Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Branchenentwicklung Solar
al_sting - Dienstag, 6. April 2010 - 22:03
Ich bin einerseits an einem Einstieg in diese Branche langfristig interessiert, erwarte aber andererseits davor noch ein richtig schweres Blutbad unter den Firmen.
Wie seht ihr die Branche, wie würdet ihr vorgehen?

Der folgende Artikel bringt meine Erwartungen recht gut zum Ausdruck:

http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/foerderungskuerzungen-subventionsfall-solarindustrie;2556883;0
Förderungskürzungen: Subventionsfall Solarindustrie

Krisenstimmung in der einstigen Zukunftsindustrie: Zu lange haben sich viele Solarunternehmen auf den hohen Förderungen ausgeruht. Eine Konzentration der Branche steht bevor. Von derzeit etwa 50 deutschen Firmen werden in den nächsten zwei Jahren wohl nur etwa eine Handvoll überleben.

von Markus Hennes, Susanne Metzger und Georg Weishaupt

DÜSSELDORF, FRANKFURT. Anton Milner zählte zu den Pionieren. Vor zehn Jahren gründete der Brite den zeitweise weltgrößten Solarzellenhersteller Q-Cells und machte damit das frühere Chemiezentrum Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt zu einem Zentrum der Solarindustrie.

Heute zählt Milner zu den Opfern des tiefen Abschwungs, in den die erfolgsverwöhnte Branche geraten ist. Mitte März trat er zurück.

„Die Branche kommt langsam ins Erwachsenenalter“, sagt Artur Meinzolt, Strategieexperte der Unternehmensberatung Accenture. Anders ausgedrückt: Die Ära der Gründer ist vorbei. Nicht nur bei Q-Cells rücken jetzt ausgewiesene Sanierer an die Spitze deutscher Solarunternehmen, die vor allem Kosten senken, interne Prozesse verbessern und die Unternehmen stärker auf bestimmte Produkte konzentrieren.

Umsatzeinbrüche und Verluste beuteln die Unternehmen

Für die erfolgsverwöhnte Branche sind harte Zeiten angebrochen. Massive Überkapazitäten, ein starker Preisverfall und zunehmende Konkurrenz aus Asien und den USA machen den Unternehmen zu schaffen. Die einstigen Traumrenditen sind perdu, 2009 mussten viele Unternehmen schmerzliche Umsatz- und Ergebniseinbrüche verkraften, bisweilen sogar herbe Verluste.

Und jetzt will die Politik auch noch die üppigen Fördermittel kappen, die maßgeblich den zurückliegenden Aufschwung alimentiert haben. „Die geplante Kürzung bei der Einspeisevergütung führt zu einer schnellen Konzentration in der Branche“, warnt Frank Asbeck, Vorstandschef von Solarworld. Von derzeit etwa 50 deutschen Firmen werde in den nächsten zwei Jahren nur etwa eine Handvoll überleben.

Seit Monaten läuft die Branche Sturm gegen die Kürzungspläne, und offenbar war die Lobbyarbeit der Sonnenkönige nicht umsonst: Der Bundesrat hat sich in der Woche vor Ostern gegen eine Kürzung der Förderung um mehr als zehn Prozent ausgesprochen. Die Bundesregierung dagegen will die Einspeisevergütungen um 16 Prozent bei Solarstrom von Dachanlagen kappen, um 15 Prozent bei Sonnenstrom von Freiflächen.

Die Länderkammer hat zwar kaum Möglichkeiten, die geplante Änderung im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zu stoppen, da sie nicht zustimmungspflichtig ist. Eine Abmilderung im Sinne der Industrie ist aber nicht ausgeschlossen: Schließlich stehen besonders in ostdeutschen Bundesländern Tausende Arbeitsplätze auf der Kippe.

Wegen der Unwägbarkeiten über die künftige Höhe der Einspeisevergütungen wagen die meisten börsennotierten Solarfirmen keine Prognosen für 2010. Preisentwicklung und Nachfrage im zweiten Halbjahr seien nicht abzuschätzen, erklären die Manager.

Vielleicht hat das Schweigen auch einen anderen Grund: Viele Unternehmen haben sich viel zu lange auf den üppigen Subventionen ausgeruht – und sich viel zu spät auf die absehbar sinkenden Förderungen und den stärkeren Wettbewerb durch ausländische Konkurrenten vorbereitet. „Wir haben auf den Geschäftseinbruch schon im vergangenen Jahr deutlich reagiert, aber sicherlich zu spät“, räumt Nedim Cen, Milners Nachfolger bei Q-Cells, ein.
Solarmodul: Riskante Expansion, die mit Schulden
Schicksal hängt an schwierigen Kreditverhandlungen

Neben Solon und Q-Cells liefert Conergy ein weiteres mahnendes Beispiel dafür, wie riskant die überwiegend mit Schulden finanzierte Expansion der vergangenen Jahre war. Die Lage bei Conergy hat sich jüngst derart zugespitzt, dass das Hamburger Unternehmen die Veröffentlichung der Bilanz für 2009 auf unbestimmte Zeit verschieben musste. Scheitern die laufenden Verhandlungen mit den Banken über den im Juli fälligen Kredit über 250 Mio. Euro, könnte sogar die Insolvenz drohen.

Konkurrent Solon dagegen hat sich etwas Luft verschafft. Nachdem das Unternehmen Anfang 2010 eine staatliche Ausfallbürgschaft über 146 Mio. Euro erhalten hatte, einigten sich die Berliner Ende März mit den Banken über einen syndizierten Kredit von 275 Mio. Euro. Die Zahlen für das Jahr 2009 verdeutlichen, wie angespannt die Lage war: Der Umsatz brach um mehr als die Hälfte ein, durch den Jahresverlust sackte die Eigenkapitalquote von 41,6 Prozent auf nur noch 17,2 Prozent ab.

Auch bei Q-Cells hat sich die Lage nach dem Jahreswechsel wieder etwas gebessert. Das Unternehmen erwartet, dass das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im zweiten Quartal wieder positiv ausfällt. SES-Analyst Karsten von Blumenthal bleibt aber skeptisch: „Ich erwarte nicht, dass Q-Cells im Gesamtjahr zu nachhaltiger Profitabilität zurückkehrt, da das Unternehmen noch sehr stark mit seiner Restrukturierung beschäftigt ist.“ Denn Q-Cells leitete jüngst einen Strategieschwenk ein und will künftig nicht mehr nur Solarzellen an Firmen liefern, die daraus Module bauen. Stattdessen startete das Unternehmen mit dem neuen Partner Flextronics eine eigene Produktion von Modulen in Malaysia, die Q-Cells an Privat- und Gewerbekunden in Europa vertreiben will.

Die geplante Senkung der Solarförderung trifft vor allem die Firmen, die ihren Geschäftsschwerpunkt in Deutschland haben. Laut den Analysten von Steubing bringt etwa SMA Solar zwar alle Voraussetzungen mit, um sich an der Spitze des Marktes für Photovoltaik-Wechselrichter zu behaupten. Die Abhängigkeit vom deutschen Markt führe im zweiten Halbjahr jedoch zu Umsatzeinbußen. Momentan erlebt die Branche freilich noch einen Auftragsboom, da sich viele Kunden die alten Konditionen sichern wollen.

tk_boerseninfo - Montag, 18. Juni 2012 - 12:13
Ist die Solarbranche jetzt wieder interessant?!?!

Kaufen, wenn keiner mehr in dem Bereich investieren will...

Was meint Ihr dazu? Ist eine Solarworld nicht wieder ein Investment wert? Oder gibt es andere Unternehmen aus der Branche, die von Förderungen noch besser profitieren würden?


Grüße
TK


http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Namensbeitrag/2012/06/2012-06-15-altmaier-ftd.html?__site=Bildungsrepublik

http://www.facebook.com/photo.php?fbid=322731221141462&set=a.283748858373032.67527.100002137614012&type=1

levdul1 - Montag, 18. Juni 2012 - 15:14
Ganz ehrlich: Ich habe mich jahrelang über die Solarförderung geärgert, da sie sozial extrem ungerecht ist.
Die meisten Unternehmen würde ich im Augenblick auch nicht einmal mit der Kneifzange anfassen.

Kann schon sein, daß es irgendwann mal z.B. bei Solarworld eine tolle Turnaround-Story geben wird. Muß aber nicht. Ein Aktienkurs-Rückgang von fast 50€ auf 1,30€ ist mehr als nur eine temporäre Durststrecke.

hoyke - Dienstag, 19. Juni 2012 - 08:47
...ich hatte mich (- ohne Verlust !) von Solarworld bei 10,5 € getrennt.

Jetzt sieht die Aktie aus wie ein Zockerinvest für Studenten. Auch bei 1,30 €/share kann man immer noch 50% Verlust einfahren.

Als spekulative Depotbeimischung kann ich mir Solarworld aber vorstellen, wobei ein Totalverlust einzuplanen ist.

prof - Dienstag, 19. Juni 2012 - 09:57
Die Frage ist doch aber, ob man dann nicht lieber gleich ins Casino gehen kann. Da sieht man wenigstens noch ein paar gut gekleidete Damen in Begleitung älterer Herren.

Im Ernst: Der Chart zeigt noch keine Erholungstendenzen und jetzt kommen die schlechten Börsenmonate.
Prof

tk_boerseninfo - Mittwoch, 20. Juni 2012 - 08:34
Vielleicht habe ich mich nicht richtig ausgedrückt. Mir geht es nicht in erster Linie um Solarworld, sondern um Alternative Energien (u.a. auch die Solarbranche).

Die Branche ist die Zukunft und hat extrem gelitten! Sicher werden noch einige Unternehmen Pleite gehen. Aber die, die richtig gut sind, werden die Gewinner von Morgen sein. Oder habt Ihr Apple zum Tiefstpunkt gekauft, weil Ihr schon damals wusstet, was einmal daraus entstehen wird?

Grüße
TK

P.S.: Ich habe mir gestern ein paar Aktien von Wacker Chemie gekauft.

hoyke - Mittwoch, 20. Juni 2012 - 21:25
... und wie willst du auf die erwartete Renaissance der "Alternativen" reagiern ? -- Solarworld war ja bisher der Branchenprimus im Solarbereich.... andere aus anderen Bereichen kenne ich gar nicht so ?

hoyke - Mittwoch, 20. Juni 2012 - 21:26
...letztes Fragezeichen bitte streichen

prof - Sonntag, 24. Juni 2012 - 00:56
@tk
"Die Branche ist die Zunkunft"

Da bin ich mir nun gar nicht so sicher, so lange die Probleme der Energiespeicherung und des Transportes nicht gelöst sind, manövriert sich Deutschland systematisch ins Abseits.
Prof

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