Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: US-Tendenz: Archivierte Beiträge bis 11. September 2004
j_r_ewing - Freitag, 20. August 2004 - 12:58
"Natürlich kann man sich immer schöne Szenarien malen, nach denen alles gut wird ...":
Argumente bitte - keine lyrischen Ergehungen !

"Fragt sich nur, was passieren würde, wenn bspw. eine Deflation käme":
dann gäbe es einen vorübergehenden Rückschlag.
Na und?

Außerdem sind die USA momentan soweit weg von einem ausgeglichenen Budget...":
War schon schlimmer: die Einnahmen steigen, und zwischendurch kommt schon mal ein Plus-Monat rein!

"... wie die Stuttgarter Kickers von der deutschen Meisterschaft ..."

(Nehme diese Gelegenheit, dir beizupflichten, augenblicklich wahr! ;-))
Ja: ob das dieses Jahr noch was wird...? :-)


Gruß
JR

j_r_ewing - Freitag, 20. August 2004 - 13:11
Nachdem in der letzten Zeit auf gute wie auf schlechte Nachrichten mit Verkäufen reagiert wurde, gibt es mir jetzt doch zu denken, wie sich das Bild in den letzten Tagen geändert hat: der Ölpreis, der bis vor kurzem doch noch als Garant für den Untergang zumindest des Abendlands galt, schießt von einer Wolke zur nächsthöheren - und statt den Weltuntergang an die Wand zu malen wie sonst, wird gar nicht mehr geschüttet!! *staun*

Sollte sich da etwa zumindest eine Zwischenrally aufbauen - und keiner merkt es ?

Gruß
JR

prof - Freitag, 20. August 2004 - 20:23
"Sollte sich da etwa zumindest eine Zwischenrally aufbauen - und keiner merkt es?"

Aha, nach 2 Börsenwochen sieht JR eine Zwischenrally:
Er ist:
- langfristig stark bullish
- mittelfristig bearish
- kurzfristig leicht bullish

Nee jr, im Kurzfristbereich hängst du mir dein Fähnchen zu sehr in den Wind. Wenn die häufigen Meinungsänderungen zu Transaktionen führen, dürfte wohl in erster Linie die Bank den Reibach machen.

;-) Prof

chinaman - Samstag, 21. August 2004 - 08:40
"Argumente bitte - keine lyrischen Ergehungen !"

Dann argumentiere doch und male nicht einfach schöne Bilder an die Wand, frei nach dem Motto: "Wenn A+B+C eintritt kann ja noch alles gut ausgehen ..."


:-)
Gruß
Chinaman

j_r_ewing - Montag, 23. August 2004 - 01:47
an Chinaman:

"Dann argumentiere doch und male nicht einfach schöne Bilder an die Wand" usw.

Also gut, Chinaman, dann noch ein viertes oder fünftes Mal, extra für dich:
Wenn du dich bitte an das Gramm-Rudman-Gesetz erinnerst! Das hat nachgewiesen, daß man es auch politisch MACHEN kann!

Wirst du es bitte DIESMAL zur Kenntnis nehmen?!


an Prof:

"im Kurzfristbereich hängst du mir dein Fähnchen zu sehr in den Wind. Wenn die häufigen Meinungsänderungen zu Transaktionen führen, dürfte wohl in erster Linie die Bank den Reibach machen":

Im Gegenteil: hätte ich auf die Tech-Schwäche seit Frühsommer SCHNELLER reagiert, statt auf die März- bzw. Mai-Tiefs der üblichen Indizes zu starren, hätte ich mir unangenehme Verluste erspart!

Und das ca. eine Prozent an Bankgebühren pro Transaktion macht den Kohl ja nun auch nicht fett.

Aber bitte, es steht dir ja frei, bei deiner reaktionsträgeren Philosophie zu bleiben, wenn dir meine zu hektisch ist!

Gruß
JR


Ach ja: wann bist DU noch letztes Jahr in die Hausse eingestiegen ?

stephan - Montag, 23. August 2004 - 02:09
Oje, wenn Du hier schon Prof auf Fehler angesprichst bei seiner Bilanz, was hältst Du dann mit Blick auf den Depotvergleich von uns anderen Flaschen, JR? ;)

j_r_ewing - Montag, 23. August 2004 - 04:01
Da hab ich keine Ambitionen. Das war jetzt nur, weil er die Brauchbarkeit meiner Strategie/Taktik massiv in Zweifel zog; da hab ich nur mal rückgefragt, ob das, was er denn anzubieten hat, so viel besser ist.

Gruß
JR

P.S. Wieso "von uns anderen Flaschen"? Bezieht sich das auf die jüngsten Postings von Chinaman? Da bitte ich doch darauf zu achten, was ich geschrieben habe und was NICHT von mir ist!

stw - Montag, 23. August 2004 - 09:55
Immerhin stehen wir im Depotvergleich alle (ausser techno, der wohl auch deswegen ziemlich untergetaucht ist ?) in diesem Jahr (noch?) im Plus, das können nicht viele Indizes oder Fondsmanager von sich behaupten. ICh bin sogar einigermassen stolz aufgrund dieser Outperformance, die sich jedes Jahr aufs neue wieder einstellt.

:-) stw

stephan - Montag, 23. August 2004 - 11:41
Hi JR,

das war nur eine kleine sarkastische Bemerkung meinerseits. Prof hat eben seit 2001 ausgesprochen erfolgreich agiert.

Ich denke auch das die Musterdepots sehr gut, insbesondere im Vergleich zum DAX, dastehen.

j_r_ewing - Montag, 23. August 2004 - 18:31
Find ich ja auch. Das war ja nur eine Bemerkung von mir, die meine Strategie durch relative Einordnung bzgl. der von Prof verteidigen sollte!

Ich wünsch euch viel Erfolg weiterhin!

Gruß
JR

chinaman - Dienstag, 24. August 2004 - 13:25
"Also gut, Chinaman, dann noch ein viertes oder fünftes Mal, extra für dich:
Wenn du dich bitte an das Gramm-Rudman-Gesetz erinnerst! Das hat nachgewiesen, daß man es auch politisch MACHEN kann!

Wirst du es bitte DIESMAL zur Kenntnis nehmen?!"

Ich nehme es auch DIESMAL nicht zur Kenntnis. Ganz einfach, weil genau dieses Gesetz beweist, wie schnell Budgetdisziplin bei den US Politikern wieder in Vergessenheit gerät. Natürlich KANN theoretisch alles gut werden, aber die Disziplinlosigkeit der Regierungen spricht eindeutig eine andere Sprache ...


:-)
Gruß
Chinaman

chinaman - Dienstag, 24. August 2004 - 13:44
So, so. Das Gramm-Rudman-Gesetz als der große Beweis, das alles gut werden kann ... *LoL*

Was sagt das Lexikon:


Gramm-Rudman-Hollings Act
Related: United States History

officially the Balanced Budget and Emergency Deficit Control Act of 1985, U.S. budget deficit reduction measure. The law provided for automatic spending cuts to take effect if the president and Congress failed to reach established targets; the U.S. comptroller general was given the right to order spending cuts. Because the automatic cuts were declared unconstitutional, a revised version of the act was passed in 1987; it failed to result in reduced deficits. A 1990 revision of the act changed its focus from deficit reduction to spending control.



Columbia Encyclopedia, Sixth Edition, Copyright (c) 2004.

chinaman - Dienstag, 24. August 2004 - 13:51
Sieh an, auch 1985 hatten mal Politiker das Ziel, von nun an solle alles besser werden ... *LoL*

Leider hat es nicht lange gedauert, dann wurde schon wieder zurückgerudert ...

Das ganze erinnert fatal an den europäischen Stabilitätspakt ...

Das ganze beweist höchstens die UNFÄHIGKEIT der Politiker Budgetdisziplin zu bewahren ...


:-)
Gruß
Chinaman

j_r_ewing - Dienstag, 24. August 2004 - 14:46
Die Tatsache, daß es GESCHAFFEN wurde, beweist, daß der politische Wille DA WAR.

Daß es nicht mehr da IST bzw. nur in verwässerter Form, lag nicht daran, daß der POLITISCHE WILLE es wieder abgeschafft hätte, sondern es wurde vom OBERSTEN GERICHT wegen formalrechtlicher Gründe gekippt.

Das Ganze zeigt (natürlich nur einem, der bereit ist, hinzusehen), daß die Politik, wenn die Verschuldung zu einem zu großen Druck wird, sich sehr wohl dazu aufschwingen kann, korrigierend einzugreifen.

Daß die Amis da nicht unbedingt mit den Maßstäben eines Herrn Chinaman messen, wäre nicht letztlich auszuschließen.

Mehr zu diesem Thema zu sagen dürfte sich wohl erübrigen.

Gruß
JR

chinaman - Dienstag, 24. August 2004 - 15:08
Das erübrigt sich wirklich ...

"Daß es nicht mehr da IST bzw. nur in verwässerter Form, lag nicht daran, daß der POLITISCHE WILLE es wieder abgeschafft hätte "

*LoL*

Dann ist die Entwicklung des Defizites seid 1985 wohl auch formaljuristisch und kein politischer Wille ...


http://www.publicdebt.treas.gov/opd/opdpenny.htm


:-)
Gruß
Chinaman

chinaman - Dienstag, 24. August 2004 - 18:20
Wer etwas mehr über die Schuldensituation in den USA wissen will, dem kann ich diese Website wärmstens ans Herz legen:


http://mwhodges.home.att.net/debt.htm


:-)
Gruß
Chinaman

chinaman - Dienstag, 24. August 2004 - 18:32
Aus obengenannter Website zum Thema "politischer Wille":

ABER: BEIM LESEN BITTE KEINE ANGST KRIEGEN

SCHLIESSLICH WIRD ALLES GUT !!!

*LoL*


Gruß
Chinaman

DEFICIT REDUCTION GAMES

This report points to the cause of federal debt as run-away consumptive social spending to ratios unprecedented in history. Social spending is consumptive spending, and should have been fully paid for - - not borrowed from future generations. But, since they built-up debt by $5.4 trillion then they should show us their debt reduction plan of $5.4 trillion. Right? Is such a plan in the budget? No!!. Why not?

CLEARLY, as said at the top of the report, government should not be allowed to borrow for consumptive spending programs. And especially, government should not be allowed to borrow pension trust funds intended for future retirees - - and consume it all today on other stuff.

Instead of truly reducing debt, we just hear talk about eliminating deficit spending. That is a camouflage operation. The Budget Deficit and Trust Fund Siphon Report (a must read report) shows: For years most political leaders bragged to the general public "we ran a large budget surpluses in the late 1990s." Also, they said they wanted to 'save social security'. Listening to such rhetoric some might think the federal government had cut general spending so as to produce surpluses, and thereby save social security. But, that's 'smoke & mirror' - since they did not tell you they siphoned-off billions from the trust funds to achieve that 'accounting gimmick', and spent it all on non-pension stuff - plus they ran up the debt another billions and billions each and every year. In 2002, for example, the general government siphoned-off $140 billion from the social security trust fund plus $62 billion out of the federal employees pension trust and federal hospital trust - a total of $203 billion - - every penny spent on non-pension things. Had we not consumed that $203 billion on non-pension spending the 2002 deficit would have been $203 billion higher than stated.

Before we can reduce the federal debt principal amount of $7 Trillion ($23,000 per each child and adult), we must first balance the general government's budget (and not by using trust fund surpluses) in a way that stops any future increase in debt - - You don't need to be a rocket scientist to know that.

There's much talk about a budget balance by soon. Will it happen? Don't count on it, as they are not counting ALL deficits. And even that 'budget' calls for all hard choices on cuts to be made AFTER the president leaves office - - when he's gone and no longer accountable. Further, it still counts incoming social security surpluses in the 'balance', although all surpluses are siphoned-off for non-pension programs with more IOUs placed in the 'kitty', which means the debt still rises. What kind of approach is that?

And, if a congressman calls for cuts to be made earlier he is shouted down, by 'socialization architects' yelling such will send little ladies to the streets from their wheel chairs, starving the aged on social security, denying children an education, etc. Then, all politicians run for cover and lay low. Brave and honest group. Proves lack of intent to face the music and make true hard choices. They know children cannot vote, but are un-afraid to stick them with the bill - - and at the same time on TV show a tear in their eyes as they say, 'save the children'.

We should demand ALL cuts be made equally per year over that period, plus no other use allowed of pension trust funds. In fact, to be safe, we should not think it will happen unless they plan to cut even more up front, as a safety valve in case future economic conditions are not what they hope for. We keep hearing how great the economy is. If they believe that, then why are they not proposing up-front cuts now - - instead of waiting for the next slow-down as a justification for doing nothing.

I think I saw a number that, even with their 'pie in the sky' 2002 balance budget plan, during that period the national debt will rise another $1.2 Trillion. If so, that means another 25%, and an additional $5,000 per child. By 2012 the Social Security Administration expects debt owed the trust fund to have increased another $2.5 trillion.

And, the budget should require that they not be allowed to siphon-off any Social Security or federal pension trust fund surplus flows for non-pension spending - - as they have so far done with over $800 Billion of same (covered in the Social Security Report ) - 40% of the siphon-out was done in past 4 years. In fact, the budget should call for additional cuts to enable them to repay that trust fund with non-government-owned IOUs that can cover seniors when the approaching surplus flows reversal, so that our kids don't have to pay extra taxes or take on their backs any more debt to cover that which has been siphoned-off. The way they plan it, they will continue to siphon the Social Security fund, because they like the 'free money' and it disguises the deficit, which means total debt will still rise.

"The current un-funded Social Security liability is $9 trillion - more than twice the official national debt. Even if the traditional deficit is eliminated in the year 2002, so that the traditional national debt is no longer increasing, the national debt in the form of the Social Security liability is likely to increase that year under current law by about $500 billion," Economist Martin Fieldstein said January 31, 1998.

All they have to do is prove to us they have a clean plan that shows the total debt falling below $20,000 per child by 2002 as well as the un-funded social security liability, with a published plan to zero it out over time. We can understand 'plain things'. Where's the honest plan that includes all spending and debt creators?

All they are doing is 'talking' about 'balancing' the budget. Where is the plan to pay down the national debt principal, and get that $20,000 off the backs of each of our kids?
Stop 'talking' about deficit and 'book-cooking' games, and give us a timetable to eliminate the debt principal amounts.

I want to show it to my kids, so they know they are going to be free and clear of our past waste.

chinaman - Mittwoch, 8. September 2004 - 08:41
8. September 2004, 02:22, Neue Zürcher Zeitung

Langfristiger Ausblick bleibt getrübt

Sna. Washington, 7. September

Der amerikanische Bundeshaushalt wird im laufenden Fiskaljahr 2003/04 eine Deckungslücke von voraussichtlich 422 Mrd. $ aufweisen. Die, gemessen als Dollargrösse, einen Rekord markierende Zahl findet sich in der jüngsten Studie des überparteilichen Haushaltsbüros des Kongresses (CBO), der jedes halbe Jahr eine Aufdatierung seiner Prognose bezüglich der Entwicklung der Bundesfinanzen über den nächsten Zehn-Jahre- Zeitraum vornimmt. Die knapp einen Monat vor dem Ende der laufenden Rechnungsperiode sowie weniger als acht Wochen vor den Präsidentschaftswahlen veröffentlichten Angaben dokumentieren dabei zum vierten aufeinander folgenden Jahr eine Verschlechterung der US-Haushaltsposition seit dem Amtsantritt von Präsident Bush. Die gegenüber dem letztjährigen Fehlbetrag von 375 Mrd. $ prognostizierte Aufblähung des Ausgabenüberschusses hält sich indessen, gemessen als Anteil am Bruttoinlandprodukt (BIP), in Grenzen. Das für dieses Jahr erwartete Bundesdefizit entspricht einem BIP-Anteil von 3,6%, ein Zehntelpunkt mehr als im Vorjahr, aber immer noch deutlich weniger als die Ende der achtziger sowie Anfang der neunziger Jahre verzeichneten Höchstwerte von nahezu 6%.

Der jüngste CBO-Bericht dürfte beiden Seiten im Präsidentschaftswahlkampf Munition zur Untermauerung ihrer Sicht bieten. Die gegenüber der Prognose im März dieses Jahres eingetretene Verminderung des laufenden Fehlbetrags um 55 Mrd. $ spiegelt gemäss den Autoren in allererster Linie den wieder dynamischeren Wirtschaftsgang. Diesen sucht sich die Administration als Verdienst ihrer konsequenten Steuersenkungspolitik anzurechnen. Ersichtlich wird dabei der konjunkturbedingte Niederschlag höherer Staatseinnahmen auch im nächstjährigen Passivsaldo, dessen prognostizierte Höhe neu bei 348 (zuvor: 363) Mrd. $ oder 2,8% des BIP liegt. Derweil fällt der kontinuierlich sinkende Fehlbeträge für jedes einzelne Jahr ausweisende Ausblick des CBO auf den gesamten Betrachtungszeitraum noch trüber aus als bisher. Statt der bisher unterstellten 2,02 Bio. $ soll der kumulierte Ausgabenüberschuss bis zum Jahr 2014 neu 2,29 Bio. $ - oder 1,5% des über den gleichen Zeitraum anfallenden BIP - betragen. Verantwortlich dafür ist die Berücksichtigung höherer Ausgaben, allen voran für Verteidigung und innere Sicherheit, deren Anfall durch die auf einem konservativen Wachstumspfad von im Mittel 2,8% beruhenden Mehreinnahmen nicht kompensiert wird.

Wie die Demokraten und ihr Präsidentschaftskandidat, Senator Kerry, betonen, würde zudem die von der Administration angestrebte Überführung der verschiedenen befristeten Steuersenkungen ins permanente Recht ein noch grösseres Loch in die Bundesfinanzen reissen. Gleichwohl dürfte indes aus finanzpolitischer Sicht das Bemühen um eine Verlängerung verschiedener Steuererleichterungen für die Mittelschicht, die Ende dieses Jahres bereits wieder auslaufen, im Zentrum der bis zur Präsidentschaftswahl am 2. November verbleibenden Sessionsperiode im Kongress stehen. Deren Verabschiedung noch vor der Sommerpause war an einem Zwist zwischen Kongress und Weissem Haus über die konkrete Verlängerungsfrist gescheitert, was mitunter auch den komplizierten Budgetierungsprozess für das neue Fiskaljahr - darunter die Verabschiedung der 13 jährlichen Ausgabengesetze - massiv verzögert hat.


http://www.nzz.ch/2004/09/08/wi/page-article9UCUB.html

chinaman - Mittwoch, 8. September 2004 - 08:58
DEFIZITREKORD

US-Regierung fehlen 2,3 Billionen Dollar

Das Defizit im US-Haushalt wird im laufenden Jahr auf 422 Milliarden Dollar steigen, so die neueste Prognose - damit hätte George W. Bush einen Rekord aufgestellt. Noch Besorgnis erregender ist die Vorausschau auf die kommenden zehn Jahre - der US-Regierung fehlen über diesen Zeitraum 2.300.000.000.000 Dollar.

Washington - In den Fiskaljahren 2005 bis 2014 werde das Defizit im Staatshaushalt insgesamt auf diesen Rekordwert von 2,3 Billionen Dollar (US-Englisch: trillion) steigen, prognostiziert das Budgetbüro des Kongresses (CBO). Damit hat der Kongress seine Zehn-Jahres-Prognose noch einmal um um 300 Milliarden nach oben geschraubt.

"Selbst wenn die Wirtschaft stärker wachsen sollte als vorhergesagt, werden sich wesentliche Budgetbelastungen in der kommenden Dekade zu verstärken beginnen", teilte das CBO mit. Denn dann komme die "Baby-Boom"-Generation allmählich ins Rentenalter, was Sicherungssysteme wie "Social Security" in bisher ungeahnter Art belasten werde.

Mit Schuld an den prognostizierten Haushaltsdefiziten sind auch die mehrmaligen Steuersenkungen der Regierung von George W. Bush. Zu Beginn seiner Amtszeit wurden noch bedeutende Haushaltsüberschüsse vorhergesagt - diese schmolzen auch wegen der schwachen Konjunktur und der hohen Ausgaben für Krieg und Anti-Terror-Maßnahmen zusehends dahin.

Bush-Team denkt positiv

Der Wert für das laufende Fiskaljahr, das am 30. September endet, wird nach Einschätzung des US-Kongresses nicht so hoch ausfallen wie zuvor erwartet. Im Januar hatte das CBO noch mit einem Defizit von 477 Milliarden Dollar gerechnet. Der jetzt vorhergesagte Wert entspricht immer noch 3,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Es handelt sich um einen Rekord auf Dollarbasis nach absoluten Zahlen. Als Prozentsatz des BIP lag das Defizit in den achtziger Jahren unter Präsident Ronald Reagan zeitweise bei sechs Prozent.

Im nächsten Fiskaljahr wird das Loch im amerikanischen Haushalt den Experten zufolge auf 348 Milliarden Dollar zurückgehen - das entspräche 2,8 Prozent des BIP.

Ein Sprecher Bushs nannte die Senkung der Jahresprognose einen Erfolg der Wirtschaftspolitik des Präsidenten. Die Reduzierung der Prognose zeige, dass die Wirtschaft in Gang komme. Bush-Herausforderer John Kerry teilte mit: "Allein Präsident Bush ist in der Lage, ein 422-Milliarden-Dollar-Defizit als Erfolg zu feiern."

Quelle: Spiegel online

chinaman - Samstag, 11. September 2004 - 17:27
Der starke Dollar ist für die Chinesen längst mehr als ein Exportmotor Im Wettstreit mit den USA ist die Währungspolitik der zentrale Faktor -

Kolumne
von Marc Faber

Auf den ersten Blick ist es schon erstaunlich: Da erwirtschaften die meisten asiatischen Länder gewaltige Leistungsbilanzüberschüsse und trotzdem lassen die dortigen Zentralbanken ihre Währungen gegenüber dem US-Dollar nicht etwa an Wert gewinnen. Stattdessen akkumulieren sie gewaltige Dollar-Währungsreserven.

Die Chinesen haben ihre Währung seit 1994 sogar fest an den Greenback gebunden. Und diese Koppelung wurde selbst während der Asienkrise - als alle anderen Länder stark abwerteten - nicht verändert. Den Chinesen erscheint nämlich ein starker Dollar höchst wünschenswert, weil sich dadurch immer mehr Kapitalinvestitionen nach China bewegen, wo die Produktionskosten wesentlich niedriger liegen als in den USA.

Gut könnte man also sagen, die Asiaten und insbesondere die Chinesen betreiben die Währungspolitik, die dem Wachstum ihrer Volkswirtschaften am meisten nützt. Doch dahinter steckt mehr. Die Führung in Peking weiß nämlich ganz genau, dass zwischen China und den USA längst ein Wettstreit um die weltwirtschaftliche und weltpolitische Hegemonie entstanden ist. Klar ist ihr dabei auch, dass das Reich der Mitte den Amerikanern noch auf Jahre hinaus militärisch nicht das Wasser wird reichen können. Das entscheidende Feld ist also die Ökonomie. Und hier werden die asiatischen Nachbarn - ob freiwillig oder unfreiwillig - zu Verbündeten.

Denn solange die Chinesen ihre Währung gegenüber dem Dollar künstlich tief halten, ist es auch den anderen asiatischen Ländern nicht möglich, ihre eigenen Währungen gegenüber dem Dollar aufzuwerten. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Falls ihre Währungen gegenüber dem Dollar an Wert zunehmen würden, stiege zugleich der Wert gegenüber dem fest an den Greenback gebundenen chinesischen Renminbi. Sie verlören damit also an Konkurrenzfähigkeit gegenüber China auf den Exportmärkten.

Auf diese Weise bestimmt das Reich der Mitte gegenwärtig nicht nur die Währungsrelation zwischen Renminbi und Dollar, sondern den Wert praktisch aller anderen asiatischen Währungen gegenüber dem Dollar gleich mit. Damit zwingen die Chinesen de facto die anderen Zentralbanken in Asien, ihre Dollar-Währungsreserven ebenfalls zu erhöhen.

Mehr noch: Die Chinesen haben inzwischen auch wesentlichen Einfluss auf die US-Binnenkonjunktur. Denn sie sind ein wichtiger Abnehmer amerikanischer Staatsanleihen und nötigen über den oben genannten Mechanismus indirekt auch die anderen asiatischen Länder, die Papiere zu kaufen. Das niedrige Zinsniveau in den USA wird damit erst möglich. Dies wiederum aber ist der wesentliche Faktor dafür, dass die US-Haushalte sich weiterhin verschulden und munter konsumieren. Profiteur hiervon ist nicht zuletzt die chinesische Wirtschaft, deren Exportchancen damit ansteigen.

Neben ökonomischen Wachstumschancen beschert all dies den Chinesen aber auch eine erhebliche Macht. Wenn nämlich eines Tages die Chinesen ihre Dollarbestände nicht mehr erhöhen oder sogar liquidieren würden, könnte dies zu gewaltigen Turbulenzen and den Devisen- und Finanzmärkten führen. Die Amerikaner haben somit einen Teil ihrer vermeintlichen Autonomie längst eingebüßt.

Von einer solchen Krise blieben die Chinesen zwar nicht unberührt. Sollten sie zwischenzeitlich aber heimlich ihre Goldpositionen erhöhen, ohne diese in den Reserven auszuweisen, wären sie zumindest teilweise geschützt.

Marc Faber ist Fondsmanager und ausgewiesener Skeptiker unter den Börsianern

Artikel erschienen in Die Welt am Sa, 11. September 2004

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