Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Steuerpolitik Deutschland
prof - Montag, 28. Mai 2007 - 13:33
Folgende Auswirkungen hat die Steuerreform auf mein Kleinunternehmen:

1.) Anstieg der Bürokratie:
Bisher durften alle Anschaffungen bis 410 € im Anschaffungsjahr abgeschrieben werden, jetzt ist das nur noch bei Gütern bis 150 € möglich. Das bedeutet für meine Anlagebuchhaltung etwa eine Verdreifachung des Aufwandes, denn nach der Gaußschen Glockenkurve (einseitig) kauft man öfter etwas zwischen 150 - 410 €, als darüber.
Damit hat unser lieber Staat es trotz Bürokratie-TÜV geschafft, die Bürokratie weiter ausufern zu lassen. Alles leeres Geschwätz.

2.) Anstieg der Steuerbelastung.
- Die Steuerentlastung=0, da ich keine Körperschaftsteuer bezahle.
- Die Steuerbelastung berechnet sich wie folgt:

Summe aller angeschafften Güter zwischen 150 € - 410 € über fünf Jahre * 80 % * individueller Höchststeuersatz(progressiv)

Dies ist ein Einmaleffekt, der vor allem im ersten Jahr zum Tragen kommt.
Scheinbare Gewinnerhöhung im ersten Jahr bei mir ca. 30 % des Umsatzes, zu versteuern mit dem individuellen Höchststeuersatz.
Für mich bedeutet das etwa 10 % Nachsteuerrendite weniger ...

Danke, liebe Bundesregierung für noch mehr Bürokratie und eine höhere Steuerbelastung!
Prof

chinaman - Dienstag, 29. Mai 2007 - 06:01
Im Prinzip hast Du natürlich völlig Recht. Es ist allerdings mehr eine Steuervorverlagerung als eine Steuererhöhung. In den nächsten Jahren kannst Du ja dann Deine Abschreibungen "nachholen" ...

Die Politik scheut Ausgabenkürzungen und langt daher weiter den Leistungsbereiten in die Tasche. Der Haushalt wird über Mehrbelastungen der Bürger ausgeglichen. Ausgabenkürzungen scheut man wie der Teufel das Weihwasser ...

Dies alles in Zeiten einer boomenden Weltkonjunktur. Mal sehen, was im nächsten Abschwung passiert.


Gruß
Chinaman

prof - Dienstag, 29. Mai 2007 - 08:41
Im Prinzip hast Du natürlich völlig Recht. Es ist allerdings mehr eine Steuervorverlagerung als eine Steuererhöhung. In den nächsten Jahren kannst Du ja dann Deine Abschreibungen "nachholen" ...

In den Jahren 2012, 2013 bis unendlich dürfen ja wieder aber nur 20% der neuen Wirtschaftsgüter abgeschrieben werden, so dass sich diese Vorverlagerung bis zur Geschäftsaufgabe fortsetzt.
Also: Einmaleffekt mit zinsloser Rückerstattung zur Geschäftsaufgabe!
Prof

chinaman - Dienstag, 29. Mai 2007 - 09:27
"so dass sich diese Vorverlagerung bis zur Geschäftsaufgabe fortsetzt. Also: Einmaleffekt mit zinsloser Rückerstattung zur Geschäftsaufgabe! "


Hallo Prof,

genau richtig ... Freu Dich doch, dass Du noch etwas mehr zum Gemeinwohl beitragen darfst ...

;-))
Gruß
Chinaman

amateur - Donnerstag, 28. Juni 2007 - 19:20
Hallo,

ich habe eine Frage zur Abgeltungssteuer. Eigentlich wollte ich mein Depot bis Ende 2008 umschichten, um der Gier der Regierung zu entgehen. Jetzt lese ich auf http://aktien-blog.com/abgeltungssteuer-2009.html: "Wer noch schnell clever anlegen will, sollte bis zum Ende dieses Jahres handeln. Bis dahin auf den Weg gebrachte Investments können dann bis Ende 2008 und rechtzeitig bis zur Einführung der Abgeltungssteuer noch steuerfrei geltend gemacht werden." Damit müsste ich ja bis Ende 2007 investieren, wenn ich meine langfristigen Investitionen steuerfrei einstreichen will, da ich die einjährige Haltefrist einhalten muss.
Unter http://www.welt.de/welt_print/article947612/Abgeltungssteuer_belastet_Fondssparer.html steht jedoch, dass ich steuerfrei noch bis Ende 2008 anlegen kann.
Wer hat Recht? Habe ich nur noch bis Ende des Jahres 2007 Zeit oder bis Ende des Jahres 2008? Ich möchte einen Teil meines Geldes in Fonds und einen Teil in Aktien anlegen. Kann es sein, dass beide Anlageformen (Aktien, Fonds) doch nicht steuerlich gleich behandelt werden, wie ich es bisher verstanden habe?

Danke im Voraus
Amateur

chinaman - Donnerstag, 28. Juni 2007 - 20:01
Hallo Amateur,

mit der Ausnahme von Zertifikaten hast Du bis Ende des Jahres 2008 Zeit um die Umschichtungen vorzunehmen. Der Text von aktien-blog bezieht sich eventuell drauf, dass man dann zuvor noch einmal Ende 2008 steuerfrei verkaufen kann und dann noch rechtzeitig neu anlegen.


Gruß
Chinaman

amateur - Donnerstag, 28. Juni 2007 - 20:08
Hallo Chinaman,

danke für die prompte Auskunft. Hast mir einige Panikverkäufe und -käufe erspart. In diesem Jahr bin ich noch nicht für die Steuer-Spar-Aktion bereit.

Grüße, Amateur

chinaman - Donnerstag, 28. Juni 2007 - 20:35
"In diesem Jahr bin ich noch nicht für die Steuer-Spar-Aktion bereit"

Hallo amateur,

ich denke auch, es ist wichtig, so etwas gründlich zu durchdenken ...

Gruß
Chinaman

amateur - Freitag, 29. Juni 2007 - 10:06
Hallo Chinaman,

Aus Deinem Musterdepot habe ich vier Aktien herausgefischt, von denen ich denke, ich werde mich noch vor Ende 2008 auf einen netten Gewinn freuen können. Dann werde ich wohl alle meine Aktien verkaufen unabhängig davon, wie das Kursniveau ist. Das Bargeld und meine heimlich ins Kissen eingenähte Reserven investiere ich komplett in Fonds, die sich dann steuerfrei bis zur Rente vermehren werden.
Wenn ich mehr Geld zum Spekulieren hätte, müsste ich es nicht so machen. Aber Steuerfreiheit bei relativ zuverlässiger Fondsanlage hat dann für mich Vorrang vor der Lust am Spekulieren mit Einzelaktien. Wenn ich nach dieser Steuersparaktion wieder finanziell erholt und erneut Geld angespart habe, kann ich mich intensiver um Einzelninvestments in Aktien kümmern.
Wie sieht es eigentlich bei Dir oder bei den Lesern privat aus? Interessierst Ihr Euch auch für Fonds? Oder legt Ihr lieber alles in Aktien, Zertifkate und Optionsscheine an?

stw - Freitag, 29. Juni 2007 - 10:53
Ich habe mit Fonds kaum positive Erfahrungen gemacht. Daher verlasse ich mich jetzt nur noch in Einzelfällen auf Fondsmanager und investiere lieber direkt. Es ist ja bekannt, dass nur die allerwenigsten Fonds besser abschneiden als der Gesamtmarkt.

:-) stw

al_sting - Freitag, 29. Juni 2007 - 11:07
Darum würde ich bei Fonds preiswert dem Markt folgen, also am ehesten passive, börsengehandelte Indexfonds (ETF) kaufen.
Vollständige Indexabbildung, sehr geringe Gebühren. Je nach langfristiger Einschätzung von Regionen oder Branchen gibt es da mittlerweile auch immer bessere Auswahlmöglichkeiten.

Ich denke mal, dass ich nach Einführung der neuen Regeln verstärkt in diese Papiere gehen werde, also mehr volks- als betriebswirtschaftlich investiere.
Denn diese Papiere kann man m.E. unbesorgter über lange Zeiten halten als einzelne Aktien. Und bei starker Besteuerung bei "Aktienwechsel" ist eine etwas geringere Renditeohne Zwischenbesteuerung einfach rentabler. (Zinseszinseffekt)

Ciao, Al Sting

chinaman - Freitag, 29. Juni 2007 - 11:11
"Interessierst Ihr Euch auch für Fonds"


Hallo Amateur,

ehrlich gesagt nicht die Bohne. Auch hier deckt sich meine Einschätzung voll mit der von stw.

Ein weiterer Gedanke: Wir befinden uns ziemlich zweifelsfrei in einem reifen Bullenmarkt. Es ist also bei Leibe nicht sicher, dass Ende 2008 ein guter Zeitpunkt sein wird, um sich langfristig an den Aktienmärkten zu positionieren !

Gruß
Chinaman

prof - Freitag, 29. Juni 2007 - 12:18
Ein Fonds kommt für mich nicht in Frage:
- Ich finanziere niemandem einen fetten BMW, schlanke Freundin usw. der es auch nicht besser weiß als ich.
- Es gibt ausreichend Statistiken und Performancevergleiche in denen belegt wird, dass die meisten Fonds ihren Index underperformen.
- Hätte ich keine ordentlichen Gewinne an der Börse gemacht, würde ich finanziell viel schlechter da stehen (auf der Schn... liegen) als heute!
- Und dann noch die unkreative Langeweile: Börse macht schließlich so viel Spaß und gehört bei mir mit zu den Top Ten der Freizeitgestaltung (inkl. stw-boerse)!!

Indexzertifikate mögen in Hinsicht auf Sicherheit noch gehen und performen meist besser als ein normaler gemanagter DAX-Fonds. Aber ein DAX-Indexzertifikat steht heute niedriger als im März 2000, das ist ein bissel wenig bei dieser Inflation, meinste nicht?
Prof

al_sting - Freitag, 29. Juni 2007 - 12:36
- Die Langeweile hat mich bisher auch von Fonds abgehalten ;-) Für mich ist Börse zweierlei: Geld verdienen/gewinnen, aber auch lernen zu verstehen wie die Wirtschaft tickt.
- DAX 2000 halte ich für ein schlechtes Vorbild. Ebenso wie ich heute eher aus deutschen Aktien aussteigen würde hätte ich mir damals keine gekauft. Ich stand damals nur etwas ungläubig und unverständig daneben (eigentlich seit dem mir unverständlich erfolgreichen Telekom-Börsengang) Meine ersten Aktien habe ich Ende September 2001 gekauft, als ich erfuhr, dass Lufthansa unter ihrem Buchwert gehandelt wird und Daimler etwa 5% Dividende ausgibt.
- Ich habe mir mal ein zusätzliches "Was wäre wenn-Musterdepot" mit verschiedenen Indexzertifikaten erstellt. Wenn ich sporadisch daraufschaue (ist ja langweiliger;-)) muss ich zugeben, dass es sich besser entwickelt hat als meine eigenen Aktien. Aber auch in diesem Depot gibt es immer mal wieder Änderungen (z.B. jetzt das Dax-Papier heraus...)

Ciao, Al Sting

prof - Freitag, 29. Juni 2007 - 13:08
@al: Natürlich ist der Zeitraum sehr "willkürlich" gewählt!
;-) Prof

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