Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: US-Tendenz: Archivierte Beiträge bis 19. März 2008
chinaman - Dienstag, 24. Oktober 2006 - 05:20
Finanzmärkte


Kurs der US-Notenbank umstritten wie nie


Marktteilnehmer rätseln nach Zinserhöhungspause über die künftige geldpolitische Richtung. Die Fed will Kritikern begegnen und die Transparenz zu Entscheidungen erhöhen.
Von Anja Struve und Holger Zschäpitz

Frankfurt/Main - Normalerweise ist die Herbstsitzung der US-Notenbank Ende Oktober auf einen Tag beschränkt. Doch in dieser Woche haben die amerikanischen Währungshüter ganze zwei Tage für die Diskussion anberaumt. Und das nicht etwa, weil die Zinsentscheidung diesmal so kontrovers wäre. Vielmehr wird es noch stärker als sonst um die Kommunikation der Fed gehen. In zweierlei Hinsicht: Zum einen werden die Investoren sehr genau darauf achten, welche Worte die Währungshüter wählen, um daraus Rückschlüsse für den geldpolitischen Kurs der kommenden Monate zu ziehen. Zum anderen wird darüber spekuliert, dass die Fed ihre Kommunikationspolitik und damit auch ihre bisher verwendete Wortwahl grundlegend reformieren könnte.

Kurzfristig ist für die Finanzmärkte am wichtigsten, welche Hinweise auf ihren künftigen Kurs die Zentralbank geben wird. Seit die Währungshüter Ende Juni zum vorerst letzten Mal die Leitzinsen erhöht haben, rätseln die Anleger darüber, wie es in der Geldpolitik weiter gehen soll. Wie groß die Unsicherheit ist, zeigt die Spannbreite der Prognosen. Während einige Profis eine Wiederaufnahme des Erhöhungszyklus mit Leitzinsen von bis zu sechs Prozent erwarten, rechnen andere damit, dass die Fed 2007 die Leitzinsen von heute 5,25 Prozent auf 3,5 Prozent senken könnte. Auch der Terminmarkt, der häufig genug das zinspolitische Drehbuch vorwegnimmt, kann sich bisher nicht für eine klare Richtung entscheiden. Bis Ende 2008 haben die Kurse unveränderte Leitzinsen eingepreist.

Grund für die Unsicherheit sind die unterschiedlichen Erwartungen darüber, wie es mit der amerikanischen Konjunktur und Inflation weitergeht. "Die Fed muss entscheiden, ob die gegenwärtige Abschwächung der US-Konjunktur nur vorübergehender Natur ist oder mehr dahinter steckt", sagt Stephen Gallagher von der Société Générale. Ersten Aufschluss könnten die US-Wachstumszahlen des dritten Quartals liefern, die am Freitag veröffentlicht werden. Für Anleger steht einiges auf dem Spiel. Schließlich fußt die jüngste Aktienmarktrallye auf der Hoffnung, dass die Fed 2007 die Zügel lockern und damit selbst im Falle einer Abschwächung der US-Konjunktur und einer fallenden Dynamik bei den Unternehmensgewinnen gegensteuern wird.

Doch auch langfristig könnte die Sitzung in dieser Woche wichtige Weichen für die Finanzmärkte stellen. Seit dem Wechsel von Alan Greenspan zum jetzigen Fed-Präsidenten Ben Bernanke wird immer wieder über eine größere Transparenz spekuliert (siehe Kasten). Schließlich gilt Bernanke als ausgemachter Anhänger eines Inflationsziels, bei dem die Notenbank überprüfbare Ziele festlegt, an denen sie ihre Politik ausrichtet. "Das Thema Transparenz ist der Fed so wichtig, dass sie eine längere Diskussion darüber anstrebt", sagt Steven Ricchiuto, Chefvolkswirt bei ABN Amro. "Den Geldhütern muss das Kunststück gelingen, mit dem ausgegebenen Inflationsziel die Inflationserwartungen einzudämmen und zugleich ihre Flexibilität nicht zu verlieren." Denn je konkreter die Ziele sind, auf die sich eine Notenbank festlegt, desto geringer wird der Handlungsspielraum, auf ungewöhnliche Ereignisse auf in ungewöhnlicher Art und Weise reagieren zu können.

Mit einem endgültigen Ergebnis in der Transparenzdebatte rechnen die Profis nicht. Dafür spricht auch, dass die Fed für das kommende Jahr insgesamt vier, und damit doppelt so viele Zweitagessitzungen geplant hat, wie sonst üblich.

Artikel erschienen am 24.10.2006
Die Welt

chinaman - Mittwoch, 25. Oktober 2006 - 05:36
Handelsblatt Nr. 205 vom 24.10.06 Seite 33


Experten erwarten Zinspause

Die US-Notenbank dürfte morgen die Leitzinsen bei 5,25 Prozent belassen, schätzen Ökonomen

TORSTEN RIECKE | NEW YORK Die amerikanische Notenbank bleibt in Wartestellung. Nach einer Umfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg bei den großen Banken an der Wall Street rechnen alle 101 befragten Ökonomen damit, dass die Federal Reserve (Fed) morgen die Leitzinsen unverändert bei 5,25 Prozent belassen wird. Es wäre die dritte Zinspause hintereinander, nachdem die Fed zuvor die Leitzinsen 17 Mal erhöht hatte.

Die Zinspause dient vor allem dazu, die weitere Entwicklung der US-Konjunktur zu beobachten - und danach den geldpolitischen Kurs für die kommenden Monate abzustecken. Ein wichtiges Konjunktursignal wird bereits am Ende dieser Woche kommen, wenn das US-Handelsministerium die erste Schätzung für das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal vorlegt. Ökonomen rechnen mit einer weiteren Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik und sagen ein Plus von nur noch zwei Prozent oder weniger voraus. Der flaue Immobilienmarkt, schleppende Autoverkäufe und das hohe Außenhandelsdefizit dürften das Wachstum nach unten drücken.

Für die Notenbanker ist eine moderate Abschwächung durchaus wünschenswert. Bringt sie doch die Inflationszahlen nach unten. Die Kerninflation (ohne Energie- und Lebensmittelpreise) lag zuletzt mit 2,9 Prozent immer noch deutlich über der Toleranzgrenze der Fed von etwa zwei Prozent. "Es sieht nach einer graduellen Verringerung der Kerninflation im nächsten Jahr aus", sagte kürzlich Fed-Gouverneur Donald Kohn. Zugleich warnte er jedoch: Die Inflationsrisiken würden weiterhin eine erhöhte Wachsamkeit der Notenbank erfordern.

An den Finanzmärkten setzt sich angesichts dieser Haltung langsam aber sicher die Einsicht durch, dass mit dem erhofften Zinssenkungen vorerst noch nicht zu rechnen ist. "Ich glaube, dass die (Geld-) Politik sich in einer guten Position befindet, um sowohl die Inflation nach unten zu bringen als auch als auch die Wachstumsrisiken im Auge zu behalten", sagt selbst die als "Taube" bekannte Janet Yellen, Fed-Präsidentin in San Francisco. Widerspruch zu dieser Mehrheitsmeinung hat es zuletzt nur von ihrem Kollegen Jeffrey Lacker gegeben. Der Präsident der Fed in Richmond verlangt weitere Zinserhöhungen, um die Inflationsrate schneller zu senken.

Entscheidend für das weitere Vorgehen der Notenbank dürfte der Immobilienmarkt sein. Hier gab es zuletzt widersprüchliche Signale. Die Zahl der Neubauten ist zwar gestiegen, die der Baugenehmigungen jedoch stark zurückgegangen.

Unterm Strich deutet jedoch der hohe Bestand unverkaufter Häuser darauf hin, dass der Markt sich in einer rapiden Abschwungphase befindet. Unklar ist jedoch, ob ein Preisverfall auf dem Immobilienmarkt den Amerikanern ihre Konsumlaune verderben und damit die gesamt Wirtschaft mit nach unten ziehen wird.

Bislang ist davon kaum etwas zu spüren. Ökonomen erwarten, dass sich der private Verbrauch im dritten Quartal bei einer Wachstumsrate von etwa drei Prozent halten wird. Somit könnte der ehemalige Fed-Chef Alan Greenspan wieder einmal Recht behalten. Er hatte kürzlich prophezeit, dass "das Schlimmste auf dem Immobilienmarkt bereits überstanden" sei.

Riecke, Torsten



24. Oktober 2006

chinaman - Donnerstag, 26. Oktober 2006 - 04:19
HANDELSBLATT, Mittwoch, 25. Oktober 2006, 20:23 Uhr


Wie von Experten erwartet


Fed tastet Leitzinsen nicht an


Die US-Leitzinsen bleiben weiter unverändert. Der Offenmarktausschuss der amerikanischen Notenbank (FED) bestätigte am Mittwoch den geltenden Satz für Tagesgeld von 5,25 Prozent. Damit verzichtete die Fed zum dritten Mal nacheinander auf eine Änderung, nachdem der Satz zuvor 17 Mal in Folge angehoben worden war.

HB WASHINGTON. Wirtschaftsexperten hatten die Entscheidung der Notenbank erwartet. Mehrere Ausschussmitglieder hatten in der Vergangenheit signalisiert, sie schätzten das Inflationsrisiko höher ein als eine Abschwächung der Konjunktur. Im September waren die Verbraucherpreise ohne Energie und Lebensmittel im Jahresvergleich um 2,9 gestiegen und damit so stark wie seit Februar 1996 nicht mehr. Zugleich rechnen Ökonomen im dritten Quartal auf hochgerechneter Jahresbasis nur noch mit zwei Prozent Wachstum, nach 2,6 Prozent im Vorquartal.

Von Juni 2004 bis Juni 2005 hatte die Notenbank den Zinssatz sukzessive von 1,0 Prozent auf 5,25 Prozent erhöht. Der Leitzins ist das wichtigste Instrument der Zentralbank zur Beeinflussung des Wirtschaftslebens. Die Handelsbanken geben Erhöhungen oder Senkungen für gewöhnlich an ihre Kunden weiter. Höhere Zinsen dämpfen die wirtschaftliche Aktivität der Konsumenten, vor allem bei größeren Anschaffungen wie Häusern oder Autos.

Über das weitere Vorgehen der Notenbank herrscht an den Finanzmärkten aber Rätselraten. Einige Experten erwarten, dass die Fed mit einer weiteren Zinserhöhung gegen die Inflationsgefahr vorgehen muss. Die meisten Analysten rechnen jedoch mittlerweile damit, dass die Fed bereits Anfang kommenden Jahres die Zinsen wieder senken wird.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte Anfang Oktober ihren Schlüsselzins auf 3,25 Prozent erhöht und peilt nach Ansicht von Experten in diesem Jahr noch eine weitere Zinserhöhung an.

chinaman - Freitag, 27. Oktober 2006 - 05:49
Handelsblatt Nr. 207 vom 26.10.06 Seite 27


US-Notenbank wartet ab

Der Offenmarktausschuss der amerikanischen Notenbank lässt die Leitzinsen ein weiteres Mal bei unverändert 5,25 Prozent.

THORSTEN RIECKE | NEW YORK Die amerikanische Notenbank hat die Leitzinsen zum dritten Mal in Folge unverändert bei 5,25 Prozent belassen. Die Finanzmärkte reagierten kaum auf die Entscheidung der Federal Reserve (Fed), die weithin erwartet worden war. Der Offenmarktausschuss der Fed war sich wie schon bereits bei den vergangenen Sitzungen nicht vollkommen einig. Jeffrey Lacker, Präsident der Fed in Richmond, plädierte für eine weitere Zinserhöhung, um die Inflation nach unten zu bringen. Die Notenbank blieb bei ihrer Einschätzung, dass die größeren Gefahren für die US-Wirtschaft an der Inflationsfront lauern.

Einzige Neuerung in der Erklärung der Notenbanker ist ihre Prognose, dass die US-Wirtschaft weiterhin mit einem "moderaten Tempo" wachsen werde. Die Fed schlägt sich damit eindeutig auf die Seite der Konjunkturoptimisten, die eine "weiche Landung" der Wirtschaft im kommenden Jahr erwarten. Die Wachstumsrate betrug zuletzt 2,6 Prozent. Ökonomen rechnen damit, dass sich die wirtschaftliche Expansion in den nächsten Monaten weiter abschwächen wird und sagen für 2007 nur noch ein Plus von etwa zwei Prozent voraus. Die erste Prognose für das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal wird am Freitag vorgelegt.

Zugleich betonen Fed-Chef Ben Bernanke und seine Kollegen, dass die hohe Kapazitätsauslastung eine potenzielle Gefahr für die Preisstabilität bedeutet. Die Kerninflation (ohne Energie- und Lebensmittelpreise) lag zuletzt bei 2,9 Prozent und damit weit über der inoffiziellen Toleranzgrenze der Notenbank von etwa zwei Prozent. "Die Notenbank hat die Zinsen unverändert gelassen und musste deshalb besonders auf die Inflationsgefahr hinweisen", sagte Robert McTeer, ehemaliger Fed-Präsident in Dallas. Er rechnet mit einer längeren Zinspause in den nächste Monaten.

Obwohl die Fed den anhaltenden Inflationsdruck hervorhebt, ist sie doch optimistisch, dass die Gefahr in den kommenden Monaten sukzessive abnehmen wird. Zur Begründung verweisen die Zentralbanker auf die gesunkenen Energiepreise, die gebremsten Inflationserwartungen und die restriktiven Wirkungen der vorangegangenen 17 Zinserhöhungen seit Juni 2004.

Umstritten ist unter Ökonomen, ob die Notenbank angesichts des rückläufigen Wachstums der Wirtschaft schon bald ihre geldpolitischen Zügel lockern wird. "Ich rechne mit einer Zinspause von drei Monaten und der ersten Zinssenkung im Februar oder März nächsten Jahres", sagte Bill Gross, Chef des weltgrößten Anleihehändlers Pimco.

Die Investmentbank Goldman Sachs sagt für Ende 2007 gar einen Rückgang der Sätze auf vier Prozent voraus. Die Preise für Zinsterminkontrakte signalisieren mindestens eine Zinssenkung im kommenden Jahr. Die Volkswirte der Großbank JP Morgan Chase sind dagegen ganz anderer Meinung und prophezeien einen Anstieg der Kreditkosten auf sechs Prozent.

Riecke, Torsten



26. Oktober 2006

chinaman - Dienstag, 31. Oktober 2006 - 03:45
Handelsblatt Nr. 209 vom 30.10.06 Seite 7


Immobilien-Flaute bremst das Wachstum in den USA

Verbraucher lassen sich Kauflust aber nicht nehmen - Ökonomen erwarten anhaltende Zinspause

TORSTEN RIECKE | NEW YORK Die Flaute im Wohnungsbau und das hohe Handelsdefizit haben das Wirtschaftswachstum in den USA im dritten Quartal auf den niedrigsten Wert seit drei Jahren gedrückt. Auf den privaten Konsum wirkte sich dies aber nicht negativ aus: Er zog wieder stärker an. Auch die Investitionen der Unternehmen kletterten weiter. Zugleich gehen die meisten Ökonomen nach den jüngsten Zahlen davon aus, dass die US-Leitzinsen auf absehbare Zeit bei 5,25 Prozent bleiben werden.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im dritten Quartal nach einer ersten Schätzung des US-Handelsministeriums gegenüber dem Vorquartal auf ein Jahr hochgerechnet nur noch um 1,6 Prozent nach 2,6 Prozent im zweiten Vierteljahr. Ökonomen hatten mit etwa zwei Prozent Plus gerechnet. Ohne Annualisierung betrug der Zuwachs gegenüber dem Vorquartal 0,4 Prozent nach 0,6 Prozent. Bereits im zweiten Quartal war die Wirtschaft in den USA langsamer gestiegen als in der Euro-Zone (0,9 Prozent). Das dürfte nach den Prognosen für die Euro-Zone auch im dritten Quartal der Fall gewesen sein.

"Die Notenbank wird vermutlich zufrieden sein", sagte John Silvia, Chefökonom der Großbank Wachovia in Charlotte. "Sie kann sich jetzt mehr Zeit lassen." Die Federal Reserve hatte die Zinsen in 17 Schritten angehoben, um die Konjunktur zu bremsen und die Inflationsgefahr zu bändigen. Mit Erfolg: Der Preisindex für den privaten Verbrauch ohne Lebensmittel und Energie stieg im dritten Quartal nur noch um 2,3 Prozent. Zuvor lag die so genannte Kerninflation noch bei 2,7 Prozent.

Für US-Präsident George W. Bush kommt die Konjunkturflaute dagegen zu einem ungünstigen Zeitpunkt - wollte der Präsident doch kurz vor den Kongresswahlen am 7. November mit guten Wirtschaftsdaten bei den Wählern punkten. Die nachlassende wirtschaftliche Dynamik nimmt ihm jetzt den Wind aus den Segeln. Allerdings war es dem Weißen Haus bereits zuvor nicht gelungen, die guten Konjunktursignale in Wählerstimmen umzumünzen. Experten führen das darauf zurück, dass weite Bevölkerungsteile bislang zu wenig am Wirtschaftsboom teilhaben konnten. Während die Gewinne der Unternehmen und die Gehälter der Spitzenverdiener kräftig gestiegen sind, stagniert das Einkommen vieler Durchschnittsamerikaner.

Gebremst wird die Wirtschaft in den USA vor allem von der Flaute auf dem Immobilienmarkt. Der Rückgang der privaten Bauinvestitionen um 17,4 Prozent drückte die annualisierte Wachstumsrate zuletzt um mehr als einen vollen Prozentpunkt nach unten. Hinzu kommt, dass die US-Bürger unverändert Produkte aus dem Ausland bevorzugen. Das Handelsdefizit wird 2006 vermutlich auf mehr als sechs Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) steigen; im dritten Quartal kostete es mehr als einen halben Prozentpunkt Wachstum.

Überraschend gut hält sich dagegen der private Verbrauch, der etwa 70 Prozent des BIP generiert. Er stieg um annualisiert 3,1 Prozent nach 2,6 Prozent. Dabei wirkten sich der spürbare Rückgang der Öl- und Benzinpreise sowie die niedrige Arbeitslosenquote von 4,6 Prozent positiv aus. Das Konsumklima bestätigt diesen Trend: Der Vertrauensindex der Universität Michigan stieg im Oktober von 85,4 auf 93,6 Punkte - das ist der höchste Wert seit 15 Monaten.

Von den vielerorts sinkenden Hauspreisen lassen sich die US-Verbraucher ihre traditionelle Kauffreude bislang nicht nehmen: "Sie befinden sich in einer ziemlich guten Verfassung", sagte Drew Matus, Ökonom bei der Investmentbank Lehman Brothers in New York. Er rechnet damit, dass sich die US-Wirtschaft im Schlussquartal 2006 wieder erholt und sagt eine annualisierte Wachstumsrate von mehr als drei Prozent voraus. Matus erwartet deshalb auch nicht, dass die Notenbank ihre geldpolitischen Zügel bald lockert, um der Wirtschaft unter die Arme zu greifen. "Die Chancen für eine Zinssenkung im nächsten Jahr sind sehr gering", sagte der Ökonom.

Riecke, Torsten



30. Oktober 2006

chinaman - Dienstag, 7. November 2006 - 05:11
US-Wahlen


Amerika am Scheideweg


Die Amerikaner stimmen über die Mehrheiten im Senat und Repräsentantenhaus. Dabei wird auch über Mindestlöhne, andere Besteuerung und den Umgang mit dem Klimawandel abgestimmt.
Von Anette und Martin Dowideit

New York - Für US-Präsident George W. Bush ist es ein Schicksalstag. Am heutigen Dienstag entscheidet sich, ob Bush die beiden letzten Jahre seiner Amtszeit weiterregieren kann wie bisher - oder vorzeitig zur fast handlungsunfähigen "lahmen Ente" wird, wie es alle bedeutenden US-Zeitungen seit Wochen orakeln.

Über 220 Millionen Amerikaner sind aufgerufen, den 110. Kongress der USA zu küren. Wie alle zwei Jahre stehen Kandidaten für die 435 Sitze des Repräsentantenhauses zur Wahl, außerdem wird ein Drittel der 100 Mitglieder des Senats neu berufen. Die aktuellen Umfragen deuten an, dass die Demokraten den Republikanern in beiden Kammern die Mehrheit abringen könnten. Damit wären die Machtverhältnisse zwischen Weißem Haus und Kongress zum ersten Mal seit Jahren gespalten.

Schuld an der drohenden Wahlniederlage der Republikaner ist vor allem der Irak-Krieg, für den mehr und mehr Amerikaner der Bush-Regierung die Unterstützung entziehen. "Bei den Wählern herrscht deshalb eine große Unzufriedenheit. Sogar die eigene Parteibasis der Republikaner ist verstört", sagt David Resler, Chefvolkswirt bei Nomura Securities.

Für die Wirtschaftspolitik der größten Volkswirtschaft der Welt würde eine neue Machtverteilung in einer oder zwei Kammern teilweise große Umwälzungen bedeuten. Vor allem bei Steuerfragen dürfte eine demokratische Mehrheit auf Konfrontationskurs mit dem Weißen Haus gehen.

Ob sich die neuen Mehrheitsverhältnisse auch in Gesetze übertragen lassen, ist indes ungewiss. Denn Präsident Bush kann Gesetzesvorhaben mit seinem Vetorecht verhindern. Nur eine Zweidrittelmehrheit im Kongress kann dieses Veto überwinden. Selbst im Falle eines Wahlsiegs müssen die Demokraten daher bei Themen, die nicht Bushs Wohlgefallen finden, Republikaner auf ihre Seite ziehen. Und in den wichtigsten Wirtschaftsfragen liegen beide weit auseinander:


Staatsbudget
Seit dem Amtsantritt Bushs haben er und die republikanische Mehrheit die Steuern deutlich gesenkt. Das Nettoeinkommen einer durchschnittlichen Familie stieg seit seinem Amtsantritt um 9,8 Prozent auf 2660 Dollar. Die entgangenen Steuereinnahmen haben jedoch die Staatsverschuldung immer weiter in die Höhe getrieben - auf derzeit 8,5 Bio. Dollar. Zudem kommen nach Auffassung der Demokraten die derzeit bis 2010 festgeschriebenen Steuersenkungen vor allem einkommensstarken Haushalten zugute. Daher gilt es als wahrscheinlich, dass ein demokratischer Kongress sich für Steuererhöhungen einsetzen würde. Eine demokratische Mehrheit könnte dem Staatshaushalt auf der Ausgabenseite nützen, meint Beth Ann Bovino, leitende Ökonomin bei Standard & Poor's: "Bei unterschiedlichen Machtverhältnissen in Kongress und Weißem Haus könnte sich die Regierung nur schwierig auf Ausgaben einigen - und das würde die Staatskasse schonen."


Klimaschutz
Die als mögliche nächste Sprecherin des Repräsentantenhauses gehandelte demokratische Abgeordnete Nancy Pelosi will steuerliche Vergünstigungen für Ölkonzerne wie ExxonMobil und Chevron streichen. Wie Bush möchte auch Pelosi die Abhängigkeit der USA von Ölimporten vor allem durch Investitionen in alternative Kraftstoffe erreichen.

Anders als die Republikaner werden die Demokraten verstärkt auf eine gesetzliche Regelung zum Klimaschutz drängen, die Bush bislang vermieden hat. Sogar Vorstandschefs von Energiekonzernen erwarten, dass der Kongress in den kommenden Jahren Gesetze zur Beschränkung des Kohlendioxidausstoßes verabschieden wird. Bislang waren alle eingebrachten Vorschläge an der republikanischen Mehrheit in Senat und Repräsentantenhaus gescheitert. Für die amerikanische Bevölkerung ist der Klimawandel einer Umfrage des Massachusetts Institute of Technology zufolge das umweltpolitische Topthema. Vor drei Jahren rangierte es noch auf Rang sechs.


Protektionismus
Fraglich bleibt im Falle eines Wahlsiegs der Demokraten, ob der Kongress Bush weiter gestattet, bilaterale Handelsabkommen ohne Abstimmung im Kongress abzuschließen. Das zugrunde liegende Gesetz, der Trade Promotion Authority Act, läuft im Juli 2007 aus. Danach muss Bush den Kongress lediglich über Verhandlungen mit anderen Ländern informieren. General-Motors-Chef Rick Wagoner hat bereits Bedenken geäußert, dass das geplante Freihandelsabkommen zwischen den USA und Südkorea nach Auslaufen der Vollmacht nicht oder nur verzögert zustande kommen könnte.

Die Demokraten gelten in Fragen des Welthandels als zurückhaltender als die Republikaner, da sie vor allem die Verlagerung von amerikanischen Arbeitsplätzen ins Ausland befürchten. Auch ausländische Direktinvestitionen in den USA könnten sich unter demokratischer Kontrolle erschweren. Vor allem Demokraten wie der New Yorker Senator Charles Schumer hatten wegen Sicherheitsbedenken im Frühjahr dieses Jahres den arabischen Hafenbetreiber Dubai Ports dazu gedrängt, die geplante Übernahme von sechs US-Containerhäfen abzusagen.


Kapitalmarkt-Regulierung
Die Demokraten gelten generell als kritischer gegenüber den an der New Yorker Wall Street gehandelten Konzernen. Deshalb befürchteten im Vorfeld der Wahlen viele Unternehmenschefs, eine demokratische Mehrheit könnte die ohnehin strikte Bilanzierungspflicht für börsennotierte Unternehmen, die 2002 unter dem Namen Sarbanes-Oxley verabschiedet wurde, noch einmal verschärfen.

Im Wahlkampf bemühten sich die Demokraten jedoch heftig, den Unternehmen diese Ängste zu nehmen. "Es ist ein Mythos, dass wir Antikapitalisten sind", sagte Barney Frank, der im Fall eines Wahlsiegs den Vorsitz des zuständigen Komitees im Repräsentantenhaus übernehmen würde. Am Sarbanes-Oxley-Act werde es keine Veränderungen geben. Für kleine Unternehmen wolle er sogar Erleichterungen einführen. Bei diesen sollten die Bilanzierungsregeln nicht mehr so strikt überprüft werden wie bisher. Auch die viel diskutierte Regulierung von ohne strikte Regeln investierenden Hedgefonds wird unter Frank wohl ausbleiben.


Soziale Sicherung
Ohne eine Reform werden die Ausgaben für private Sicherung in den kommenden Jahren rasant steigen. Eine Reform des Sozialsystems ist wegen der alternden Bevölkerung zwar notwendig. Dennoch wollen die Demokraten den Plänen der Republikaner ein Ende setzen, das Sozialversicherungssystem teilweise zu privatisieren. Sie wollen stattdessen unter anderem die Ausgaben des staatlichen Medikamentenprogramms für Rentner senken, indem sie Pharmakonzerne zu größeren Rabatten zwingen. Präsident Bush hat bereits Finanzminister Henry Paulson beauftragt, parteiübergreifende Gespräche zu führen, um Wege zur Kostenkontrolle zu finden.

Artikel erschienen am 07.11.2006

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WELT.de 1995 - 2006

al_sting - Mittwoch, 29. November 2006 - 22:11
Ein denkenswerter Beitrag aus einem Handelsblatt-Blog:

Bitte anschnallen: Kommt 2007 die US-Rezession?

Mein alter Studienfreund und Ex-Kollege Tobias Moerschen, der sich Anfang des Jahres endlich für einen richtigen Job entschieden hat und in New York als Analyst beim Dominion Bond Rating Service DBRS) anheuerte, schickt mir gerade seine neueste Research-Note.

Die ist geeignet, einem ordentlich den Feierabend zu verderben. Demnach deutet die derzeitige Zinsstruktur-Kurve in den USA mit einer Wahrscheinlichkeit von fast 40 Prozent auf eine US-Rezession im kommenden Jahr hin.

Schluck.

Fakt ist: Die Zinsstruktur in den USA ist derzeit auf den Kopf gestellt: Die kurzfristigen Zinsen sind seit Juli in den USA höher als die langfristigen. Und Fakt ist auch: So eine negative „Yield Curve“ ging seit Mitte der sechziger Jahre allen US-Rezessionen voraus. Tobias schreibt dazu: “Such inversions are very rare, because investors usually demand a higher yield for holding longer-dated securities to compensate them for the increased interest rate and liquidity risk of such instruments.”

Auch die Federal Reserve Bank von New York versucht, anhand der Zinsstrukturkurve Rezessionen zu prognostizieren. Im August ist in dem Modell laut Tobias die Wahrscheinlichkeit eines Abschwungs über die Marke von 30 Prozent gestiegen.

Immerhin: DBRS bleibt dennoch bei seiner Basisprognose, nach der sich die US-Konjunktur 2007 zwar merklich abkühlt, aber eine Rezession vermieden wird. Allerdings betont Tobias: „However, DBRS is concerned about the current inversion of the U.S. yield curve as past inversions have often been followed by a recession.”

Bleibt nur zu hoffen, dass die Zins-Inversion in den USA vielleicht nicht durch konjunkturelle, sondern schlichtweg technische Faktoren verursacht ist. Aber auch andere Faktoren wie der der deutlich schwächere Immobilienmarkt stimmen nicht gerade optimistisch.

Fazit: Fasten your seatbelts – und schließt sicherheitshalber die US-Konjunktur fortan in euer Nachtgebet ein.

(Quelle: Storbecks Standpunkt, Notizen zur Ökonomie und Wirtschaftspolitik)
http://wipo.blogg.de/eintrag.php?id=6

PS: Zu Profs Frage vor einigen Monaten, was ein Blog sei: Eine Art Online-Tagebuch (WeBLOGbuch) mit angebundenem Forum. Dieser Beitrag ist aus einem Blog, auch deshalb habe ich den Link gepostet.
Ciao, Al Sting

al_sting - Mittwoch, 8. August 2007 - 20:41
Kommt die US-Rezession?
FTD, 07. August 2007 21:57 Uhr
Henrik Enderlein
Die Nervosität in den Finanzmärkten ist hoch. Die meist theoretisch diskutierten Schreckenszenarien eines zusammenbrechenden US-Immobilienmarkts scheinen plötzlich Realität zu werden. Was heißt das für die konjunkturelle Zukunft der USA? Meine Antwort in fünf Wörtern: Es sieht nicht gut aus.

*

Wer sich die aktuellen US-Konjunkturdaten zu Gemüte führt, muss schon viel Phantasie mitbringen, um darin eine rosige Zukunft zu sehen. Die Indikatoren sehen immer schlechter aus und scheinen sich zu einem explosiven Ökonomiegemisch zusammenzubrauen, das nur auf den zündenden Funken zu warten scheint, ehe der Laden hochgeht.

Hier eine kurze Lagebeschreibung. Die Fakten sind nicht unbedingt neu, aber in ihrer Kombination sind sie, meine ich, sehr aufschlussreich.

Im Juli sind in den USA 92.000 Jobs geschaffen worden. Das klingt auf den ersten Blick gut, reicht aber nicht aus, um beim hohen Bevölkerungswachstum die Erwerbsquote konstant zu halten. Nötig wären ca. 150.000 Jobs. Zum Vergleich: 2006 wurden im Durchschnitt noch rund 190.000 Stellen pro Monat neu ausgeschrieben.

Wenn die Erwerbsquote sinkt, sinken irgendwann auch die Löhne. Zurzeit sehen wir hier nur minimale nominale Anstiege, real stagnieren die Löhne oder beginnen bereits zu sinken. Das bremst das Konsumverhalten der US-Verbraucher schon jetzt, zumal die ausbleibenden Reallöhne durch ansteigende Zinsen begleitet werden.

In der Tat sind die Zinsen auf US-Treasuries seit Juni 2003 von 3.6% auf heute knapp 5,7% gestiegen – das ist der höchste Wert seit dem Frühjahr 2002. Die Tendenz ist steigend. Nun sollte man zusätzlich berücksichtigen, dass die Zinskurve, also das Verhältnis kurzfristiger Zinsen zu langfristigen Zinsen U-förmig ist (6-Monatszinsen bei 4,9%, 3-Jahreszinsen bei 4,5%, 10-Jahreszinsen bei 4,7% und 30-Jahreszinsen wieder bei 4,9%). Dafür kann es zwei Gründe geben. Erstens: der Markt rechnet mit einer baldigen Rezession, die die kurzfristigen Zinsen wieder deutlich unter die mittelfristigen Zinsen drücken würde. Zweitens: der Markt rechnet mit einem baldigen Anstieg der langfristigen Zinsen – etwa wenn die asiatischen Zentralbanken ihr großes Fressen von US-Anleihen beenden. Natürlich könnten auch beide Effekte parallel eintreten…

Steigende Zinsen am langen Ende wären Gift für die US-Konjunktur. Grund: Der Schuldenstand der US-Bevölkerung ist horrend. Ende 2006 erreichte er 132% des verfügbaren Einkommens. Auf jeden verdienten Dollar kamen 1,32 Dollar Schulden! Heute geht man davon aus, dass ca. 15% des verfügbaren Familieneinkommens zur Bedienung der Schulden eingesetzt werden. Das ist der höchste Stand seit den 1980ern.

Dass der US-Immobilienmarkt vor diesem Hintergrund ins Wanken gerät, ist nachvollziehbar. Zurzeit geht es primär um sogenannte „subprime“-Kredite, also relativ hoch verzinste Hypothekenkredite an Kunden mit schwacher Bonität. Wenn durch die Bankrotte von Privathaushalten allerdings eine Welle von Zwangsversteigerungen einsetzt, dann beginnt der gesamte US-Immobilienmarkt zu leiden: der „subprime“-Markt steckt den „prime“-Markt an. Die Immobilienpreise gehen zurück. Und da viele US-Verbraucherkredite über Immobilienhypotheken abgesichert sind, könnte eine lange Schussfahrt ins Konjunkturtal beginnen.

Kaum erstaunlich, dass sich das Konsumverhalten der hoch verschuldeten US-Familien langsam dreht. Zwar sind die Zahlen immer noch positiv, aber sie erreichen schon lang nicht mehr die Rekordwerte der vergangenen Jahre. Es könnte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis wir Netto-Verluste im US-Konsumverhalten sehen.

Meine Schlussfolgerung: Es sieht nicht gut aus.

Zweckoptimisten werden mir entgegenhalten, dass das Wirtschaftswachstum mit 3,7% im zweiten Quartal 2007 fulminant war, dass der schwache Dollar dem US-Exportsektor neuen Auftrieb gibt (6,5% Anstieg bei den Exporten, gleichzeitig ein Rückgang von knapp 3% bei den Importen) und dass die Investitionsniveaus von US-Unternehmen hoch sind und weiter steigen.

Ich halte diese positiven Indikatoren für ein Zeichen, dass der Ernst der Lage weder von den US-Verbrauchern noch den US-Unternehmen vollständig begriffen worden ist.

Wir werden sehen, wer falsch liegt.



Henrik Enderlein ist Professor für Politische Ökonomie an der Hertie School of Governance in Berlin

http://www.ftd.de/wirtschaftswunder/index.php?op=ViewArticle&articleId=672&blogId=16

al_sting - Mittwoch, 8. August 2007 - 20:56
Gastkommentar
Joseph Stiglitz: Amerikas Tag der Abrechnung
von Joseph Stiglitz
FTD, 08.08.2007

Die US-Hypothekenkrise wurde von Politik, Notenbank und Geschäftsbanken selbst herbeigeführt: Mit Steuersenkungen, niedrigen Zinssätzen und laxen Kreditstandards.

Die Pessimisten, die schon lange Schwierigkeiten für die amerikanische Wirtschaft prognostizierten, scheinen letztlich recht zu bekommen. Diese Entwicklung war größtenteils ebenso vorhersehbar wie ihre wahrscheinlichen Folgen sowohl für die Weltwirtschaft als auch für die Millionen Amerikaner, die in finanzielle Nöte geraten werden.

Die Geschichte nahm mit der Rezession im Jahr 2001 ihren Anfang. Mit Unterstützung von Notenbankchef Alan Greenspan setzte Präsident George W. Bush eine Steuersenkung durch, die zwar den reichsten Amerikanern nützte, aber nicht dazu geeignet war, die Wirtschaft aus der Rezession nach dem Platzen der Internetblase zu führen. Die Fed hatte keine andere Wahl, als die Zinssätze zu senken, wenn sie ihrem Mandat zur Aufrechterhaltung des Wachstums und der Beschäftigung nachkommen wollte. Das tat sie dann in beispiellosem Ausmaß - bis auf einen Zinssatz von einem Prozent.

Nicht investiert, Schulden ignoriert

Diese Geldpolitik funktionierte, aber auf grundsätzlich andere Art als gewöhnlich. Üblicherweise motivieren niedrige Zinssätze Firmen, mehr Geld zu borgen, um zu investieren. Der höheren Verschuldung stehen dann mehr Produktionsmittel gegenüber.

Die Überinvestitionen in den 90er-Jahren waren aber ein Teil des Problems, das der Rezession zugrunde lag. Deshalb führten die niedrigeren Zinssätze nicht zu höherer Investitionstätigkeit. Die Wirtschaft wuchs vor allem, weil amerikanische Familien noch mehr Schulden auf sich luden, um ihre Hypothekarkredite zu refinanzieren und Teile des dadurch erzielten Gewinns wieder auszugeben. Solange die Immobilienpreise dank niedriger Zinssätze stiegen, konnten die Amerikaner ihre steigenden Schulden ignorieren. Aber auch das kurbelte die Wirtschaft nicht ausreichend an. Um noch mehr Menschen dazu zu bringen, noch mehr Geld zu borgen, wurden die Kreditstandards gelockert, wodurch vermehrt sogenannte "zweitklassige" Hypotheken angeboten wurden. Zudem wurden neue Produkte mit niedrigeren Einmalzahlungen eingeführt. Das machte es für den Einzelnen leichter, höhere Hypothekarkredite aufzunehmen.

Manche Hypothekarkredite wiesen sogar eine negative Amortisierung auf: Die Schulden wurden jeden Monat höher, da die Ratenzahlungen die fälligen Zinsen nicht abdeckten. Festverzinsliche Hypothekarkredite wurden durch variabel verzinsliche Hypothekarkredite ersetzt, deren Zinszahlungen an die niedrigeren Zinssätze kurzfristiger T-Bills - kurzfristiger vom Staat ausgegebener Geldmarktpapiere - gebunden waren. Sogenannte Lockzinssätze ermöglichten sogar noch niedrigere Ratenzahlungen in den ersten paar Jahren. Viele Kreditnehmer verfügten nicht über das nötige Finanzwissen um zu verstehen, worauf sie sich einließen.
Alan Greenspan förderte deren Risikobereitschaft auch noch. Im Jahr 2004 wies er darauf hin, dass "viele Eigenheimbesitzer Tausende Dollar hätten sparen können, wenn sie in den vergangenen zehn Jahren statt festverzinslicher variabel verzinsliche Hypothekarkredite gehabt hätten". Hat Greenspan nicht daran gedacht, was armen Amerikanern mit variabel verzinslichen Hypothekarkrediten passieren würde, wenn die Zinssätze ansteigen - was ja bei einem negativen realen Zinssatz fast sicher zu erwarten war?

Als selbst die kurzfristigen Zinsen zu steigen begannen, wurde der Tag der Abrechnung noch hinausgeschoben, da neue Kreditnehmer festverzinsliche Hypothekarkredite zu Zinssätzen aufnehmen konnten, die nicht anstiegen. Denn bemerkenswerterweise stiegen zwar die kurzfristigen Zinssätze, nicht aber die mittel- und langfristigen. Diese Entwicklung wurde als "Rätsel" bezeichnet. Eine Hypothese dazu ist, dass ausländische Zentralbanken, die Billionen von Dollar angehäuft hatten, schließlich herausfanden, dass sie diese Reserven wahrscheinlich über Jahre halten werden und es sich daher leisten konnten, zumindest einen Teil des Geldes in mittelfristige amerikanische Treasury Notes zu investieren, die (anfänglich) viel höhere Erträge liefern als T-Bills.

US-Wirtschaft vor dem Abschwung

Als die Immobilienpreisblase schließlich platzte, ist vielen Amerikanern klar geworden, dass ihre Hypothekarkredite höher waren als der Wert ihres Eigenheims. Andere merkten, dass sie bei steigenden Zinsen ihre Raten nicht mehr zahlen konnten. Zu viele haben sich kein finanzielles Polster zugelegt und wurden von ihren Hypothekenbanken auch nicht dazu ermuntert - die Nettoersparnisse waren über die letzten Jahre negativ. Gleichzeitig waren zwei Drittel des Produktions- und Beschäftigungszuwachses auf den Immobiliensektor zurückzuführen. Wie soll die amerikanische Wirtschaft nach dessen Stillstand einem Abschwung entgehen?

Es gibt ein altes Sprichwort, wonach die Fehler eines Menschen noch lange nach dessen Abgang weiterwirken. Auf Greenspan trifft das sicher zu. In Bushs Fall bekommen wir die Konsequenzen noch vor seinem Ausscheiden aus dem Amt zu spüren.

Joseph Stiglitz lehrt Ökonomie an der Columbia University in New York und ist Träger des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften.
http://www.ftd.de/meinung/kommentare/236415.html
www.projectsyndicate.org

al_sting - Mittwoch, 8. August 2007 - 21:16
Das waren heute drei ziemlich skeptische, aber argumentativ sehr fundierte Kommentare aus der FTD über die Entwicklung der amerikanischen und deutschen Konjunktur.
Sie klingen für mich überzeugend und deuten darauf hin, dass wir den Höhepunkt der aktuellen Aktienrally erreicht haben könnten.
Persönlich bin ich für die Ökonomie in Deutschland deutlich positiver gestimmt, aber als Exportwirtschaft wird uns eine amerikanische Erkältung erheblich tangieren.

Ich habe in diesem Jahr brutto ca. 40% meines Depots verkauft bzw. Übernahmeangebote wahrgenommen (ABN-Amro), zögere aber, mich von weiteren m.E. unterbewerteten und chancenenreichen Aktien zu trennen. Allerdings gilt ganz strikt: Finger weg von amerikanischen und Finanzaktien (einzige Ausnahme Münchner Rück, die in anderen Feldern spielen sollte)

Weitere Handlungsvorschläge?

Ciao, Al Sting

prof - Donnerstag, 9. August 2007 - 18:41
Dein Depot sollte so weit "herbstfest" sein, allerdings erscheint mir eine Aktienquote von 60% immer noch relativ hoch. Bei deiner negativen Einschätzung riskierst du ja noch allerhand Vermögen.

Dann bleibt nur noch Anschnallen, an die Seitenlinie gehen und den Sommer genießen!

chinaman - Freitag, 10. August 2007 - 04:21
"Weitere Handlungsvorschläge ?"

Schon. Allerdings stehst Du diesen erfahrungsgemaess nicht positiv gegenüber. Kannst ja noch einmal in den Threads zu Gold und vor allem Silber nachlesen.

Gruß
Chinaman

al_sting - Donnerstag, 16. August 2007 - 12:55
Da ist der Einbruch ja noch schneller eingetreten als ich erwartet hatte.

Vielen Dank für eure Tips.

Im Nachhinein werde ich besser wissen, ob ich meine Aktienquote nicht noch weiter hätte reduzieren sollen. Aber das ist jetzt meine erste praktische Erfahrung mit Börsenpanik, daher sehe ich das als Lehrgeld für gesammelte Erfahrung an. Und ehe es die realisierten Gewinne dieses Jahres ruiniert muss noch einiges passieren. ;-)

Es stimmt, bei Gold und Silber bin ich anderer Meinung. Mir erscheinen die Rohstoffpreise (außer Öl) derzeit zu hoch. Da bin ich auf einen Vergleich in einem Jahr neugierig.

Ciao, Al Sting

chinaman - Donnerstag, 16. August 2007 - 13:19
"Im Nachhinein werde ich besser wissen, ob ich meine Aktienquote nicht noch weiter hätte reduzieren sollen"


Hallo Al Sting,

nun, ich weiss es jetzt schon: Ich hätte Sie besser noch weiter reduziert ... Aber: Auch wenn man mit Ereignissen rechnet, so steht deren Eintritt doch immer unter Unsicherheit !

Gruß
Chinaman

al_sting - Freitag, 2. November 2007 - 15:00
Die Indizien für eine handfeste Rezession in den USA mehren sich.

Ciao, Al Sting


Nouriel Roubini's Blog
The Recessionary Macro Effect of the Worst U.S. Housing Bust Ever
Nouriel Roubini | Oct 28, 2007

A friend of mine who is a senior professional in one of the largest financial institutions in the world has sent me privately – and confidentially - the following email messages. Like me, he predicted a year ago that this would be the worst housing recession in US history and described a bust process that would go through 4 phases. Here is the way he is putting it:

It appears that we are now entering phase 2 on the timeline for the housing bust:

Phase 1: rising mortgage defaults, homes prices start falling, sale volumes falls, housing starts and permits decline.

Phase 2: home-builders’ bankruptcies, housing starts and permits crash, substantial layoffs in construction and real estate-related fields (mortgage brokers, mortgage lenders, etc.).

Phase 3: substantial price declines in major metro areas, large rise in defaults of prime but low-equity mortgages.

Phase 4: large-scale government intervention to help households going bankrupt. This is a political phenomenon, so the timing and nature of this cannot be reliably forecast.

Evidence of financial distress and default among homebuilders in phase 2:

Public builders in trouble:

Levitt Corp (LEV): "Levitt home-building unit gets loan default
notices"

Tousa (TOA): "A creditor group that owns more than $1 billion in senior
notes and subordinated debt has hired law firm Akin Gump Strauss Hauer
Feld to assess its rights in the event of a bankruptcy filing"

Plus many smaller, private builders in trouble or bankrupt:

"As countless builders and subcontractors go out of business or find
themselves unable to pay their bills, Glover and his fellow repossession
agents are snapping up the vehicles at the behest of lien holders such
as Ford Motor."

Neumann Homes: "Crippled by the downturn in the housing market, Neumann Homes, one of Chicago's largest home-building companies, said Monday that it plans to file for bankruptcy."

Enterprise Construction (FL) files for bankruptcy

I fully agree with him with one caveat: we are not just at the beginning of phase 2 but most likely already at phase 3 as most of the aspects of phase 2 have already occurred by now and some elements of 3 are already on their way (home prices are falling sharply in some major metro areas, we are seeing the rise in defaults in near prime and prime mortgages and some near prime and prime lenders are in trouble). And we are getting close to phase 4 as over a dozen proposals to rescue 2 million plus households on the way to default and foreclosure are now being debated in Washington.

Next, this senior colleague sent me the following additional message - after my latest blog revisiting my predictions – on the macro impact of the worst housing bust in US history:


Follow-up to your blognote today... I think you deserve credit for your bold forecast, violating the rule of never predict both an event and a date.

Even more interesting is that the current view has not substantially changed from that of a year ago. The evidence is now overwhelming and consensus admits what they denied last year: that we will experience at least a severe housing downturn -- in price action unlike anything since the 1930's, probably also in rates of foreclosure.

But consensus opinion remains unshaken that there will be only minor macro effects. This seems extraordinary to me. A 70 year record decline in what is perhaps the largest private asset class, the collateral for the majority of household debt, whose leverage is at an all-time record high. A downturn - perhaps crash - in the construction and real estate industries (18% of 2005 total metropolitan area GDP).

Perhaps the most astonishing aspect of this event is the refusal to recognize the possible dimensions, the impact, of what is coming.

Indeed, the soft landing consensus is increasingly delusional in believing that the biggest housing recession in US history will not have severe macro effect. Most of the consensus now recognizes that, after the spurt in growth in Q3 (probably a little above 3%) the economy is now rapidly decelerating and Q4 will be weak: for example one of the most bullish houses – JP Morgan – is now forecasting a Q4 growth of only 1%, fully in the growth recession territory (Bloomberg consensus for Q4 is an optimistic 1.8%). But this consensus next goes to assume and predict that Q4 will be the bottom of the US growth slowdown and that economic growth will recovery in soft landing territory (2.5%).

What is the basis for this alleged 2008 growth recovery? Mostly wishful thinking as the economic and financial shocks leading to falling demand (a worsening housing bust; anemic capex spending; slowdown in commercial real estate demand; sharp private consumption slowdown) and weak supply (weakening ISM; slowing down employment; glut of supply of new and existing homes, auto/motorvehicles, consumer durables; a capacity overhang; an excess inventory buildup) will fully persist into 2008. Indeed, as David Rosenberg, the chief US economist for Merrill Lynch put it in his most recent report:

"We think a miracle is needed to avoid recession. With domestic demand growth struggling to stay above a 1% run-rate, if we manage to avoid a recession with another huge down-leg in homebuilding activity and home prices, we think it will be a miracle."

A miracle to avoid a recession! Indeed it seems that many of the soft landing optimists are now in wishful thinking mode, if not hoping for a miracle. As Ed Leamer showed in his Jackson Hole paper, six of the last eight housing recessions have ended up in a economy-wide recession; and this housing recession will end up being more severe than all of the former eight ones. The only two exceptions of a housing recession not leading to economy-wide ones were those during the Korean War and the Vietnam war when a massive fiscal stimulus rescued the economy. What we spent – or waste – on Iraq is not sufficient to get that fiscal stimulus; we would need another equivalent of $200 billion fiscal stimulus to do the job. A war with Iran is such an option: but a war in Iran would lead to an overnight doubling of oil prices to $200 per barrel plus and would lead to a certain U.S. and global recession.

Home prices will have to fall by 20% to bring back home affordability to semi-normal levels; or mortgage rates would have to fall by 200bps to get the same result. Chances of the latter happening are zippo as long rates went up after the Fed eased on September 18th. So the adjustment will occur via a painful and deflationary 20% fall in home prices that will trigger an economy wide recession as any mainstream macro-econometric model shocked with a 20% fall in home prices shows.

No wonder that Mishkin – in his Jackson Hole paper – went through a benchmark scenario where home prices fall by 20%; do you think that Bernanke had not read Mishkin’s paper before the Jackson Hole meeting? And the implication of the Mishkin paper was that the Fed needed to start with a 200bps Fed Funds cut to try to attempt to counter this home price shock alone; even that would not be enough as long rates and mortgage rates are likely to fall less than otherwise hoped by the Fed.

So no surprise that Marty Feldstein urged at Jackson Hole the Fed to cut rates right away – to start with – by 100bps. But, at best, the FOMC will give us another 25bps as a Halloween Treat on Wednesday, not the 200bps implied by the Mishkin analysis. So, what the Fed does is – again – too little too late. The consensus among the independent academic luminaries at Jackson Hole (Feldstein, Leamer, Shiller, and even implicitly, Mishkin) was that this was the worst housing bust ever and that the macro effects would be severe with a high risk of a recession. So why is the Wall Street consensus and the Fed not getting it?

What does the macro econometric model used by the Fed imply if you shock it with the worst US housing recession, 20% fall in home prices, collapsing HEW, a severe liquidity and credit crunch, a rise in investors' risk aversion and uncertainty, and oil at $90? Would someone at the Fed let us know? And - based on that model - which cut in the Fed Funds rate it will take to avoid a recession? Hopefully someone at the Fed may have that answer and provide it to the public.

http://www.rgemonitor.com/blog/roubini/223214

chinaman - Donnerstag, 8. November 2007 - 10:20
Der gestrige Rutsch des S&P 500 unter die 1490er-Marke ist kein gutes Zeichen.

Es gilt wohl wieder, von "Offensive" zumindest in "Wachsamkeit" umzuschalten. Die nächsten Börsenwochen bleiben wohl eher "schwierig"


Gruß
Chinaman

al_sting - Samstag, 26. Januar 2008 - 17:46
No money, honey

von Jens Eckhardt
US-Regierung und Kongress haben sich auf ein Programm zur Konjunkturanregung mit einem Volumen von knapp 150 Mrd. Dollar geeinigt.Aus Furcht vor einer Rezession im Wahljahr haben die Republikaner in Washington offenbar ihre strenge Abneigung gegen jede staatliche Einmischung in die Wirtschaft vergessen. Die Frage ist nur, womit das Füllhorn gestopft werden soll.

Die finanziellen Realitäten erlauben Washington keine großen Sprünge. Die private Sparquote ist negativ und für das laufende Fiskaljahr 2008, das am 30. September endet, rechnet das überparteiliche Congressional Budget Office mit einem Staatsdefizit zwischen 220 und 250 Mrd. Dollar. Darin sind die Kriegskosten für den Irak und Afghanistan sehr konservativ und Steuerausfälle sowie höhere Ausgaben durch wirtschaftliche Abschwächung gar nicht angesetzt. 145 Mrd. Dollar für ein Konjunktur-Sofortprogramm brächten den Fehlbetrag auf fast 400 Mrd. Dollar, aber auch der wäre nur eine Teilwahrheit.
Denn seit Jahren bedient sich die US-Regierung aus den Überschüssen in der staatlichen Rentenkasse Social Security Trust Fund. Was nicht für die Zahlung der laufenden Renten benötigt wird, schöpft die Administration zu Vorzugszinsen von einem Prozent ab. Im Fiskaljahr 2007 waren es allein 175 Mrd. Dollar und in diesem Jahr werden es kaum weniger sein. Kumulativ wurden auf diese Weise bis Ende 2007 insgesamt knapp zwei Billionen (zweitausend Milliarden) Dollar aus dem Trust Fund für allgemeine Ausgaben zweckentfremdet. Das „schmutzige kleine Geheimnis“, dass die Deckungslücke im Budget viel größer als das offizielle Defizit ist, wird in den Haushaltsvorlagen des Weißen Hauses, von Politikern und in den Medien routinemäßig ignoriert.
Das beste langfristige Konjunkturprogramm wären sichere Arbeitsplätze mit sozialen Nebenleistungen und Löhnen, von denen man leben kann. Aber wer so etwas fordert, macht sich als Linker verdächtig. Stattdessen kann man nur hoffen, dass der Kongress das Konjunkturprogramm nicht als Weihnachtsbaum betrachtet, an den alle möglichen lokalen Lieblingsprojekte gehängt werden, um gutes Wetter für die Wahlen im November zu machen.
Woher aber das Geld nehmen, das da verteilt werden soll? Wenn die Bush-Regierung es nicht hemmungslos drucken will, muss sie es, wie üblich, im Ausland borgen. Die USA, einst Kreditgeber für die Welt, sind seit langem die mit Abstand größte Schuldnernation. Vor allem Länder wie China, Japan und die Ölexporteure am Golf pumpen seit Jahren ihre Überschüsse in US-Staatspapiere und jüngst direkt in amerikanische Firmen und Finanzinstitute. Sie tun das nicht aus Barmherzigkeit, sondern um den Dollar zu stützen und ihren wichtigsten Exportmarkt bei Laune zu halten. Sie dürften sich auch jetzt wieder zur Kasse bitten lassen, aber die Unabhängigkeit der US-Finanz- und Wirtschaftspolitik ist damit nur noch schöner Schein.
Das Eigeninteresse der Gläubigerländer, das Kartenhaus aufrecht zu erhalten, ist klar. Allein von Januar bis November 2007 importierten die USA Güter und Dienstleistungen im Werte von 2130 Mrd. Dollar und erwirtschafteten dabei ein Defizit von 650 Mrd. Dollar. Die gepumpten Milliarden, die demnächst der US-Konjunktur auf die Beine helfen sollen, werden mithin Arbeitsplätze im Ausland nicht minder sichern als im Inland. Nebenbei stützen sie Unternehmensgewinne und Aktienkurse in den USA. Das sind die wahren Wunder der Globalisierung.

http://blog.handelsblatt.de/portland-eckhardt/eintrag.php?id=41

chinaman - Mittwoch, 6. Februar 2008 - 04:30
Börse Go


Hohe Insiderkäufe bullisches Zeichen


von Christian Hoyer


Montag 4. Februar 2008, 20:25 Uhr


New York (BoerseGo.de) - Einem aktuellen Bloomberg Bericht zufolge übersteigt aktuell für das erste Mal seit 1995 die Zahl der Insiderkäufe die Anzahl der Insiderverkäufe. Es gilt als bullisches Signal, wenn Vorstandsmitglieder in hohem Maße Aktien ihres eigenen Unternehmens kaufen. In der Vergangenheit stieg der S&P 500 im Durchschnitt um 21 Prozent innerhalb der nächsten 12 Monate, nachdem die Zahl der Insiderkäufe höher als die der Verkäufe war. Die hohen Zukäufe der Manager, die die Lage der Konjunktur und die eigenen Geschäftsaussichten meistens zuverlässiger als externe Analysten einschätzen, könnten ein Anzeichen dafür sein, dass am US-Aktienmarkt das Schlimmste nach der schlechtesten Januar-Performance seit 18 Jahren überstanden sein könnte.

al_sting - Montag, 17. März 2008 - 15:12
Mit Bear Stearns wurde die erste Investmentbank mit 30 Mrd. staatlichen Hilfen gerettet.
Damit dürfte einer der Höhepunkte und Offenbarungseide der aktuellen Krise erreicht sein. Mal sehen, wie viele noch folgen.

prof - Mittwoch, 19. März 2008 - 13:17
Man kann / muss wohl inzwischen davon ausgehen, dass die FED alle ungedeckten Schecks einfach mit ihren eigenen ungedeckten Schecks (genannt Dollar)bezahlt. Die armen Hausbesitzer kriegen ihre Kredite von der FED bezahlt, die Banken, GM, Ford, Kreditkartenbesitzer ...
Die Frage ist, wann der Rest der Welt dahinter kommt, was hier wirklich gespielt wird. Die Glaubwürdigkeit des Dollar ist verspielt, warum sollte eigentlich Irgendjemand für bedrucktes Papier im Nennwert von 1000 Bildern eine Unze Gold rausrücken? Die Rechnung zahlen die gutgläubigen Sparer aller Nationen. Die Euro-Sparer zahlen auch, aber etwas weniger ... Die Situation ist aussichtslos: Ein Konkurs von Bear Stearns hätte Milliarden an Derivaten ausgelöscht, musste also vermieden werden, um das Banksystem nicht sofort zum Erliegen zu bringen, also Geld drucken und verteilen ...

Deshalb ist die Frage der Aktienkursentwicklung auch keinesfalls entschieden. Mag sein, dass der Dow in einem Jahr bei 15000 Punkten steht, nur dass man halt eben real in Waren, Dienstleistungen immer weniger für diese 15000 Punkte erhält.
Also Put-Besitzer: Aufgepasst - Prof

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