Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Geldanlage mit Verlierer-Aktien
chinaman - Freitag, 8. Oktober 2004 - 11:18
Geldanlage mit Verlierer-Aktien

Die Manager des Europe Recovery Fund von JP Morgan Fleming setzen auf Titel, die andere Investoren längst abgeschrieben haben - Erfolgsgeschichten bei Kuoni und Wessanen
London - Mark Davids, Fondsmanager bei JP Morgan Fleming Asset Management, hat Verliereraktien im Visier. Sein 246 Mio. Dollar schwerer Europe Recovery Fund investiert in die europäischen Unternehmen, die in den vergangenen drei Jahren die schlechteste Wert- und Umsatzentwicklung hatten. Mit Erfolg: In den vergangenen 17 Monaten hat sein Portefeuille die Benchmark um zwölf Prozentpunkte geschlagen. Dafür sorgten Aktien, die der Markt fälschlicherweise schon abgeschrieben hat, allen voran die schweizerische Kuoni Reisen Holding und die niederländische Royal Wessanen. "Sie werden von positiven Überraschungen viel stärker profitieren als andere", erklärt Davids.


Sein Fonds, den er zusammen mit James Campbell und Francesco Conte verwaltet, verzeichnete zwischen Mai 2003 und Ende vergangener Woche auf Euro-Basis einen Wertzuwachs von 38 Prozent. Der Europe Index von Morgan Stanley Capital International (MSCI) ist im gleichen Zeitraum nur um 26 Prozent gestiegen.


Der in Luxemburg domizilierte Fonds kann aus rund 2000 europäischen Aktien schöpfen. Ein Drittel davon kommt in die Vorauswahl, erläutert Davids und verweist auf Kriterien wie Kursverluste und Umsatzentwicklung. Unter Berücksichtigung der Gewinn- und Geschäftsaussichten kommen dann etwa 250 Unternehmen in die engere Wahl. Die letzte Analyse der Fondskandidaten konzentriert sich auf die Bilanzdaten und die Bewertung der Aktiva, beschreibt Davids den Prozeß. Am Ende blieben zwischen 50 und 150 Aktien übrig.


Im August war der Europe Recovery Fund in 86 Unternehmen investiert, darunter Vodafone Group, dem weltgrößten Mobilfunkanbieter, und Bulgari, dem drittgrößten Schmuckhersteller der Welt. In den drei Jahren, bevor Davids die Aktien dieser Unternehmen ins Portefeuille nahm, hatten beide mehr als die Hälfte ihrer Marktkapitalisierung verloren. Dann kam die Trendwende.


Das gilt auch für Kuoni. Seit Mitte Juni vergangenen Jahres hat die Aktie 36 Prozent an Wert gewonnen, verglichen mit einem Plus von 18 Prozent für den MSCI Europe. Im vergangenen Jahr hatte der angeschlagene Reiseveranstalter seine auf Geschäftsreisen spezialisierte Tochtergesellschaft verkauft. Dieses Jahr verringerte sich sein Halbjahresverlust auf 12,9 Mio. Franken, nach 44,1 Mio. Franken im Vorjahreszeitraum.


Der Wessanen-Konzern, der sich auf Gesundheitsprodukte konzentriert, verzeichnete einen Kursanstieg von 24 Prozent, seit Davids am 10. Oktober vergangenen Jahres Wessanen-Papiere ins Portefeuille nahm. Im Juli vergangenen Jahres hatte Ad Veenhof den Vorstandsvorsitz übernommen, nachdem das Unternehmen seine Gewinnprognose binnen zwei Jahren fünfmal nach unten revidieren mußte. Grund dafür waren Verluste bei einer Tochtergesellschaft. Im zweiten Quartal dieses Jahres rückte Wessanen wieder in die Gewinnzone vor.


Bei den Schlußlichtern der Börse handelt es sich häufig um Unternehmen, denen Management- oder Strategie-Veränderungen bevorstehen, erläutert Davids. Mitunter müssen sie auch Vermögenswerte verkaufen, um die Performance zu verbessern. "Genau darauf bauen wir", so Davids. Zu den jüngsten Neuzugängen in seinem Portefeuille will sich der Fondsmanager nicht äußern.


Seit März allerdings hinkt der Recovery Fund der Benchmark hinterher. Den Grund dafür sieht Davids in der Ölpreisrallye. Sie schürt Befürchtungen, das Wirtschaftswachstum könne sich verlangsamen, was wiederum die Ertragslage der Unternehmen schwächt. Bis Freitag verzeichnete der Fonds einen Wertverlust von 5,7 (MSCI Europe: plus 2,4) Prozent. Davids, der keine Angaben zu den Unternehmen machen will, die auch er besser hätte abschreiben sollen, räumt ein, daß es seit März schwieriger geworden ist. An seiner Strategie hält er trotzdem fest: "Erfolgsgeschichten wird es immer geben." Bloomberg


Artikel erschienen am Fr, 8. Oktober 2004
Die Welt

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