit Steueroasen gebe. Dass alle Finanzmarktinstitute und -produkte kontrolliert werden sollen. Kurz: Dass nun "die Gewinnmargen und die Möglichkeiten, sich hinterher vom Acker zu machen, eingeschränkt sind". Ihr treuester Alliierter, Finanzminister Peer Steinbrück, assistierte, es stehe ein "bemerkenswerter" Satz im Abschlussdokument: "Die Ära des Bankgeheimnisses ist vorbei."

Bis zu seinem Ende blieb dieser G-20-Gipfel ein Gipfel der doppelten Botschaften. Briten und Amerikaner betonten die Ankurbelung der Weltwirtschaft, Deutsche und Franzosen die Regulierung. In getrennten Pressekonferenzen vor dem Gipfel hatte das Paar Brown/Obama am Mittwoch die eine Linie vorgegeben und das Paar Merkel/Sarkozy die andere. Dieser Unterschied blieb auch nach stundenlangen Gipfeldiskussionen bestehen.

Vor diesem Hintergrund wirkte es fast schon wie Satire, dass Merkel den "Kameradschaftsgeist" bei dem Treffen pries. Gastgeber Brown hatte wiederholt an das Verantwortungsbewusstsein der Staatenlenker appelliert, nicht nur auf den eigenen Vorteil zu schielen. Doch funktionierte dieser Gipfel wie jeder andere auch: Es wurde um Formulierungen gestritten, jeder Teilnehmer hatte die Reaktionen seiner Heimatpresse im Blick - und am Ende stand ein mehr oder weniger akzeptierter Kompromiss. Man kenne das ja schon aus der EU, wenn mehr als 20 Staaten miteinander ringen, kommentierte Merkel trocken.

Erstaunt hieß es in der deutschen Delegation, es sei schon komisch, wie man angesichts des Ausmaßes der Krise um jedes Wort kämpfen müsse. Unter anderem wurde diskutiert, ob man nun vom "Versagen" des Finanzsystems reden solle, oder aber nur von "Schwächen". Man einigte sich schließlich auf "Versagen".

Der von Brown angekündigte große Wurf ist das Abschlussdokument nicht. Die Zahl der fünf Billionen ist nur eine Bestandsaufnahme und scheint im übrigen übertrieben. Aber es ist einiges erreicht worden - langfristig wichtig ist vor allem der Umbau des IWF und die Aufwertung des Financial Stability Forum zu einer globalen Finanzaufsicht. Im Vergleich mit früheren G-8-Gipfelerklärungen liest sich das Papier deutlich konkreter. Das liegt daran, dass der Erfolgsdruck groß war. Wenn das Abschlussdokument nichtssagend sei, würden die Börsen abstürzen, hatte der britische Außenstaatssekretär Lord Malloch Brown bereits vor Wochen gewarnt. Nun jedoch stiegen die Kurse.

Das dürfte vor allem an den 1100 zusätzlichen Milliarden liegen, die in die Weltwirtschaft gepumpt werden sollen. Die Summe teilt sich auf wie folgt:


Die IWF-Kreditlinie für bedürftige Staaten wird von derzeit 250 Milliarden auf 750 Milliarden Dollar verdreifacht. Von den zusätzlichen 500 Milliarden Dollar soll die Hälfte sofort zur Verfügung stehen, der Rest "mittelfristig", wie es heißt. Die EU trägt 75 Milliarden Euro (etwa 105 Milliarden Dollar) bei. Japan hat weitere 100 Milliarden Dollar zugesagt, ebenso wie die US-Regierung, die ihren Beitrag jedoch erst durch den US-Kongress bringen muss.
Die Sonderziehungsrechte des IWF werden um 250 Milliarden Dollar aufgestockt.
Die Weltbank und die regionalen Entwicklungsbanken sollen 100 Milliarden Dollar erhalten.
Zusätzlich sollen 250 Milliarden Dollar in Form von Bürgschaften bereit gestellt werden, um den Welthandel durch mehr Exporte anzukurbeln.


Warum sich Obama vornehm zurückhielt


Auf die Bundesregierung kommen damit neue Belastungen zu, auch wenn Steinbrück gleich versicherte, die IWF-Mittel kämen nicht aus dem Bundeshaushalt, sondern von der Bundesbank. Der Finanzminister betonte auch, dass es keine Verpflichtung für irgendeinen G-20-Staat gebe, ein neues Konjunkturprogramm aufzulegen. Damit wollte er sagen, dass die Bundesregierung sich in diesem Punkt gegen die USA durchgesetzt habe.

Es war wie immer nach dem Gipfelpoker: Jede Seite erklärte sich zum Sieger. Deutsche und Franzosen verbreiteten zufrieden, Merkels und Sarkozys Krawall-PK vom Mittwoch habe für eine Schubumkehr gesorgt. Sie feierten, dass der Anhang zur Regulierung der Finanzmärkte zu einer "Deklaration der Staats- und Regierungschefs" aufgewertet wurde. Auch seien die Passagen zu Hedgefonds, Rating-Agenturen, Steueroasen und Managergehältern nun deutlich länger und konkreter.

"Wir sind noch nicht durch"

Es sind zum Teil symbolische Erfolge, gerade bei Fragen wie Managergehältern und Hedgefonds-Regulierung liegt der Teufel im Detail. Doch auf Symbole komme es an, glaubt Merkel. Sie hat dabei die Bevölkerung im Blick, deren Wut über die Banker irgendwie kanalisiert werden muss. Obama hatte zu Beginn des Gipfels gesagt, er wolle nicht über Schuld reden, sondern nach vorn blicken. Die Kontinentaleuropäer hingegen bestanden darauf, dass die Schuldfrage nicht außer Sicht gerät. Die Krise sei nicht in Europa entstanden, hatte Sarkozy unverblümt gesagt.

Den Vorwurf, dass die Krise in den USA entstanden sei, habe er in den Gipfelgesprächen mehrfach gehört, berichtete Obama hinterher. Er wolle das auch gar nicht bestreiten. Insgesamt seien die Kollegen aber außerordentlich nett zu ihm gewesen, sagte er. Viele hätten ihre Bewunderung geäußert.

Es spricht nicht für die Diplomatiekünste des Gastgebers Brown, dass ihn der Aufstand des deutsch-französischen Duos unmittelbar vor Gipfelbeginn überrascht hat. Normalerweise sind die Abschlussdokumente zu dem Zeitpunkt weitgehend ausgehandelt. Doch diesmal gab es großen Nachbesserungsbedarf. "Wir sind noch nicht durch", hatte Sarkozy am Mittwoch gedroht, und die Vorhersage bewahrheitete sich. Bis tief in die Nacht dauerte die Textarbeit, und die Passagen zu Hedgefonds und Steueroasen wurden erst kurz vor der Pressekonferenz fertig gestellt.

Der Kleinkrieg wurde vor allem zwischen den gipfelerfahrenen EU-Mitgliedern ausgetragen. Der neue US-Präsident hingegen hielt sich vornehm zurück. Obama nutzte den Gipfel vor allem dazu, die Player auf der Weltbühne kennenzulernen. Die anderen waren von seiner ruhigen Art angetan. Er habe eine sehr konstruktive Rolle gespielt, lobte Merkel.

Auch Obama sprach von einem "produktiven Gipfel". Die Vergleiche mit dem Bretton-Woods-Gipfel, wo 1944 ein neues Währungssystem beschlossen wurde, seien verfehlt, sagte der US-Präsident. Wenn bloß Roosevelt und Churchill beim Brandy zusammensäßen, seien das einfache Verhandlungen. "Das ist nicht die Welt, in der wir leben."


URL:

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,617122,00.html

chinaman - Donnerstag, 14. Januar 2010 - 14:59
Manipuliert die Fed den Aktienmarkt?


Rainer Sommer 05.01.2010

Zwar gibt es weder schriftliche Beweise noch Zeugenaussagen von Insidern, doch häufen sich die Hinweise, dass die US-Notenbank für den historisch einzigartigen Kursanstieg an den US-Aktienmärkten seit vergangenem März verantwortlich ist
Während die Fed keiner gesetzlichen Beschränkungen unterliegt, die ihr direkte Aktienkäufe verbieten, wäre es für die Finanzmärkte wohl doch ein schwerer Schock, wenn bekannt würde, dass die Notenbank am Aktienmarkt insgeheim als Käufer aktiv ist. Denn das wäre nicht nur ein weiterer Bruch mit traditionellen Regeln, wie Notenbanken zu agieren haben, es würde den Börsianern auch signalisieren, dass sie über die tatsächlichen Verhältnisse von Angebot und Nachfrage getäuscht wurden. Andererseits würde es bedeuten, dass die US-Behörden auch die Kurse am Aktienmarkt garantieren, was manche durchaus als Kaufsignal bewerten dürften.


Jedenfalls flammte über den Jahreswechsel in den US-Finanzblogs eine Diskussion wieder auf, von der Telepolis schon Ende Mai berichtet hatte (Finanzmarktmanipulation: Die üblichen Verdächtigen). Zu jenem Zeitpunkt hatte der Leitindex S&P 500, der die 500 größten börsenotierten US-Unternehmen umfasst, von seinem März-Tiefpunkt rund 250 Punkte aufgeholt. Inzwischen sind nochmals ebenso viele dazugekommen, was die Aktienmarktkapitalisierung insgesamt um sechs Billionen Dollar hat ansteigen lassen. Das war der steilste Anstieg, den die Wall Street je gesehen hat. Umso erstaunlicher ist dabei, dass es hier ebenso wie bei den US-Staatsanleihen (Rätsel um US-Staatsschulden) an klar identifizierbaren Käufern mangelt.

So meint Charles Biderman, ein renommierter Marktexperte des Hedgefonds-Beraters TrimTabs, dass es jedenfalls nicht "Corporate America", der US-Unternehmenssektor, gewesen sein könne. Denn der habe seit März 300 Mrd. USD an neuen Aktien emittiert und dürfte krisenbedingt kaum über die Mittel verfügt haben, ausstehende Aktien auch nur annähernd in dieser Menge aufzukaufen. Auch Aktienfonds kämen dafür nicht in Frage, denn in diese flossen samt ETFs seit April gerade einmal 17 Mrd. Dollar an Investorengeldern, während Anleihefonds immerhin 351 Mrd. USD zugeflossen sind. Ausländische Investoren haben von April bis Oktober zwar für immerhin 109 Mrd. Dollar US-Aktien gekauft, nur vermutet Bidermann, dass diese Zuflüsse bereits ab November zurückgegangen sind. Obwohl seitens der Hedgefonds keine aggregierten Daten verfügbar sind, vermutet Biderman, dass auch hier kaum von umfangreichen Käufen auszugehen sei, da Investoren zwischen April und November aus diesem Bereich netto 12 Mrd. Dollar abgezogen hatten. Zudem gebe es anekdotische Hinweise, dass auch die Pensionsfonds wenig Kauflust gezeigt und seit März maximal 100 Mrd. USD von Anleihen und Cash in Aktien umgeschichtet hätten, schätzt Biderman.

Wenn das Geld aber nicht von den traditionellen Käufern gekommen ist, von wem dann, fragt Biederman, und die Blogosphäre ist sich einig, dass dafür nur die Regierung in Frage kommen kann. Denn der starke Aktienaufschwung war im Vorjahr sicherlich das positivste Ereignis an den Finanzmärkten und wohl wesentlich für das schnelle Erstarken der US-Konjunktur. Immerhin wurde gut die Hälfte der Kursverluste wieder aufgeholt, was über den "Wealth-Effekt" mehr als alle anderen Regierungsmaßnahmen Konsum und Investitionen stimuliert haben dürfte.

Der wichtigste Anhaltspunkt für die Finanzblogger ist die hartnäckige Weigerung der Fed, ihre Bilanzen offenzulegen, obwohl sie dazu in einer von Bloomberg angestrengten Klage bereits erstinstanzlich verpflichtet wurde. Und angesichts dieses enormen positiven Effekts wäre es nur logisch, den Aktienmarkt zu stützen, denn immerhin hat die Regierung höchst offiziell bereits hunderte Milliarden in die Kfz-Industrie, in den Immobilienbereich und in die Banken gepumpt.

Fed-Chef Ben Bernanke hat übrigens schon 2002 im Zusammenhang mit der Deflationsgefahr davon gesprochen, dass es sinnvoll sein könnte, Zentralbankgeld in den Aktienmarkt zu stecken, und 2006 erzählte George Stephanopoulos aus dem Stab von Präsident Bill Clinton, dass es zudem ein informelles Übereinkommen zwischen den großen Banken, der Börse und der Fed gebe, den Markt notfalls zu stützen – das berühmte "Plunge Protection Team", von dem seit 1989 immer wieder die Rede ist.

Tyler Durden von ZeroHedge beobachtet jedenfalls, dass seit Mitte September praktisch die gesamten Kurszuwächse des S&P 500 auf nachbörsliche Termingeschäfte zurückgeführt werden können. Das wäre vermutlich auch der beste Weg, den Markt mit minimalem Aufwand zu stützen. So schätzt Biderman, dass mit monatlich 20 Mrd. Dollar über Futures am Aktienmarkt ein Volumen von rund 100 Mrd. Dollar bewegt werden könnte. Da dadurch weitere Gelder in den Markt gezogen würden, könnte das seiner Meinung nach den Aufschwung erklären - und diese Gelder wären dann sicherlich wesentlich besser investiert worden, als die Milliardenbeträge aus den offiziellen Programmen.


http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31819/1.html

tk_boerseninfo - Donnerstag, 16. Februar 2012 - 11:55
Moin, moin,

ich melde mich auch mal wieder zu Wort. Hatte die letzten Tage viel zu tun...
Ich denke, dass man derzeit sich ruhig noch etwas mit Käufen zurückhalten kann. Wobei ich nach wie vor mit 70-80% investiert bin und wohl auch bleiben werde. Rücksetzer sehe ich mittelfristig eher als Kaufgelegenheit.

Auch wenn wir uns alle über einen Austritt Griechenlands - oder soll ich sagen über einen Rauswurf... - nicht wundern würden. Solange Gelder eingefroren sind, nicht fließen, was auch immer, bedeutet das Unsicherheit was in der näheren Zukunft passiert. Dies kann man auch an der Entwicklung des Euro sehen. Ich hatte einen Knock-Out Call auf den Euro gekauft, da es quasi danach schrie, das er ggü. dem USD über die 1,33 nach oben rausläuft. Pustekuchen, ich wurde ausgeknockt und der Euro schwächelt schon wieder. Wie heisste es so schön: Gier frist Hirn ;-)
Zudem ist die Börse seit Jahresbeginn prächtig gelaufen. Die Markttechnik ist ordentlich überkauft und die Märkte laufen seit Tagen seitwärts. Kurzfristig ist Chance:Risiko = 50:50.
Vielleicht waren die Gewinnmitnahmen bei Apple gestern (Hoch 526, Close 498) ein erstes Zeichen, dass die Marktteilnehmer erstmal Kasse machen, bevor sie den Markt mittelfristig weiter nach oben treiben werden. Ich gehe jedenfalls nur von einer kurzen Korrektur aus. Was meint Ihr dazu?

Sto habe ich noch nicht im Depot, finde die aber immer interessanter. Hab im Radio gehört, dass die Energieunternehmen zu den Firmen gehen sollen, um herauszufinden, wo man energieeffizienter sein kann. Die Firmen sollen angeblich dazu gezwungen sein, die Ergebnisse von solchen Untersuchungen, innerhalb eines bestimmten Zeitraumes dann durchzuführen. Wenn sowas käme, dürfte Goldgräberstimmung in diesem Segment aufkommen. Kennt Ihr denn noch andere interessante Unternehmen, die in dem Bereich tätig sind?


Grüße
tk

tk_boerseninfo - Dienstag, 27. März 2012 - 10:05
Moin, moin zusammen,

ist ja ziemlich tote Hose hier im Moment ;-) Scheinbar genießen alle das schöne Wetter.

Den Apple-Call hatte ich gegeben, bin aber jetzt voll investiert. Kurzfristig die Centrotherm gekauft.
Charttechnisch sind noch Broadcom Corp., Baidu und Amazon interessant. Dort hab ich allerdings noch keine Investition getätigt. Hier muss man auch die Entwicklung des USD ggü. dem Euro im Auge behalten. Derzeit scheint der Euro wieder etwas die Oberhand zu bekommen. Daher wäre ein Optionsschein oder ein Hebelprodukt eventuell zielführender.

Bricht der DAX seinen Widerstand bei 7.230 Punkten, sollte er schnell Richtung 7.600 Punkte laufen. Der Ausbruch wäre auch mittel- bis langfristig ein sehr bullisches Signal :-)

Anbei noch ein Marktgespräch zweier Trader.


>>>Gespräch zweier Händler - Was passiert da am Markt ?


http://www.godmode-trader.de/nachricht/Gespraech-zweier-Haendler-Was-passiert-da-am-Markt,a2790907,b2.html


Grüße
TK

isabellaflora - Samstag, 7. April 2012 - 21:22
Hallo TK, Du scheinst einer der Wenigen in diesem board zu sein, der überhaupt apple als Anlageoption in die nähere Betrachtung zieht. Auch ich habe diesen Wert stets ignoriert und frage mich nun stetig, wieso? Überall begegnen einem die apple-Produkte. Man hat seinen Peter Lynch gelesen und trotzdem hat man nix erkannt?! Wenn ich allein schon diese Entwicklung nicht mal annähernd gesehen habe, bin ich dann überhaupt fähig die Entwicklungen von Industriebereichen aus Sicht des Aktionärs zu bewerten? ich zweifle dran. Schöne Ostern wünscht isabellaflora

tk_boerseninfo - Montag, 9. April 2012 - 07:16
Hallo Isabellaflora,

ich wünsche Dir und allen anderen auch frohe Ostern!
Ich hatte Apple als Trade, den ich zwischenzeitlich wieder abgestoßen habe. Sollte der Wert etwas korrigieren, könnte ich mir erneut eine Position vorstellen. Du hast übrigens vollkommen recht, man verschließt sich gewissen Trend viel zu sehr. Dies liegt sicher aber auch darin begründet, dass einem oft das nötige Know-How fehlt. Dementsprechend ist ein "Weitblick" in unserer schnelllebigen Welt nicht immer gerade einfach. Hierzu vielleicht ein anderes Beispiel: Die Solarbranche bzw. alternative Energien insgesamt. Hierzu stelle ich gleich nochmal einen Artikel aus der FTD ein, den ich selbst sehr interessant fand. Die "tod"Subventionierung der Branche führt(e) dazu, dass derzeit ein Massensterben in der Branche stattfindet. Das erinnert mich ein wenig an die Internetblase zu Beginn des Jahrtausends. Auch wenn dort andere Gründe, die Ursache für das Platzen der Blase waren. ABER letztlich haben die wirklich guten Unternehmen überlebt: Amazon, Google, Ebay, um nur einige zu nennen. Daher sehe ich die "alternativen Energien" als die nächste große Chance an! Zumal die Politik wieder massiv Einfluss nehmen wird, will sie ernsthaft die Energiewende schaffen. Daher sollten wir hier die Augen nach Perlen aus der Branche offen halten, um vielleicht schon bald den ein oder anderen Schnapp zu tätigen.

Grüße
TK

tk_boerseninfo - Montag, 9. April 2012 - 07:21
Hier der Artikel zum Thema "Solar" aus der FTD:

Solaruntergang
Der Aufstieg der deutschen Solarindustrie war ein milliardenschweres Experiment. Die Branche sollte das Leuchtfeuer einer neuen Ära werden. Nun gehen die Firmen reihenweise pleite. Rekonstruktion eines gigantischen Fehlschlags von Kathrin Werner

Kaum ein Licht brennt, die Flure sind leer. Niemand sitzt auf der Couch aus weißem Leder im Foyer. Die Empfangsdame hat nichts zu tun, niemand will empfangen werden. Stille. Alex Voigt, wirre Locken, knittrige Jeans, steht inmitten dieser Leere.
"Das fühlt sich beschissen an", sagt er.
Er steht in den Gängen des Solon-Gebäudes in Berlin-Adlershof. Das Reich, über das er einst herrschte. Er ließ es bauen als Wahrzeichen für das Vorzeigeunternehmen, für die neue Ära. Viel Luft, Licht, Glas, Stahl und Platz für 800 Angestellte. Natürlich energieeffizient. 47 Mio. Euro kostete der Hightechbau, die Stadt Berlin schoss ordentlich zu.
Nun herrscht hier der Insolvenzverwalter.
Energie durch Sonnenkraft Energie durch Sonnenkraft
Voigt war einmal ein Pionier. Der Gründer von Solon, einer der erfolgreichsten deutschen Solarunternehmer. Seine Firma war der erste Produzent, der in Deutschland an die Börse ging. Und Voigt war ein Star, mit dem der Kanzler sprach, der um die Welt reiste und viel Geld verdiente. Viele Jahre später, am 13. Dezember 2011, war Solon wieder der Erste: der erste große deutsche Solarkonzern, der pleitegeht.
Es war ein Schock.
Vor einigen Jahren noch glänzte Deutschlands Solarindustrie an der Spitze der Welt, war den Rivalen immer einen Techniktrick voraus, schaffte Tausende Jobs. Solarworld, Solon und Q-Cells wurden zu Börsenstars. Die Welt schaute gebannt auf Deutschlands grüne Revolution.
Inzwischen sind die Deutschen abgehängt. Selbst die größten Hersteller sind von der Weltmarktspitze verschwunden, schreiben rote Zahlen. Fünf Pleiten in vier Monaten - Solon, Solar Millennium, Scheuten, Ralos, Solarhybrid. In wenigen Tagen sinkt erneut die Förderung. Dann, klagt die Branche, dürften noch mehr Insolvenzen folgen.
Immer wieder demonstrieren nun Mitarbeiter vor dem Brandenburger Tor. Auf ihren Schildern sind Sonnen mit traurigen Gesichtern und Sprüche wie "Solarjobs erhalten" und "Wir sind die Energiewende". Die Zukunft bangt um ihre Zukunft.
Wie konnte das passieren?
Die Frage, die sich stellt, ist nicht nur, ob ein paar Unternehmen Fehler begangen haben. Der Aufbau der Solarbranche war ein gigantisches planwirtschaftliches Vorhaben, das mit Dutzenden Milliarden angeschoben wurde. Die Solarhersteller sollten das Leuchtfeuer einer neuen Ära sein.
Stattdessen geht nun überall das Licht aus.
Voigt geht durch leere Gänge bei Solon, immerhin, er hat hier noch etwas zu tun. Er ist Untermieter, in ein paar Räumen an der Rückseite. Vor fünf Jahren hat er Younicos gegründet, ein Startup für Batterietechnik. Bei Younicos ist alles bunt und hell, riesige Ypsilons in Lila, Orange, Grün, Gelb hängen an der Wand, junge Mitarbeiter hocken auf Sitzsäcken und tüfteln an fahrbaren Hausbatterien, die aussehen, als wären sie von Apple.
"Der größte Fehler, den die Solarbranche gemacht hat, war sich der Illusion hinzugeben, dass sie in einem richtigen Markt unterwegs ist", sagt Voigt. "Dabei ist der deutsche Solarmarkt nichts als Planwirtschaft." Ja, das EEG war als Anschub wichtig. "Aber es konnte einfach nicht ewig so weitergehen, dieser Wachstumstaumel."
Voigt war schon lange da, bevor dieses Großexperiment mit der Sonne geplant wurde. Genau genommen beginnt die Geschichte der deutschen Solarindustrie auch mit ihm, 1985 auf dem Dach einer Jagdhütte im Taunus. Alex Voigt ist damals 21, ein Tüftler und Physikstudent. Alle nennen ihn "Roboter Helferlein", wie den kleinen Assistenten von Daniel Düsentrieb. "Roboter Helferlein", sagen Freunde seiner Eltern, "wir wollen ,Sportschau‘ gucken in unserer Jagdhütte im Wald, aber die hat keinen Strom. Finde eine Lösung!" Voigt legt los.
Er liest über Solarzellen, die es bislang nur in der Raumfahrt und in Taschenrechnern gibt. Bestellt per Brief kleine Module aus den USA, für 20.000 Mark. Schraubt mit Bohrmaschine und Leiter seine erste Solaranlage auf das Dach der Hütte. Im Wald im Taunus läuft schließlich die "Sportschau".
In den 80ern und frühen 90ern ist die Technik vor allem etwas für Bastler, es ist die Zeit der Pioniere. "Solarenergie war damals völlig abgefahren", sagt Voigt. Er schraubt Solaranlagen auf Dächer in Schrebergärten, auf Wanderhäuschen des Deutschen Alpenvereins, auf Dächer von Ökofreaks, etwa 20 im Jahr, so finanziert er sich sein Studium. Nach der Diplomarbeit gründet er mit Freunden ein Ingenieursbüro für Solartechnik.
Langsam wacht auch der Staat auf. Bund und Länder starten 1990 das "1000-Dächer-Programm", die erste Solarförderung. Voigt gehört nun zu einer Szene, in Berlin. Das Berliner Stadtsanierungsprogramm zahlt Solaranlagen auf besetzten Häusern. Andere Städte folgen. In Hamburg, München, Aachen gibt es jetzt Fördervereine.
Aus 20 Anlagen pro Jahr werden Hunderte. Tüftler wie Voigt gründen kleine Firmen, sie haben Namen wie Ingenieurkollektiv Wuseltronik, machen die Elektrik selbst, kaufen Module ein bei fernen Konzernen wie Kyocera aus Japan, aber es gibt kaum Hersteller, vor allem nicht in Deutschland.
Voigt will das ändern. "Nach und nach ist der Gedanke gewachsen, dass wir selbst eine eigene Fabrik brauchen, eine, die viel billigere Module baut, in Massenfertigung", sagt er.
Er trifft sich mit Kollegen in der Kneipe, es gibt Bier und große Ziele: Sie gründen die Arbeitsgemeinschaft Solarfabrik. Viel Geld hat keiner. Aber Hoffnung. Am 27. November 1996 ist der Notartermin, im Januar 1997 wird sie ins Handelsregister eingetragen - die Solon AG für Solartechnik.
Das Gründungskapital liegt bei 100.000 Mark. "Jeder hat seine Oma angepumpt", erinnert sich Voigt. Dann fragen sie Kredite für ihre Solarfabrik an, bei Banken, aus dem Aufbau-Ost-Programm. "Wo ist denn der Markt?", fragen die Banker. Wer soll diese sauteuren Dinger kaufen? "Die haben nicht daran geglaubt, eigentlich haben sie es nicht mal richtig verstanden", sagt Voigt.
Eine Idee wächst heran: der Börsengang. Schließlich gehen viele IT-Buden aufs Parkett, warum nicht auch Solon? Schließlich steigt Wella-Erbe Immo Ströher ein. Im Herbst 1998, zwei Wochen bevor Rot-Grün die Bundestagswahl gewinnt, geht Solon an die Börse. Kurs: 15 Mark.
"Es war irre", sagt Voigt. "Ich war 33 Jahre alt, Aktionäre haben mir 9 Mio. Mark gegeben, es war ein großartiges Gefühl. Abends haben wir gut gefeiert. Wir haben immer gut gefeiert." In einer Fabriketage in Kreuzberg baut Solon nun die ersten eigenen Solarmodule. Rot-Grün hat ein Förderprogramm versprochen, das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Der Solon-Aktienkurs explodiert.
Doch die Arbeiten am EEG ziehen sich hin. Ohne staatliche Förderung schläft das Geschäft ein. Riesige eng bedruckte Papierrollen warten jeden Morgen auf Voigt, wenn er ins Büro kommt. Es sind Faxe mit Stornierungen. Keiner will mehr Solaranlagen bauen. In den ersten Jahren verkauft Solon gerade mal ein Fünfzigstel der geplanten Module.
"Es war eine Katastrophe", sagt Voigt.
Damals taucht ein Mann auf, der wie kein zweiter für diese Branche kämpfen wird: Hermann Scheer, der 2011 verstorben ist. Er ist SPD-Politiker, Präsident des Verbands Eurosolar. Scheer ist radikal, 100 Prozent Erneuerbare will er, das vollständige Ende nuklearer und fossiler Energien, die Rettung der Welt. Und damit das geht, braucht es ein deutsches Fördergesetz für Solarkraft.
Scheers Kampf ist ein Kampf gegen große Widersacher, gegen Energiekonzerne und ihre "Einflussagenten", wie er sagt, die damals noch stärker sind als heute. Auch in der SPD halten ihn viele für einen Ökospinner. "Sonnengott" nennen sie ihn. "Bei der SPD war ich alleine", sagt Scheer damals. "Die SPD damals zu beeinflussen, das war sehr schwer", erinnert sich Voigt. "Die Partei war wahnsinnig stark in traditioneller Energie verankert. Aber er war so unverzagt."
Scheer ist ein Stratege. "Die Geschichte hat teilweise thrillerhafte und gespenstische Züge. Wir haben im Grunde eine Kampfgruppe gebildet und das Stromeinspeisungsgesetz formuliert", sagte Scheer einmal im Rückblick. "Man muss manchmal, wenn man etwas durchsetzen will, in raffinierten Schritten vorgehen." Er schließt Bündnisse, wirbt auch bei CDU und FDP, schmuggelt Passagen in Parteiprogramme, schreibt Gesetzesvorlagen. "Er war sehr präsent", sagt Solarworld-Chef Frank Asbeck. "Er war der Grandseigneur der Solarenergie." Das "Time"-Magazin nennt ihn "Hero for the Green Century", er bekommt den alternativen Nobelpreis.
Dann im März 2000 der Erfolg. Das EEG. 328 Abgeordnete von SPD, Grünen und PDS stimmen für das Gesetz, 217 von Union und FDP dagegen. Solarstrom darf jetzt immer vorrangig ins Netz fließen, die Vergütung steigt von rund 17 auf 99 Pfennig je Kilowattstunde.
Die Hoffnungen überschlagen sich. Der Bundesverband Erneuerbare Energie jubelt über die "Initialzündung für das Solarzeitalter", Politiker schwärmen von Zehntausenden neuen Jobs, malen Visionen von neuen Industrien und Sonnenclustern im verlassenen Osten. Nicht nur die Ökos investieren, sondern Hunderttausende Hausbesitzer. Alte Scheunen werden zu glänzenden Spiegeln, auf bayerischen Äckern entstehen Solarparks.
Ein Mitarbeiter kontrolliert in der Solon Fertigungslinie in ... Ein Mitarbeiter kontrolliert in der Solon Fertigungslinie in Greifswald ein Solarmodul
Eine neue Ära beginnt. Mit neuen Leuten, die mit der Sonne richtig reich werden.
Frank Asbeck schreitet durch sein halbrundes Büro mit Blick auf die Bonner Rheinwiesen und präsentiert seine Trophäen. Da, an der Wand, hundert tote Füchse mit Glasaugen, ein röhrender Hirsch in Öl. Da die Statue eines Falken vom Geschäftspartner in Katar, der indische Riesenteppich mit den Gärten von Jaipur. Das Bild einer Meeresnacktschnecke. Sie ist nach ihm benannt, Elysia asbecki, sie lebt von Sonnenenergie, in ihrem Bauch macht sie per Fotosynthese aus gefressenen Algen Energie. "Die Zeit jetzt macht mir am meisten Spaß", sagt er. "Richtig gesegelt wird im Sturm."
Es ist Anfang März dieses Jahres, der Frühling kommt. Draußen im Garten gackern Gänse, stinken Schweine, weidet Damwild. Es könnte alles so schön sein. Aber es ist nicht schön. Auch Solarworld, der deutsche Riese, kämpft.
Asbeck wettert über subventionierte Energiepreise in China, staatliche Kredite, unfairen Wettbewerb. "Die Chinesen müssen sich auch an die Regeln halten", schimpft er. "Wenn der Wettbewerb fair wäre, könnten wir mithalten. Aber so haben wir keine Chance." Kämpfen will er, der Namensgeber von Meeresnacktschnecken, trotzdem. Ach, die Chinesen. Wieso nur hat sie keiner kommen sehen?
Asbeck hat sein Unternehmen Solarworld kurz nach Solon an die Börse gebracht. Er ist der schillerndste Manager der Solarindustrie und der erfolgreichste. Das EEG hat ihn reich gemacht. Er hat in den Jahren danach blitzschnell Fabriken hochgezogen, als es noch keine Maschinenbauer gab, die die Produktionsanlagen bauen konnten. Bald war Solarworld Marktführer.
Im Jahr 2004 reist Asbeck zum ersten Mal nach China, in einer Delegation mit Außenminister Joschka Fischer. Sieben asiatische Länder in 13 Tagen. In Peking trifft er Zhengrong Shi. Der Chef von Suntech, damals eine Solarbude, ist 1100 Kilometer, 14 Stunden aus Wuxi mit dem Auto gefahren, um Asbeck zu treffen. Er ist freundlich und intelligent, spricht fließend Englisch, kennt sich aus. Asbeck mag ihn. Bald lässt er Module bei Suntech zusammenschrauben, in Deutschland fehlt ihm gerade Kapazität. "Ein paar Monate später hat Suntech die exakt gleichen Module produziert, sogar mit dem gleichen Kleber", sagt Asbeck.
Damals macht er sich noch keine Sorgen. Schließlich wächst der Markt, da ist Platz für alle, denkt er. Schließlich hat Solarworld viel bessere Siliziumlieferverträge, und Silizium ist teuer und rar.
Einmal kommt Shi nach Bonn, mit seiner Frau zu einer Party bei Asbeck zu Hause. Asbecks kleine Tochter wünscht sich einen Goldfisch, Asbeck will ihn noch schnell kaufen. Aber wohin mit dem Chinesen? "Da habe ich ihn einfach mitgenommen und erzählt, dass das in Deutschland so Brauch ist. Mit guten Geschäftsfreunden muss man immer einen Goldfisch kaufen", erzählt Asbeck. Shi glaubt ihm.
Asbeck stellt immer mehr Leute ein, Hunderte Forscher, Marketingleute, Manager aus der Halbleiterindustrie, die seine Produktion im sächsischen Freiberg hochfahren, hocheffizient, mit den neuesten Maschinen. 2005 setzt Solarworld 200 Mio. Euro um, der Aktienkurs klettert auf 145 Euro.
Politiker aller Parteien brüsten sich mit dem Erfolg der Solarindustrie. Kanzler Gerhard Schröder besucht eine Solarfabrik nach der anderen. "Die Erfolgsgeschichte von Q-Cells zeigt, dass es keinen Widerspruch zwischen Ökonomie und Ökologie gibt", tönt er im Juni 2005 in der Fabrik in Bitterfeld.
Einen Monat später lässt sich Gerda Hasselfeldt, Energieexpertin der Union, bei Phoenix Solar ablichten. "Ein weiterer Ausbau der Solarenergie schafft neue Arbeitsplätze", jubelt sie. Ja, alle machen gern Fotos mit Siliziumhintergrund.
In Berlin berät Asbeck Angela Merkel, die neue Kanzlerin, beim Energiegipfel. Sie wird immer öfter "grüne Kanzlerin" genannt, Asbeck freut sich über seine Werbesprüche, etwa das Poster mit der Nonne und der Sonne. "Energie vom Chef selbst", steht darauf. Sogar der Papst hat eine Solarworld-Anlage.
Im Whirlpool in Asbecks Villa, nackt und mit einer Flasche gutem Rotwein, diskutiert er 2006 über die Zukunft mit Voigt. Und die scheint ewig glänzend zu sein. Der Umsatz von Solon 2006: 346 Mio. Euro. Die Firma steigt in den TecDAX auf.
"Wachstum, Wachstum, Wachstum", sagt Voigt. "Immer mehr von dem Guten, immer schneller. Es war eine anstrengende Zeit."
Auch Voigt reist um die Welt, in die USA, jedes Mal, wenn er wiederkommt, wiegt er vier Kilo mehr. Dann nach China, in zwei Jahren verbringt er sechs Monate dort auf der Suche nach Partnern.
Immer neue höfliche Herren in schwarzen Anzügen mit ihren Übersetzern, immer der viele Schnaps. Alles halbe Jahr eine neue Hosengröße. In drei Jahren nimmt er 50 Kilo zu. Bald kennt er die meisten Mitarbeiter nicht mehr, die er im Fahrstuhl trifft. "Ich habe mich immer öfter gefragt, warum ich das eigentlich alles mache", sagt er.
Dutzende neue Solarfabriken werden gebaut, die meisten in Ostdeutschland, es gibt Subventionen, Steuergutschriften, Bauzuschüsse. Conergy zieht 2006 nach Frankfurt an der Oder, in eine Investmentruine der Halbleiterindustrie. Brandenburgs Landeschef Matthias Platzeck jubelt: "Es ist erfreulich, dass sich Frankfurt zur Solarhauptstadt entwickelt." Auch sein sächsischer Amtskollege Georg Milbradt schwärmt von seinem "Solarcluster".
Alex Voigt ist nicht mehr glücklich in dieser Zeit. "Die Ideale sind aus dem Fokus geraten, es ging nur noch um Masse", sagt er. "Mir wurde immer klarer, dass unsere Margen nicht mehr steigen werden, dass Solarmodule ein Massenprodukt geworden sind, dass wir bei der Produktion mittelfristig keine Chance haben gegen China."
Doch kaum einer denkt über die Grenzen nach, kaum einer überlegt, was nach dem EEG kommt. "Das Instrument EEG war gut, um den Markt loszutreten. Aber es ist Planwirtschaft. Wenn du Vorstand einer Gesellschaft bist, kannst du dich nicht dafür einsetzen, dass das EEG geändert wird. Du kannst ja nicht am Ast sägen, auf dem du sitzt", sagt Voigt. "Ich konnte nicht mehr dahinterstehen."
Er will Solon verändern, aber niemand hört so richtig zu. Im August 2006 steigt er aus. "Ich war wahnsinnig erleichtert", sagt er.
Während der Pionier aussteigt, steigt ein anderer ein: Bosch. Volker Nadenau und sein Team residieren heute in Arnstadt bei Thüringen, in einem Neubauklotz im Industriegebiet. Lange Gänge, alles in Grau, nur die neuesten Maschinen. Nadenau ist Bosch-Mann, hat sich hochgearbeitet bis zum Bereichsvorstand Solar. Ordentliche Frisur, leichtes Schwäbeln, fester Händedruck.
Die Geschichte beginnt auf der Schillerhöhe bei Stuttgart, dem Firmensitz. Bosch-Chef Franz Fehrenbach will den Konzern weniger abhängig von der Autoindustrie machen. 40 Branchen scannt der Diversifizierungs-Generalstab, es gibt Hunderte Präsentationen, Marktanalysen, Kernkompetenzanalysen, Schnittstellenanalysen. "Das war wie im Lehrbuch", sagt Volker Nadenau. "Es zählten nur Zahlen, Daten, Fakten." Anfang 2007 bekommt Nadenau den Auftrag: Er soll prüfen, ob, wann und wie Bosch in den Solarmarkt einsteigen soll.
Nadenau, die Doktorarbeit über Fotovoltaik in der Tasche, wird Chef des Projektteams mit dem Kürzel G1 PJ Photovoltaik. Das ist eine Ehre, denn G1 ist Fehrenbachs Kürzel. Mit sechs Leuten zieht Nadenau in ein umgebautes Einfamilienhaus auf dem Firmengelände. Die Techniker sitzen im Wohnzimmer, die Controller im Schlafzimmer, im Hobbykeller ist der Besprechungsraum. Er riecht noch modrig nach altem Gras, vor Nadenau saßen hier die Entwickler für selbstmähende Rasenmäher.
Ein Techniker überprüft eine Photovoltaik-Anlage der Conergy ... Ein Techniker überprüft eine Photovoltaik-Anlage der Conergy SolarModule GmbH in Frankfurt Oder
Nadenau und sein G1-Team reisen zu fast jedem Solarunternehmen in Deutschland, zu den ersten kleinen Fabriken nach China, nach Taiwan, Japan, zu Startups nach Kalifornien. "Wir kamen aus der sehr reifen, kostenoptimierten Autozulieferwelt", sagt Nadenau. "Da war schon deutlich, dass wir es mit einer recht jungen Branche mit unreiferen Prozessen zu tun hatten." Die Bosch-Leute schauen in jeden Winkel, klettern unter Maschinen. "Wir sind fast immer offen empfangen worden, obwohl wir ja potenzielle Rivalen waren", sagt Nadenau.
Nach Monaten der Analyse ist klar: Ersol aus Erfurt soll es werden, Bosch zahlt 1,1 Mrd. Euro. Der Einstieg des langfristig orientierten Familienkonzerns ist für die Ökobranche ein Ritterschlag.
Bosch investiert 530 Mio. Euro in den neuen Standort in Arnstadt, der Ort wird das Zentrum von Thüringens "Solar Valley". 2300 Jobs schafft der Konzern dort. Junge, gut ausgebildete Leute ziehen nach Arnstadt, die Mietpreise steigen in zwei Jahren um 50 Prozent. 2008 schreibt Bosch Solar Rekordzahlen, operative Gewinnmarge: über 20 Prozent. "Das hatten wir nicht für möglich gehalten", sagt Nadenau. "Damals war überhaupt nicht absehbar, dass es mit der Branche einmal so bergab gehen würde."
Was kaum einer ahnt damals: Die deutsche Solarindustrie hat ihren Zenit überschritten. Trotzdem steigert sie 2008 noch mal ihren Umsatz um 23 Prozent auf knapp 5,5 Mrd. Euro. Sal. Oppenheim bezeichnet die Solon-Aktie als "eine der interessantesten Investitionschancen im Sektor".
Der Abstieg, er ist schleichend.
Einmal im Jahr trifft sich die Solarindustrie zu ihrer größten Messe in München, der Intersolar. 523 Aussteller sind 2011 aus China nach München angereist, nur aus Deutschland kommen noch ein paar mehr. Doch nirgends ist es in diesem Jahr so voll wie auf den Ständen der Chinesen.
Suntech-Chef Shi lädt eine Hand voll Journalisten zu Filet und Rotwein in die Käfer-Stuben, keiner schlägt die Einladung aus. Er ist der wichtigste Mann der Messe. Mittwochabend schmeißt Yingli eine Party in der Allianz-Arena, schließlich ist Chinas zweitgrößter Solarmodulbauer inzwischen Sponsor des FC Bayern München. Und am Donnerstag lädt Suntech zum Grillen auf die Praterinsel, zum Suntech Beach BBQ, es ist die größte Party der Messe, der Konzern verteilt Flipflops mit Suntech-Logo und "Suntech Sundowner Cocktails" mit Minze, Wodka, Grenadine und Limette. Die Chinesen, sie schmeißen 2011 die Party.
Hätte man es ahnen können?
Man hätte es ahnen können.
Vor fünf Jahren schart sich auf der Intersolar noch alles um die Deutschen. Solarworld setzt 2008 mit 2000 Mann 900 Mio. Euro um, die Ausstellungsfläche ist so groß wie ein Tennisplatz, größer als je zuvor. Die Welt ist in Ordnung. Scheinbar.
Doch 2008 gibt es auf der Messe eine neue Geschichte, die die Runde macht. Zulieferer, erinnert sich Asbeck, berichten von gigantischen Bestellungen aus China. Die Sägenhersteller liefern 30 Siliziumsägen an Solarworld und gleichzeitig 150 an Suntech. Die Beschichtungsanlagen, die Druckmaschinen, die Rahmenroboter, die Solarworld einst mit den Herstellern zusammen entwickelt hat, gehen jetzt nach China. "Da wurde uns ganz schwindlig", sagt Asbeck. Und die Siliziumpreise fallen, der Rohstoff ist plötzlich leicht verfügbar, auch für die Chinesen. "Plötzlich haben wir das eine oder andere Projekt nicht mehr bekommen."
Doch können die Chinesen gefährlich werden? Schaffen sie mit ihren Billigmodulen die deutsche Qualität? Damals gibt Asbeck Shi ein altes, kaputtes Feuerzeug mit Mao-Emblem aus seinen Studentenzeiten. "Ihr könnt doch alles da drüben", sagt er zu dem Suntech-Chef. "Reparier mal!"
Nach zwei Tagen ist das Feuerzeug zurück in Bonn, per DHL Express aus Wuxi. Es funktioniert wieder und spielt auch noch die Internationale. "Da hat er es mir ganz schön gezeigt", sagt Asbeck. "Keine Ahnung, wie der das gemacht hat."
Dass es einen Kampf um Marktanteile geben würde, war damals schon klar, sagt Asbeck. "Aber was hätte ich tun sollen? Selbstmord aus Angst vor dem Tode?" Asbeck versucht, nicht nur Solarmodule zu bauen, sondern das ganze System zu verkaufen, samt Kabeln und Batterie. Und er wirbt mit deutscher Qualität. Sein Glas kommt von F-Glas aus Sülzetal in Sachsen-Anhalt, die Alurahmenecken aus Wuppertal, die Verbindungskabel vom Bodensee. Er heuert Lukas Podolski als Werbefigur an.
Bis 2009 schraubt Solarworld noch Solarmodule auf die Hütten in chinesischen Dörfern, ein Projekt mit dem Entwicklungshilfeministerium. "Ich lach mich kaputt, Suntech hat da schon wie wild in meinen Markt geliefert", sagt er heute. "Die chinesische Solarindustrie hat sich wahrscheinlich auch getroffen, um sich darüber kaputtzulachen."
Politiker sprechen jetzt nicht mehr von Arbeitsplätzen und Solarclustern, sie reden von Kosten. Allein 2008 fallen 9 Mrd. Euro Solarförderung an, für die bis heute verbauten Module sind es insgesamt 100 Mrd. Euro. Selbst der Umweltminister Norbert Röttgen wettert nun über die "verfehlte Subventionspolitik". Seitdem wird gekürzt.
"Mir ist es auch ein großes Rätsel, wie es so weit kommen konnte", sagt Asbeck. Die Preise sind so eingebrochen wie in keiner anderen Industrie, 50 Prozent in noch nicht einmal zwei Jahren. Es gibt auf der Welt doppelt so viele Solarfabriken, wie gebraucht werden. Fast alle stehen in China.
2011 bleibt Solarworld operativ nur ein schmaler Gewinn, nach Abschreibungen ist der Konzern in den roten Zahlen. In den Top Ten der Hersteller ist er längst nicht mehr. Schott, Q-Cells, Conergy, Solon, alle in der Krise, kaum noch einer produziert in Deutschland. Von den Solargründern ist außer Asbeck keiner mehr an der Firmenspitze, Sanierungsmanager haben übernommen. Unangefochtene Nummer eins der Welt: Shis Suntech aus Wuxi.
Aber Asbeck ist ein Kämpfer. Vor Kurzem hat er in den USA gegen chinesische Solarsubventionen geklagt. Die Handelsbehörde wird bald entscheiden, ob er recht hat. Mit Shi ist er seither zerstritten. "Wir können nicht zulassen, dass die Chinesen unsere Sonne monopolisieren", sagt Asbeck.
Bosch musste 2011 500 Mio. Euro abschreiben. Aber der Konzern investiert weiter. Vergangenes Jahr hat er in Arnstadt ausgebaut. 90.000 Solarzellen werden hier jedes Jahr fertig und 2000 Module.
Der Konzern plant eine Fabrik in Malaysia, für nochmal 500 Mio. Euro. "Wir müssen einen langen Atem haben", sagt Konzernchef Fehrenbach. Er hält zu dem Projekt, für das er einst sein Kürzel hergab. "Wir brauchen jetzt Beharrlichkeit."
Solon hat den Kampf verloren. Der Aktienkurs dümpelt bei 12 Cent, der Verlust in den ersten neun Monaten 2011 betrug 208 Mio. Euro. Der Niedergang hat drei Jahre gedauert.
Nun sind die meisten Lichter aus in Berlin-Adlershof, durch die Fabrikhalle schlurfen ein paar Arbeiter. Alle warten auf das Geld von Microsol. Das Unternehmen aus dem Emirat Fudschaira hat Solon vor wenigen Wochen gekauft.
Und Alex Voigt arbeitet in den bunten Hinterräumen an Stromspeichern für Younicos. SAP-Mitgründer Klaus Tschira und Wella-Erbe Immo Ströher haben ihm Millionen gegeben. Voigt hat die 50 Kilo abgenommen, dieses Jahr will er die Azoreninsel Graciosa mit einer Riesenbatterie ausstatten. "Das ist genau das, was ich machen will", sagt er. Roboter Helferlein tüftelt wieder.
Und die Solarindustrie? "Letztlich geht es doch allen Branchen so", sagt Voigt. "Wenn die Chinesen sie sich vornehmen, sind sie chancenlos."

tk_boerseninfo - Montag, 9. April 2012 - 07:34
Den obigen Artikel gabs in voller Länge, da ich ein Abo bei der FTD habe und dieser Artikel nur Abonennten kostenfrei zugänglich ist.

Ich habe noch ein paar interessante Werte für Euch. Vielleicht habt Ihr ja da ne Meinung dazu...

Microsoft, Intel, SAP, Tibco (diesen Titel finde ich höchst interessant, habe von dieser Aktie, leider erst am Wochenende das erste Mal was gehört. Soviel zum Thema erkennen von Megatrends ;-) )

Hier noch ein kleiner Auszug, aus dem mir vorliegenden Börsenbrief, aus dem ich hier schon mal eine Aktie vorgestellt hatte:


MICROSOFT & INTEL WIEDER AUSSICHTSREICH

Vor mir liegt eine lange Liste mit weiteren Kaufkandidaten. So zum Beispiel Microsoft, den Erzfeind Apples. Ja, Sie hören richtig: Nach Jahrzehnten der Ignoranz wendet sich Ihr Autor
Mister Softee zu (so wird Microsoft an der Börse genannt).

Warum auch nicht. Nach Apple ist Microsoft weltweit das Unternehmen mit der saubersten Bilanz. 200 Mrd. USD Marktkapitalisierung, davon liegen bereits 42 Mrd. USD in bar in der Bilanz. Ein Umsatzwachstum von 8% und ein KGV von 11.
Abgesichert ist der Kurs durch eine Dividendenrendite von 2,5%.

Es kommt Windows 8 und wird wieder einmal für einen Umsatzschub
sorgen. Gleichzeitig hat sich die Xbox immer mehr zum
Marktführer bei den Spielekonsolen entwickelt.

Ich kann über Windows Mobile wettern soviel ich will, ich kann auch die Partnerschaft mit Nokia als Totgeburt lächerlich machen, die Aktie ist inzwischen auf einem so niedrigen Niveau
während sich das Geschäft immer weiterentwickelt hat, so dass ich eine Spekulation in Microsoft für erfolgsversprechend halte.

Sollte der Kurs in den kommenden Tagen unter 22,50 Euro rutschen, so würde ich vor den Quartalszahlen am 17. April eine spekulative Position eröffnen.

Auch Intel hat die Jahre der Seitwärtsbewegung in der Aktie hinter sich gelassen und kann wieder profitables Wachstum in wichtigen Märkten vorweisen. Windows 8 wird auch für Intel wieder einen Katalysator darstellen, doch Microsoft dürfte davon stärker profitieren.

Ungeachtet der Spekulation: Wer von Ihnen seit über 10 Jahren Microsoft und Intel im Portfolio hält, der sollte die nun meiner Ansicht nach kommenden Kursgewinne nicht dazu nutzen, diese Positionen endlich aus dem Portfolio zu kicken, sondern dabei bleiben.


SAP & TIBCO: REALTIME IST NICHT GLEICH REALTIME

Sie wissen ja, dass ich immer versuche, die Hintergründe von so ziemlich allem zu verstehen. Das ist zwar anstrengend, liegt aber nun einmal im Naturell des Volkswirtes.

So habe ich mich gefreut, als ich diese Woche in einem Interview mit Vivek Ranadivé erfuhr, wie er sein Realtime (Echtzeit) gegenüber dem Realtime von SAP und so ziemlich allen anderen Wettbewerbern abhebt. Das Schlüsselwort lautet:
Mustererkennung.

Es ist heute kein Problem mehr, Abfragen über den jeweils sekundenaktuellen Datenbestand zu jagen. Und aus den Ergebnissen, die diese Abfragen liefern, können dann sehr zeitnah Marketingaktionen generiert werden. Die Daten sind ja verfügbar.

Tibco CEO Ranadivé jedoch fragt, wer denn die Abfrage bei SAP eingibt? Und wer entscheidet dann, welche Marketingaktion angestoßen werden soll. Und wer implementiert diese Marketingaktion?

Bei Tibco hat man, wenn ich es richtig verstanden habe, eine Mustererkennung im Einsatz. Wer also bei Amazon ein paar Satellitenboxen anschaut, der bekommt gleich schon passende Kabel mit angeboten.

So verfolgt Tibco die Aktionen der Kunden und bildet wiederkehrende Muster beim Kaufverhalten der Kunden. Auf diese Muster wird für Werbemaßnahmen zugegriffen, wenn sodann andere
Kunden ein ähnliches Verhaltensmuster an den Tag legen.

Mit dem Schlüsselbegriff „Mustererkennung“ lässt sich natürlich noch viel mehr anstellen. So kann man bei bestimmten Mustern gegebenenfalls gleich Sonderangebote erstellen, wenn der Verlauf des Musters fürchten lässt, dass der Kunde bald die
Amazon-Seiten verlassen wird.

Damit hat Tibco ein sehr mächtiges Marketinginstrument in meinen Augen. Nicht zu verwechseln mit der Basis für dieses
Marketinginstrument, dem ERP (Enterprise resource Programm - Unternehmenssoftware) wie SAP beispielsweise. Meinem Verständnis nach greift Tibco auf die Datenbasis von SAP zu und
liefert besondere Marketingvorschläge.

Faszinierend und für mich wieder ein Mosaiksteinchen mehr, das ich nun besser verstehen kann. Vor dem Hintergrund des derzeit
kräftigen Ausbaus der Unternehmensdatenbanken sind beide Unternehmen gut positioniert.

SAP wird derzeit ebenfalls heftig ausverkauft. Ich denke, dass die Aktie im April nochmals kräftig zulegen wird. Im Verlauf des Sommers jedoch könnten sich nochmals günstigere Kaufkurse ergeben, deshalb werde ich hier nun noch nicht aktiv.


>>> Ich kann diesen Börsenbrief übrigens nur weiterempfehlen. Ist sicher nicht alles toll was Herr Heibel schreibt, aber er greift immer wieder interessante Themen auf (siehe oben) und kann durchaus einen Mehrwert liefern. Die Internetadresse ist www.heibel-ticker.de (Die Werbung an dieser Stelle auch, weil ich geistiges Gedankgengut von Herrn H, hier einfach so reinstelle.)

Viele Grüße und einen schönen Ostermontag
TK

tk_boerseninfo - Dienstag, 24. April 2012 - 08:39
Guten Morgen,

leider schläft die Diskussion im Moment wieder etwas ein.
Ich möchte einen Vorschlag anbringen, wie wir es schaffen könnten, dauerhaft aktiver zu diskutieren: Ich bin derzeit dabei eine "Community" auf Facebook aufzubauen. Dies hat den Vorteil, dass man dort an interessante Kommentare und News herankommt, ohne in den Massen von News unterzugehen.
Ich würde gerne eine Gruppe "STW-Börse" erstellen. Dort kann man beispielsweise auch einfach Charts posten. Das macht eine Chartanalyse viel nachvollziehbarer. Alle Transaktionen, Depots, etc. pp. sollten aber weiterhin dem Forum hier vorbehalten bleiben. Was haltet Ihr davon?

Grüße und einen schönen Tag
TK

prof - Dienstag, 24. April 2012 - 13:23
Es gibt immer mal wieder Schwankungen im Posting-Aufkommen. Wenn der DAX heute um 1000 Punkte steigt oder fällt, wird auch die Zahl der Postings ansteigen.
Ich werde mich wahrscheinlich ab Juni wieder intensiver der Börse widmen.
Ich denke, das eine Facebook - Community nicht nötig ist und eventuell ja auch von stw nicht gewünscht.
Trotzdem natürlich danke für den Vorschlag, jeder Vorschlag ist willkommen und im Augenblick ist tatsächlich relativ wenig los. Aber das wird sich wieder ändern!

Prof

isabellaflora - Dienstag, 24. April 2012 - 17:11
Hallo TK,

da ich kein Facebook-Fan bin, winke ich auch mal ab. Ich weiß nicht, ob der information overkill einem weiterhilft, die richtige Strategie in diesen Tagen zu finden. Mich überzeugt mehr, dass gerade hier man eben nicht in Hektik ausbricht, wenn mal wieder die Hütte brennt. Chinaman hat ja mal versucht zu zeigen, inwieweit eine schnelle Kommunikation auch als Tradinghilfe dienen kann. Die Auswertung seiner wirklich lobenswerte Bemühungen hat hier bisher nicht so richtig stattgefunden. Gruß isabellaflora

tk_boerseninfo - Freitag, 25. Mai 2012 - 08:39
Guten Morgen,

ich bin auch kein Facebook-Fan, nutze dies allerdings vermehrt, um mit anderen Anlegern zu kommunizieren. Internet bedeutet IMMER Informations-Overflow. Da kommen wir wohl nicht mehr drum herum ;-)
Wen es interessiert kann ja gerne mal bei meinem Profil reinschauen: http://www.facebook.com/tk.boerseninfo
Das soll es aber auch dann mit Facebook gewesen sein. Werde natürlich hier auch weiterposten, da ich den Austausch mit Euch sehr schätze.

Übrigens eine Aktie, auf die ich aufmerksam gemacht wurde ist QSC AG. Dort hat der Vorstand gekauft und ein Aktienrückkaufprogramm ist just in diesen Tagen auch gestartet...
Vielleicht hat jemand von Euch auch eine Meinung dazu...

Grüße und ein sonniges Pfingstwochenende wünscht Euch
TK

levdul1 - Freitag, 6. Juli 2012 - 23:34
Wenn man sich die Depots hier auf der Seite ansieht, merkt man schnell, daß keine Einigkeit über die aktuelle Grundstimmung herrscht. Während Prof zu 100% in Cash oder Sicherheit gegangen ist, sind Helmut und Al Sting so ziemlich voll investiert.
Wenn man die einschlägige Presse liest kommt man zum gleichen Ergebnis. Entweder wird ein Ende mit Schrecken prognostiziert bei dem der Euro zusammenbricht und wir auf eine schwere Wirtschaftskrise zusteuern. Oder es wird von einer Jahrhundertchance gesprochen, weil Aktien lange nicht so günstig waren.
Ich gehöre wohl eher zur 2. Fraktion, glaube ich doch nicht, daß ein Auseinanderbrechen des Euros dazu führen würde, daß wir nicht mehr produzieren und exportieren. Da der Zustand der Ungewissheit aber schon ziemlich lange anhält, bin ich besonders in Discount-Zertifikaten investiert, welche auch bei seitwärts laufenden Märkten vernünftige Renditen bringen.

Mich würde mal interessieren, was andere Board-Teilnehmer für Strategien fahren um die Zeit der Ungewissheit zu überbrücken !

prof - Samstag, 7. Juli 2012 - 12:44
Die Wurstblätter und Experten leben ja von reißerischen Phrasen wie "Jahrhundertchance" oder "schwere Wirtschaftskrise". Das darf man nicht so ernst nehmen.

Ich bin mir lediglich recht sicher, dass wir in einigen Jahren Inflationsraten haben werden, die sogar offiziell oberhalb von 5% liegen dürften. Damit wären Aktien auf jeden Fall attraktiver als Cash.

Meine Passivität gründet sich lediglich temporär auf zwei Überlegungen.
- saisonale Schwäche bis Ende September
- charttechnisch eingetrübte Aussichten für den DAX.
Sobald wenigstens einer der beiden Faktoren ausgeräumt ist, stehe ich Gewehr bei Fuß.
Prof

xenon - Sonntag, 8. Juli 2012 - 07:53
Ich habe auch selten so viele widersprüchliche Indikator- und Lageinterpretationen wie derzeit erlebt. Stimmungsindikatoren (Cognitrend Bull-Bear-Index - keine Absturzgefahr), Charttechnik (Boerse online - durch den 600 - 700 Anstieg stark verbessert - kurz-/mittelfristig Anstieg - langfristig - "noch" seitwärts), "alte und bewährte" Point & Figure - Technik ("P & F DAX-Charts isolieren das störende Rauschen der untergeordneten Kursbewegungen vom primären Haupttrend")- "nach Konsolidierungsfahr bis 6400" - 5 h nach Analysepublikation bereits vollzogen "stehen die Chancen nicht schlecht, dass in diesem Jahr, für die Mehrheit der Anleger völlig überraschend, die Gegend von 7.000 Punkten getestet wird", Momentumstrategie ist wohl noch im "Baissemodus", Cash-Quoten-Indikator von Fondmanagern (wo gemessen ?) dank niedriger Cashraten negativ, "Aktien-Kauf auf Pump Indikator" viele Aktienpositionen auf Kredit gekauft (wohl in den Staaten gemessen, bei uns kauft kein Bürger mehr Aktien) negativ, Baltic Dry Index steuert auf - "Auf den Weltmeeren riecht es gewaltig nach Bär, auch für die Aktienmärkte!" ... das war nur eine willkürliche Auswahl.
Ich selbst glaube an die saisonale Schwäche bis September, beobachte derzeit eine erneute Euro-Schwäche (da Ausländer die großen DAX-Bewegungen verursachen, kann ich mir nicht vorstellen, das wir bis September die 7000 überschreiten, wenn gleichzeitig der Euro "schwächelt"), der Bund-Future steigt wieder (wann sollte man gegen ihn wetten? - schließlich müssen wir durch die europäische "Bankenunion" gemeinsam für alle Schulden aufkommen und die werden höher ausfallen als "Experten" zugeben und die Mentalität der Menschen ("Generalstreik") der betroffenen Krisenstaaten wird auch dafür sorgen, dass notwendige, "staatssanierende" Reformen (Renten, Steuerrecht ...) nie umgesetzt werden.
Ich setze auf Reverse-Bonus-Zertis Schwelle 6950 - 7100 Laufzeit September, ergänzt um ein paar Discount Puts mit gleicher Laufzeit, hoffe auf einen finalen, panischen" Ausverkauf unter 5.800 und eine Erholung ab Oktober auf 6500 - 7000.
Nebenwerte (Mühlbauer, Eckart & Ziegler, IFA Systems, Exceet, kleinere Beteiligungsgesellschaften)sind jetzt schon sehr billig, aber ich reiße mich zusammen und liege auf der Lauer.
Gruß
Xenon

prof - Sonntag, 8. Juli 2012 - 11:48
@xenon: Sehr interessante Meinung am frühen Sonntagmorgen. ;-) Wir liegen mit unseren Ansichten etwa auf einer Linie.
Weitere Meinungen?
Prof

levdul1 - Sonntag, 8. Juli 2012 - 22:27
Das Problem mit an der Seitenlinie abwarten ist, daß man halt auch nicht dabei ist, wenn es plötzlich nach oben geht. Immerhin sind wir im DAX wieder über der 200-d Linie, so daß ein plötzlicher Anstieg durchaus im Bereich des Möglichen ist.
Um einen Fuß in der Tür zu haben, bin ich teilweise in Discount-Zertifikaten von qualitativ guten Unternehmen (VW, MüRü, BHP, Michelin, Fresenius) investiert. Durch die Korrektur sind diese günstig und bieten teilweise bis zu 15% Renditechance bei 15% Discount. Weiterhin sammle ich bei starken Korrekturen langfristige Calls auf den DAX ein (Laufzeit 2016, Basiswert 8000), da ich auch in den nächsten Jahren erhöhte Inflation und somit ein Ansteigen der Aktienmärkte erwarte.
Um kurzfristig auf der sicheren Seite zu sein, habe ich ein Cash-Polster aufgebaut und auch einige Reverse-Discount-Zertifikate auf den DAX, die ich aber bei starken Korrekturen auch zügig wieder verkaufe.
Des weiteren nutze ich zur Diversifizierung Aktienmärkte, die nicht mit der Euro-Krise korrelieren (Ägypten, Vietnam).

xenon - Mittwoch, 11. Juli 2012 - 14:21
Dax - technische Analyse - Ziel: 8250 bis November 2011 (Jürgen Nowacki seit 2006 stellv. Vorstandsvorsitzender der Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands (VTAD. Argumente: 1. Renten-Aktien-KGV-Relation 2.Rohstoffpreise, Zinsen und Eurokurs beschleunigen Export, Zinsen sorgen für Bauboom 3."US-Präsidentenzyklus" 4. S & P 500 Markttechnik "Volatilität – oder besser ausgedrückt: die Entwicklung der Risikoprämien für Verkaufsoptionen – befindet sich
im US-Aktienmarkt bei derzeit gut 17 Prozent nach wie vor im unkritischen Bereich unterhalb der gleitenden Durchschnittslinien der vergangenen 50 und 200 Börsentage" 5. 60,2 Prozent der US-Aktien
im S & P 500 geben ein Kaufsignal sowie aktuelles Firmenübernahmeklima (z.B. Microsoft, Linde, Dell treten als Käufer auf)6. Der US-Immobilienmarkt als "Schlüsselindustrie" befindet sich in der Bodenbildung.
Auf geht`s: ein Dax Discount Call Cap 8000 LZ 12/12 gibt es für 0,37 Euro und wird dann für 5 Euro fällig.
Chancen und Risiken waren noch nie so eng zusammen.
Gruß
Xenon (der skeptisch bleibt)

chinaman - Montag, 5. November 2012 - 02:14
Seht Ihr die (Warn-) Zeichen an der Wand?

Der wichtigste Aktienindex der Welt (S&P 500) hat seinen Aufwärtstrend auf Tagesbasis mittlerweile klar gebrochen. Die Insiderverkäufe sind auf Rekordniveau.

Momentan hält beim S&P 500 noch der Wochentrend. Auch der ist mittlerweile aber hart umkämpft.

Folglich steht aktuell eine wichtige Weichenstellung an. Entweder wird der Tagestrend zurückerobert oder der Wochentrend verloren.

Sollte der Tagestrend zurückerorbert werden können geht die Party noch ein paar Wochen oder Monate weiter.

Das meiste Geld wurde aber in diesem Aufwärtstrend seit 2009 meines Erachtens jedoch schon verdient, die Rückschlagsrisiken sehe ich als hoch an.


Gruß
Chinaman

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