Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Top - Reine Strategiediskussion: Archivierte Beiträge bis 16. September 2006
Prof_b - Mittwoch, 4. August 1999 - 14:32
Ich fand die Strategiediskussion, die MR. Orange hier eröffnet hat sehr interessant und sehr wichtig.
Da sie ziemlich weit "heruntergerutscht" ist, hier noch mal ein neuer Versuch.

Börsenneuling:
- Am Anfang jeder Börsenkariere steht wohl erst mal der Kaufen von Aktien, die alle Welt gut findet, die auch fundamental gut dastehen und die möglicherweise stark gefallen sind.
Man könnte jetzt als blutiger Anfänger z.B. Daimler Chrysler, Volkswagen oder Coba kaufen, weil sie vom "Preis-Leistungs-Verhältnis" recht billig sind.
- Wenn man lange genug in den Boards gewesen ist, wird man meist immer spekulativer. Und wer will nicht gern reich werden? Also wären heute für den Anfänger gerade GfN, GUB, Stratec interessant. (Ohne hier eine Diskussion darüber anfangen zu wollen.)
Möglicherweise ist diese Anfängerstrategie auf Sicht von einem Jahr gar nicht so schlecht!

Charttechniker:
Der hat es vergleichsweise einfach: Er sieht sich den Chart an und agiert. Je weniger er sich von dem "fundamentalen und dem Nachrichtenmüll" beeinflussen lässt, umso leichter hat er es.
Die Charttechnik ist meiner Meinung nach in langen Anstiegs- oder Abstiegsphasen wertvoll. Wie ein echter Volltreffer aussieht, das kann man an Aktien wie EM-TV, GfN (in der Anstiegsphase), MOBILCOM sehen. Nur der Charrtechniker hätte hier wohl die Nerven gehabt, eine Verzehnfachung bei EM-TV durchzustehen.
Auch in langen Abstiegsphasen (Integrata, GfN, GUB, Stratec) ist die Charttechnik sehr hilfreich. Man sollte frühestens bei Druchbruch durch die 38-d- Linie kaufen.
Allerdings liefert die Charttechnik auch viele falsche Signale.
Aber: Den richtigen Hauptgewinn (EM-TV) erzielt man nur mit ihrer Hilfe!

Fundamentalist:
- Der ist wohl am wenigsten zu beneiden. Im Augenblick habe ich mal wieder den Eindruck, daß fast alle Vorstände ihren Aktionären die Taschen vollügen. Allerdings muss man sagen, daß die Informationsgier des Marktes auch zum Lügen verleiten dürfte.

Man kann wohl folgende Faustregeln aufstellen:
- "Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht", je öfter Fehlprognosen erstellt wurden umso häufiger sind die in der Zukunft zu erwarten. (BEH, Bankgesellschaft Berlin, MWA, Schaltbau, Plettac und ander Pappenheimer)
- Unternehmen mit konstantem Gewinnzuwachs in der Vergangenheit entäuschen weniger. (WMF, Leifheit, allerdings sind genau das die Mauerblümchen der Börse)
- Je niedriger das KGV und je höher die geplante Gewinnsteigerung umso höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Entäuschung. (Mit anderen Worten "Je besser die Sache aussieht umso skeptischer sollte man sein!"

- Dividendenstrategie
Aufgrund der Halbierung der Sparerfreibeträge, des wahrscheinlichen Wegfalls der Körperschaftssteuergutschrift zahlt man hier das meiste an den Staat.
Sonst wäre die Sache gar nicht so schlecht.
Bei einem Kauf nach der HV und einem Kauf vor der nächsten HV könnte man auch ordentliche Gewinne einfahren wenn da nicht die Verlängerung der Spekulationssteuer wäre.

- Fallen Angel-Strategie
Mit Aktien, die gerade völlig out sind: Fresenius und Concord-Effekten im Winter, Bankgesellschaft Berlin, BEH (die notorischsten Lügner, wenn es um Gewinnprognosen geht), Rinol, Curtis, Sauer habe ich dieses Jahr die besten Gewinne eingefahren.
Ähnelt dieses Strategie nicht sehr der Anfänger-Strategie?


Meine Performance aktuell 7 %.
Muss man sich (ohne Selbstmitleid aber objektiv) fragen, ob nicht doch ein Indexzertifikat das Beste wäre?

Natürlich ist eine Mischstrategie am besten, aber niemand weiß, bei welcher Aktie die technischen, die fundamentalen oder die sonstigen Aspekte im Vordergrund stehen werden.

Mit der Psychologie kommt man sehr weit.
- Eine Aktie, bei der "Noch 7 Tage bis zur HV" im Consors Board steht, fällt nach der HV (GfN)
- Eine Aktie, die wegen einer positiven Ad-Hoc rasch ansteigt, kommt meist noch mal zurück.
- Eine Aktie steigt vor einer guten Dividendenzahlung.
- Eine Aktie muss gekauft werden, wenn sie niemanden interessiert, aber die Frage ist, wie lange dieser Zustand anhält.

Viele Grüße Prof

Trick17 - Mittwoch, 4. August 1999 - 17:36
Alles Glück!
Ich werd das Gefühl nicht los: Börse ist wie Lotto
spielen. Einige Aktien steigen, dass einigen schwindelig wird.
Mannesmann mag ja ok sein, aber das jetzige KGV??
VW steigerte in der Vergangenheit auch ganz gut die Gewinne und den Cash-Flow. Die Aktie ist jedoch völlig out!
Die Vorzüge sind zu einem KGV von 5 zu haben.
Das will in meinen Kopp nicht rein. Sicher an der Börse wird die Zukunft gehandelt, aber das KGV scheint
niemanden zu tangieren.
Wachstumsperspektiven sind sehr wichtig, aber die
gibt es bei Curtis auch. Es ist wohl alles
auch sehr viel Glück dabei. Ich kaufe daher nur
noch aktien, die weit zurückgekommen sind.
Immer schön in die fallenden Messer greifen!
Der DAX macht doch auch was er will.
Ich überleg gerade, ob es Sinn macht bei Lufthansa
einzusteigen und sie wieder bei 20 Euro zu verticken. Ich werd das Gefühl nicht los,
dass fast alle Börsianer eine Schramme haben.
Der Markt ist technisch angeschlagen. - Ist da ein Getriebe kaputt? - oder ne Welle. Spricht von der Technik, so meint man Grafiken. Das ist auch ein Beispiel, wie verworren die Börsianer sind.
Was ich wirklich hasse: Kaufempehlungen von Aktien, die schon um 100% gestiegen sind. Alle Analysten, die jetzt DCX zum Verkauf stellen und sie
noch vor 4 Wochen zum Kauf stellten, sollten mal zum Psychiater gehen!

Prof_b - Mittwoch, 4. August 1999 - 18:23
Da sind wir ja fast einer Meinung, man könnte sich noch folgende Gedanken machen:
- Es gibt wirklich Leute, die an der Börse reich geworden sind: Kostolany, Bufett ...
War das Zufall? (Wenn die ganze Welt würfelt, so gibt es auch einige, die 30 mal hintereinander eine "6" würfeln.) Ich glaube es war kein Zufall.

- Da wir wahrscheinlich nicht zu diesen absolut talentierten Leuten gehören, warum machen wir das überhaupt?
Weil es Spaß macht und einen gewissen Nervenkitzel darstellt!
Viele Grüße Prof

Finanzminister - Mittwoch, 4. August 1999 - 20:36
Hallo, ihr Möchtegern-Bufetts!
Die Anmerkungen hier treffen teilweise den Nagel wirklich auf den Kopf. Besonders die, daß fast alle Börsianer eine Schramme haben.

Doch nun auch von mir einige Bemerkungen zur Anlagestrategie, ob sie wertvoll sind, oder nicht, kann ich in etwa 15 Jahren beantworten. Für den Erfolg eines Anlegers ist glaube ich wichtig, daß er sich als Investor versteht. Wenn man von der Strategie des Unternehmens und von der Entwicklung des Marktes oder des Marktsegmentes überzeugt ist, dann sollte eigentlich der Tageskurs nicht interessieren. Es kann sein, daß ich mit dem Beispiel Rhön-Klinikum nerve, doch soll es ein weiteres Mal hier angeführt werden. Wer im Jahr 1989 DM 50.000 in dieses Unternehmen investierte und an allen Kapitalerhöhungen usw. mitgemacht hat, der verfügt heute über knapp DM 400.000,00. Das entspricht einer jährlichen Rendite von über 20 %. Und die Entwicklung des Unternehmens ist noch nicht zu Ende; ich bin sicher, sie beginnt erst richtig: Sie setzen inzwischen Standards beim Einsatz modernster Technik, die Kliniken sind von der Organisation des Ablaufes optimal konzipiert, übernommene Kliniken werden abgerissen und entsprechend umgebaut, um Abläufe zu optimieren, sie sind in der Lage, weitere öffentliche Kliniken zu übernehmen, Managementqualität wird durch einen eigens eingerichteten Studiengang gesichert, öffentliche Kliniken (potentielle Übernahmekandidaten) sind ressourcenfressende Moloche, die sich eine Volkswirtschaft auf Dauer nicht mehr leisten kann und nicht zuletzt steht durch die Härte des Wettbewerbs der Kunde - der Patient - im Mittelpunkt.

Ich will an dieser Stelle mit dem Beispiel Rhön Klinikum abbrechen und wieder zur Strategie zurückkehren. Was ich mit dem Beispiel sagen will:

1. Unternehmen mit exorbitant niedrigem KGV müssen nicht unbedingt Schnäppchen sein, auch wenn sie optisch billig sind.
2. Wer ernsthaft glaubt, er mache einen Megadeal wie mit der Aktie EM-TV, der soll ruhig weiterträumen. Selbst wenn man eine solche hat, sollte man sich m. E. nach 100 oder 200 % Steigerung evtl. doch mal verabschieden, denn die Chancen auf 3000 % sind wirklich fast so gering wie Lotto.
3. Man sollte sich intensiv mit "seinen" Unternehmen beschäftigen (HV, Geschäftsberichte, Marktberichte, Bücher etc.) Angesichts Wertsteigerungen von 20 bis 25 % pro Jahr eine rentierliche Tätigkeit!
4. Immer in Raten kaufen, nie alles auf einmal investieren.
5. Die einmal gewählte und wohlüberlegte Strategie (seinen eigenen Anlageplan usw.) nicht aufgrund von momentan vielleicht verlockenden Alternativen gleich wieder über Bord werfen. (Was nicht heißen soll, daß man sich an evtl. Fehlinvestitionen krampfhaft festhalten sollte)
6. Man sollte sein eigenes Verhalten vielleicht in einer Art Tagebuch festhalten. Bestimmte Phänomene tauchen nämlich regelmäßig wieder auf. Evtl. lernt man dadurch gegen den Strom zu schwimmen, und nicht den gleichen Fehler zu machen, wie die Masse, die dann im entscheidenden Punkt (der m. E. bald wieder kommen wird, siehe Herbst 1998) eben falsch liegt.

Ich wünschte, ich würde diese Punkte selbst immer beachten. Auch ich handle oft unüberlegt, vielleicht oft zu emotional. Börse ist nun eben mal Psychologie.

Eine Anlagestrategie, die rein auf fundamentalen Erwägungen beruht ist jedoch m. E. auch falsch. Momentan überlege ich z. B., ob ich nicht mindestens die Hälfte meines Depots verkaufen soll, angesichts einer demnächst mit großer Wahrscheinlichkeit anstehenden Korrektur des Gesamtmarktes. Die technische Situation des Dow Jones verschlechtert sich zusehends und trotz der relativ niedrigen DAX-Bewertung werden wir auch mit nach unten gehen. Langfristig spielt dies sicherlich keine Rolle, kurzfristig kann man jedoch mit der gleichen Aktie, die evtl. schon gut gelaufen ist, durch Zwischenverkäufe zweimal Gewinne einfahren. Selbst die Aktie des solidesten Unternehmens geht im Falle einer mehr oder weniger scharfen Gesamtmarktkorrektur nach unten. Schon in mehreren Fällen hätte ich so verfahren sollen, hab es aber (wahrscheinlich deswegen, weil man den Hals eben nicht voll genug bekommen kann)letztlich nicht getan.

Wie gesagt - trotz evtl. kurzfristigen Handelns sollte man die langfristige Entwicklung immer im Auge behalten. Was haltet ihr von kurzzeitigen Zwischenverkäufen in so unsicheren Phasen wie der momentanen?

viele Grüße Finanzminister

Stw - Mittwoch, 4. August 1999 - 20:42
Warum seit Ihr so gefrustet ? Wir befinden uns zZt. in einer gerade für dt. Nebenwerte recht schwierigen Börsenphase, aber das ist auch alles.

Nun läuft es seit Beginn99 bei den meisten Börsianern nicht gut und schon wird überall gejammert. Dabei haben wir doch alle in den Vorjahren phantastische Gewinne erzielt, von denen wir noch lange zehren können. Meine persönliche Rendite in den letzten 4-5 Jahren liegt noch immer deutlich über 30%, da kann doch eine etwas schwächere Phase nun nicht ernsthaft erschüttern, oder doch ?

ICh überlege nur, ob es an der Zeit ist, gerade beim Investment in Nebenwerte psychologische Aspekte zusätzlich zu den Fundamentals zu betrachten.

Unser Prof hat recht, wenn er schreibt, daß eine Aktie idR fällt, wenn im ConSors-Board schon Tage vor der HV ein Riesentrara um diese HV gemacht wird. Bisher war ich der Meinung, diese Schwankungen bei einer Langfristanlage ignorieren zu könnnen. Allerdings werden die Märkte aufgrund einer sich wandelnden Anlegerstruktur immer volatiler. Vielleicht sollte man doch versuchen, dies auszunutzen, indem man mehr antizyklisch handelt. (d.h. gezielter Verkauf von Werten, die zB. im ConSors-Board gerade 'in' sind.)

Was meint Ihr dazu ? Hat jemand Erfahrung mit einem solchen Verhalten ?

:-) stw

Prof_b - Donnerstag, 5. August 1999 - 07:53
Thema Frust:
Wenn man so von den AG´s entäuscht wird (5 von 12 Unternehmen in meinem Depot haben eine Herabsetzung des prognostizierten Gewinns innerhalb der letzten 30 Tage gemeldet) darf man auch frustriert sein!
Ist es Zufall, daß das gerade bei mir passiert?
Es ist kein Jammern sondern die sachliche Feststellung, daß die meisten Unternehmen zu optimistische Prognosen abgeben. Sie stehen auch unter einem gewissen Erfolgszwang.
Man sollte postivie Gewinnschätzungen grundsätzlich in Frage stellen!

Mit der Psychologie kommt man wahrscheinlich am weitesten. Natürlich sollte man die fundamentalen Gesichtspunkte nicht außer acht lassen!
Viele Grüße Prof

Mrorange - Donnerstag, 5. August 1999 - 19:56
thema consors board

ich glaube wir hatte schon vor einiger zeit einmal die diskusion.
ich glaube nicht,daß die consors leute die kurse nachhaltig bewegen können,außer vielleicht bei pennystocks bremer vulkan und co bei denen ein paar hundert stk am tag umgesetzt werden.
ich beobachte schon einmal,daß marketenge werte gepusht und nicht alle steigen(manche muß ich zugeben steigen dennoch!).
so gesehen müßte es immer ein paar geben die aufspringen.
ich glaube die consors leute halten sich für einflußreicher als sie sind.
viele dort glauben wirklich wenn ich aktie A pushe steigt der kurs ich habe es selten beobachtet.meiner meinung haben börsenbriefe größeren einfluß auf die kurse oder fernsehsender alla n-tv.
ich erlebe es meistens das die gepushten werte bei consors schon meist gut gelaufene werte sind,oder eintagsfliegen sind,also hier wird zu höchstkursen gepusht und ein paar tage später wird nicht mehr darüber geredet.
jeder weiß doch,daß es bei consors keine wohltäter gibt(das dax board mal außen vor hier findet man ab und zu noch was vernünftiges).
ich nutze das consors board jedenfalls zur unterhaltung und habe oft mächtig spaß,wenn ich die postings lese,aber anlagetips bei consors findet man selten.

gruß Mr.Orange

Stw - Donnerstag, 5. August 1999 - 22:19
Genau richtig, echte Anlagetips wird man im ConSors-Zocker-Board wohl kaum finden. Die Frage ist vielmehr, ob man das Board evtl. als Kontraindikator nutzen kann, wie Prof vorschlägt.

Ich selbst habe auch schon mehrmals beobachtet, daß die Nebenwerte, die dort gerade vor einer HV vielbeachtet und hochgelobt werden, oft nach der HV abstürzen, auch wenn die Zahlen gut sind.

:-) stw

Levdul - Freitag, 6. August 1999 - 16:11
Ich glaube mit der Meinung, daß alle Börsianer eine Schramme haben, nur weil sie Hip-Aktien kaufen kommt man nicht weit.
Ich persönlich war zu feige bei 700 E auf EM.TV
aufzuspringen, die Schramme habe also ich.

Wenn ich nur Geld verdienen als Ziel haben wuerde,
waere mein Geld zu 50 % bei Kurt Ochsner im Fond
und den Rest in einem NM Indexzertifikat.
Aber ist nicht der Spieltrieb das richtig Aufregende an der Börse? Ist die Freude bei Erfolg nicht all die Trauer bei Mißerfolg wert ?
Ist es nicht herrlich Gier und Angst bei sich selber zu beobachten und hinterher darueber lachen zu koennen ?

Schoenen Tach noch

Mrorange - Freitag, 6. August 1999 - 19:02
Mr.Orange

ist auf jeden fall etwas wahres dran :-)))
es macht einfach wahnsinnig spass.
börse ist eben ein spiel mit preisen.
in einer der letzten ausgabe des magazin "focus" war ein interessanter artikel über börse.ich hoffe ihr habt ihn gelesehen.
trotzdem können die strategien unterschiedlich sein.ich denke hier führen viele wege nach rom.
der eine zockt mit Optionsscheinen der andere mit aktien.der eine ist zocker der andere anleger.
ich bewerte dabei wirklich nicht welche strategie die beste ist vielmehr muß jeder schließlich seine strategie finden.
ich verurteile keine zocker,aber wenn bewußt ein anonymes medium,wie zb ein brokerboard,dazu mißbraucht wird um zb falschmeldungen zu verbreiten,oder unerfahrende anleger auflaufen zu lassen,dann muß ich sagen,daß hier der spass meiner meinung aufhört.
schockierend fand ich vor wenigen wochen die endemann ad hoc in der es hieß,daß besorgte anleger bei endemann angefragt hätten,ob ein gewinnrückgang stattgefunden habe,weil es im internet in gewissen brokerboards zu lesen war.
die firma endemann hat das ganze in einer ad hoc dementiert.
vielleicht muß ich doch eingestehen,daß der einfluß von brokerboard größer ist als ich denke.

gruß Mr.Orange

Prof_b - Samstag, 7. August 1999 - 12:14
Hi Mr Orange
- Focus Artikel habe ich im Urlaub gelesen, fand ich auch recht gut.
- Es führen viele Wege nach Rom, aber es führen auch viele Wege in die Armut, das darf man nicht vergessen.
- Die Frage ist, wo der Spaß aufhört und die Spielsucht anfängt. (Da ich schon 8 Jahre dabei bin und die Sache nur betreibe, wenn ich die Zeit finde, hoffe ich mal daß ich nicht zu den letzteren gehöre.)

chinaman - Freitag, 8. September 2006 - 06:11
Handelsblatt Nr. 169 vom 01.09.06 Seite 32


OPTIONSSCHEINE: Der Klassiker unter den Hebelprodukten ist vor allem bei Zockern beliebt. Wer mit den Papieren handeln will, sollte aber ihre Tücken kennen.

Heiße Scheine mit Hebel

PETRA HOFFKNECHT | FRANKFURT Die Idee ist so einfach wie bestechend: Wer seine Geldanlage mit einem Hebel versieht, kann mit vergleichsweise wenig Kapital große Summen bewegen. Wenn alles gut geht, krönt am Ende ein hoher Gewinn den Einsatz. Allerdings erkauft sich der Anleger die Chance auf überdurchschnittliche Renditen mit einem höheren Risiko.

Der Klassiker unter den Hebelprodukten ist der Optionsschein. Seit den 90er-Jahren haben ihn die Banken für Privatanleger im Programm. Aktuell können Anleger zwischen 44 000 Scheinen auf Indizes, Aktien, Währungen und Rohstoffe wählen. Laut einer Marktstatistik der Deutschen Bank betrug allein im Juli der Umsatz mit Hebelprodukten 14 Mrd. Euro nach 10,1 Mrd. Euro im Vorjahresmonat. Davon entfielen 35,8 Prozent oder fünf Mrd. Euro auf Optionsscheine und 64,2 Prozent auf mit einem Hebel ausgestattete Zertifikate.

Optionsscheine sind als Wertpapiere verbriefte Optionen. Anders als Optionen, die von Profis an Terminbörsen wie etwa der Eurex ge- und verkauft werden, können Privatanleger Optionsscheine in kleinen Stückzahlen für wenig Geld direkt mit ihrer Bank oder an den Börsen in Frankfurt und Stuttgart handeln.

Die Papiere gibt es in zwei Varianten: Mit einem Kaufoptionsschein, einem so genannten Call, wetten Anleger auf steigende Kurse eines Basiswertes - das kann eine Aktie, ein Index, aber auch eine Anleihe, Zinsen oder Rohstoffe sein (siehe Call & Co."). Mit einem Verkaufsoptionsschein, dem Put, spekulieren Investoren auf fallende Kurse.

Entwickelt sich der zu Grunde liegende Basiswert in die gewünschte Richtung, streicht der Anleger einen überproportionalen Gewinn ein. Möglich macht dies die Hebelwirkung der Optionsscheine. Diese ergibt sich aus dem Umstand, dass der Investor nicht den Basiswert kauft, sondern lediglich das Recht erwirbt, diesen zu einem bestimmten Kurs - den Basispreis - zu kaufen (Call) oder zu verkaufen (Put). Da dieser Basispreis geringer ist als der Kurs des Basiswertes, profitieren Anleger überproportional von Kursentwicklungen: Mögliche Gewinne, aber auch mögliche Verluste, wenn der Anleger falsch liegt, werden " gehebelt".

Geht die Rechnung nicht auf, droht dem Anleger schlimmstenfalls ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals. Auf Grund des hohen Risikos lassen sich die Banken von interessierten Anlegern die so genannte Termingeschäftsfähigkeit bescheinigen. Der Investor versichert dadurch, über die Risiken aufgeklärt worden zu sein.

Neben Chancen und Risiken sollten Anleger auch die zahlreichen Besonderheiten von Optionsscheinen kennen. So wird deren Preis gleich durch drei Faktoren wesentlich beeinflusst: die Kursentwicklung des Basiswertes, dessen erwartete Schwankungsbreite - Fachbegriff: implizite Volatilität oder kurz: Vola - und die Restlaufzeit des Optionsscheins.

Insbesondere die Volatilität ist für Anleger schwer abzuschätzen, ihre Wirkung auf den Optionsscheinpreis aber ist enorm: Steigt die Vola, erhöht sich auch der Wert des Scheins. Der Grund: Um sich gegen Verluste abzusichern, tätigen die Emittenten der Optionsscheine Gegengeschäfte an der Terminbörse Eurex. Höhere Schwankungen eines Basiswertes verteuern diese Absicherung. Und die gestiegenen Kosten wiederum schlagen die Emittenten auf den Optionsscheinpreis auf. Anders herum gilt aber auch: Sinkt die Volatilität, werden die Preise für Optionsscheine günstiger. Im Extremfall kann es sogar passieren, dass ein Call-Optionsschein wegen der fallenden Vola seines Basiswertes verliert, obwohl dessen Kurs wie vom Anleger erwartet steigt.

Die erwartete Volatilität für deutsche Standardwerte gibt beispielsweise der VDax-Index der Deutschen Börse wieder. Mit einem Stand von 16 notiert dieser zurzeit im unteren Drittel seiner langjährigen Spanne. Das heißt: Im historischen Kontext sind Optionsscheine auf deutsche Standardwerte aktuell eher günstig.

Bei der Laufzeit müssen Investoren beachten, dass Optionsscheine bis zur Fälligkeit an Wert verlieren. Insbesondere zum Laufzeitende baut sich dieser so genannte Zeitwert überproportional ab. Um den richtigen Schein für sich zu finden, braucht der Anleger zunächst eine Marktmeinung, wie sich der Basiswert innerhalb einer bestimmten Zeit entwickelt. Erwartet er beispielsweise schon bald eine starke Kursbewegung einer Aktie, wählt er einen Schein mit einer kurzen Restlaufzeit, dessen Basispreis über dem aktuellen Aktienkurs notiert. Ist der Investor hingegen unsicher über das Ausmaß der Kursbewegung, nimmt er einen Schein mit längerer Laufzeit und einem Basispreis leicht unter oder direkt auf dem aktuellen Aktienkurs.

Vor dem Erwerb des Optionsscheins empfehlen Experten Trockenübungen mit Optionsscheinrechnern im Internet, damit die Anleger ein Gefühl für das Anlageinstrument und das Zusammenspiel von Kursbewegungen, Volatilität, Laufzeit und der Preisentwicklung des Optionsscheins bekommen.

Darüber hinaus gibt es vier Kennzahlen, die ein Optionsscheinkäufer auf den Internetseiten der Emittenten, seines Internet-Brokers oder eines auf Derivate spezialisierten Informationsdienstleisters erfährt und die er beachten sollte: $ Der "Hebel" beschreibt das Verhältnis des Kapitaleinsatzes beim Optionsschein im Verhältnis zum Einsatz beim Aktienkauf. Je höher der Wert, desto größer die Chance, mit geringem Einsatz hohe Gewinne zu realisieren, desto größer aber auch das Risiko.

$ Das "Delta" gibt an, wie stark der Wert eines Optionsscheines auf aktuelle Kursveränderungen des Basiswertes reagiert. Bei einem Call liegt das Delta immer zwischen 0 und 1, bei einem Put zwischen 0 und minus 1. Liegt das Delta nahe 0, reagiert das Papier kaum noch auf Veränderungen des Basiswertes.

$ Das "Omega" beschreibt, um wie viel Prozent sich der Optionsscheinpreis ändert, wenn der Basiswert um ein Prozent steigt oder fällt.

$ Das "Theta" führt dem Investor vor Augen, wie stark sein Schein bei fortschreitender Laufzeit an Wert verliert.

Auf Grund ihrer komplizierten Struktur und der Gefahr des Totalverlustes empfehlen Experten Optionsscheine nur für risikobereite, kurzfristig orientierte Investoren. Zwar besteht theoretisch die Möglichkeit, die Papiere zur Absicherung des Depots einzusetzen. Die Erfahrung zeigt aber, dass vor allem spekulative Privatanleger Optionsscheine einsetzen. Daten der Deutschen Bank untermauern dies: Demnach liegt die durchschnittliche Haltedauer eines Optionsscheins bei gerade einmal sechs Tagen.

Hoffknecht, Petra



01. September 2006

chinaman - Samstag, 9. September 2006 - 09:40
Handelsblatt Nr. 168 vom 31.08.06 Seite 30


BULLE & BÄR

Synchrone Verluste

UDO RETTBERG | FRANKFURT Wie bedeutend ist für Anleger das Thema "Asset-Allocation" - die Strukturierung des Vermögens? Die Antwort: theoretisch sehr. Praktisch hatte sie während der vergangenen drei Jahre aber wenig Bedeutung.

Das Heer jener Finanzmarkt-Theoretiker, die mit unterschiedlichen Ansätzen das Thema Asset-Allocation erforschen, wird größer. Die Fachleute, die sich mit Fragen der Vermögensaufteilung beschäftigen, suchen eine klare Antwort auf die Frage nach der richtigen prozentualen Gewichtung einzelner Anlageklassen in einem Portfolio. Finanzexperten amerikanischer Universitäten haben die bislang angewandten Methoden sogar noch verfeinert und neue theoretische Ansätze von der "Strategic Asset Allocation" über die "Tactical Asset Allocation" bis hin zur "Integrated Asset Allocation" entwickelt. Das Ziel: Alle Eventualitäten der Finanzmärkte sollen auf diese Art und Weise Berücksichtigung finden und dem Anleger die höchstmögliche Rendite bringen. Immer geht es darum, die Gewinner unter den Anlageklassen im Portfolio möglichst hoch zu gewichten und die Verlierer zu vernachlässigen oder aber - im Idealfall - überhaupt nicht zu berücksichtigen.

Eine Beschäftigung mit dieser Thematik ist im Prinzip sehr wichtig, da immer mehr Vermögenswerte in verbriefter Form angeboten werden. Nach dem Platzen der Internet-Blase wurden jedoch Schwächen der Methodik offenkundig: Wegen der weltweit üppigen Liquidität verzeichneten alle populären Anlageklassen über einen Zeitraum von drei Jahren hinweg kräftige Wertsteigerungen. Dies geschah so synchron wie selten zuvor.

Für Anleger war es von Anfang 2003 bis Anfang 2006 recht einfach, die eigene Vermögenssituation zu verbessern. Über etwas mehr als zwei Jahre hinweg kam es im Gleichlauf zu Kursgewinnen bei Aktien, Anleihen, Emerging-Market-Investments, Rohstoffen und Immobilien. Erst danach brachten deutliche Kurseinbußen bei Anleihen Misstöne in den Gleichklang.

Die einzige Anlageklasse, die während des Aufschwungs keine Freude machte, war Bargeld. Das Thema Asset-Allocation hatte bis zum ersten Quartal dieses Jahres also keine große Bedeutung, da beinahe alle Anlageklassen eine sehr gute Performance boten.

Es überrascht daher nicht, dass sich die Finanzmärkte auch in den vergangenen Wochen wieder im Gleichklang bewegten. Kursverlusten bei Anleihen folgten Kurseinbußen bei Aktien der Industrieländer und der Emerging Markets, bei Rohstoffen und auch Immobilien, bevor die Tendenz bei Anleihen wieder drehte. Während dieses Zeitraums war Bargeld die einzige attraktive Anlageklasse.

Welche Erkenntnisse lassen sich aus diesem gleichläufigen Auf und Ab ziehen? Zurzeit schöpfen die Notenbanken bekanntlich Liquididät ab. Weitere Kurskorrekturen würden daher nicht überraschen. rettberg@handelsblatt.com

Rettberg, Udo



31. August 2006

chinaman - Sonntag, 10. September 2006 - 11:19
Starker Wettbewerb

Derivate bleiben der Renner

Derivate, also Optionen, Futures, Optionsscheine und Zertifikate, sind neuesten Daten zufolge nach wie vor der größte Wachstumsmarkt innerhalb der globalen Finanzszene. Und noch ist keine Abschwächung dieses Wachstums in Sicht. Im Gegenteil.

Derivate, also Optionen, Futures, Optionsscheine und Zertifikate, sind neuesten Daten zufolge nach wie vor der größte Wachstumsmarkt innerhalb der globalen Finanzszene. Und noch ist keine Abschwächung dieses Wachstums in Sicht. Im Gegenteil:


BÜRGENSTOCK. Nach Meinung von Terminbörsen-Vertretern ist in den nächsten Jahren mit einer ungebrochenen Dynamik an diesen Märkten zu rechnen. "Wir haben erst die Spitze des Eisbergs gesehen", sagt Andreas Preuss, Vorstandschef der deutsch-schweizerischen Terminbörse Eurex.

Die Terminbörsen hätten das existierende Potenzial bei weitem noch nicht erschlossen, sondern erst an der Oberfläche gekratzt, sagte er im Rahmen des 27. Bürgenstock-Meetings der Swiss Futures and Options Association. Diese Veranstaltung gilt als die größte und wichtigste Derivate-Konferenz in Europa.

Auch Craig Donohue, Vorstandschef der Chicago Mercantile Exchange (CME), vertrat in einem Handelsblatt-Gespräch die Auffassung, dass der globale Siegeszug von Derivaten noch längst nicht abgeschlossen sei. Als einen Grund führte er an, dass die Nutzung entsprechender Produkte für die Emerging Markets erst am Anfang stehe.

Mit den zuletzt von den Terminbörsen gemeldeten Umsatzzahlen in Rekordhöhe wird der Beweis für den anhaltenden Aufschwung der Branche gebracht. Fachleute gehen davon aus, dass die weltweiten Umsätze mit börsengehandelten Derivaten im Gesamtjahr 2006 um fast 25 Prozent über dem Vorjahr liegen und dabei die Marke von 12 Mrd. Kontrakten (Optionen und Futures) übertroffen wird. "Wir werden 2006 im zehnten Jahr in Folge einen neuen Umsatzrekord aufstellen", hieß es zum Beispiel von Seiten der Eurex, die in den ersten acht Monaten dieses Jahres ihren Umsatz gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum um rund 26 Prozent gesteigert hat. Nach der Korea Exchange ist die Eurex die Nummer zwei unter den Terminbörsen in der Welt (siehe nebenstehende Grafik).

Entscheidende Impulse für die US-Börsen kamen in den vergangenen Jahren von deren Umstellung der Handelspraktiken. Noch bis vor wenigen Jahren fand der Derivatehandel in den USA noch per "open outcry" auf dem Parkett der Börsen statt. Viel zu spät stellten die traditionellen Terminbörsen in Chicago auf vollelektronische Handelssysteme um. Dabei stellen elektronische Handelssysteme das eigentliche Geheimnis des Erfolgs der Eurex dar. Die Tochter der Deutschen Börse war von Beginn an als vollelektronische Börse konzipiert. Inzwischen hat die Konkurrenz jedoch nachgezogen. So wird zum Beispiel auch der größte Teil des Handels an US-Börsen mittlerweile auf elektronischen Plattformen generiert.

Großen Anteil am seit Jahren andauernden Derivate-Boom haben neben Hedge-Fonds auch spezielle Marktteilnehmer, die mit modernen vollelektronischen Systemen - so genannten "Quote Machines" - in den Handel eingreifen. Diese Maschinen arbeiten mit mathematischen Methoden und versuchen kleinste Kursfluktuationen zum eigenen Vorteil zu nutzen. Auf diese Weise sorgen diese Akteure für hohe Liquidität an den Märkten. In der Fachsprache wird dies als "Algo-Trading" bezeichnet. Für die Terminbörsen liege die in diesem Zusammenhang bestehende Herausforderung darin, die elektronischen Handels- und Clearingsysteme sowohl unter Kapazitäts- als auch unter Qualitäts-Aspekten immer stärker auszubauen, sagten Eurex-Vertreter. Auch Hedge-Fonds und andere institutionelle Asset-Manager setzen im täglichen Geschäft immer stärker Derivate ein. Eine kürzlich von Branchenorganisationen der Derivate-Branche durchgeführte Umfrage zeigt, dass 70 Prozent dieser Finanzinstitutionen heute Derivate zur Portfolio-Steuerung nutzen. Noch vor zwei Jahren lag dieser Anteil lediglich bei 50 Prozent.

Die Zukunft der Terminbörsen liegt nach Meinung von Bernie Dan, Vorstandsvorsitzender der Börse Chicago Board of Trade (CBOT) sowohl in den Emerging Markets als auch in der Einführung neuer Produkte.

Eine Meinung, die auch Eurex-Chef Preuss vertritt. "Wir werden in der nahen Zukunft den ersten börsengehandelten Kontrakt auf Kreditderivate einführen", sagte er. Eine solche Ankündigung hatte die Eurex allerdings bereits vor mehr als einem Jahr gemacht. Wie die CBOT so sieht auch die Eurex großes Wachstumspotenzial auf den asiatischen Märkten. Darüber hinaus setzt die deutsch-schweizerische Terminbörse auf die Märkte in Osteuropa. Die CBOT hat jetzt bekanntlich mit der Singapore Exchange (SGX) eine gemeinsame Terminbörse unter dem Namen Jade ins Leben gerufen hat, an der unter anderem Kautschuk- und Palmöl-Futures gehandelt werden sollen.

In den USA will die Eurex in Zukunft weiter klotzen - trotz der herben Rückschläge im Zusammenhang mit der Gründung der eigenen Terminbörse Eurex US. Man sehe auf dem amerikanischen Markt nach wie vor großes Potenzial, sagten Vertreter der Eurex am Rande des Bürgenstock-Meetings. Das Eurex-Management kündigte in diesem Zusammenhang eine deutliche Aufstockung der personellen Ressourcen jenseits des Atlantiks an.

Starker Wettbewerb

Tendenzen: Die Konsolidierung der internationalen Finanzmärkte erfasst nicht nur die Kassa-, sondern zunehmend auch die Terminbörsen. Allein die hohen Bewertungen schützen einzelne Börsenbetreiber vor einer Übernahme. So hat sich zum Beispiel der Börsenwert der Chicago Board of Trade (CBOT) seit der Erstnotiz im Oktober vergangenen Jahres annähernd verdoppelt. Anbieter wie die Eurex sind daher auf der Suche nach Partnern.

Gutes Geschäft: Die hohen Börsenbewertungen der Terminmarktbetreiber werden unterfüttert durch das enorm wachsende Geschäft. Allein in diesem Jahr wachsen die Umsätze an allen wichtigen Derivatebörsen mit zweistelligen Zuwachsraten.

Risiken Eine Reihe von Analysten warnt allerdings vor dem Kurshöhenflug der Terminmarktbetreiber. Ihre Begründung: Der lange versäumte Aufbau elektronischer Handelssysteme erfordert hohe Investitionen. Der zunehmende Wettbewerb in der Branche wird zudem immer öfter über den Orderpreis ausgetragen.

Von Udo Rettberg



09. September 2006

chinaman - Dienstag, 12. September 2006 - 04:43
Handelsblatt Nr. 174 vom 08.09.06 Seite 32


HEBELZERTIFIKATE: Die Weiterentwicklung der Optionsscheine besticht durch einfache Preisbildung und höhere Hebel. Aber auch das Risiko ist größer.

Dynamik ins Depot

PETRA HOFFKNECHT | FRANKFURT Sie heißen je nach anbietender Bank Turbos, Knock-Outs, Waves oder Mini Futures - bei Hebelzertifikaten herrscht eine Art babylonische Sprachverwirrung. Doch trotz der Namensvielfalt versprechen all diese Produkte dem Anleger das Gleiche: mit verhältnismäßig kleinen Einsätzen Kursbewegungen für sich auszunutzen und große Gewinne einzufahren. Diese Idee motiviert vor allem erfahrene und extrem risikofreudige Investoren, mit Hebelzertifikaten zu handeln. Geht die Wette jedoch nicht auf, droht schlimmstenfalls der Totalverlust des eingesetzten Kapitals bei diesen Weiterentwicklungen des klassischen Optionsscheins.

Von ihm unterscheiden sich die Hebelpapiere durch ein gemeinsames Merkmal: Hebelzertifikate besitzen eine so genannte Knock-out-Barriere. Das ist eine vom Emittenten für jedes Papier individuell festgelegte Kursschwelle. Wird diese Kursgrenze von der Aktie oder dem Index, auf den das Zertifikat begeben wurde, während der Laufzeit des Zertifikats auch nur einmal berührt oder durchbrochen, verfällt es sofort wertlos. Der Anleger geht im wahrsten Sinne des Wortes k.o. und ist raus. Mit seiner Spekulation ist es dann vorbei, auch wenn der Markt anschließend wieder in die von ihm gewünschte Richtung dreht.

Diese Schwellen machen den besonderen Reiz von Hebelzertifikaten aus. Zwar stellen sie ein zusätzliches Risiko dar, dafür ermöglichen sie einen höheren Hebel auf das eingesetzte Kapital als klassische Optionsscheine. Denn je näher die dem Zertifikat zu Grunde liegende Aktie an der Kursschwelle notiert, desto größer ist das Risiko und damit auch der Hebel.

Die Hebelwirkung kommt dadurch zu Stande, dass der Anleger mit einem Hebelzertifikat zum Beispiel auf eine Aktie nur einen Bruchteil dessen bezahlt, was die Aktie an sich kostet. Schlägt der Aktienkurs dann die vom Investor gewünschte Richtung ein, übersteigt sein Gewinn das Kursplus dieser Aktie bei weitem. Allerdings wirkt der Hebel in beide Richtungen, er kann die Kursbewegung der zu Grunde liegenden Aktie auch negativ verstärken - bis hin zum Totalverlust.

Mit Hebelzertifikaten können Anleger aber nicht nur auf steigende oder fallende Kurse bei Aktien, sondern auch auf Bewegungen von Indizes, Rohstoffen und Währungen spekulieren - egal in welche Richtung. Dabei bilden Hebelzertifikate die Kursveränderung der ihnen zu Grunde liegenden Werte eins zu eins ab: Steigt also die Aktie, auf die das Papier begeben wurde, um einen Euro, steigt auch der Wert des Hebelzertifikats um einen Euro - und dies unabhängig von der Laufzeit des Zertifikats oder der Schwankungsbreite der zu Grunde liegenden Aktie, der so genannten Volatilität. Damit sind Kursveränderungen der Hebelzertifikate einfach nachzuvollziehen. Das ist im Vergleich zu klassischen Optionsscheinen von Vorteil, bei denen Restlaufzeit und Volatilität neben der Kursbewegung der zu Grunde liegenden Aktie einen großen Einfluss auf den Preis haben und dadurch den Optionsschein-Anlegern die Kalkulation erheblich erschweren.

Nach einer Statistik des Derivate Forums stecken nur 1,2 Prozent der in Derivate investierten Gelder in Hebelprodukten, 98,9 Prozent entfallen auf so genannte Anlagezertifikate. Hebelzertifikate sind also streng genommen kein Anlageprodukt, sondern hochspekulative Papiere, mit denen nur erfahrene Anleger handeln sollten. Diese besitzen diese Papiere in der Regel nur für kurze Zeit, um kurzfristig von Marktbewegungen zu profitieren oder um dem Risiko des Knock-Outs durch den rechtzeitigen Verkauf des Hebelzertifikats zuvorzukommen. "Dieses rein und raus erklärt auch die hohen Umsätze mit Hebelzertifikaten", sagt Christopher Maaß, Derivateexperte bei Sal. Oppenheim.

Tatsächlich wurden beispielsweise im Juli 14 Mrd. Euro mit Hebelprodukten - davon allein 64,2 Prozent mit Knock-Out Papieren - umgesetzt und 13,2 Mrd. Euro mit Anlageprodukten, belegt eine Umsatzstatistik der Deutschen Bank. "Sehr aggressive Hebelzertifikate mit einer K.o.-Schwelle nahe am aktuellen Kurs werden oft am gleichen Tag ge- und wieder verkauft. Produkte mit einem niedrigeren Hebel liegen dagegen schon mal mehrere Wochen im Anlegerdepot", berichtet Stefan Gresse von ABN Amro.

Kein Wunder also, dass Investoren ihre Hebelzertifikate häufiger direkt online mit dem Emittenten als über die Börse handeln. Der Direkthandel gilt als kostengünstiger und oft auch schneller. Das ist gerade für Spekulanten wichtig, die ihr Depot kurzfristig und häufig umschichten. Den Trend zum außerbörslichen Handel bestätigt auch eine Studie der Universität Augsburg und des Karlsruher Forschungszentrums Informatik zum Online-Brokerage: Von 1 800 befragten Privatanlegern kaufen mittlerweile mehr als 53 Prozent ihre Hebelprodukte außerbörslich, dabei handelt es sich vor allem um häufig handelnde Spekulanten.

"Beim außerbörslichen Handel hat der Anleger alles selbst in der Hand: der Emittent stellt den Preis, und der Anleger kann per Mausklick direkt darauf handeln. Er hat alles unter Kontrolle und kann seine Käufe und Verkäufe sekundengenau steuern", sagt Stefan Armbruster, Derivateexperte bei der Deutschen Bank. Wer seine Order hingegen limitieren wolle, indem er seine Position mit einem so genannten Stop-Loss vor dem Totalverlust absichere, handele jedoch weiter über die Börse. Denn nur dort sind solche Geschäfte möglich.

Wer sich für Hebelzertifikate interessiert, muss bedenken, dass das Risiko bei Produkten auf Einzelaktien besonders groß ist. Denn die Kursschwankungen von einzelnen Aktien sind meist höher als die eines Indexes. Unternehmensmeldungen oder größere Kauf- oder Verkaufsaufträge können heftige Kursausschläge auslösen, die den Kurs der einem Hebelzertifikat zu Grunde liegenden Aktie zeitweise unter die Knock-out-Barriere drücken können. Theoretisch ist so etwas auch durch das gezielte Vorgehen der Emittenten möglich, wenn diese kurz vor Erreichen der K.o.-Schwelle ihre Absicherungspositionen auflösen und damit an handelsschwachen Tagen die Kursbewegungen so verstärken, dass der Anleger "ausgeknockt" wird.

Anleger sollten deshalb darauf achten, dass zwischen der K.o.-Schwelle und dem aktuellen Kurs des dem Zertifikat zu Grunde liegenden Werts ausreichend Luft ist. Außerdem müssen sie das Marktgeschehen sowie die kursrelevanten Nachrichten zeitnah verfolgen können, um gegebenenfalls schnell zu handeln.

Ein weiteres Risiko sind die Zeiten, zu denen ein so genannter Knock-out möglich ist. Die für die K.o.-Schwelle relevanten Handelszeiten können von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich sein. Speziell bei Währungen müssen Anleger wissen, dass diese an den Kapitalmärkten rund um die Uhr gehandelt werden - der Knock-out ist also auch während der Nacht im asiatischen Handel möglich, zu einer Zeit also, zu der die meisten Anleger nicht mehr reagieren können.

Hoffknecht, Petra



08. September 2006

chinaman - Freitag, 15. September 2006 - 05:01
Handelsblatt Nr. 177 vom 13.09.06 Seite 27


Experten raten zu Aktien aus Europa

Steigende Firmengewinne locken die Anleger. Doch nicht alle Branchen sind aussichtsreich.

CHRISTIAN SCHNELL | FRANKFURT Zwei wesentliche Aspekte werden die internationalen Wertpapiermärkte nach Aussagen der bedeutendsten Banken in diesem und im kommenden Jahr besonders beschäftigen: Zum einen geht es darum, inwieweit sich die Weltkonjunktur in Zukunft abschwächt, nachdem sie im Moment ihren zyklischen Höhepunkt erreicht hat. Damit verbunden ist die Frage, wie sehr das Gewinnwachstum der Unternehmen dadurch zurückgehen wird. "Die US-Wirtschaft verlangsamt sich, aber der Rest der Welt bleibt stark", sagt Peter Oppenheimer, der bei der US-Bank Goldman Sachs in London die Portfoliostrategie leitet.

Die Konsequenz für ihn: Die Leitzinsen werden in den USA wieder fallen - er rechnet mit bis zu 125 Basispunkten im kommenden Jahr -, und der Dollar wird zum Euro weiter verlieren. 1,37 Dollar müssen seiner Ansicht nach im kommenden Jahr für einen Euro bezahlt werden, zurzeit sind es rund zehn Cent weniger. Diese Entwicklung würde vor allem exportorientierte Branchen wie Automobil, Pharma und Industrie treffen. "Besonders die Automobilindustrie dürfte hierunter leiden", sagt Hendrik Garz von der WestLB. Sie ist deutlich stärker vom Verhalten der privaten Konsumenten abhängig als die beiden anderen Branchen.

Generell sind die Aussichten für europäische Aktien aber weiter gut. So erwartet Oppenheimer, dass die Unternehmensgewinne hier im Schnitt um sechs Prozent wachsen. Fünf bis sieben Prozent sagt Andreas Wex, Leiter der Aktienmarktstrategie der Dresdner Bank, voraus. Das ist nach Zuwächsen im zweistelligen Bereich in den vergangenen Jahren zwar ein deutlicher Abschwung, im langfristigen Mittel jedoch noch etwas besser als der Durchschnitt. Die US-Bank Morgan Stanley erwartet, dass der MSCI-Europe-Index in den nächsten zwölf Monaten elf Prozent zulegt und rät zum Kauf europäischer Titel.

Die meisten Investoren haben jedoch ein grundlegendes Problem. "Defensive Werte, in welche Risikoscheue jetzt gehen müssten, sind in Europa relativ teuer. Und wer in der aktuellen Phase zyklische Werte wählt, muss schon eine klare Meinung zur wirtschaftlichen Entwicklung haben", sagt Christian Hefti, der in Frankfurt das Vermögensmanagement bei der Schweizer Großbank UBS leitet. Die Anleger sollten daher nicht nach Defensive oder Zyklik unterscheiden, sondern danach, ob eine Branche vom schwächer werdenden privaten Konsum abhängig ist oder nicht, rät Oppenheimer. Er favorisiert Aktien aus den Bereichen Investitionsgüter, Versicherungen, Luxusgüter, Medien, Minen, Öl und Gas, Pharma, Software und Transport. Die Finger sollten Anleger dagegen von Autos, Chemie, Nahrungsmitteln, Immobilien, Versorgern, Telekoms und Touristik lassen.

Regional gesehen ist derzeit Italien stark angesagt. Die Gründe dafür sind ähnlich wie in Deutschland vor drei bis vier Jahren. Da waren die Wachstumsraten schwach, Fortschritte in den öffentlichen Strukturen und auf Unternehmensseite jedoch deutlich absehbar. Die Aussicht auf steigende Gewinne macht den lange vernachlässigten italienischen Aktienmarkt, der im vergangenen Jahr der zweitschlechteste in Europa war, wieder attraktiv. "Aus zyklischer Sicht ist Italien im Moment die Gelegenheit", sagt Teun Draaisma von Morgan Stanley. Seine Top-Favoriten sind Intesa, Mediaset und AEM Milano.

Aber auch für den deutschen Markt sind die Experten weiter sehr positiv gestimmt. "Die Lohnkosten sind hier in den letzten Jahren gewaltig zurückgegangen. Der Export boomt weiter. Und zudem haben die privaten Konsumenten gerade wieder Vertrauen gefasst", bringt Oppenheimer die Lage auf den Punkt.

Schnell, Christian



13. September 2006

chinaman - Samstag, 16. September 2006 - 07:54
Handelsblatt Nr. 178 vom 14.09.06 Seite 29


Profis reiten auf der Welle

Gewinner-Aktien bleiben meist Gewinner, Verlierer bleiben Verlierer - das beweisen Studien

GERTRUD HUSSLA | DÜSSELDORF Dass Anleger den Schwung (Momentum) einer Aktienkursentwicklung ausnutzen können, um ein Renditeplus zu erzielen, spiegelt sich in Börsenweisheiten schon lange wider. "Gewinnsträhnen ausnutzen und nicht zu früh abspringen" , heißt es etwa bei einer Kursrally - auch wenn das Papier schon recht teuer erscheint. Die Erfahrung der Börsianer ist inzwischen wissenschaftlich untermauert. Wer die Gewinner der letzten Monate in sein Portfolio nimmt und gleichzeitig die Verlierer verkauft, kann ansehnliche Zusatzrenditen erwirtschaften, wie Experten aus Langzeitbeobachtungen errechneten. Diese "Momentumstrategie" findet bei Fondsmanagern und Strategen immer mehr Beachtung.

Das Phänomen haben Finanzwissenschaftler in den USA und in Europa unabhängig voneinander festgestellt: Gewinneraktien bleiben tendenziell Gewinner, Verliereraktien bleiben tendenziell Verlierer. Auf dem deutschen Aktienmarkt haben seit 1973 die Gewinneraktien der abgelaufenen sechs Monate im folgenden Jahr um durchschnittlich 12,4 Prozent besser abgeschnitten als die Verliereraktien des zu Ende gegangenen Halbjahrs, wie Untersuchungen der Universität Mannheim ergaben. Auf ähnliche Ergebnisse waren zuvor die amerikanischen Finanzwissenschaftler Narasimhan Jegadeesh und Sheridan Titman gekommen. Die Experten führen den Effekt darauf zurück, dass Anleger auf neue Informationen erst zeitversetzt reagieren. Es dauert, bis eine Nachricht bekannt wird, und es dauert noch einmal, bis Anleger daraus Konsequenzen ziehen.

"Das Momentum berücksichtigen wir auf jeden Fall", sagt Portfoliomanagerin Susan Levermann von der Fondsgesellschaft DWS. Es sei zwar nicht der wichtigste Faktor, aber besonders bei kleineren Titeln sei der Effekt beachtlich. "Am liebsten haben wir, wenn Momentum und Fundamentaldaten zusammenpassen", sagt sie. Auch die Vermögensverwaltung Lingohr & Partner, die systematisch auf niedrig bewertete Aktien setzt und damit überdurchschnittliche Renditen erzielt, prüft derzeit, ob sie solche Erkenntnisse in ihrer Strategie berücksichtigen soll. "Wir sind nicht weltfremd", sagt Portfoliomanager Michael Broszeit von Lingohr. "Wir testen die Effekte des Preismomentums auch für unser Modell." Auch für Andreas Sauer von der Union Panagora Vermögensverwaltung ist das Momentum ein Auswahlkriterium. "Allerdings ist es nur ein Faktor von vielen", sagt er. Sauer, der selbst Wissenschaftler ist, investiert nach "quantitativen Methoden". Das heißt, er sucht seine Investments nur anhand von Kennzahlen aus und besucht die Firmen nicht. Damit hat er seit Ende 2001 den breiten europäischen Stoxx-600-Index um durchschnittlich 1,5 Prozent geschlagen.

Doch die Momentumstrategie hat auch Schwächen, räumt Martin Weber von der Universität Mannheim ein: Der Effekt sei bei den großen Standardwerten kaum ausgeprägt. "Deutlich ist er dagegen bei den mittelgroßen Titeln zu beobachten", sagt Weber. Das fällt auch Fondsmanagerin Levermann auf. Die Puma-Aktie etwa sei lange Zeit auf einer Erfolgswelle geritten. Bei vielen Aktien dauerten solche Gewinnsträhnen mehrere Jahre.

Außerdem darf sich die Strategie nur auf mittelfristige Zeiträume beziehen. Entscheidend ist, welche Titel in den vergangenen sechs Monaten die beste und die schlechteste Entwicklung hatten. Wer dagegen auf den Anstieg der letzten drei Tage blickt und dann zugreift, läuft Gefahr, die kurzfristigen Korrekturphasen zu erwischen.

Weber von der Uni Mannheim empfiehlt eine Doppelstrategie: die Gewinner ins Portfolio nehmen, die Verlierer dagegen auf Termin verkaufen. "Wenn ich 50 Millionen Euro hätte, würde ich das sofort machen", sagt er.

Hussla, Gertrud



14. September 2006

chinaman - Samstag, 16. September 2006 - 07:59
Handelsblatt Nr. 178 vom 14.09.06 Seite 29


Profis reiten auf der Welle

Gewinner-Aktien bleiben meist Gewinner, Verlierer bleiben Verlierer - das beweisen Studien

GERTRUD HUSSLA | DÜSSELDORF Dass Anleger den Schwung (Momentum) einer Aktienkursentwicklung ausnutzen können, um ein Renditeplus zu erzielen, spiegelt sich in Börsenweisheiten schon lange wider. "Gewinnsträhnen ausnutzen und nicht zu früh abspringen" , heißt es etwa bei einer Kursrally - auch wenn das Papier schon recht teuer erscheint. Die Erfahrung der Börsianer ist inzwischen wissenschaftlich untermauert. Wer die Gewinner der letzten Monate in sein Portfolio nimmt und gleichzeitig die Verlierer verkauft, kann ansehnliche Zusatzrenditen erwirtschaften, wie Experten aus Langzeitbeobachtungen errechneten. Diese "Momentumstrategie" findet bei Fondsmanagern und Strategen immer mehr Beachtung.

Das Phänomen haben Finanzwissenschaftler in den USA und in Europa unabhängig voneinander festgestellt: Gewinneraktien bleiben tendenziell Gewinner, Verliereraktien bleiben tendenziell Verlierer. Auf dem deutschen Aktienmarkt haben seit 1973 die Gewinneraktien der abgelaufenen sechs Monate im folgenden Jahr um durchschnittlich 12,4 Prozent besser abgeschnitten als die Verliereraktien des zu Ende gegangenen Halbjahrs, wie Untersuchungen der Universität Mannheim ergaben. Auf ähnliche Ergebnisse waren zuvor die amerikanischen Finanzwissenschaftler Narasimhan Jegadeesh und Sheridan Titman gekommen. Die Experten führen den Effekt darauf zurück, dass Anleger auf neue Informationen erst zeitversetzt reagieren. Es dauert, bis eine Nachricht bekannt wird, und es dauert noch einmal, bis Anleger daraus Konsequenzen ziehen.

"Das Momentum berücksichtigen wir auf jeden Fall", sagt Portfoliomanagerin Susan Levermann von der Fondsgesellschaft DWS. Es sei zwar nicht der wichtigste Faktor, aber besonders bei kleineren Titeln sei der Effekt beachtlich. "Am liebsten haben wir, wenn Momentum und Fundamentaldaten zusammenpassen", sagt sie. Auch die Vermögensverwaltung Lingohr & Partner, die systematisch auf niedrig bewertete Aktien setzt und damit überdurchschnittliche Renditen erzielt, prüft derzeit, ob sie solche Erkenntnisse in ihrer Strategie berücksichtigen soll. "Wir sind nicht weltfremd", sagt Portfoliomanager Michael Broszeit von Lingohr. "Wir testen die Effekte des Preismomentums auch für unser Modell." Auch für Andreas Sauer von der Union Panagora Vermögensverwaltung ist das Momentum ein Auswahlkriterium. "Allerdings ist es nur ein Faktor von vielen", sagt er. Sauer, der selbst Wissenschaftler ist, investiert nach "quantitativen Methoden". Das heißt, er sucht seine Investments nur anhand von Kennzahlen aus und besucht die Firmen nicht. Damit hat er seit Ende 2001 den breiten europäischen Stoxx-600-Index um durchschnittlich 1,5 Prozent geschlagen.

Doch die Momentumstrategie hat auch Schwächen, räumt Martin Weber von der Universität Mannheim ein: Der Effekt sei bei den großen Standardwerten kaum ausgeprägt. "Deutlich ist er dagegen bei den mittelgroßen Titeln zu beobachten", sagt Weber. Das fällt auch Fondsmanagerin Levermann auf. Die Puma-Aktie etwa sei lange Zeit auf einer Erfolgswelle geritten. Bei vielen Aktien dauerten solche Gewinnsträhnen mehrere Jahre.

Außerdem darf sich die Strategie nur auf mittelfristige Zeiträume beziehen. Entscheidend ist, welche Titel in den vergangenen sechs Monaten die beste und die schlechteste Entwicklung hatten. Wer dagegen auf den Anstieg der letzten drei Tage blickt und dann zugreift, läuft Gefahr, die kurzfristigen Korrekturphasen zu erwischen.

Weber von der Uni Mannheim empfiehlt eine Doppelstrategie: die Gewinner ins Portfolio nehmen, die Verlierer dagegen auf Termin verkaufen. "Wenn ich 50 Millionen Euro hätte, würde ich das sofort machen", sagt er.

Hussla, Gertrud



14. September 2006

prof - Samstag, 16. September 2006 - 11:08
Gewinner-Aktien bleiben meist Gewinner, Verlierer bleiben Verlierer.
Das erinnert doch ein wenig an Charttechnik?
Prof

chinaman - Samstag, 16. September 2006 - 12:49
Ich wusste, das Dir der Artikel gefallen würde ... ;-)))

Die Untersuchung liest sich aber zwar nett, ist aber nicht unbedingt repräsentativ. Bspw. läßt sich die Beschränkung auf starre 6 Monatszeiträume beliebig angreifen ...


Gruß
Chinaman

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