Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Technische Analyse bei stw-boerse: Archivierte Beiträge bis 4. November 2005
Stw - Mittwoch, 1. September 1999 - 18:53
Was haltet Ihr eigentlich von unserem technischen Musterdepot ? Ich bin selbst überrascht, daß es (vor allem im Vergleich zum Gesamtmarkt) so gut läuft seit 1.7.99
Leider veröffentlichen wir es erst seit 1.7.99, inoffiziell läuft es bei uns schon seit 1.1.99. Und in diesem Zeitraum sieht es sogar noch viel besser aus !

Das stw-team hat mich mittlerweile (fast) davon überzeugt, daß es für die User der stw-boerse sehr lohnenswert sein könnte, etwas mehr über das Auswahlverfahren dieser Titel zu erfahren. Die technische Analyse war bisher nur ein Randthema hier auf stw-boerse. Vielleicht zu Unrecht ? Wir werden jedenfalls in den nächsten Wochen den Bereich der technischen Analyse weiter ausbauen.

Aber keine Angst: An der langfristigen stw-Philosophie wird sich nichts ändern. Nur werden wir neben meiner rein fundamentalen Strategie einen zweiten charttechnisch-orientierten Ansatz vorstellen.

Was haltet Ihr davon ? Welche Strategie verfolgt Ihr ?

:-) stw

Mrorange - Mittwoch, 1. September 1999 - 22:30
Hallo stw

ich würde nie einen wert kaufen nur weil der chart gut aussieht.
ich kenne mich mit chartechnik fast gar nicht aus.
aber vielleicht habt ihr recht und man könnte fundamentalanalyse mit chartanalyse verknüpfen indem man sein timing damit optimiert.
ich stelle mir das so vor.
ich habe einen wert ganz oben auf der watchlist und will demnächst kaufen,weil ich fundamental von der aktie überzeugt bin.
jetzt kann ich die chartechnik dazu benutzen um ein optimalen einstiegspunkt zu finden.
unter diesen gesitspunkten finde ich chartechnik durchaus sinnvoll.
offensichtlich glauben sehr viele an chartechnik.
ich habe es schon oft erlebt,daß ich eine aktien gekauft habe die im nachhinein technisch wohl nicht sehr gut aussah und dann den falschen einstiegspunkt gewählt habe.hier sollte man evtl den zeitpunkt abwarten bis nicht nur die fundamentals stimmen sondern auch die technik unterstüzt.
ich denke das passiert vielen nicht-charties.
anderseits ist das auch mit viel arbeit verbunden ich muß mich mit den fundamentaldaten als auch mit der technik beschäftigen.
ich habe mich schon einmal mit den sogenanten charties unterhalten und festgestellt,daß es oftmals zu ein und demselben chart sehr unterschiedliche meinungen gibt.
hier frage ich mich,ob ist die chartechnik etwa nicht wiederspruchsfrei ist?

gruß Mr.Orange

Stratege - Donnerstag, 2. September 1999 - 22:57
Ich stimme MrOrange zu.

Wichtigster Aspekt ist meines Erachtens, daß man fundamental von den Aussichten eines Kaufkandidaten überzeugt ist. Aus „fundamentaler“ Sicht sollte auch die weitere Entwicklung des Marktes, in dem sich das Unternehmen betätigt, betrachtet werden sowie allgemeine makroökonomische Daten, die einen Einfluß auf die Tendenz des Gesamtmarktes haben.

Ist man dann fundamental von einer Aktie überzeugt, sollte man aus Timinggründen einen Blick auf die Charttechnik werfen. Denn es macht wenig Sinn, sich mit dem eigenen Investment gegen den momentanen Trend zu stellen, es sei denn man ist von einer anstehenden Trendwende überzeugt. Dasselbe gilt natürlich auch für bereits bestehenden langfristigen Positionen, bei denen man aus charttechnischen Gründen schon einmal einen Ausstieg überlegen kann, mit späterem Rückkauf.

Eine andere Idee wäre, nur bei 30%- 40% der Position charttechnische Aspekte zu berücksichtigen, um so der eigentlich präferierten Fundamentalanalyse das stärkere Gewicht zu verleihen.

Gruss vom Strategen

Techno - Montag, 6. September 1999 - 00:27
Also ich kann MrOrange und dem Strategen nur zustimmen - wer blind chartsignalen vertraut kann auch gleich lotto spielen, da sind die chancen sogar besser. Aber dennoch reizt uns bei stw-boerse der gedanke, einmal langfristig (!) charttechnik und fundamentalanalyse gegeneinander antreten zu lassen - vielleicht schließen sich die beiden "philosophen" ja garnicht aus, sondern ergänzen sich ja?!?! Alleine die tatsache, daß viele an charts glauben, lassen die chartanalyse zu einer "self-fulfilling-prophecy" werden. Wir von stw-boerse sind jedenfalls sehr gespannt, wie der vergleich so weitergeht. Zur zeit hat die chartanalyse leicht die "nase vorn" ;-)
Schaut doch mal beim depotvergleich vorbei - ihr findet ihn unter dem menüpunkt "Musterdepot - technisches Depot".
Übrigens - wenn ihr tips, hilfe und unterstützung rund um das thema (chart-) technik braucht, könnt ihr euch gerne an mich wenden: techno@stw-boerse.de.

Dowjones - Samstag, 11. September 1999 - 22:53
Hallo stw-team. Ich kann nur sagen: Glückwunsch zu Eurer stw-boerse. Ich selber bin schon einige Jahre berufsbedingt in Sachen Börse tätig - dennoch hat sich bis heute meine Leidenschaft und Begeisterung für dieses Thema nicht verringert - im Gegenteil! Mir gefällt es gerade, daß Ihr nicht scheuklappenblind nur auf Chartanalyse setzt und auch nicht wie die Lemminge den Börsengurus hinterherlauft. Sowohl Euer Fundamental-Depot, als auch Euer Charttechnik-Depot gefallen mir ausgesprochen gut, denn Ihr zeigt Mut, Initiative und vor allem Köpfchen! Ihr betreibt keine Kaffeesatzleserei, sondern erklärt plausibel und nachvollziehbar, was Ihr da so treibt - das ist erfrischend anders und wohltuend! Macht weiter so, es gibt viel zu wenige Seiten im Internet, die dem Mut haben, Fundamental- und Chartanalyse miteinander zu verbinden. Meine Meinung: Ihr seid genau auf dem richtigen Weg!

Techno - Mittwoch, 15. September 1999 - 21:28
Hallo Dowjones,
wir vom stw-boerse-Team freuen uns darüber, daß Dir unser Mix aus Charttechnik und Fundamentalanalyse gefällt. Wir sind selber auch ganz gespannt, wie es weitergeht. Es lohnt sich auf jeden Fall, die Sache weiter zu verfolgen!

Mrorange - Donnerstag, 23. September 1999 - 10:34
Hallo

ich teste gerade ein neue strategie.
diese strategie teste ich zur zeit lediglich in trockenübungen(virtuelles depot).
ich habe ein kontigent an werten die über jahre hinweg ein guten aufwärttrend haben und auch langfristig erfolgreich sein dürften(z.b.dell,microsoft,yhoo,preussag,GE,SAP und einige weitere).
und zwar kaufe ich eine anfangsposition in jedem wert egal zu welchem preis.
dann schau ich mir die charts an und suche wiederstände un unterstützungslinien(die mir ein bekannter etwas erklärt hat).
meine kauforeder plaziere ich an diesen unterstützungslinien,so das ich positionen aufstocke,wenn die aktie fällt.
in euphoriephasen baue ich positionen ab und in schwächephasen baue ich konsequent auf.
diese strategie teste ich erst seit kurzem und bin gespannt ob es aufgeht.
bis jetzt kann ich sagen,daß es gut aussieht.es scheint zu klappen,aber um gewissheit zu schaffen muß der veruch über einen längeren zeitraum erfolgen.
ich bin gespannt wie es weiter geht.
wenn es klappt wäre das ein riesen vorteil.es kann einem quasie egal sein was passiert,wenn es runter geht kaufen und wenn es rauf geht verkaufen und warten bis es wieder kaufkurse gibt(einen kleine grundstock halte ich aber immer an einem wert).
langfristig dürfte wirklich nichts schiefgehen,da ich bei meiner strategie nur auf solide werte setze.
wie gefällt euch mein vorschlag.
das ist doch ein guter mix aus fundamental und charttechnik.

Mr.Orange

Soleneve - Donnerstag, 23. September 1999 - 12:32
Hallo Mr. Orange,
das mit der Anfangsposition egal zu welchem Preis kommt mir schon seltsam vor. Da suche ich mir schon Werte aus, von denen ich zumindest das Gefühl habe, daß sie gerade günstig sind und die Story stimmt. Die Auswahl ist groß genug und auch hier im Board werden ja von Avalon und Prof. B immer wieder welche vorgeschlagen.

Sonnige Grüße
Soleneve

Mrorange - Donnerstag, 23. September 1999 - 12:59
Hallo Soleneve

das ganze findet bis jetzt ohne richtiges geld statt.ist quasi nur ein spiel,aber um es zu testen mußte ich nun einmal zu jeden preis kaufen um ein fuß in die tür zu bekommen.
ich habe mich vielleicht etwas mißverständlich ausgedrückt.
das ganze soll langfristig so funktionieren,daß ich ein kontingent von ca 15-20 titel habe.
ca 6-8 sollten davon im depot sein und der rest immer auf der reservebank.bei starken übertreibungen fliegen titel zum teil komplett raus und wandern auf die reserve bank.die günstigen titel auf der reserve bank wandern ins depot.
die strategie funktioniert natürlich nur,solange die die werte tatsächlich einen langfristigen aufwärtstrend produzieren(deshalb nehme ich auch erst einmal nur wirkliche bluechips und nichts spekulatives)und die story nicht abreißt.
sicherlich kann hier und dort einmal die story abreissen,aber das darf nicht bei zuvielen werten passsieren.
das ganze ist natürlich nichts wirklich neues.ich denke fonds etc arbeiten ähnlich,aber ich bin nicht an indizes,länder oder branchen gebunden und habe die freie auswahl.
in meinem privatenbereich handel ich im endeffekt schon länger in ähnlicher weise.
bei übertreibungen verkaufe ich.mir ist aufgefallen,daß ich langfristig sowieso immer wieder an bestimmte aktien gerate.wie bereits schon einmal im nebenwerte board gesprochen,weil ich einfach an sie glaube und mit diesen werten auch in schlechten zeiten nicht nervös werde.


Gruß

Mr.Orange

Techno - Freitag, 24. September 1999 - 23:26
Hallo Mrorange,
Deine Strategie ist garnicht so schlecht. Vor allem ein gelungener Mix aus Technik und Fundamentalanalyse. Und mit Deiner Philosophie: kaufen wenn die Kanonen krachen und verkaufen, wenn die Engel singen, kannst Du bei fundamental einwandfreien Werten nur richtig liegen - aber nur wenige haben den Mut so gnadenlos antizyklisch zu handeln. Kostolany wäre begeistert ...

Stratege - Montag, 11. Oktober 1999 - 03:57
An die stw Macher!

Ich glaube, daß ich schon öfters erwähnt habe, wie gut mir stw gefällt.

Trotzdem habe ich immer noch einige Ideen auf Lager ;-) ! Z.B zum Glossar, welches ich insbesondere für Einsteiger sehr interessant finde.
Ihr erklärt dort zwar auch die benutzten technischen Indikatoren, m.E. fallen die Beschreibungen jedoch zu knapp aus. Etwas mehr Detailles, möglicherweise anhand einiger Beispiele veranschaulicht, das wäre doch nett, oder?

Ach ja, und dann ist da immer noch das Thema das mich schon lange beschäftigt. Die Zusammenführung von Fundamentalanalyse und technischer Analyse zu einer Gesamtstrategie.

Gruß vom Strategen!

Techno - Montag, 11. Oktober 1999 - 23:17
Hallo Stratege,
Deine Anregungen treffen bei uns auf offene Ohren. Eigentlich wollten wir erst mal abwarten, wie das Glossar und das techno-Depot so ankommen, aber die positive Resonanz bestärkt uns darin, diesen Bereich weiter auszubauen.
Also: demnächst gibt's auch ausführlichere Infos im Glossar. Aber wenn Du schon jetzt Details zu den technischen Indikatoren wissen willst, kannst Du Deine Fragen jederzeit gerne unter techno@stw-boerse.de loswerden.
Viele Grüße
techno

techno - Sonntag, 31. Dezember 2000 - 15:27
Es ist der 31.12.2000 .. ein denkwürdiger Tag, denn das techno-Musterdepot wird zu Grabe getragen ....

Heiß umstritten, wenig geliebt aber sehr erfolgreich verabschiedet sich techno's unkonventionelle Anlagestrategie, aber nicht ohne ein Resümee:

Es war der 1.7.1999... mit jeweils 50.000 Euro Startguthaben traten stw und techno gegeneinander an, um zu sehen, wer langfristig die erfolgreichere Strategie hat.

Ende 1999 hatte techno den stw haushoch geschlagen, denn aus 50.000 Euro wurden weit über 70.000 Euro, während stw zähneknirschend fast 5% Verlust im gleiche Jahr verbuchen mußte und nur etwa 48.000 Euro im "Haben" hatte,

Es kam das Jahr der "Doppelnull" - stw legt einen fulminanten Start hin, bricht jedoch gegen Ende des Jahres fürchterlich ein, während techno - allen Irrungen und Wirrungen zum Trotz - schön "seitwärts" driftet ...

Bezogen auf den Startpunkt 1.1.2000 erwirtschaften stw rund 28% und techno rund 19% Plus.

Bezogen auf den langfristigen Vergleich seit 1.7.1999 machte techno aus seinen 50.000 Euro rund 85.000 Euro (oder 46 % Rendite p.a.).
Und stw? Er konnte aus seinen am 1.7.1999 angelegten 50.000 Euro "nur" rund 62.000 Euro (oder 16% Rendite p.a.) machen.

Meine (sicherlich würdige) Nachfolge als (chart-)technik Fan im Depotvergleich tritt nun ab dem 1.1.2001 Prof. B an - ich denke, wir alle können gespannt sein, wie das Rennen ausgeht :-)

Ciao
techno

stw - Sonntag, 31. Dezember 2000 - 15:57
Ja, das muß ich unserem techno neidlos anerkennen: seit 1.7.99 hat er das stw-Musterdepot deutlich geschlagen (obwohl er bei der obigen Rechnung ein paar meiner Prozente unterschlagen hat *g*). Aber so richtig langfristig war der Vergleich seit dem 1.7.99 ja dann auch nicht... und die 70%-Performance des stw-Musterdepots in 1998 sind da auch nicht berücksichtigt...

Wie auch immer: ich denke, wir haben in den letzten Jahren bewiesen, dass man durchaus mit unterschiedlichen Strategien erfolgreich sein kann an der Börse und das war und ist unser eigentliches Anliegen hier auf stw-boerse.

Der 'Kampf' Fundi gegen Chartie geht in 2001 in die nächste Runde, wir werden sehen, wie das charttechnisch geführte Depot von Prof_b gegen das in 2000 so erfolgreiche stw-Musterdepot aussieht. Und wir werden sehen, dass unser mib bei wieder freundlicherer NASDAQ den anderen Depots überlegen sein könnte.

Ich freue mich auf unseren freundschaftlichen Wettstreit auch in 2001.

Einen guten Start ins neue Jahr wünscht Euch allen

:-)) stw

chinaman - Sonntag, 31. Dezember 2000 - 16:25
Ich glaube wir sollten uns an dieser Stelle mal bei techno fuer sein Engagement bedanken. Ich hoffe, er bleibt unserem Forum als Teilnehmer treu.

:-)
Gruß
Chinaman

stw - Sonntag, 31. Dezember 2000 - 16:37
techno bleibt der stw-boerse zum Glück nicht nur als Forumsteilnehmer erhalten. Er wird als unabhängiger 'Schiedsrichter' des Depotvergleichs fungieren und pflegt weiterhin wöchentlich die entsprechenden Seiten. Außerdem wird er für die Werte der Musterdepots wie bisher die technischen Signale auswerten und uns allen hier zur Info zur Verfügung stellen... ich bin schon sehr gespannt, wie die techn. Signale bei den Chartkäufen von Prof aussehen...

:-) stw

chinaman - Sonntag, 31. Dezember 2000 - 17:15
Das nenne ich gute Nachrichten !

:-)
Gruß
Chinaman

prof_b - Dienstag, 2. Januar 2001 - 11:02
Glückwunsch an Techno! Oh, welch schwere Last auf meinen Schultern ...
Prof

drwssk - Dienstag, 2. Januar 2001 - 11:21
Lieber prof,
toi, toi für Dein techn. Depot. Bleibe Deiner Linie treu, auch wenn es mal nicht so laufen sollte. Ich glaube, in diesem Board wirst Du keine Häme bekommen. Und vielleicht können sowohl Du als auch stw in zwei bis drei Jahren ähnliche Erfolge vermelden, wie oben techno und stw.
Wir sollten nicht vergessen, die Alternative wäre ein Schuldbuchkonto bei der Bundesschuldenverwaltung, und das wäre uns doch zu langweilig.
Gruß
be.

wojtek_m - Freitag, 4. November 2005 - 06:09
Interessant wie ich finde, Prudential entlässt Acampora und schließt die Abteilung für Technische Analyse.

"Handelsblatt.com - Unternehmen / Köpfe

Star-Analyst Acampora sucht neuen Job


Künftig müssen Anleger auf Tipps von Star-Analyst Ralph Acampora verzichten. Denn der US-Versicherungsriese Prudential Financial schließt seine Abteilung für technische Analyse – und entlässt deren Chef Acampora.

NEW YORK.Er war immer für eine Überraschung gut bei einer Podiumsdiskussion des New Yorker Analystenverbands NYSSA. Da gab Ralph Acampora, Staranalyst des Versicherungskonzerns Prudential, sich pessimistisch in Sachen Internetaktien. Obwohl es doch sein überschäumender Optimismus während des Dotcom-Börsenbooms war, der ihn zur Berühmtheit emporsteigen ließ. Doch gibt sich der 64-Jährige mit den dunklen Augenbrauen pessimistisch: "Mein Lieblingswert heißt nicht mehr Yahoo (NASDAQ: YHOO - Nachrichten)
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, sondern Honeywell", sagte Acampora und empfahl den altmodischen US-Industriekonzern.

Künftig müssen Anleger ganz auf Acamporas Tipps verzichten. Denn der US-Versicherungsriese Prudential Financial schließt seine Abteilung für technische Analyse – und entlässt deren Chef Acampora, wie gestern ein Sprecher bestätigte. Mit ihm verliert die Wall Street ihren wohl bekanntesten technischen Analysten. 40 Jahre lang analysierte Acampora Kursverläufe, zeichnete Widerstands- und Unterstützungslinien und wertete exotische Kursdaten aus. Sein Abtritt kennzeichnet den Niedergang der technischen Analyse, auch Charttechnik genannt, die fundamentale Daten wie Firmengewinne völlig ignoriert und stattdessen versucht, aus dem Kursverlauf der Vergangenheit die Zukunft vorherzusehen.

Acampora fand nach Geschichts- und Politikstudien und einer abgebrochenen Theologieausbildung zur technischen Analyse. "Als ich verstand, wie man Charts lesen kann, wurde mir klar, dass ich auch ohne volkswirtschaftliche Vorkenntnisse Karriere an der Wall Street machen konnte", schreibt er in seinem 2001 veröffentlichten Buch "Der vierte Mega-Markt". Der große Durchbruch für Acampora und die Charttechnik kam mit dem Börsenboom der 90er-Jahre. Nach herkömmlichen Bewertungs-modellen erschienen die Aktienmärkte damals maßlos überteuert. Die Chartanalysten dagegen taten sich nicht schwer, den starken Aufwärtstrend in die Zukunft fortzuschreiben.

Berühmt wurde Acamporas mutige Prognose aus dem Jahr 1997, als er einen Anstieg des US-Aktienindexes Dow Jones Industrial auf 10 000 Punkte vorhersagte. Damals pendelte das Kursbarometer zwischen 6 000 und 7 000, selbst Optimisten hielten seine Prognose für überzogen. Keine zwei Jahre später übersprang der Dow die magische Marke – Acampora wurde zum Star. Tausende Anleger, auch in Deutschland, folgten dem Prudential-Experten, studierten Kopf-Schulter-Formationen und lernten, was Elliott-Wellen sind. Selbst die moderne Finanztheorie erkannte an, dass Finanzmärkte nicht immer völlig effizient sind und alle verfügbaren Informationen in den Kursen einpreisen. Diese zentrale Annahme widersprach der Charttechnik, die aus alten Kursdaten künftige Trends ableitet.

Sein gesamtes Berufsleben hindurch kämpfte Quereinsteiger Acampora um die Anerkennung der Charttechnik als seriöse Analysedisziplin. "An der Wall Street wurden wir technischen Analysten ausgelacht", erinnert er sich in seinem Buch. Um seinem Berufsstand eine Lobby zu verschaffen, übernahm Acampora die Leitung des ersten US-weiten Branchenverbandes und entwickelte ein formales Ausbildungsprogramm für Charttechniker. Doch im ultimativen Härtetest schnitten die technischen Analysten schlecht ab: Den langen Börsencrash zwischen 2000 und 2002 sahen weder Acampora noch die meisten seiner Kollegen voraus.

Zuletzt brachten Acamporas Prognosen bestenfalls gemischte Ergebnisse. So prophezeite er 1999 einen Anstieg des Dow Jones (Nachrichten) auf 18 600 Punkte – stattdessen pendelt das Barometer heute um knapp 10 400. Ende 2004 wechselte er dann auf die Seite der Pessimisten und warnte vor einem Rückschlag für den technologielastigen Nasdaq (NASDAQ: Nachrichten) -Aktienindex. Und auch der blieb bislang aus. "

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