Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Notenbank warnt vor Finanzcrash
buylowsellhigh - Freitag, 2. Juni 2006 - 12:44
Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht die Stabilität des Weltfinanzsystems durch Hedge-Fonds gefährdet. Es drohe durch "den Kollaps eines großen Hedge Fonds oder mehrerer kleiner Fonds" zu "ungeordneten Marktkorrekturen" zu kommen, schreibt die EZB in ihrem neuen Bericht zur Finanzstabilität. Besonders bedenklich sei, dass viele Fondsmanager inzwischen vergleichbare Investmentstrategien benutzten, so die EZB. Angesichts der jüngsten Marktturbulenzen erhöhe sich dadurch das Risiko, dass Anlagepositionen gleich in großem Stil und schlagartig aufgelöst werden.

Anlagevolumen von 1200 Milliarden Dollar

Nach zuletzt hohen Renditen hat die Branche ihr Anlagevolumen auf rund 1200 Milliarden US-Dollar schrauben können. Das entspricht knapp der Hälfte der jährlichen Wirtschaftsleistung Deutschlands. Noch 1990 hatten Hedge Fonds nicht einmal 50 Milliarden Dollar zur Verfügung. Die wendigen Profianleger erhöhen ihren Einsatz durch Kredite und versuchen häufig, durch milliardenschwere Investitionen die Preise in Einzelmärkten zu ihren Gunsten zu beeinflussen.

Bereits 1998 kurz vor dem Abgrund

Der Gleichlauf der Investitionen in der Branche habe inzwischen "das Ausmaß überschritten, das kurz vor dem Beinahe-Crash von Long Term Capital Management 1998 zu beobachten war", schreibt die EZB. Die Schieflage des US-Hedge-Fonds hatte die Welt an den Rand einer Finanzkrise gebracht, die nur durch eine massive gemeinsame Intervention der US-Notenbank und großer Wall-Street-Banken verhindert werden konnte. Dass die normalerweise für ihren diplomatischen Ton bekannte europäische Notenbank so explizit vor einer Hedge-Fonds-Krise warnt, zeigt das Ausmaß der Sorge über die Lage an den Finanzmärkten. Die EZB-Experten tauschen sich mit den Notenbanken aller großen Volkswirtschaften aus.

Kollaps eines großen Hedge Fonds befürchtet

Wegen der lange Zeit weltweit niedrigen Zinsen sind Investoren hohe Risiken vor allem in Schwellenländern eingegangen - um sich dort hohe Renditen zu sichern. Jetzt, da die Notenbanken in den Industriestaaten ihre Zinsen anziehen, bestehe die Gefahr, dass Mittel schnell umgeschichtet werden, schreibt die EZB. Dies könnte zu drastischen Kursverlusten in den betroffenen Anlagekategorien führen. Die Korrektur drohe besonders solche Investoren hart zu treffen, die wie Hedge Fonds mit geliehenem Geld spekulieren und daher ihre Gläubiger ständig bedienen müssen. Die Flucht aus Risikopapieren hatte bereits in den vergangenen Wochen den Absturz der Rohstoffpreise sowie der Aktien- und Anleihenkurse vieler Schwellenländer ausgelöst. An den Finanzmärkten kursierten Gerüchte, ein größerer Hedge Fonds stehe vor der Pleite.

Krise vermeidbar

EZB-Vizepräsident Lucas Papademos betonte bei der Vorstellung des Berichts zwar, das Finanzsystem sei robust, und die Bilanzen der Banken seien gesund. Das Hauptszenario der Notenbank sei deshalb, dass eine Krise vermieden werden könne. Allerdings hänge "der Ausblick an einer delikaten Balance". Die Warnung der EZB ist besonders brisant, da ein vertraulicher Bericht des EU-Wirtschafts- und Finanzausschusses kürzlich zu dem Ergebnis gekommen war, dass die Euro-Zone für einen Finanzcrash schlecht gerüstet ist. In dem Ausschuss sind die Notenbank, die Brüsseler Kommission und die Finanzministerien vertreten.

Neuer Zündstoff für Hedge-Fonds-Debatte

Papademos wies solche Bedenken aber am Donnerstag zurück. Die bestehenden Strukturen ermöglichten es, "eine Antwort auf mögliche Folgen einer Finanzkrise zu geben", sagte er bei der Vorstellung des Berichts. Die Analyse der EZB stößt mitten in eine Debatte über eine bessere Kontrolle der bislang weitgehend unbeaufsichtigten Hedge Fonds. Die Bundesbank hatte jüngst eine freiwillige Kontrolle durch Rating-Agenturen vorgeschlagen. Auch die US-Börsenaufsicht SEC hat zuletzt die Zügel angezogen. Papademos sagte, er unterstütze Bemühungen um mehr Transparenz.

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So ein Crash würde wunderbare Einstiegskurse bringen!
Überlege mir gerade ob ich meine Bestände durch Stopploss absichern oder gleich die Hälfte verkaufen sollte, damit ich dann nach dem Crash wieder billig einsteigen kann.
Kommt der Crash dummerweise (oder Gott sei Dank!) nicht laufen mir vielleicht die Kurse davon.
Eure Meinung würde mich sehr interessieren.

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