Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: US-Tendenz: Archivierte Beiträge bis 10. Juli 2004
chinaman - Donnerstag, 13. Mai 2004 - 07:46
USA

Export floriert, Importe boomen

Die hohen Ölpreise bereiten nicht allein den Deutschen Sorgen. Auch die US-Wirtschaft gerät deswegen immer stärker unter Druck. Das Außenhandelsdefizit stieg im März auf ein Rekordhoch.

Washington - Wie das Handelsministerium in Washington am Mittwoch mitteilte, verzeichneten die Statistiker im März ein Defizit von rund 46 Milliarden Dollar. Im Februar hatte es 42,1 Milliarden Dollar betragen.

Die Belebung der Weltwirtschaft sei zwar auch dem Export der USA zugute gekommen, hieß es. Die Öl-Einfuhrpreise aber kletterten auf einen neuen Höchststand seit über 20 Jahren. Zudem haben wachsende Ausgaben der US-Konsumenten die Importe weiter ansteigen lassen.

Im März wurden für 140,7 Milliarden Dollar Güter und Dienstleistungen in die USA importiert - 4,6 Prozent mehr als im Vormonat. Dies bedeute die höchste Steigerungsrate seit 1993. Hintergrund sei wachsender Konsum angesichts von Steuerrückzahlungen, niedrigen Zinsen und besseren Daten vom Arbeitsmarkt. Der Wert der Exporte stieg demnach um 2,6 Prozent auf 94,7 Milliarden Dollar.

chinaman - Mittwoch, 26. Mai 2004 - 10:26
Die Börse senkt den Daumen über Bush

Laut Marktstatistik hat der amtierende US-Präsident die Wahl im November schon verloren

HANDELSBLATT, 26.5.2004 Bloomberg/HB NEW YORK. Wenn amerikanische Aktionäre vor der Wahl Verluste einstecken müssen, hat der Präsident schon verloren. Das belegt zumindest die Statistik. Seit dem Zweiten Weltkrieg sank das Kursbarometer Standard & Poor s 500 in einem Präsidentenwahljahr nur zweimal: 1960 und 2000. Und beide Male schickten die Wähler den Kandidaten der regierenden Partei in die Wüste. So gesehen kann der republikanische Amtsinhaber George W. Bush eine zweite Amtszeit abschreiben, und sein Herausforderer, Senator John Kerry von den Demokraten, wird am 2. November zum neuen US-Präsidenten gewählt. Denn der Leitindex liegt schon 1,5 Prozent im Minus.

"Die Börse ist eine Art vorzeitiger Wahlzettel", sagt Jeffrey Hirsch, Chefredakteur des "Stock Trader's Almanac", der die Verlaufsmuster der US-Aktienkursen analysiert. Die Kursentwicklung sei aufschlussreicher als Umfrageergebnisse, "weil die Leute hier Taten sprechen lassen", erläutert Hirsch. "Wenn es einen schwachen Amtsinhaber gibt, der die Wahl nicht gewinnen wird, wird die Börse das prognostizieren."

Die Umfrageergebnisse sind verheerend für Bush. Die Zustimmung der Bürger ist auf Rekordtief. Und wenn die Wahlen jetzt stattfänden, würde Herausforderer Kerry den Meinungsforschern zufolge Bush klar schlagen.

Was die Frühwarnfunktion der Börsen angeht, kommt es für Bush noch schlimmer. Denn Rohstofftitel wie Öl- oder Gasaktien gehören trotz Flaute zu den Gewinnern im S&P-500. Der Branchenindex legte im Zuge der Ölpreishausse in diesem Jahr um 6,1 Prozent zu. Und wie die Marktforscher von Ned Davis Research herausgefunden haben, bedeuten boomende Rohstoffwerte für die Partei des Amtsinhabers für gewöhnlich eine Wahlniederlage. Volkswirtschaftlich lässt sich dieser Zusammenhang untermauern. Hohe Rohstoffpreise verteuern die Energiekosten von Unternehmen und führen zu höherer Inflation und höheren Zinsen, was dann auch noch die Geldbeschaffung der Firmen teurer macht - und zu sinkenden Aktienkursen führt.

Rückschau: Vor vier Jahren hatte George W. Bush dieses statistische Phänomen noch auf seiner Seite. In den zehn Monaten bis zur Präsidentenwahl 2000 sank der S&P-500 um 2,5 Prozent - und der Herausforderer Bush schlug den damaligen Vizepräsidenten Al Gore. Und 1960 waren die Kurse vor der Präsidentenwahl im November sogar um acht Prozent gesunken: Der Demokrat John F. Kennedy setzte sich gegen Richard Nixon durch - den die Republikaner, die damals mit Dwight Eisenhower den Präsidenten stellten, ins Rennen geschickt hatten.

Und auch George Bush, der Vater des derzeitigen Präsidenten, hatte im entscheidenden Wahljahr die Märkte gegen sich: Zwar legten die Kurse um 0,7 Prozent zu, aber die Wirtschaft drehte in die Rezession ab: Bush verlor 1992 gegen seinen Herausforderer Bill Clinton.

Die Wahlkampfhelfer von Bush junior schöpfen trotz Flaute auf den Aktienmärkten und miserabler Umfragewerte daher in der anspringenden Volkswirtschaft Hoffnung. Denn im Gegensatz zu 1992 deuten alle Indikatoren darauf hin, dass die größte Volkswirtschaft der Welt im Wahljahr 2004 brummt.

Prognosen hin oder her, die Analysten sortieren schon einmal die Aktien aus, die von der Wiederwahl Bushs oder vom Sieg Kerrys profitieren würden. Die Fachleute von Lehman Brothers Holdings argumentieren wie folgt: Von einem Sieg Kerrys dürften die Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddy Mac profitieren. Denn die Demokraten wollen den Eigenheimbau unterstützen. Bush will Privatunternehmen eine größere Rolle im Gesundheitssystem zugestehen, wovon wiederum Pharmakonzerne profitieren würden. Kerry hingegen will Arzneimittelpreise regulieren; sein Sieg wäre für Pharmakonzerne wie Pfizer, Medco Health Solutions also doppelt ungünstig. Für die Betreiber von Krankenhäusern wie Health Management Associates wäre Kerrys Präsidentschaft hingegen günstig, da er Pläne unterstützt, wonach der Staat Patientenrechnungen über 50 000 Dollar übernehmen soll.

Autokonzerne wie General Motors und dividendenstarke Versorger wie Southern Co. käme die Wiederwahl Bushs zugute. Denn Bush setzt sich für lockere Abgasrichtlinien ein und hat die Steuern auf Dividenden gekürzt. Diesen Steuervorteil will Kerry kassieren, zumindest für Jahreseinkommen über 200 000 Dollar.

Quelle: Handelsblatt

chinaman - Mittwoch, 16. Juni 2004 - 08:12
Quelle: FONDS professionell / 7.6.2004


Glaubt man einigen sehr prominenten Finanzexperten, könnte – ausgehend von den USA – eine Katastrophe auf die Kapitalmärkte zukommen.

An den Kapitalmärkten ist jeden Tag die eine Hälfte der Akteure optimistisch und die andere pessimistisch. Die einen würden ohne positive Erwartungshaltung keine Wertpapiere kaufen und die anderen diese wohl nicht hergeben, wenn sie von weiter steigenden Kursen ausgehen würden. Gibt es mehr Optimisten als Pessimisten, steigen die Kurse, im umgekehrten Fall sinken sie. Unabhängig davon, ist wohl jeder Marktteilnehmer an den Börsen eher ein optimistischer Mensch – Weltuntergangspropheten, die Aktien kaufen, dürften in ihrer Anhängerschaft einiges an Glaubwürdigkeit einbüßen. Der langfristige wirtschaftliche Aufwärtstrend hat bewirkt, dass man heute vielfach unterstellt, dass dies in alle Ewigkeit so weitergehen wird. Aktien bringen mehr als Anleihen, Anleihen mehr als der Geldmarkt, lautet die These. Gerade diese Aussage wird aber inzwischen von einer wachsenden Anzahl von renommierten Experten und Beobachtern mit langjähriger Börsenerfahrung ernsthaft angezweifelt. „Eine langfristig ausgerichtete Buy-and-Hold-Strategie halten wir ... auf Sicht der nächsten zehn bis 15 Jahre für falsch. Als vorsichtige Anleger müssen wir davon ausgehen, dass auch dieser Abwärtszyklus ähnlich verlaufen wird wie seine Vorgänger. Er wird also noch einige Jahre in Anspruch nehmen, und in seinem Verlauf werden Aktien irgendwann fundamental attraktiv bewertet sein und gleichzeitig gehasst oder wenigstens mit Missachtung gestraft werden“, lautet etwa eine Schlüsselpassage des vor kurzem vorgelegten Buchs „Das Greenspan-Dossier“. Die Autoren des Werks sind der seit rund 20 Jahren europaweit bekannte Banker und Börsenkommentator Roland Leuschel und Claus Vogt, Research-Leiter der Berliner Effektenbank. Leuschel und Vogt legen in ihrer Arbeit dar, warum die inflationäre Geldpolitik des US-Notenbankchefs Alan Greenspan langfristig das internationale Finanzgefüge und die Weltwirtschaft ins Wanken bringen könnte bzw. mit hoher Wahrscheinlichkeit wird. Dass Leuschel, der bis zum 1987er-Crash vor allem durch besonders optimistische Markteinschätzungen auffiel, ein derart negatives Bild der nächsten Jahre malt, ist allerdings keine Überraschung. Er hat sich seit dem Ende der 80er Jahre fast schon zu einem „professionellen“ Schwarzmaler entwickelt. Spricht Leuschel auf Messen und Kongressen zur allgemeinen Marktlage, dann warnt er vor der internationalen Schuldenkrise, bezeichnet das aktuelle Weltwährungssystem als dem Untergang geweiht, weist auf die enorm gestiegene Volatilität an den Aktienmärkten hin und rät in erster Linie zu Goldinvestments. In dem vorliegenden Buch empfiehlt er seinen Lesern: Wer schon in Anleihen investieren wolle, solle sich auf TIPS (inflationsgeschützte Anleihen) konzentrieren und klassische Staats- und Unternehmensanleihen sowie amerikanische bzw. europäische Immobilien meiden. Obwohl die Argumentation der Autoren plausibel klingt, leidet sie unter der Tatsache, dass Leuschel schon Anfang der 90er Jahre ein Börsen-Armageddon ankündigt hat.
Jemand, der sich diesen Vorwurf nicht gefallen lassen muss, ist der bekannte US-Investor und frühere Soros-Partner Jim Rogers. Der Mann verfügt über 40 Jahre Börsenerfahrung und hat es gemeinsam mit Soros als Verwalter des Quantum Hedgefonds geschafft, von 1969 bis 1979 eine jährliche Durchschnittsrendite von rund 30 Prozent zu erwirtschaften. Rogers hat also bewiesen, dass er etwas von Märkten versteht, und daher könnte einem seine aktuelle Markteinschätzung im Halse stecken bleiben. Ende März erklärte er den Herausgebern dieses Magazins am Vorabend des Wiener FONDS-KONGRESS: „Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem Magazin, fürchte aber, dass Sie es in den kommenden Jahren sehr schwer haben werden, weil viele Ihrer Inserenten in den nächsten fünf Jahren Bankrott gehen werden.“ Rogers befürchtet, dass man an den Kapitalmärkten für viele Jahre lang kein Geld verdienen wird. „Wo soll die Rendite herkommen? Aktien sind langfristig betrachtet zu teuer, bei Anleihen fehlt angesichts des aktuellen Zinsniveaus ebenfalls jede weitere Fantasie, und auch im Immobilienbereich sind wir weltweit mit etlichen überbewerteten Märkte konfrontiert“ (Rogers). Er selbst habe schon vor drei Jahren begonnen, sein Vermögen mehrheitlich in Rohstoffe umzuschichten, wobei er auch hier nicht auf Aktien setzt, Rogers: „Ich habe 1998 einen eigenen Rohstoff-Index entwickelt, weil der CRB-Index meiner Einschätzung nach nicht die richtige Zusammensetzung hat, und investiere direkt an den Warenbörsen in Terminkontrakte, die laufend weitergerollt werden.“ Auf den Einwand, dass es unlogisch sei, einerseits eine steigende Rohstoffnachfrage und andererseits keine Zuwächse bei den Unternehmensgewinnen zu erwarten, kontert Rogers: „Dann sehen Sie sich die Entwicklung der amerikanischen Aktien von 1964 bis 1982 an: Obwohl die US-Wirtschaft in diesem Zeitraum eine reales Wirtschaftswachstum zwischen drei und vier Prozent pro Jahr aufwies, notierte der Dow Jones am Ende dieser Periode praktisch auf demselben Niveau wie an ihrem Anfang.“
Und mit diesem Hinweis reist auch ein anderer Investment-Guru durch die Lande. Jim Jundt, Wall-Street-Banker mit ebenfalls mehr als 40 Jahren Erfahrung, eröffnet seine Vorträge seit 1999 mit der Geschichte über die 18-jährige Stagnation der US-Aktien von 1964 bis 1982 und fügt gleich hinzu, dass seiner Einschätzung nach eine ähnliche Periode vor uns liegt (siehe Chart auf Seite 80), wobei ihn auch das Jahr 2003 nicht vom Gegenteil überzeugen konnte. Jundt schrieb in seinem Marktkommentar Ende März: „Die großartigen Kurssprünge des letzten Jahres waren eine Gelegenheit, wie sie nur selten wiederkommen wird. Mit einer Kaufen-und-Halten-Taktik wird man in den nächsten Jahren möglicherweise jährlich positive Erträge von plus/minus fünf Prozent realisieren können. Ein abgesichertes Wachstumsportfolio, bei dem es darauf ankommt, insbesondere Aktien zu identifizieren, die in neuen Sektoren erfolgreich sind, erlaubt einen Wertanstieg des Portfolios von zwölf bis 15 Prozent p.a. unter Inkaufnahme geringerer Risiken, als wenn man im Index investiert wäre.“
Aber warum sollten Aktien nicht weiter steigen können? Die Antwort der Gurus ist simpel: Sie sind schlicht und einfach zu teuer. Charles Munger, der normalerweise im Schatten von Warren Buffet steht, nichtsdestotrotz aber der zweite „Kopf“ von Berkshire Hathaway ist, formuliert die Problematik so: „Aktien werden zum einen so wie Anleihen im Hinblick auf zukünftige Zahlungsströme und zum anderen ähnlich wie Rembrandts deshalb gekauft, weil sie in der Vergangenheit ständig an Wert gewonnen haben und daher ,in‘ sind. Falls
sie in Zukunft weiterhin wie ,Rembrandts‘ betrachtet werden, werden sie auch weiter steigen, dabei aber keinerlei Rückhalt haben. Sollte das passieren, ist es unmöglich, vorherzusagen, wie wie lange und wie weit sie steigen werden. Sollten Aktien also mit jährlichen Durchschnittsrenditen von 15 Prozent weiter steigen, wird das auf einen gewaltigen Rembrandt-Effekt zurückzuführen sein, was nicht gut wäre. Ich gehe aber davon aus, dass wir diesen Effekt nicht sehen und die Renditen eher bei sechs Prozent liegen werden.“
Eine Ansicht, die sich mit der Einschätzung des Schweizer Hedgefonds-Managers Felix Zulauf deckt. Er gehört zum erlauchten Kreis internationaler Topexperten, die jährlich zu Jahresbeginn vom US-Investmentblatt „Barron’s“ zu einer Diskussionsrunde eingeladen werden, um die Situation an den Märkten zu beleuchten. Im Jänner 2004 erklärte Zulauf anlässlich dieser Diskussion, dass sich amerikanische und europäische Aktien in einem langfristigen Bärenmarkt befinden und dass wir 2003 nur den ersten zyklischen Bullenmarkt innerhalb eines größeren Abwärtstrends gesehen hätten – der überdies im Frühjahr enden würde. Zumindest Letzteres ist ja zuletzt tatsächlich eingetroffen. Zulauf hatte auch bereits im Jänner erkannt, dass die Kursanstieg an den Metallmärkten bereits kurz vor ihrem Zenit waren, und dazu geraten, eine Korrektur abzuwarten.
Die Ursache für die derzeit von so vielen Investment-Gurus kritisierte Überbewertung der Aktienmärkte orten die meisten in der US-Geldpolitik Alan Greenspans. Sie habe zu der Inflationierung der Aktien-, Anleihen- und Immobilienpreise geführt. Und trotz der Gegenbewegung seit 2000 wurde die Überbewertung der Aktienmärkte in den USA nicht abgebaut, sodass nun stärkere Rückschläge folgen sollen – tatsächlich notierte der Dow Jones Industrial Average auf seinem diesjährigen Höchststand nur noch neun Prozent unter dem historischen Hoch von 2000. All das sei aber nur eine Blase, denn die amerikanische Wirtschaft lebe von geborgtem Geld, sei aber nicht in der Lage ihre Schulden tatsächlich zurückzuzahlen, oder wie es Leuschel formuliert: „Der gewaltige Boom der späten 90er Jahre ist ein kreditfinanziertes Monster aus dem Gruselkabinett der US-Notenbank.“
Manche Kommentatoren sehen inzwischen tatsächlich das Ende der Vormachtstellung der USA gekommen – sie erwarten schlimmstenfalls einen Niedergang der US-Wirtschaft sowie des US-Dollars. Man muss davon ausgehen, dass eine solche Wendung, so sie denn tatsächlich eintreten sollte, auch auf Europa nachhaltige Auswirkungen hätte. Der Hedgefonds-Manager George Soros sieht die Schuld für diese drohende Entwicklung in der politischen Führungsriege der USA, die seit dem Ende der 90er Jahre eine auf militärischer Stärke basierende Vormachtstellung der USA forciert und dabei auch vor Kriegen nicht zurückschreckt. Soros bezweifelt in seinem jüngsten Buch „Die Vorherschaft der USA – ein Seifenblase“ vor allem, dass es den USA gelingen könne, diese Strategie langfristig durchzusetzen, und erinnert an die Abstürze früherer „Weltmächte“ wie etwa Großbritannien. Sollte diese Analyse zutreffen, dann genügt ein Blick auf den Langzeitchart des britischen Pfund, um sich die Zukunft des US-Dollar ausmalen zu können. Und tatsächlich ist auch Soros’ Ex-Kumpan Rogers langfristig sowohl für den US-Dollar als auch für den Euro pessimistisch. Rogers geht so weit, nach China auszuwandern zu wollen („Shanghai ist derzeit die boomendste Stadt der Welt“), für seine zweijährige Tochter hat er bereits ein chinesisch sprechendes Kindermädchen engagiert. Das mag übertrieben wirken, wenn aber auch ein nüchterner Rechner wie Warren Buffet Mitte März verlauten ließ, dass er für den Dollar langfristig pessimistisch sei, gibt das doch zu denken. In seinem „Letter to Shareholders“ erklärte der mit Bill Gates Jahr für Jahr um den Titel „Reichster Mann der Welt“ konkurrierende alte Herr, dass er sich 2002 erstmals (!) in seinem Leben an den ausländischen Devisenmärkten als Käufer betätigt und diese Position 2003 noch vergrößert habe. Das „Orakel von Omaha“ erklärte, dass das US-Leistungsbilanzdefizit zu gewaltigen Forderungen des Rests der Welt gegenüber den USA geführt hat. Lange Zeit sei der ausländische „Appetit“ nach diesen Forderungstiteln groß genug gewesen, um das Angebot zu decken. Aber seit Ende 2002, so Buffet, würge die Welt an dieser „Diet“, weshalb der Dollar seither gegenüber den anderen Leitwährungen verloren habe. Aber auch die tieferen Wechselkurse würden das Leistungsbilanzdefizit nicht lösen, und egal, ob es der Welt gefalle oder nicht, sie werde weiter mit Dollar überflutet werden. Über die langfristigen Konsequenzen könne man nur Vermutungen anstellen – sie könnten aber weit über die Wechselkursverhältnisse an den Devisenmärkten hinausgehen. Buffet: „Als Amerikaner hoffe ich, dass es für dieses Problem eine positive Lösung geben wird.“
Dass die gefunden werden könnte, glaubt der in Hongkong lebende Fondsmanager und Börsenbriefautor Marc Faber (www.gloomboomdoom.com) längst nicht mehr, er spart nicht mit Kritik an der Geldpolitik der US-Notenbank. Greenspan habe Anfang der 90er Jahre damit begonnen, Liquidität in die Märkte zu pumpen. Zuerst um die Savings-&-Loans-Krise zu meistern – Amerikas Sparkassensektor war damals schwer unter Druck geraten –, das habe jedoch zur ersten „Emerging-Market-Blase“ im Jahr 1994 geführt, die mit der Mexiko-Krise endete. Indem er Mexiko „rettete“, so Faber, habe Greenspan den Grundstein zum Schuldenproblem der Emerging Marktes gelegt, das 1998 zur Russland- und zur LTCM-Krise führte. Diese wurde neuerlich mit Liquiditätsspritzen in das weltweite Finanzsystem „gelöst“, die schließlich zur „Internet-Blase“ von 1999 führten.
Greenspan habe nicht nur in den USA eine Kreditblase geschaffen – bestehend aus dem Hypothekar-Refinanzierungssystem, einer extremen Verschuldung der Haushalte und einem wachsenden Leistungsbilanzdefizit –, sondern eine weltweite Blase, von der inzwischen Aktien und Anleihen in den Entwicklungsländern, die Währungen von Australien, Neuseeland und Südafrika, die Immobilienmärkte und schließlich auch die Kapitalinvestments in China und die Rohstoffpreise betroffen sind. Faber: „Alan Greenspan ist für den Durchschnittsbürger, der auf die Kaufkraft seines Vermögens angewiesen ist, eine Bedrohung.“ Fabers Fazit ist einigermaßen unerfreulich, denn er rät Anlegern, sich von den Märkten fern zu halten und auf bessere Investmentzeiten zu warten, eine explizite Warnung spricht er für den US-Immobilienmarkt aus.
Hedgefondsmanager Zulauf erklärte im Jänner in der erwähnten Barron’s-Runde, dass in jedem anderen Land der Welt, das eine ähnliche Defizitsituation aufweisen würde, wie das bei den USA derzeit der Fall ist, Renten-, Aktienmarkt sowie die Währung kollabiert wären. Dies sei bisher nur deshalb nicht passiert, weil Asien – aus Eigeninteresse – den USA weiterhin Kredit gewährt, womit das Ende der Geschichte aber nicht verhindert, sondern nur aufgeschoben werde.
Immer mehr Beobachter befürchten nachhaltige Auswirkungen dieser Situation auf das Weltfinanzsystem. Wie die genau aussehen könnten, weiß derzeit niemand, und auch über das Ausmaß des Dollarpreisverfalls wagen nur die wenigsten eine Prognose. Manche scheuen aber nicht davor zurück wie etwa der 92-jährige Ex-Fondsmanager Sir John Templeton, der im Oktober des Vorjahres gegenüber der „International Herald Tribune“ offen aussprach, dass er sowohl zum Ausstieg aus US-Aktien als auch aus dem Dollar sowie aus US-Immobilien rate. Dem Dollar prophezeite die Investmentlegende, dass er gegenüber den anderen Leitwährungen etwa 40 Prozent an Wert verlieren werde. Das würde viele asiatische Länder, allen voran Japan und China, zwingen, ihre gewaltigen Bestände an US-Anleihen zu verkaufen und damit wiederum die Zinsen unweigerlich nach oben zu treiben – was letztlich zu einer Stagflation führen werde.

Gegenstimmen?
Was an den hier vorgestellten Meinungen – die Liste der mehr oder weniger prominenten Pessimisten ließe sich durchaus noch fortsetzen – irritiert, sind die Einhelligkeit und das Ausmaß der erwarteten Katastrophe. Kann es wirklich sein, dass unser Finanzsystem auf einen Abgrund zutaumelt, ohne dass jemand ernsthaft dagegen ankämpft? Gibt es ernst zu nehmende Gegenmeinungen? Natürlich gibt es die. Milton Ezrati, Investmentstratege der US-Fondsgesellschaft Lord Abbot’s, seit 1929 ein klassischer Value Manager, schrieb in einem Artikel im Februar dieses Jahres über das „Twin Deficit“ – also einerseits die Staatsverschuldung und andererseits das Außenhandelsdefizit der USA – , dass die ökonomischen Argumente hinter den Negativprognosen vieler Kommentatoren durchaus richtig seien. Ezrati stellt aber auch die Frage, wie wahrscheinlich das Eintreffen des prognostizierten Desasters sei bzw. wann dieses denn eintreten werde bzw. ob nicht auch noch Dinge passieren können, die eine Eskalation der Probleme noch sehr lange weiter verzögern werden. Ezrati glaubt nicht, dass die beschriebenen Prognosen eine brauchbare Grundlage für heutige Investmententscheidungen sind. „Die extremsten dieser Warnungen“, so Ezrati, „sind zumindest verfrüht.“

Eine alte Geschichte
Ezrati, der in den 90er Jahren Chefstratege bei Nomura war, weist auch darauf hin, dass keines der Schreckensszenarien für die Investment-Szene neu ist. Schon seit Anfang der 80er Jahre gibt es solche Prognosen, schon damals gab es Rekordwerte bei Budget- und Handelsdefizit, und auch damals haben die Experten befürchtet, dass die Zinsen noch viel höher steigen werden, als sie ohnehin schon waren – nichts davon ist passiert. Im Gegenteil, trotz des Defizits sind die Zinsen in den 20 Jahren seither gefallen, und in den 80er Jahren gab es eine der stärksten Bond-Haussen der Geschichte. Es stimme, dass die Situation heute völlig anders gelagert sei, aber bevor man sein Portfolio auf ein solches „Finanz-Armageddon“ ausrichte, sollte man doch noch einmal die Fakten überdenken.
So werde das Budgetdefizit der USA zwar leicht über 500 Milliarden US-Dollar betragen, was als absoluter Betrag einen Rekordwert darstelle, gemessen an der Gesamtgröße der Wirtschaft aber nur fünf Prozent des BIP ausmache und damit unter den Werten liege, die man Mitte der 80er Jahre sah, als das Defizit bis auf sechs Prozent kletterte. Auch während der Savings-and-Loan-Krise Anfang der 90er Jahre wurden sechs Prozent erreicht – ohne die Nation und damit die Welt in den Abgrund zu reißen. Auch die Angst, dass asiatische Investoren ihre Treasury Bonds massiv abstoßen könnten, hält Ezrati für übertrieben. Länder wie China und Indien hätten ihre Währungen an den Dollar gekoppelt, um ihren Exportstrom in die USA nicht zu gefährden. Das zwinge sie, laufend US-Dollars in Form von amerikanischen Zinspapieren – 2003 waren das bis Ende November 633 Miliarden US-Dollar – zu kaufen, um ihre Währung nicht aufwerten zu müssen. Diese Länder borgen den USA sozusagen das Geld für die Waren, die sie den USA liefern. Erst wenn dieses Kapital aus Asien ausbleibe, werde es wirklich ernst. Die Asiaten seien sich aber ihrerseits der Situation bewusst und werden sich, so lange es geht, hüten, den Dollar zu sehr unter Druck zu bringen, weil sie damit ihre eigenen Devisenreserven entwerten würden. Ezrati: „Asien sieht das als vergleichsweise geringen Preis dafür an, dass der Exportstrom nach Amerika anhält.“ Man kann nur hoffen, das Ezrati Recht behält.
Ob und wie Amerika – aber auch Europa – die Schuldenkrise in den Griff bekommt, lässt sich seriös nicht vorhersagen, auch ob weitere 15 Jahre Börsenstagnation vor uns liegen, weiß niemand mit Sicherheit. Sicher ist nur, dass das Weltfinanzsystem derzeit ein ernst zu nehmendes Problem vor sich herschiebt. Als Investor bzw. sein Berater sollte man das wissen und in der Anlagestrategie berücksichtigen. Konkret bedeutet das einmal mehr: breit diversifizieren, auch Alternative Investments (Futures- und Hedgefonds), die bei fallenden Kursen verdienen können, und Immobilien sowie Rohstoffe und Gold (in Aktien- und Wertpapierform bzw. physisch), die einen wirkungsvollen Inflationsschutz darstellen, beimischen.

Der Aktienmarkt und die Schulden – gibt es einen Zusammenhang?

Ein von vielen Beobachtern immer stärker in den Mittelpunkt gerücktes Argument ist die zunehmende internationale Verschuldung. Längst ist eine vollständige Rückzahlung der weltweiten Schuldenberge praktisch unmöglich geworden – das gesamte System funktioniert nur, so die Kritiker, weil alle Marktteilnehmer noch daran glauben. Was vielfach übersehen werde, sei die Tatsache, dass alle nationalen internationalen Schulden zugleich das Vermögen der Wohlhabenden sind – Bankguthaben, Anleihen oder Lebensversicherungen sind nichts anderes als Forderungen an die Schuldner. Sollte das Vertrauen in das aktuelle Finanzsystem verloren werden, könnte es sehr rasch kollabieren, Schulden und Vermögen wären zeitgleich mit einem Schlag verschwunden.
Jüngste Meldungen aus den USA zeigen, dass das Haushaltsdefizit weiter kräftig ansteigt. Der Präsident hat den Kongress über einen notwendigen Haushaltsnachtrag in Höhe von 25 Milliarden US-Dollar informiert und inzwischen laufen bereits Gerüchte, wonach dieser Betrag schon in drei Monaten erhöht werden dürfte. Um hier kurzfristig zu sparen, verlagert die US-Regierung ihre neuen Schulden immer stärker in so genannte TIPS. Diese US-Staatsanleihen koppeln ihren Kupon an die Inflationsrate. Aktuell zahlen sie derzeit weniger als herkömmliche T-Bonds, steigt die Inflation aber, wird die Sache teuer.
Dass sich viele Experten (Warren Buffet, Jim Rogers etc.) äußerst skeptisch über die Zukunft des US-Dollar äußern, kann hier nicht überraschen.

Dividendenfonds – Lösungsansatz für harte Börsenzeiten?

Angesichts der derzeitigen „Begeisterung“ für Horrorszenarien drängt sich natürlich unweigerlich die Frage auf, was man denn nun als Investor tun kann, um sich gegen die scheinbar drohende Kapitalverluste zu schützen. Denn es könnte ja tatsächlich sein, dass die Auguren Recht haben (falls sie sich irren, muss man sich nicht weiter darüber den Kopf zerbrechen). Ein Mann, der sich darüber schon vor zehn Jahren den Kopf zerbrochen hat, ist der in den USA weithin anerkannte Wirtschaftsforscher, Finanzexperte und Autor Jeremy Siegel. 1994 behauptete er in seinem Buch „Stocks for the Long Run“ (Aktien für den langfristigen Anlagehorizont), dass Aktien langfristig die attraktivste Anlageform darstellen, weil sie eine Risikoprämie erwirtschaften, die kurzfristige Rückschläge mehr als ausgleicht.
Siegel rechnet nun in einem neuen Buch namens „Die Zukunft des Investierens“ vor, dass US-Aktien von 1802 bis 2003 einen durchschnittlichen realen Ertrag von 6,8 Prozent erwirtschaftet haben, was bedeute, dass man sein Kapital etwa alle zehn Jahre verdopple. Dass man in den 90er Jahren mehr verdient habe als in den letzten drei Jahren, sei normal und ändere nichts am langfristigen Trend.
Siegel äußert sich aber auch zu der spannenden Frage, mit welchen Aktien man solche Durchschnittsergebnisse in den nächsten Jahren erzielen können sollte. Um diese beantworten zu können, hat er die 50 größten Aktiengesellschaften der USA seit 1950 analysiert und dabei festgestellt, dass es nicht „heiße“ Aktien wie eine IBM oder eine Cisco sind, die langfristig die stabilsten Erträge bringen, sondern vergleichsweise langweilige Firmen wie der Nahrungsmittelkonzern Kraft Foods, Coca-Cola oder Namen wie Philip Morris und Standard Oil (heute Exxon-Mobil).
In der Langeweile liege die Stabilität, all diese Langzeit-Top-Performer erzeugen heute mehr oder weniger dieselben Dinge wie vor 50 Jahren. Philip Morris etwa hat
seit 1925 jährlich eine durchschnittliche Performance von rund 17 Prozent gebracht. Das Alter einer AG wird von Siegel als Indikator für langfristig gut Aussichten gewertet. Neu in den S&P 500 Index aufgenommene Titel performen im Allgemeinen nicht so gut wie ältere. Die Erklärung dafür ist die anfängliche Begeisterung der Anleger für die neuen Shooting-Stars (man muss als Unternehmen eine beträchliche Erfolgsstory hinlegen, um groß genug zu werden, damit man in den S&P 500 aufgenommen wird), was vor allem bewirke, dass diese Titel einfach zu teuer seien. Eine weiter wichtige Gemeinsamkeit dieser „Super-Aktien“ ist laut Siegel die überdurchschnittlich hohe Dividendenrendite. Dass hier in den nächsten Jahren durchaus neues Anlegerinteresse entstehen könnte, haben einige Fondsanbieter inzwischen erkannt. Neben Jens Ehrhardt und der DWS, die beide international gestreute „Dividendenfonds“ anbieten, die sich gerade in der allerjüngsten Korrektur bereits bewährt haben (siehe Charts), vertreibt auch der Frankfurt Trust zwei Fonds (Europa und International), die diesem Prinzip folgen. Eine Gemeinsamkeit dieses Fondstyps ist die Indexunabhängigkeit, alle Manager setzen auf das Bottom-up-Prinzip. Ein weiterer Fonds, der gut zu Siegels Erkenntnissen passt, ist der Global Basics Fund von M&G, dessen Fondsmanager einerseits auf Unternehmen setzt, deren Produkte und Leistungen in allen Wirtschaftsphasen nachgefragt werden, und andererseits auf Firmen, die im derzeit von den Pessimisten ebenfalls favorisierten Rohstoffbereich tätig sind.

prof - Mittwoch, 16. Juni 2004 - 10:12
Der Boom von 1982 - 2000 war wohl eine einmalige Chance am Aktienmarkt richtig viel Geld zu verdienen. Jetzt ist das viel schwieriger. Wenn man den Dax jährlich um 10% outperformed, nützt das recht wenig wenn dieser sich gleichzeitig halbiert, drittelt usw.
Wir können froh sein, wenn die Überbewertung in einer jahrzehntelangen Seitwärtsbewegung der Indizes abgebaut wird.
Prof

soleneve - Mittwoch, 16. Juni 2004 - 14:29
Kann das sein?

"Philip Morris etwa hat
seit 1925 jährlich eine durchschnittliche Performance von rund 17 Prozent gebracht. "

War Philipp Morris damals 1 Mio US-$ wert, wären daraus
1.000.000 * 1,17^80 = 285.016 * 10^6 = 285 Mrd. US-$
geworden.
Soviel ist Philipp Morris doch heute nicht wert, oder?
Und damals waren es sicher mehr als 1 Mio US-$.
Gruß
Soleneve

chinaman - Mittwoch, 30. Juni 2004 - 10:36
Strategien für Anleger
Alte Rezepte taugen nicht mehr - Vorsicht bei Schwellenländern
von Anja Struve und Holger Zschäpitz

Berlin/Frankfurt a.M. - Schon seit Wochen werden Anleger mit Studien überschwemmt, in denen die Auswirkungen früherer Zinsanhebungen auf Aktien, Anleihen und Währungen beschrieben und analysiert werden. Doch das Papier der verschiedenen Expertisen könnte sich als Makulatur erweisen. Denn wenn die Fed heute tatsächlich - wie von den Auguren einhellig erwartet - die Sätze um 25 Basispunkte anheben wird, ist vieles anders als bei vorangegangenen Leitzinswenden.


Das liegt nicht nur daran, dass der vorangegangene Zinssenkungszyklus mit 41 Monaten erstaunlich lange gedauert und das Niveau besonders tief gesenkt hat. Auch das konjunkturelle Umfeld ist heute völlig anders als in den letzten Zinswenden 1999, 1994, 1986, 1983, 1980, 1975 und 1971. Normalerweise erhöhen die Währungshüter der Fed die Leitzinsen bereits noch bevor das Wirtschaftswachstum seinen Höhepunkt im entsprechenden Konjunkturzyklus erreicht. Dieses Mal deuten aber wichtige Indikatoren wie der Einkaufsmanagerindex ISM darauf hin, dass die amerikanische Ökonomie ihren Zenit längst überschritten hat. Im ersten Quartal war das Wirtschaftswachstum bereits auf 3,9 Prozent von über vier Prozent im vierten Quartal 2003 zurückgegangen.


Einen weiteren Unterschied betreffen die für die Volkswirtschaft enorm wichtigen US-Verbraucher, die inzwischen weit über zwei Drittel des dortigen Bruttoinlandsproduktes ausmachen. Während sie 1994 am Tiefpunkt der Leitzinsen ihre Verschuldung extrem zurückgefahren hatten, liegen die Verbindlichkeiten der US-Haushalte gemessen am Einkommen auf Rekordniveau. Jede Leitzinserhöhungen bekommen die Konsumenten dieses Mal besonders stark zu spüren.


Auch in der Zusammensetzung des US-Aktienmarktes haben sich in den vergangenen zehn Jahren kräftige Verschiebungen ergeben. So ist der Anteil der zinssensitiven Finanzwerte am Gesamtmarkt von 13 Prozent auf 22 Prozent geklettert. Damit macht sich jede Zinsänderung der Fed wesentlich stärker am Gesamtmarkt bemerkbar, als dies früher noch der Fall war. Deshalb sind alle Studien irreführend, die anhand vergangener Werte die Marktreaktion für die aktuelle Zinswende zu prognostizieren versuchen.


Auch bei den Branchenempfehlungen sollten Anleger nicht alles glauben, was zu lesen bekommen. Denn anders als in vergangenen Zinswenden sind die langfristigen Renditen an den Rentenmärkten bereits kräftig in die Höhe geschossen. Die damit verbundene Outperformance von Zyklikern könnte jetzt bereits vorbei sein, während in vergangenen Zinserhöhungsphasen die erste Straffung meist der Startschuss für eine Zyklikerrallye war.


Doch es dürfte auch Gemeinsamkeiten zu früheren Zinswenden geben. So ist auch jetzt damit zu rechnen, dass die starke Outperformance der Emerging Markets so nicht anhalten wird. Ungemach könnte vor allem Brasilien und der Türkei, weil beide Ökonomien noch immer hoch verschuldet sind und sich höhere Zinsen der Leitbörse New York hier besonders schmerzlich auswirken werden.


Auch beim Dollar könnte sich das Schema vom letzten Zyklus 1994 wiederholen. Damals kletterte die US-Devise nach der ersten Zinsanhebung kurzfristig, um wenig später kräftig an Boden zu verlieren. Hintergrund ist das nach wie vor immense US-Leistungsbilanzdefizit, das bei weniger Liquidität - und nichts anderes bedeuten steigende Zinsen - schlechter zu finanzieren ist. Damit sollten Anleger bei exportabhängigen Werten wie Autos oder Chemie besondere Obacht walten lassen, die unter einem fallenden Dollar leiden würden.


Insgesamt wird die Performance davon abhängen, wie stark und schnell der Zinserhöhungszyklus vonstatten gehen sollte.


Artikel erschienen am 30. Juni 2004
Die Welt

j_r_ewing - Mittwoch, 30. Juni 2004 - 14:54
So, vieleicht komme ich jetzt wieder ein bißchen mehr dazu, etwas beizuragen: versuche mer's! Viel verpaßt hab ich wohl nicht: bislang lief ja wohl nicht viel mehr als die Korrektur, auf die ich hingewiesen hatte.

Aber jetzt: Ladies and gentlemen, take your seats !

Nachdem man sich wegen der anstehenden Zinserhöhungen monatelang die Haare gerauft hat - obwohl das lange Ende die schon längst vorweggenommen hatte - , dürfte dies inzwischen abgelutscht sein, so daß die bevorstehende FED-Zinserhöhung eher befreiend wirken dürfte: "so, jetzt ist es passiert, jetzt haben wir's hinter uns" (man erinnere sich an den Überfall auf den Irak: kurz nach den ersten Schüssen ging die Post ab!)

Und stimmungsmäßig hat die Situation sich seit dem Winter inzwischen völlig umgekehrt: Die Put/Call-Ratio ist im 25-Tage-Mittel lt. Merrill-Lynch inzwischen so hoch wie seit 1994 nicht mehr (ich weiß nicht, ob die Zahl sich auf Aktien oder Indizes oder Index-Kontrakte bezieht, aber das ist ja auch nebensächlich), und bei den Fonds sieht es nach dem State Street Index ähnlich aus. Der Bogen ist also gespannt.

Was noch zum runden Bild fehlt, ist Volumen. Die Leute trauen sich wohl noch nicht. Ich schätze aber, wenn wir erst man neue Hochs sehen, dann kommen sie alle angerannt.
(In diesem Zus.hang die Broker beachten. Ich empfehle e-trade.)

Der (für Abwärtsbewegungen typische) Trend zu den Angstaktien (Nahrung, Getränke, Pharma,...) hat sich umgekehrt, jetzt sind die Zykliker wieder im Kommen - speziell der DJ Transport zieht an, was zum einen die Konjunktur nochmals bestätigt, zum anderen ein bullishes Signal im Sinne der Dow Theory ist. Auch der Materials-Sektor läuft wieder.
(Dabei wäre ich mit dem verwandten Energie-Sektor vorsichtig: die Phase der Ölpreisspekulationen dürfte erst mal vorbei sein - mindestens bis zur Wahl wird die Ölindustrie ihrem Darling Bush den Weg ebnen - , und die Spekulationen auf die Versorgungslagenängste haben sich auch erst mal verschlissen. Und bei bröckelndem ÖLpreis hab ich Probleme, mir weiterhin steigende Kurse für Energieaktien vorzustellen, obwohl die technisch immer noch gut laufen.)

Und fundamental läuft's ja auch ordentlich.

Ich rate zum Wiedereinstieg ! (bzw. für die Leute, die im Frühjahr 2003 noch nicht an die Hausse glauben mochten, weil die Wirtschaft noch nicht lief, zum Ersteinstieg - wann denn, wenn nicht jetzt??)


Gruß
JR

chinaman - Mittwoch, 30. Juni 2004 - 15:48
@ JR: Schön, mal wieder was von Dir zu hören. Dein Optimismus hat einfach gefehlt !

;-))
Gruß
Chinaman

j_r_ewing - Mittwoch, 30. Juni 2004 - 16:40
Ja, gelle? Wer sonst sollte hier das Panier des verantwortungslosen Leichtsinns hochhalten ? ;-)))

Gruß
JR


P.S. Noch 'ne Anregung:

Ich habe auch erstmalig Biotechnologie gekauft. Die sind durch die Korrektur inzwischen ganz passabel bewertet und haben m.E. die Wende gerade hinter sich:
http://finance.yahoo.com/q/ta?s=^BTK&t=6m&l=on&z=m&q=b&p=m20,m50,m200,b&a=m26-12-9&c=

Es gibt Endlos-Hebelzertifikate von ABN Amro:
167 484 354/380 Hebel ca. 3,3
168 596 404/430 Hebel ca. 5
189 951 435/460 Hebel ca. 7

Ansonsten kann man z.B. BB Biotech kaufen.

j_r_ewing - Donnerstag, 1. Juli 2004 - 06:26
...und auch dies sollte man wissen! ...besonders den letzten Satz vor dem Disclaimer! :-)))))
(hab ich leider auch erst jetzt gelesen):


Monday Technical Commentary

Ralph Acampora
Managing Director, Global Equity Research
6/28/2004 10:28:46 AM


* Over the last five weeks, we've been talking about the Dow Jones Transportation Average. This average literally exploded last week.
Last week, the NYSE (operating companies only, i.e. common stocks) made a new high.

* The direction of the majority of the stocks in the NYSE are moving higher.
It's just a matter of time before the remainder of the stocks follow suit.

* The S&P 500 has been flat for the last 6 months. After charting the data of the last 6 months, we noticed a downward trending line that showed the decrease in the number of stocks making new 52-week highs.

* Since the May low, however, we've noticed a dramatic increase in the number of stocks making 52-week highs.
The last time that this happened was in August of last year after we went flat for three months in a tight trading range after which the market took off.

* Buying power has made a new high this year.
Selling pressure has reached an 8-year low! There's absolutely no selling despite the fact that the market has been very flat and frustrated.

* The NDX represents the top 100 stocks in the Nasdaq. This index is poised to break out.
We took a look at the top 17 components in the index which account for 68% of the index's performance. We really like
Amazon (AMZN-$51.80-Underweight),
Cosco (COST-$41.82-Neutral),
Cisco (CSCO-$23.43-Overweight),
Ebay (EBAY-$90.72-Overweight),
Microsoft (MSFT-$28.57-Overweight),
Qualcomm (QCOM-$64.08-Overweight), and
Yahoo (YHOO- $34.91-NTRL).


* With regards to the intermediate correction that we identified 6 months ago, we have 6 salient points to mention:

* 1.) Piece by piece, slowly this correction is coming to an end.

* 2.) All of the lows of the last 6 months are in place.

* 3.) We no longer have any meaningful downside targets for the markets leading averages.

* 4.) Excluding any extraneous events (terrorist attacks, ect.),
we expect more sectors to register new highs in the weeks ahead:
Nasdaq 100 (NDX)
following the energy,
following the industrials,
following the transportation average.

* 5.) Our bottom-up approach (looking at individual stocks) will [?] lead to more stocks in the various sectors going to higher levels.

* 6.) Our client visits continue to uncover lackluster enthusiasm. No one is expecting a huge up. This is extremely positive for us.

* 7.) Volume is beginning to increase.


* Folks, we're going a lot higher.



The research analyst, a member of the team, or a member of the research analyst's household does not have a financial interest in any stock mentioned in this report. Prudential Equity Group has no knowledge of any material conflict of interest involving the companies mentioned in this report and our firm. Prudential Equity Group, LLC makes a market in the shares of Amazon.com Inc.,
Costco Wholesale,
Cisco Systems,
eBay, Inc.,
Microsoft Corp.,
QUALCOMM Inc., and
Yahoo!.
Prudential Financial or its affiliates beneficially own 1% or more of any class of common equity securities of
Costco Wholesale,
eBay, Inc., and
Yahoo!.
The research analyst or a member of the team does not have an actual material conflict of interest relative to any stock mentioned in this report. The research analyst has not received compensation that is based upon (among other factors) the firm's investment banking revenues as it relates to any stock mentioned in this report. The research analyst, a member of the team, or a member of the household does not serve as an officer, director, or advisory board member of any stock mentioned in this report.

chinaman - Samstag, 3. Juli 2004 - 12:15
Überraschend ???


;-))
Gruß
Chinaman


US-ARBEITSMARKT

Wachstum verlangsamt sich überraschend

Fünf Monate vor den US-Präsidentschaftswahlen rückt die Wirtschaftspolitik immer stärker in den Mittelpunkt. Angesichts des knappen Vorsprungs gegenüber seinem Herausforderer John Kerry kann sich US-Präsident George W. Bush hier keinen Ausrutscher leisten. Ausgerechnet jetzt trüben sich die Rahmendaten ein.

Washington - So hat sich etwa der Beschäftigungszuwachs in den USA überraschend verlangsamt. Die Zahl der Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft kletterte im Juni um 112.000 nach einem revidierten Anstieg um 235.000 im Vormonat, wie das US-Arbeitsministerium am Freitag in Washington mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem mehr als doppelt so kräftigen Zuwachs von 250.000 Stellen gerechnet. Die Arbeitslosenquote blieb erwartungsgemäß unverändert bei 5,6 Prozent.

In den vergangenen zehn Monaten sind in der weltgrößten Volkswirtschaft insgesamt zwar rund 1,5 Millionen Stellen geschaffen worden. Dennoch gibt es derzeit aber immer noch etwa 1,5 Millionen weniger Arbeitsplätze als zu Bushs Amtsantritt vor vier Jahren. Die Präsidentenwahl findet Anfang November statt.

Außerdem sank im Juni auch die durchschnittliche Wochenarbeitszeit der US-Arbeitnehmer auf 33,6 Stunden von 33,8 Stunden im Vormonat, was als weiteres Signal für eine schwache Verfassung des Arbeitsmarktes gewertet werden könnte. Zugleich stieg der Stundenlohn um 0,1 Prozent auf 15,65 Dollar.

Die monatlichen Arbeitsmarktdaten sind im Wahljahr auch von hoher politischer Bedeutung. Präsident Bush steht angesichts eines sich abzeichnenden Kopf-an-Kopf-Rennens mit seinem Herausforderer John Kerry unter Druck, den Wählern eine positive Konjunkturbilanz zu präsentieren.

Die US-Aktienmärkte starteten nach Bekanntgabe der Zahlen mit Kursverlusten in den Handel. Der Dow-Jones-Index verlor 0,2 Prozent auf 10.314 Zähler. Die US-Technologiebörse Nasdaq gab 0,3 Prozent auf 2009 Punkte nach, der breiter gefasste S&P-500-Index sank um 0,2 Prozent auf 1126 Zähler. Der Euro reagierte auf die Daten mit kräftigen Kursgewinnen.

j_r_ewing - Montag, 5. Juli 2004 - 07:09
Überraschend nur für kenntnisfreie Fuzzis, die aus bekannt schwankungsfreudigen Monatszahlen Wittschaftskrisen stricken. Und aus einer Beschäftigungszahl auf die Konjunktur schließen. Schätze, der gehörte auch zu den Pennern, die einen Aufschwung ausschließen wollten, weil die Beschäftigungszahlen nicht gleich mitstiegen - um dann, als er einfach nicht mehr zu übersehen war, den Beschäftigungs-Aufwärtstrend souverän zu übersehen und eine 'jobless recovery' an die Wand zu malen, mit der albernen Behauptung, dieser Fall würde den Aufschwung stoppen.

Na ja, urteilen wir mal nicht zu hart - was will man als leidgeprüfter Bär denn tun, wenn einem alle Prognosen in die Hose gehen ? Da greift man halt schnell zu, wenn mal eine etwas ungünstigere Zahl fällt - wer weiß denn, wann man mal wieder Gelegenheit dazu hat ? ;-)

Gruß
JR


P.S. Von was für "Experten" stammte denn dieser Artikel nun wieder? FTD ?

chinaman - Dienstag, 6. Juli 2004 - 10:48
In diesem Falle handelte es sich um die Experten von Spiegel online.

;-))
Gruß
Chinaman

prof - Dienstag, 6. Juli 2004 - 10:56
Experten oder "Experten" ???
;-) Prof

j_r_ewing - Donnerstag, 8. Juli 2004 - 05:43
Tja, ein Kickstart war das nun nicht gerade... Schade - wäre es gleich losgegangen, wäre so ziemlich jeder auf dem falschen Fuß erwischt worden und hätte hinterherrennen müssen; so aber kommt so mancher zu tieferen Kursen rein, und fehlt somit als "Treibstoff".

So haben leider die Pessimisten die Oberhand behaltenhat die Lage sich leider kurzfristig verschlechtert, und es kann sein, daß der nächste Versuch ein paar Wochen auf sich warten läßt, zumal der MACD abtaucht und der Nasdaq unter die 200TL.

Nun stehen wir momentan genau vor Beginn der Quartalsberichte-Saison, und es ist gerade die Nasdaq, also der am höchsten bewertete Sektor, wo der Schwächeanfall schwerpunktmäßig liegt; die (eh unterbewertete) Old Economy hält sich noch recht gut (noch nicht mal die 50TL ist unterschritten.) Von daher vermute ich, daß da mal wieder die Bewertungsfreaks ihre Ängste kultivieren. Schätze aber, daß die Zahlen sich nochmals spürbar bessern werden (auch wenn Freaks wie Richebächer einen Aufschwung für nicht existent erklären), so daß von daher sich die Schwäche bald wieder geben wird.


Noch ein paar Worte zu den Bären-Fundamental-Argumenten:
die laufen über Verschuldung, Inflation und Dollar (oder hab ich was vergessen?)

- Verschuldung:
Nun, da haben die Bären ja reichlichst Schrifttum gekübelt. Wohl am meisten zur bedrohlichen (?) Verschuldung der
1.) Privathaushalte:
Sicher, die Höhe und auch die Zunahme sind unschön. - Auch bedrohlich? (die berühmten Hauspreise, usw.)
Dazu hab ich inzwischen die Gegen-Zahlen bekommen, die es überhaupt erst mal möglich machen, die Horror-Zahlen einzuordnen: den BESITZ der Amis.
Und siehe da, es bietet sich folgendes Bild (Zahlen von Anfang 04):
Der Schuldenstand ist auf Rekordhoch - und der Reichtum ebenfalls !
Der Eigenanteil am Immobilienbesitz stellt sich auf 55%.
Die GESAMT-Verschuldung stellt sich auf 20% des GESAMT-Besitzes; die Eigenkapitalquote ÜBER ALLES beträgt somit 80%. (Zur Einordnung: für die EQ der dt. Wirtschaft in der Krise Anfang der 80er Jahre wurde eine Zahl von 18 komma nochwas herumgereicht; - und es ging auch!)
Also sagt mit Bescheid, wenn die Zahl so auf 50% gesunken ist, dann fang ich wieder an, mich dafür zu interessieren!
(Mit steigenden Zinsen dürften auch die "cash-outs" zurückgehen.)

2.) Etatdefizit:
Die Einnahmen haben (vermittels einer angeblich "katastrophal falschen" Wirtschaftspolitik) gedreht und wieder zuzunehmen begonnen.
Die Ausgaben, die schon schön wieder im Begriff waren, zum Dreh zu kommen (dank Einsparungen bei der Arbeitslosenunterstützung), haben diesen Trend leider gebrochen; aus zwei Gründen: der Sanierung der Krankenversicherung und Mr. Bushs Kriegsausgaben. Erstere dürften wohl eine Ausnahme aus Wahlkampfsgründen gewesen sein; die Republikaner sind ja nun nicht gerade für die Verschleuderung von Staatsgeldern für Sozialzwecke berüchtigt. (Im Gegenteil: nach Bushs Wiederwahl, an die ich immer noch glaube, dürfte hier wieder der Rückwärtsgang eingelegt werden, da er dann völlig unbekümmert die Sau rauslassen kann.) Und zukünftige Kriegskosten - das ist ein weitgehend unkalkulierbarer posten; wer könnte voraussagen, was in Dabbeljuh's krankem Hirn vor sich geht? Die Ausgabenseite ist also schwer zu greifen, da nicht wirtschaftlich determiniert, sondern politischen Eskapaden unterworfen. (Da ist es auch höherer Blödsinn, dieses Defizit der Wirtschaftspolitik vorzuwerfen. Wenn die Köche die Suppe versalzen haben: macht es da wirklich Sinn, aufs Rezept zu schimpfen ?)

3.) Finanzlage der Firmen:
So vor zwei Monaten wurde berichtet, daß die Firmen nicht nur ein All-Time-High im Cashflow, sondern auch in den Gewinnen haben. (Das dürfte sich inzwischen wohl nicht geändert haben.) Sie SCHWIMMEN im Geld. Typisches Zeichen einer Krisenlage, ganz klar... >:->>

4.) Handelsbilanz-Defizit:
Hier ist noch am ehesten dampfende Kacke. Bloß: Das ist ja nun schon EWIG so. Und bisher haben die Ausländer mit ihren Zahlungen die Sache unverdrossen ausgeglichen; daß das sinken würde, oder gar weggebrochen wäre, davon ist mir nichts zu Ohren gekomemn (außer daß Chinaman mal eine Monatszahl berichtet hat). Und wenn sie das schon bei einer KRISELDEN US-Wirtschaft nicht getan haben, dann steht wohl kaum zu erwarten, daß sie das IM BOOM anfangen.

Für den Dollar gilt Ähnliches: die Dollar-Kollaps-Prognosen (2 Euro und dergleichen) waren hoffnungslos daneben - und warum sollte das gerade jetzt losgehen ? (Zumal bei beginnendem US-Aufschwung der $ traditionell leichter wird, weil die Amis mehr verbrauchen, und, wenn der Rest der Welt folgt, das Pendel wieder zurückzukommen pflegt.)

Auch die große Inflation (wegen der ach so verderblichen Geldmenge) ist noch nicht ausgebrochen. 2 - 3 % sind bei anziehender Konjunktur ein stinknormaler Wert, der mit stinknormalen (Konjunktur-)Gründen erklärbar ist. Und auch für die Zukunft (d.h. den sinnvollen Spekulations-Zeitrahmen: so vielleicht ein bis anderthalb Jahre bis zum High) sehe ich wenig Eskalationsgefahr, da die Globalisierung für strammen Konkurrenz- und damit Preisdruck sorgt.

Bliebe der Ölpreis:
der ist ein Spielball von Politik und Spekulation. Erzähl mir keiner, Preise von 40 $ hätten realwirtschaftlichen Boden! REALWIRTSCHAFTLICHE Anpassungsprozesse gehen nicht sprunghaft, sondern entwickeln sich STETIG mit den zugrundeliegenden Parametern. Aber seit 2000 herrscht da Spinnerei wie im ersten Irak-Krieg. Und politische und spekulative Börsen pflegen kurze Beine zu haben. So 30 $ für Brent-Öl könnte ich mir fundamental wohl vorstellen, nächstes Jahr dann 32 - aber keine 40!

Bis zur Wahl wird eh die Ölwirtschaft den Daumen drauf halten, um ihrem Darling Bush die Wiederwahl nicht zu vermasseln.


In der Summe: Sofern da nicht wieder politische Eskapaden einschlagen, sieht es gar nicht übel aus.


Gruß
JR

wojtek_m - Donnerstag, 8. Juli 2004 - 21:54
Lieber JR, schön wieder mit Dir diskutieren zu können! Wie schon so oft bin ich bezüglich USA nicht unbedingt derselben Meinung wie Du... :-)

„die (eh unterbewertete) Old Economy“

Laut meiner Daten sind die Durchschnittswerte im DJIA:

P/E 19.3
Est. P/E 16.1
P/Book 3.4x

...nach krasser Unterbewertung sieht das nicht gerade aus, es kommt natürlich vor allem darauf an wie man die Zukunft sieht...

1)Verschuldung/Besitz:

Die Gesamtverschuldung des Staates und der Privathaushalte gemessen am BIP ist am historischen Höhepunkt (ca. 300%). Nur einmal gab es in der Geschichte der USA eine ähnliche Verschuldung und zwar kurz vor 1929...

Der Besitz gerade in den USA hängt sehr stark von der Bewertung! So entfällt von den geschätzten 45 Billionen $ Besitz in den USA ca. 20 Bill. $ auf den Kapitalmarkt und über 10 Bill. $ auf die Immobilien. Das die Immobilien überbewertet sind braucht man glaube ich nicht zu diskutieren... das der Kapitalmarkt (zumindest teilweise) überbewertet ist sind wir glaube/hoffe ich auch einer Meinung (Nasdaq P/E 61.4, Anleihenboom…). So steht dieser Besitz auf recht wackeligen Füssen. Die Amis haben nicht Gold im Wert von 45 Billionen $, sondern Papier und dieses Papier inflationieren sie auch noch kräftig ;-).

2) Budgetdefizit:

Bei 5% BIP historisch gesehen hoch, aber es gab schon Jahre mit deutlich höherem wie z. B. Anfang 80er, wo Reagan die Kommunisten in den Bankrott trieb... nichtsdestotrotz drückt es den Dollar (Besitz!) und wirkt sich auf die Zinsen aus.

3) Leistungsbilanzdefizit:

„Das ist ja nun schon EWIG so“

Auch wieder 5% BIP - außerordentlich hoch – und es war nicht EWIG so. Früher haben die USA stets Leistungsbilanzüberschüsse erwirtschaftet – man mag es kaum glauben :-). Es ist so erst seit den späten 70ern so, wobei das Defizit damals deutlich kleiner war und langsam aber stetig auf die heutigen 500 Mrd. $ angewachsen ist. Man muss sich das so vorstellen: die Amerikaner geben jährlich 500 Mrd. $ von ihrem Besitz an Ausländer um mehr konsumieren zu können – das geht nicht EWIG.

„Und bisher haben die Ausländer mit ihren Zahlungen die Sache unverdrossen ausgeglichen“

Ja bisher. Die Asiaten halten den Dollar seit längerem künstlich hoch und sammeln Berge von Dollarreserven, damit sorgen sie für Instabilitäten im weltweitem Wirtschaftssystem und heizen ihre überhitzte Wirtschaft noch weiter an – zuerst waren es die Japaner – die Folgen sahen wir in den letzten 14 Jahren, heute sind es vor allem die Chinesen – mal sehen wie lange es noch geht. Hier fällt mir ein Zitat aus einem Film ein, wo sich ein Mann aus einem Wolkenkratzer hinabstürzt und auf dem Weg nach unten ständig erzählt: „Bis dahin gings noch ganz gut...“ :-)

„die Dollar-Kollaps-Prognosen (2 Euro und dergleichen) waren hoffnungslos daneben“

Gib den Prognosen doch Zeit JR, wir werden die 2 € noch sehen...

„Auch die große Inflation (wegen der ach so verderblichen Geldmenge) ist noch nicht ausgebrochen“

Wir haben schon über die Berechnung der Inflationsrate in den USA schon diskutiert... man kann die 2-3% mit europäischen 2-3% nicht vergleichen... die Inflation wird leider nur an den Konsumgütern gemessen - dieses 'Mehrgeld', was Mr. Greenspan in die US Wirtschaft eingespritzt hat, floss aber zunächst in die Aktienmärkte, dann in den Renten- und Immobilienmarkt.

4) Ölpreis:

(...hier Platz für mib...) :-)


Es gibt also schon genug ‚Stoff’ um eine Krise in den USA auszulösen. Die amerikanische Wirtschaft lebt noch vom Vertrauen und Optimismus der hochverschuldeten US Konsumenten in die eigene Zukunft und vom Vertrauen der Ausländer in den US Dollar. Angesichts der Verschuldung/Defizite bröckelt dieses Vertrauen zunehmend. Man möge sich nur vorstellen, was mit den Zinsen und damit der verschuldeten US-Wirtschaft passiert, wenn die Asiaten die angesammelten US Schuldpapiere auf einmal nicht mehr haben wollen...

Gruß,

Wojtek

Und übrigens: wenn die amerikanische Wirtschaft so gesund sein soll, wieso braucht sie den niedrigsten Leitzins (1%) der letzten 50 Jahre und das sogar noch in der ‚Boomphase’?

j_r_ewing - Freitag, 9. Juli 2004 - 06:18
"Wie schon so oft bin ich bezüglich USA nicht unbedingt derselben Meinung wie Du... :-)"
Sag bloß!! ;-)))


"
„die (eh unterbewertete) Old Economy“
Laut meiner Daten "
... die mich - wie reichhaltig bekannt - nicht interessieren...


1)Verschuldung/Besitz:
Einen $ wert ist einen $ wert. ( -> meinen Beitrag)


2)
"Bei 5% BIP historisch gesehen hoch, aber es gab schon Jahre mit deutlich höherem ":
wir beide einer Meinung - kann das sein?? ;-))

"nichtsdestotrotz drückt es den Dollar (Besitz! [?])": in den letzten Monaten wohl eher das Gegenteil...
" und wirkt sich auf die Zinsen aus. " 10jährige bei 4,50 % - man sollte hohe Verschuldung GESETZLICH VORSCHREIBEN ! :-)))


3) Leistungsbilanzdefizit:
"und es war nicht EWIG so... Es ist so erst seit den späten 70ern so...das geht nicht EWIG.": (kein Kommentar.)

" – zuerst waren es die Japaner – die Folgen sahen wir in den letzten 14 Jahren,":
glaub ich nicht. M.E. war es die gestiegene Lohnhöhe - nach vielen Jahrzehnten des Booms (spez. jap. Verhältnisse.)

" ein Mann aus einem Wolkenkratzer hinabstürzt": wo stürzt hier was?

"Gib den Prognosen doch Zeit JR, wir werden die 2 € noch sehen...":
ich meinte (man kann es in meinem Posting lesen): IN MEINER AMTSZEIT ! >:->>>
(du wirst auch DEN Witz kennen)

"die Inflation wird leider nur an den Konsumgütern gemessen": hier auch - in Polen nicht??


"Es gibt also schon genug ‚Stoff’ um eine Krise in den USA auszulösen." ...wieder das Glaubensbekenntnis...

"Die amerikanische Wirtschaft lebt noch vom Vertrauen und Optimismus der ... US Konsumenten in die eigene Zukunft und vom Vertrauen der Ausländer in die Währung": ja logisch - wo wäre das anders?

"Angesichts der Verschuldung/ Defizite bröckelt dieses Vertrauen zunehmend": du nimmst die momentane Börsianerhysterie allen Ernstes für die weltweite fundamentale Wirtschaftseinschätzung???

"Man möge sich nur vorstellen, was mit den Zinsen und damit der verschuldeten US-Wirtschaft passiert, wenn die Asiaten die angesammelten US Schuldpapiere auf einmal nicht mehr haben wollen..."
VORSTELLEN kann ich mir auch sechsbeinige Kühe, kein Problem...


"Und übrigens:
... den niedrigsten Leitzins (1%) der letzten 50 Jahre":
ob das wohl mit dem niedrigsten "langen" Zins seit JAHRZEHNTEN zu tun haben könnte...?

"und das sogar noch in der ‚Boomphase’?"
Du weißt so gut wie ich, daß Wahljahr ist !


Gruß
JR

chinaman - Freitag, 9. Juli 2004 - 07:45
"Verschuldung/Besitz:
Einen $ wert ist einen $ wert"

Hmm ... Wenn ich mir da beispielsweise die Entwicklung des Filmvermögens in den Bilanzen der Medienfirmen so anschaue ...

Oder auch die "Werte" von Ex-Neuer Markt Firmen bzw. der Immobilien in Ostdeutschland bzw. früher in Japan.

Statt "Wert" ist "Wert" denke ich da eher "Bubble" ist "Bubble"


:-)
Gruß
Chinaman

j_r_ewing - Samstag, 10. Juli 2004 - 01:40
an Chinaman:
"Hmm ... Wenn ich mir da beispielsweise ... und... und ... so anschaue ..."
...und das einfach übertrage... ;-)

Gruß
JR

j_r_ewing - Samstag, 10. Juli 2004 - 03:44
8:36AM New Thailand outbreak sparks fears of fresh bird flu wave for Asia -- Asia Pacific News : Thailand became the latest country in Asia confirmed to have bird flu, sparking fears of a resurgence of the winter outbreak that left 24 people dead and devastated the region's poultry industry. Officials confirmed a case of the deadly H5N1 strain of the virus at a farm in central Thailand, which followed new cases of bird flu in China and Vietnam. The new case in Thailand has added to the fears of a fresh economic setback despite attempts by officials to play down the threat of a widespread epidemic.

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