Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Nach Solar nun Bioethanol ????: Archivierte Beiträge bis 12. März 2008
chinaman - Donnerstag, 12. Oktober 2006 - 04:28
Handelsblatt Nr. 196 vom 11.10.06 Seite 25


Klima für Börsengänge wird rauer

Die Vielzahl an Emissionen übersteigt die Aufnahmefähigkeit des Marktes und drückt die Preise

ROBERT LANDGRAF CHRISTIAN SCHNELL | FRANKFURT Das Klima für Aktienemissionen ist in den letzten Wochen deutlich rauer geworden. Der Grund: Weil in den nächsten Wochen europaweit sehr viele Unternehmen an die Börse streben, kommt es auf Investorenseite zu einem harten Auswahlprozess, der auf die Preise drückt. Allein in Deutschland wollen in diesem Monat noch etwa ein Dutzend Unternehmen mit einem Emissionsvolumen von etwa 1,5 Mrd. Euro an die Börse. Emissionsberater wie Konrad Bösl von der Münchener Agentur Schlecht & Partner sprechen deshalb von einem regelrechten "Preiskrieg", der im Moment tobt.

Daran ändert auch nichts, dass das Klima an der Börse an sich im Moment sehr gut ist. Der Deutsche Aktienindex (Dax) nahm gestern die Marke von 6 100 Punkten und nähert sich seinem Jahreshoch von Mitte Mai bei 6 140 Punkten an.

"Der Markt zeigt sich nach wie vor aufnahmebereit, jedoch nicht in jedem Sektor", sagt Stefan Winter, Vorstand bei UBS Deutschland. Probleme gibt es derzeit vor allem bei Emissionen aus den Bereichen Biokraftstoffe und Immobilien. Aus beiden Segmenten sollte ursprünglichen Planungen zufolge die Mehrzahl der Emissionen im zweiten Halbjahr kommen. Doch mit BDI Biodiesel und Crop Energies haben die beiden ersten Emissionen aus dem Biokraftstoffsektor enttäuscht. Beide Aktien notieren deutlich unter ihrem Ausgabepreis.

Dem deutschen Marktführer Verbio, der heute sein Börsendebüt plant, schlug deshalb während der Zeichnungsfrist ein scharfer Wind entgegen. Im so genannten Handel per Erscheinen, in dem Aktien bereits vor ihrer Erstnotiz gehandelt werden, notierte die Aktie gestern mit 14 Euro deutlich unter der Preisspanne von 17 bis 21 Euro. Investoren rechneten gestern Nachmittag damit, dass Verbio den Ausgabepreis entweder an die Realitäten anpasst oder gar den Börsengang absagt. Bis Redaktionsschluss gab es keine Aussage dazu. Für die beiden deutlich kleineren Wettbewerber Petrotec und Ecodasa, die in den nächsten Wochen an die Börse streben, wird die Lage so allerdings noch schwieriger.

Mit reichlich Gegenwind kämpft derzeit auch der Immobiliensektor. Die Berliner Estavis hat am Wochenende noch vor Beginn der heißen Phase den Börsengang abgesagt. Und die Immobilienholding Gagfah, die Marktgerüchten zufolge ursprünglich bis zu 1,5 Mrd. Euro an der Börse erlösen wollte, hat ihre Vorstellungen deutlich reduziert. Bei einem Ausgabepreis von 17 bis 19 Euro könnte der Erlös zwischen 760 und 850 Mill. Euro liegen. Damit wäre Gagfah hinter Wacker Chemie der zweitgrößte deutsche Börsengang in diesem Jahr.

Nachdem Gagfah das Volumen an die Marktbedingungen angepasst hat, sollen Finanzkreisen zufolge Investoren aus den USA und Großbritannien großes Interesse haben. Die Ausländer trauten dem deutschen Markt für Wohnimmobilien mehr zu als die Deutschen selbst, hieß es. Es wird deshalb mit einer Platzierung von mehr als 50 Prozent der Aktien im Ausland gerechnet. Aber auch bei der für den 23. Oktober geplanten Gagfah-Emission wird kräftig um den Preis gerungen. Im Handel per Erscheinen kosteten Gagfah-Titel gestern zwischen 17 und 17,80 Euro.

Generell fordern die Investoren im Moment größere, liquide Börsengänge mit einem stabilen, transparenten Geschäft und einer hohen Dividendenrendite, sagt Georg Hansel, Managing Director bei der Deutschen Bank. Bei Gagfah hat man das zur Kenntnis genommen und für 2007 eine Dividende von 0,71 Euro je Aktie in Aussicht gestellt. Das entspräche je nach Ausgabekurs einer Dividendenrendite von 3,7 bis 4,2 Prozent.

Landgraf, Robert
Schnell, Christian



11. Oktober 2006

prof - Donnerstag, 12. Oktober 2006 - 07:47
Also sind wir meiner Meinung nach noch nicht auf der Spitze des Börsenhype. Es dürft bis zum Frühjahr aufwärts gehen (jaja meine Saisonkomponente). Wenn sich die Anleger um Neuemissionen nur noch so reißen, dann sind wir oben - Prof

chinaman - Donnerstag, 12. Oktober 2006 - 08:14
@ Prof:

"Also sind wir meiner Meinung nach noch nicht auf der Spitze des Börsenhype"

Zumindest in Bezug auf die Neuemissionen scheint sich die Kurve also wieder abzuflachen. Folglich wäre der Hochpunkt schon hinter uns ...

Gruß
Chinaman

chinaman - Freitag, 13. Oktober 2006 - 05:35
Handelsblatt Nr. 197 vom 12.10.06 Seite 27


Biofirmen wollen weiter an die Börse

Probleme bei Verbio schrecken Konkurrenten Petrotec nicht ab - Biogas Nord eifert Schmack Biogas nach

GREGORY LIPINSKY | HAMBURG CHRISTIAN SCHNELL | FRANKFURT Ungeachtet der Probleme beim Börsenstart des Biokraftstoff-Herstellers Verbio und des schlechten Börsenstarts von Crop Energies (siehe Grafik) und BDI Biodiesel streben weitere Kandidaten aus dem Bereich der Regenerativen Energien an die Börse. Wie aus Finanzkreisen verlautete, planen der Borkener Biodiesel-Hersteller Petrotec sowie die Bielefelder Biogas Nord in Kürze ihre Börsendebüts.

Gestern hatte Verbio, Deutschlands Marktführer bei Biokraftstoffen, die Zeichnungsfrist für seine insgesamt 18,2 Millionen Aktien bis Freitag verlängert und die Preisspanne auf 14 bis 15 Euro gesenkt. Die Erstnotiz ist nun für den kommenden Montag geplant. Ursprünglich sollten die Aktien bereits seit gestern an der Börse notiert sein, zu der Preisspanne von 17 bis 21 Euro fanden sich jedoch nicht genug interessierte Investoren.

"Wir haben ein völlig anderes Geschäftsmodell, deswegen sind wir auch nicht vergleichbar", lässt Roger Boeing, Vorstandschef von Petrotec, keine Vergleiche zu Verbio zu. Im Unterschied zum großen Wettbewerber stellt sein Unternehmen Biodiesel nicht aus Rapsöl, sondern aus Altspeisefetten her. Das ist in der Beschaffung um bis zur Hälfte billiger. Mit dem Material, das ein eigener und fremde Sammeldienste bei McDonald's und Co. einsammeln, produzierte Petrotec im vergangenen Jahr 85 000 Tonnen Biodiesel, Ziel sind 485 000 Tonnen in den kommenden Jahren.

Geplant ist nun ein Listing im deutschen Premiumsegment Prime Standard. Konsortialführer ist UBS, daneben gehören Sal. Oppenheim und die Bayerische Landesbank dem Konsortium an. Der Großteil der angebotenen Aktien soll aus einer Kapitalerhöhung kommen, nur ein kleiner Teil von Altaktionären. Den Emissionserlös will Vorstandschef Boeing zum einen in den Ausbau der Produktion, des weiteren in den eigenen Sammeldienst investieren.

Auf Investorenseite setzte Petrotec unter anderem auf die immer bedeutenderen Anbieter nachhaltiger Fonds, die bereits reges Interesse an der Aktie signalisiert haben sollen. Im ersten Halbjahr erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 27 Mill. Euro und dabei eine Marge auf den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 22,5 Prozent.

Biogas Nord plant hingegen Mitte November ein Listing am weniger streng reglementierten Entry Standard der Frankfurter Börse. Zuvor beabsichtigt der Anbieter von Biogasanlagen nach einer Kapitalerhöhung auf 1,75 Mill. Euro, rund 250 000 Aktien im Wege einer Privatplatzierung auszugeben.

Den Emissionserlös aus der Platzierung will die Gesellschaft vor allem für das Auslandswachstum nutzen. "Wir wollen bei der Installation von Biogasanlagen dort so schnell und früh wie möglich dabei sein," erklärt Gerrit Holtz, Gründer und Vorstandsvorsitzender. Zum Emissionsvolumens machte er keine Angaben. Laut Finanzkreisen sollen es zwischen fünf bis zehn Mill. Euro sein. Emissionspartner sind die Close Brothers Seydler sowie die Weser Bank.

Biogas Nord hat bereits 150 Biogasanlagen installiert und damit so viele wie der Konkurrent Schmack Biogas, dessen Aktie seit Mai erfolgreich an der Börse gelistet ist. Dies entspreche knapp acht Prozent aller in Deutschland errichteten Biogasanlagen, teilte Biogas Nord mit. Das Unternehmen will den Umsatz 2006 auf 26,2 (2005: 16,3) Mill. Euro und 2007 auf 38,6 Mill.Euro steigern. Der Jahresüberschuss lag 2005 bei 0,2 Mill. Euro und soll 2006 auf 1,8 Mill. Euro klettern.

Lipinski, Gregory
Schnell, Christian



12. Oktober 2006

prof - Freitag, 13. Oktober 2006 - 10:04
Öko Investments war auch das Titelthema bei BO: Dabei kam unter den Kraftstoffherstellern Verbio am besten weg.

Das ganze funktioniert meiner Meinung nach jedoch nur wegen der Gesetzeslage (Importzölle gegen Brasilien + Beimischungsquoten). Ich denke, D ist in dieser Hinsicht - genauso wie bei der Sonnenenergie - nicht so reich von der Natur gesegnet und die Löhne sind für die Produktion von Biokraftstoffen zu hoch.
Aber die Politik lebt vom Wunschdenken ...
Prof

chinaman - Dienstag, 17. Oktober 2006 - 05:24
HANDELSBLATT, Montag, 16. Oktober 2006, 12:06 Uhr


Nach dem Absenken der Preisspanne

Gelungenes Börsendebüt von Verbio

Die Anleger haben am Montag auf die Aktien des Börsendebütanten Verbio gesetzt und den Titeln des Biospritherstellers an ihrem ersten Handelstag ein deutliches Plus beschert.


HB FRANKFURT. Die Papiere, die im Börsensegment Prime Standard notiert sind, notierten gegen Mittag bei 15,20 Euro und damit knapp fünf Prozent über dem Ausgabepreis von 14,50 Euro. Am vergangenen Mittwoch hatte das Unternehmen aus Zörbig in Sachsen-Anhalt die Preisspanne für die Aktien allerdings auf 14 bis 15 Euro von zuvor 17 bis 21 Euro gesenkt.


„Im Nachhinein war es die richtige Entscheidung, die Preisspanne zu senken“, sagte Verbio-Chef Claus Sauter am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. „Uns war es wichtig, jetzt an die Börse zu gehen und das Kapital einzusammeln und nicht in einem Jahr.“ Nach Sauters Einschätzung war der Börsengang deutlich überzeichnet. Das Unternehmen will das Geld aus dem Börsengang in den Ausbau der Produktionsanlagen investieren.

Verbio verkaufte bei seinem Gang an das Parkett 18,2 Millionen Aktien, das Emissionsvolumen beläuft sich demnach auf 263,9 Millionen Euro. Dem Unternehmen fließen als Bruttoemissionserlös aus der Kapitalerhöhung 188,5 Millionen Euro zu. Verbio will das Geld aus dem Börsengang in den Ausbau der Produktionsanlagen investieren.

„Man kann durchaus von einer geglückten Erstnotiz sprechen. Verbio hat die Konsequenzen aus dem Börsengang von Crop Energies gezogen und die Preisspanne gesenkt. Das hat sich ausgezahlt“. sagte Analyst Michael Schäfer von Equinet. Die Aktien des Verbio-Konkurrenten Crop Energies sind seit ihrem Gang an das Parkett Ende September nicht über ihren Ausgabepreis von acht Euro gestiegen.


In den vergangenen Wochen war das Klima für Börsenkandidaten rauer geworden. Gerade die Börsendebüts von Firmen aus der Wachstumsbranche Biosprit hatten enttäuscht. So büßten die Papiere von BDI Biodiesel und Crop Energies seit ihrem Gang an die Börse jeweils mehr als acht Prozent an Wert ein.

Aber auch Firmen aus anderen Branchen blieben von der Zurückhaltung der Investoren nicht verschont. Das Synchronstudio Berliner Synchron konnte nur rund ein Drittel der angebotenen Aktien an den Mann bringen. Beim Börsendebüt am Montag fielen die Papiere des Unternehmens, das unter anderem Filme wie „Gladiator“ und „Shrek“ synchronisiert hat, zeitweise unter den Ausgabepreis von sechs Euro.

Auf mehr Interesse bei den Anlegern stößt dagegen der Börsengang von Gagfah. Der Immobilienkonzern verkürzte am Montag wegen der starken Nachfrage nach seinen Aktien die Zeichnungsfrist um zwei Tage. Sie endet nun am Mittwoch, das Börsendebüt soll am Donnerstag folgen.

chinaman - Freitag, 20. Oktober 2006 - 04:16
Handelsblatt Nr. 200 vom 17.10.06 Seite 36


BULLE & BÄR

Eine erfreuliche Ausnahme

CHRISTIAN SCHNELL | FRANKFURT Manch ein Investor rieb sich gestern verwundert die Augen. Da meldete der Luxemburger Immobilienkonzern Gagfah, die Zeichnungsphase für seine insgesamt 44,9 Millionen Aktien werde wegen der großen Nachfrage schon am Mittwoch statt erst am Freitag beendet. Hatten nicht zuletzt alle Kandidaten, die in diesen Tagen an die Börse streben, lautstark über das geringe Interesse der Investoren geklagt und deswegen zähneknirschend den Ausgabepreis gekürzt und/oder die Zeichnungsfrist verlängert.

Ist Gagfah somit ein Phänomen in der darbenden IPO-Szene? Sicher nicht. Aber die Tatsache, dass die Aktien anscheinend bei britischen und amerikanischen Investoren extrem gefragt sind, verdeutlicht, welch hohen Stellenwert große deutsche Immobilienportfolios und das Thema Reits haben. Bereits die Großemissionen der Immobiliengesellschaften Patrizia und DIC Asset im Frühjahr zeigten dieses Bild.

Die Argumentationskette ist dabei vergleichbar. Deutsche Immobilien gelten im internationalen Vergleich als unterbewertet. Jahrelang führten sie gegenüber anderen Anlageklassen ein Schattendasein. Die insgesamt gute Substanz und das damit verbundene Potenzial wurden von nur wenigen Investoren gewürdigt. Die Diskussion um die Einführung der steuerbegünstigten Immobilienaktien Reits hat das internationale Interesse aber dann ins Rollen gebracht.

Jedoch sind lediglich die großen Immobilienemissionen gefragt. Mit dem "Kleinvieh", das momentan aus diesem Bereich an die Börse strebt, können und wollen die internationalen Investoren nichts anfangen. Da auch nur wenige deutsche Großanleger Interesse zeigen, sind die Titel immer schwerer unter das Volk zu bringen.

Falsch wäre es daher, wegen der guten Nachfrage nach Gagfah auf eine generell bessere Nachfrage nach Börsenneulingen zu hoffen. Gagfah ist eher die Ausnahme, der Erfolg der Aktie kann nicht als Stimmungsindikator für die gesamte IPO-Branche dienen.

Das verdeutlichen allein die Börsenneulinge dieser Tage. Biokraftstoff-Hersteller Verbio gelang gestern ein gutes Debüt, nachdem in der Vorwoche der Preis gesenkt und die Angebotsfrist verlängert wurde. LHS, Spezialist für Telekomsoftware, hat am Wochenende wegen geringer Nachfrage den erwarteten Erlös durch die Emission nach unten revidiert. Und Hotel.de, unschwer als Zimmervermittler über das Internet zu erkennen, liegt im vorbörslichen Handel am unteren Ende der sicherheitshalber weit gefassten Preisspanne von 21,50 bis 27 Euro.

Bei zwei Unternehmen wird man den voraussichtlichen Erfolg des Gagfah-Börsengangs vermutlich mit Wohlwollen registrieren: Bei der Düsseldorfer Corpus Immobilien und der HSH Nordbank-Tochter DGAG. Diese beiden Börsenkandidaten sind der Größe wegen diejenigen, die den Gagfah-Erfolg demnächst am ehesten wiederholen könnten.

schnell@handelsblatt.com

Schnell, Christian



17. Oktober 2006

chinaman - Dienstag, 7. November 2006 - 05:15
Aktien


Biosprit-Hersteller enttäuschen an der Börse


Drohende Überkapazitäten werfen Schatten auf die Wachstumsbranche. Die Petrotec-Aktie kommt kaum über den Ausgabepreis hinaus. Schon mit CropEnergies und Verbio war für Anleger kein Schnitt zu machen.


Von Daniel Eckert

Berlin - Eine Neuauflage der Solar-Story sollte es werden. Unternehmen, die aus Rüben, Mais oder Weizen umweltfreundlichen Treibstoff machen, würden an der Börse ganz groß rauskommen, so die Vision. Doch momentan sieht es eher so aus, dass die Emissionswut bei den Herstellern von Biokraftstoff im Katzenjammer enden wird. Gestern landete mit Petrotec ein weiteres Unternehmen der Branche eher holprig auf dem Parkett. Am Ende des ersten Handelstags bewegte sich der Aktienkurs der Firma aus Borken am Niederrhein, die altes Speisefett in Biodiesel umwandelt, mit 17,25 Euro nur knapp über dem Zuteilungspreis von 17 Euro. Erstzeichner, die auf Kursgewinne gehofft hatten, gingen leer aus.

"Die Goldgräberstimmung bei den Herstellern von Biotreibstoff dürfte damit erst einmal vorbei sein", sagt Equinet-Analyst Michael Schäfer. So fantastisch sich die Wachstumsaussichten des Sektors auch präsentierten - die Preisvorstellungen seien zuletzt zu ambitioniert gewesen: "Das hat Investoren abgeschreckt." Petrotec ist zum aktuellen Kurs an der Börse mit dem 4,5-Fachen des Umsatzes bewertet.

Schon mit den vor Wochen an den Markt gekommenen Papieren von CropEnergies und Verbio war für Anleger kein Schnitt zu machen. Während die Verbio-Aktie knapp über dem Ausgabepreis von 14,50 Euro notiert, dümpelt das CropEnergies-Papier nach zwischenzeitlichen Kurskapriolen auf Höhe des Zuteilungskurses vor sich hin. Ganz zu schweigen von EOP Biodiesel, Biopetrol und Biofuels Corp. Die Titel der Veteranen stürzten im Sommer nach vorherigem Höhenflug teilweise um zwei Drittel ab.

Zwar gilt Biosprit als einer der Wachstumsmärkte der nächsten Jahre. So schätzt die US-Investmentbank Goldman Sachs, dass sich der Weltmarkt für Biodiesel und Bioethanol bis 2010 auf 50 Mio. Tonnen im Jahr verdoppeln wird. Jedoch lässt sich dies nach Einschätzung von Branchenkennern nicht eins zu eins auf die Firmen und deren Aktien überragen. Denn seitdem der Gesetzgeber durch die Förderung von umweltfreundlichem Kraftstoff aus regenerativen Energieträgern einen Milliardenmarkt geschaffen hat, sprießen neue Biosprit-Produktionsanlagen nicht nur hierzulande wie Pilze aus dem Boden. "Der Markt für Biokraftstoffe wächst rasant, aber der Kapazitätsaufbau vollzieht sich eben noch schneller", erklärt Ingo Queiser, Analyst bei Kepler Equities. Die drohende Überproduktion werde die Margen der Biosprithersteller unter Druck bringen. Die Gefahr sei umso größer, als nahezu jeder größere landwirtschaftliche Betrieb in die Biosprit-Produktion einsteigen könne. "Die Herstellung von Biodiesel und Ethanol ist nicht gerade Hightech. Die Markteintrittsbarrieren sind niedrig." Hinzu kommt, dass die Biosprit-Macher in einer relativ schwachen Verhandlungsposition sind. Zwar sind die Tankstellenbetreiber in der EU gesetzlich verpflichtet, ihren Kraftstoffen ab 2007 einen bestimmten Prozentsatz an Biosprit beizumischen. Da diese sich den Lieferanten jedoch frei aussuchen dürfen, können sie die Biosprit-Anbieter gegeneinander ausspielen und die Abnahmepreise drücken. "Gerade die Wald-und-Wiesen-Anbieter mit kleinen Produktionsmengen werden es dann schwer haben", moniert Queiser.

Auch institutionelle Investoren geben sich skeptisch. "Prinzipiell ist Biosprit als erneuerbare Energie sicher interessant, ich bezweifele aber sehr, dass sich bei vielen Firmen die prognostizierten Gewinne wirklich einstellen werden", sagt Nicolas Huber, Manager des knapp 600 Mrd. Euro schweren Fonds DWS Zukunftsressourcen. Der DWS-Mann sieht die Margen zusätzlich von der Kostenseite unter Druck kommen: "Die Preise für die Grundstoffe der Biosprit-Produktion wie Raps oder Getreide werden steigen - wie die jüngste Weizen-Hausse bereits ankündigt." Ehe es nicht zu einer Konsolidierung gekommen ist, erscheint nicht nur Huber der Aufbau strategischer Positionen riskant.

Am aussichtsreichsten werden von den Auguren aktuell noch Biopetrol eingeschätzt. Morgan-Stanley-Analyst Luciano Diana zufolge hat das Unternehmen die nötige Größe, um auf dem europäischen Markt für Biodiesel eine führende Rolle zu spielen. Als Kursziel gibt er elf Euro an. Jenseits des Ärmelkanals hat vor allem D1 Oils gute Karten, glauben die Experten. Den Briten wird zugute gehalten, dass sie fast die ganze Wertschöpfungskette abdecken und in Zukunft auf die schnellwachsende Jatropha-Pflanze als billigen Rohstoff zurückreifen wollen. Goldman-Analyst Mariano Alarco sieht ein Kurspotenzial von fast 50 Prozent.

Artikel erschienen am 07.11.2006

Artikel drucken
WELT.de 1995 - 2006

prof - Dienstag, 7. November 2006 - 09:56
Das wäre für den Anleger auch zu einfach, wenn man einfach die Solarstory auf den Biosprit weiterschreiben könnte!
Die deutsche Sonne bringt wohl für ein lohnenswertes, subventionsfreies Geschäft zu wenige kcal/m² herunter. Niemand kommt auf die Idee, in der Ostsee ein Gezeitenkraftwerk zu bauen ...
Prof

al_sting - Montag, 19. November 2007 - 20:11
Angesichts des Massakers bei deutschen und amerikanischen Biogas/Bioethanol-Werten bin ich wieder auf diesen Faden gestoßen und dabei auf Profs Vorhersage:

> prof - Donnerstag, 12. Oktober 2006 - 07:47
> Also sind wir meiner Meinung nach noch nicht auf
> der Spitze des Börsenhype. Es dürft bis zum
> Frühjahr aufwärts gehen (jaja meine
> Saisonkomponente). Wenn sich die Anleger um
> Neuemissionen nur noch so reißen, dann sind
> wir oben - Prof

Glückwunsch zu dieser Punktlandung!!!
Es ging grob bis zum Frühling aufwärts und seit Anfang Juli (Börsengang Envitec) befinden sich die Kurse fast im freien Fall.

Fast alle interessanten Firmen dieser Branche sind mittlerweile unter Ausgabekurs (Envitec, Schmack, Crop Energies, bald auch Biogas Nord) und auch bei den Solarfirmen wird derzeit viel Luft abgelassen, mit Conergy (und seinen Liquiditätsengpässen) an der Spitze.
Ebenso wie bei den amerikanischen Firmen (z.B. Pacific Ethanol und Verasun) sehe ich hier so langsam sehr interessante Gelegenheiten kommen - sofern die Firmen die mögliche Marktbereinigungen überleben.

In der Windenergie hat es das ja auch gegeben: Nach der ersten Blase kam der Einbruch am Heimatmarkt und die Notwendigkeit der Internationalisierung. Die Kurse von Nordex, Repower oder Vestas stürzten massiv ab, aber nach der erfolgreichen internationalen Expansion vervielfachte sich der Kurs wieder.
(Siehe den Langzeitvergleich der drei Firmenhttp://chart.faz.is-teledata.com/big.chart?ID_NOTATION=4002050&TYPE_CHART=LINE&ID_TYPE_SCALE_AXIS=1&TYPE_IND1=&TYPE_IND2=&ID_NOTATION_COMP2=5182427&ID_NOTATION_COMP3=11579303&TIME_SPAN=10Y)

Was denkt ihr?
Wie entwickelt sich der Markt der Biogas/Bioethanolbranche?
Welche Kurse/Preise wären fundamental angemessen, welche Kennzahlen beobachtet ihr hier? (Freue mich auch über Chartie-Antworten;-))
Welche Firmen sollten die Konsolidierung gestärkt überleben, welche kommen in Probleme?
Wie lange dauert ein Niedergang, wann kann man wieder einsteigen? Eher schnell oder eher bedachtsam?

Ich denke, dass jetzt eine Diskussion Sinn machen kann: Falls der Absturz zu einer irrationalen Übertreibung führt, sollten sich sehr gute Einstiegsmöglichkeiten bieten - aber wie lange bieten sich diese Möglichkeiten an?

Meine Einschätzung: Bis zum Ende des Jahres dürfte es noch weiter abwärts gehen. Viele Fondsmanager müssen zum Jahreswechsel ihren Anlegern die Depots offenlegen (nicht aber Transaktionenspreise oder -termine). Um sich unangenehme Anlegerfragen zu ersparen, dürften sie "Verliereraktien" bis zu zu diesem Termin möglichst eliminieren, selbst wenn sie wissentlich unter Wert verkaufen, und stattdessen "Siegeraktien" des letzten Jahres kaufen.
Daher rechne ich bis Jahresende mit weiterem starken Verkaufsdruck für schlecht gelaufenene Aktien wie der Biogas- und Solarbranche.
Danach, im Januar, erwarte ich daher meine ersten Neukäufe.

Gibt es weitere Mutige, die eine ähnlich gute Nase riskieren wollen wie Prof im letzten Oktober? ;-)

Ciao, Al Sting

stw - Montag, 19. November 2007 - 21:04
Meine Einschätzung: Bis zum Ende des Jahres dürfte es noch weiter abwärts gehen. Viele Fondsmanager müssen zum Jahreswechsel ihren Anlegern die Depots offenlegen (nicht aber Transaktionenspreise oder -termine). Um sich unangenehme Anlegerfragen zu ersparen, dürften sie "Verliereraktien" bis zu zu diesem Termin möglichst eliminieren, selbst wenn sie wissentlich unter Wert verkaufen, und stattdessen "Siegeraktien" des letzten Jahres kaufen.
Daher rechne ich bis Jahresende mit weiterem starken Verkaufsdruck für schlecht gelaufenene Aktien

Das kann ich nur unterschreiben und gilt auch für andere tief gefallene Werte wie Vivacon (wo ich viel zu früh eingestiegen bin) oder cash.life, Funkwerk u.a. die sich derzeit im freien Fall befinden und auf meiner Watchlist weit nach oben gewandert sind.

:-) stw

prof - Montag, 19. November 2007 - 23:26
Bei den Tech(DAX)-Aktien sieht es ja nach einem zweiten Waterloo aus.
Es ist eher sinnvoll, in qualitativ hochwertige, aber ausgebombte Nebenwerte einzusteigen. Mitte Dezember könnte ein guter Zeipunkt sein - Prof

chinaman - Dienstag, 20. November 2007 - 06:26
Bezüglich der Fondsmanager wird es wohl davon abhängen, wieviele tatsächlich noch Biosprit Titel im Depot haben. Es gibt ja auch Quartals- und Halbjahresberichte, bei denen bereits die gleichen Mechanismen ablaufen ...

Bezüglich des Timings halte ich das so pauschal für vereinfacht. In Deutschland wird viel auf die Gesetzgebung ankommen. Auch der Kursverfall wurde ja vom Gesetzgeber wesentlich mit verursacht, als er mal wieder kurzfristigst die Regeln verändert hat.

In Deutschland halte ich prinzipiell Verbio und Cropenergies für verfolgenswert.

Die Saisonkomponente hat ja wohl in 2007 mehr oder weniger eindeutig bewiesen, wie untauglich sie als Hauptanlagekriterium ist ... Oder bestehen da noch Zweifel ???


Gruß
Chinaman

al_sting - Dienstag, 12. Februar 2008 - 21:07
Petrotec:

Petrotec wurde in den hier geposteten Artikeln schon mehrfach erwähnt.

Ich halte das Unternehme aus mehreren Gründen für interessant:
- Frittenölaufbereiter: Im Unterschied zu den anderen Biodiesel-Herstellern, die als Rohstoff Raps nutzen, was den ökologischen Nutzen deutlich reduziert, gewinnt Petrotec seinen Biosprit im wesentlichen aus altem Frittenfett, welches in Gaststätten eingesammelt wird - umweltfreundliches Abfallrecycling at its best.
- Damit sollte der Rohstoffgrundpreis deutlich geringeren Preisschwankungen ausgesetzt sein als bei Raps oder anderen Feldfrüchten.
- Wie die anderen Bioethanol-Hersteller ist Petrotec massiv unter die Räder gekommen. Einerseits hat sich die Geschäftslage verschlechtert, da die Bundesregierung die Biodsprit besteuern will. Andererseits mussten im dritten Quartal erhebliche außerordentliche Abschreibungen von 30 Mio.€ vorgenommen werden. Damit liegt das EPS der ersten 9 Monate 2007 bei -3,18€.
- Der Buchwert je Aktie liegt nach Abschreibungen bei 5,04 € (Stad 11/2007, bei Börse Online werden noch die Zahlen vor der Sonderabschreibung verwendet), der Kurs liegt mit etwa 4,50€ deutlich darunter.
- Für 2007 wird mit einem operativen Verlust (Ebdita) von 2-3 Mio € bei einem Umsatz von ca. 60 Mio € gerechnet. Im Vorjahr betrug der Gewinn 1,4 Mio. €.
- Im letzten Jahr musste eine Biodiesel-Anlage temporär geschlossen werden, im Januar 2008 konnte sie hingegen wieder hochgefahren werden. Mit neuen Mineralölkunden (Shell etc.) scheinen wieder die Nachfrage und einträgliche Abnehmer gefunden sein, so dass ich in diesem Jahr gute Chancen für eine erfolgreiche Sanierung sehe.
- Falls sich das Geschäftskonzept als tragfähig erweist, kann es auch gut in weitere Regionen und Länder expandieren - m.W. ist Petrotec bisher der Einzige, der aus Frittenöl Biodiesel macht.
- Da bei dieser Biodiesel-Herstellung der ökologische Nutzen unbestritten ist, halte ich hier eine Steuerbefreiung für wahrscheinlicher als bei anderen Biodieselherstellern. Und spätestens mit der erneuten Biodieselsteuerbefreiung dürfte das Geschäftsmodell ausgesprochen gewinnträchtig werden.

Noch ein aktueller Artikel aus der Welt: http://www.welt.de/wirtschaft/article1658159/Vollgas_mit_Pommesfett_im_Tank.html#reqNL

Eure Meinung würde mich interessieren:
Was haltet ihr von dem Konzept?
Wie schätzt ihr Chancen und Risiken ein?
Bei welchem Kurs würdet ihr Petrotec kaufen? (Der Chart sieht schlecht aus, aber ein Kurs unter Buchwert ist nicht zu verachten.)

Persönlich reizt mich die ganze Branche, bisher bin ich aber noch nirgendwo eingestiegen. Mein Gefühl sagt, die Kurse seien mittlerweile vollkommen ausgebombt und würden nicht mehr viel tiefer gehen. Mein Kopf fragt sich allerdings, welche Konzepte wirtschaftlich, aber auch ökologisch die solidesten und Erfolg versprechendsten sind, welche Firmen die aktuelle Krise überleben. Da aktuell überall die Gewinne eingebrochen sind, hilft beispielsweise der KGV zur Bewertung der Branche nicht wirklich weiter.

Ciao, Al Sting

prof - Dienstag, 12. Februar 2008 - 22:21
Ich finde das Geschäftsfeld sehr interessant, da als Grundstoff ein Abfallprodukt verwendet werden kann. Expansionsmöglichkeiten ins Ausland sind sicher auch durchaus möglich.
Wir haben einen soliden Abwärtstrendkanal, kaufe also derzeit nicht. Aber ich nehme die Aktie auf meine Watchlist und melde mich bei einer interessanten Lage - Prof

al_sting - Dienstag, 12. Februar 2008 - 22:40
Hallo Prof,

Freue mich auf spätere Rückmeldung.
Bin derzeit auch weniger in Kauflaune als vielmehr auf der Suche nach interessanten "Crashopfern", die langfristig interessant sind. Wenn ich mir jetzt eine Meinung bilde, kann ich später sicherer und schneller zuschlagen.

Ciao, Al Sting

prof - Dienstag, 11. März 2008 - 20:37
@al_sting: 15% Kursverlust im letzten Monat und Ausbruch aus dem Abwärtstrend nach unten.
Bitte halte uns über die fundamentale Entwicklung auf dem Laufenden, laut Chart müssten die ja bald in Konkurs gehen ...
;-) Prof

al_sting - Mittwoch, 12. März 2008 - 11:51
Hallo Prof,
Der Chart von Petrotec hat mich auch regelrecht beängstigt in seinem Abwärtsdrang. Die ganze Branche zeigt eine verheerende Entwicklung, so dass ich hier allgemein von übertriebener Panik ausgehe.

Eigentlich gefällt mir die Fundamentallage bei Petrotec. Angesichts des verheerenden Charts bin ich aber schon auf den nächste Jahresbericht neugierig. Ob hinter dem Qualm auch Feuer ist oder doch nicht.

Ciao, Al Sting

Neben Petrotec ist bei mir Envitec auf der fundamental heißen Watchlist.
Unter den Biogas-Anlagenbauern ist Envitec der einzig börsennotierte, der immer Gewinne machte (aktuelles KGV 13) bei rasant steigendem Umsatz (+30%-+40%), insbesondere durch große Zuwächse im Auslandsgeschäft. Im Gegensatz zu Schmack hat Envitec auch nicht durch übertriebene Versprechungen mein Vertrauen verspielt.

Bin bei beiden Firmen sehr an deiner Chartie-Meinung interessiert, ab wann man zugreifen dürfte. ;-)

al_sting - Mittwoch, 12. März 2008 - 11:52
Hallo Prof,
Der Chart von Petrotec hat mich auch regelrecht beängstigt in seinem Abwärtsdrang. Die ganze Branche zeigt eine verheerende Entwicklung, so dass ich hier allgemein von übertriebener Panik ausgehe.

Eigentlich gefällt mir die Fundamentallage bei Petrotec. Angesichts des verheerenden Charts bin ich aber schon auf den nächste Jahresbericht neugierig. Ob hinter dem Qualm auch Feuer ist oder doch nicht.

Neben Petrotec ist bei mir Envitec auf der fundamental heißen Watchlist.
Unter den Biogas-Anlagenbauern ist Envitec der einzig börsennotierte, der immer Gewinne machte (aktuelles KGV 13) bei rasant steigendem Umsatz (+30%-+40%), insbesondere durch große Zuwächse im Auslandsgeschäft. Im Gegensatz zu Schmack hat Envitec auch nicht durch übertriebene Versprechungen mein Vertrauen verspielt.

Bin bei beiden Firmen sehr an deiner Chartie-Meinung interessiert, ab wann man
zugreifen dürfte. ;-)

Ciao, Al Sting

prof - Mittwoch, 12. März 2008 - 19:05
Envitec wird ab sofort auch von mir "gewatched". Ich habe hier ein besseres Gefühl als bei Petrotec. Mal sehen, was die Zusammenarbeit so bringt ...
:-) Prof

Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Nach Solar nun Bioethanol ????: Archivierte Beiträge bis 12. März 2008