Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Silber: Archivierte Beiträge bis 18. August 2008
chinaman - Sonntag, 19. November 2006 - 09:36
"vielen Dank für Dein tolles Engagement mit dem Du versuchst die Boardteilnehmer hier wachzurütteln"


Hallo stw,


danke für Deine sachliche und moralische Unterstützung. Es freut mich, wenn ich weiss, dass zumindest einige Boardteilnehmer schon die Bereitschaft zeigen, sich auch intensiver mit den weltwirtschaftlichen Risiken und den besonderen Risiken des abgeblich so sicheren Geldvermögens auch wirklich auseinanderzusetzen.

Manchmal habe ich auch Zweifel, ob ich in meinem Engagement etwas zu "missionarisch" bin. Eigentlich könnte ich mir ja auch sagen, mach einfach Deinen Standpunkt deutlich und damit ist aber auch genug. Aber irgendwo möchte ich dann aber doch zumindest die Teilnehmer dieses Boards "wachrütteln".

Insbesondere täte es mir auch um Al Sting leid, wenn er wirklich in ein (zumindest mögliches) Desaster rennen würde. Möglicherweise ist es zwar heute einfacher, es bei ein paar wachsweichen Statements zu belassen. Hauptsache jeder behält sein "Wohlfühlgefühl". Leider aber stehen uns möglicherweise noch innerhalb der nächsten 10 Jahre wirklich dramatische Verwerfungen des Finanzsystemes ins Haus. Dann ist es aber zu spät, sich persönlich dagegen zu "versichern".

Man muss die notwendige Diversifikation möglichst bald einleiten. Keiner kann nämlich vorhersehen, genau wann welches Ereignis einen möglichen Crash auslöst.

"Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass ausgehend von einer neuen demokratischen Regierung in USA es gelingen könnte, die Neuverschuldung der USA in den griff zu bekommen und damit den Dollar als Weltleitwährung zu stabilisieren."

Ich will niemand die Hoffnung nehmen. Ich will nur massiv davon abraten, sich und die Familie voll von dem ungewissen Ausgang dieses Papiergeldexperiments abhängig zu machen. Eine Diversifikation in die Edekmetalle (mit dem eindeutigen Favoriten Silber als Hauptanlage) erscheint mir aber als das Gebot der Stunde.

Glaubt aber bitte auch nicht, dass all die Probleme nur aus den USA kommen. Auch bei uns in Deutschland haben wir massivste Probleme.


Gruß
Chinaman

chinaman - Sonntag, 19. November 2006 - 10:35
"und vor knapp 10 Jahren hat mir mein Bankberater mal erzählt, dass sein Großvater erzählt hat: Im bzw. nach dem Krieg wurden Goldbarren gegen Brot getauscht. "

@ Prof: warum hat sein Großvater denn nicht das Brot mit Papiergeld gekauft ???

Nun aber ernsthafter. Für die Zeit der Krise braucht man Silber. Das ist leichter teilbar und trotzdem als Wertaufbewahrungsmittel anerkannt.

Gold eignet sich allenfalls als Ergänzung für die Zeit nach der Krise. Silber ist halt aktuell so billig, dass man schon Platzprobleme beim Investment bekommen kann. Dann und nur dann würde ich Gold als Ergänzung empfehlen.


Gruß
Chinaman

chinaman - Sonntag, 19. November 2006 - 10:54
"Zum Thema Spanisches Reich (als Deinem Einzelbeispiel !) melde ich mich noch einmal. "


Hallo Al Sting,

hier bin ich Dir noch eine Antwort schuldig. Du sollst aber nicht denken, ich würde auf Deine Argumente nicht eingehen ...

Wie werte ich persönlich die damaligen Ereignisse ? Das Weltgeldsystem war vor Kolumbus in einem eingeschwungenen Zustand und bestand, da die Globalisierung in unserem Sinne noch nicht aktuell war, aus verschiedenen abgetrennten Regelkreisen.

Nun wurden im gigantischem Umfang Edelmetalle in Amerika "geraubt" und nach Europa gebracht. Innerhalb Europas profitierten die Länder höchst unterschiedlich von der Beute.

Damit ergaben sich natürlich Auswirkungen auf die Geldysteme Amerikas und Europas. In Amerika ergab sich eine deflationäre Wirkung, in Europa eine inflationäre. Weltweit glichen sich die Wirkungen aus.

Hatten wir in Europa nun eine Hyperinflation ??? Meines Wissens nach absolut nicht. Trotz dieser einmaligen Umwälzungen im damaligen Geldsystem stellte sich nur eine normale Inflation ein.

Die Zunahme an Edelmetallen aus Amerika bewirkte nach meinen Recherchen über 100 Jahre eine durchschnittliche Inflation von 2 % p.a.. Für ein edelmetallgedecktes Währungssystem eine gigantische Inflationsrate. Für ein Papiergeldsystem aber praktisch "Stabilität". Solltest Du andere Zahlen kennen, dann bitte mit Quelle hier nennen.

Für mich wird absolut deutlich, dass das auch das spanische Reich kein Beispiel für eine hyperinflation in einem edelmatallgedeckten Währungssystem darstellt ... Ebenfalls ist anzumerken, dass auch Inflation nur wegen des Eingriffs der Menschen überhaupt mit 2 % p.a. möglich war ...


Gruß
Chinaman

prof - Sonntag, 19. November 2006 - 10:56
Platzprobleme? 1000 oz kriegst du in zwei Schuhkartons unter. Wenn du die zu den 20 Pumps deiner Frau stellst, sind sie sogar sicher aufbewahrt ...
;-) Prof

chinaman - Sonntag, 19. November 2006 - 11:03
Ich rede ja auch davon, wenn wirkliche Vermögen in Edelmatalle umgeschichtet werden sollten ...


Gruß
Chinaman

soleneve - Dienstag, 21. November 2006 - 10:08
Zum Beispiel 1 Billion USD
Gruß
Soleneve


Chinas Reserven: Segen und Fluch
Von Ingo Narat

1 000 000 000 000 Dollar – so hoch sind Chinas Währungsreserven. Eine Billion, von denen das Land über 70 Prozent in US-Anlagen investiert hat. Doch beide Parteien sind damit nicht glücklich.

Es ist eine magische Zahl: Die Eins mit zwölf Nullen. Auf mehr als eine Billion Dollar sind die chinesischen Währungsreserven jetzt angewachsen. Wohin damit? Bis heute haben die Chinesen über 70 Prozent ihrer Währungsreserven in US-Anlagen gesteckt, vor allem in Anleihen. Von breiter Streuung, wie sie in Finanzlehrbüchern stets gepredigt wird, kann da keine Rede mehr sein. Und das Problem wächst in einem atemberaubenden Tempo. Jeden Monat kommen dank des Handelsbilanzüberschusses mit den Amerikanern 15 bis 20 Mrd. Dollar obendrauf. Der Kombipack aus produktionsdynamischen Asiaten und konsumbesessenen Amerikanern ist für beide Seiten Segen und Fluch zugleich. Fluch deshalb, weil sich die Länder in eine wachsende gegenseitige Abhängigkeit hineinmanövrieren. Vor mehr als drei Jahrzehnten steckten noch 95 Prozent der Reserven in Gold. Am Dollarüberhang entzünden sich denn auch die Spekulationen. Werden die Chinesen in andere Währungen umschichten, vielleicht sogar in größerem Maße Gold kaufen? In früheren Jahren steckten 95 Prozent der Gelder im Metall. Heute sind es magere 1,3 Prozent. Selbst Länder wie Nepal oder Mosambik haben höhere Goldquoten an ihren Währungsreserven. Von den EU-Staaten mit mehr als einem Viertel oder gar den Vereinigten Staaten mit drei Vierteln ganz zu schweigen. China wird sich hier bewegen, so viel ist klar. Chinas Zentralbankchef hat angekündigt, das Geld breiter zu investieren. Auch der Aufbau einer strategischen Rohstoffreserve ist im Gespräch. Manche meinungsfreudigen Vermögensverwalter sehen die Chinesen schon auf bestem Wege, den Goldmarkt zu „cornern“ – das heißt, durch Käufe den Preis nach oben zu treiben. Ganz ähnlich hatten die Brüder Hunt vor zweieinhalb Jahrzehnten mit ihren Orders den Silberpreis in astronomische Höhen geschickt. Ein Gold-Corner erscheint heute unrealistisch. Die Chinesen sind zwar an ausgewogeneren Verhältnissen interessiert. Aber sie sind wie siamesische Zwillinge über den Dollar-Kreislauf mit den Amerikanern verbunden. Deshalb können sie weder ihre Goldbestände einfach verdoppeln oder sogar vervierfachen, wie es Stimmen aus China fordern, noch stärker in andere Währungen umschichten. Denn im ersten Fall würde der Metallpreis deutlich steigen, im zweiten Fall der Dollar kollabieren, was den Goldpreis – als Alternativwährung zum Dollar – auch wieder treiben würde. Am Ende hätten sich die Chinesen zwei- oder gar dreistellige Milliardenverluste eingehandelt. So weit wird es kaum kommen. Die Chinesen haben Zeit. Es reicht, wenn sie jeden Monat Teile des Handelsbilanzüberschusses in Vermögenswerte außerhalb des Dollarraums lenken. Das ist kein gutes Vorzeichen für den Greenback – und spricht für Vorsicht bei dollargebundenen Anlagen.

chinaman - Donnerstag, 23. November 2006 - 09:14
Kleine Preisfrage an alle: Von wem stammt das untenstehende Zitat ??? Bin gespannt, wer die richtige Antwort kennt ...


Gruß
Chinaman


"Ohne Goldstandard gibt es keine Möglichkeit, Ersparnisse vor der Enteignung durch Inflation zu schützen. Es gibt dann kein sicheres Wertaufbewahrungsmittel mehr. Wenn es das gäbe, müßte die Regierung seinen Besitz für illegal erklären, wie es ja im Falle von Gold auch gemacht wurde" (Goldbesitz war in Amerika bis 1976 für Privatleute verboten)

prof - Donnerstag, 23. November 2006 - 09:27
Ich tippe auf Onkel Alan, bevor er Karriere machte ...

chinaman - Donnerstag, 23. November 2006 - 11:02
Hi Super,

das hattest Du voll auf drauf ...


"Gold und wirtschaftliche Freiheit"

- von Alan Greenspan -


http://www.goldseiten.de/content/kolumnen/artikel.php?storyid=96


Gruß
Chinaman


Tja, immer diese Gold Barbaren ...

chinaman - Freitag, 24. November 2006 - 09:08
@ Prof: Welches Zitat des neuen FED Chefs hälst Du hier für besonders zitierungswürdig ???


Gruß
Chinaman

prof - Freitag, 24. November 2006 - 10:33
Da gibt es zwei:

"Die US-Regierung verfügt über eine Technologie, genannt Druckerpresse (oder heute ihr elektronisches Äquivalent), die ihr die Produktion so vieler US-Dollars erlaubt, wie sie wünscht – und das ohne Kosten."

Aber das andere gefällt mir noch besser, wegen der bildhaften Sprache, leider kenne ich es nur sinngemäß, es stammt auch von 2002 und es ging um die Deflationsbekämpfung durch:
"to drop dollar bills from a helicopter"
Vor allem wenn man sich dann vorstellt, wie die Leute auf dem Boden rumkriechen ...

:-)) Prof

chinaman - Freitag, 24. November 2006 - 10:37
Yeap. Vor allem das zweite habe ich gemeint. Einfach zu köstlich ... Muss bei Gelegenheit mal das Originalzitat heraussuchen und hier einstellen ...


:-))
Gruß
Chinaman

chinaman - Samstag, 25. November 2006 - 12:23
Umfangreiche Ausarbeitung zu unserem "Lieblinghsthema" Hyperinflation:


http://www.goldseiten.de/content/artikel/eichelburg-hyperinflation.pdf


Gruß
Chinaman

chinaman - Freitag, 19. Januar 2007 - 05:08
Bernanke warnt vor US-Finanzkrise


18. Jan 18:47

Den USA droht nach Einschätzung von Notenbank-Chef Bernanke ein finanzielles Fiasko: Das Haushaltsdefizit könnte bis 2030 auf 100 Prozent steigen.

US-Notenbankchef Ben Bernanke hat angesichts der steigenden Kosten der Sozial- und staatlichen Krankenversicherung vor einer Finanzkrise in den kommenden Jahrzehnten gewarnt. Wenn nicht frühzeitig «bedeutungsvolle» Maßnahmen ergriffen würden, «könnte die Wirtschaft ernsthaft geschwächt werden», sagte Bernanke am Donnerstag in einer Anhörung des Haushaltsausschusses des Senats in Washington.

Offizielle Vorhersagen deuteten zwar auf einen stabiles oder verringertes Haushaltsdefizit in den kommenden Jahren hin. Aber «unglücklicherweise erleben wir wahrscheinlich eine Ruhe vor dem Sturm», sagte Bernanke in seinem ersten Hearing im Kongress nach dem Machtwechsel von den Republikanern zu den Demokraten.

Defizit von 340 Milliarden Dollar

Die Haushaltsbehörde des US-Kongresses schätzt, das Verhältnis der öffentlichen Staatsverschuldung zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) könnte von derzeit 37 Prozent auf etwa 100 Prozent im Jahr 2030 «und danach um ein Vielfältiges wachsen», sagte der Fed- Chef. «Am Ende würde diese Expansion der Schulden eine Finanzkrise auslösen, der nur mit sehr starken Einsparungen bei den Ausgaben oder Steuererhöhungen oder beides begegnet werden könnte.»

US-Präsident George W. Bush will am 5. Februar einen Haushaltsentwurf mit einem Volumen von 2,9 Billionen Dollar vorlegen. Es soll der Anfang des Weges zu einem ausgeglichenen Etat in fünf Jahren sein. Im laufenden Fiskaljahr wird das Defizit nach der Prognose des Weißen Hauses bei 339 Milliarden Dollar liegen. Im abgelaufenen Haushaltsjahr betrug es 248 Milliarden Dollar.

Für 2008 erwartet die Behörde einen Rückgang auf 188 Milliarden Dollar. Beim Amtsantritt von Bush 2001 gab es einen Haushaltsüberschuss von 127 Milliarden Dollar. (nz)

phlipster - Montag, 5. März 2007 - 14:25
Hi Chinaman,

bitte kurze Notiz, wie Du Silber einschätzst...

Wie siehts Du Wahrscheinlichkeit, dass
- Widerstand bei ca. $12 hält?
- es nochmal runter auf bis zu $8 geht?

Bzw.: wo siehst Du gutes Niveau zum Wiedereinstieg?

Gruss
p

chinaman - Montag, 5. März 2007 - 14:33
Hi Philipster,

schwierige Frage. Die nächste starke Unterstützung liegt im Bereich 12,20 bis 12,30 USD /oz. Ich sehe gute Chancen, dass die Unterstützung hält. Es gibt dafür aber keine Gewähr, da man nicht weiss, in welcher wirtschaftlichen Verfassung sich Hedge Fonds befinden, die sich zweifelsohne spekulativ in Silber engagiert hatten.

Einen Rückgang bis auf 8$ kann ich mir allerdings kaum vorstellen. Wobei das keiner wissen kann ...


Gruß
Chinaman

prof - Montag, 5. März 2007 - 14:43
Zeit, um physisch etwas zu holen ...
Prof

chinaman - Mittwoch, 10. Oktober 2007 - 09:12
Kleiner Vorgeschmack auf den echten Run ...


Gruß
Chinaman


Handelsblatt Nr. 195 vom 10.10.07 Seite 30


EDELMETALLE: In der Krise finden Barren und Münzen reißenden Absatz

Krügerrand im Kofferraum

INGO NARAT | FRANKFURT Pavol Jurecko kommt in jüngster Zeit abends erst spät nach Hause. Er braucht jede Minute in seinem Frankfurter Büro und hat dort alle Hände voll zu tun, um der Kundschaft Herr zu werden. Seit Beginn der Finanzkrise Mitte Juli ist sein Geschäft mit Gold- und Silberbarren sowie mit Münzen regelrecht aufgeblüht. "Jetzt kommen schon die Arbeiter von der Baustelle gegenüber, die haben noch den Helm auf dem Kopf und kaufen", sagt er. So etwas, erinnert sich der erfahrene Händler, habe es noch nicht gegeben.

Manchmal ist es wie im Kuriositätenkabinett. Da besuchen den Händler sogar Bankangestellte und sacken die Metalle ein. Die kaufen auf eigene Rechnung. Ihren Kunden in der Bank dürfen sie so etwas nicht empfehlen, sagen sie dann schon einmal.

In ganz Deutschland brummt das Geschäft mit Gold und Silber, mit Barren und Anlagemünzen. "Die Kunden standen zeitweise in langen Reihen vor dem Laden, so, als wenn es früher in der DDR Bananen gab", sagt Robert Hartmann, der in München die Geschäfte von Pro Aurum führt, einem der größten deutschen Händler. Wolfgang Weber von Taurus Investors, der seinen Handel in Dubai und in Deutschland betreibt, bedauert: "Hätten wir nur in Berlin einen kleinen Shop am Kudamm oder auf der Friedrichstraße, wir würden uns dumm und dämlich verdienen."

Die Händler kämpfen mit einem sprunghaften Anstieg der Nachfrage, und das mit nur kleinen Verkaufsmannschaften. Seit dem Beginn der amerikanischen Hypothekenkrise Mitte Juli suchen die Anleger sichere Häfen. Und die Misere um die IKB und die Landesbanken schreckten gerade die Deutschen auf. Dazu kamen die erschreckenden Bilder von Schlangen vor den Filialen der britischen Bank Northern Rock. Die Angst ums Ersparte trieb die Kunden um. Das rief bei einigen Deutschen üble Erinnerungen wach. Auf der Suche nach Sicherheit wagen sie wieder einen Blick auf die lange verschmähten Metalle.

Früher hätten die Kunden nicht bei den privaten Händlern auf der Matte gestanden. Das Edelmetallgeschäft war eine Domäne der Banken. Doch die Institute zogen sich in der Goldpreisbaisse während der achtziger und neunziger Jahre weitgehend aus dem damals unrentablen Geschäft zurück. Jetzt wickeln Geschäftsleute wie Jurecko die Deals ab: Sein traditionsreiches "Münzkabinett" war früher ein Aushängeschild der Dresdner Bank, die die Sparte aber vor vielen Jahren abstieß.

Zwei Jahrzehnte Preisbaisse hinterließen auch Spuren bei den Investoren. Die breite Anlegerschaft hat sich vom physischen Metallbesitz fast vollständig verabschiedet. Daran änderte die Hausse der vergangenen Jahre wenig. Der Preisaufschwung ist im Bewusstsein eines klassischen Privatanlegers noch nicht angekommen (siehe "Glänzendes Comeback"). Aber das zaghaft erwachende Interesse reicht für eine Vervielfachung der Umsätze bei den wenigen Händlern - von niedrigsten Niveaus aus. In der Regel erreichen die Jahresumsätze zweistellige, in Ausnahmefällen dreistellige Millionenbeträge.

"Die Verbraucher treibt die Unsicherheit gegenüber allen Papierwährungen", sagt Jurecko. Martin Siegel erkennt teilweise völlig veränderte Verhaltensmuster. Der Fondsberater und Gründer der Handelsfirma Westgold sieht, dass manche Verbraucher sich um 180 Grad drehen. "Einige schichten plötzlich zehn oder sogar 20 Prozent ihres Vermögens in Gold um", sagt er. Dann gibt es Anleger, die richten sich jetzt an Regeln aus, die zuletzt in den siebziger Jahren als Orientierung dienten: "Diese Kunden setzen plötzlich die alte Drittelung um, ein Drittel in Immobilien, eins in Cash und eins in Gold."

Teilweise treibt die Renaissance des Metalls skurrile Blüten. Es kommen Kunden vorgefahren, die mal eben ihren Kofferraum bis zur Belastbarkeitsgrenze mit Metall beladen - dann allerdings meist mit Silber, das mit 13 Dollar je Unze (31 Gramm) im internationalen Großhandel weit preiswerter ist als Gold mit jetzt über 700 Dollar. Ein Händler berichtet von einem Kunden, der am Tag der Nachricht über die Schieflage bei der IKB Bank das Girokonto leer räumte, für das Geld Gold kaufte und es in einen Tresor packte. Ein anderer erzählt von der alten Dame, die ihr ganzes Ersparte abhob und es in Goldmünzen tauschen wollte.

Gekauft werden Gold und Silber, in Barrenform oder als Anlagemünzen. In Gold kostet der große Kilobarren um die 17 000 Euro, da sind kleinere Stückelungen preiswerter, auch wenn das Aufgeld auf den reinen Metallwert höher ist. "Aber im Moment geht vor allem das, was klein und handlich ist", sagt Weber von Taurus. Dazu zählt er auch die Goldbarren mit 20, 50 oder 100 Gramm Gewicht. Eine Alternative sind die klassischen Anlagemünzen, allen voran der südafrikanische Krügerrand.

Beim Silber geht es um andere Gewichtsklassen. Frank Ewers hat mal eben "eine halbe Tonne am Flughafen abgeholt, die war schnell verkauft". Wenn ein Anleger 10 000 kanadische Maple Leaf in Silber in der Ein-Unzen-Variante für rund 120 000 Euro bestellt, dann ist das für ihn nicht ungewöhnlich. Wie der Kunde dann die 300 Kilo abtransportiert und lagert, ist wieder eine andere Frage. Ewers hatte einen Online-Handel mit Silber aufgezogen - und den Verkauf zeitweise eingestellt. Bei steigender Nachfrage und langen Lieferzeiten einiger Münzprägeanstalten rund um den Globus konnte er die Kundenwünsche nicht mehr befriedigen.

Aber jetzt mischt er wieder mit und empfiehlt den Ein-Kilo-Silberbarren von den Cook Islands. Es ist die billigste Silbermünze, weil sie als gesetzliches Zahlungsmittel in Barrenform gegossen ist. Mit diesem Trick haben die Cook-Inseln einen Coup gelandet: Barren aus Weißmetallen wie Silber gelten hierzulande als Industriemetalle und unterliegen der 19-prozentigen Mehrwertsteuer. Für Silbermünzen wird dagegen der verminderte Satz von sieben Prozent veranschlagt - und das gilt auch für die Münze in Barrenform.

Narat, Ingo



10. Oktober 2007
Handelsblatt

schlobald - Freitag, 12. Oktober 2007 - 15:01
Kann ich bestätigen, habe vor 4 Wochen einige Silbermünzen nachgekauft. Herr Ewers (Argentarius.de) konnte gar nicht liefern, Pro Aurum hatte eine Lieferverzögerung von 2 Wochen (haben aber zum bei Bestellung gültigen Preis geliefert).

Gruß,
Schlobald

phlipster - Montag, 18. August 2008 - 14:51
Hallo Chinaman,

mich interessiert Deine Meinung: sind das bei Silber (und Gold) Einstiegs-/Nachlegpreise?

Oder nähert sich die Edelmetall-Hausse ihrem Ende?

Danke, Grüsse
Phil

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