Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Welt-Tendenz: Archivierte Beiträge bis 7. März 2009
blindeshuhn - Samstag, 11. Oktober 2008 - 02:05
also aktien und alles andere im depot gehören nicht der bank und sind damit auch nicht von einer insolvenz oder ähnlichem betroffen (die können ja auch nicht den inhalt der schliessfächer einsacken...). interessant ist allerdings wirklich die frage, was bei einer totalen pleite passiert - wenn man zum beispiel vielleicht keine orders mehr geben kann, ein paar monate für einen depotübertrag warten muss, etc.... das kann dann sicher auch geld und nerven kosten.
vielleicht hat ja hier schon jemand erfahrungen mit isländischen direktbanken :=)

chinaman - Montag, 12. Januar 2009 - 18:35
Währungsfonds-Prognose


Banken droht über 1400 Milliarden Verlust


Der Internationale Währungsfonds ist skeptisch für die Finanzindustrie - und wird nach Aussagen seines Chefs Strauss-Kahn die Verlustprognose für die Banken deutlich erhöhen. Gerade das vierte Quartal werde für die Institute "hässlich" werden, fürchten Analysten.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) wird seine Schätzung für die weltweiten Verluste und Abschreibungen im Zuge der Finanzkrise deutlich erhöhen. Die Prognose werde "klar" über der aktuellen Vorhersage von 1400 Mrd. $ an Verlusten hinausgehen, sagte IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn in einem Interview.

Nicht nur für die Banken, sondern auch für die globale Wirtschaft ist Strauss-Kahn pessimistisch. Die Prognose für das Wachstum für die Weltwirtschaft werde wahrscheinlich nach unten revidiert, sagte der IWF-Chef und wiederholte damit Warnungen aus dem Dezember. Um ärmeren Ländern helfen zu können, benötige der IWF 150 Mrd. $ an zusätzlichem Kapital. Für die Finanzierung wolle er den Druck auf Ländern mit hohen Währungsreserven erhöhen, sagte Strauss-Kahn.


Sieht schwarz für 2009: IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn Im November schätzte der Währungsfonds den Zuwachs des globalen Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2009 auf 2,2 Prozent. Für die USA geht die Washingtoner Institution von einem Minus von 0,7 Prozent, für Japan von Minus 0,2 Prozent und für die Euro-Zone von einem Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um 0,5 Prozent aus.

Der IWF schürt damit Sorgen vor einer weiteren Zuspitzung der Finanzkrise und einer globalen Rezession. Die 1400-Mrd-$-Schätzung datiert aus dem Oktober. Doch seitdem ist keine nachhaltige Besserung in Sicht: Das vierte Quartal fiel für die Banken mehr als enttäuschend aus.

Banken steht "hässliches" viertes Quartal bevor
Kursinformationen + Charts

Goldman Sachs wies den ersten Milliardenverlust seit dem Börsengang 1999 aus, auch Morgan Stanley schlitterte wieder in die rote Zahlen. Credit Suisse kündigte bereits an, allein in Oktober und November 3 Mrd. Franken Verlust angehäuft zu haben. Auch für die Commerzbank und die Deutsche Bank wird mit Fehlbeträgen gerechnet. Die Experten von Morgan Stanley prophezeien ein "hässliches Quartal" für die gesamte Branche.

Es wäre bereits die zweite Revision für den IWF. Noch im April war der Fonds von nur 945 Mrd. $ an Verlusten ausgegangen. Einher gehen die Verluste und Abschreibungen mit einem großen Kapitalbedarf der Banken. Ihn taxiert der IWF für die kommenden Jahren auf 675 Mrd. $.



FTD.de, 12:17 Uhr
© 2009 Financial Times Deutschland, © Illustration: reuters

chinaman - Mittwoch, 28. Januar 2009 - 19:28
IWF-Prognose


Banken verlieren 2200 Mrd. Dollar


Der Internationale Währungsfonds hat seine Konjunkturprognose noch einmal nach unten korrigiert - und ein Schreckensszenario für die Geldhäuser weltweit entworfen.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) beziffert die erwarteten Verluste durch Kredite und entsprechende Vermögenswerte, die im Zusammenhang mit dem Einbruch auf dem US-Immobilienmarkt stehen, auf 2200 Mrd. $. Im Oktober lag die Schätzung noch bei 1400 Mrd. $. Die Banken werden voraussichtlich noch mehr Kapital benötigen, da weitere Verluste zu erwarten seien, heißt es im aktualisierten Bericht zur globalen Stabilität der Finanzmärkte des Weltwährungsfonds. Der IWF empfiehlt, die faulen Kredite aus dem Bankensystem herauszunehmen.

Die Weltwirtschaft steckt nach einer neuen IWF-Prognose in der schärfsten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg. Für das laufende Jahr sei nur ein mageres Wachstum von 0,5 Prozent zu erwarten, teilte der IWF am Mittwoch mit. Bisher hatte der Fonds noch ein Plus von 2,2 Prozent vorausgesagt. Wachstum komme nur aus Schwellenländern. Die großen Volkswirtschaften in den USA und der Euro-Zone dürften kräftig schrumpfen.


Für die US-Wirtschaft rechnen die IWF-Experten mit einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes von 1,6 Prozent in diesem Jahr. In der Euro-Zone werde es ein Minus von 2,0 Prozent geben, prognostiziert der Fonds. Für Deutschland sagt der IWF sogar ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um 2,5 Prozent voraus. Die Experten sind damit ein wenig pessimistischer als die Bundesregierung, die ein Minus von 2,25 Prozent erwartet.

Für 2010 rechnet der Weltwährungsfonds dank der Rettungspalete von Regierungen und Notenbanken mit einer "schrittweisen Erholung" der globalen Konjunktur und einem Wachstum von 3 Prozent. Ein vergleichsweise kräftiges Plus von 1,6 Prozent sagt der IWF im kommenden Jahr für die USA voraus, die Ausgangspunkt der Finanzmisere war. In Deutschland und der Eurozone sei lediglich ein hauchdünnes Wachstum von knapp über Null zu erwarten.



FTD.de, 15:30 Uhr
© 2009 Financial Times Deutschland

chinaman - Samstag, 31. Januar 2009 - 20:01
31. Januar 2009, 16:32 Uhr


TOP-ÖKONOM ROGOFF ZUR FINANZKRISE


"Was gerade vor sich geht, ist unvorstellbar"
Harvard-Professor Kenneth Rogoff ist kein Fan der Bad Bank, er fordert radikalere Maßnahmen: Die Verstaatlichung von Banken. Im SPIEGEL-ONLINE-Interview erklärt der ehemalige IWF-Chefvolkswirt die Vorteile eines "kontrollierten Konkurses" - und warum sich Europa schneller erholen wird als die USA.

SPIEGEL ONLINE : Herr Rogoff, mit Blick auf die US-Banken macht auf dem Weltwirtschaftsforum schon ein beängstigendes Wort die Runde: Verstaatlichung. Ist das Panikmache?

Rogoff: Nein. Ich glaube, dass es dazu keine saubere Alternative gibt im Moment. Jede Bank, die Hunderte Milliarden Dollar an Staatsgeldern braucht, sollte besser verstaatlicht werden. Man sollte sie restrukturieren und dann den guten Teil schnellstmöglich reprivatisieren. Dieses Vorgehen ist wahrscheinlich bei mehreren großen Banken nötig.

Das Ziel ist nicht die Schaffung von Staatsbanken. Es geht eigentlich um ein Konkursverfahren, das der Staat komplett kontrolliert. In akademischen Zirkeln gibt es auch Vorschläge, bereits bestehende Insolvenzverfahren zu nutzen. Aber das würde fünf Jahre dauern. Das ist zu lange.

SPIEGEL ONLINE: Wie genau würde Ihre Methode aussehen?

Rogoff: Die Anteilseigner der Banken müssten ihre Anteile abgeben…

SPIEGEL ONLINE: …mit oder ohne Entschädigung?

Rogoff: Ohne. Die Top-Player im Management würden gefeuert. Und die Halter von Anleihepapieren würden ein Teil ihres Geldes in Form von Anteilen an dem neuen Institut zurückerhalten - die sie bekommen würden, wenn die Bank wieder privatisiert ist. Wie gesagt: Es ist wichtig, die Banken schnell wieder in private Hände zu geben. Wir sprechen vielleicht nur über Monate, oder über ein bis zwei Jahre.

SPIEGEL ONLINE: Trotzdem klingt das sehr drastisch: Sie wollen die Banken bankrott gehen lassen.

Rogoff: Was ich fordere, ist nicht radikal. Ich würde sogar sagen, dass die Forderung nach solchen Konkursen inzwischen common sense unter Wissenschaftlern ist. Ich weiß, das klingt unvorstellbar. Aber das, was gerade vor sich geht, ist unvorstellbar.

SPIEGEL ONLINE: Trotzdem berichtet das "Wall Street Journal", die Obama-Administration wolle es vorerst mit einem neuen Rettungspaket für die Banken versuchen – unter anderem solle eine sogenannte Bad Bank geschaffen werden, die den Geldinstituten ihre Giftpapiere vorläufig abkauft. Reicht das nicht als erster Schritt?

Rogoff: Mit einer Bad Bank würde man den Banken Tonnen an Steuergeld schenken. Vielleicht 700 oder 800 Milliarden Dollar. Das Problem ist: Das Loch im Finanzsystem ist viel größer. Wenn davon aber nur ein Teil aufgefüllt wird, werden die Banken nicht anfangen, wieder Geld zu verleihen. Zumindest nicht genug. Und darum geht es: Derzeit haben kleine und mittlere Unternehmen große Schwierigkeiten, Geld aufzutreiben.


SPIEGEL ONLINE: Glauben Sie denn, dass Barack Obama tatsächlich derart drastisch vorgehen wird, wie Sie das fordern?

Rogoff: Ich hoffe, dass Obama das Richtige tun wird. Bislang war ich immer optimistisch, habe immer gesagt, das Obama-Team verstehe die Lage und werde entschieden vorgehen. Und dass wir dann – nicht schnell, aber mit der Zeit – den Anfang vom Ende dieser Krise sehen würden. Die Wirtschaftsexperten in Obamas Team sind großartig. Ich bin sicher: Viele raten ihm, entschlossen vorzugehen. Aber ich bin sehr nervös, ob die neue Regierung nicht kalte Füße bekommt. Wir werden sehen.

SPIEGEL ONLINE: An einer Stelle hat Obama doch schon Entschlossenheit demonstriert: Er hat ein 820 Milliarden-Dollar schweres Rettungspaket für die Wirtschaft aufgelegt. Wird das nicht helfen?

Rogoff: Diese Paket ist eine gute Idee und ein Teil der Lösung. Aber das Hauptproblem ist das Finanzsystem. Es gibt keinen Kredit. Das Konjunkturpaket wird deshalb nicht genug sein.

SPIEGEL ONLINE: Sollte Obama Ihre Forderungen umsetzen und die Banken verstaatlichen– wie lange wird es dauern, bis die USA die Krise überwunden haben?

Rogoff: Ein starkes Wachstum werden wir in den USA erst einmal nicht sehen. Wir haben ja nicht nur die Finanzkrise. Die neue Regierung will mehr Einkommensgerechtigkeit, sie will den Umweltschutz verbessern und das Gesundheitssystem. Das sind großartige Ideen. Aber sie sind teuer. Es wird sicher eine Dekade dauern, bis das bewältigt ist. Ich glaube, Europa wird sich schneller erholen als die USA.

SPIEGEL ONLINE: Geht das überhaupt? Sind wir nicht viel zu abhängig von den USA?

Rogoff: Natürlich bestehen Abhängigkeiten, Europa ist ja ebenfalls in der Rezession. Aber Eure Probleme sind nicht so tiefgreifend wie unsere. Sicher: Euer Finanzsystem hat auch viele Probleme. Aber die USA müssen alles von Grund auf neu überdenken.

SPIEGEL ONLINE: Glauben Sie, diese Krise wird zu einer dauerhaften Verschiebung der ökonomischen Machtverhältnisse auf der Welt führen?

Rogoff: Es gibt keinen Zweifel, dass die ökonomische Bedeutung der USA geringer sein wird. Europa dagegen könnte gestärkt aus dieser Krise hervorgehen. Allerdings nur, wenn den europäischen Regierungen ein gutes Krisenmanagement gelingt.

SPIEGEL ONLINE: Wie haben sich die Europäischen Regierungen Ihrer Meinung nach bislang geschlagen?

Rogoff: So weit, so gut. Aber wenn die Rezession noch schlimmer wird, wird sich herausstellen, wie gut die europäischen Regierungen kooperieren. Denn Ihr braucht ein gemeinschaftliches Vorgehen.

SPIEGEL ONLINE: Sie mahnen auch immer wieder eine globale Regulierung der Finanzmärkte an. Aber mal ehrlich: Glauben Sie wirklich, dass die G20 ihre Ankündigung wahrmachen können und im April gemeinsame Regeln für das Weltfinanzsystem finden?

Rogoff: Im April nicht. Natürlich ist noch viel Zeit bis dahin. Aber die G20 sind kein funktionierendes Forum. Sie sind das beste, was wir haben. Aber trotzdem zu chaotisch. Und die Schweiz zum Beispiel, eins der wichtigsten Finanzzentren der Welt, gehört nicht dazu. Deshalb muss die Gruppe sich erst einmal neu aufstellen. Trotzdem bin ich fest davon überzeugt: Wir brauchen einen globalen Regulierer und wir werden ihn in fünf Jahren haben.

SPIEGEL ONLINE: Warum reichen nationale oder regionale Aufsichtsbehörden, die kooperieren, nicht aus?

Rogoff: Wir leben in einem globalen Finanzmarkt. Wenn die USA den Cowboy-Kapitalismus leben, in dem nichts reguliert ist, fließt alles Geld in die USA. Und der Rest der Welt trägt das Risiko mit. Das genau ist passiert. Nun werden zwar die USA ihre Märkte regulieren, aber vielleicht denkt sich jetzt ein anderes Land: Warum sollen dann nicht wir das ganze Kapital nehmen? Um das zu verhindern, brauchen wie globale Regeln.

Der zweite Punkt ist: Man muss einen zu starken politischen Einfluss auf die Aufsichtsbehörden verhindern. Auf dem Weg zu dieser Krise sind die existierenden Regulierer unter starken politischen Druck geraten, möglichst lax zu agieren. Obwohl viele sehr besorgt waren. Wenn man eine neue unabhängige Institution hätte, mit gewissen regulativen Kompetenzen, würde das helfen.

SPIEGEL ONLINE: Wäre es nicht einfacher, einer der bereits bestehenden internationalen Organisationen diese Aufgabe zu übertragen? Der IWF wird in diesem Zusammenhang oft genannt.

Rogoff: Die existierenden Institutionen sind schlicht nicht richtig aufgebaut für diese Aufgabe. Nicht einmal annähernd. Ich glaube deshalb, es wäre besser, eine neue Institution zu schaffen.

Das Interview führte Anne Seith


URL:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,604759,00.html

blindeshuhn - Sonntag, 1. Februar 2009 - 13:38
ich halte eigenlich auch ein verstaatlichung OHNE kompensation für die eigentümer und das management (alse de facto eine enteignung) für das beste. dann eine schnelle reprivatisierung gesunder banken - der staat kann bei dieser privatisierung vielleicht sogar einen teil des geldes wieder zurückholen. der müll bleibt beim steuerzahler, anders geht es nicht. aber so kann man wenigstens weiteres abkassieren verhindern. an dem unglaublichen finanzbedarf der ganzen sache sieht man auch eines: wir sind meilenweit von einer inflation entfernt. es FEHLEN einfach ein paar billionen: geld, das quasi verbrannt wurde und keiner hat es bemerkt. und die müssen jetzt wahrscheinlich von den notenbanken nachgedruckt werden.

prof - Sonntag, 1. Februar 2009 - 15:24
"Es FEHLEN ein paar Billionen:"
Das ist ein Irrtum!

Die Geldmengen M0 bis M3 wachsen exponentiell mit zweistelligen Wachstumsraten pro Jahr.
Die Weltwirtschaft wächst preisbereinigt nicht mal halb so schnell. Der Rest ist Inflation.

Das Luftgeld hat nie existiert und fließt demzufolge in die Rechnung nicht ein.
Prof

chinaman - Sonntag, 8. Februar 2009 - 19:41
Wochenend-Wellenreiter vom 7. Februar 2009


Urgewalten in der Finanzwelt-Arena


Die Finanzwelt-Arena ist der Schauplatz des alle vier Jahre ausgetragenen Frühjahrs-Spektakels. Die Arena ist bis auf den letzten Platz ausverkauft. Die Stimmung ist emotionsgeladen. Ein neuer Herrscher hat in der Loge Platz genommen. Kaiser Obama hat frische, unverbrauchte Kräfte in die Arena geschickt. Seit Wochen tobt der Kampf gegen eines der größten Biester, das je in der Finanzwelt-Arena aufgetreten ist: Ein Biest namens „Global Depression“. Traditionell dauert das Frühjahrs-Spektakel 100 Tage.

In den Stuhlreihen neben Kaiser Obama haben diverse Sub-Kaiser Platz genommen. Sie nennen sich Merkel, Sarkozy, Brown. Merkel wirft dem Volk in den Pausen einen Knochen namens „Abwrackprämie“ zu. Das Volk reißt sich darum, weiß aber nicht, dass es sich um einen Trick handelt: Das Volk bekommt die Abwrackprämie, dafür aber werden die Autos nicht rabattiert. Autohändler und Autobauer profitieren, freuen sich und huldigen der Sub-Kaiserin, die freundlich lächelnd zurückwinkt.

Plötzlich erhebt Kaiser Obama die Hand. Er gebietet dem Volk Ruhe. Auch das Geplapper von Merkel, Sarkozy und Brown verstummt. Es ist ganz ruhig in der Arena.

Fanfaren kündigen den Auftritt der Gladiatoren an: Sie heißen Geithner, Summers und Volcker. Es ist eine Mischung aus erfahrenden und jüngeren, heißblütigen Kämpfern. Das Volk applaudiert. In den Katakomben der Arena ist das Biest nur mühsam zu bändigen. „Global Depression“ zerrt an den Gitterstäben. In dem Moment, in dem das Tor aufgeht, stürmt das Biest mit lautem Gebrüll in die Arena. Werden unsere Helden es schaffen, das Biest zu besiegen?

Das Spektakel ist seit dem 20. Januar 2009 – dem Krönungstag des neuen Kaisers – nahezu ununterbrochen im Gange. In urbs et orbis hat sich das Ereignis herumgespro-chen. Immer mehr Menschen strömen zur „Finanzwelt-Arena“. Begierig saugen sie jede Wendung des Kampfes auf.

Die Wettschalter in der Arena sind gut besucht. Verschiedene Gruppen lassen sich beobachten. Da ist das smarte Geld, das gewöhnlicherweise ein recht gutes Händchen für den Ausgang von Gladiatorenkämpfen hat. Das smarte Geld setzt seit Beginn der Kämpfe darauf, dass die Gladiatoren das Biest besiegen. Und da ist das einfache Volk, das üblicherweise verliert, wenn das smarte Geld gewinnt. Aber die Wettquoten sind diesmal konfus: Auch das einfache Volk setzt auf den bevorstehenden Tod des Biestes. Werden das smarte Geld und das Volk gemeinsam die Gewinner sein? Ein solches Ereignis ist eine äußerst seltene Angelegenheit. Oder verlieren das smarte Geld und das Volk gemeinsam?

Das Spektakel selbst wird in der Arena mit äußerster Brutalität ausgetragen. Während Geithner, Summers und Volcker das Biest mit Dollarscheinen bewerfen, giftet das Biest mit Arbeitsplatzverlusten zurück. Kaiser Obama weiß: Seine Gladiatoren haben genau 100 Tage Zeit, das Biest zu besiegen. Ansonsten würde das Volk unruhig und beginnen, ihm die Gefolgschaft zu verweigern. Sub-Kaiserin Merkel muss sich demnächst ihrem Volk stellen. Ergo: Die Zahl der Knochenwürfe muss in den kommenden Monaten gesteigert werden. Man überlegt, ob man nicht die aus dem Tennisspiel bekannten Ballwurfmaschinen einsetzt, um das Volk noch schneller mit Knochen bewerfen zu können. Die Autoindustrie hat sich bereits angeboten, die Ballwurfmaschinen kostenlos zu sponsern.

Kaiser Obama gibt sich cool. Er lächelt und lässt sich vom Volk huldigen. Doch das ist nur Fassade. Kaiser Obama hat Angst. Er glaubt, dass „Global Depression“ die Macht hat, seine Amtszeit zu zerstören. 20 der 100 Tage des Frühjahrspektakels sind bereits vergangen. Noch hat sich keiner der Gegner einen entscheidenden Vorteil verschafft.

Kaiser Obama möchte den „sudden death“ der Bestie. Er plant deshalb für die kommende Woche einen entscheidenden Schlag, den Gladiator Geithner ausführen soll. Die Wetten sind gesetzt. Das Volk und das smarte Geld wollen von einem Sieg des neuen Kaisers profitieren. Aber diese Bestie ist bärenstark. Nie war das Frühjahrsspektakel spannender als in diesen Tagen.

Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest


http://www.wellenreiter-invest.de/

chinaman - Mittwoch, 11. Februar 2009 - 20:57
Absturz aller Industriesektoren


Exklusiv EU sieht Produktion kollabieren


von Wolfgang Proissl (Brüssel)


Die Wirtschaftskrise löst in allen Industriesektoren Europas beispiellose Einbrüche aus. Zu dieser düsteren Einschätzung kommt die EU-Kommission. Eine interne Analyse stellt den Abschwung schonunglos dar.


Die Kommissionsstudie beschreibt an Einzelbeispielen aus dem verarbeitenden und dem Baugewerbe, dass die Finanz- und Wirtschaftskrise überall zu bisher nicht gekannten Produktions- und Absatzrückgängen geführt hat. Der Geschäftsklimaindex BCI, den die EU-Generaldirektion Wirtschaft und Finanzen seit 1985 erstellt, sackte auf das niedrigste Niveau seit seiner Einführung.

Besonders die Automobilindustrie, die in der EU direkt 2,2 und indirekt 12 Millionen Menschen beschäftigt, ist von den anhaltenden Kreditproblemen stark betroffen. "Der allgemeine Zugang zu Krediten spielt für die Autoindustrie eine wichtige Rolle, da 60 bis 80 Prozent der Privatwagen in Europa mit Krediten gekauft werden", heißt es in der Analyse.


Aufnahme von Kapital oft unmöglich

Auch für Hersteller sei es oft unmöglich, über Anleihen Kapital aufzunehmen. So konnten die französischen Hersteller PSA (Peugeot und Citroën) und Renault mit einer Anleihe bei Investoren kein Interesse erregen. Denn die Anleger stürzen sich derzeit auf die als sicherer geltenden Staatsanleihen und drängen so Firmenanleihen vom Markt.


EU-Kommissar Günter Verheugen: "Neu sind Ausmaß und Tempo der Krise"Dramatisch ist die Lage der Studie zufolge bei Lastwagen. Die monatlichen Lkw-Bestellungen in der EU seien von 38.000 im Januar 2008 auf 600 im November zusammengebrochen. "Es muss betont werden, dass die tägliche Produktionskapazität eines europäischen Herstellers allein schon bei rund 90 Fahrzeugen liegt", heißt es in dem Papier.

Die Autoren warnen weiter, dass die Krise desaströse Folgen für die Herstellung und Sicherheit von Lebensmitteln habe: "Die Kombination aus fallenden Preisen in der Landwirtschaft und reduziertem Zugang zu Krediten dürfte negative Folgen für die Landwirtschaft der ärmsten Staaten haben. Das zieht ernste Auswirkungen auf die Lebensmittelsicherheit nach sich und verschärft die Preisvolatilität."

In der Stahlindustrie verzeichnen die Kommissionsökonomen Auftragseinbrüche von 43 bis 57 Prozent. Der Absturz liege auch an der aggressiven Verkaufspolitik chinesischer Hersteller. Zugleich, so warnt die Studie, schotten China, Indien, Russland und möglicherweise die USA ihre Märkte immer weiter gegen EU-Stahl ab.

Verheugen warnte die Regierungen und seine eigene Behörde, in "blinden Aktionismus" zu verfallen. "Die Mitgliedsstaaten und die Kommission dürfen sich nicht in der Rolle des Weißen Ritters wie bei Unternehmensrettungen gefallen", sagte der Industriekommissar. "Die finanziellen Möglichkeiten der EU und der Mitgliedsstaaten stoßen an ihre Grenzen."

EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und der tschechische Ratsvorsitzende Mirek Topolanek beriefen am Mittwoch für den 1. März in Brüssel einen EU-Sondergipfel zur Wirtschafts- und Finanzkrise ein. Im Mai soll es dann einen Sozial- und Beschäftigungsgipfel in Prag geben.



Aus der FTD vom 12.02.2009
© 2009 Financial Times Deutschland, © Illustration: Bloomberg

chinaman - Dienstag, 17. Februar 2009 - 14:43
Interessantes Interview mit Felix Zulauf:

Warten auf das historische Tief

http://www.faz.net/s/Rub48D1CBFB8D984684AF5F46CE28AC585D/Doc~EE402F307FF9F462C806356E1CB1D109D~ATpl~Ecommon~Sspezial.html

amateur - Mittwoch, 18. Februar 2009 - 00:28
In Ergänzung zum vorherigen Artikel:
http://www.welt.de/finanzen/article3221813/DWS-haelt-Verdoppelung-der-Kurse-fuer-moeglich.html

stw - Mittwoch, 18. Februar 2009 - 19:00
Das Interview mit Felix Zulauf ist wirklich lesenswert. Allerdings haben wir das von ihm geschilderte Szenario (Dividendenrendite > KGV, Kurs unter Buchwert) bei etlichen Werten schon jetzt. Daher glaube ich, dass schon jetzt der Zeit zum vorsichtigen Einstieg/Zukauf in gekommen ist. Wichtig ist natürlich die zuverlässige Einschätzung welche Unternehmen diese Krise überhaupt überleben werden. In die kann man m.E. schon jetzt investieren ohne (langfristig betrachtet) große Fehler zu machen.

:-) stw

boersenguru07 - Donnerstag, 19. Februar 2009 - 20:24
Hi, also möchte Euch noch ein etwas älteres Interview mit Fredmund Malik zum Lesen empfehlen:

http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2008-45/artikel-2008-46-das-debakel-kommt-erst.html

Ich sehe in absehbarer Zeit auch eine Erholung der Märkte, die Frage ist nur von welchem Niveau diese starten wird. Ein kleines Beispiel: Der langfristige Aufwärtstrend liegt im DAX bei ca. 2.900 Punkten. Sollten wir in einer Übertreibung (wenn es überhaupt eine ist) dorthin fallen, könnten sich die Märkte danach gut 50% erholen und würden dann etwas höher als heute stehen. Daher denke ich, dass eine hohe Liquiditätsquote weiterhin sehr sinnvoll ist!

Wisst Ihr was ich besonders schade finde: Wenn man sich ständig mit Wirtschaftsthemen beschäftigt, kann man doch zwangsläufig nur depressiv und mies gelaunt sein. Was da gerade passiert mit den Konjunkturprogrammen, dem immer weiter ausufernden Protektionismus, und und und, das ist echt der Hammer!
Vielleicht sollte man sich organisieren und gegen diese Politiker-Klicke mal vorgehen. Immerhin verprassen die unsere Kohle.
Dabei muss ich sagen, dass ich aus dem Investmentbanking-Bereich komme. Was dort passiert ist, geht mir schon seit JAHREN auf den Geist. Diese Abzocke hatte man schon in der Internetblase sehen können. Aber damals hat sich noch kein Politiker drüber aufgeregt. Ich finde das Interview von Malik bringt es auf den Punkt.

Grüße
Boersenguru07

prof - Donnerstag, 19. Februar 2009 - 20:34
Wir haben zum Glück ja alle noch einen schönen Job und ein (hoffentlich) angenehmes Privatleben. Wenn man sich dann 20 Minuten am Tag mit Börse / Wirtschaftspolitik beschäftigt, verkraftet man das.

Prof

boersenguru07 - Donnerstag, 19. Februar 2009 - 21:07
Tja, die Börse ist mein Job ;-)
Das ist wohl der kleine aber feine Unterschied bei uns beiden...

hoyke - Freitag, 20. Februar 2009 - 07:57
Die Partei "Die Linke" müsste von den Auswüchsen des Systems eigentlich stark profitieren.

Mich erinnert alles an ein Schneeballsystem wie bei den Kettenbriefen, dass ausgehend von Investmenthäusern, Big Playern und Banken jetzt an die Spitze der Kette angekommen ist. Das letze Glied der Kette ist der Staat- d.h. in D. seine 80 Millionen Einwohner. Nur für die HRE dürfte die zusätzliche Schuldenlast pro Kopf- ob Säugling oder Greis- bei 1200 Euro angelangt sein.

Die Hochfinanz ist dabei, nicht nur die Menschen von heute restlos auszusaugen, sondern auch die Zukunft von deren Kindeskinder zu zerstören.

Bei den Staatshaushalten brechen inzwischen alle Dämme....

chinaman - Mittwoch, 25. Februar 2009 - 11:10
BULLE & BÄR: AKTIEN

Teuer wie lange nicht

INGO NARAT | FRANKFURT Aktien sind billig. Mit dieser These locken viele Analysten zum Einstieg. Aber die Wahrheit sieht anders aus. Nach den wirtschaftlichen Hiobsbotschaften der letzten Wochen scheint es sogar, als wären Aktien heute teurer als vor ihren Kursstürzen. Messlatte ist der Quotient aus Kurs und Gewinn, das viel zitierte Kurs-Gewinn-Verhältnis.

Wie Analysten sich irren und der Realität hinterher hinken, dieses Thema ist Legende. Vor zwei Jahren erwarteten sie für das Jahr 2008 für die im US-Aktienindex S&P 500 enthaltenen Firmen einen Durchschnittsgewinn von 92 Dollar. Anfang dieses Monats waren davon nach Berechnungen des Analysehauses Standard & Poor's gerade einmal 26 Dollar übrig geblieben.

Das Ritual dürfte sich wiederholen. Im Frühjahr vergangenen Jahres lag der Konsens für das jetzt angelaufene Jahr bei rund 82 Dollar Gewinn. Jetzt sind es noch 32 Dollar. Nach aktuellem S & P-500-Stand von rund 750 Punkten wären US-Titel demnach mit dem 23-fachen Gewinn bezahlt. Eine stattliche Bewertung, wenn man bedenkt, dass große Aufschwünge bei zehn oder tiefer starteten.

Auch die 23 Dollar könnten sich am Ende als zu optimistisch erweisen, gemessen an den rasant abstürzenden Konjunkturdaten während der vergangenen Monate und Wochen. Für das vierte Quartal 2008 hat Standard & Poor's jedenfalls keinen Gewinn mehr errechnet, sondern einen Verlust in Höhe von knapp 12 Dollar. Das ist einmalig in der Historie. Sinnvolle Kalkulationen für ein Kurs-Gewinn-Verhältnis sind damit hinfällig.

Der bekannte Vermögensverwalter Jens Ehrhardt hat jetzt auf eine aktuelle Gewinnschätzung für das erste Quartal 2009 hingewiesen, die weit skeptischer ist als der Konsens: Desolate zwei Dollar erwartet die Bank of America. Auf das Jahr hochgerechnet, können Schwarzseher daraus einen Gewinn von acht Dollar und daraus eine abenteuerlich hohe Bewertung von 94 ableiten. Welcher Schätzung man auch glauben mag: Attraktive Einstiegsniveaus sehen anders aus.

Die Charttechniker scheinen sich den Pessimisten anzuschließen. Nach Beobachtung der Kurvendeuter haben wichtige Indizes während der vergangenen Tage langfristige Unterstützungslinien nach unten durchbrochen oder stehen kurz davor.

Der S & P 500 ist bei seinem Tief vom November vergangenen Jahres angelangt. Wenn er weiter fällt, eröffnet sich den Chartanalysten nur noch der Blick in einen Abgrund. Die Dax-Beobachter sehen für den Heimatmarkt nach dem jüngsten Einbruch unter die 4 000er-Marke wenigstens eine Auffanglinie. Sie schauen auf die Zone von 2 300 Punkten, von der aus die Hausse im Frühjahr 2003 begann.

Das wird die heimischen Börsianer kaum trösten. Die aktuelle Lage ist erschreckend. Wer den Zahlenspielen traut, der kann nur eines tun: den Großteil seines Pulvers trocken halten. Das erscheint lebenswichtig.narat@handelsblatt.com

Narat, Ingo



25. Februar 2009

boersenguru07 - Samstag, 7. März 2009 - 11:12
Was haltet Ihr davon ne Community zu gründen und einen Bauernhof mit ausreichend Land zu erwerben? Wäre das nicht eine sinnvolle Variante sich gegen das absolute Chaos zu schützen.
Stehe gerade noch unter dem Eindruck von diesem Artikel:
Countdown zum Kollaps
Entwicklung der Finanzkrise - Ein unbequemer Ausblick in eine düstere Zukunft: Erst Deflation, dann Inflation. Staatsbankrott aller Industrienationen. Ende des Dollars und Euros. Insolvenzen ohne Ende. Einlagen und Renten sind weg. Zusammenbruch der EU. Zusammenbruch der USA. Versorgungslücken.
http://www.mmnews.de/index.php/200903072433/MM-News/Finanzkrise-Ausblick.html

Sicher wird hier alles wieder einmal überspitzt dargestellt. Und bis es soweit kommt, würde sicher auch noch ne Zeit dauern. ABER was will man mit Gold, Silber, Immos, wenn man nix zum Kauen hat???

Grüße
Boersenguru07

al_sting - Samstag, 7. März 2009 - 11:55
Bei diesem schönen Szenario fehlen mir eigentlich nur noch das Datum des Weltunterganges sowie eine bildhafte Schilderung des göttlichen Strafgerichtes. :-)

In Krisen haben Untergangspropheten immer Hochkonjunktur. Dieses Mal halt nicht mit Pech und Schwefel oder Atombomben, sondern mit Aktienkursen.

Stay cool, Al Sting

hoyke - Samstag, 7. März 2009 - 12:01
al-sting: Der verlinkte Artikel mag reißerisch daherkommen- für "stay cool" fehlt mir aber jedes Verständnis.

Immerhin hören wir täglich aus den Minsiterien und aus der Wirtschaft Hiobsbotschaften (-Zahlen, Daten, Fakten), die in der Geschichte einmalig sind.

al_sting - Samstag, 7. März 2009 - 12:18
Stay cool im Sinne von: Bleibe ruhig, denke weiterhin rational.

In Extremsituationen bieten sich auch immer die größten Chancen.
Gerade jetzt empfiehlt es sich, sich um inneren Abstand zu bemühen, analytisch und nicht panisch zu denken und, aller Probleme zum Trotz, auf dem Teppich zu bleiben. Und nicht einer zunehmend panischen Herde blind zu folgen.

Das war in diesem Sinne ganz bewusst gewählt:
Stay cool, bewahre Ruhe und Überblick.
Ciao, Al Sting

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