Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Saisonaler Ausstieg - "Sell In May": Archivierte Beiträge bis 13. Juli 2007
chinaman - Montag, 4. Juni 2007 - 09:55
"Mir erscheint ein Ausstiegszeitraum zwischen Mai - Juli recht günstig, da durch Erfahrungswerte und statistisch belegt. "

Hab ich schon einmal betont, dass statistisch der September der einzig negative Monat ist. Der August ist nicht besonders gut, aber statistisch noch knapp positiv.

"Wenn du den perfekten Ausstiegszeitpunkt für gekommen hältst, gib mal bitte kurz ein Zeichen hier im Board! "

Mach ich. Erkennst Du daran, wenn ich anfange Puts für mein Musterdepot (sukzessive) einzudecken ...

"Wir sollten lieber intensiver diskutieren welche Aktien nun zu teuer geworden sind so dass man sich daher vielleicht langsam aber sicher verabschieden sollte... "

Meines Erachtens zumindest fast alle deutschen Standardwerte (mit wenigen Ausnahmen ...). Wir befinden uns bereits in der Übertreibungsphase !


Gruß
Chinaman

prof - Montag, 4. Juni 2007 - 10:13
Hier kann ich chinaman mal voll zustimmen: Wir befinden uns in der Übertreibungsphase, die günstigen KGV schmelzen wie Schnee in der Maisonne, wenn erst mal der Markt und somit auch die Wirtschaft in China oder USA einbricht - Prof

chinaman - Montag, 4. Juni 2007 - 13:35
Bezüglich der fundamentalen Seite hängt viel davon ab, inwieweit die USA ein Soft-landing hinlegen (spricht momentan viel dafür und ist auch eingepreist) oder doch in die Rezession abgleiten.

Nachdem ich vor allem wegen der Währungsrisiken jahrelang vor US Aktien gewarnt habe, halte ich diese wegen der inzwischen eingetreten Währungsverluste nun für so interessant wie schon lange nicht mehr.

Immer vorausgesetzt, die USA driften nicht doch noch in die Rezession ab.

Eine Korrektur (ca. halb so stark wie im Dax) dürfte aber auch dem US Markt vorher gut tun.


Gruß
Chinaman

al_sting - Montag, 4. Juni 2007 - 14:33
Ich habe mir eine Erklärung für Kleinanleger "zurechtgelegt", die ein Sommerloch begründen könnte:

Der Mai hat m.E. eine Sonderstellung, da die meisten Dividendenzahlungen im April/Mai auf dem Konto eingehen. Also zusätzliches Geld, das darauf wartet wieder angelegt zu werden. Das puscht die Kurse bis Ende Mai, danach setzt die Sommerflaute ein.
Die Sommermonate sind die Zeit, in der mensch aktiver wird, mehr draussen macht, in den Urlaub fährt etc., also eher Geld verkonsumiert als es (z.B. in Aktien) spart. Es wird eher Geld von der Börse abgezogen, die Kurse geraten unter Druck.
Im Herbst und Winter hingegen ist es eher andersherum. Die (pessimistischere) Zukunftsschau wird relevanter, es wird mehr Geld angespart, den Aktienmärkten fließt Geld zu. Gute Chancen, damit die Kurse steigen.

Aus diesen Überlegungen heraus halte ich die Empfehlung einer Pause im Sommer auch als Fundi für tragbar.
Da ich die meisten Aktien aber über mehrere Jahre halten will und kein guter Trader bin (von Speku-Steuer ganz zu schweigen), werde ich keine Langläufer verkaufen. Aber eine verstärkte Verkaufsneigung im Mai und eine gewisse Kaufzurückhaltung im Sommer - sofern die Kurse nicht übermäßig attraktiv sind - versuche ich auch zu realisieren.

Dazu kommt auch bei mir derzeit eine Skepsis ob der gesamten Börsenbewertung und ich reduziere meine Beteiligungen. Da jetzt eh ein alter Kredit fällig ist, habe ich auch Bedarf sowie gute Verwendung für das freiwerdende Geld, da passt das gleich doppelt.

Ciao, Al Sting

stw - Montag, 4. Juni 2007 - 14:57
"Meines Erachtens sind zumindest fast alle deutschen Standardwerte (mit wenigen Ausnahmen ...) zu teuer.

Die Ausnahmen im DAX wären dann wohl Allianz, Deutsche Bank, Münchner Rück. Die halte ich zumindest noch guten Gewissens. Bei Daimler habe ich noch keine Vorstellung, wie die Kennzahlen und die künftige Bewertung so sein wird. Aus dem MDAX habe ich überhaupt keine Aktie mehr.
Seht Ihr andere Ausnahmen ?

:-) stw

mats2 - Montag, 4. Juni 2007 - 15:17
Das Problem ist, dass die fällige Korrektur schmerzhaft für alle werden könnte, auch für die "Ausnahmen". Wenn das Verkaufen losgeht, wird m.E. trotz der klasse Gewinnsituation auch eine Allianz überdurchschnittlich leiden. Sie hängt zudem nicht unwesentlich an der Laune der Finanzmärkte - und wenn die sich schwer eintrübt...
Wer hält mich noch vom Verkauf meiner besten Position ab?

chinaman - Montag, 4. Juni 2007 - 16:55
"Seht Ihr andere Ausnahmen ? "

SAP und vielleicht auch RWE u.U. sogar Deutsche Telekom. Bei Daimler ist natürlich Substanz verbrannt und Management Attention falsch gelenkt worden. Die Aktie hat aber durchaus noch langfristiges Potenzial. Auch über BMW kann man nachdenken ... Der MDAX ist besonders hoch bewertet. Eventuell geht noch etwas bei Leoni.

Mats2 hat durchaus Recht. In einer Korrektur die Ausnahmen zu erwischen, ist verdammt schwer bzw. auch reine Glückssache. Wenn Sie kommt, gehen 90 % der Aktien mit nach unten. Ebenfalls richtig ist der Hinweis, dass alle Finanzwerte per se unter einer Börsenschwäche leiden.

"Wer hält mich noch vom Verkauf meiner besten Position ab? "

Ich bestimmt nicht ...

"Ich habe mir eine Erklärung für Kleinanleger "zurechtgelegt", die ein Sommerloch begründen könnte"

Historisch ist die Begründung richtig. Allerdings werden die deutschen Standardwerte momentan nicht von Privatanlegern getrieben. Es sind aktuell die Hedgefonds. Deshalb wird ein eventueller Einbruch höchstwahrscheinlich auch wieder überfallartig schnell kommen.


Gruß
Chinaman

al_sting - Montag, 4. Juni 2007 - 17:17
Ich hatte auch mal über SAP oder BMW nachgedacht.
Ich halte noch Daimler und Post, würde beide aber heute nicht kaufen. Vom Verkauf hält mich ab, dass ich bei beiden langfristiges Potential sehe und man Börsen manchmal einfach laufen lassen muss.

Ich schaue gerade mehr nach Asien: Mein letzter Kauf war Hyundai, derzeit denke ich als einziges über eine kleine Position bei Asia Water Techn. nach, um neben Darco breiter in der Wassersparte in China aufgestellt zu sein.

@Chinaman: Ich weiß, dass die Kleinanleger nur zu einem geringen Teil Kursbewegungen beeinflussen. Aber auch die Sommerentwicklung ist statistisch gesehen gering und fällt jedes Jahr anders aus. Zudem hatte ich den Eindruck, dass das Sommerloch bei kleinen Werten stärker zuschlägt - und dort sind Kleinanleger m.E. kursrelevanter. Ich schätze darin findet sich auch eine Ursache, warum Profs Chartzauberei bei Nebenwerten besser klappt.

chinaman - Montag, 4. Juni 2007 - 17:52
"Aber auch die Sommerentwicklung ist statistisch gesehen gering und fällt jedes Jahr anders aus"

Das stimmt genau. Es gilt die größeren Moves nach unten zu vermeiden, ohne viel nach oben zu verpassen. Aber das ist ja bekanntermaßen schon schwer genug ...

Gruß
Chinaman

chinaman - Montag, 4. Juni 2007 - 18:18
"warum Profs Chartzauberei bei Nebenwerten besser klappt"

Prof ist Trendfolger, dass hat nun wirklich nicht viel mit Zauberei zu tun ... In starken Trends funktioniert das gut, sogar theoretisch bei liquiden Standardwerten am besten.


Gruß
Chinaman

blindeshuhn - Dienstag, 5. Juni 2007 - 00:23
Ich finde das prädikat "zu teuer" recht schwammig. Gefühlsmäßig startet das bei mir ab einem KGV von 12-13 für Bluechips - es sei denn, da ist erhebliches Potential erkennbar (Siemens und General Electric -> Aufspaltung). Somit würde ich auch sagen, dass der DAX langsam teuer wird. Allerdings sind zur Zeit auch die Märkte so unterschiedlich bewertet, dass Deutschland im Vergleich zu USA immer noch teilweise billig ist, dazu teilweise noch gute Dividenden. Die größte Gefahr sehe ich allerdings fremdbestimmt in einer plötzlichen Schieflage/Korrektur durch die niedrigen Bewertungen von Yen, Renminbi, Franken und evtl. auch Euro gegenüber dem Dollar - das hat ja auch letztes Jahr für Aufregung gesorgt. Sobald der Yen steigt, verfällt alles in Panik. In den Carry-Trades scheint mehr Geld und Dynamik zu stecken, als beispielsweise im chinesischen Aktienmarkt - und wenn das auf einmal abfließt, dann wird hier mächtig verkauft. In BoerseOnline gab es einen interessanten Artikel, wie man von einer Aufwertung des Dollars oder des Yens profitieren könnte. Vielleicht sollte man sich dazu tatsächlich ein paar Gedanken machen: relativ risikoarme Investments in diesen Währungsräumen könnten bei einer Währungs/Carry-Trade bedingten Korrektur das Risiko erheblich minimieren und einen mit Gewinn über einen möglicherweise "zu heissen" Sommer bringen. Hat dazu vielleicht jemand eine Idee?

chinaman - Dienstag, 5. Juni 2007 - 09:45
"Ich finde das prädikat "zu teuer" recht schwammig."

Das mag sein. Allerdings habe ich von keinem Analysten der Welt bisher einen klare Definition gelesen ...

"Sobald der Yen steigt, verfällt alles in Panik"

Da sprichst Du in der Tat ein Hauptrisiko an. Dies könnte durchaus ein Auslöser sein.

"Hat dazu vielleicht jemand eine Idee? "

Prinzipiell natürlich jedes in YEN notierte Investment. Egal ob Anleihe oder Aktie. Geht natürlich auch über eine Hebelspekulation auf den YEN als Absicherung.


Gruß
Chinaman

al_sting - Mittwoch, 6. Juni 2007 - 13:02
Wenn die Bild-Zeitung optimistisch wird
Von Jürgen Röder

Für Börsenspekulanten ist der Bild-Zeitungs-Indikator ein markttechnisches Signal, das auf eine baldige Trendwende hindeutet. Am Montag gab das Springer-Blatt schon den ersten „Warnschuss“. Wie Anleger mit Zertifikaten ihr Depot nun absichern und auch bei fallenden Dax-Kursen Geld verdienen können. Die tägliche Investmentidee auf Handelsblatt.com.

DÜSSELDORF. „Dax bei 8000 Punkten: Das sollten Anleger jetzt tun“, hieß es am Montag bei » Bild-Online. Der Inhalt des Artikels: Ein „bullish“ und ein eher „bärish“ gestimmter Experte vertraten ihre Meinung zur weiteren Entwicklung des deutschen Leitindexes.

Auch im ersten Quartal 2000 begann die Bild-Zeitung über den Dax zu schreiben. Schlagzeilen auf ihren Titelseiten über die Goldgräberstimmung am Neuen Markt, nachdem die Kurse schon in den vorangegangenen Monaten mehrmals Höchststände erreicht hatten.

Dies ermutigte viele Kleinsparer, die noch nie zuvor Aktien gekauft hatten, ihre Sparbücher aufzulösen und in euphorischer Erwartung weiterer Kursgewinne ihr Geld spekulativ an der Börse zu investieren und Aktien unter anderem vom Neuen Markt zu kaufen. Der Rest ist bekannt. Mittlerweile hat der Begriff » „Bildzeitungsindikator“ sogar Einzug in die freie Bibliothek Wikipedia gehalten.

[...]
http://www.handelsblatt.com/news/Zertifikate-Fonds/Zertifikate-Anlagestrategie/_pv/_p/204606/_t/ft/_b/1277991/default.aspx/wenn-die-bild-zeitung-optimistisch-wird.html

Ciao, Al Sting

stw - Mittwoch, 6. Juni 2007 - 13:15
Wenn aber BILD seinen Lesern rät, wie sie auch bei fallenden Dax-Kursen Geld verdienen können, dann wäre das ja eher ein Indikator für weiter steigende Kurse...

:-) stw

al_sting - Mittwoch, 6. Juni 2007 - 13:25
Das war missverständlich: Ich hatte den ersten Teil eines Handelsblatt-Artikels gepostet, der den Bild-Warnschuss beleuchtet.

Im weiteren Teil des Handelsblatt-Artikels wurde dann darauf eingegangen, wie Anleger eben auch bei fallenden Kursen ihr Depot anbsichern können, darauf wies schon die "Unterüberschrift" des Artikels hin.

Ob ähnliches im Bild-Artikel stand und ob ein durchschnittlicher Bildleser das auch verstehen und umsetzen würde - keine Ahnung.

Ciao, Al Sting

chinaman - Mittwoch, 6. Juni 2007 - 18:32
Der durchschnittliche Bild-Leser hat keine Aktien, die er absichern muss ...


Gruß
Chinaman

chinaman - Freitag, 22. Juni 2007 - 19:24
Wie erwartet, ist die Party nun zumindest erst einmal unterbrochen. Leider hat mein Put-Limit um ein paar Cent nicht gegriffen, aber so ist es nun mal. Hoffentlich hat die rechtzeitige Diskussion hier dazu geführt, dass alle "angeschnallt" sind !


Gruß
Chinaman

chinaman - Freitag, 13. Juli 2007 - 06:47
WoW, in New York sind gestern sowohl der Dow als auch der S&P 500 nach oben hin ausgebrochen. Das hatte ich ehrlich gesagt "nicht auf der Rechnung" ...

@ Prof: Lassen sich unsere Put-Spekulationen unter diesen Umständen aufrechterhalten ???


Gruß
Chinaman

prof - Freitag, 13. Juli 2007 - 08:11
Verkauf nicht vor Anfang Oktober steht, genau wie meine Musterdepotperformance.
Die hat sich zwischen 25 - 30 % eingependelt und geht (nur noch) seitwärts. Aber so hatte ich das ja kalkuliert.

Warten wir es ab, Prof

chinaman - Freitag, 13. Juli 2007 - 08:49
@ Prof: Klar, unsere beiden Depots sind momentan "gehedgt". Da lässt sich eine Abweichung nach oben oder unten nur durch eine Out- oder Underperformance der Einzelwerte darstellen.

Ich sehe die Gefahr einer Korrektur durchaus weiterhin. Je stärker sich die Fahnenstange ausbildet, desto stärker könnte diese nachher ausfallen.

Nur wie immer: Das schwierige ist und bleibt das Timing ...


Gruß
Chinaman

Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Saisonaler Ausstieg - "Sell In May": Archivierte Beiträge bis 13. Juli 2007