Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Das Experiment Euro: Archivierte Beiträge bis 10. April 2010
prof - Donnerstag, 22. Januar 2009 - 08:53
20 Reichsmark im Jahr 1909, das waren etwa 500 (Land)Eier, 20 (Bio)Brote oder ein Monatsmiete für die Wohnung. Und Das beste: Wer diese 20 Reichsmark in der Hand hielt, dem gehörten in diesem Moment 7,5 Gramm Gold!!

Wer diese 20 Reichsmark dem Staat/der Bank anvertraute, wurde Nutznießer von vier Umtauschaktionen.
1923: 1.000.000.000.000 Reichsmark -- 1 Rentenmark
1945/48: 10 Rentenmark/Reichsmark --> 1 Ostmark/Westmark
1990: 2 Ostmark --> 1 Westmark
2002: 2 Westmark --> 1 Euro

Wer die 20 Reichsmark vor den Nazis, den Russen und den Bankern versteckt hat, dessen Enkel bekommen heute wieder etwa 500 (Land)Eier ...
1923 gab es dafür 10.000 Eier, in 2001 nur 300 Eier, aber ungefähr stimmt die Rechnung.


Das sind die Fakten:
- Dann erzähle mir noch einer, dass der Euro in eine halbwegs stabile Währung bleiben wird.
- Und das ausgerechnet jetzt, in der Wirtschaftskrise.
- Und das ausgerechnet jetzt, wo jede Zentralbank die Notenpresse anwirft
- Und das ausgerechnet bei einer Kunstwährung unterschiedlicher Nationen, wo letzten Endes jeder eher an sich denken wird!

Wie china schon schrieb: Das wird kein Weltuntergang, bestenfalls "nur" den Verlust der Ersparnisse, Altersarmut und soziale Unruhen. Schlimmstenfalls ernsthafte Auseinandersetzungen zwischen den europäischen Staaten!

Und das Beste: Niemand muss sich beschweren:
1.) Es ist nach dem Gesetz der Serie absehbar.
2.) Der Wohlstand wurde ja konsumiert, nur eben während des Schuldenmachens, also in den Jahren 1948 bis heute!
Prof

chinaman - Donnerstag, 22. Januar 2009 - 09:50
"Wer die 20 Reichsmark vor den Nazis, den Russen und den Bankern versteckt hat, dessen Enkel bekommen heute wieder etwa 500 (Land)Eier ... "

Ähm, wer nimmt mir denn heute die 20 Reichsmark ab? Oder meintest Du die 7,5 gr. Gold?

chinaman - Donnerstag, 22. Januar 2009 - 09:53
"Natürlich würden/werden die spanischen Euro-Scheinchen weiter gültig bleiben. Ich schätze mal, das sind 30 Milliarden Euro, pro EWU-Bürger 50 €, das wäre verkraftbar. Da haben wir ganz andere Inflationstreiber. "

@ Prof: Könntest Du mir den Schätzweg zu den 30 Milliarden Euro mal etwas erläutern???

hoyke - Donnerstag, 22. Januar 2009 - 20:15
Wenn dem Euro nicht getraut werden kann, dann wäre cash nicht Trumpf.

Auf einen Anlagezeitraum von zwei oder drei Dakaden wäre der Kauf von BlueChip-Aktien unter dieser Prämisse gar nicht so verkehrt.

Ich glaube General Electric gabs auch schon 1930- wer also im big crash GE gekauft hat und ggf. als Rentenersatz im Jahre 1970 wieder verkaufte, ist besser gefahren als mit der reichsmark.

prof - Donnerstag, 22. Januar 2009 - 21:46
@hoyke: Hauptsache es waren GE und nicht GM oder Lehman Brothers ...

@china
- Die 20 Reichsmark waren aus Gold. Ok, wem die 7 Gramm zu schwer waren, der konnte sich auch ein Zettelchen mit einer 20 in seine "Geldbörse" stecken.
- Aber die 20 Reichsmark waren die völlig gängige Münze. Sie wurde zwischen 1871 und in einer Auflage von mindestens 100 Millionen Stück geprägt.

Spanienrechnung:
30 Millionen Spanier, auf jeden entfallen ungefähr 1000 € Bargeld = 30 Milliarden
300 Millionen Menschen im Euro-Raum. Ok, dann sind es eben 100 € pro Nase. Das meiste Geld schwirrt doch eh als Bit und Byte durch die Gegend!

30 Milliarden sind die berühmten "Peanuts" gegen die 92 Milliarden, die jetzt bereits in die HRE geflossen sind!
Prof

chinaman - Freitag, 23. Januar 2009 - 08:18
"Spanienrechnung:
30 Millionen Spanier, auf jeden entfallen ungefähr 1000 € Bargeld = 30 Milliarden
300 Millionen Menschen im Euro-Raum. Ok, dann sind es eben 100 € pro Nase."

Ich möchte ja nicht behaupten, dass unser Spanien Thema das gravierendste von allem ist. Man sollte es aber auch nicht künstlich verniedlichen. Vor allem gilt aber, steter Tropfen höhlt den Stein, will heissen, unser Hauptproblem wird zukünftig sein, dass sich viele negative Effekte summieren werden.

Nun aber zur richtigen Quantifizierung.
Nach Veröffentlichungen der EZB sind beim Start des Euro Banknoten im Werte von 633 Milliarden Euro gedruckt worden.

Davon entfielen auf Italien 16,4 %, auf Spanien 12,9 % und auf Griechenland 4,2 %.

Für Spanien alleine folglich knapp 82 Milliarden. Vorausgesetzt, es wurde nichts nachgedruckt ...

Auf Deutschland entfielen übrigens 32,1 % der gesamten Bargelddruckmenge, also etwas weniger als für die 3 Problembärländer.

Die Rechnung per EU Bürger halte ich auch für irreführend, da die Last sich natürlich nach der Wirtschaftskraft verteilen wird.


Gruß
Chinaman

chinaman - Mittwoch, 28. Januar 2009 - 08:48
28. Januar 2009, 06:16 Uhr


FOLGEN DER FINANZKRISE


Griechenland droht die Schuldenfalle


Von Gerd Höhler, Athen

Keine faulen Kredite, florierender Konsum, solide Banken: Lange glaubten sich die Griechen gegen die Krise gefeit. Jetzt aber deckt die schlechte Konjunktur die Strukturschwächen der Volkswirtschaft auf - und die Finanzmärkte strafen das Land gnadenlos ab.

Athen - Von der Krise ist im Athener Schickeria-Viertel Kolonaki nicht viel zu spüren: Milde 17 Grad zeigt das Thermometer, die Straßencafés sind bis auf den letzten Platz besetzt, klaglos zahlt die Kundschaft vier Euro für den wässrigen Espresso. Auch in den Boutiquen scheinen die Kassen noch zu klingeln, die Damen eilen mit Einkaufstüten von Gucci, Hermès und Escada über die Tsakalof-Straße.

Und doch: Ein paar hundert Meter weiter ist die Krise bereits angekommen. Ob im ehrwürdigen Hotel Grande Bretagne, im Athens Plaza oder im King George II - nur wenige Gäste verlieren sich in den Lobbys der Luxusherbergen am Athener Syntagmaplatz. Die Buchungen für Januar und Februar liegen nach Angaben der Athener Hotelierkammer bis zu 70 Prozent unter den Vorjahreswerten. Nachdem im Dezember die schweren Unruhen in zahlreichen griechischen Städten Touristen und Geschäftsreisende vertrieben, schlägt nun die Weltwirtschaftskrise durch.

"Wir können uns glücklich schätzen, wenn der Rückgang im Tourismus in diesem Jahr nicht größer wird als zehn Prozent", sagt Nikos Angelopoulos, Präsident des Verbandes der Touristikunternehmen. Der Fremdenverkehr war in den vergangenen Jahren einer der stärksten Wachstumsmotoren der griechischen Volkswirtschaft. Knapp 18 Prozent trägt er zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei und beschäftigt rund 800.000 Menschen. Mit höheren Ausgaben für Tourismuswerbung im Ausland will die Regierung jetzt den Fremdenverkehr ankurbeln und der Branche mit Steuererleichterungen und Kreditbürgschaften unter die Arme greifen.

Griechische Reeder im Abwärtssog

Auch ein anderer traditionell starker Wirtschaftssektor bekommt den Abschwung zu spüren: die griechische Handelsschifffahrt. Deren Einnahmen machen einen wichtigen Posten in der Leistungsbilanz des Landes aus, die griechischen Reeder gebieten über ein Fünftel der globalen Tonnage und kontrollieren damit die weltweit größte Handelsflotte. Der hohe Ölpreis sorgte für Rekordgewinne im Tankergeschäft, der Boom in der Containerschifffahrt und die wachsende Nachfrage nach Spezialschiffen für die Ölsuche ließ die Kassen klingen.

"Vorbei", sagt der griechische Reeder Ted Petropoulos. "Der Traum ist zu Ende, der Alptraum hat begonnen." Hunderte Frachter liegen bereits unbeschäftigt auf der Reede vor Piräus. Die Finanzkrise hat die Zahlungsströme versiegen lassen und damit den Welthandel, vor allem mit Rohstoffen, weitgehend zum Erliegen gebracht. Abzulesen ist das am Baltic Dry Index (BDI). Er bildet die Preise ab, die für den Schüttguttransport gezahlt werden. Von Mai bis Dezember 2008 brach der BDI von 11.793 auf 663 Punkte ein.

"Diese Krise übersteigt alles, was wir bisher erlebt haben"

Inzwischen steht der BDI zwar wieder bei 908 Punkten, aber das bedeutet in der Praxis, dass die Frachtraten immer noch unter den Kosten liegen. "Diese Krise übersteigt alles, was wir bisher erlebt haben", sagt Giorgos Xiridakis, Chef des Schifffahrts-Consultingunternehmens XRTC in Piräus. Die Flaute trifft auch die Werften: Zurzeit haben griechische Reeder 836 Neubauten in Arbeit oder in Auftrag. Branchenkenner rechnen damit, dass mindestens jeder fünfte Auftrag storniert wird.

Auch Giannis Papathanassiou bereitet die Krise in den Schlüsselbranchen Handelschifffahrt und Tourismus Kopfschmerzen. Der 54-jährige Elektroingenieur ist seit Anfang Januar griechischer Wirtschafts- und Finanzminister. Wenn den Hoteliers und Reedern die Einnahmen wegbrechen, drückt das die griechische Leistungsbilanz noch weiter ins Minus. Mit einem Fehlbetrag in Höhe von bis zu 14 Prozent des BIP verzeichnen die Griechen ohnehin schon das höchste Leistungsbilanzdefizit in der Euro-Zone - ein Indiz für die mangelnde internationale Wettbewerbsfähigkeit der griechischen Wirtschaft.


Dabei ist das ausufernde Leistungsbilanzdefizit nicht das einzige Problem des neuen Ressortchefs im Athener Wirtschafts- und Finanzministerium. Papathanassiou amtierte dort bisher als Vizeminister. Er ist also mit den Schwierigkeiten nicht nur bestens vertraut, sondern hat sie auch zu einem guten Teil mitzuverantworten: So ist der Haushaltsplan 2009 nur fünf Wochen nach der Verabschiedung im Parlament bereits Makulatur. Er setzt das Wirtschaftswachstum bei 2,7 Prozent an - die EU-Kommission prognostiziert Griechenland dagegen nur einen Zuwachs der Wirtschaftsleistung von 0,2 Prozent.

Entsprechend niedriger dürften auch die Steuereinnahmen ausfallen. Papathanassious Vorgänger Giorgos Alogoskoufis hatte für 2009 noch eine Steigerung des Steueraufkommens um 13 Prozent angesetzt - eine unrealistische Größenordnung, wie unabhängige Volkswirte meinen.

Misstrauen von Seiten der Finanzmärkte

Vor allem aber hat der neue Minister mit dem Misstrauen der Finanzmärkte zu kämpfen. Wie groß das ist, zeigte sich vergangene Woche, als Griechenland eine fünfjährige Staatsanleihe im Volumen von 5,5 Milliarden Euro ausgab: Mit einem Coupon von 5,5 Prozent lag die Rendite des Papiers um 325 Basispunkte über der vergleichbaren deutschen Bundesanleihe - der Athener Finanzminister muss damit für seine Papiere rund drei Prozent mehr Zinsen zahlen als sein deutscher Kollege Peer Steinbrück. Der Schuldendienst verteuert sich, die Staatsverschuldung wächst noch schneller - ein Teufelskreis.

Die hohen Risikozuschläge spiegeln die Zweifel an der Kreditwürdigkeit des Schuldners Griechenland. Sie sind noch gewachsen, seit die Ratingagentur Standard & Poors Mitte Januar die Bonität griechischer Staatsanleihen auf A herabstufte - das niedrigste Ranking aller Euro-Länder. Die schlechte Bewertung gründet sich nicht nur auf die hohe Staatsverschuldung, die in diesem Jahr auf 96,2 Prozent vom BIP steigen dürfte. Marko Mrsnik, Kreditanalyst bei S&P, sieht auch "wachsende Ungleichgewichte". Er vermisst "strukturelle Verbesserungen der öffentlichen Finanzen sowie einen glaubwürdigen Konsolidierungspfad".


Auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) kritisiert, Griechenland habe es versäumt, in Jahren hohen Wirtschaftswachstums strukturelle Defizite zu reduzieren und Schulden abzubauen. Weil in guten Jahren nicht gespart wurde, fehlt jetzt das Geld für Konjunkturspritzen. Tatsächlich deckt die Krise die chronischen Schwächen der griechischen Volkswirtschaft schonungslos auf. Dazu gehören eine lähmende Staatsbürokratie, die grassierende Korruption, ein willkürliches Steuersystem und ein verkrustetes Arbeitsrecht.

Zwar versprach der konservative Premier Kostas Karamanlis bei seinem Amtsantritt vor fünf Jahren einen Bürokratieabbau; doch stattdessen schleuste er Zehntausende Beschäftigte zusätzlich in den Staatsdienst. Öffentliche Unternehmen wie die Staatsbahnen OSE oder die Fluggesellschaft Olympic Airlines erwirtschaften ständig steigende Verluste. Weil Karamanlis die politischen Kosten einer grundlegenden Reform des Sozialversicherungssystems scheute, werden auch die Rentenzahlungen zu einer immer größeren Bürde für den Staatshaushalt: 22 Prozent der Haushaltseinnahmen gehen für die Rentenkassen drauf, 20 Prozent für den Schuldendienst und 40 Prozent für Gehälter.

Weitere Wahlversprechen kosten Millionen Euro

Angesichts dieser strukturellen Probleme im Budget ist es kaum ein Wunder, dass Griechenland seit dem Beitritt zur Euro-Zone erst in einem einzigen Haushaltsjahr, nämlich 2006, das Budgetdefizit unter drei Prozent drücken konnte. Kein anderer Euro-Staat ignoriert die Vorgaben des Stabilitätspaktes so nachhaltig wie Griechenland.

Dass sich der Athener Premier Karamanlis nun auf die Tugend der Sparsamkeit besinnt, ist allerdings nicht sicher. Schon jetzt regiert er im Parlament nur mit einer hauchdünnen Mehrheit von 151 der 300 Mandate. Viele Beobachter erwarten, dass Karamanlis in diesem Frühjahr Neuwahlen herbeiführt, bevor die Krise mit voller Wucht auf den Arbeitsmarkt durchschlägt und auch den Mittelstand in Kolonaki, einem noblen Wohn- und Einkaufsviertel in Athen, erreicht - eine Kernwählerschaft der Konservativen.

Eine wichtige Klientel der Karamanlis-Partei sind allerdings auch die Landwirte, die derzeit mit Straßenblockaden gegen den Verfall der Erzeugerpreise protestieren. Der Premier ließ sich nicht lumpen und versprach den Bauern am Wochenende Subventionen von 500 Millionen Euro. Auch sozial schwachen Familien verspricht die Regierung Geld in Form von Heizkostenzuschüssen. Finanziert wird das - wen wundert es - mal wieder mit neuen Schulden.

prof - Freitag, 6. Februar 2009 - 09:50
Ich muss noch mal ein bisschen auf dem Euro herumhacken:
- Gold hat neue Rekordstände gegenüber dem erreicht
- Die unkoordinierte Wirtschafts- und Finanzpolitik der Euro-Länder führt zu völlig unterschiedlichen Staatsverschuldungen

Ein weiteres Risiko stellen die Osteueropäischen EU-Länder ohne Euro dar, deren Währungen sich im freien Fall befinden:
Polen ist eine riesige Volkswirtschaft, Polen, Tschechien, Baltikum ...
Was passiert mit denen?
- Gibt´s eine Notaufnahme oder stützt man die Länder mit (nicht vorhandenen) EU-Mitteln?
Prof

chinaman - Freitag, 6. Februar 2009 - 10:03
Man hat ja jetzt ein paar Staatsfinanzierungs-banken an der Hand ...

Da kann man doch mal in einer Aufsichtsratssitzung mal ein paar "Hinweise" geben. Das geht völlig geräuschlos und ohne lästige öffentliche Diskussion.

Für die Politiker die beste aller Welten !


Chinaman

chinaman - Samstag, 20. Februar 2010 - 15:51
In dieser Diskussion geht es nun von der Theorie zur Praxis ...

Die PIGS treten an zur Krise, Griechenland geht als kleines Land (vorerst) voran. Wie zu erwarten war, der deutsche Michel zahlt (mit).

Griechenland-Krise

Euro-Gruppe schnürt Milliardenpaket für Athen


http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,679222,00.html

chinaman - Sonntag, 28. Februar 2010 - 11:21
Furcht vor Staatspleite

Griechenland-Krise alarmiert US-Regierung


Die Unentschlossenheit Europas in dem Drama um Griechenland beunruhigt nun auch Barack Obama. Hektisch telefoniert der US-Präsident mit Kanzlerin Merkel und Premier Gordon Brown. Spekulanten nutzen die Hängepartie für neue Rekordwetten gegen den Euro. Die KfW wird womöglich eine zentrale Rolle übernehmen.
Die Unentschlossenheit Europas in der Griechenland-Krise ruft die USA auf den Plan. Präsident Barack Obama beriet in einer Videokonferenz mit Kanzlerin Angela Merkel und dem britischen Premier Gordon Brown über das Schuldenproblem des Landes. Spekulanten nutzten die Hängepartie zum Anlass für neue Rekordwetten gegen den Euro . Präsidentensprecher Robert Gibbs sagte nach der Videokonferenz, Obama sei überzeugt, dass die EU angemessen und effektiv auf die Krise reagieren werde. In der EU wird seit Wochen über das Ob und Wie finanzieller Hilfen für das Euro-Land diskutiert. Dahinter stehen Zweifel, dass Griechenland sein Schuldenproblem alleine in den Griff bekommt. Zurzeit versucht die Regierung in Athen, eine Rosskur aus Reformen durchzusetzen. Eine Staatspleite Griechenlands würde nicht nur Europa, sondern das gesamte Weltfinanzsystem erschüttern. Der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou will am kommenden Freitag mit Merkel in Berlin über die Lage beraten und am 09. März in Washington mit Obama zusammentreffen.

Ob es zu bilateralen Hilfen der anderen Euro-Länder kommt, ist nach Angaben aus der Bundesregierung weiter offen. "Wir beraten über alles Mögliche", sagte ein Regierungsvertreter. Im Gespräch ist unter anderem, dass Staatsbanken einspringen, wenn griechische Staatsanleihen unter privaten Instituten keine Abnehmer mehr zu akzeptablen Konditionen finden. Wegen der Krise verlangen Investoren anhaltend hohe Renditen für die Papiere.KfW soll private Finanzinstitute motivieren
In Deutschland könnte im Notfall die staatseigene KfW bei griechischen Schuldverschreibungen zugreifen. Die "Financial Times" berichtete unter Berufung auf einen deutschen Bankmanager, es werde auch darüber nachgedacht, ob die KfW private Finanzinstitute mit Garantien dazu bewegen könnte, griechische Staatsanleihen zu kaufen. Nach Informationen von Reuters wird das in der Koalition als eine Möglichkeit erwogen.
Die griechische Zeitung "Ta Nea" berichtete, Deutschland und Frankreich seien sich einig, dass die KfW und die französische Staatsbank Caisse des Depots griechische Anleihen kaufen oder garantieren sollten. In deutschen Regierungskreisen wurde das als "Unsinn" bezeichnet. Eine solche Vereinbarung gebe es nicht.Das Verhalten Griechenlands im Streit mit Deutschland ist...
völlig nachvollziehbar begrenzt nachvollziehbar unüberlegt unverschämt Zum Ergebnis Alle Umfragen
Antwort 1:
völlig nachvollziehbar
9%Antwort 2:
begrenzt nachvollziehbar
7%Antwort 3:
unüberlegt
23%Antwort 4:
unverschämt
61%2537 Stimmen
Alle Umfragen
Der griechische Staat muss in diesem Jahr rund 50 Mrd. Euro seines Schuldenberges umfinanzieren. An den Finanzmärkten wird in den kommenden Wochen eine zehnjährige Anleihe über mehrere Milliarden Euro erwartet. Die Nagelprobe folgt im Frühjahr mit einem weiteren Anleihevolumen von wohl über 15 Mrd. Euro.
Das Bundesfinanzministerium wies Berichte zurück, wonach die Regierung für mögliche deutsche Finanzhilfen im Bundeshaushalt 2010 Vorsorge treffen wolle. Solche Pläne gebe es nicht, sagte Ministeriumssprecher Michael Offer. Damit widersprach er anderslautenden Angaben aus Koalitionskreisen, über die die Nachrichtenagentur Reuters und das "Handelsblatt" zuvor berichtet hatten. Der Bundestags-Haushaltsausschuss will den Etatentwurf am Donnerstag festzurren. Danach muss ihm noch der Bundestag zustimmen.An den Devisenmärkten löste die anhaltende Unsicherheit über eine Lösung der Griechenland-Krise eine neue Spekulationswelle gegen den Euro aus. Nach Angaben der US-Kontrollbehörde CFTC erreichte die Zahl der Kontrakte, die auf einen fallenden Euro-Kurs setzen, ein Rekordhoch. Seit Jahresbeginn hat der Euro zum Dollar rund zehn Prozent an Wert verloren.

prof - Sonntag, 28. Februar 2010 - 11:31
Mit der integrierenden Wirkung des Euro ist es nun wohl vorbei, denn beim Geld hört ja bekanntlich die Freundschaft auf!
Völkerrechtlich verbindliche Verträge werden einfach gebrochen und sowohl die Helfer als auch die Unterstützten fühlen sich über den Tisch gezogen.
Prof

al_sting - Sonntag, 28. Februar 2010 - 21:28
Vielleicht bin ich schlicht der hoffnungslose Optimist in der Runde, aber ich halte diese Entwicklung aus zwei Gründen für gesund.
Zum einen wäre es ohne Griechenland-Krise zu einer massiven Aufwertung unserer Währung gekommen, worunter die sowieso krisengeschüttelte Exportwirtschaft noch mehr gestöhnt hätte, Konkurse und Entlassungswellen inklusive. Die Griechen dürften also indirekt einige deutsche Firmen und Arbeitsplätze retten. ;-)

Zum zweiten ist gerade ein internationales Staatenbündnis mit gemeinsamer Währung wie die EU Neuland, das die Möglichkeiten, Notwendigkeiten und Risiken erst lernen muss. Jetzt lernen wir halt, dass die EU wahrscheinlich strenger und konsequenter bei Tricksereien vorgehen muss.
Warum ein (wahrscheinlich eher temporärer) Bankrott von Griechenland den Euro zerlegt, weiß ich noch nicht. Als Kalifornien zahlungsunfähig wurde und seine Angestellten statt mit Geld mit mSchuldverschreibungen bezahlte, rief auch niemand vom Ende des Dollars. Dabei steht Kalifornien für 25% der US-Wirtschaft, Griechenland hingegen nur für etwa 1% der Euro-Wirtschaft.
Was also ist so schlimm für die Rest-EU, wenn Griechenland für eine Weile keine Zinsen zahlt? Sobald sie wieder internationale Kredite erhalten wollen, müssen sie eh erst wieder die alten Schulden bedienen - mit Zinseszins.

Allerdings zeigt diese Krise m.E., dass die EU zwei Möglichkeiten hat: Entweder sie entwickelt sich zu einer Art "Vereinigte Staaten von Europa" weiter oder sie zerbricht. Ein Zwischending nach dem Motto "Wasch mich, aber mach mich nicht nass" funktioniert nicht.
Da ich die einzelnen europäischen Staaten im internationalen Wettbewerb für zu schwach und unbedeutend halte (auch Deutschland), bin ich ganz klar für einen tiefergehenden Einigungsprozess, meinetwegen auch mal Bundesrepublik Europa genannt.

Ciao, Al Sting

chinaman - Montag, 1. März 2010 - 04:58
"Zum zweiten ist gerade ein internationales Staatenbündnis mit gemeinsamer Währung wie die EU Neuland, das die Möglichkeiten, Notwendigkeiten und Risiken erst lernen muss."

Die Entwicklung war m.E. absolut vorhersehbar, jedenfalls für vernunftbegabte Menschen. Unsere Politiker dagegen müssen es erst jetzt "lernen".

Ich bin dieses Training on the job ziemlich leid. Hier geht es um die Lebensleistung von Millionen Menschen.

Nach Griechenland kommen die anderen Pigs. Dann relativiert sich die Prozentrechnung recht schnell.

Gesundbeten wird uns auf Dauer nicht helfen.

chinaman - Donnerstag, 11. März 2010 - 05:21
Immer wieder köstlich, die Kommentare des Smart Investors ...


Ein Fonds - das Allheilmittel


Es scheint als hat die politische Klasse für sich den Stein des Weisen gefunden, mit dem sich alle Sorgen und Nöte um die Finanzierung von was auch immer lösen lassen. Worum es auch geht, früher oder später taucht ein kleiner Bürokrat (wahlweise auch gerne ein Technokrat) auf und erklärt, dass er die Lösung für alle Probleme in diesem Bereich gefunden hat: einen Fonds!

Ein Fonds muss her

So wie der Gesundheitsfonds alle Probleme unseres Gesundheitswesens "gelöst" hat (wir erinnern uns: Anfang 2009 eingeführt und nach nur einem Jahr konnten die Krankenkassen bereits ihre Beitragsforderungen drastisch senken und ganz nebenbei noch ihre Verbindlichkeiten abbauen, der atemberaubende Abbau der Bürokratie sei nur am Rande erwähnt), so löste der Banken-Rettungsfonds Soffin die Probleme der Finanzbranche. Auch und gerade dank diesem Fonds sind alle Finanzinstitute der Republik bestens und solide finanziert. Die Bilanzen der Bankhäuser sind nun porentief rein und ihre Keller von sämtlichen Leichen gesäubert. Und weil unsere Banken jetzt ja wieder auf einem soliden Fundament stehen, sorgen sie dafür, dass die Wirtschaft wieder floriert. Bei soviel Erfolgen verwundert es natürlich niemanden, dass nun Bundesfinanzminister Schäuble mit der Idee eines europäischen Währungsfonds um die Ecke kommt.

Nicht verzagen, Fonds bezahlen

Schalten wir den Ironiemodus einmal kurz aus und fragen uns angesichts all der "Erfolge", die mit den diversen Fonds erzielt wurden: Warum kommt immer wieder jemand auf diese Idee? Sind diese Leute alle bescheuert oder verblendet? Sieht man einmal davon ab, dass die Anzahl derjenigen, die sich im Kantschen Sinne ihres Verstandes bedienen können - insbesondere in der politischen Klasse - eher gering sein dürfte, liegt die Antwort woanders.

Ein Fonds ist ein wunderbares technisches Mittel und eben nur ein technisches Mittel - niemand muss den Kopf hinhalten und etwas rechtfertigen, der Fonds läuft von alleine. Sollten ihm die Geldmittel ausgehen, wird er eben mittels Steuergeldern wieder aufgefüllt - im Idealfall kann der Fonds selbst Schulden aufnehmen, normalerweise würden die Mitglieder dies für ihn übernehmen. Und der allerwichtigste Aspekt: mit einem solchen Vehikel lassen sich Zahlungsströme ganz herrlich intransparent gestalten. Ist ein solcher Fonds einmal eingerichtet, wird sich jedes Parlament dieser Welt schwer tun, zu kontrollieren an wenn wann wieviel Geld weshalb geflossen ist. Es sollte daher auch nicht überraschen, dass die Gründung eines Fonds auch immer wieder als probate Lösung angesehen wird. Tatsächlich dürften solche Fonds immer häufiger und in immer kürzerer Zeit aufgestellt werden, je näher die Finanz- und Wirtschaftskrise dem endgültigen Kollaps entgegen geht. Ein kleines bisschen Zeit lässt sich damit immer irgendwie schinden.

chinaman - Sonntag, 14. März 2010 - 07:50
Keine Überraschung ...


Haushaltsdesaster

EU-Hilfspaket für Griechenland ist fast fertig


http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,683435,00.html

chinaman - Freitag, 26. März 2010 - 04:40
Natürlich wird der deutsche Michel nach den Banken auch für die Griechen in Geiselhaft genommen. Danach dann für die Portugiesen, ... Solange, bis er selber fertig hat. Dann wird aber niemand da sein, der dem Michel noch helfen könnte.


Einigung auf EU-Gipfel

Euro-Länder schließen Rettungspakt für Athen


Die Staats- und Regierungschefs der Euro-Staaten haben sich auf einen Rettungsplan für Griechenland geeinigt: Im Notfall bekommt Athen Geld von den Euro-Ländern und vom IWF. Kanzlerin Merkel hat sich durchgesetzt - trotzdem könnte der Pakt Deutschland teuer zu stehen kommen.


http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,685742,00.html

chinaman - Donnerstag, 8. April 2010 - 20:21
Verschärfte Athener Finanzkrise


Griechen können auf deutschen Geldsegen hoffen


Die Griechen-Krise droht zu eskalieren: Die Aufschläge für Anleihen erreichen Rekordhöhen, Athen kann sich bald wohl nur noch mit Geld von EU und IWF retten. Für Deutschland könnte das sehr teuer werden - trotz der harten Haltung von Kanzlerin Merkel.


http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,687892,00.html

chinaman - Samstag, 10. April 2010 - 05:11
Geldpolitik:


Der Todeskuss von Frankfurt


Am gestrigen Tag ist die Deutsche Bundesbank verstorben. Ihre traditionelle Funktion hatte sie schon mit der Einführung des Euro und der Gründung der Europäischen Zentralbank verloren. Aber ihr Geist lebe in der EZB fort, so glaubte man bis gestern. Doch diesen Geist gibt es nicht mehr.

Der Präsident der EZB, der Franzose Jean-Claude Trichet, ist kein Erbfolger jener Frankfurter Währungshüter mehr, die sich dem einen, dem großen Ziel verschrieben hatte: Nie wieder Inflation! Nicht noch einmal sollten Sparer und kleine Einkommensbezieher um die Früchte ihrer Arbeit gebracht werden. So dachten Generationen von Bundesbankpräsidenten. So steht es auch im Gründungsdokument der EZB.

Doch in der Griechenland-Krise zeigt sich, das die Europäische Notenbank eher den politischen Zielen folgt als der Stabilitätskultur der Urahnen. Trichet will Griechenland retten, er will die Wirtschaft ankurbeln, er will vor allem den Streit mit den Politikern vermeiden. Was gestern galt, gilt nicht mehr: Die hochriskanten Staatsanleihen der Griechen werden nun doch weiter als Sicherheiten akzeptiert. Die direkten Injektionen des Weltwährungsfonds werden begrüßt. Kürzlich wurden dieses Vorgehen noch verdammt. Die Inflationsgefahr hat Trichet gestern heruntergespielt und sie als „moderat“ einschätzt.

Für seine Urahnen galt noch der Satz des ehemaligen Bundesbanpräsidenten Otmar Emminger: „Wer mit der Inflation flirtet, wird von ihr geheiratet.“ Trichet hat sie gestern geküsst. Für den Geist der Bundesbank war dieser Kuss tödlich.


http://www.handelsblatt.com/meinung/kommentar-politik/geldpolitik-der-todeskuss-von-frankfurt;2558569

prof - Samstag, 10. April 2010 - 09:38
Man überlege sich einmal, welche bürokratischen, wirtschaftlichen und steuerlichen (infolge der Progression) Konsequenzen eine Jahresinflation von "nur" 10% hat.
- Es müssen ständig Verträge und Preise angepasst werden. Permanenter Streit, z.B. zwischen Vermieter und Mieter.
- Jeder bezahlt den Spitzensteuersatz und Freibeträge werden lächerlich
- Zahlungen an Sozialhilfeempfänger, Rentner, Kinder fallen tendenziell auf Null und werden nach Gutdünken des Staates erhöht oder auch nicht.

Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Das Experiment Euro: Archivierte Beiträge bis 10. April 2010