Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Inflation: Archivierte Beiträge bis 21. Januar 2009
prof_b - Mittwoch, 30. Mai 2001 - 08:03
Von mir bemerkte Preissteigerungen der letzten Monate:

WasJahresende 2000heute
1 l Milch0.79 0.89-1.09
Wrigley-Kaugummi (Tankstelle)1.101.50
Döner5.006.00
Essen auf Rädern 4.505.50
Friseur 19.00 20.00
Kugel Eis 0.60 0.80


Bitte lacht mich nicht aus, das sind alles Kleinigkeiten! Im Familienbudget dürften sich aber all die Kleinigkeiten bereits auf 100 DM monatlich summieren. Natürlich werden auch die Großen ermutigt, ihre Waren teurer zu machen.

Ich weiß, in den Warenkorb gehören auch Energie, Autos, Miete, Technik, Möbel, Reisen, Kommunikationskosten ... Vielleicht gibt es ja dort in einigen Segmenten sogar einen Rückgang, so richtig glauben will ich das aber nicht, nicht mal mehr im Technik/Kommunikationsbereich.
Habe ich im Lebensmittelbereich nur eine verschärfte Wahrnehmung oder kommt hier noch das dicke Ende?

soleneve - Mittwoch, 30. Mai 2001 - 11:58
Ich finde Deine Preise traumhaft niedrig. Am Wochenende mußte ich irgendwo in der Pampa jedem Kind für die Kugel Eis 1,50 zahlen. Es waren schöne Kugeln, aber kleinere billigere hättens auch getan.
Aber insgesamt traue ich der deutschen Inflationsstatistik schon, wenn mich auch persönlich manche Punkte anders treffen als dort angenommen. Das heißt aber auch: Wir haben 3 bis 4 Prozent Inflation. Eine ganze Menge, besonders dafür daß kein vernünftiges Wachstum da ist. So gesehen gebe ich Dir völlig recht.
Soleneve

techno - Sonntag, 3. Juni 2001 - 10:39
Naja Prof, etwas "einseitig" ist Dein Warenkorb ja schon, wie Du ganz treffend bemerkst.
Und objektiv erleben wir tatsächlich einen enormen Preisverfall bei der PC-Hardware, der Telekommunikation und den Onlinegebühren, die schon einen nicht zu vernachlässigenden Beitrag zu den Lebenshaltungskosten leisten. Oder nehmt mal die Kraftstoffkosten: Da kann man ein ganz besonderes Paradoxon beobachten: Die Preise für Normalbenzin und Super steigen, während der Dieselpreis eher fällt! Vom Thema Mieten und Grundstückspreise (=> niedrige Hypothekenzinsen!) will ich garnicht reden.
Um aber die aufgeworfene Frage im Titel des Boards zu beantworten "Inflation oder was?" Natürlich haben wir eine Inflation! Das ist aber nichts Außergewöhnliches: wenn die Inflationsrate nur bei 0,1% liegt haben wir bereits (im volkswirtschaftlichen Sinn) eine Inflation! Erst wenn die Inflationsrate unter 0% liegt, haben wir keine Inflation, sondern eine Deflation. Wovor Volkswirte wirklich Angst haben ist eine Stagflation, d.h. steigende Preise bei schrumpfendem Wirtschaftswachstum. Das ist wohl das, was Soleneve meint. Dazu stand auch neulich in der Börse Online ein Artikel, aber ein stagnierendes oder gar schrumpfendes Wirtschaftswachstum sehe ich jedenfalls (noch) nicht. Das daß Wirtschaftswachstum nicht "vernünfig" ist, OK. Aber solange es "wächst" - sei es auch nur um wenige Prozentpunkte p.a. ist kein grund zur Sorge gegeben. Vorausgesetzt, die Preise steigen nicht über(!)durchschnittlich.
Also: Wichtig ist, daß die Preisteuerungsrate (Inflationsrate) halbwegs konstant belibt und nicht wie NEMAX hin und her flattert :-) Dafür ist "Wim Düsentrieb" in der Frankfurter EZB Zentrale aber zuständig.
Wir hatten in Deutschland seit dem zweiten Weltkrieg schon immer Preiserhöhungen (aber damit einhergehend auch Lohnerhöhungen). Die "Inflationsrate" lag in Deutschland niemals nennenswert unter 1%. Nur in Ländern wie Japan und der Schweiz konnte man über einen längeren Zeitraum Inflationsraten um die 0% beobachten. Wir liegen heute mit 3% p.a. auf dem gleichen Niveau wie Westdeutschland 1989 vor der Wiedervereiningung. Also so lange das Geldmengenwachstum, die Lohnsteigerungen und die Preisteuerungsraten in diesem Rahmen bleiben, wie sie sich gerade bewegen, kann m.E. von Inflations- oder gar Stagflationsangst keine Rede sein.
Das ganze ist zwar ärgerlich (siehe soleneve's Eiskugelbeispiel oder wenn es mir beim nächsten Tanken wieder die Tränen in die Augen treibt), aber ich glaube Grund zur Sorge besteht nicht.
Klar ist der Warenkorb des statistischen Bundesamt ein Mittelwert (wenn ich zwei Hähnchen esse und Du keines sind wir beide - statistisch gesehen - satt) der den einen trifft es härter als den anderen...

Ich bin übrigens selber sehr verwunder darüber, daß die Inflationsrate trotzdem so gering ist, nachdem ich befürchtet habe, daß wir über Protugal, Greiechenland & Co. mit dem Euro kräftige Inflationsraten "importieren" ...

Ciao
techno

j_r_ewing - Montag, 4. Juni 2001 - 05:30
Das wurde hochgespielt. Die Gewichtung von Griechenland liegt bei etwa 2,5 %. Die von Portugal weiß ich nicht, dürfte aber nicht wesentlich höher liegen (vielleicht sogar drunter?)

Gruß
JR

j_r_ewing - Montag, 4. Juni 2001 - 05:33
(Übrigens wäre dieser Thread, der sich mit der Einschätuzung der Lage befaßt, besser unter "Strategie" aufgehoben!)

prof - Dienstag, 31. Juli 2007 - 03:58
Au weia, die Milch wird 6 cent teurer, der Käse 10 cent/100 g und der Joghurt auch ein bisschen. Die 2 € im Monat werden meine Familie und mich sicher nicht in den Ruin treiben. Die Chinesen (jaja auch du chinaman) sind schuld!

Bezeichnend, wie Mr. Seehofer sofort über die bösen Spekulanten, Kapitalisten, Aldis und was weiß ich nicht alles herzieht!

Interessant aber vor allem, wie die "Preisexplosion" (nicht nur im Privat) Fernsehen zum Thema gemacht wird.
Die Aufmerksamkeit der Medien bei einer - von mir erwarteten - breiten Inflation ist uns gewiss, das dürfte selbige ankurbeln und die Flucht in Sachwerte auslösen/beschleunigen - Prof

chinaman - Dienstag, 31. Juli 2007 - 05:05
Wer mal eine Zeit lang in China gelebt hat, weiss ganz genau, dass Chinesen überhaupt keine Milchprodukte mögen bzw. vertragen können ...

Die Verbrauchsteigerungen können daher nur durch eine absolute Minderheit (es ist chic, so etwas zu essen ...) bzw. durch Importe für die Expats (war ich früher ja auch mal) verursacht worden sein.


Gruß
Chinaman

raffael - Dienstag, 31. Juli 2007 - 21:36
liebe alle,
ich lese hier schon länger gespannt mit und möchte zu aller erst ein begeistertes lob aussprechen.
in anlehnung an diese diskussion würde ich gerne die frage in den raum werfen, wie ihr anlegtet, wenn die nächsten jahre von steigenden edelmetall preisen auszugehen wäre; etwa platin, gold, palladium und/oder silber. indexzertifikate? oder in was sonst?
mir macht die derzeitige konstellation an den aktienmärkten nämlich größere sorge und ich schaue mich nach alternativen um.
vielen dank für eure anregungen.
raffael

chinaman - Mittwoch, 1. August 2007 - 04:06
Hallo Raffael,

schön, dass Du Dich auch mal in die Diskussion einklinkst.

Deine Frage haben wir hier schon erörtert. Dazu siehst Du am besten in folgenden Threads nach:

http://www.stw-boerse.de/forum/messages/352/2428.html?1173102218

http://www.stw-boerse.de/forum/messages/352/2181.html?1164453238

Wenn Du noch speziellere Fragen zu dieser Thematik hast, dann ganz einfach dort noch einmal nachbohren.


Nette Grüße
Chinaman

prof - Samstag, 8. März 2008 - 00:06
Jetzt dürfte sich eine Lohn-Preis-Spirale in Gang setzen: IG-Metall > 5%, Lokführer, Öffentlicher Dienst, Klinikärzte.

Die drei letztgenannten mussten jahrelang Reallohnverluste durch Inflation + steigenden Steuern/Abgaben hinnehmen, während sich die Abgeordneten 9% genehmigten. Aus Sicht der kleinen Leute sind die Forderungen durchaus berechtigt. Das medienwirksame Streik-TV der skandalträchtigen Sender dürfte zu Nachahmer-Effekten führen und der Arbeitsmarkt mit qualifizierten, arbeitswilligen Fachkräften ist leer gefegt!. Das spüre ich auch in meiner Branche und Region!

Die Frage ist lediglich, wie sich die Inflation in den nächsten 12 Monaten auf die Aktienmärkte auswirken wird. Normalerweise müsste die Flucht in Sachwerte einsetzen und die Aktien nominal steigen, was für jeden Putbesitzer "tödlich" wäre.
Wie denkt ihr darüber?
Prof

chinaman - Samstag, 8. März 2008 - 03:58
Der Put-Besitzer setzt (während seiner Haltedauer) auf die Kräfte der Deflation.

Der Arbeitsmarkt mit qualifizierten, arbeitswilligen Fachkräften ist stark von der zukünftigen konjunkturellen Entwicklung abhängig.

Die hohen Lohnforderungen sind Fakt. Die Frage ist aber ob Sie zukünftige Preissteigerungen (Staat und Unternehmen können die Kostensteigerungen ein weiteres Mal auf die Preise bzw. die Steuern und Abgaben überwälzen) oder eine wieder steigende Arbeitslosigkeit ankurbeln werden.


Gruß
Chinaman

prof - Freitag, 9. Mai 2008 - 00:44
Der Trend sollte in Richtung bedrucktes Papier und E-Cash gehen ...
;-) Prof

von der ntv-Homepage:
Sorgen um den Penny

Von Lars Halter, New York

Der Dollar ist schwach, doch die Münzen werden teurer. Die Rallye an den Rohstoff-Märkten, wo nicht nur Öl, sondern auch Metalle teurer werden, macht dem Finanzministerium Sorgen. Die Herstellungskosten mancher Münze übersteigt nämlich deren Nennwert deutlich.

So kostet es zur Zeit ganze 1,26 Cent, einen "Penny" herzustellen. Die kleinste amerikanische Münze besteht zu 97,5 Prozent aus Zink und zu 2,5 Prozent aus Kupfer. Die Herstellung eines „Nickel mit dem Nennwert von fünf Cent kostet die Regierung 7,5 Cent. Der Fünfer besteht aus 75 Prozent Kupfer und 25 Prozent Nickel.

Damit fertigt die U.S. Mint in ihren Münzereien zwar etwas günstiger als vor vier Monaten, als die Metallpreise ein Allzeit-Hoch markiert hatten, doch misst man rückblickend seit 2003 eine Verdreifachung der Materialkosten. Luis Gutierrez, ein demokratischer Kongressabgeordneter und politischer Vorsitzender der U.S. Mint, zeigt sich darüber besorgt. "Die Herstellung der Münzen trägt zu unserer Staatsverschuldung bei", klagt er.

Nach Gutierrez' Berechnungen hat die überteuerte Herstellung der Münzen im vergangenen Jahr den US-Haushalt mit "mindestens 100 Millionen Dollar" belastet - immerhin werden jährlich rund 7,4 Mrd. Pennies und 1,2 Mrd. Fünfer hergestellt. Um dies nicht länger tragen zu müssen, hat er einen Plan: Man solle die Einer- und Fünfer-Münzen wieder aus Stahl gießen, wie man es bereits im Zweiten Weltkrieg getan hat.

Ein entsprechender Gesetzentwurf, nach dem das Finanzministerium eine neue Legierung für Penny und Nickel vorschlagen solle, hat es jetzt aber nicht durch den Kongress geschafft. Der ist zwar laut der amerikanischen Verfassung dafür zuständig, "Münzen zu prägen und deren Wert zu bestimmen". Doch nicht allen Politikern passt das. Vor allem die Bush-Regierung reibt sich an der Zuständigkeitsfrage.

Zudem dürfte das Projekt an der Bürokratie in Washington scheitern. Denn sowohl der Präsident der Prägeanstalt, Edmund Hoy, als auch der Vorsitzende des Finanzausschusses, der Demokrat Barney Frank aus Massachusetts, wollen vor einer Entscheidung der Legierungfrage erst einmal das Volk und die Experten der Metallbranche anhören.

Irgendetwas wird sich in der Penny-Frage wohl dennoch tun. Denn vor allem den Republikanern in der Regierung ist klar, dass die einzige bisher vorliegende Alternative zu einer neuen Legierung politisch noch schwieriger umzusetzen ist: die Abschaffung der Ein-Cent-Münze. Die wird seit ewigen Zeiten debattiert und von Experten unterstützt. Selbst Finanzminister Hank Paulson hat bereits öffentlich erklärt, dass eine Abschaffung des Penny wirtschaftlich sinnvoll wäre.

Doch im Volk ist die Unterstützung für den Penny groß. Die Münze mit dem kupfernen Glanz und dem Bildnis von Abraham Lincoln ist die beliebteste unter den Amerikanern. Würden Bush, Paulson und Co. jetzt ihr Ende vorbereiten, würden ihre Umfragewerte wohl noch tiefer einbrechen.

chinaman - Sonntag, 18. Januar 2009 - 11:00
Irgendwo im Board steht eine Frage von Prof, wie denn eine Deflationsspirale wie in Japan funktionieren kann. Leider finde ich die Passage nicht mehr ...

Kein Mensch weiß heute sicher, ob sich eine Inflation oder eine Deflation entwickeln wird.

Der deutsche "Deflationspapst" ist Günter Hannich. Herr Hannich betreibt die Webseite

http://www.geldcrash.de/

Unter der Rubrik Artikel befindet sich ein Artikel mit dem Namen

"Wann kommt die nächste Währungsreform?"

In diesem Artikel beschreibt er seine Gedankengänge, wie und warum sich eine Deflationsspirale bilden kann.

Bedingt durch die vielen (wichtigen) Graphiken eignet sich der Artikel nicht dazu, ihn per copy und paste hier einzustellen.

Für Leute mit Interesse an solchen Zusammenhängen, könnte sich eine Lektüre aber trotzdem als lohnenswert erweisen ...


Gruß
Chinaman

prof - Sonntag, 18. Januar 2009 - 19:06
Interessante Grafiken und Erläuterung, ziemlich schräge Ansichten: Goldstandard ist schädlich ...
Prof

chinaman - Sonntag, 18. Januar 2009 - 20:30
Den Teil mit dem Goldstandard teile ich definitiv auch nicht. Aber er bescheibt recht gut, dass sich Deflation eben aus dem Zwang zum reduizeren von Schulden entwickeln kann.


Gruß
Chinaman

chinaman - Dienstag, 20. Januar 2009 - 21:45
Herabstufung Spaniens


Die Angst vorm Staatsbankrott


von André Kühnlenz (Frankfurt) und Wolfgang Proissl (Brüssel)


Notfallpläne für den Fall, dass Euro-Länder bankrottgehen, gibt es offiziell nicht. Doch Ökonomen rechnen bereits Krisenszenarien durch. Sie rechnen damit, dass Euro-Staaten aufgefangen würden.

Für einen Moment hielten die Händler an den Finanzmärkten den Atem an. Gerüchte, dass erstmals ein Land aus dem Euro-Raum den Internationalen Währungsfonds (IWF) um Hilfe bitten müsse, machten vergangene Woche die Runde. Am Ende stellte sich die Nachricht über Gespräche der irischen Regierung mit dem IWF zwar als Falschmeldung heraus. Doch Ökonomen spielen derzeit Szenarien durch, in denen nicht etwa ein Schwellenland wie Argentinien, Island oder Lettland in Schwierigkeiten gerät, seine Schulden zurückzuzahlen. Die Gefahr eines Staatsbankrotts in der Euro-Zone ist in den ersten Tagen dieses Jahres erheblich gestiegen.


Was für Experten lange als unvorstellbar galt, wurde durch Warnungen der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) ausgelöst. In den vergangenen zwei Wochen drohten die S&P-Experten gleich vier Ländern aus dem Währungsraum an, die Bonitätseinstufung zu senken. Griechenlands Staatsschulden wurden bereits vergangene Woche herabgestuft, am Montag folgte mit Spanien sogar einer der großen Staaten im Euro-Gebiet. Mit einer Note von "AA+" haben die Spanier zwar immer noch die zweitbeste Bonitätsbewertung bekommen. Doch genau wie in Portugal und Irland, denen ebenfalls die Herabstufung angedroht wurde, ist damit das Risiko eines Zahlungsausfalls kräftig gestiegen.


Rotes Rating-Tuch: Gegen die Herabstufung durch S&P kann Spanien sich kaum wehren. Am besten lassen sich die Gefahreneinschätzungen für die Länder an den Anleihemärkten ablesen. Dort gelten deutsche Staatspapiere als die sichersten. Andere Regierungen im Währungsverbund müssen den Käufern ihrer Bonds einen Risikoaufschlag auf die Rendite von Bundesanleihen zahlen. Diese Differenzen haben sich in den vergangenen Wochen heftig ausgeweitet. Bei spanischen Papieren lag sie am Montag bei 1,15 Prozentpunkten. Noch vor einem Jahr waren es 0,18 Prozentpunkte; selbst kurz nach der Lehman-Pleite lag der Aufschlag lediglich bei 0,50 Prozentpunkten. Ähnliche Anstiege mussten auch andere Staaten hinnehmen. Die höchsten Aufschläge im Euro-Raum gab es am Montag in Griechenland mit 2,54 und in Irland mit 2,06 Prozentpunkten. Auch bei italienischen und portugiesischen Papieren verlangten die Anleger deutlich mehr.


EU-Währungskommissar Joaquín AlmuniaDer Anstieg der Risikoaufschläge lasse das Risiko von Staatsbankrotten steigen und stelle die Zukunft des Euro-Raums infrage, so Ralf Preusser, Analyst der Deutschen Bank in London. "Das größte Risiko liegt darin, dass es zu einem Käuferstreik kommt, der zu einer Finanzierungskrise in einem Euro-Staat führt."

Müssen die Käufer von europäischen Staatspapieren sich Sorgen machen, dass sie ihr Geld nicht zurückbekommen? Nach Ansicht Preussers werden es vor allem die größeren Staaten nicht zulassen, dass ein schwächeres Land zahlungsunfähig wird. Zwar lasse der Vertrag von Maastricht keine direkte Rettung strauchelnder Staaten durch EZB oder EU zu. Doch sei es den Währungshütern im Notfall erlaubt, bereits gehandelte Staatspapiere aufzukaufen. Auch sei vorstellbar, dass sich IWF und EU zu einem Rettungspaket durchrängen.

In Brüssel halten sich die Beamten bedeckt, wenn es um mögliche Notfallpläne geht. EU-Wirtschaftskommissar Joaquín Almunia betonte am Montag, die Entwicklung der Risikoaufschläge sei nicht alarmierend. "Es ist normal, dass die Märkte die Risiken einschätzen."


Zinssatz auf zehnjährige StaatsanleihenNur indirekt gab Almunia zu, dass die Risikoaufschläge auch ihn beunruhigen. Erst vergangene Woche hatte er wieder die Idee ins Spiel gebracht, dass eine gemeinsame Agentur Euro-Staatsanleihen begeben könnte. Am Montagsagte er, dass auch die Möglichkeit geprüft werde, dass einige Euro-Staaten gemeinsam Staatsanleihen auflegen oder "eine Art multilaterale Garantie bei der Ausgabe von Staatsanleihen" aussprechen. Großer Widerstand dagegen kommt aus Deutschland. Denn für die Bundesregierung dürften die Finanzierungskosten deutlich steigen, wenn eine Agentur für alle Staaten gemeinsam Anleihen ausgibt. Die Anleger würden dann nämlich das Risiko dieser Anleihen am Durchschnitt aller Staaten messen.



Aus der FTD vom 20.01.2009
© 2009 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD.de, AFP

prof - Dienstag, 20. Januar 2009 - 23:34
Aha, das erklärt (mir) endlich die Dollarstärke bei gleichzeitig steigenden Edelmetallpreisen!

Spanischer Staatsbankrott: Kein Problem, das fällt mit unter den deutschen Rettungsschirm.
Prof

al_sting - Mittwoch, 21. Januar 2009 - 09:30
Warum sollte die Bundesregierung mit einer gemeinsamen Staatsanleihe für andere Länder bürgen, ohne auf die dortige Politik Einfluss nehmen zu können?
Gemeinsame Währung heißt noch lange nicht gemeinsamer Haushalt!

hoyke - Mittwoch, 21. Januar 2009 - 09:43
das war dann wohl eher Ironie des prof....

chinaman - Mittwoch, 21. Januar 2009 - 09:59
Nein, dass war schon ernst von Prof gemeint. Natürlich wird die Bundesregierung dies nicht direkt tun, sondern die EU wird das "managen". Aber uns Deutschen wird es eine Ehre sein, einen Löwenanteil davon zu finanzieren ...

Natürlich auch gerne für Griechenland, Italien und Irland ...

Got Gold ??? Lange genug haben wir ja bereits getrommelt.


Gruß
Chinaman

Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Inflation: Archivierte Beiträge bis 21. Januar 2009