Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: US-Tendenz: Archivierte Beiträge bis 1. Oktober 2008
prof - Dienstag, 30. September 2008 - 00:55
@al: Jetzt hast du deine Crash-Erfahrung ...
Prof

blindeshuhn - Dienstag, 30. September 2008 - 01:14
naja, eigentlich der 3. crash seit 98, oder?

moneypenny - Dienstag, 30. September 2008 - 03:24
Dann will ich jetzt auch mal was konstruktiv beitragen, nachdem ich all die Jahre nur lesend genassauert habe.

Ich würde euch empfehlen, in den kommenden Tagen in die Panik hinein zu kaufen. Der VIX-Index, das Wallstreet-Angst-Barometer, ist in Rekordhöhen, noch höher als in der geplatzten Internetblase. Die Zeitungen und Zeitschriften, das Fernsehen, und auch diese Spalte hier sind voll von Crash-Szenarien; die Fantasien laufen heiß. Das ist die Verfassung, in der Baissen enden und Haussen geboren werden. "Kaufen, wenn die Kanonen donnern!", sagte schon der olle Rothschild. Auf das Gefasel von halbgebildeten Journalisten hab ich gelernt, nichts zu geben. Und was die lamettierten Elfenbeintürmler betrifft: wie unsere "Wirtschaftsweisen" vom Gang der Konjunktur immer wieder überrascht werden und sich korrigieren müssen, ist ja nun nichts Neues. Und wie hieß noch dieser riesige Investmentfond, der vor zehn Jahren mit einem Riesenknall kaputtging: LTMF oder so ähnlich? Der wurde von zwei Wirtschafts-Nobelpreisträgern gemanagt.

Da halt ich mich lieber an jemand, der wie kein zweiter bewiesen hat, dass er in der Praxis was von der Sache versteht: nein, ich meine jetzt mal NICHT Al Sting ;-)), sondern Warren Buffet. Und der ist letzte Woche mit fünf Milliarden eingestiegen. DAS ist mir ein Orientierungspunkt.

Worin besteht die Krise denn überhaupt?

Der Kern waren mal Hypotheken von Amis, die in Zeiten steigender Eigenheimpreise ihre Hypotheken überlastet haben, und ihren Banken, die ihnen so viel Spielraum gelassen haben, weil sie an noch viel weiter steigende Immobilienpreise glaubten. Diese Hypotheken wurden in Pakete gepackt und, ideell aufgeteilt in Tranchen, als Anleihen verscherbelt. Die Rating-Agenturen, die schon in der Internetblase versagten, versagten auch hier: sie segneten alles ab. Und Banken in aller welt, die zu faul waren zu überprüfen (aber komm du da mal hin, wenn du ohne feste Einstellung einen Kredit brauchst!), bunkerten diese Anleihen im Keller.

Dann, wie bei der Internetblase und der ÖLpreisblase, platzte auch die Hauspreisblase, die Schuldner, die ihre Hypotheken überreizt hatten, kamen in Schwulitäten, die Zwangsversteigerungen stiegen an, und die Anleihen waren auf einmal wertmäßig im Zwielicht. Niemand wollte sie mehr haben, und ihre Kurse sackten. Damit auch die Aktiva der Banken (und Finanzer), die sie eingekellert hatten, bis ihre Bilanzen ebenfalls Zweifel erweckten (Banken haben traditionell eine Eingenkapitalquote von wenigen Prozent; weit über 90% sind gehliehenes Geld). Effekt: die Bilanzen wurden zusehends klammer - niemand wusste, uieviel das Institut realiter wert war; was dann per Misstrauen auf die Bankenkurse durchschlug. Und Wie das bei Unternehmern so ist, läßt sich keiner freiwillig in die Karten schauen; so bildeten ihre Bilanzen prima Projektionsflächen für Misstrauen, und eine Firma stufte die Bonität der anderen runter und die Rating-Gesellschaften alle Anderen, was die Probleme immer größer machte und die Banken um ihre Liquidität schiss hatten und diese horteten aus Angst vor Zahlungsausfällen mutmaßlich problembeladener anderer. Die FED hatte Einsehen und spritzte Liquidität; somit blieb den USA eine Kreditklemme so gut wie erspart; die im soft landing befindliche US-Wirtschaft wurde nicht abgewürgt. Die EZB, rechtlich dem Fetisch Geldstabilität verpflichtet, meinte den Eckzins raufsetzen zu müssen. Der Erfolg: jetzt geht auch Europa, dessen Konjunktur noch halbwegs lief, am Stock. Und nicht nur in den USA gehen auch die Finanzinstitute mit ihren kleingerechneten Bilanzen dem buchmäßigen Null-Niveau entgegen. (Anscheinend hat die EZB inzwischen doch was dazugelernt und sich auch aufs Spritzen verlegt.)

Aber schauen wir uns doch mal den Kern und Ausgangspunkt des Problems an, die US-Hypotheken:

Der Marktwert der daraus gebastelten Anleihen wird dargestellt im ABX-INdex (evtl. nicht optimal repräsentativ; dann sage mir jemand was Besseres.) Siehe
http://www.markit.com/information/products/category/indices/abx/history_graphs.html
Der Chartie erkennt deutlich, dass die Dinger eh im Turnaround sind. (Geht ja auch kaum anders: abgesehen von der allerbesten Kategorie AAA, sind alle anderen Kategorien kursmäßig zu ca. 90 bis 95% verfallen, und bei Null ist nun mal eine sehr zverlässige Unterstützung. ;-) )

Dies entspricht einer ebenso hohen Ausfallquote bei den zugrundeliegenden Hypotheken: wenn 90% bis 95% platzen (und deren Konkursmasse wäre Nullkommanix), und nur 5% bis 10% würden korrekt bedient bis zum Laufzeitende, dann ergäbe sich ein Gesamt-Rückzahlungswert von eben jenen 5% bis 10%.

Nimmt man noch die AAA-KLasse dazu, Kurs ca. 55%, und bildet über alle Klassen den Mittelwert (unter der Annahme, dass es unterhalb von BBB keine gerateten Anleihen mehr gäbe - was eigentlich kömisch wäre - und die Klassen AAA bis BBB annähernd gleich groß sind), so ergäbe sich dafür als Mittelwert über alles ca. 20 %. Die Kursbildung unterstellt also ein Rückzahlungs-Resultat von (circa) 20% NICHT-Ausfälle gegen 80% Ausfälle. (DAS muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen...)

Auf diesen Schwachsinn wies schon im Mai die Bank von England in einer Analyse der Lage hin: Bei den Annahmen, die einheitlich den Berechnungen der "Schäden" zugrundegelegt werden, wird davon ausgegangen, dass 76 % aller Schuldner zahlungsunfähig sind und die Hauspreise um 50 % fallen würden. (Das echte Risiko beziffert die englische Notenbank
mit nur 170 Mrd $ oder rd. mehr als die Hälfte der bisher [bis Mai] abgeschriebenen Kredite von 319 Mrd $.)

Die Offensichtlichkeit der landläufigen Fehleinschätzung liegt nicht nur auf der Hand. Werfen wir doch mal einen Blick auf die Fakten:

1.) Die Hauspreise haben gegenüber dem Top ca. 30 % verloren. und seit ca. Februar bilden sie einen Boden, so um die 200 000 $ Durchschnitt (gebrauchte weniger, neue mehr).

2.) Die Zahl der Pleiten sind in einer Zeit von über einem Jahr Krise noch nicht über einige wenige Prozent hinausgekommen. (Hierüber werden gerne "irrsinnige"Steigerungsraten kolportiert; die _absolute_ Zahl findet man dagegen seltener; die Bezugszahl seltenst. Und Eigenheime gibt es in den eigenheimfreudigen USA an die 130 Millionen. Daran gemessen, sind die paar Pleitefälle kaum mehr als ein Fliegenschiss (so schlimm das im Einzelfall für die Betroffenen auch ist; aber uns hier interessiert ja nur Börse). Dies zur sachgemäßen Einordnung.)

Geht man speziell von 2.) aus, kommen in der gesamten Krise vielleicht 10% solcher Pleiten zusammen; an 20% glaube ich auf keinen Fall.
Der ABX müsste sich somit um die 90 (neunzig!) Prozent herumtreiben. Bei 20% wären es 80%.
Und selbst bei einer illusorischen Ausfälle-Zahl von 50 % wären es immer noch 50 Prozent. Das sind Vielfache des derzeitigen Kurses!

Der sachliche Kern der ganzen Krise wird nicht nur in der Diskussion, sondern auch börsenmäßig also hoffnungslos übertrieben. Kauft man die Problemanleihen und hat ein paar Jahre Zeit, bis kein Mensch mehr von der Krise spricht und die Anleihekurse sich sachgerecht normalisiert haben, kann man ein Vielfaches der Einlage einfahren. Ähnlich geht es mit den Zahlungen an die Finanzfirmen, falls diese gegen Aktien gegeben werden.
(Diese Chance hat ausnahmsweise - und erfreulicherweise - auch mal der Steuerzahler, statt immer nur für die Pleiten der Finanzhasardeure blechen zu müssen. Aber der ist ein dermaßen gebranntes Kind, dass er das gar nicht für möglich hält. Siehe auch die kentnisfreien Kommentare in den Medien.)

Das zum Kern der Krise. Gelangt dies ins allgemeine Bewußtsein, werden die Belastungen der Banken neu überdacht, und bei Zugrundelegung einer seriöseren Betrachtung berechnen auch die Belastungen der Banken sich massiv niedriger als in den Tageszahlen bewertet, so dass die Banken ihren Bilanzen massive Wertzuschreibungen machen können. Dies erst recht, wenn dank der staatlichen Käufe auch ein liquider Markt dafür vorhanden ist, auf dem die Kurse sich wieder normalisieren können.

Der ganze Rest der Krise ist eigentlich nichts als Misstrauens-Teufelskreise: der Stoff, auf den der Kapitalismus aufgebaut ist, ist Kredit, sprich: Vertrauen, dass man seine Pinunsen wieder zurückkriegt; und so hat einer den anderen durch Misstrauen und Problemvermutungen und Herunterrechnen in den Sumpf gedrückt. Wenn sich aber nun herausstellt, dass ein großer Teil der Grundlagen des Angsthabens heiße Luft ist, wird aus der Untergangshysterie wieder stetig Ernüchterung und kühles Rechnen werden, und die Untergangsfantasien werden verdunsten und die Teufelskreise sich wieder rückwärts drehen.


Dazu kommt timingmäßig noch, dass wir uns mitten in der Saison der Vorwarnungen befinden. In dieser Zeit ist alljährlich ängstlichsein angesagt, mit flauer Börse. Und ab ca. Mitte Oktober, wenn dann die ersten Quartalsergebnisse auf dem Tisch liegen, wird sich ungläubig die Augen gerieben: Ach kuckmal, es geht ja doch gar nicht alles den Bach runter!!, und die Kurse begeben sich in Richtung Neujahrsrally.

Hierzu kommt dieses Jahr nämlich noch ein ganz besonderer Effekt: Das dritte Quartal war im Vorjahr das erste, in dem die Finanzwerte abschreibuntsmäßig in der Scheiße saßen. In den Vorquartalen waren die Vorjahrszählen immer noch glänzend - um so hässlicher stellte sich der Abwärtssprung in den Quartalsergebnissen dar. Dieser belastende Basiseffekt entfällt jetzt: jetzt sind auch die Vorjahreszahlen scheiße, da ist die Änderung im Vergleich nicht groß. Und da der Rest der Wirtschaft im 3. Quartal immer noch lief, hoprig zwar, aber immerhin, wird man auf einmal staunen, wie unerwartet günstig die Zahlen im Vergleich herauskommen!

Und dann lasst dazu mal die ersten Wertzuschreibungen kommen...

Eigentlich hatte ich gedacht, dass die Börse mitte Oktober dreht; aber das US-Gesetz, wenn es nicht noch länger von fundamtalistischen Markt-Gläubigen blockiert wird, wird die realen Probleme (kaputte Hypotheken) inhaltlich zu einem erheblichen Teil heilen und den restlichen Teil der Krise, die Angsthysterie, durch Rückführung der Kurse an die realen Wertverhältnisse auflösen. Dieses Eingreifen wird den Drehpunkt setzen, und scheint den Zeitrahmen ja vorzuziehen - es sei denn, die republikanischen Hillbillies ziehen den Prozess noch so lange in die Länge, dann stimmt es ja doch wieder!:-) Aber sicher kann man sich da natürlich nicht sein. Deshalb rate ich, dem Beispiel von Warren Buffet - und Al Sting ;-)) - zu folgen und schon jetzt den Einstieg anzugehen. Den Tiefstpunkt trifft man ja doch nicht.

Welche Titel?
die sichersten: Bank of America, Wells Fargo; Dt. Bank
etwas weniger sicher: Citicorp; Cobank; UBS; HSBC
Baskets: XLF, der Finanz-ETF [Versteuerung?]; Branchen-Zertifikate in Stuttgart gibt es mehrere

Gruß, Moneypenny

P.S. Hätte unsere Regierung ein Fünkchen Grips, würde sie 100 Mrd € aufnehmen und den Amis zuvorkommen. Nach ca. zwei Jahren Beruhigungszeit wird das Zeug dann für mindestens 100% mehr peu a peu abgestoßen und der Kredit entsprechend zurückgezahlt. Die Kreditzahlungen tragen sich durch die Hypotheken-Zinsen. Vom Reibach kann man dann den Schuldenberg verkleinern und/oder z. B. das Stromnetz sanieren, inkl. Bau der Hochspannungs-Gleichstromleitung nach Nordafrika, so dass Europa seinen _gesamten_ Stromverbrauch 2050 locker mit Nordafrikanischen Strom decken kann.

Aber...

chinaman - Dienstag, 30. September 2008 - 04:19
Hallo moneypenny,

sehr qualifiziertes und ausführliches Posting, solche Leute können wir hier sehr gut als Mitstreiter gebrauchen ... Es würde mich freuen, wenn wir Dich dauerhaft als Poster und Diskussionspartner gewinnen könnten.

Dein Diskussionsbeitrag enthält viele gute Ideen und Denkanstöße, kein Zweifel. Er kann sich auch als völlig richtig herausstellen, ebenfalls unstrittig.

Ich gebe Dir trotzdem mal 2 Fragen mit auf den Weg, um Dich auf Gefahren hinzuweisen.

Zu Buffet. Hast Du Dir seine Investition bei Goldman einmal genauer angesehen? Er hat nicht in "normale" Aktien investiert. Er hat sich eine Vorzugsdividende zusichern lassen. Er erhält regelmässige Dividendenzahlungen, auch wenn andere Aktionäre leer ausgehen. Bekommen Du und ich auch die Möglichkeit so zu investieren?

Zum ABX Index. Wahrscheinlich hat er faktisch beste Turnaround Chancen. Aber:

Glaubst Du die Banken haben den Marktwert Ihrer Hypothekenkredite auch schon so weit abgeschrieben (auf ABX-Niveau) ? ich glaube es ehrlich gesagt nicht ...

Banken haben eine Kernkapitalquote von so ca. 5 bis 8 Prozent. Das heisst, sie arbeiten mit einem Hebel von ca. 15 bis 20.

Wie sollen die Bankbilanzen eine Abschreibung der Kredite auf ABX Niveau verkraften können?

Der weitere Abschreibungsbedarf bei den Banken hängt von deren aktueller Bewertung in der eigenen Bankbilanz ab und nicht vom ABX Index. Wäre ich sicher, dass die Bankbilanzen alle schon auf das ABX Niveau bereinigt wären, könnte ich auch optimistischer in die Zukunft blicken ...


Gruß
Chinaman

chinaman - Dienstag, 30. September 2008 - 04:59
29. September 2008, 23:33 Uhr


BANKENKRISE IN DEN USA


700-Milliarden-Rettungsplan geplatzt, Panik an den Märkten


Die Finanzmärkte stehen unter Schock, Präsident Bush zeigt sich erschüttert: Ausgerechnet seine Parteifreunde ließen denn 700 Milliarden Dollar schweren Rettungsplan für die US-Banken durchfallen. Am Donnerstag soll erneut über die größte staatliche Intervention seit der großen Depression des Jahres 1929 abgestimmt werden. Amerika zittert.

Washington - Das Nein zum milliardenschweren Rettungspaket für die Finanzmärkte kam überraschend, jetzt hat das US-Repräsentantenhaus nach dem Scheitern für Donnerstag eine neue Sitzung einberufen.

US-Präsident George W. Bush kündigte weitere Initiativen an. Er werde das Problem weiterhin "frontal" angehen, sagte er bei einem kurzen Fernsehauftritt am Montag. "Wir werden daran arbeiten, eine Strategie zu entwickeln, die es uns ermöglicht, voranzuschreiten." Einzelheiten nannte er nicht. Er werde sich noch im Laufe des Montags mit führenden Kongressmitgliedern zusammensetzen.

"Ich bin enttäuscht über das Votum des Kongresses", sagte Bush. Er verteidigte den Umfang des gescheiterten Entwurfs: "Unser Plan war groß, weil das Problem groß ist." Finanzminister Henry Paulson fand sich zu einem Krisentreffen im Weißen Haus ein. "Wir müssen so schnell wie möglich etwas tun", sagte Paulson. "Die internationalen Finanzmärkte stehen unter Druck". Er werde weiter mit dem Kongress beraten, sagte Paulson. Aber auch er ließ keine konkreten Lösungsansätze erkennen.

Der Schock am Aktienmarkt über das Scheitern des Rettungspakets sitzt tief: Der Dow Jones verbuchte massive Verluste. Der Index der New Yorker Börse fiel am Montag 777 Zähler ins Minus - so stark wie noch nie innerhalb eines Tages.

Ursache war die Abstimmung im Repräsentantenhaus: Mit 228 zu 205 Stimmen votierten die Abgeordneten gegen die 700 Milliarden Dollar schwere Rettungsaktion. Mehr als zwei Drittel der Republikaner und 40 Prozent der Demokraten stimmten gegen den Plan. Der konservative Flügel der Republikaner von US-Präsident Bush lehnt derart weitgehende staatliche Eingriffe in die Wirtschaft ab.

Das Rettungspaket sollte Mittel für den Aufkauf sogenannter fauler Hypothekenpapiere freigeben. Die Präsidentin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, versprach, sich weiter für eine überparteiliche Lösung zwischen Republikanern und Demokraten einzusetzen. Sie habe Finanzminister Paulson ihre Zusammenarbeit zugesagt. "Was heute passiert ist, kann nicht Bestand haben", sagte Pelosi. "Unsere Arbeit ist nicht beendet, bis sie getan ist."

In einer dramatischen Aktion hatten die Befürworter während der Abstimmung versucht, die Kritiker doch noch von dem Hilfspaket zu überzeugen.

"Die Republikaner haben dieses Gesetz getötet", sagte der demokratische Vorsitzende des Finanzausschusses des Repräsentantenhauses, Barney Frank. Viele Republikaner weigerten sich, kurz vor den Wahlen am 4. November den Banken mit so viel Steuergeld für Verluste aus riskanten Anlagegeschäften zur Seite zu springen. Führende Parteivertreter gaben zu, den Unmut in den eigenen Reihen unterschätzt zu haben. "Wir dachten, dass wir ein Dutzend mehr Stimmen gehabt hätten", sagte der Abgeordnete Roy Blunt aus Missouri.

Der demokratische Präsidentschaftskandidat Barack Obama dazu auf, die Ruhe zu bewahren. "Ich bin zuversichtlich, dass ein Paket verabschiedet wird. Es dürfte aber etwas schwierig werden", sagte Obama, der kurz zuvor am Telefon mit Finanzminister Paulson beraten hatte.

Ein ranghoher Politikberater des republikanischen Präsidentschaftsbewerbers John McCain gab Obama und den Demokraten die Schuld für das überraschende Scheitern des Rettungspakets. Der demokratische Präsidentschaftskandidat und seine Partei hätten ihre politischen Interessen über diejenigen der USA gesetzt, sagte Doug Holtz-Eakin.

Der führende demokratische Abgeordnete David Obey warf dagegen Bush und McCain vor, "vollkommen die Kontrolle über ihre eigene Partei verloren zu haben".

Beobachter werteten die Ablehnung als "große Blamage" für die Regierung Bush.

Experten rechnen nun mit weiteren schweren Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten. Für die europäische Geldbranche scheint das Drama erst seinen Anfang zu nehmen. Die deutschen Finanzinstitute und die Bundesregierung schnürten gemeinsam in der Nacht zum Montag ein Hilfspaket, .

hen/kaz/Reuters/AP/dpa

chinaman - Dienstag, 30. September 2008 - 06:59
30. September 2008, 00:51 Uhr

SCHWARZER MONTAG


"Ich hörte, sie springen wieder von der Brücke"


Von Susanne Amann, San Francisco

Blankes Entsetzen in den USA: Das Scheitern des Rettungsplans der Regierung in Washington macht den Amerikanern endgültig klar, dass ihr Finanzssystem vor dem Kollaps steht. Im Land wächst die Wut auf die Großen aus Politik und Wirtschaft.

San Francisco – Keine Handyverbindung, keine Webseiten - es war, als könnte das ganze Land es nicht glauben: In den ersten Minuten, nachdem die Abstimmung über das 700 Milliarden Dollar schwere Rettungspaket für die Banken im US-Kongress gescheitert war, ging erst mal nichts mehr in Amerika. Die Online-Auftritte der großen Nachrichtensender waren für Minuten lahmgelegt, Handys landesweit nicht mehr zu erreichen. Als ob die ganze Nation den Atem anhalten würde, weil sie selbst nicht glauben konnte, was ihre Abgeordneten in Washington getan hatten.

Doch die Schockstarre dauerte nicht lange, schon nach wenigen Minuten schien eine Woge aus Wut und Verzweiflung über die USA hereinzubrechen. Die großen Fernsehsender jagten die Nachricht vom Scheitern des "größten Rettungsplans für die Finanzmärkte seit der Großen Depression" in Eilmeldungen über den Äther, die Sites der großen Zeitungen überschlugen sich: Von "einen dramatischen historischen Augenblick", schrieb die "New York Times", von einer "überraschenden und dramatischen Ablehnung des heikel ausgehandelten Plans" das "Time"-Magazin. "Kongress ignoriert Warnungen vor Wirtschafts-Katastrophe", titelte der "San Francisco Chronicle", "Die Abgeordneten scheinen das alles noch nicht ernst genug zu nehmen", hieß es bei der "Washington Post".

Vor allem in den regionalen Zeitungen zeigte sich deutlich, was die Menschen jenseits der Wall Street fühlen: Panik. Innerhalb weniger Minuten füllten sich die politischen Blogs und die Kommentarspalten mit Einträgen, einzelne Artikel bekamen in kürzester Zeit Tausende von Leserkommentaren.

Sie alle verbindet eines: Wut über die Großen in Politik und Wirtschaft: "Die Republikaner haben den Rettungsplan versenkt, deshalb sind die Aktienmärkte um fünf Prozent abgestürzt. Wenn man wie die meisten hier eine aktienbasierten Rentenversicherung im Wert von 100.000 Dollar hat, hat man 5000 Dollar verloren. Dank den Republikanern!", schreibt etwa ein gewisser George auf den Seiten der "New York Times".

"Ich frage mich, wer von uns es sich leisten kann, seine Ersparnisse, seine Pensionen, seine Ausbildungsversicherungen, den Wert seiner Häuser und wahrscheinlich auch bald seinen Job verschwinden zu sehen, nur weil bestimmte Kongressmitglieder mehr damit beschäftigt sind, wiedergewählt zu werden als dieses Gesetz zu verabschieden. So mangelhaft es auch sein mag – es würde trotzdem den beispiellosen Absturz der Wirtschaft stoppen. Die wenigsten scheinen zu verstehen, dass mit der Wall Street auch die Gesundheit und Lebendigkeit unserer Wirtschaft zusammenhängt", schreibt auch Melissa.

"Die Menschen hier sind sauer darüber, dass vor allem McCain und die Republikaner versucht haben, die taumelnde Wirtschaft und die Diskussion über das Rettungspaket für ihre Wahlkampfspielchen zu benutzen", sagt Lois Kazakoff, Kommentarchefin beim "San Francisco Chronicle". "Denn seit mit Wachovia auch eine der wirklich weit verbreiteten Banken ins Trudeln geraten ist, bei der viele kleine Leute ihr Sparbuch haben, hat sich die Angst verstärkt. Viele haben schon Geld verloren, weil ihre Aktien abgestürzt sind."

Tatsächlich wird den meisten Amerikanern langsam mulmig, was anfangs noch mit Galgenhumor genommen wurde, wird bitterer Ernst. Wurden vergangene Woche noch E-Mails mit humoristischen Kettenbriefen herumgeschickt, in denen Finanzminister Henry Paulson um ein paar Dollar bat, ist den meisten das Lachen inzwischen vergangen. Wo immer man sich am Montag umhört, im privaten Umfeld, im Büro oder auf der Straße – es gibt nur ein Thema: die Finanzkrise. Wo immer sich ein Fernseher findet, bleiben die Menschen kurz stehen und kommentieren die Bilder, die über die Bildschirme jagen.

Hilflosigkeit und schiere Wut

In der Mittagspause stehen sie in Schlangen in den Sandwich-Läden und diskutieren – hilflos und von der schieren Wucht der Krise überfordert. "Ich habe nicht viel Geld, aber alles, was ich habe, liegt auf einem Konto der Washington Mutual", sagt Misch Anderson, die in einem Reisebüro in San Francisco arbeitet. "Ich habe keine Ahnung, was damit jetzt passiert. Aber ich weiß momentan einfach nicht, was ich damit machen soll." "Mein Bruder hat seine gesamten Ersparnisse abgehoben – nachdem er schon einige Tausend Dollar verloren hat", erzählt ein anderer Mann in der Schlange. "Das Geld behält er jetzt in bar zuhause – das ist zur Zeit wahrscheinlich sicherer als bei jeder Bank."

Neben der Angst wächst auch die Wut auf die Finanzwelt, auf die Banker der Wall Street, die erst Millionen verdient haben – und jetzt für Milliardenverluste weltweit verantwortlich sind. Die ein politisches Rettungpaket notwendig gemacht haben, das bei den meisten Menschen ob der Höhe und ob der wenigen Informationen, die es bislang dazu gibt, nur mit einem Kopfschütteln bedacht wird.

"Das ist kein ‚Rettungsplan’, das ist eine Zugabe für arme, zerlumpte Wall-Street-Banker, die unsere Wirtschaft scheinbar ohne eigenes Zutun an den Rande des Desasters und ihre Shareholder auf die saubere Seite gebracht haben", kommentiert zum Beispiel Jay aus Palo Alto in einem Blog der "New York Times". "Und warum auch nicht: Sie sollen schließlich auch was zurückkriegen, nachdem sie das ganze Geld für Lobbyisten und Wahlkampfspenden ausgegeben haben."

Flucht in den Galgenhumor

Zur Wut kommt die Hilflosigkeit – denn der Crash der Finanzmärkte ist für viele nicht mehr zu verstehen. "Warum und welche Banken jetzt bankrott gehen und was das alles für Folgen hat, ist momentan ja selbst für Experten kaum zu überschauen", sagt Kazakoff vom "San Francisco Chronicle". "Wie sollen das ‚normale Menschen’ dann nachvollziehen können?"

Am Ende bleibt – mal wieder – nichts als Galgenhumor. In San Francisco witzelt ein Mann in einem Cafe über die Folgen des schwarzen Montags: "Ich hörte, sie springen inzwischen schon wieder von der Golden Gate Bridge – dieses Mal von der Westseite. Das zeigt, wie verzweifelt sie sind."

Denn an der Westseite der Brücke wartet der Pazifik – hier wird die Rettung schwieriger.

drwssk - Dienstag, 30. September 2008 - 08:52
Mein Gott, was haben unsere Eltern und Großeltern über sich ergehen lassen. Kriege, brennende Städte, Hunger,... Und hier wird gejammert, wenn der Wohlstand 'e t w a s' zurückgenommen werden muss. Ich weiß nicht, die Masse, etwa der deutschen Bevölkerung bekommt doch das Ganze Chaos sowieso nicht mit oder nur aus der Bildzeitung. Autos fahren durch die Straßen, Kaufmärkte quellen über, der Leibesumfang der Mehrheit der Deutschen nimmt permanent zu, von meinen Eltern habe ich da anderes gehört.
be.

P.S. Im Übrigen, auch mein Depot ist schwer getroffen, aber deswegen geht die Welt nicht unter. Auch nach 2002 ging es wieder aufwärts.

prof - Dienstag, 30. September 2008 - 10:34
@moneypenny: Bei der Analyse warst du aber fleißig, aber:
a)
Sich widersprechende Börsenweisheiten gibt´s jede Menge, wie sieht´s mit "Never Catch A Falling Knife!" aus.
Oder Sprichwörter: Zeit ist Geld - In der Ruhe liegt die Kraft.

b) Man kann sich immer mal den Chart von 2000 - 2003 zu Gemüte führen. Die Leute, die bei einem DAX-Stand von 5700 Punkten gekauft haben, durften sich wenig später über 60 % Verlust "freuen".

c) ES DONNERN KEINE KANONEN wie beim Russland Putsch 91 oder in 911. Das waren (zumindest im Nachhinein) politische Kaufgelegenheiten. Die heutigen Probleme sind "hausgemacht", d.h. von der Wirtschaft selbst verursacht.

d) Derzeit ist natürlich ALLES möglich, z.B. heute abend eine Dow Erholung um 1000 Punkte. Zumindest kurzfristig kann man auf eine Schließung des heutigen DAX-Gap spekulieren, aber: Selbst wenn wir gestern abend den Tiefpunkt gesehen haben sollten, kommt man mit deutlich weniger Risiko im Bereich 6200 bis 6600 Punkten rein.

e) Ich muss so argumentieren, weil ich Cash habe.

f) Mich juckt es natürlich auch in den Fingern!
Prof

chinaman - Dienstag, 30. September 2008 - 11:18
"Mein Gott, was haben unsere Eltern und Großeltern über sich ergehen lassen. Kriege, brennende Städte, Hunger,... Und hier wird gejammert, wenn der Wohlstand 'e t w a s' zurückgenommen werden muss. "

?????????????
Wer jammert denn Deiner Ansicht nach hier
?????????????

prof - Dienstag, 30. September 2008 - 11:57
Der dr meint bestimmt Deutschland allgemein. Hier herrscht doch ein sehr sachlicher Ton, obwohl auch der ein - oder andere Verlust hingenommen werden muss.
Mich regt der Übergang zum Bankensozialismus (obwohl ja die Staatsbanken am meisten versagt haben) viel mehr auf, als der Crash und der Wohlstandsverlust.
Prof

drwssk - Dienstag, 30. September 2008 - 12:04
Natürlich meine ich D allgemein, und die Staatsschulden steigen und steigen, wobei man jetzt mal der Regierung kaum eine Schuld zuweisen kann. Ohne ein 'Auffangen' sähe es wohl trübe aus. Und vor Banken zu stehen, nein danke. Ich glaube, es war um 1956, als ich als kleiner Junge vor einer Sparkasse mit meinen Eltern Stunden stehen musste, damit es auch auf meinen Kopf 300,- Mark (es kann auch weniger gewesen sein) Bares gab!!!
be.

chinaman - Dienstag, 30. September 2008 - 12:32
"die Staatsschulden steigen und steigen, wobei man jetzt mal der Regierung kaum eine Schuld zuweisen kann."

Ich nehme an, dass bezieht sich ausschließlich auf die gegenwärtige Regierung ...

Nun, im Aufsichtsrat von KfW, Sachsen LB etc. sieht man doch das eine oder andere wohl bekannte Gesicht ...


Gruß
Chinaman

prof - Dienstag, 30. September 2008 - 13:12
Eine super Ausrede für das Nichterreichen des ausgeglichenen Haushaltes in 2011.
- Eine Staatsverschuldung hätte es NIE geben dürfen
- Der Staat war schon immer ein schlechter Unternehmer und meines Wissens nach ist Herr Steinbrück ja selbst im Aufsichtsrat.
- Was wäre schon passiert, wenn die IKB pleite gegangen wäre. Die Kundeneinlagen wären über den Einlagensicherungsfonds abgesichert gewesen. Da hätten die Privatbanken eben mal etwas zuschießen müssen ...
Prof

chinaman - Dienstag, 30. September 2008 - 14:50
Verwaltungsrat heißt das Gremium bei der KfW richtigerweise. Es wurde ja auch nur verwaltet und nicht beaufsichtigt *grins*

Hier die illustre Truppe:

Vorsitzender des Verwaltungsrats:

Michael Glos
Bundesminister für Wirtschaft und Technologie

Stellvertretender Vorsitzender:

Peer Steinbrück
Bundesminister der Finanzen


Weitere Mitglieder:

Dr. Günter Baumann (PDF Extern, 165 KB)
Mitglied des Vorstands des DIHK Deutscher Industrie- und Handelskammertag

Anton F. Börner
Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels e.V.

Dr. Uwe Brandl
Präsident des Bayerischen Gemeindetages

Frank Bsirske
Vorsitzender der ver.di - Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft

Professor Dr. Ingolf Deubel
Minister der Finanzen des Landes Rheinland-Pfalz

Professor Dr. Kurt Faltlhauser
Staatsminister des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen a.D.

Sigmar Gabriel
Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

Heinrich Haasis
Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes

Gerhard Hofmann
Mitglied des Vorstands des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken

Peter Jacoby
Minister der Finanzen des Saarlandes

Dr. Siegfried Jaschinski
Vorsitzender des Vorstands der Landesbank Baden-Württemberg

Bartholomäus Kalb
Mitglied des Deutschen Bundestages

Roland Koch
Ministerpräsident des Landes Hessen

Jürgen Koppelin
Mitglied des Deutschen Bundestages

Oskar Lafontaine
Mitglied des Deutschen Bundestages

Waltraud Lehn
Mitglied des Deutschen Bundestages

Dr. Helmut Linssen
Minister der Finanzen des Landes Nordrhein-Westfalen

Claus Matecki
Mitglied des Geschäftsführenden Bundesvorstandes des Deutschen Gewerkschaftsbundes

Dr. Michael Meister
Mitglied des Deutschen Bundestages

Franz-Josef Möllenberg
Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten

Hartmut Möllring
Minister der Finanzen des Landes Niedersachsen

Klaus-Peter Müller
Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken e.V.

Matthias Platzeck
Ministerpräsident des Landes Brandenburg

Alexander Rychter
Bundesgeschäftsführer des Bundesverbandes Freier Immobilien-und Wohnungsunternehmen e.V.

Christine Scheel
Mitglied des Deutschen Bundestages

Hanns-Eberhard Schleyer
Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks

Horst Seehofer
Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Michael Sommer
Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes

Gerhard Sonnleitner
Präsident des Deutschen Bauernverbandes e.V.

Dr. Frank-Walter Steinmeier
Bundesminister des Auswärtigen

Ludwig Stiegler
Mitglied des Deutschen Bundestages

Jürgen R. Thumann
Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie e.V.

Wolfgang Tiefensee
Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

Heidemarie Wieczorek-Zeul
Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

N.N.
Vertreter des Industriekredits

prof - Dienstag, 30. September 2008 - 17:04
Viele hochdekoriert Namen, aber ein echter Bilanz-Experte scheint nicht darunter gewesen zu sein, wie unser Depotmanager helmut z.B.
;-) Prof

al_sting - Dienstag, 30. September 2008 - 17:13
Ob sich ein einzelner bei so vielen Hochkopferten überhaupt durchsetzen könnte? Viele Köche verderben den Brei, denke ich hier. ;-)

Ciao, Al Sting

chinaman - Mittwoch, 1. Oktober 2008 - 20:11
Neues Rettungspaket der US-Regierung noch teurer

Durch ein paar Veränderungen soll der am Montag gescheiterte Rettungsplan der US-Regierung doch noch durch den Kongress geprügelt werden.

Um das Paket „schmackhafter“ zu machen, wurden Steuererleichterung für Unternehmen und 20 Millionen Haushalte der Mittelschicht zugefügt. Das belastet den Staat mal eben mit weiteren 112 Mrd. Dollar auf Sicht von fünf Jahren. Zudem soll das gesetzliche Limit für die Einlagensicherung der Banken auf 250.000 Dollar je Konto angehoben werden, nach bisher 100.000 Dollar.

Heute Nacht wird der Senat entscheiden

Heute Nacht gegen 1.30 Uhr (MEZ) will der Senat den überarbeiteten Rettungsplan für die US-Banken beschließen, eine erneute Abstimmung im Repräsentantenhaus kann in einigen Tagen, aber noch in dieser Woche folgen.

Sowohl John McCain als auch Barack Obama werden ihren Wahlkampf unterbrechen, um an der Abstimmung im Senat teilzunehmen. Sollte der Senat das Paket beschließen, wird der Druck auf das Repräsentantenhaus zunehmend größer. Man muss demnach wohl davon ausgehen, dass dieses Mal auch das Repräsentantenhaus das Paket durchwinkt. Ein Leser meinte dazu: Es geht um 700 Mrd. Dollar, notfalls würden einfach die fehlenden 12 Abgeordneten mit finanziellen Mitteln gefügig gemacht. Nein, so schmutzig wird doch Politik nicht etwa sein...(kleiner Scherz).
Allerdings denke ich auch, dass allein der dramatische EInbruch an den Börsen den Abgeordneten deutlich gemacht haben sollte, wie ernst die Lage wirklich ist.

Quelle: Steffens Daily

prof - Mittwoch, 1. Oktober 2008 - 20:23
Das Paket wird durchgehen und der Goldpreis freut sich schon ...
Prof

chinaman - Mittwoch, 1. Oktober 2008 - 21:25
Dachte ich Montag auch und dann wurde es teuer (Haue für meine Calls) ...

Hauptsache das Rettungpaketthema ist positiv oder negativ durch, dann kann man hoffentlich wieder berechenbarer handeln ...

blindeshuhn - Mittwoch, 1. Oktober 2008 - 22:54
so, ich hab mal was riskiert und bin gestern morgen wieder eingestiegen - bis jetzt hat es sich gelohnt, ich hoffe mal auf ca. 5-10% plus bis freitag, dann wird sicherheitshalber wieder verkauft. wer weiss wer übers wochenende wieder merkt, dass er kein geld mehr hat.
hat langfristig jemand einen guten gedanken, wie man aus der lage kapital schlagen könnte? mir ist wirklich unklar, wie es weitergeht. zu rechnen ist auf der "negatven seite" mit:
- weiteren bankenpleiten/-konsolidierungen
- noch einigen monaten kreditknappheit
- evtl. ein durchschlagen auf US-konsum und realwirtschaft, wobei die amis ja scheinbar unabhängig von der finanziellen lage konsumieren
- inflationären tendenzen aufgrund billionen rettungspaket? -> bin ich mir nicht sicher, da demgegenüber ja die knappe kreditvergabe der banken steht. ist meiner meinung nach völlig unberechenbar.
- extrem steigender staatsverschuldung der USA? auch schwer zu sagen -> das hängt von den tatsächlichen ausfallraten der kredite ab.
- weiteren korrekturen, da US-aktion nach wie vor teuer sind
- "bonitätsproblemen" der USA..?

nun mal die "positiven", (aktien-/sonstige anlagen-?)preistreibenden faktoren, die wir auch nicht vergessen sollten und die im moment kurzfristig in den hinergrund getreten sind:
- schwellenländer&rohstoffexporteure und auch manche hedgefonds sitzen auf einer unglaublichen menge geld, die nicht weiss wo sie hin soll. geld ist da, es wird nur zurückgehalten oder "schwappt" nervös von einer anlageform in die nächste, gerade z.B. zu gold
- durch die rettungsmaßnahmen der US-regierung wird die liquidität letztenendes nicht weniger, es baut sich also noch mehr kapital auf
- die nachfrage nach allen arten von gütern und vor allem nach rohstoffen/öl wird weiter steigen. der größte teil der menschheit nimmt am konsum gar nicht oder kaum teil, das wird sich über kurz oder lang ändern.

was meint ihr, wohin die reise geht? wo sollte man am besten dabei sein und wo nicht? letztendlich sind wir doch zocker, die die welle reiten wollen und nicht wissen wo sie bricht.

Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: US-Tendenz: Archivierte Beiträge bis 1. Oktober 2008