Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Welt-Tendenz: Archivierte Beiträge bis 11. Oktober 2008
chinaman - Dienstag, 7. Oktober 2008 - 18:37
07. Oktober 2008, 18:12 Uhr


ISLAND IN NOT


Eine Insel kämpft gegen den Ruin


Von Auðunn Arnórsson, Reykjavík


Island in höchster Not: Die wilde Expansion seiner Banken hat den Atlantik-Inselstaat bis kurz vor den Staatsbankrott getrieben - jetzt will die Regierung mit dramatischen Notstandsgesetzen das Schlimmste verhindern. Verlierer könnten Anleger in Großbritannien oder Deutschland sein.

Reykjavik - Es war wohl die dramatischste Rede in seiner jahrzehntelangen politischen Laufbahn, die Islands Ministerpräsident je gehalten hat: "Es besteht eine sehr reelle Gefahr, meine Mitbürgerinnen und Mitbürger, dass die isländische Wirtschaft im schlimmsten Fall mit den Banken in einen Abwärtssog gerät und das Ergebnis ein Staatsbankrott sein könnte", sagte Geir H. Haarde in einer TV-Ansprache an sein Volk. Er kündigte außerdem ein Notstandsgesetz an, das noch am gleichen Abend durch das Parlament, das Allthing, gepeitscht wurde. Von keiner der vertretenen Parteien kam Widerstand.


Das ist erstaunlich, denn das Paket hat es in sich: Das Notstandsgesetz gibt der staatlichen Finanzaufsicht weitgehende Befugnisse zum Eingreifen in die Finanzinstitute des Landes - die auch gleich in der Nacht zum Dienstag genutzt wurden. So wurde die Landsbanki, die zweitgrößte isländische Bank, unter staatliche Kontrolle gebracht. Schon eine Woche vorher hatte die Regierung 75 Prozent der Anteile an der drittgrößten Bank, Glitnir, für 600 Millionen Euro übernommen.

Wie konnte es zu einer solch dramatischen Krise kommen? Als Ursache gilt die extrem aggressive internationale Expansion der drei größten isländischen Banken. Mit außergewöhnlich hohen Zinsen für Tagesgeldkonten köderten sie Kunden auf fremden Märkten wie Großbritannien - und auch in Deutschland. Mittlerweile übertrifft der Gesamtumsatz des Bankentrios das Bruttosozialprodukt Islands um ein zwölffaches.

Entscheidend am Gesetzespaket ist deshalb: Es erlaubt, keinerlei staatliche Garantien für die Auslandsschulden der isländischen Banken zu geben. Eine solche Sicherung würde den isländischen Staatshaushalt und damit den Steuerzahler komplett überfordern.

Den aber will die Regierung in erster Linie schützen. Deshalb hat sie entschieden, vor allem die Ersparnisse der Isländer zu sichern. Normalverbraucher und die Firmen des Landes sollen weiterhin alltägliche Bankdienstleistungen in Anspruch nehmen können. Deshalb hat der Staat das Inlandgeschäft von Landsbanki und Glitnir übernommen - und will beide Institute zwingen, ihr Auslandsvermögen an den Höchstbietenden zu verkaufen.

Das aber könnte angesichts der momentanen Situation auf den internationalen Finanzmärkten schwierig werden. Es wird sich wohl kein Käufer finden, der genug bietet, um alle Schulden dieser Banken zu begleichen. Ein Teil wird also abgeschrieben werden müssen - und das werden auch deutsche Anleger zu spüren bekommen.

Nicht alle Banken sind dringend auf den staatlichen Eingriff angewiesen. Der Branchenprimus Kaupthing wäre auch ohne Intervention funktionstüchtig. Der isländische Staat hilft ihr aber mit einem Darlehen über 500 Millionen Euro aus dem Währungsfonds der Notenbank - vorher hatte die Europäische Zentralbank ein ebenso hohes Darlehen gekündigt. Kaupthings Geschäftsleitung, der CEO Hreiðar Már Sigurðsson und der Vorstandspräsident Sigurður Einarsson, beteuern seit Monaten, die Bank sei sicher.

Eine Frage bewegt sie Isländer am meisten - und gerade sie lässt sich noch nicht beantworten: Welche Folgen wird der Crash des Bankensystems für die Familien im Land haben? Klar ist nur, dass der staatliche Immobilienfonds Hypotheken übernehmen wird, um Familien in Zahlungsschwierigkeiten zu helfen. Am schlechtesten stehen jene Familien da, die in den letzten Jahren ihren Wohnungskauf durch Darlehen in ausländischen Währungen finanziert haben.

Der Handel mit der isländischen Krone stand in den letzten Tagen praktisch still - somit konnte kein Marktwert für die kleinste frei handelbare Währung der Welt ermittelt werden. Die Notenbank reagiert darauf zuletzt mit der zeitweiligen Bindung des Wechselkurses. Momentan bekommt man für einen Euro 131 Kronen - vor einem Jahr lag der Kurs noch unter 100 Kronen.

Einziger Lichtblick an diesem Katastrophentag schien die Nachricht, dass Russland der isländischen Notenbank ein Darlehen von vier Milliarden Euro geben könnte - zu äußerst günstigen Konditionen. Das hätte den Währungsfonds gestärkt - und sollte die fallende Krone wieder auffangen. Die Zentralbank erklärte, der russische Botschafter habe das Darlehen zugesagt - offenbar voreilig. Schon kurz darauf kam das Dementi aus Moskau. Es habe keine formelle Anfrage von Island gegeben, es sei keine Entscheidung gefallen, man wolle das Ansinnen Islands aber "wohlwollend" prüfen. "Island ist für seine strenge Haushaltsdisziplin bekannt und weist einen hohen Grad an Zuverlässigkeit auf", sagte Finanzminister Alexej Kudrin.

Inzwischen sind auch Vertreter des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Island angekommen, um mit der Regierung und der Notenbank zu beraten. Noch steht jedoch nicht fest, ob Island den Währungsfonds um Hilfe bitten wird. Zwar ist Island Gründungsmitglied des IWF, hat dessen Hilfe aber zuletzt 1982 in Anspruch genommen. Seit 1987 ist das Land schuldenfrei gegenüber dem IWF.

Allen Katastrophenmeldungen zum Trotz - bislang geben sich die Isländer optimistisch. Sie sind aus früheren Zeiten einiges gewohnt. Schon mehrfach haben sich die 300.000 Einwohner aus schwierigen Umständen herausgearbeitet. Vielleicht hilft dem Land da auch seine Tradition des schwarzen Humors.

chinaman - Mittwoch, 8. Oktober 2008 - 10:14
Vielleicht ein neuer Ansatz für die Staaten, dem Ausverkauf einen Einhalt zu gebieten? Einfach dicht machen, dann fällt nichts mehr ...


Marktbericht: Börse Moskau

Börse Moskau:

Panik vor dem Kollaps


Die russische Regierung stemmt sich mit Milliardenkrediten gegen die größte Börsenpanik des Landes seit dem Finanzkollaps 1998. Zuletzt waren die Aktienkurse in Moskau kräftig eingebrochen. Bis Freitag soll die Börse geschlossen bleiben, um noch größeren Schaden abzuwenden.

HB MOSKAU. Präsident Dmitri Medwedew kündigte am Donnerstag an, 500 Mrd. Rubel (rund 15 Mrd. Euro) zur Stabilisierung der Finanzmärkte bereitzustellen. Falls nötig, werde die Regierung weitere Schritte ergreifen. Die Behörden gingen außerdem gegen Spekulanten vor und verboten unter anderem auf unbestimmte Zeit Leerverkäufe, mit denen Händler auf fallende Kurse wetten.

Die wichtigsten Aktienmärkte des Landes blieben am Donnerstag geschlossen. Der Handel werde erst am Freitag wieder aufgenommen, erklärte Finanzminister Alexej Kudrin. Zur Stützung des Marktes und zur Aufhebung der Liquiditätsklemme sollen staatliche Banken den Akteuren am Aktienmarkt zusätzlich rund zwei Mrd. Euro leihen. Weitere zwei Mrd. Euro sollen zudem in einen staatlichen Baufinanzierer fließen.

Die beiden wichtigsten Aktienbörsen des Landes MICEX und RTS hatten den Handel angesichts dramatischer Verluste auf Anweisung der Behörden bereits am Mittwoch aussetzen müssen, nachdem die wichtigsten Aktienindizes in dieser Woche um mehr als 20 Prozent abgeschmiert waren. Schuld an dem Vertrauensverlust ist ein Giftcocktail aus der globalen Finanzkrise, fallenden Ölpreisen und dem Vertrauensverlust in Folge des Krieges in Georgien.

An der zweiten großen Börse des Landes, MICEX, durften am Donnerstag nur Pensionsgeschäfte abgewickelt werden. „Der russische Staat hat ausreichend Mittel, um die Wirtschaftskrise zu bewältigen“, sagte Medwedew in Moskau.

Quelle: Handelsblatt

chinaman - Mittwoch, 8. Oktober 2008 - 10:54
08. Oktober 2008, 08:43 Uhr


RETTUNGSPAKET


Britische Regierung will acht Großbanken teilverstaatlichen


Die britische Regierung kämpft mit einem eigenen Rettungspaket gegen die Finanzkrise. Sie schießt acht führenden Geldhäusern des Landes frisches Kapital zu - 50 Milliarden Pfund. Im Gegenzug übernimmt sie Aktien der Institute.

London - Die britische Regierung hat einen milliardenschweren Aktionsplan veröffentlicht, mit dem die Banken des Landes vor den Folgen der internationalen Finanzkrise geschützt werden sollen. Das am Mittwoch kurz vor Börseneröffnung veröffentlichte Maßnahmenpaket sieht vor, den angeschlagenen Finanzinstituten einen Kredit von 200 Milliarden Pfund zur Verfügung zu stellen.

Zudem kündigte die Regierung an, Finanzspritzen in Höhe bis zu 50 Milliarden Pfund für die acht größten britischen Banken bereitzustellen. Das sind die Kreditinstitute Abbey , Barclays , HBOS , HSBC , Lloyds TSB , Nationwide Building Society, Royal Bank of Scotland und Standard Chartered .

Finanzminister Alistair Darling sagte dem Fernsehsender Sky News: "Diese Maßnahmen sind absolut notwendig, um das System wieder in Gang zu bringen." Die Regierung werde tun, "was auch immer notwendig wird". Das jetzige Notpaket sei "ein wichtiger Schritt vorwärts". Am Mittwoch wollte er das Paket im Parlament vorstellen.

Darling und Premierminister Gordon Brown hatten zuvor mit den Chefs der Zentralbank und der Finanzaufsicht über Auswege aus der Krise beraten. In den vergangenen Tagen büßten einige der großen britischen Banken nahezu die Hälfte ihres Börsenwertes ein.

Einige Investoren befürchten gar deren Zusammenbruch, wenn ihnen nicht mit einem Multi-Milliarden-Pfund-Programm unter die Arme gegriffen wird. Die EU-Kommission erklärte, sie sei über den britischen Plan informiert und werde eine rasche Entscheidung treffen, sobald die Einzelheiten bekannt seien. Die EU muss staatlichen Hilfsprogrammen zustimmen.

kaz/AFP/AP/dpa/Reuters

chinaman - Mittwoch, 8. Oktober 2008 - 13:46
Die News zum Erholungskurssprung ...


Mittwoch, 8. Oktober 2008


Konzertierte Aktion


Überall Zinssenkungen

In einer konzertierten Aktion haben wichtige Notenbanken weltweit die Leitzinsen gesenkt. Wie die Federal Reserve in Washington und die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt mitteilten, sinkt der Leitzins in der Euro-Zone und den USA jeweils um 50 Basispunkte. Damit liegt der Zins in der Eurozone jetzt bei 3,75 Prozent und in den USA bei 1,5 Prozent.

Auch die Bank of England senkte den Zins um 50 Basispunkte. Zu Zinssenkungen kam es auch in anderen Ländern, wie zum Beispiel Kanada, Schweden und der Schweiz.

Fed kauft heikle Anleihen

Die US-Notenbank stemmt sich mit immer verzweifelteren Schritten gegen das zunehmende Chaos an den Finanzmärkten. Wie die Fed am Dienstag in Washington mitteilte, will sie in Zukunft auch unbesicherte kurzfristige Anleihen, so genannte Commercial Papers, ankaufen und damit den Emittenten Liquidität zur Verfügung stellen.

Commercial Papers sind durch die Krise auf den Finanzmärkten vielfach nahezu wertlos geworden. Von Zentralbanken werden normalerweise nur erstklassige und vor allem liquide Wertpapiere als Sicherheiten akzeptiert. Die Fed kauft die Commercial Papers nicht direkt, sondern über eine außerbilanzielle Zweckgesellschaft.

prof - Mittwoch, 8. Oktober 2008 - 13:56
Na bitte, auf die Notenpresse ist Verlass! Hoffen wir, dass die Erholung wenigstens bis zum WE anhält - Prof

chinaman - Mittwoch, 8. Oktober 2008 - 17:23
verpufft ...

chinaman - Donnerstag, 9. Oktober 2008 - 13:13
"Na, da bin ja froh, dass ich letzte Woche mein Tagesgeld von der Kaupthing Bank abgezogen habe. Die Jahreszinsen werden wohl am 31.12. kaum kommen, das ist aber das kleinste Übel. "

Sei froh ...


Nach Verstaatlichung


Kaupthing-Konten nicht mehr erreichbar


von Brigitte Watermann und Markus Hinterberger (München)

Ein schwarzer Tag für deutsche Sparer mit Tagesgeld oder Festgeld bei der isländischen Kaupthing-Bank: Die deutsche Niederlassung hat den Geschäftsbetrieb eingestellt. Kunden müssen sich nun an die isländische Einlagensicherung wenden.

Für Kunden muss es wie blanker Hohn klingen: "Kaupthing Edge - Das Tagesgeldangebot mit der Langzeitgarantie" ist noch immer auf der Homepage des deutschen Ablegers der größten isländischen Bank zu lesen. Und am Mittwoch erschienen in Tageszeitungen noch großformatige Werbeanzeigen: "Zinsen auf hohem Niveau. Vertrauen auf lange Sicht", hieß es darin. Die Bank warb bis zuletzt mit ihrem hohem Zins von 5,65 Prozent auf Tagesgeld.

Doch am Donnerstag wurde als letztes der drei größten isländischen Banken auch Kaupthing unter die Aufsicht der isländischen Bankenaufsicht gestellt. Die Finanzverwaltung des Inselstaats begründete die Maßnahme am Donnerstag in der Früh mit der Notwendigkeit, das Bankensystem des Landes zu sichern. In den vergangenen Tagen hatte Island bereits die anderen beiden Großbanken des Landes, die Landsbanki und Glitnir, verstaatlicht.

Der nun entmachtete Vorstand von Kaupthing hatte bis zuletzt beteuert, die Bank sei nicht in Schwierigkeiten; nachdem aber die englische Tochter unter die Aufsicht der britischen Behörden gestellt worden sei, war der Schritt wohl nicht mehr zu vermeiden. Für deutsche Kunden heißt das: "Derzeit ist der Zugriff auf die Online-Konten nicht möglich." Diese Information findet sich auf der Website des Tagesgeldangebots von Kaupthing. Deutsche Sparer müssen sich nun an die isländische Einlagensicherung wenden. Die Höhe der Einlagensicherung pro Person beträgt 20.887 Euro.

Auch in anderen europäischen Ländern war Kauphting mit Hochzinsangeboten am Markt: So war das Institut in Österreich nach Informationen der östereichischen Nachrichtenagentur APA erst erst vor wenigen Wochen mit Zinsen in Höhe von 4,85 Prozent im Jahr gestartet.

Nach Informationen des Verbraucherschutzportals www.biallo.de kündigte sich der Niedergang bereits am Mittwoch an, als weder das Callcenter noch die Geschäftsleitung der deutschen Niederlassung zu erreichen waren. Die negative Berichterstattung über den drohenden "Staatskollaps" Islands und der Verstaatlichungen von zwei anderen großen Privatbanken durch den isländischen Staat hatte laut biallo.de offenbar zu massiven Geldabflüssen bei der deutschen Niederlassung der größten isländischen Bank geführt.

Nach Auskunft der deutschen Finanzaufsichtsbehörde (BaFin) untersteht Kaupthing Deutschland den isländischen Kontrollbehörden. Es gilt die isländische Einlagensicherung, an die sich deutsche Sparer nach Einstellung des Geschäftsbetriebs nun schriftlich wenden müssen.

An wen sich Anleger wenden können

Sedlabanki Islands, Central Bank of Iceland, Kalkofnsvegi 1, 150 Reykjavik Island Tel.: 00.354 569.9600. http://www.sedlabanki.is.

Die deutsche Einlagensicherung geschweige denn die von Kanzlerin Angela Merkel ausgesprochen Staatsgarantie auf alle privaten Einlagen greift für Kaupthing-Kunden nicht.

Ob die isländische Behörde deutschen Sparern auf ihrer Internet-Seite Formulare für die Rückerstattung von Sparbeträgen und Zinsen zur Verfügung stellt, ist nach Informationen von biallo.de bislang noch nicht ausgemacht. Und ob das isländische Sicherungssystem angesichts der massiven Finanzkrise des Landes trägt, bezweifeln zumindest deutsche Verbraucherschützer wie Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg: "Die isländische Staatsgarantie können Sie in der Pfeife rauchen", erklärte er gegenüber der "Taz".

Island ist wie kein anderer europäischer Staat in den Finanzstrudel gerissen worden. Die Regierung will durch Verstaatlichungen von Banken und mit russischer Hilfe eine Staatspleite verhindern. Die Verhandlungen über ein russisches Darlehen in Höhe von vier Milliarden Euro sollen nach Informationen der Nachrichtenagentur reuters am Dienstag beginnen.

drwssk - Donnerstag, 9. Oktober 2008 - 13:41
Hab's schon gelesen und mich auf das nächste Wagnis eingelassen, Sparbrief Karstadt Quelle 5,8%, jährlich auf zwei Jahre.
be.

al_sting - Donnerstag, 9. Oktober 2008 - 13:42
Auch wenn eine deutsche Bank innerhalb des Einlagensicherungsfonds pleite geht, kommt man ein paar Wochen bis Monate nicht an sein Geld. Bei diesem Artikel zur Weberbank waren es 2 Monate. Zugegeben, besser als Totalverlust...

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http://www.sueddeutsche.de/finanzen/387/313294/text/

Wenn die eigene Bank pleitegeht

Aus dem Nähkästchen geplaudert: Ein Kunde der insolventen Weserbank erzählt, wie der Einlagensicherungsfonds griff und er trotz der Pleite ans Ersparte kam.
Von Hannah Wilhelm

Derzeit bangen Bankkunden um ihr Erspartes - die Finanzkrise hat das Vertrauen der Menschen in ihre Hausbank getrübt. Und wohl selten ist so viel über die Einlagensicherung der Banken geschrieben worden wie in den vergangenen Tagen.

Tobias Schucht weiß, wie es ist, entschädigt zu werden. Der 34-Jährige war Kunde der Weserbank, die die Bankenaufsicht Bafin im April dieses Jahres wegen Überschuldung geschlossen hatte. Insgesamt lagen 26 Millionen Euro von 2800 Kunden bei dem Bremerhavener Kreditinstitut.

"Ich wollte ganz besonders schlau sein

Tobias Schucht hatte 10.300 Euro von seinem Onkel überschrieben bekommen - ein Zuschuss für ein Haus, auf das der Vater zweier Kinder sparte. Weil er auf Nummer sicher gehen wollte, teilte er das Geld auf: 5150 Euro legte er auf ein bestehendes Tagesgeldkonto, die anderen Hälfte auf ein neu eröffnetes bei der Weserbank. 3,6 Prozent Zinsen sollte es dort geben.

"Ich habe bei der Entscheidung extra darauf geachtet, das Geld bei einer deutschen Bank abzulegen - wegen der Einlagensicherung‘‘, sagt Schucht, der als Pressereferent arbeitet. "Ich wollte ganz besonders schlau sein.‘‘ Rückblickend muss er darüber lachen.

Am Nachmittag des 8. April 2008 war ihm dagegen gar nicht zum Lachen zumute. Da erfuhrt er aus dem Internet, dass die Finanzaufsicht Bafin die Weserbank geschlossen hatte. Da machte er sich doch plötzlich Sorgen um sein Geld - Einlagensicherung hin oder her. An sein Konto kam er nun nicht mehr, alles war gesperrt. Er rief bei der Bank an und landete in einem Callcenter der Bafin. Dort beruhigte man ihn: Mit der Einlagensicherung sei alles in Ordnung, er werde über das weitere Vorgehen informiert.

Post von der Bafin

Und so war es dann auch: Schucht bekam Post von der Bafin. "Ich musste - relativ formlos - angeben, wie viel Geld ich bei der Weserbank investiert hatte und auf welches Konto ich den Betrag erstattet bekommen möchte. Das war wirklich überraschend unkompliziert."

Ein bisschen verwirrt war er, weil ab und zu merkwürdige Kontoauszüge von der Weserbank ins Haus trudelten. Mal stand da -5150 Euro, mal +5150 Euro darauf - aber "na ja", dachte er sich, "so eine Bank abwickeln, das machen die ja auch nicht jeden Tag".

Vertrauen ins System

Es ging dann auch alles gut. Rund zwei Monate nach der Pleite der Weserbank, kam eine Überweisung auf Schuchts Girokonto: 5250,19 Euro - also 5150 Euro plus Zinsen. Im Betreff stand: "Bundesverband deutscher Banken Einlegerentschädigung". Das Geld kam aus zwei verschiedenen Quellen - so ist es bei der deutschen Einlagensicherung geregelt.

90 Prozent der Summe waren gedeckt durch die gesetzliche Entschädigungseinrichtung, den Rest übernahm der Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken, bei dem die Weserbank Mitglied war. Davon bekam der junge Mann aber nichts mit. "Ich habe die Summe mit einem Mal erhalten", erklärt er. Wirklich schlimm fand er den Vorfall nicht - "Hauptsache ist doch, ich habe mein Geld wieder." Blöd wäre es nur gewesen, falls er das Geld in der Zeit zufällig gebraucht hätte. Hat er aber zum Glück nicht. Sein Vertrauen in das System hat nicht gelitten - und das Geld liegt wieder auf einem Tagesgeldkonto. Bei einem Institut mit deutscher Einlagensicherung.

stw - Donnerstag, 9. Oktober 2008 - 18:22
@drwssk:"Sparbrief Karstadt Quelle 5,8%, jährlich auf zwei Jahre"
Ist das Dein Ernst? Gehören die nicht mehr zu Arcandor?

:-) stw

drwssk - Donnerstag, 9. Oktober 2008 - 19:58
Ja, aber nur zum Teil, der andere gehört Ergo und ehrlich gesagt, alles in Aktien, das hätte mir das Genick gebrochen, da fehlt mir das Genie vom Prof. Und die Tagesanleihe vom Bund, die bringt zwar etwas über 4%, aber nach Steuern gerade mal Kapitalerhalt, muss für Notfälle, wie Auto, Krankengeschichten usw. herhalten.
Übrigens, auch Karstadt Quelle ist ein Institut mit deutscher Einlagensicherung. (hoffentlich)
be.

prof - Donnerstag, 9. Oktober 2008 - 22:22
@dr:
- Ich denke, dass die Bank doch eine GmbH oder AG ist und von Ergo wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen wird!
- Ich hasse Bürokratie und habe eine Papierallergie, aber du kannst dir schon immer die Formblätter beim Einlagensicherungsfonds im Internet herunterladen. Ich denke, da kommen ein paar Seiten zusammen. Viel Spaß beim Ausfüllen!
- Ich glaube auch nicht, dass der ESF Zinsen zahlt!

Prof

drwssk - Freitag, 10. Oktober 2008 - 10:27
@prof:
- Und nun mal die Frage zurück, Du bist auch nicht zu 100% in Aktien, wo liegt das Andere?
be.

prof - Freitag, 10. Oktober 2008 - 11:18
Bei Nordnet (unterhalb der 250.000 skr) Einlagensicherung auf dem Traderkonto und auf dem Girokonto der Dorfsparkasse ...

al_sting - Freitag, 10. Oktober 2008 - 16:04
Und ein weiterer Tag in purer Panik.

So langsam beginnt es zu schmerzen.

Aber im Vergleich zu Russland geht es uns noch gut. Da hat sich der Kurs des Index RTS in den vergangenen vier Monaten gedrittelt und die Börse ist zum wiederholten Mal ausgesetzt.

schlobald - Freitag, 10. Oktober 2008 - 16:51
@prof: Die Schweden haben die Einlagensicherung dieser Tage auch verdoppelt auf nun 500.000 skr, Du brauchst Dir also auch keine Sorgen machen falls Deine aktuellen Käufe zum richtigen Zeitpunkt getätigt wurden und Du demnächst Deinen Depotwert verdoppelt hast ;-)

prof - Freitag, 10. Oktober 2008 - 17:53
@schlobald: Die Einlagensicherung betrifft eh nur das BARVERMÖGEN, die Aktien werden durch die Institute nur verwahrt und gehören dem Aktionär - Prof

schlobald - Freitag, 10. Oktober 2008 - 21:43
Ja, ist mir dieser Tage schon so zu Ohren gekommen. Fand ich auch deswegen interessant, da ich ab 2009 mein bisheriges Depot bei Consors sozusagen ruhen lassen möchte (um den Überblick bezüglich Abgeltungssteuer zu behalten) und ein neues bei meiner bereits das Girokonto führenden Bank eröfffnen wollte. Und hierbei hatte ich immer Besorgnis, ob eine solche Konzentration auf eine Bank nicht problematisch sein könnte (obwohl diese auch der privaten Einlagensicherung angehört). Grundsätzlich scheint das aber wegen der auch von Dir erwähnten Eigentumsverhältnisse bei Wertpapieren kein Risiko zu beinhalten.

Nur bezüglich des zum Depots gehörenden Verrechnungskonto bin ich mir 100%ig sicher. Wenn es zum Barvermögen/ Kundeneinlage gehört (was ich vermute), müsste man dann doch theoretisch besonders bei ausländischen Banken mit nur gesetzlicher Einlagensicherung wie in Deinem Fall bei umfangreichen Wertpapierverkäufen auch einen Blick auf die genannten Schwellenwerte werfen und ggf. Geld zu einem anderen Bankkonto transferieren.

al_sting - Samstag, 11. Oktober 2008 - 00:02
Seid ihr sicher mit Aktien?
Es heißt ja nicht umsonst, diese wären nicht vom Einlagenfonds betroffen.
Ich hatte es anders verstanden...

prof - Samstag, 11. Oktober 2008 - 00:38
Ich bin mir da recht sicher und gebe die Frage an die Exoerten (meine Musterdepot-Kollegen) weiter.
Natürlich hätte man auch hier im Falle der Bankenpleite allerhand Papierkrieg!
Ürof

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