Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Das Experiment Euro: Archivierte Beiträge bis 18. Mai 2012
chinaman - Montag, 14. November 2011 - 15:11
SPIEGEL ONLINE


14. November 2011, 11:47 Uhr


Hohe Zinsen für Italien


Neuer Premier, alte Misere


Trotz neuer Regierung kommt Italien nur schwer an günstige Kredite: Bei einer Auktion von Staatsanleihen mit fünf Jahren Laufzeit musste das Land mehr als sechs Prozent Zinsen zahlen - ein Rekordwert. Auch die anfängliche Euphorie an den Aktienmärkten lässt merklich nach.

Mailand - Die italienische Regierung muss das Vertrauen von Investoren mühsam zurückgewinnen. Allein die Nominierung des Wirtschaftsexperten Mario Monti zum Ministerpräsidenten sorgt an den Märkten noch nicht für Entspannung. Denn das hochverschuldete Land muss Investoren weiter hohe Zinsen zahlen. Italien platzierte am Montag Staatsanleihen mit fünf Jahren Laufzeit im Volumen von drei Milliarden Euro. Dabei wurde eine Rendite von 6,29 Prozent fällig.

Derart hohe Zinsen für solche Papiere musste das Land den Anlegern seit Einführung des Euro noch nicht zahlen. Zum Vergleich: Mitte Oktober wurden bei einer vergleichbaren Auktion lediglich 5,3 Prozent fällig. Für zehnjährige Anleihen musste der italienische Staat am Montag 6,4 Prozent zahlen. Am Freitag lagen die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen bei 6,5 Prozent

Im Vergleich zur vergangenen Woche besserte sich die Situation. Vor dem Rücktritt von Ministerpräsident Silvio Berlusconi musste Italien teilweise Zinsen von mehr als sieben Prozent zahlen. Bei dieser Marke sprechen viele Analysten von einem kritischen Wert.

Allein bis zum Jahresende muss Italien Anleihen im Wert von knapp 60 Milliarden Euro bei Investoren unterbringen. Bis Oktober 2012 sind es fast 326 Milliarden. Jeder Prozentpunkt mehr an Zinsen kostet das Land Milliarden. Bundesbank-Chef Jens Weidmann sagte der "Financial Times", kurzfristig seien die hohen Refinanzierungskosten aber kein größeres Problem.

Italiens Wirtschaft sei stark genug, die aktuellen Probleme zu lösen - entscheidend sei der politische Wille, sagte Weidmann bei der Eröffnung der Euro-Finanzwoche in Frankfurt. Damit erteilte er Forderungen nach einer Ausweitung geldpolitischer Maßnahmen eine Absage. "Das Land kann die gegenwärtigen Schwierigkeiten noch aus eigener Kraft lösen", sagte Weidmann.

Euphorie an den Börsen verpufft

Wegen wachsender Zweifel an der Reformpolitik war Italien zuletzt verstärkt ins Visier der Finanzmärkte geraten. Das Land will unter dem neuen Ministerpräsidenten und früheren EU-Kommissar Monti einen politischen Neuanfang einleiten.

Der Schuldenstand Italiens wird kommendes Jahr bei 120 Prozent der Wirtschaftsleistung verharren - das ist doppelt so viel wie der Euro-Stabilitätspakt erlaubt. Das Parlament hat bereits ein von der EU gefordertes Spar- und Reformpaket abgesegnet, mit dem das Land seine Schulden in den Griff bekommen will.

Zum Handelsstart am Montag honorierten die Börsen zunächst die Nominierung Montis. Der deutsche Leitindex Dax startete mit 0,66 Prozent im Plus. Noch innerhalb der ersten Stunde drehte der Kurs dann aber leicht ins Minus. Den größten Sprung nach oben machte die Börse in Mailand. Dort legte der Leitindex FTSE-MIB zum Handelsstart um 1,6 Prozent zu. Die Pariser Börse öffnete mit einem Plus von 0,64 Prozent. In Japan schloss der Leitindex Nikkei mit einem Plus von einem Prozent bei 8604 Punkten.

Die Hoffnung auf eine Eindämmung der Schuldenkrise stützte auch den Euro . Die Gemeinschaftswährung notierte um 1,37 Dollar.

mmq/Reuters


URL:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,797582,00.html

chinaman - Montag, 14. November 2011 - 19:02
Für die französische Le Monde ist alles ganz einfach ...

Der Geldhahn muss aufgedreht werden.


Schuldenkrise

Das Zauberwort lautet “Geld drucken”

14. November 2011
Le Monde Paris


http://www.presseurop.eu//de/content/article/1169261-das-zauberwort-lautet-geld-drucken

chinaman - Dienstag, 15. November 2011 - 20:46
Staaten in Finanznot:


Kerneuropa droht der Finanz-GAU


Investoren bringen ein Euro-Land nach dem anderen in Schwierigkeiten. Betroffen sind auch "AAA"-Staaten wie Frankreich, Österreich und erstmals die Niederlande. Die Kosten zur Absicherung gegen eine Kreditausfall klettern auf Rekordstände. von Frank Bremser Frankfurt
Die Euro-Krise frisst sich von Staat zu Staat und erfasst endgültig Kerneuropa. Am Markt für Länderanleihen kam es erneut zur Massenflucht. Spanien traf es besonders hart. Für die Iberer lief eine Auktion von Kurzläufern miserabel. Ins Visier gerieten auch Frankreich und Österreich, die beide um den Verlust ihrer Top-Bonitätsnote "AAA" fürchten müssen. In Mitleidenschaft gezogen wurde erstmals auch die ebenfalls mit dem Triple-A bewertete Niederlande. Papiere aus Italien gerieten abermals auf die Verkaufsliste der Investoren. Von den Turbulenzen profitierten Staatsanleihen der USA und Deutschlands. Hintergrund sind Sorgen, dass Europa das Schuldendesaster nicht in den Griff bekommt. Etliche Staaten gerieten unter Druck: Die Renditeabstände zwischen zehnjährigen deutschen Bundesanleihen und Staatsanleihen aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Österreich kletterten auf Rekordstände. Auch Kreditausfallversicherungen verteuerten sich. "Das spiegelt ein Misstrauen gegen die Währungsunion als ganzes wider", sagte Helaba-Analyst Ulrich Wortberg. Einen konkreten Auslöser für den Ausverkauf habe es nicht gegeben. Bill Blain von Newedge meinte jedoch: "Es besteht die Möglichkeit, dass Italien und Spanien gleichzeitig um Hilfe bitten."

Frankreich musste bei der Emission von zehnjährigen Staatsanleihen einen Renditeanstieg um 0,17 Prozentpunkte auf 3,593 Prozent verkraften. Am Zweitmarkt kletterten die Renditen bis auf 3,674 Prozent. Selbst die Niederlande und Österreich sind mit steigendem Misstrauen am Anleihemarkt konfrontiert. Bei zehnjährigen Anleihen aus dem Alpenland stiegen die Renditen bis auf 3,704 Prozent. Ebenso wie bei Frankreich gilt das Top-Rating von "AAA" für Wien als gefährdet. Als Ergebnis der Entwicklung hat der Renditeabstand zu deutschen Bundesanleihen für die Länder den höchsten Abstand seit der Euro-Einführung erreicht.
Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps, CDS) für Italien, Spanien, Belgien und Frankreich stiegen ebenfalls auf Rekordmarken. CDS von Italien schnellten 27 Basispunkte hoch auf 589, während es für die Spanien-Papier 23 Basispunkte auf 480 aufwärts ging. Französische CDS kletterten um 19 Basispunkte auf 233, und für belgische CDS ging es um 21 Basispunkte auf 344 aufwärts. Damit kostet es 344.000, um ein 10-Mio.-Euro-Investment in belgische Staatsanleihen für ein Jahr gegen einen Ausfall abzusichern. Belgien im Visier der Investoren
Auch auf Belgien weitet sich die Krise immer mehr aus. Die Spreads für das Land, das fast anderthalb Jahre nach der Parlamentswahl noch immer keine Regierung gebildet hat, schossen in nie dagewesene Höhen seit der Euro-Einführung. Zeitweise lagen die Risikoaufschläge für zehnjährige Staatsanleihen um mehr als 300 Basispunkte (3 Prozentpunkte) über vergleichbaren deutschen Papieren – viermal so hoch wie im April und mehr als 40 Basispunkte höher als am Vortag. Rekordzinsen für Frankreich
Soll Griechenland die ausstehenden 8 Mrd. Euro erhalten?
auf keinen Fall auf alle Fälle abwarten Zum Ergebnis
Zeitweise überstieg die Rendite die Fünf-Prozent-Marke. "Die Seuche steckt mehr und mehr den Kern der Euro-Zone an", sagte Commerzbank-Marktexperte David Schnautz der Nachrichtenagentur Reuters. Um das Haushaltsdefizit künftig zu drücken, beschlossen Belgiens Parteien, die seit mehr als 500 Tagen über eine Regierung verhandeln, eine Atomsteuer für den Kernkraftwerksbetreiber Electrabel von bisher maximal 245 Mio. Euro auf 550 Mio. Euro pro Jahr anzuheben. Electrabel, eine Tochter des französischen Konzerns GDF Suez, hat bereits gedroht, dagegen vor Gericht zu gehen.
Investoren schossen sich auf Spanien ein. Die Iberer müssen für kurzlaufende Anleihen so viel zahlen wie seit 1997 nicht mehr. Damit nähern sich die Renditen einem Niveau, bei dem die Refinanzierung eines Staates auf Dauer als untragbar gilt. Die Kurzläufer-Auktion galt als Test für den Donnerstag, wenn das Land zehnjährige Bonds im Volumen von 3 bis 4 Mrd. Euro an den Markt bringen will. Deren Renditen kletterten ebenfalls kräftig in die Höhe und erreichten zeitweise bis zu 6,27 Prozent - den höchsten Stand seit August. Damit sind sie kurz vor der Schwelle, an der Portugal und Irland unter den europäischen Rettungsschirm schlüpften. Italien musste jüngst für zehnjährige Bonds fast 7,5 Prozent berappen - obwohl die Europäsiche Zentralbank (EZB) eingriff.
Von den Spaniern verlangten Investoren für Geldmarktpapiere mit einer Laufzeit von zwölf und 18 Monaten im Gesamtvolumen von 3,16 Mrd. Euro einen Zins von mehr als fünf Prozent. Bei den Einjährigen waren es 5,022 Prozent - nach 3,608 Prozent im September. Bei den 18-monatigen Bonds waren es 5,159 nach zuvor lediglich 3,801 Prozent. Athen beginnt Verhandlungen über Umschuldung
Die Nachfrage nach den Staatstiteln war unterschiedlich: Die Auktion der zwölfmonatigen Papiere war 2,1-fach überzeichnet. Bei der vorhergehenden Versteigerung lag dieser Wert noch bei 2,3. Die Nachfrage nach den 18-monatigen Titeln war hingegen sechsmal so hoch wie das Angebot, nachdem bei der letzten Auktion die Überzeichnung nur bei 4,3 gelegen hatte. Experten sprechen davon, dass neben der Sorge um ein Übergreifen der Schuldenkrise auf die Iberer auch die in Kürze anstehenden Wahlen in dem Land für Unsicherheit sorge. Auch Italien kommt nicht zur Ruhe: Am Dienstagmorgen kletterte die Rendite für zehnjährige irömische Staatsanleihen wieder über die Marke von sieben Prozent. Allein die Nominierung von Mario Monti zum Ministerpräsidenten, der aufgrund seiner Vergangenheit in der EU-Kommission als Wirtschaftsexperte gilt, habe den Markt nicht beruhigt, sagte Commerzbank-Analyst Lutz Karpowitz. "Damit bleibt die EZB mit ihren Anleihekäufen der einzige Ausweg, um kurzfristig weiter steigende Renditen in Italien zu verhindern."
Mit wenig Erfolg: Marktteilnehmern zu Folge war die EZB auch am Dienstag dabei, italienische Anleihen zu erwerben. Insgesamt hat die Zentralbank seit der Ankündigung eines zweiten Anleihekaufprogramms im vergangenen Monat Bonds der Krisenstaaten für 17 Mrd. Euro in ihren Besitz genommen. Das bis Oktober 2012 laufende Projekt hat ein Volumen von 40 Mrd. Euro. Schon in der ersten Phase hatte die EZB für 60 Mrd. Euro Anleihen aus den Peripherie-Staaten der Euro-Zone gekauft.
Neben der spanischen Emission machten Marktteilnehmer vor allem Italien für den generellen Renditeanstieg verantwortlich. Die Probleme des neuen Regierungschefs Monti bei der Kabinettsbildung führten zu neuem Pessimismus hinsichtlich der Lösung der Schuldenkrise im Euro-Raum. Griechenland brachte dreimonatige Schatzwechsel über 1,3 Mrd. Euro. Diese waren 2,94 überzeichnet, etwas mehr als bei der Auktion vom 18. Oktober, als der Wert bei 2,86 gelegen hatte. Die zu zahlende Rendite lag mit 4,63 Prozent um zwei Prozentpunkte höher als im Oktober.Nach dem Regierungswechsel bringt Griechenland noch in dieser Woche die Verhandlungen über die im Oktober vereinbarte Privatbeteiligung am nächsten Hilfspaket den Weg. Zusammen mit EU-Vertretern sollen am Donnerstag in Frankfurt Gespräche über den mit dem internationalen Bankenverband IIF ausgehandelten Schuldenerlass beginnen, berichtete die Agentur Reuters unter Berufung auf Insider. "Ziel ist, schnell ein Ergebnis über ein endgültiges Angebot zu erreichen, das dann privaten Anleihebesitzern unterbreitet wird", heiße es in Kreisen einer großen griechischen Bank. Hauptaufgabe sei dabei, ausländische Kreditinstitute zu überzeugen, die rund zwei Drittel der Anleihen hielten.
Die griechische Wirtschaftszeitung "Kathimerini" berichtete, die Regierung in Athen werde privaten Geldgebern - abhängig von der Laufzeit der Anleihe - für 100 Euro eine Barauszahlung zwischen zehn und 20 Euro vorschlagen, schrieb das Blatt ohne Angabe von Quellen. Zusätzlich sollten die Gläubiger für 30 bis 40 Euro neue Anleihen mit einer Laufzeit zwischen 20 und 30 Jahren und einer Rendite von durchschnittlich sechs Prozent erhalten.
Der Anleihetausch ist Teil des auf dem Euro-Gipfel Ende Oktober vereinbarten Verzichts privater Gläubiger auf 50 Prozent oder 100 Mrd. Euro ihrer Forderungen an das Land. Die durch den internationalen Bankenverband vertretenen Kreditinstitute wollten einen Schuldenschnitt von 50 Prozent für Anleihen im Nennwert von 141 Mrd. Euro vorschlagen. Der Rest solle gegen Anleihen mit einer Laufzeit von 22 Jahren getauscht werden, die durch den Rettungsfonds EFSF garantiert seien.
Ein alternativer Vorschlag des Bankenverbandes sehe einen Schuldenschnitt von 37 Prozent für Anleihen von 65 Mrd. Euro vor. Die übrigen Schulden würden dann gegen Anleihen mit einer Laufzeit von 15 Jahren getauscht sowie einer etwas höheren Verzinsung.


http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/anleihen-devisen/:staaten-in-finanznot-kerneuropa-droht-der-finanz-gau/60129715.html

chinaman - Mittwoch, 16. November 2011 - 12:29
Schuldenkrise:


Die Ruhe nach dem Sturm auf die Anleihen


An den Finanzmärkten haben sich am Morgen die Wellen nach dem Unwetter vom Vortag etwas gelegt. Dennoch sprechen Analysten von einer trügerischen Ruhe und hoher Nervosität.

Nach der Ausverkaufsstimmung vom Dienstag hat sich am Mittwoch die Aufregung an den Märkten wieder etwas gelegt. So verzeichneten etwa italienische und spanische Staatsanleihen deutliche Gewinne. Die Rendite der zehnjährigen italienischen Anleihen sackte um 25 Basispunkte ab auf 6,82 Prozent und damit unter den als kritisch geltenden Wert von sieben Prozent. Bei den Spanien-Bonds fiel die Rendite um elf Basispunkte auf 6,23 Prozent. Gleichzeitig verkauften die Anleger Bundesanleihen. Die Rendite zehnjähriger Papiere lag bei 1,82 Prozent vier Basispunkte höher als am Vortag. Im Gegenzug fiel der Bund- Future 51 Basispunkte auf 138,23 Prozent.

Nachrichtenagenturen meldeten, dass die Europäische Zentralbank (EZB) wieder am Sekundärmarkt interveniert habe. Die EZB habe größere Volumina italienischer Anleihen als gewöhnlich erworben, schreibt Bloomberg.
Am Dienstag hatten sich Investoren sich zuletzt im großen Stil von Bonds der Länder Frankreich, Niederlande und Österreich getrennt. "Die Spreadausweitungen, die inzwischen auch die solidesten EWU-Mitgliedsstaaten - Niederlande, Finnland, Österreich - gegenüber Bundesanleihen zur Kenntnis nehmen müssen, sind insgesamt als Misstrauensvotum gegenüber der Währungsunion zu werten", schrieb Helaba-Analyst Ralf Umlauf in einem Kommentar. Allianz-Finanzchef Oliver Bäte hält die Entwicklung für nicht gerechtfertigt: "Ich halte das für reine Marktverwerfungen. Es gibt einfach keine Nachfrage." Daher gelinge es einzelnen Investoren leicht, mit konzertierten Aktionen die Anleihe-Kurse zu drücken. "

Deshalb sprechen manche Marktteilnehmer von einer trügerischen Ruhe. "Wir stehen kurz vor einer Eskalationsstufe, und es gibt nur noch einen Rettungsanker - die EZB", sagte ein Analyst der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir haben Rettungsprogramme aufgelegt, Sparpläne ausgehandelt, Regierungen ausgetauscht, aber es hat alles nichts genützt." Entweder Europa laufe jetzt direkt in die Katastrophe oder die EZB schalte sich entschieden ein. "Sie könnten den Schweizer Weg nehmen und sagen, Renditen steigen auf höchstens 4,5 Prozent, ansonsten halten wir dagegen."

Für die EZB hieße das letzten Endes nichts anderes als die Notenpresse anzuwerfen. Die Schweizerische Nationalbank hatte in ihrem Kampf gegen die Aufwertung des Schweizer Franken Anfang September einen Mindestkurs festgesetzt. Mit unbeschränkten Devisenkäufen verhindert sie seitdem, dass der Euro unter die Marke von 1,20 Franken fällt.Die leichte Entspannung an den Anleihemärkten sorgte auch für eine bessere Stimmung an den Börsen. Nach einem schwachen Start drehten die meisten großen Indizes ins Plus. Der DAX stieg von minus einem Prozent auf plus ein Prozent, der Stoxx 600 rückte um gut ein halbes Prozent vor. Dennoch glauben Anleger nicht an eine dauerhafte Erholung: "Es ist ein nervöses Auf und Ab, das kaum noch zu erklären ist", sagte ein Händler der dpa.Infineon verloren mehr als vier Prozent. Europas zweitgrößter Chipkonzern kündigte an, dass der Umsatz im Geschäftsjahr 2012 im mittleren einstelligen Prozentbereich zurückgehen werde. In Zürich fiel die Aktie des Versicherers Baloise um ebenfalls mehr als vier Prozent. Die Assekuranz hat für das Gesamtjahr vor einem "deutlich tieferen" Gewinn gewarnt.

Zu den großen Gewinnern im DAX zählten Bayer mit einem Kursplus von mehr als zwei Prozent und die Deutsche Bank , die sich mit einem Anstieg von einem Prozent etwas von zwei Tagen mit Verlusten erholten. An den Devisenmärkten erholte sich der Euro bis auf 1,3525 Dollar, nachdem er im frühen asiatischen Geschäft noch bis auf 1,3427 Dollar und damit den tiefsten Stand seit einem Monat gefallen war.

Mit Spannung werden heute neben diversen Konjunkturdaten auch zwei Anleihemissionen erwartet. Deutschland hat zweijähriger Anleihen angekündigt. Das Volumen soll bei 6 Mrd. Euro liegen, Portugal will sich über Schatzwechsel mit Laufzeiten von 91 und 182 Tagen Geld beschaffen.

chinaman - Mittwoch, 16. November 2011 - 15:41
Euro-Schuldenkrise:


Frontalangriff auf die EZB


Es kann nur eine geben - nämlich die Europäische Zentralbank. Die Phalanx derer, die die EZB auffordern, die Notenpresse anzuwerfen, wird jedoch immer breiter. Die Frage ist, wie lange die Notenbank noch standhaft bleiben kann. von Frank Bremser (Frankfurt), Martin Kaelble und Fabian Löhe, (Berlin)

Nach außen betont die Europäische Zentralbank (EZB), dass sie keine Staatsdefizite finanzieren wird. Erst kürzlich sagt der scheidende EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark, dass etwa das Anleihekaufprogramm seiner Meinung nach ein Fehler sei und bald beendet werden sollte. Auch Direktoriumsmitglied Jens Weidmann betont immer wieder die Unabhängigkeit des Instituts. Und der neue Chef Mario Draghi galt bislang als Verfechter der Souveränität seines Hauses. Doch die Angriffswellen laufen und die Mauern bröckeln.

Denn die Euro-Zone ist mit der drohenden Ausweitung der Schuldenkrise auf Kernstaaten wie Frankreich nach Einschätzung etwa der EU-Kommission in ernsthafter Gefahr. "Wir sind jetzt wirklich mit einer wahrhaft systemischen Krise konfrontiert", sagte EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso am Mittwoch vor dem Europäischen Parlament in Straßburg. "Das erfordert ein noch stärkeres Bekenntnis von allen und das könnte zusätzliche und sehr wichtige Maßnahmen erfordern."

Durch eine Zersplitterung der EU könne man den Euro nicht stärken. Barroso sprach sich für eine stärkere wirtschaftliche Integration unter den 17 Ländern in der Euro-Zone aus, ohne dabei die verbleibenden zehn EU-Länder zu benachteiligen.
Viele Kräfte favorisieren einen ganz anderen Weg. Vorläufiger Höhepunkt der Angriffe ist ein Interview des französischen Finanzministers Francois Baroin in der Zeitung "Les Echos". Darin sagte er, dass sein Land die Intervention aller Institutionen der Europäischen Union, insbesondere der EZB favorisiere, um die Schuldenkrise zu lösen - de facto heißt das, dass die Bank die Notenpresse anwerfen und weiter Staatsanleihen kaufen soll.

Baroin, der zwar ausdrücklich die Unabhängigkeit der Institution betonte, sagte: "Wir glauben weiterhin, dass die EZB ein wichtiges Element in der Reaktion auf die Krise ist. Wir vertrauen der EZB." Er sagte zudem, dass auch eine Erhöhung der Schlagkraft des Rettungsfonds EFSF ein wichtiger Schritt sei. Gegen beides habe sich Deutschland aber gewehrt. Eine französische Regierungssprecherin betonte am Mittwochmorgen dann noch einmal, dass ihr Land voll auf die EZB setze.

Geithner fordert rasche Erfolge

Und nicht nur in Europa formiert sich die Politik gegen die Stabilitätswächter EZB und Deutschland. Der US-Finanzminister Timothy Geithner attestiert Europa zwar Fortschritte im Kampf gegen die Schuldenkrise, forderte aber rasche Erfolge. Europa könne seine Probleme aus eigener Kraft lösen. Erforderlich sei ein schwieriger Balanceakt zwischen der Stabilisierung der Staatsfinanzen einerseits und der Stärkung des Wirtschaftswachstums andererseits.

Geithner verwies in diesem Zusammenhang auf die außerordentlichen Maßnahmen, die die USA in den Jahren 2007 bis 2009 gegen die Finanzkrise ergriffen hatten, um die Konjunktur in Schwung zu bringen - vor allem Notenpresse und Nullzinspolitik. Der Minister deutete an, dass er sich einen stärkeren Einsatz der Europäischen Zentralbank (EZB) bei der Bewältigung der Krise wünsche. Dazu stünden der Bank zahlreiche Wege offen - welche, ließ er unausgesprochen.Auch Markteilnehmer sprechen immer lauter aus, worauf sie hoffen "Wir stehen kurz vor einer Eskalationsstufe, und es gibt nur noch einen Rettungsanker - die EZB", sagte ein Analyst der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir haben Rettungsprogramme aufgelegt, Sparpläne ausgehandelt, Regierungen ausgetauscht, aber es hat alles nichts genützt." Entweder Europa laufe jetzt direkt in die Katastrophe oder die EZB schalte sich entschieden ein.

Die Analysten von Metzler Research schlagen vor, dass sich die EZB ein Vorbild an der Schweiz nehmen sollte. Die Schweizer Nationalbank hatte Anfang September einen Zielkurs für den Schweizer Franken bekannt gegeben und diesen bislang auch verteidigt. Ähnlich könnte die EZB für kritische Staatsanleihen eine Zielrendite vorgeben. Den entsprechenden Ländern sollten dann Konsolidierungsverpflichtungen auferlegt werden. Nach Ansicht der Analysten würde alleine eine solche verbale Intervention schon für Entspannung sorgen.

Deutliche Worte

Sehr deutlich wird George Magnus von der UBS. Er geht davon aus, dass der deutsche Widerstand gegen eine Defizitfinanzierung durch die EZB bald schwinden wird. "Es ist wahrscheinlich, dass die EZB sich ändern wird. Wir glauben, dass die Deutschen kapitulieren werden und der EZB erlauben werden, Geld zu drucken, ihre Bilanz zu erweitern und eine höhere Inflation zu akzeptieren."

Ein Börsianer sagte Reuters, der Markt wolle die Euro-Zone zwingen, das zu tun, was die Briten und die Amerikaner tun: nämlich die Notenpresse anzuwerfen. Die Zentralbanken in den USA und Großbritannien hatten Anleiheaufkaufprogramme aufgelegt, dabei aber anders als die Europäische Zentralbank (EZB) die zusätzliche Liquidität nicht wieder abgeschöpft.

Am Dienstag hatten sich die Anleiheinvestoren auf die Euro-Zone eingeschossen und auch Kernländer wie Österreich und die Niederlande abgestraft. "Wir haben ein heftiges Kommunikationsproblem, denn offensichtlich verstehen die asiatischen Investoren nicht, dass wir hier auf einem guten Weg sind; dass wir sparen und nicht einfach Geld drucken wie die Amerikaner, sagte ein Händler zu Reuters.Auch die Banken selbst erhöhen den Druck auf die Währungshüter. Nachrichtenagenturen berichten, dass sich die italienischen Geldinstitute um einen besseren Zugang zu Zentralbank-Liquidität bemühen. Bei einem Treffen am Mittwoch wollte der Chef von Unicredit, Federico Ghizzoni, das Anliegen bei der EZB vortragen, hieß es weiter. Dabei sollte es um eine Erweiterung des Rahmens der Sicherheiten gehen, die die Geldhäuser bei der EZB für die Refinanzierungsgeschäfte hinterlegen müssen. De facto geht es um die Annahmen von Ramschpapieren, was die EZB derzeit noch verweigert. Die italienischen Banken stützen sich seit der Eskalation der Euro-Schuldenkrise im Sommer bereits verstärkt auf die Liquiditätslinien der EZB. Angesichts der zunehmenden Eskalation der Euro-Schuldenkrise werden auch unter Ökonomen Rufe nach einem Einschreiten der Europäischen Zentralbank (EZB) immer lauter. "Mit der jüngsten Eskalation muss die EZB entschlossen eingreifen und als letzter Retter agieren", sagte Dani Rodrik, Starökonom an der Harvard University der FTD. Ähnlich äußerte sich der Berkeley-Ökonom Barry Eichengreen: Bei Zinsaufschlägen von sieben Prozent für Italien müsse die Notenbank einschreiten, so Eichengreen.
Raghuram Rajan, Starprofessor von der University of Chicago knüpft an eine stärkere Intervention der EZB Bedingungen: "Es braucht eine gewisse Sicherheit, dass die Regierungen in Spanien und Italien ernsthaft Reformen angehen. Ist das gegeben, könnte die EZB intervenieren, mit einem klaren Zielband für die Spreads vor Augen", sagte der ehemalige Chefökonom des Internationalen Währungsfonds der FTD.

Die EZB kauft derzeit über die Börsen - also nicht direkt von den Ländern - Anleihen der Staaten in finanzieller Not, um die Renditen zu drücken. Die EZB hatte die Käufe bislang aber stark dosiert und in der vergangenen Woche sogar von 9,5 auf 4,5 Mrd. Euro mehr als halbiert. Die Notenbank ist bislang entschlossen, dass die Aufkäufe beschränkt bleiben sollen. EZB-Präsident Mario Draghi hatte jüngst bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als EZB-Chef betont, dass die Käufe nur geldpolitischen Zielen dienten und die Euro-Zentralbank eine Rolle als Kreditgeber der letzten Instanz ablehne. Doch dieses Vorgehen ist auch innerhalb der Zentralbank umstritten.
Bundeswirtschaftsminister Phillip Rösler (FDP) hatte das Ansinnen nach einem unbegrenzten Ankauf mit der Begründung zurückgewiesen, der EZB werde damit die zentrale Rolle bei der Bewältigung der Schuldenkrise gegeben. Kurzfristig zeigten Anleihekäufe zwar die gewünschte Wirkung, sagte der Vizekanzler. "Damit würde aber der Anreiz für eine dauerhafte Stabilität und Reformen in der Euro-Zone verloren gehen." Italien habe im Sommer gezeigt, dass die Bereitschaft zur Modernisierung des Staates sinke, wenn die EZB mit Bond-Erwerbungen Renditen und Risikoaufschläge für Staatsanleihen drücke. "Falls die EZB ihre Schleusen öffnen würde, könnten wir diese nie wieder schließen."

Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sagte beim CDU-Parteitag in Leipzig, es dürfe "keine Staatsfinanzierung durch die Notenbank" geben. Schäubles Widerstand fußt darauf, dass er bei ausgeweiteten Anleiheaufkäufen eine Zunahme von Inflationsängsten in Deutschland fürchtet.Tatsächlich hegen Experten Zweifel, ob Italiens neue Regierung unter Mario Monti die Märkte mit ihren Reformankündigungen noch beeindrucken kann. Die Zinsen auf zehnjährige italienische Staatsanleihen stiegen im Tagesverlauf am Montag wieder von 6,3 auf 6,7 Prozent, nachdem sie am Freitag deutlich gefallen waren. Jüngst hatten sie bei einem Rekord von 7,5 Prozent gelegen. Zu diesem Preis ist es so gut wie unmöglich, neue Bonds an den Mann zu bringen und gleichzeitig die Zinslast eines Staates in einem gesunden Maß zu halten. Auch aus Deutschland kommen entsprechende Stimmen: Es brauche ein Statement, dass Länder wie Spanien oder Italien jede Refinanzierungsmöglichkeit bekommen, um nicht insolvent zu gehen, sagte Thomas Straubhaar, Chef des Hamburger Forschungsinstitut HWWI der FTD. "Das kann man über fiskalpolitische Mittel machen. Wenn dafür aber - speziell in Deutschland - kein Konsens gefunden werden kann, dann bleibt nur die Geldpolitik."

Mit Einschränkungen befürwortet auch der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Dennis Snower, eine Intervention: "Es ist eigentlich Aufgabe der Fiskalpolitik und nicht der Geldpolitik, diese Fehlentwicklungen anzugehen - gelingt es der Politik jedoch nicht, verantwortungsvolle Fiskalpolitik zu machen, so muss die EZB notfalls eingreifen", sagte Snower. "Solche Anleihekäufe durch die Notenbank sind bedenklich, aber in einer solchen Krise kann man es gerade noch verstehen - es kann jedoch nicht mehr als eine temporäre Lösung sein." Die EZB müsse den Reformprozess Italiens begleiten, indem sie den Zins auf ein erträgliches Niveau drückt, sagte auch Thomas Mayer, Chefökonom der Deutschen Bank, der FTD.

Und die Angriffe zeigen erste Wirkung: Am Markt heißt es, die EZB habe am Mittwoch größere Volumina italienischer Anleihen als gewöhnlich erworben, ebenso spanische Papiere.

prof - Freitag, 25. November 2011 - 09:35
Ich rechne fest damit, dass in den nächsten Tagen die Alternativlosigkeit zu Euro-Bonds und Anleihekäufen auch in Deutschland festgestellt wird.
Dann sollten die Märkte durchatmen!
Prof

chinaman - Freitag, 25. November 2011 - 10:10
Die Märkte versuchen momentan Angie dazu zu zwingen ...

tk_boerseninfo - Dienstag, 6. Dezember 2011 - 09:12
Ich sag nur eines: "Big Brother is watching you!" Es ist doch schon eine Farce, dass eine Ratingagentur die Frauen und Herren Politiker wie Marionetten aussehen lässt.
Schade, dass wir Europäer nicht ein halb so starkes Selbstvertrauen wie die Amerikaner haben. Sonst würden wir ganz anders mit dieser Krise umgehen.
Die Frage ist nur, wer schmiert die Ratingagenturen, allen voran S&P? Die amerikanische Regierung oder vermögende Hedgefondsspezies wie Soros und Kumpanen?

Nix für ungut, aber das läuft doch derzeit ab wie in einem schlechten Krimi, oder?


Grüße
tk

chinaman - Dienstag, 6. Dezember 2011 - 10:16
Es geht um viel ... Die Rolle des USD als Weltreservewährung soll unter allen Umständen verteidigt werden.

Da bieten die ja faktisch vorhandenen vielen Geburtsfehler des Euro jede Menge Steilvorlagen.

chinaman - Donnerstag, 8. Dezember 2011 - 07:33
Goldman wettet gegen europäische Unternehmen


http://www.deutsche-mittelstands-nachrichten.de/2011/12/12033/


In diesem Zusammenhang interessant ... Welche europäischen Politiker bzw. Funktionsträger sind als gut vernetzte Goldman Berater bekannt ?


Es sind:

Mario Draghi
Mario Monti
Lucas Papademos

chinaman - Donnerstag, 8. Dezember 2011 - 13:02
16 Wege aus der Krise


Sorge um Deutschland und Europa


06.12.2011 Mit ihrer Bogenberger Erklärung zeigen sich Experten um den Präsidenten des Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, tief besorgt über die Lage der Europäischen Währungsunion. In 16 Thesen weisen sie auch einen Weg aus der Krise.


http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/16-wege-aus-der-krise-sorge-um-deutschland-und-europa-11552994.html

chinaman - Mittwoch, 21. Dezember 2011 - 18:33
auch hier haftet der deutsche Michel über die Beteiligungsquote an der EZB ...


Schuldenkrise:


Italien druckt Geld für seine Banken


Die Europäische Zentralbank fordert für die Vergabe von Krediten an Geschäftsbanken ein Pfand. Dafür reichen auch Schuldtitel der Geldhäuser selbst - wenn der Staat dafür haftet. Auch, wenn dieser Staat selbst in Finanzierungsnöten steckt. von Barbara Schäder Frankfurt
Die italienischen Banken haben sich die Sicherheiten für die am Mittwoch vergebenen Dreijahreskredite der Europäischen Zentralbank (EZB) selbst gebastelt. 14 Geldhäuser hätten am Dienstag Anleihen im Volumen von fast 40 Mrd. Euro einzig allein zu dem Zweck aufgelegt, die Papiere als Pfand bei der EZB zu hinterlegen, berichten mehrere Nachrichtenagenturen. Die Anleihen wurden mit einer staatlichen Bürgschaft versehen, damit die EZB sie annimmt. Die Zentralbank akzeptiert normalerweise keine unbesicherten Anleihen als Pfand, die vom Kreditnehmer selbst emittiert wurden.
Sollte das Beispiel Schule machen, könnten die Euro-Krisenstaaten ihren Banken praktisch Zugang zu unbegrenzten EZB-Krediten verschaffen. Die Notenbank hat die Standards für die Kreditvergabe wegen der Schuldenkrise ohnehin schon stark gelockert. Die Institute erhalten derzeit zum Zinssatz von einem Prozent so viel Geld, wie sie benötigen - vorausgesetzt, sie hinterlegen Sicherheiten mit entsprechendem Wert. Können sie diese Sicherheiten mit staatlicher Unterstützung selbst produzieren, fällt praktisch die letzte Grenze für den Rückgriff auf EZB-Geld.
14 Banken beantragten Garantien
Die Agenturberichte stützen sich auf eine Mitteilung der Börse in Mailand, wo die neuen Bankanleihen mit Staatsgarantie seit Dienstag gelistet sind. 14 Banken hätten bis Dienstagabend staatlich garantierte Bonds im Volumen von 38,4 Mrd. Euro ausgegeben, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters aus dem Dokument.
Die italienische Regierung hatte am 4. Dezember ein Gesetz erlassen, nach dem Banken in Refinanzierungsnöten Staatsgarantien für ihre Verbindlichkeiten beantragen können. Rom griff damit auf ein Instrument aus der Zeit nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers vor drei Jahren zurück. Wie heute hatten auch damals viele Banken Probleme, Abnehmer für ihre Anleihen zu finden. Deshalb wurden in 15 EU-Staaten Garantieprogramme für Bankanleihen aufgelegt. In Deutschland emittierten damals unter anderem Commerzbank , HSH Nordbank und IKB staatlich garantierte Anleihen.Wegen der aktuellen Probleme von Banken nicht nur in Italien will die EU-Kommission solche Garantieprogramme unter bestimmten Bedingungen erneut zulassen. Der Vorschlag zielte allerdings in erster Linie darauf ab, das Vertrauen von Investoren in Bankanleihen zu stärken, damit sich die Geldhäuser am Markt refinanzieren können - und ihre Abhängigkeit von der EZB schwindet.

chinaman - Dienstag, 15. Mai 2012 - 09:22
Kreditklemme


von Mr N. N.

Liebe Leserin, lieber Leser,

Erinnern Sie sich? Erst vor wenigen Wochen und Monaten war es EZB-Chef Mario Draghi, der gleich zwei mal die Dicke Bertha" im Gesamtvolumen von gut einer Billion Euro abschoss. Erklärtes Ziel dieser Notmassnahmen war ja Draghi zufolge die Verhinderung einer Kreditklemme in der Euro-Zone.


Kreditklemme in den Krisenländern


Nun ist es wohl trotz dieser gigantischen Stützungsmassnahmen doch zu einer massiven Kreditklemme in den südeuropäischen Krisenländern gekommen. Dies berichtet zumindest der designierte Vorstandschef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, in der FAZ vom vergangenen Freitag. Selbst der deutsche Mittelstand spüre nun indirekt eine Kreditklemme. Dies komme daher, weil Kunden des deutschen Mittelstands in den Krisenländern immer schwieriger an Kredite kämen.


Rausziehen von liquiden Mitteln"


Vor dem Hintergrund der verschärften Krise versuchen nun Fitschen zufolge ALLE Unternehmen, liquide Mittel aus den Krisenländern rauszuziehen. Weiter sei es so, dass deutsche Unternehmen Verträge aus Furcht vor einem möglichen Kollaps der Währungsunion so gestalteten, dass Forderungen explizit in Euro zu begleichen seien. Ja, die realwirtschaftliche Krise in Südeuropa spitzt sich dramatisch zu. Es bleibt abzuwarten, mit welch weiteren Notmaßnahmen die Truppe um Mario Draghi auf die äußerst prekäre Lage reagieren wird. Ob er aber wie Helikopter Ben" mit dem Hubschrauber über Madrid oder Athen Euro-Scheine abwerfen wird, ist aus heutiger Sicht zu bezweifeln.


Europäische Schuldenmaschine


Womöglich braucht es ja am Ende gar keinen Helikopter Mario". Ab dem 1.Juli soll es ja die ESM-Bank richten. Die Abstimmung über den ESM (Europäischer Stabilitätsmechanismus) soll ja noch vor der Sommerpause (laut offizieller Planung am 25.5.) im Deutschen Bundestag stattfinden. Ähnlich wie bei der Thematik Target-2" hat sich der Bund der Steuerzahler Bayern e. V. (www.esm-vertrag.com) umfassend mit der Materie befasst.


Putsch gegen das eigene Volk


In einer Kurzanalyse vom März diesen Jahres kommt der Bund der Steuerzahler Bayern zum Ergebnis, dass die beabsichtigte Genehmigung/Ratifizierung der ESM-Bank geeignet sei, Deutschland und seine Bürger finanziell zu ruinieren. Deutschlands Finanzhoheit werde damit endgültig und unwiderruflich ausgehebelt und beendet. Das bestehende Gesetz: Kein Land haftet für ein anderes" werde ins Gegenteil verkehrt. Dies würde den deutschen Staat und die Masse seiner Bürger finanziell ruinieren. Deutschland werde als freier Nationalstaat eliminiert und wäre der unkontrollierbaren Gewalt der ESM-Mega-Bank und ihrer Gouverneure ausgeliefert.


Gigantisches Haftungsvolumen


Die deutschen Bürger haften dem Bund der Steuerzahler Bayern zufolge vertragsgemäß (wenn die anderen Euroländer ausfallen) in voller Höhe für das gesamte Haftungskapital des ESM von (derzeit zumindest) 700 Milliarden (Art. 9, Art. 10, Art. 25 Abs. 1 c, 2). Die Haftung sei nicht auf 27 % beschränkt! Die ESM-Haftung entspreche faktisch Eurobonds. Der Haftungsfall würde Deutschland und seine Bürger finanziell in die Steinzeit zurückwerfen.


Wohl gemerkt, dabei handelt es sich um die Meinung des Bundes der Steuerzahler Bayern.


Dennoch sei angemerkt, dass massenmedial eher auf Sparflamme" über die ESM-Details berichtet wird. Ein Schelm wer nun denkt, dass womöglich die entscheidende Abstimmung im Bundestag just in die Zeitspanne verschoben wird, in der es in deutschen Landen nur um EINES geht:


um die Fußball EM in Polen und der Ukraine


Quelle: Kapitalschutz Akte

prof - Dienstag, 15. Mai 2012 - 09:44
Das klingt gar nicht gut. Die Frage ist nicht ob, sondern wie die Katastrophe hereinbricht: Relativ schrittweise oder urplötzlich?

hoyke - Mittwoch, 16. Mai 2012 - 19:14
Diese Texte drohenden Ungemachs - um nicht zu sagen Untergangsszenarien- lassen sich täglich auf "MMnews" abrufen.... Viele Texte sind von namhaften Leuten (z.B. Hans Werner Sinn) verfasst- einige von Marktschreiern.

Seit gefühltermaßen 3 Jahren lese ich dort ab und an. Angangs habe ich mich davon fast so anstecken lassen, das meine Trade-Entscheidungen davon beeinflusst waren. Der Untergang ist aber ausgeblieben, der DAX stieg sogar - insbesondere seit Herbst 2011....

...trotz aller Skepsis unserem System gegenüber ist dieses System robuster als viele annehmen.

prof - Mittwoch, 16. Mai 2012 - 20:48
Die DDR hat auch 40 Jahre lang existiert und ihr wurde seit ihrer Gründung der Untergang vorhergesagt. Erst 1989, als kaum noch jemand an einen Untergang geglaubt hat, wurde das System innerhalb weniger Wochen hinweggespült. Auch das k.o. der Eurozone kann innerhalb weniger Wochen kommen.

Wenn immer mehr gedrucktes Geld in das System gepumpt wird und Deutschland für alle Euro - Länder der Zahlemann wird, dann wird das dramatische Folgen haben. Der Zeitpunkt ist ungewiss, aber wenn man die dramatische Lage, speziell in Spanien ansieht und die immer nachlässigere Haltung gegenüber Defizitsündern, dann dürfte es sich nur noch um einen Zeitraum bis zu drei Jahren handeln.
Der kleine Mann versteht nicht, was hier vor sich geht und wie sein Vermögen verjubelt wird.
Prof

hoyke - Donnerstag, 17. Mai 2012 - 09:30
...womit will sich dann im Fall der Fälle unser Finanzsystem "wiedervereinigen" ?

chinaman - Donnerstag, 17. Mai 2012 - 21:41
"trotz aller Skepsis unserem System gegenüber ist dieses System robuster als viele annehmen. "

Das System läuft solange sich Leute finden, die in das Kettenbriefsystem Staatsanleihen einzahlen ...

hoyke - Freitag, 18. Mai 2012 - 07:07
...das sage ich meinen Leuten seit Jahren- genau diesen Satz !!

....es gab 1977 die Dokumentation "Global2000"- eine Endzeitbeschreibung bezüglich Umwelt und Ressourcen - nahezu nichts hat davon gestimmt oder ist bsiher eingetreten..... vielleicht aber ion 10 oder 20 Jahren...

al_sting - Freitag, 18. Mai 2012 - 22:41
Richtig kritisch wird es m.E. nicht, so lange sich Menschen noch Sorgen machen, sondern erst wenn sich niemand mehr Sorgen macht.
Übersetzt auf Börse: Wenn auch der Taxifahrer über Aktienkäufe redet.
Ist es schon so weit?

Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Das Experiment Euro: Archivierte Beiträge bis 18. Mai 2012