Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Strategie Al Sting: Archivierte Beiträge bis 22. April 2010
al_sting - Sonntag, 3. Januar 2010 - 23:44
In diesem Faden soll die Strategie des Musterdepots von Al Sting diskutiert werden.
Diese Strategie kann (und darf) sich mit der Zeit entwickeln und damit etwas verändern.

Grundsätzlich halte ich mich für einen Fundi. Aber einen, der von Chartis lernen will.

Konzept:
Ich plane, mein Depot auf vier Säulen aufzustellen, die allesamt (im Einkauf) mit etwa 25% gewichtet werden sollen. Diese Säulen sind für 2010 (am Ende des Jahres zu überprüfen):
- Umwelt(technik)
- Energie
- schlecht gelaufene Region(en)
- sonstige interessante Nebenwerte

Pro Säule rechne ich mit drei "Einsätzen", also insgesamt mit 12 ganzen Einsätzen (oder entsprechend mehr halben Einsätzen). Dabei kann es bei einzelnen Werten zu Überschneidungen kommen, so dass sie u.U. auch zwischen den Säulen "verschoben" werden könten.

Investitionsgrad: Ich bin üblicherweise gerne voll investiert, solange die Börse nicht abstürzt. Im Sommer 2007 habe ich in Voraussicht der Krise etwa 40% verkauft - und mit dem als stabil eingeschätzten Rest bis Anfang 2009 immer noch anteilig fast 50% verloren (also gesamt etwa 30%). Lehrgeld.
Aktuell suche ich teilweise noch nach geeigneten Werte. Daher kann der komplette Depotaufbau ein paar Wochen dauern.

Käufe:
Ich arbeite üblicherweise mit zwei unterschiedlichen Einstiegsgrößen:
- Ein "ganzer" Einsatz" bei sicheren und perspektivreichen Werten.
- Ein "halber" Einsatz bei als riskant angesehenen Werten oder bei Werten, bei denen ich einen ersten Fuss hineinsetzen will, einen sinkenden Kurs für wahrscheinlich halte und später fest aufstocken will, aber auch ein frühzeitiges Abheben für möglich halte.
- Ich habe Profs Vorgehensweise zu schätzen gelernt, vor dem Kauf den Kaufwunsch mit Konditionen anzusagen. Daran will ich mich orientieren.

Aufstockung:
- Aufstockung nach Gefühl und ohne feste Regeln, aber grundsätzlich entweder bei unberechtigt fallenden Kursen (der tödliche Nachkauf ;-)) oder bei sehr positiven Fundamentalentwicklungen, die der Kurs nicht rechtzeitig abbildet.
- Aufstockung bis auf maximal "doppelten" Einsatz.

Verkauf:
- (Teil)Verkauf spätestens bei "dreifachem Einsatz" = 25% des Depotwertes.
- stw's "Bei 30% Verlust Nachkauf oder Verkauf"_Regel habe ich bislang nicht konsequent durhgezogen, aber ich will hier an meiner Selbstdisziplin arbeiten. Insbesondere der nicht erfolgte Verkauf schlechter Werte (z.B. Masterflex, Darco, Asia Water) hat bei mir zu bitteren Verlusten geführt.

Diskussionen:
Sind ausdrücklich erwünscht!
Sowohl kritische Fragen und Hinweise zu Konzept und Einzelwerten als auch Inspirationen für weitere Werte.

prof - Montag, 4. Januar 2010 - 08:51
Das sind sehr feste Regeln. Du wirst im Laufe der Zeit merken, dass sich diese nicht in dieser Konsequenz durchziehen lassen.
Es ist auch Improvisation gefragt.

Viel Erfolg - Prof

al_sting - Montag, 4. Januar 2010 - 19:03
Dann siehe diese Regeln als Orientierung nicht zuletzt für mich selber an.
Sofern sie sich als untauglich erweisen, sollen sie auch verändert, temporär ignoriert oder ganz gestrichen werden.
Mal schauen.

al_sting - Montag, 15. März 2010 - 12:05
Nach 2,5 Monaten kann ich mal einen ersten Rückblick durchführen. Wie beschrieben soll mein Depot auf vier Säulen aufbauen.
Ich orientiere mich also an dieser Aufteilung:

1. Säule Erdöl / Energie
Die Säule „Energie / Öl“ hat sich, wie auch von Beginn an gedacht, zu einem reinrassigen Petroleum-Schwerpunkt entwickelt. Dabei setze ich voll auf Wachstumsfirmen, die ihre Förderung ausbauen wollen und keine bzw. nur kleine Dividenden ausschütten wollen.
Diese Säule soll voll investiert etwa 25% des Depotwertes umfassen (Einkaufswerte!), aufgeteilt in drei ganze Positionen à 8.000€ oder teilweise auch halbe Positionen à 4.000€.

Ich gehe auch zukünftig von einer steigenden Nachfrage nach Erdöl/Erdgas aus, die mit herkömmlicher Förderung schwerer zu erfüllen ist.
Für eine Steigerung der Erdöl- und Erdgasförderung sehe ich drei mögliche Konzepte, in denen ich jeweils mit einer Firmenbeteiligung eingestiegen bin:

- Suche, Entdeckung und Erschließung neuer großer Erdölvorkommen: Das ist mittlerweile sehr selten. Rund um die Falkland-Inseln sehe ich dafür realistische Chancen, daher mein Investment in den Falkland Islands Holding als Profiteur jeglicher Funde rund um die Falklands.
Größenordung: eine ganze Position

- Neue oder gesteigerte Förderung in bekannten, aber aus verschiedensten, beispielsweise politischen Gründen bislang behinderten Feldern. Hier sehe ich im Irak gute Chancen. Die besten Konditionen, aber auch die höchsten politischen Risiken zeigen sich bei den Lizenzen im Nordirak. Hier ist DNO International sehr stark vertreten, daher mein Investment in DNO.
Größenordung: eine ganze Position

- Steigerung der Förderung erschlossener Ölfelder durch Einsatz neuer, unkonventioneller Techniken sowie weiterer Bohrungen. Beliebter Kommentar von Ölleuten: „Öl findet man am besten dort, wo man schon mal Öl gefunden hat, man muss nur noch einmal etwas tiefer bohren.“ Hier setzt mein Investment in TransAtlantic Petroleum an.
Größenordnung: Zum Einstieg nur eine halbe Position, Aufstockung nicht ausgeschlossen.

Für diese Säule steht insgesamt noch eine halbe Position aus. Dafür kommt nach derzeitiger Einschätzung dreierlei in Frage: Eine Aufstockung von Transatlantic Petroleum, die Investition in eine ähnlich gelagerte Firma oder der Einstieg in ein anderes interessantes Feld, die Anlagenbauer- und Servicefirmen für die Petroleumexploration. Aufgrund des großen Investitionsstaus bei der Erdölerschließung dürfte auf diese Branche in den nächsten Jahren ein enormes Wachstum zukommen.

Rückblick:
- DNO hat sich bislang mit +25% in zwei Monaten sehr gut entwickelt. Aufgrund der weitergehenden Stabilisierung im Irak und der gut verlaufenen Wahlen und aufgrund meiner Einschätzung, dass die Kurden in der neu zu bildenden Regierung beteiligt sind und ihre Erdölinteressen nachhaltiger durchsetzen können, gehe ich hier weiterhin von einer positiven Entwicklung aus.

- Falkland Islands Holding hat sich mit -16% nicht so prickelnd entwickelt. Ich sehe auch hier im Wesentlichen politische Ursachen: Argentinien konnte mehr politischen Druck aufbauen als erwartet, indem es ganz Südamerika auf seine Seite ziehen konnte und selbst die USA zu einem zurückhaltend-neutralen Kurs gebracht hat. Ich rechne nicht mit erneuten militärischen Auseinandersetzungen um die Falklands, aber schon mit dauerhaften Spannungen zwischen Argentinien und Großbritannien. Das könnte den Kurs weiterhin unter Druck setzen.
Nichtsdestotrotz sind hier kurzfristig die Bohrergebnisse bei Desire, Rockhopper und FOGL am Wichtigsten. Wenn zumindest eine Bohrung gute Resultate zeigt, kann es gut weitergehen. Wenn nicht – schauen wir mal. Fazit: Hohes Risiko, hohe Chancen.

Insgesamt bin ich mit der Entwicklung dieser Säule zufrieden. Ich hoffe, mit der Wahl von drei recht unterschiedlichen Firmen eine faire Risikostreuung bei jeweils sehr chancenreichen Konzepten erreicht zu haben. Future will tell…

2. Säule: Umwelt / Regenerative Energien
Wie auch bei der Petroleumbranche denke ich hier primär an Wachstumswerte.

Auch hier soll insgesamt 25% des Gesamtwertes investiert werden, aufgeteilt in drei Positionen à 8.000 € oder entsprechend mehr halbe Positionen à 4.000 €.
Meine ursprüngliche Konzeption ging dahin, auf Biogas, Wind und evt. Sonne, evt. Wasser zu setzen.
Bei Biogas habe ich mich für den Anlagenbauer und -betreiber Envitec entschieden und fühle mich mit der Wahl nach wie vor sehr wohl. Es muss sich allerdings zeigen, ob (und wann) wie erhofft in dieser Branche insgesamt eine deutliche Nachfragesteigerung einsetzt.

Bei Wind hatte ich auf Nordex gesetzt, bin mittlerweile aber wegen Insiderverkäufen wie auch unsicherer Umsatzaussichten skeptisch geworden und wieder ausgestiegen. Auf kurze Sicht zu recht, da Nordex seit meinem Ausstieg etwa 15 – 20 % verloren hat. Als mögliche Alternativen sehe ich hier Repower und Vestas – allerdings hatten mich die Kennzahlen hier bisher nicht überzeugt. Schaun mer mal.

Bei Sonnenenergie sieht es noch viel düsterer aus. Hier ist aktuell wie auch m. E. in absehbarer Zukunft Schlachteplatte angesagt.
Ich kann derzeit nicht einschätzen, ob und wie weit es noch abwärts geht, wer Bankrott gehen und wer wie Phoenix aus der Asche erstehen wird. Das Ganze erinnert mich etwas an den neuen Markt: Auch ein Absturz um 99% bedeutet nicht, dass es danach wieder aufwärts gehen muss. Die allgemeine Stimmung für die Solarbranche ist m.E. noch viel zu gut, als dass der Boden erreicht ist. Daher stehe ich hier mit viel Vorsicht vor einem möglichen Zukauf.

Ähnlich sieht es mit anderen umwelttechnischen Alternativen beispielsweise im Wassersektor aus. Derzeit springt mich kein Wert so überzeugend an, dass ich ihn in mein Depot legen muss. Daher heißt es hier weiterhin abwarten und ich halte mir die weiteren beiden Positionen auf absehbare Zeit offen.

3. Säule: Schlecht gelaufene Märkte
- Hier wollte ich ursprünglich in Osteuropa und in Island investieren.
Island: Die Börse ist so klein, da macht nur ein Investment in den Index Sinn. Nur dafür fand sich bislang keine Nachbildung als passiver Indexfonds oder Index-Zertifikat. Mal schauen, wann der Markt entsprechendes bringt.

Nordosteuropa = Baltikum: Hier habe ich einerseits in den Indexfonds investiert (halbe Position), andererseits in die hier schon legendären BiB-Beteiligungen (ganze Position). Der Indexfonds hat sich als wahrer Glücksgriff erwiesen und ist um über 30% angesprungen. Bei BiB erwarte ich zumindest teilweise eine Partizipierung am Indexerfolg.

Südosteuropa sieht etwas anders aus. Der Indexfonds (halbe Position) hält sich, von meiner Firmenbeteiligung SW Umwelttechnik habe ich mich wieder getrennt. Im Rückblick keine falsche Entscheidung.
Sollten sich die Probleme in Griechenland wieder weiter zuspitzen, halte ich Auswirkungen auf die Region für nicht unwahrscheinlich. Daher werde ich hier die Entwicklung genau im Auge behalten und im Zweifelsfall (auf chartabhängig) einen Verkauf erwägen.

Derzeit sind also insgesamt zwei von drei Positionen investiert.
Für die dritte Position habe ich Geduld. Ich befürchte, dass bald auch andere Länder beispielsweise in Südeuropa, den britischen Inseln oder den USA finden, die in das Raster der abgestürzten Märkte passen.

4. Säule: Interessante Nebenwerte und Schnäppchen.
Diese Säule ist für grundsätzlich unterbewertete Werte gedacht. Es muss sich dabei nicht um Wachstumswerte handeln, eher denke ich an „langweilige“ Werte, die völlig unter Wert und unter Buchwert gehandelt werden.
Allerdings hätte auch ein Wachstumswert wie MOX Telecom hier seine Berechtigung gefunden, wäre ich denn der Entdecker gewesen. So gehen hier die Blumen an Helmut, dem ich für die Anregung und Bereicherung in meinem Privatdepot danke.
Bislang ist diese Rubrik komplett leer, darf es auch eine Weile bleiben. Falls es, wie auch ich für nicht unwahrscheinlich halte, zu einem erneuten Nachgeben der Börsen kommt, werden die Möglichkeiten sicherlich zahlreicher.

Kurze Zusammenfassung des jeweiligen Investitionsgrades:

Säule Energie/Öl: 2,5/3
Säule reg. Energien / Umwelt: 1/3
Säule gefallene Märkte: 2/3
Säule Schnäppchen: 0/3
Investitionsgrad gesamt: 5,5 /12, etwas unter 50%

Depotentwicklung gesamt: +2,1%
Das ist nicht unbedingt heldenmäßig, aber ehrlich gesagt bin ich derzeit schon ganz zufrieden, überhaupt positiv abzuschneiden. Mal sehen, was das Jahr noch so mit sich bringt.
Angesichts meiner durchaus vorhandenen Skepsis in die Märkte sehe ich keinen Druck, meinen Investitionsgrad zu schnell zu steigern. Auch wenn man nichts ausschließen sollte…

Ciao, Al Sting

stw - Donnerstag, 18. März 2010 - 21:56
Vielen Dank für diese sehr interessante Zusammenfassung Deiner Gedanken. Das sieht alles sehr strukturiert aus und hat Hand und Fuß. ICh bin davon überzeugt, dass Du bei konsequenter Umsetzung einer derart klaren Strategie langfristig schöne Erfolge erzielen wirst.

:-) stw

al_sting - Dienstag, 6. April 2010 - 21:35
Ich schrieb unter "Depotvergleichsgrafik" erst vor vier Tagen "Auch ich habe deshalb bislang eher zurückhaltend investiert und bin eigentlich gewillt, erst im Herbst über einen vollen Einstieg nachzudenken."

Und heute schicke ich gleich drei Kaufanträge ab. *hüstel*
Hier muss ich wohl mal den ollen Adenauer bemühen: "Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern."
Manchmal muss man sich eben flexibel zeigen. ;-)

Nein, im Ernst: Ich habe bei erneutem Nachdenken zwei grundsätzliche Eindrücke gewonnen:
- Die weltweite Finanzkrise könnte ihrem Ende endgegengehen.
- Die deutsche produzierende Industrie hat diese Krise wesentlich besser überstanden als die Industrie vieler anderer Industrieländer (weitgehend ohne substanzangreifende Einbrüche). Durch die aktuelle Euro-Zweifel wird unsere Währung auch nicht in einem Maße aufgewertet, der die Gewinne wieder zunichte macht. Daher dürfte unsere Industrie im Vergeich eher gestärkt in den neuen Aufschwung gehen.
--> Die deutsche produzierende Industrie könnte somit langfristig gar ein Profiteur dieser Krise sein. Das sollte sich mittelfristig in den Aktienkursen widerspiegeln.

Aufbauend auf diesen Überlegungen habe ich zudem den Eindruck gewonnen, dass viele Nebenwerte trotz deutlich verbesserter Rahmenbedingungen das Vorpreschen der großen DAX-Werte noch nicht vergleichbar antizipiert haben und darin ein Grund unserer kollektiven Unterperformance des ersten Quartals liegt. Daher jetzt mein Einstieg in zwei immer noch recht zerbombte Werte für die Nebenwertesäule. Vielleicht wird diese Säule bald noch weiter aufgefüllt.

REpower als langfristig orientierter Wachstumswert gehört in eine ganz ander Säule und geht mir schon seit Wochen durch den Sinn.

Mal sehen, ob sich mein Kurswechsel als richtig erweist. :-)

Ciao, Al Sting

chinaman - Mittwoch, 7. April 2010 - 06:27
"Mal sehen, ob sich mein Kurswechsel als richtig erweist. :-) "

Ja, das wird spannend zu beobachten sein. Momentan liege ich ja mit meinen Shorts gnadenlos falsch, die Bullen feiern einfach Party (bei Mini Umsätzen).

Ich werde mich jedenfalls nicht in diesen Markt locken lassen. Allenfalls werde ich phasenweise Longs für sehr begrenzte Zeit in das Depot nehmen. Sollten die Bullen den Dax unbedingt Richtung 7000 treiben wollen, werden Sie es eben tun.

Als privater Investor habe ich keinen Performancedruck wie Fondsmanager. Ich kann eh nur handeln, was ich glaube.

Ich glaube eben nicht, dass die Krise vorbei ist. Wir sehen eine künstliche Blase bewusst erzeugt von (eigentlich bankrotten) Investmentbankern mit Hilfe von Staatsknete zum Nulltarif.

Eine Wirtschaft, die nur von Kostensenkungen lebt und keine Lohnerhöhungen finanzieren kann, ist keine gesunde Wirtschaft.

Die eigentlich gar nicht vorhandene Staatsknete wird dauerhaft mit Sicherheit kein Wirtschaftswachstum schaffen können.

al_sting - Montag, 12. April 2010 - 11:11
Wie schon im zugehörigen Faden beschrieben habe ich Frosta in meine Säule "Umwelt / Regenerative Energien" einsortiert. Das ist durchaus diskussionswürdig und hat zwei Gründe: kanppes Angebot und die besondere Branchenpositionierung von Frosta.

- Im Bereich regenerativer Energien sehe ich derzeit relativ viele Werte, bei denen ich interessiert zusehe, aber jetzt nicht einsteigen würde. Viele Aktien sind durch mageren Auftragseingang und die großen Sorgen der Solarindustrie unter Druck. Ich habe mir hier mit Envitec und Repower ganz bewusst zwei Firmen ausgesucht, die auch in schwierigen Zeiten Unterstützung durch die Großaktionäre finden, welche bei Verkaufsdruck ihre Anteile konsequent aufstocken und damit das Risiko deutlich senken. Auf mittelfristige sicht sehe ich bei beiden großes Potential.

- Frosta ist zwar kein Unternehmen einer genuinen Umweltbranche, hat aber innerhalb seiner Branche eine Spitzenstellung inne, was die fokussierung auf Nachhaltigkeit (CO2-Fußabdruck u.a.) und Offenheit gesetzt wie kein anderes Unternehmen der Branche und baut (neben dem "Reinheitsgebot") darauf den Markenkern für seine Premiummarke "Frosta" auf, so dass es m.E. gut in diese Säule passt. Eine spätere Verschiebung in die Säule Nebenwerte ist bei Bedarf nicht ausgeschlossen.

al_sting - Freitag, 16. April 2010 - 08:01
Mal wieder ein Wort zu meiner Strategie: Wie man sehen kann, habe ich in den letzten Tagen massiv zugekauft und will das weiter fortsetzen.
Dafür gibt es zwei bereits erwähnte Gründe:
1. (03.01.2010): "Ich bin üblicherweise gerne voll investiert, solange die Börse nicht abstürzt."
2. (06.04.2010): "Die deutsche produzierende Industrie könnte somit langfristig gar ein Profiteur dieser Krise sein. Das sollte sich mittelfristig in den Aktienkursen widerspiegeln."
Mittelfristig rechne ich mit etwa 15 Werten im Depot.

Einige Werte, insbesondere aus meiner Umweltsäule, sind zwar Geld verdienende Wachstumsunternehmen, aber nach fundamentalen Gesichtspunkten (KGV, Buchwert) nicht immer günstig bewertet. Hier hat als Zusatzargument für den Einstieg ein guter Chart mitgewirkt. Sollte der Chart abstürzen, ist hier ein schneller Ausstieg nicht unwahrscheinlich.
Wenn ich später andere, grundsätzlich attraktiver bewertete Aktien sehe, ist auch ein Austausch der Werte angedacht.

Ich bin selber neugierig, wie erfolgreich dieser für mich eher neue Ansatz arbeitet. "Kauf- und Schlaf"-Investoren würde ich von diesen Werten eher abraten.

Ciao, Al Sting

al_sting - Freitag, 16. April 2010 - 20:41
Für meinen Bereich "Energie / Öl" habe ich noch einen halben Einsatz offen. Wie hier am 15.03. geschrieben, hatte ich dafür dreierlei Ansätze im Sinn: "Eine Aufstockung von Transatlantic Petroleum, die Investition in eine ähnlich gelagerte Firma oder der Einstieg in ein anderes interessantes Feld, die Anlagenbauer- und Servicefirmen für die Petroleumexploration."

Transatlantic hat sich so glänzend entwickelt und ist doch so schlecht kalkulierbar, dass sich eine Aufstockung dort nicht anbietet.
Ich habe mich stattdessen bei den Anlagen- und Servicefirmen umgeschaut und werde mir als vierten Wert dieser Säule Lamprell ins Depot holen, einen Spezialausrüster für Bohrplattformen.
Damit wäre die zweite Säule komplett investiert.

Ciao, Al Sting

al_sting - Dienstag, 20. April 2010 - 14:44
So! Mit dem Zukauf von Lamprell ist der Depotaufbau vorerst abgeschlossen. Ab jetzt heißt es "nur noch" abwarten, Dividenden kassieren und bei Änderungen angemessen reagieren.
Eine der schwersten Herausforderungen word dabei für mich sein, wieder rechtzeitig bei einem Abschwung den Ausstieg zu finden. Hier hat sich Profs bislang als Meister gezeigt, so dass ich mich zumindest bei einem größeren Teil meiner Werte an seinen grundsätzlichen Vorgaben orientieren will.

Wie man sieht, habe ich mich bemüht, mein Depot in verschiedene, voneinander relativ unabhängige, aber allesamt aussichtsreichen Bereiche auszurichten. Falls ich mich in einer Branche irre, sollen es die anderen Bereiche auffangen. Ähnlich die Überlegung bei den einzelnen Werten pro Säule.
Bei Öl/Gas und schlecht gelaufenen Regionen ist meine Strategie bislang geradezu unerwartet gut aufgegangen.
Bei den Nebenwerten, die allesamt erst seit wenigen Tagen im Depot liegen, ragt bislang Funkwerk positiv heraus.
Nur die Säule "Umwelt/Regenerative Energien" hat sich noch nicht gut entwickelt, ich hoffe auf ein späteres Anspringen.

Insgesamt ist der April erstaunlich gut verlaufen. Von mir aus könnte es so weitergehen: Helmut, ich komme. :-)

Anmerkung: Ich habe mein Privatdepot nicht so konsequent strukturiert, es ist in den letzten Jahren eher spontan gewachsen. Erst mit dem kompletten Neuaufbau dieses Musterdepots habe ich diese sich langsam entwickelnde Idee konsequent umgesetzt. Bei den privaten Neukäufen des letzten halben Jahres habe ich mich an dieser Idee orientiert, so dass ein guter Teil dieser Werte auch privat gehalten wird, aber längst nicht alle.
Die durchschnittliche Investitiondauer beträgt privat derzeit etwas über 2 Jahre. Meine beiden größten Positionen sind dabei Analytik Jena und Daimler. Bei Analytik denke ich bei Preisen um 11€ und einer Kursverdopplung eher an einen Teilverkauf, bei Daimler kaufe ich prinzipiell nur unter 30€ zu, wie ich erst über 50€ zu verkaufen beginne. Daher sind beides derzeit keine geeigneten Musterdepotkandidaten, halten aber ihren berechtigten Platz im Privatdepot. Privat- und Musterdepot können sich schrittweise anpassen, mehr aber auch nicht.

Ciao, Al Sting

prof - Dienstag, 20. April 2010 - 16:09
Du gehst ja wirklich sehr analytisch vor. Das finde ich gut, denn so kann man Deine Investitionen gut nachvollziehen.

Mein Tipp: Du wirst nach einer Weile mehr improvisieren.
Prof

stw - Dienstag, 20. April 2010 - 22:28
Ich denke, dass die konsequente Umsetzung einer Strategie ein Schlüssel zum Erfolg sein kann. Ich improvisiere derzeit auch mehr als mir lieb ist, aber das liegt ausschliesslich an meiner fehlenden Zeit für die Börse. Gefällt mir sehr gut wie Al das angeht...

:-) stw

xenon - Mittwoch, 21. April 2010 - 05:43
Der Depotaufbau ist gut gelungen. Auch für mich ist es spannend, wie Dir der Ausstieg gelingt, wenn der Primärtrend kippt.
Auch wie Du die Grundregel "Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen" umsetzt, wird sich zeigen - der (Früchte tragende)ruinöse Nachkauf ist jedenfalls eher die Ausnahme als die Regel.
Da Du fast ausschließlich "Nebenwerte" im Depot hast, werden sich bei irgendwann höherer Volatilität der Märkte kräftige Schwankungen der Werte einstellen, die sich nicht gegenseitig aufheben werden.
Du wirst im Anstieg überproportional gewinnen und im Falle einer Baisse überproportional verlieren - Deine Depotmischung wird das nicht verhindern.
Fazit: ein spannendes, aufregendes Depot - eine echte Bereicherung, der es Spaß macht ihre Entwicklung zu beobachten.
Gruß Xenon

chinaman - Mittwoch, 21. April 2010 - 06:43
Für einen ruinösen Nachkauf fehlt eine existentielle Grundvoraussetzung: Cash !

Die Einzelwerte und der Depotaufbau gefällt mir auch.

Der Cashanteil soll uns wohl sagen:
Schnäppchentime am Aktienmarkt.

Irgendwie will das so gar nicht zu meiner Denkweise passen. Kann natürlich gut sein, dass ich völlig falsch denke.

al_sting - Mittwoch, 21. April 2010 - 09:32
Vielen Dank für die ganzen guten Kommentare!

@ Prof: Sicherlich werde ich improvisieren, das ist ja auch nichts Schlechtes. Das Konzept soll ja ganz bewusst offen sein für Anpassungen und Veränderungen. Mir ist aber ein Grundkonzept als roter Faden wichtig.

@ stw: Vielen Dank!

@ Xenon: Guter Hinweis. Mein Depot könnte recht volatil sein, die Werte sind recht klein mit, haben größtenteils eine MK unter 1 Mrd €. Zudem sind volatile Branchen wie Öl und die Investitionsgüterhersteller recht schwer gewichtet.
Eine Erfahrung aus der Finanzkrise seit Sommer 2007 war für mich, trotz eines Abbaus meines Depots um etwa 40% mit dem Rest immer noch gut unter die Räder zu kommen.
Ich rechne nicht damit, dass ich komplett aussteigen würde, aber will beim nächsten chartbedingten "Ausstiegsaufruf" von Prof mein Depot um etwa 50% reduzieren. (Mehr ist einfach unrealistisch. :-)) Mal sehen ob und wie mir das gelingt.

@ Chinaman: Wie bereits geschrieben präferiere ich normal eher einen geringen Cashanteil. Daher würde ich den hohen Investitionsgrad in meinem Depot nicht überbewerten.
Wenn sich der Bedarf für einen "ruinösen Nachkauf" ergibt, kann ich dafür immer noch andere Positionen teilweise oder komplett verkaufen.
Dank der guten Entwicklung ist DNO bei mir mittlerweile in der Tat etwas schwer gewichtet, gerade für die Branche der sehr volatilen Explorer, daher würde sich hier ein Teilverkauf fast schon aufdrängen. Auch die hohe Gewichtung der BiB muss nicht auf Dauer angelegt sein.
Bisher lasse ich aber beide weiter laufen.

@ alle Mitlesenden: Ich suche weiterhin nach einem Indexfond, Zertifikat oder ähnlichem auf die isländische Börse und ihre derzeit bestehenden Indizes. Falls euch da etwas interessantes, in Deutschland handelbares über den Weg läuft: Ich freue mich auf eure Tipps.

Ciao, Al Sting

xenon - Mittwoch, 21. April 2010 - 11:52
"Wenn sich der Bedarf für einen "ruinösen Nachkauf" ergibt, kann ich dafür immer noch andere Positionen teilweise oder komplett verkaufen."
Natürlich fühlen wir uns alle (außer der äußerst kühl und überlegt agierende Prof.) als "Perlentaucher" - schade nur wenn sie der Markt nie endeckt.
Hier kommt einer der Hauptfehler des Anlageverhaltens - eine gut gelaufene Position zu Lasten eines Nachkaufs zu veräußern.
Die wirklich dauerhaft erfolgreichen (risikoscheuen) Anleger als "Trendfolgeinvestoren" (Prof. ist so etwas ähnliches) stellen sich nie gegen einen Trend, sondern würden eher die gut laufende Position ausbauen und die schlecht laufende liquidieren (emotionslos mentaler SL auf Schlußkursbasis).
Der Mark hat immer Recht. Fundamentaldaten und reine Charttechnik geben keine erfolgreichen Handlungsanweisungen für das Anlageverhalten ab.
"Trendfolge" oder "Point & Figure" liefern Anlagehandlungsanweisungen (Kauf, Verkauf, Zeitpunkt derselben) - ich habe am Wochenende mal wieder Börsenliteratur konsumiert ("Die Investmentstrategien der Profis" von Heiko Aschoff - ein empfehlenswertes Werk).
Gruß Xenon

al_sting - Mittwoch, 21. April 2010 - 14:37
> Natürlich fühlen wir uns alle (außer der äußerst kühl und überlegt agierende Prof.) als "Perlentaucher" - schade nur wenn sie der Markt nie endeckt.

Da bin ich grundsätzlich entspannter, der Markt findet nach einiger Zeit eigentlich immer. Ich finde dafür das Bild des mit seinem Hund spazierenden Herrchens recht passend. Der Herr (Fundamentaldaten) macht mit seinem Hund (Aktienkurs) einen Spaziergang. Mal bleibt der Hund hinter dem Herrchen zurück, mal rennt er weit nach vorne, weil er eine interessante Fährte erschnuppert. Aber zuletzt müssen beide die heimische Wohnung wieder gemeinsam betreten.
Will sagen: Die Börse übertreibt immer wieder in irrationaler Weise, mal positiv, mal negativ, aber letztlich muss sie sich an harten Fakten orientieren.
(Anders ausgedrückt: Ich halte nicht viel von der Aussage "Der Markt hat immer recht.", weil diese Sichtweise einem Verständnis der Börse eher hinderlich ist. Man muss nur die Zeit, Geduld und Kraft haben, die Launen der Börse auszuhalten oder gar auszunutzen.)

Der gute Fundi sammelt einen zurückgefallenen Hund ein und bringt ihn seinem Herrchen zurück.
Der bessere Fundi lässt ihn dann auch noch noch vorne laufen.
Und der gute Chartie sucht sich die laufenden Hunde heraus, ohne jede Rücksicht auf die Herrchen.
;-)

Problematisch wird es für den Kleinaktionär insbesondere dann, wenn die Geschäftsführung nicht vertrauenswürdig ist und den Aktionären wichtige Informationen vorenthält oder wenn Insider sich aufgrund eines Informationsvorsprungs vorzeitig am Aktienmarkt engagieren können, also "der Chart die Meldungen vorhersagt". (Mein Musterbeispiel dafür ist Masterflex.)
In solchen Fällen kann man als Fundi eigentlich nur verlieren.

Bei gewachsenem Vertrauen in Geschäftsmodell, Firma und Management sowie einem offensichtlich "blinden" Chart kann man als Fundi durchaus die Geduld für die Entdeckung durch den Markt aufbringen. Man sollte nur sicher sein, dass die eigene Prognose gut begründet ist.

Mein Lieblingsbeispiel für ein sehr gerne Stöckchen holendes Hündchen ist Daimler: In den letzten 10 Jahren konnte ich sie drei Mal für um bzw. unter 30€ einsammeln und schon zwei Mal für 55 bzw. über 60 € wieder verkaufen. Beim dritten Lauf ist der Hund jetzt wieder fast bei der 40€-Marke angelangt. :-)

Ciao, Al Sting

amateur - Mittwoch, 21. April 2010 - 21:29
Hallo Al Sting,

ich habe eine Frage zu evtl. Verlusten. Wirst Du eigentlich mit stop loss arbeiten oder verlässt Du Dich ganz auf das beliebte Nachkaufen oder Aussitzen?

Grüße
Amateur

al_sting - Donnerstag, 22. April 2010 - 00:00
Gute Frage.
Das wäre Neuland für mich. Ich habe bislang noch nie mit striktem Stop-Loss gearbeitet.

Bei strikten Schwellen besteht m.E. das Problem, technische "Störsignale" oder bewusste "SL-Herausschüttel-Aktionen" von Chartbrüchen und fundamentalen Problemen zu unterscheiden.

Bei einigen Werten habe ich direkt beim Kauf geschrieben, dass beim Kauf eine chartabhängige Komponente eingeflossen ist. Das gilt natürlich auch, wenn der Chart bricht und es keine fundamentalen Gründe für ein Aussitzen gibt.

- Bei SW Umwelttechnik dachte ich erst über eine SL-Schwelle nach, die etwa 15% unterhalb des Kaufkurses gelegen hätte. Ich bin aber schon oberhalb dieser Schwelle ausgestiegen, was sich auch als richtig herausstellte.
- Falklands andererseits ist ein Wert, der m.E. im Wesentlichen keinen Charts folgt, daher kümmere ich mich hier nicht darum, werde aber auch nicht nachkaufen.
- Bei grundsoliden Werten wie beispielsweise Frosta hingegen würde ich, sofern ich den rechtzeitigen Ausstieg verpasse, einen "ruinösen Nachkauf" bei 15€ und weniger ziemlich wahrscheinlich durchziehen.

Kurz gesagt: "Hängt davon ab" bzw. "Improvisation".
Ich würde hier auch gerne von deiner und generell eurer Erfahrung profitieren. Also immer her mit den Hinweisen, wenn ihr einen chartbedingten Ausstieg empfehlt!

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