Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: US-Tendenz: Archivierte Beiträge bis 29. April 2004
wojtek_m - Montag, 2. Februar 2004 - 17:37
"Als die Welt 2001 in die Rezession schlitterte, hat die US-Notenbank reagiert und die Zinsen aggressiv gesenkt. Gleichzeitig hat Präsident Bush eine expansive Fiskalpolitik eingeleitet."

"Tatsächlich ist Europa die am langsamsten wachsende Wirtschaftsregion der Welt. Das Kapitalangebot ist dort einfach zu knapp. Um das zu ändern, braucht Europa eine andere Zentralbank. Die Idee, die Haushaltsdefizite auf drei Prozent zu begrenzen, war ein gutes Rezept für die Vergangenheit. Die Europäer sind jetzt aber gezwungen, gegen diesen Budgetpakt aggressiv zu verstoßen."


Es ist schon bemerkenswert, dass sie alle auf einmal Keynesianer geworden sind in den Staaten... ja, ja wir brauchen eine andere Politik, lass uns den Markt in Geld Überschwemmen und hohe Staats- und Privatschulden machen - tolle Strategie. 10% mehr Konsum als Produktion - was für ein Aufschwung! Es steht eigentlich in jedem Makro-Buch, dass es langfristig nur steigende Preise und Zinsen mit sich bringt und den Konsum der Zukunft einschränkt, aber nö, die Kapitel über die 'new economy' müssen scheinbar noch geschrieben werden. Diesmal ist es anders... Übrigens kann gerade eine Rezession bereinigend sein für eine Wirtschaft um die 'schlechten Investitionen' und Überkapazitäten der Boomphase zu beseitigen, die jetzt einen hohen Preisdruck verursachen, weil die maroden Firmen durch die Niedrigzinspolitik überleben konnten. Heute haben wir Deflationstendenzen im Konsumbereich, hochinflationierte Finanz- und Immobilienmärkte, ein Zwillingsdefizit von 10% und Gesamtschulden in Höhe von 300% BIP. Tolle Politik. Unbedingt nachahmenswert.

j_r_ewing - Montag, 2. Februar 2004 - 17:46
an Wojtek:

"Der Punkt ist: Du fährst voll ab auf den Asness'schen Blödsinn,"
"Na jetzt wirst Du ein bisschen ignorant JR... Asness ist durchaus..."

Mag sein, daß ich ihn unterschätze, nach dem, was er da jetzt vorgelegt hat. (Obwohl Bekanntheit auch für nix garantiert: wenn ich daran denke, daß diesem Paul C. Martin, der sich Anfang der 80er nicht entblödete, den Bankrott etlicher europäischer Staaten noch im selben Jahrzehnt vorauszusagen, immer noch zugehört wird... )

Es war aber auch nicht meine Absicht, ALLES von ihm in Bausch und Bogen niederzumachen. Ich beziehe mich nur auf besagten Aufsatz, und die "Traditionelle Methode".

"Na dann lies Dir doch erstmal durch was er schreibt, bevor Du es Blödsinn nennst":
hab ich, hab ich! Nämlich seinen Abstract. Wer einen ein Fünkchen Verstand hat, schreibt das Wesentliche seines Artikels da rein.
Dazu kommen deine und Hulberts Darstellungen.
Das genügt ja schon.

"Was gibt es wichtigeres zu tun, als ein Modell (zumindest gedanklich) zu überprüfen nach dem man offensichtlich seine Anlageentscheidungen trifft???"
Hab ich. Nicht ob es aus irgendwelchen Gründen klappen SOLLTE oder nicht, sondern ob es in Wirklichkeit KLAPPT. Im Chart. Es kam beachtlich gut hin.
(Irritiert es dich übrigens kein bißchen, daß Asness das ebenfalls findet ?)

"Wir befinden uns ja hier im Thread mit dem Namen US-Tendenz. Eine 'Tendenz' sollte mindestens ein Paar Jahre dauern."
Ach was. In Korrekturen z.b. "tendiert eine Börse auch mal schwächer".
(Vielleicht hast du da eine Sprachbarriere?)

"Wenn Dein Anlagehorizont ein Paar Wochen beträgt..." Reine Unterstellung!! Für was hab ich mir hier den Mund fusselig geredet über Konjunkturzyklen ??

" In einem ausgeprägten Bärenmarkt jedoch, wie z.B. in den USA von 1929 bis 49 (20 Jahre): -55% oder von 1965 bis 1983 (18 Jahre): -45% ist es für 'normale' Menschen unmöglich überhaupt Rendite aus Aktien zu erwirtschaften."

Sag mal, hast du was an den Augen ??
Der "Schwarzer-Freitag"-Crash lief von der Spitze von ca. 380 herunter bis in die Spitze von ca. 42 im DJ gerade mal 3 Jahre!
Und danach kamen wilde Sprünge!
Und der "ausgeprägte Bärenmarkt von '65 - '83" machte '69 noch ein Hausse-abschließendes Double-Top, dauerte somit grade mal 15 Jahre und war DIE legendäre SEITWÄRTSbewegung schlechthin!
In dieser Zeit ging es mehrfach von 1000 herunter bis 750, und zweimal bis rund 600 !
(Wenn du aber auf deiner exzentrischen Einstufung beharrst, hast du einen "Bärenmarkt" mit riesigen Schwankungen, was deiner Behauptung noch mehr widerspricht !)

"Auch, wenn man gut ist und den Index jedes Jahr schlägt macht es keinen Spaß (siehe die Musterdepots)"
Ebensowenig erheiternd sind Verluste in scharfen Korrekturen, wie man sie mit Buy&Hold abkriegt. 97/98 schon vergessen, wie der Welt da die Muffe ging ? Mitten in einer Jahrhunderthausse?
Auch '87 war nicht ohne, mit der Kleinigkeit von über 35% Verlust; dagegen war '90 mit 20% schon fast läppisch.
83/84: von 1300 auf 1100.
98: von 9500 auf 7400
und der Internet-Hype ab 99 und weiter, bis zum Tief - immer wieder rauf und runter.

Und dabei hatte die "Reagan-Hausse" (ab '82) noch den glattesten Verlauf. Früher (ich hab bis 1890) ging es deftiger zu.

Und das war alles im DJIA, dem Index der Blue Chips, die als Hort der Stabilität gelten - mit Nebenwerten dürfte es noch erheblich wilder hergegangen sein.
(Mit Derivaten hätte natürlich noch viel mehr drin gesessen.)

Also Gelegenheiten gab es immer wieder! Nutze nur EINE davon, und Asness ist abgehängt! Seinem Ansatz liegt ja im Grunde das schlichte althergebrachte Rezept zu Grunde, bei Hochzins zu investieren und die nachfolgende Konjunkturbelebung durch Zinssenkung auszureiten. Das ist als Grundidee ja nicht schlecht (wenn man das dümmliche Ausstiegs-Schema nach 10 Jahren mal außer Acht läßt); aber auch noch ziemlich grobrasterig, und mit etwas fine-tuning gut zu schlagen. Das muß jeder wissen, der womöglich da die Idee kriegt, jetzt DAS tolle Börsengeheimnis in die Hand bekommen zu haben !

"Deshalb ist es so wichtig diese Bärenmärkte zu vermeiden "
Sicher - sonst hätte man im "Bärenmarkt" seit März nämlich fette Gewinne gemacht (um wieviel % ist z.B. der DAX doch gleich gestiegen...?) und könnte anfangen, über die Sinnigkeit von Asness' Behauptungen nachzudenken...

"und stattdessen in andere Anlageformen/Länder zu investieren... von 1965 bis 1983 hätte man z.B. in Japan das Geld anlegen können und man wäre super bedient."

Das ist lange her - es gab inzwischen eine Erscheinung namens "Globalisierung"...

"Heute ist es wahrscheinlich China/Indien/ Vietnam/Korea"

China HAT sowas wie Eigendynamik;
Indien ist schon halberlei synchron;
Vietnam - da wünsch ich schönes Aktienhandeln! LOL
Korea ist voll im Takt (es sei denn, du meinst NORDkorea...)

Nee nee, Türkei, Israel, Südafrika - das ist alles schon mehr oder weinger gleichgeschaltet. Selbst bei Japan bin ich mir heutzutage nicht mehr sicher, ob die GEGEN die US-Konjunktur (und das, was die im Schlepptau hat - also fast alles) was zustandebrächten. (Evtl. Ägypten, Kenia, Senegal..?)

Nee, da mußt du schon in den Goldsektor; oder Floater. Oder Häuser, Diamanten, Gemälde, Briefmarken, Tulpenzwiebeln... (was ist eigentlich aus der Hausse bei Teddybären geworden??) >:->>>

So, jetzt ist aber Sense.

Gruß
JR

prof - Montag, 2. Februar 2004 - 17:56
Vergesst vor lauter Diskussionen das Aktienkaufen nicht. Wir sind in einer jahreszeitlich bedingten Boomphase! Das Geld sollte mitgenommen werden, und dann darf man den (zumindest teilweisen)Ausstieg im Sommer nicht verpassen. Für makroökonomische Diskussionen ist dann sicher genügend Zeit, aufgrund fehlender lukrativer Investmentchancen.
Prof

j_r_ewing - Montag, 2. Februar 2004 - 19:19
an Wojtek:
Hmm: das mit "was an den Augen haben" nehme ich mal zurück: du könntest tatsächlich sehbehindert sein. In dem Fall möchte ich mich entschuldigen.

an Prof:
Im Prinzip geb ich dir Recht; aber technisch wäre ich momentan vorsichtiger, und würde nicht auf den Termin "Sommer" festlegen (obwohl ich das ursprünglich selbst auch vermutet hatte)! Auch die gängige Jahreszyklik ist nirgendwo garantiert.

Schau dir mal den Dow an: wir sind bis auf ca. 8% vor dem ATH, was gleichzeitig ein Vielfach-Hoch ist !! (Die eine kleine Spitze dürfte ein Fehlsignal darstellen und breitenmäßig keine sonderliche Bedeutung haben.)
http://bigcharts.marketwatch.com/quickchart/quickchart.asp?symb=djia&sid=1643&o_symb=djia&freq=2&time=12
Ich kann mir schlecht vorstellen, daß eine solche Barriere gleich in einem einzigen langen Anlauf genommen wird.

Und wenn schon die Old-Economy-Werte (Zykliker) stagnieren - ob dann die höherbewerteten Nasdaq-Werte den Gesamtmarkt "ziehen" werden können..."

Die (natürlich auch durch den Basiseffekt so) hervorragenden Zwischenergebnisse sind jetzt wohl verbraucht, und die Erwartungen an die Gewinnsprünge, an die der Markt jetzt gewöhnt ist, werden ernüchtert werden. Ich kann mir schlecht vorstellen, daß das erst im Sommer passieren wird.

wojtek_m - Montag, 2. Februar 2004 - 23:39
"Sag mal, hast du was an den Augen ??
Der "Schwarzer-Freitag"-Crash lief von der Spitze von ca. 380 herunter bis in die Spitze von ca. 42 im DJ gerade mal 3 Jahre!
Und danach kamen wilde Sprünge!
Und der "ausgeprägte Bärenmarkt von '65 - '83" machte '69 noch ein Hausse-abschließendes Double-Top, dauerte somit grade mal 15 Jahre und war DIE legendäre SEITWÄRTSbewegung schlechthin! "

Alle Zahlen, die ich genannt habe sind um die Inflation bereinigt, also real, aber auf reale Gewinne kommt es auch an - hätte ich aber eigentlich hinzufügen müssen... ein langjähriger Seitwärtsmarkt mit galoppierender Inflation verursacht real hohe Verluste... aber es gibt immer alternative Investments - damals gab es schon TIPS oder Edelmetalle usw.

"Hmm: das mit "was an den Augen haben" nehme ich mal zurück: du könntest tatsächlich sehbehindert sein. In dem Fall möchte ich mich entschuldigen"

???

j_r_ewing - Dienstag, 3. Februar 2004 - 01:38
"???"

Einen Behinderten wollte ich nicht verspotten.

[Sind wir heute schon so weit, daß das unverständlich ist??]

wojtek_m - Freitag, 6. Februar 2004 - 20:06
"Business – Reuters
06.02.2004

U.S. Job Growth in January Disappoints

By Anna Willard

WASHINGTON (Reuters) - The U.S. economy created just 112,000 new jobs in January, far fewer than expected, government data showed on Friday in a disappointing report that will likely weigh on President Bush (news - web sites)'s re-election campaign.
The fifth straight monthly gain in payrolls outside the farming sector was the largest since December 2000, the Labor Department (news - web sites) said. However, its report still showed weak hiring 26 months after the economy climbed out of recession.
"The payrolls number was well below market expectations and confirms the jobs market in the U.S. is weak," said Daniel Tenengauzer, vice president for foreign exchange at Lehman Brothers.
Analysts had been expecting the economy, which has been showing strength in areas outside the jobs market, to add 150,000 new jobs in January after an originally reported gain of only 1,000 the previous month. The department revised the December figure to an increase of 16,000.

HEALTHY GROWTH BUT FEW JOBS

Economists say the United States needs to add 150,000 jobs a month just to keep pace with growth in the labor force and to keep the unemployment rate steady. Since September, only 366,000 jobs have been added, or just over 70,000 a month.
"This is the weakest job creation rate relative to economic growth on record," said Steven Wood, an economist at Insight Economics.
The economy grew at a healthy 4 percent annual rate in the final quarter of last year after a soaring 8.2 percent pace in the previous three months.
January's unemployment rate ticked down to 5.6 percent, the lowest in two years, from 5.7 percent in December. Analysts were looking for the unemployment rate to hold steady.
The payrolls data is taken from a survey of employers, while the jobless rate is derived from a separate, smaller survey of households.
The dollar and stock futures initially slipped after the report and Treasury bond prices rose. Market expectations of a healthy report were boosted on Thursday when Federal Reserve (news - web sites) Governor Ben Bernanke said he was "pretty confident" there would be an improvement in employment in the near future.
Stocks recovered later, however, as the market began to perceive that the soft jobs number would make the Fed keep interest rates low. A revival in the jobs market is seen as crucial for a sustained economic recovery and the central bank is expected to keep rates on hold until signs of this emerge.
"These numbers will not change the Fed's thinking," said Rick Egelton, deputy chief economist at BMO Financial Group. "The Fed is on hold for the time being."
JOB ISSUE LOOMS IN ELECTION
The weak labor market is expected to be a major issue among candidates in the presidential election. Since Bush took office, 2.2 million jobs have been lost and his opponents say his economic policies have helped the wealthy and done little to create jobs.
Many of the new jobs in January came from a 76,000 increase in the retail sector.
The Labor Department said that was because some retailers took on fewer employees than expected in November and December for the holiday season. This meant they did not shed as many afterwards, affecting the seasonal adjustment factor.
The troubled manufacturing sector cut jobs for the 42nd month in a row, despite some signs of a revival in factories seen in other economic data.
Employment in temporary help services fell for the first time since April 2003. Economists say temporary hiring often rises ahead of more-permanent hiring.
The report included annual benchmark revisions but these did not lead to a major change in the overall picture of a weak jobs market.
The Labor Department defended the accuracy of the employment count based on its survey of payrolls, disputing criticism the poll fails to capture jobs created by new businesses.
One bright spot in the report was a 24,000 increase in construction. Low mortgage rates have helped to fuel a housing boom.
In another encouraging sign for job seekers, hours of work rose to 33.7 per week from 33.5 in December. Employers often lean more heavily on existing employees before hiring more.
Average hourly earnings rose to $15.49 from $15.47 the previous month, the report showed."

chinaman - Sonntag, 8. Februar 2004 - 08:05
Es hängt an den US-Zinsen
Inside Zürich
Wie wir vor zehn Tagen nach der Sitzung der amerikanischen Notenbank gesehen haben, hängen die Aktienkurse wie so oft nicht nur von den Gewinnaussichten und der Konjunktur ab, sondern vor allem auch von der Erwartung einer Veränderung der US-Zinsen. Und wie die Wallstreet den Takt für die Weltbörsen vorgibt, sind für die globalen Zinsen primär die US-Zinsen entscheidend.


Doch was ist entscheidend für eine Erhöhung der Rendite der amerikanischen Anleihen? Erstens die Wahrscheinlichkeit und das Ausmaß eines möglichen Anstiegs der US-Inflation, denn Aufgabe der Fed ist sowohl eine gute Beschäftigungs- und Wirtschaftslage als auch die mittelfristige Preisstabilität. Ebenfalls sehr wichtig aber ist die Nachfrage/Angebots-Situation, die vom kontinuierlichen Kauf von US-Staatsanleihen durch asiatische Behörden einerseits und vom größer werdenden Angebot von US-Staatsanleihen zur Finanzierung des US-Budgetdefizits und der US-Verschuldung andererseits geprägt ist. Und solange die Asiaten, vor allem China und Japan, ihre Währungen nicht klar aufwerten (was sie wohl erst wagen werden, wenn sie weniger von Exporten in die USA abhängig sind, also dank solider Beschäftigung, restrukturierten Betrieben und klarem Konsumwachstum eine starke Binnenkonjunktur haben), solange wird ihre Nachfrage nach US-Anleihen hoch bleiben, und die Zinsen dort tendenziell niedrig halten.


Dieser Asiennachfrage steht allerdings ein steigendes Angebots seitens des amerikanischen Staates zur Finanzierung des riesigen Haushaltsdefizits gegenüber. Das Ergebnis sollte in den nächsten Monaten ein ziemlich volatiler Kursverlauf der US-Zinsen sein.


In entwickelten Volkswirtschaften wie den USA ist für einen möglichen Anstieg der Inflation aber das Lohnwachstum entscheidend. Hier liegt der Knackpunkt der aktuellen Inflations- und Zinsdiskussion. Und wie am Freitag gesehen, bleibt die US-Beschäftigung, der Frühindikator für einen Anstieg der Löhne, in ihrem Wachstum klar im Vergleich zu den 1980er- und 1990er-Jahren zurück. Das Lohnwachstum zum Vorjahr, sozusagen die Lohninflation, ist in den letzten zwölf Monaten sogar gefallen. Das liegt zum einen am verstärkten internationalen Wettbewerb um Arbeitskräfte, vor allem mit den Billiglohnländern Lateinamerikas und Asiens. Auch der spürbare US-Produktivitätsanstieg hält Lohnwachstum und Inflationsgefahr noch niedrig. Zum anderen zeigt es aber, wie sehr die US-Konjunktur noch auf den Finanzspritzen und Steuersenkungen des Staates fußt, anstatt auf solidem eigenem Wachstum. Von dieser Seite her muss die Fed also wahrlich keine Inflation befürchten und könnte mögliche Zinserhöhungen noch monatelang hinausschieben.


Bedeutet dies, dass die Fed-Leitzinsen nun ein Jahr lang bei einem Prozent bleiben? Nein, denn bei sinkender Deflationsgefahr (die uns noch vor einem Jahr umtrieb) ist eine moderate Erhöhung auf 1.25 oder 1.75 Prozent bis 2005 durchaus angebracht. Außerdem bestehen Risikofaktoren für Anleihen und Aktien, aber auch den Dollar in der instabilen geopolitischen Lage und der Gefahr eines Ölpreisanstiegs durch Terrorattacken in Richtung von bis zu 40 Dollar pro Fass. Die Entwicklung der Aktienmärkte wäre aber wohl erst bei einem Anstieg der langen Zinsen über fünf oder 5,5 Prozent wieder gefährdet.

Vor diesem Hintergrund ist es wahrscheinlich, dass das Jahr 2004 für Anleihen ein ziemlich turbulentes werden könnte - und damit wohl auch für Aktien. Denn die US-Zinsen bleiben bis auf weiteres entscheidend für die Entwicklung der globalen Kapitalmärkte insgesamt. Solange sie sich zwischen 3,75 und 4,75 Prozent (bei zehnjährigen US-Anleihen) bewegen, bleiben Aktien damit attraktiv. Beim Durchbruch der Zinsmarke von fünf bis 5,5 Prozent würde die Gefahr eines noch größeren Anstiegs Inflationsgefahr und sinkende Aktienkurse signalisieren. Vielleicht dann auch, dank höherer US-Rendite im Vergleich zu Europa, einen stärkeren Dollar.


Gérard Piasko ist Chief Investment Officer der Privatbank Julius Bär in Zürich


Artikel erschienen am 8. Feb 2004
Die Welt

stephan - Dienstag, 10. Februar 2004 - 23:40
Zu einer bekannten Problematik...
Bei der Interpretation der Wachstumsraten der US Wirtschaft ist folgender Zeit Arktikel hilfreich:

http://www.zeit.de/2004/07/G-Statistik

wojtek_m - Dienstag, 10. Februar 2004 - 23:52
So ein Zufall ;-) Wollte hier gerade einen Artikel über die gleiche Problematik reinkopieren... ok tue ich trotzdem:

„MSN Money 2/9/2004

How the government manufactures low inflation

Some government data suggest computer and car prices, among many other things, are falling. But when was the last time you paid less for a car? Here’s why you should be concerned.

By Bill Fleckenstein

Please join me this week in a trip to the government department responsible for fun with numbers. Those D.C. statisticians may churn out their work with a straight face, but that doesn't mean we have to fall for it. Among the skeptics are Steve Milunovich of Merrill Lynch, Jim Grant of Grant's Interest Rate Observer, and, of course, yours truly.

In a recent report, Milunovich noted that the Bureau of Economic Analysis (BEA), whose job it is to compute the Gross Domestic Product each quarter, has "stopped reporting the real computer hardware shipment figure used to calculate real GDP growth, though it is still used in GDP calculations." The BEA, which is part of the Commerce Department, made this readjustment because it is "concerned the rapid price declines for computers made the figures misleading."

Let's stop and review the bidding for a second. Remember: GDP is the measure of goods and services produced in this country. The government decided that certain of its data series involved in calculating GDP were misleading. So, what did it do? Simply stop breaking them out. Makes sense to me; how about you?


This would be a humorous window into the lunacy of government calculations, were it not so important to many statistics. Regular readers of my daily column know that the magic of "hedonics" and all its attendant distortions is something that I have railed about for a long time.

Hedonics: 'miracle' tonic for an ailing economy
For those of you who don't know, hedonics is the way the government transforms price declines into quality improvements. To wit, you buy a PC with twice as much power, so the government concludes that you really paid only half as much money for it. Hedonics is also the government's way of taking quality improvements and converting them into price declines when calculating the CPI. Sure, that brand-new Chevy you just bought cost 40% more than it used to, but it's a 40%-better car for a variety of reasons. So, the government says, the price didn't really go up. (I have oversimplified these examples, but you get the point.)

The idea behind the first case at least makes some sense, though the government carries it too far by acting as though improvements can be precisely measured. The problem with the second case is that those quality improvements are not voluntary. Since you have to pay the new price, it's sheer silliness to say that the price really didn't go up.

There are other ramifications as well. It turns out that the computer-spending component has materially warped GDP calculations in many of the last eight quarters. To put the numbers into perspective, from the second quarter of 2000 through the fourth quarter of 2003, the government estimated that real tech spending rose from $446 billion to $557 billion, when nominal spending only increased to $488 billion. That extra $72 billion represents the value the government imagines the improvement in computer quality is worth.

Now $72 billion doesn't sound like a huge amount in a $10 trillion economy, but at the margin, it makes a difference. And in fact, the contribution of this tech component to real GDP comprised about 12% of growth in the third quarter of 2003 and more than 30% of growth in the first quarter of 2003, i.e., a big chunk of the growth. Since real growth is a factor in the calculation of productivity and productivity growth, these statistics are also distorted.

Slippery CPI, iffy TIPs
Our government has admitted its Alice in Wonderland hedonic-adjustment exercise has produced numbers so distorted that it doesn't want to show them to you. Yet it continues to use the "analysis" and some of the data in calculations of real GDP, productivity growth and CPI calculations. This is one of the reasons I've never been a big fan of Treasury Inflation-Protected Securities, or TIPS. I have stated a million times that the government's calculated cost of inflation, in the form of the CPI, is a joke. So, I refuse to buy a security that's indexed to the CPI, unless the price of the security reflects my skepticism. TIPS may be better than straight bonds, but they're not as good as most people think. As you can see from these two examples, the government aims to cheat you in the calculation, and besides, TIPS don't protect you from a decline in the value of the dollar.

Grant on BEA balderdash
Further reason to be suspicious of all government data comes from the current issue of Grant's Interest Rate Observer, in which the ever-alert Jim Grant broke the story that "the Bureau of Economic Analysis is weighing a study to explore the merits of adjusting the prices of medical services for quality changes."

In other words, the BEA is considering the use of hedonics to lower the impact of rising medical costs on the CPI by subtracting the imagined value of quality improvements in medical care from the price we’re really paying. The government recognizes it has a problem with exploding health costs and is studying the use of that same quick fix which has "worked" when unwelcome rising prices have been an issue in other areas, i.e., to define the problem away. I would imagine that when the folks at AARP and organized labor find this out, they'll be up in arms. Maybe their clout can stop this nonsense before it gets even worse.

Take heed, enjoins Sir John
On a final note, I would like to share with readers a rather interesting comment that John Templeton, founder of the Templeton Funds, made to Paul Kangas during a PBS interview last Monday.

Templeton's quote will be instantly recognizable to folks who have read the longstanding header on my Web site, which echoes one of my most fervently held views: "In a social democracy with a fiat currency, all roads lead to inflation." (Readers of the Contrarian Chronicles may also refer back to my Nov. 17 column, "All roads now lead to inflation."

And now for Sir John's wisdom: "All currencies, not only the American dollar, but all currencies, always go down, mainly because of democracy. The voters will vote for a person who is going to spend too much, and so you have to expect all currencies to go down." In future columns, I'll have more to say about the dollar, the variables affecting it and why this should be of concern to you.

(Editor’s note: the Bureau of Economic Analysis published an article in 2000 about the use of hedonics in valuing the impact of computers on the economy. You can access it here.)

Bill Fleckenstein is president of Fleckenstein Capital, which manages a hedge fund based in Seattle. He also writes a daily Market Rap column on his Fleckensteincapital.com site. His investment positions can change at any time. Under no circumstances does the information in this column represent a recommendation to buy, sell or hold any security. The views and opinions expressed in Bill Fleckenstein's columns are his own and not necessarily those of CNBC on MSN Money.”

chinaman - Mittwoch, 11. Februar 2004 - 12:51
HANDELSBLATT, Mittwoch, 11. Februar 2004, 07:44 Uhr


Skepsis unter Aktienmarktstrategen nimmt zu


US-Aktien sind so teuer wie lange nicht mehr


Gerade erst hat die Wall Street das erste Zuwachsjahr seit 1999 hinter sich – und schon sind die Aktien so teuer wie lange nicht mehr. Das zumindest zeigt eine Analyse der Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) der Unternehmen im S&P 500. Im Durchschnitt erzielen die Index-Titel aktuell ein KGV von etwa 18.


ank HOUSTON. Und nur zehn der 500 Unternehmen haben einen KGV-Wert von weniger als zehn. Zum Vergleich: Vor Jahresfrist wiesen noch mehr als 100 Titel in dieser Statistik einen einstelligen Wert auf, und selbst Anfang 2000, kurz bevor die Börsenblase platzte, waren viele Aktien im Verhältnis günstiger zu haben als heute.

Die hohen Bewertungen sind dabei nicht nur auf größere Unternehmen beschränkt. Auch mittelständische und kleine Firmen, die Mid Caps und Small Caps, notieren im Verhältnis zu ihren erwarteten Einnahmen für 2004 momentan teurer als im langjährigen Durchschnitt. Schnäppchenjäger, die gewöhnlich in der zweiten Reihe schnell fündig werden, tun sich auf der Suche nach unterbewerteten Aktien inzwischen auch in diesem Segment sehr schwer.

Einige Experten bewerten die hohen KGV-Werte als gefährliches Zeichen: Sie warnen davor, dass die Investoren am Aktienmarkt zu sorglos agieren und die Kurse über Gebühr in die Höhe treiben. „Meine Klienten fragen mich, ob dies hier wie 1999 oder 2000 ist, und ich antworte ihnen: Es ist noch schlimmer“, sagte Dan Breen von der Investmentfirma Furtherfield Partners kürzlich dem US-Magazin Barron’s. Damals hätten sich die übertriebenen Spekulationen im Wesentlichen auf Technologie- und Telekomwerte beschränkt. Heute hingegen fließe das Geld wahllos in alle Sektoren.


Andere Analysten sehen weniger Grund zur Sorge. „Die momentanen Aktienpreise deuten nicht darauf hin, dass wir uns am Rande einer neuen Marktblase befinden. Immerhin liegt der S&P 500 nur beim 18-fachen Wert der Gewinnprognosen", sagt Tobias Levkovich, Chefstratege von Citigroup Smith Barney. „Zugegebenermaßen ist das überdurchschnittlich, aber deutlich weniger als der 30-fache Wert Anfang 2000.“

Auch Chuck Hill, Research-Chef es Finanzdienstleisters Thomson First Call, warnt vor übertriebenen Sorgen: „Wir dürfen nicht vergessen, dass eine der Ursachen die niedrigen Gewinne der Unternehmen sind, die sich gerade erst von der jüngsten Rezession erholen – auch dadurch schießen die KGV-Werte in die Höhe.“ Eine Entwarnung will allerdings Hill aber nicht geben: „Einige Branchen sind im Moment tatsächlich überbewertet.“ Ganz oben auf dieser Liste steht bei ihm etwa der Technologiesektor: Hier liegt das durchschnittliche KGV im Augenblick etwa bei 29. Tobias Levkovich stufte vor Kurzem zudem wegen „aggressiver Bewertungen“ sein Anlageurteil für die Halbleiterbranche von „Durchschnittlich“ auf „Untergewichten“ herab.

Auch wenn viele die hohen KGV-Werte noch als weniger gefährlich einstufen, wächst unter den Marktstrategen insgesamt die Skepsis, wie lange der positive Trend an den US-Börsen anhalten wird. „Nachdem wir den Gesamtmarkt mehr als 18 Monate lang optimistisch und bullish bewertet haben, ist jetzt die Zeit für eine negativere Sichtweise gekommen“, sagt etwa Citigroup-Mann Tobias Levkovich. „Die Abwärtsrisiken wiegen schwerer als das Aufwärtspotenzial.“ Und auch Chuck Hill rät den Anlegern zur Vorsicht. „Die Kurse werden womöglich noch einige Zeit zulegen, aber in der zweiten Jahreshälfte sind die Fundamentaldaten dann eventuell nicht mehr so stark, wie die Leute denken. Jetzt wird sich zeigen, ob die Anleger aus der Kurskorrektur gelernt haben oder nicht.“

wojtek_m - Samstag, 14. Februar 2004 - 16:13
Trade Gap Widens, Consumer Confidence Off
Fri Feb 13, 6:13 PM ET Reuters

By Doug Palmer

WASHINGTON (Reuters) - The U.S. trade deficit widened nearly 11 percent in December as strong U.S. economic growth pulled in record imports and exports inched lower despite a weaker dollar, a government report showed on Friday.

The monthly trade gap hit $42.5 billion, well above the $40.0 billion analysts had forecast. The December figure pushed the 2003 trade shortfall to a record $489.4 billion, up 17 percent from 2002.

Meanwhile, a closely watched survey of consumer sentiment was sharply lower in early February, showing Americans turned increasingly cautious on the economy. Analysts say weak jobs creation has dampened consumer confidence despite a strengthening U.S. economy.

The University of Michigan index of consumer confidence slumped to a surprisingly low 93.1 in February, reversing January's hefty rise to 103.8.

"A 10-point drop in the confidence index is significant and suggests there is a new pessimism among consumers that was not there a month ago," said Chris Low, chief economist at FTN Financial in New York. "I suspect it has something to do with three surprisingly weak employment reports in a row," referring to the Labor Department (news - web sites)'s closely watched monthly employment report.

The near-record December trade gap pushed the dollar lower initially as traders fretted that the currency's 13-percent fall against a basket of currencies since early 2002 was not enough to fix global trade imbalances. However, later on Friday the dollar recouped its losses on profit-taking in euros.

The sharp fall in consumer confidence sent U.S. Treasury prices higher as investors saw it as a sign the Federal Reserve (news - web sites) would be in no rush to raise interest rates. The two-year Treasury note firmed in price, taking yields down to 1.68 percent from 1.71 percent late on Thursday.

But the consumer confidence data took a bite out of stock prices as a possible harbinger of slower economic growth.

The Dow Jones industrial average (^DJI - news) ended down 66.22 points, or 0.62 percent, at 10,627.85, while the broader Standard & Poor's 500 Index (^SPX - news) closed down 6.30 points, or 0.55 percent, at 1,145.81.

chinaman - Dienstag, 24. Februar 2004 - 18:21
ftd.de, Di, 24.2.2004, 16:33
US-Verbrauchervertrauen stark gesunken

Das Vertrauen der US-Verbraucher in die Wirtschaft ihres Landes ist im Februar eingebrochen. Entsprechend enttäuscht reagierten die Finanzmärkte.


Volkswirte führten den Rückgang auf die weiterhin schleppende Erholung des Arbeitsmarktes zurück, der mit der wirtschaftlichen Belebung nicht Schritt hält. Der vom privaten Forschungsinstitut Conference Board ermittelte Verbrauchervertrauens-Index fiel auf 87,3 von revidiert 96,4 Punkten im Januar, wie das Institut am Dienstag mitteilte. Von Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt einen weniger starken Rückgang auf 92,5 Punkte erwartet.

Die Finanzmärkte reagierten enttäuscht auf die Daten. Die Aktienmärkte beiderseits des Atlantiks weiteten ihre Kursverluste aus. Der Dollar gab zum Euro nach. Der Index der gegenwärtigen Bedingungen sank auf 73,1 (Januar 79,4) Zähler. Der Erwartungsindex ging den Angaben zufolge auf 96,8 (107,8) Zähler zurück.


Der Verbrauchervertrauensindex gilt als wichtiger Indikator für die künftige Entwicklung der Konsumausgaben, die rund zwei Drittel der US-Wirtschaftsleistung ausmachen.

chinaman - Mittwoch, 25. Februar 2004 - 13:59
SPIEGEL ONLINE - 25. Februar 2004, 12:05
URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,287925,00.html
US-Hypothekengiganten

Greenspan warnt vor Finanzkrise

Alan Greenspan hat vor einer Überschuldung der US-Hypothekengiganten Fannie Mae und Freddie Mac gewarnt. Die hohen Verbindlichkeiten der Konzerne könnten eine Gefahr für das gesamte Finanzsystem der Vereinigten Staaten werden, sagte der US-Notenbank-Chef.

Washington - Greenspan rief den amerikanischen Kongress am Dienstag dazu auf, eine Verschuldungsobergrenze für die beiden in öffentlichem Besitz befindlichen Finanzinstitutionen ins Visier zu nehmen. Die beiden Institutionen, den Amerikaner als "Fannie" und "Freddie" bekannt, gehören nach Greenspans Worten inzwischen zu den größten Banken der USA.
Der Federal National Mortgage Association (FNMA oder Fannie Mae) und die Federal Home Loan Mortgage Corp. (FHLM oder Freddie Mac) bündeln Hypotheken für private Eigenheime in handelbare Wertpapiere und verkaufen diese dann an internationale Investoren weiter. Damit erfüllen sie einen staatlichen Auftrag zur Erleichterung der Eigenheimfinanzierung.

In der Folge genießen Fannie und Freddie eine de facto Gewährträgerhaftung des amerikanischen Staates. Weil von ihnen begebene Anleihen und Schuldpapiere staatlich abgesichert sind, können die Hypothekenriesen am Kapitalmarkt besonders preiswert Geld einwerben - und verdienen ausgezeichnet an dem Zinsvorteil.

Fannie und Freddie stehen laut Greenspan inzwischen hinter einer Summe von vier Billionen Dollar an Privat-Hypotheken und damit hinter rund drei Viertel aller derartigen Darlehen.
Beide hätten zwar die finanziellen Risiken bislang gut bewältigt. Die Gefahren würden aber ansteigen, wenn es Fannie und Freddie erlaubt werde, ihre Schulden noch weiter ungezügelt wachsen zu lassen. Der Kongress solle deshalb "eher früher als später" handeln, sagte der Notenbankchef.

Freddie Mac war im Frühsommer 2003 wegen Ungereimtheiten in den Bilanzen der Jahre 2000 bis 2002 ins Visier der US-Aufsichtsbehörden geraten und wird seither von diesen geprüft. Das Unternehmen räumte ein, die Gewinne in den vergangenen Jahren um mehr als fünf Milliarden Dollar zu niedrig ausgewiesen zu haben.

mib - Donnerstag, 22. April 2004 - 09:23
in USA werden die Zinsen steigen und auch die Wirtschaft waechst (erstmal)...
...was haltet ihr denn im moment von einem Euro/USDollar PUT?

ausserdem:
mich juckt es in den Fingern Encana CALL options zu kaufen... z.B. den $35 Laufzeit Okt.04... hat jemand Erfahrung mit dem Kauf solcher calls in USA?

cheers - Mib

chinaman - Donnerstag, 22. April 2004 - 11:19
Den Euro gegenüber dem USD putten ??? Da halt ich mich lieber raus, da ich nun wirklich kein Dollar Fan bin ...

;-))
Gruss
Chinaman

wojtek_m - Donnerstag, 22. April 2004 - 23:08
Die Situation hat sich noch gar nicht verändert - das riesige Budgetdefizit zusammen mit dem Handelsdefizit mit Europa wird den Dollar gegenüber dem Euro weiterhin nach unten drücken... kauf lieber einen langfristigen call auf den Euro... was kurzfristig passiert da hab ich keine Ahnung, aber langfristig sehe ich den Dollar weiter fallen.

Gruß,
Wojtek

mib - Freitag, 23. April 2004 - 09:21
mit intressiert auch eher die ECA in-the-money Call Option...

Mib

chinaman - Sonntag, 25. April 2004 - 10:09
Die Welt ist rosarot
Die Unternehmenszahlen aus den USA sind grandios, und die Experten der Finanzprognose sehen steigende Kurse. Risiken werden ausgeblendet
von Frank Stocker

Motorola verdreifacht den Gewinn. Ebay, Kodak und Ford verdoppeln ihn. Sogar im Durchschnitt legen die Überschüsse der amerikanischen Unternehmen um über ein Drittel zu. Könnte das Bild der US-Wirtschaft noch schöner sein?


Drei Viertel der Unternehmen aus dem S&P-Index, die bereits ihre Quartalszahlen vorgelegt haben, übertrafen die Konsenserwartungen der Analysten aus aller Welt, nur elf Prozent enttäuschten. Und die Aktienmärkte und ihre Strategen frohlocken.


Das zeigt sich auch bei der monatlichen Finanzprognose von WELT am SONNTAG und der Münchener Forschungsgruppe Südprojekt. Experten aus 15 Banken haben an der Umfrage teilgenommen. Im Durchschnitt erwarten sie, dass die Börsenbarometer in den kommenden vier Wochen ihre Jahreshöchststände testen. Dem Dax gestehen sie 4147 Punkte zu - das liegt nur sieben Zähler unter dem Jahrestop vom Januar. Ganz ähnlich auch die Prognosen für den Dow Jones. Ihn sehen die Experten binnen Monatsfrist im Durchschnitt bei 10600 Zählern - ebenfalls schon recht nahe am Jahreshoch.


Auf Sicht von sechs Monaten, also bis in den Herbst, steigern sich diese Prognosen dann bis auf Werte, die fünf bis acht Prozent über den aktuellen Indexständen liegen und damit weit jenseits der Jahresrekordmarken "Die Gewinnsituation der Unternehmen verbessert sich weiter", fasst Jürgen Michels die optimistische Stimmung in wenigen Worten zusammen.


Erstaunlich ist nicht unbedingt, dass die Experten im Durchschnitt mit ansteigenden Kursen rechnen. Überraschend ist vielmehr, dass selbst die Pessimisten unter ihnen keinen deutlichen Rückgang erwarten. So ist die Bankgesellschaft Berlin zwar von allen befragten Instituten am zurückhaltendsten, selbst ihre Analysten billigen dem Dax aber bis Oktober Stände diesseits der magischen Marke von 4000 Punkten zu. Damit lässt sich leben.


Doch es gibt trotz dieser rosaroten Perspektiven auch einige Fallstricke. "Im zweiten und dritten Quartal werden die Gewinnsteigerungen der US-Unternehmen deutlich geringer ausfallen", warnt Dresdner-Bank-Volkswirt Frank Bulthaupt. Dies sei schon auf Grund der aktuellen Basis nicht anders möglich, und die Märkte müssten sich darauf einstellen.


Das zweite Risiko, das in der vergangenen Woche bereits seine Schatten voraus warf, wandelt in den Hallen der US-Notenbank und heißt Alan Greenspan. Inzwischen scheint klar, dass er noch in diesem Jahr den Leitzins erhöhen wird. Die Frage ist, wann und wie stark. "Wir erwarten einen ersten Zinsschritt von 25 Basispunkten im August", sagt Frank Bulthaupt von der Dresdner Bank. Steigende Zinsen erhöhen die Finanzierungskosten, drücken auf den Gewinn und damit auf die Aktienkurse.


Zinsangst nennt das der Börsianer. Und wie so oft im hektischen Gedränge auf dem Parkett entstehen dann auch schon bald Horrorszenarien. Schon geistern unter den Händlern einige Aussagen von Gouverneuren der US-Notenbank herum, wonach der neutrale Zinssatz bei 3,5 Prozent liege. Auf den derzeitigen Leitzinssatz von 1,0 Prozent müsste Greenspan daher in kurzer Zeit fünf große Zinsschritte von 50 Basispunkten drauflegen, um dieses Niveau zu erreichen.


Eine solch drastische Zinserhöhung sehen jedoch die wenigsten Experten. Davor ist zum einen die geringe Inflationsrate, auch wenn diese zuletzt ein wenig zulegte. "Von einer Inflation wie in früheren Zeiten mit Raten von drei Prozent oder mehr sind wir allerdings weit entfernt", sagt Frank Bulthaupt.

Zum anderen wird eine deutliche Zinserhöhung aber auch durch den US-Wahlkampf verhindert. Denn einst hatte Alan Greenspan dem Vater des gegenwärtigen Präsidenten die Wiederwahl vermasselt, indem er mitten im Wahlkampf an der Zinsschraube drehte - behauptet jedenfalls der Bush-Clan. Ein zweites Mal dürfte sich "der Magier" diesem Vorwurf nicht aussetzen wollen.


"Leichte Zinssteigerungen können die Märkte und die Unternehmen durchaus verkraften", ist Dresdner-Bank-Volkswirt Bulthaupt sicher. Wenn man sich die jüngsten Ergebnisse von Motorola und Co. ansieht, so kann daran auch kaum ein Zweifel bestehen. Dennoch wendet Citigroup-Experte Michels ein: "Das größte Risiko ist derzeit, dass die Börsianer die Zinsängste übertreiben." Denn dann bestehe wirklich die Gefahr, dass sich die Finanzierungskonditionen verschlechtern und damit die Gewinne einbrechen. Und wie schnell die Finanzmärkte von einem Extrem ins andere fallen können, wird klar, wenn man sich bewusst macht, dass genau die gleichen Akteure vor etwas über einem Jahr noch eine Deflation befürchteten.


Doch das scheint lange her. Zumindest in den USA. In Europa ist das Bild nicht ganz so rosig. Hier gibt es sogar immer noch die Spekulation auf eine Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank, auch wenn diese Erwartungen inzwischen wieder schwächer geworden sind. Doch auch für die Europäer setzen die Experten inzwischen gerne mal die rosarote Brille auf. "Die europäischen Unternehmen können in den kommenden Quartalen beim Gewinn noch viel stärker zulegen als die Amerikaner", sagt Jürgen Michels. Kunststück - die Ausgangssituation ist ja auch wesentlich niedriger. Dennoch sieht Michels dadurch leichte Vorteile für den europäischen Aktienmarkt. Von der Entwicklung in New York kann er sich aber natürlich dennoch nicht abkoppeln. Und es müssten auch endlich vermehrt positive Signale aus den Zentralen auf dieser Seite des Atlantiks kommen. Daimler-Chrysler hat immerhin schon mal einen Anfang gemacht. Für die rosarote Brille reicht das in Sindelfingen aber wohl dennoch nicht.


Artikel erschienen am 25. April 2004
Die Welt

chinaman - Donnerstag, 29. April 2004 - 13:12
"Absoluter Blödsinn"


Interview mit Dr. Kurt Richebächer, ehemaliger Generalbevollmächtigter und Chefvolkswirt der Dresdner Bank und heutiger Herausgeber von "The Richebächer Letter". Der frühere FED-Chef Paul Volcker sagte einmal über ihn: "Manchmal denke ich, die Aufgabe der Notenbanker besteht darin, zu beweisen, daß Kurt Richebächer irrt." - Gelungen ist es ihnen bis heute nicht.

Smart Investor: Herr Dr. Richebächer, wie beurteilen Sie die hedonische Methode der Qualitätsbereinigung in Preis- und Wachstumsstatistiken?
- Richebächer: Während die tatsächlichen Computerverkäufe von 1997 bis 2000 lediglich von 79,6 Mrd. auf 109,3 Mrd. US-$ zulegten, stiegen sie nach hedonischer Bereinigung von 102 Mrd. auf mehr als 290 Mrd. US-$. Es macht schon Sinn, die Inflationsrate vom nominalen Wachstum abzuziehen, aber überhaupt keinen Sinn macht es, auf diese Weise Phantomwachstum zu erzeugen. Das ist absoluter Blödsinn. Ökonomisch ist allein entscheidend, was kostet es und was bringt es an Geld.

Smart Investor: Über die Jahre öffnet sich die Schere zudem sichtbar...
- Richebächer: Die USA haben es mittlerweile ja eingesehen, und anläßlich der letzten Benchmark Revision wurde das Bureau of Economic Analysis angewiesen, den Ausweis hedonischer Wachstumsraten bei den Computern zu unterbrechen - die Zeitreihe ist nicht mehr vorhanden. Zusätzlich tragen die Tabellen der BIP-Statistik inzwischen einen Hinweis, der ausdrücklich davor warnt, aus den Kettenindices (Chained Dollars) etwa im Bereich der Computer den Beitrag zum BIP ableiten zu wollen.

Smart Investor: Sind Sie generell gegen eine Qualitätsbereinigung bei technischen Produkten?
- Richebächer: Sehen Sie, selbst beim Auto bin ich ja gezwungen, die heutige Qualität zu kaufen, eine Verbesserung, die mir aber nichts bringt, denn ich kann die vielen PS ja gar nicht ausfahren. Der statistische Großangriff auf die Inflationsrate hat in den USA 1995 begonnen. Dahinter steckt Greenspan, der eine massive Reduktion der Inflation forderte und die niedrige Inflationsrate zur Schlüsselgröße seiner Geldpolitik machte.

Smart Investor: Wie sah dieser statistische Großangriff aus?
- Richebächer: Das ist ja nicht nur die Hedonik, die heute bei 20% aller Produkte wirksam wird. Zusätzlich werden saisonale und qualitative Bereinigungen vorgenommen, aber auch die Substitution wirkt preisdämpfend: Güter mit ungewöhnlichen Preissteigerungen werden einfach aus der Statistik genommen. Zudem werden Lebensnotwendigkeiten wie Gesundheitsfürsorge und Nahrung künstlich nach unten gerechnet. Der Konsumentenpreisindex wird als Folge deutlich zu niedrig ausgewiesen, er legt sicher über 2 % zu, wahrscheinlich sogar eher 3 %.

Smart Investor: Mit entsprechenden Auswirkungen auf das reale BIP?
- Richebächer: Die ganze BIP-Statistik ist gewaltig verfälscht. Die Produktion, Computer und Software werden künstlich aufgebläht. 90 % aller Revisionen, die natürlich nicht so im Lichte der Öffentlichkeit stehen, erfolgen nach unten - das hat Methode. Das tatsächliche Wachstum liegt eher bei 2% als bei 4%, wir haben Stagnation. Im Ganzen werden alle Zahlen in Amerika frisiert.

Smart Investor: Haben Sie dennoch einen Favoriten unter den Statistiken?
- Richebächer: Am ehesten sollte man auf die Entwicklung der verfügbaren Einkommen achten. Sie waren zuletzt nominal +0,6% und im Kettenindex +/- 0%. Allerdings wird auch hier gefälscht - Stichwort: fiktive Mieteinkünfte für Hausbesitzer.

Smart Investor: Wollen die USA durch diese Tricksereien Kapital anlocken?
- Richebächer: Es ist einfach das Bedürfnis der Amerikaner anzugeben, besonders gegenüber dem sklerotischen Europa. Damit haben sie erreicht, daß Leute wie der Daimler-Chef Schrempp unzählige Milliarden nach Amerika geschickt haben (um Chrysler zu kaufen; Anm. d. Red.). Das traf genau den europäischen Minderwertigkeitskomplex, in dem die Deutschen bekanntlich Spitzenklasse sind.

Smart Investor: Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung ein?
- Richebächer: Eine so kranke, eine so kaputtgemachte Volkswirtschaft - wie die amerikanische - hat es noch nie in der industriellen Geschichte gegeben. Amerika steht vor dem Bankrott, mit allen Auswirkungen eines Zusammenbruchs des amerikanischen Finanzsystems - die Leute haben das nicht ansatzweise verstanden. Die ganze ökonomische Diskussion in Amerika ist auf niedrigstem Niveau, die makroökonomische Diskussion vollkommen tot. Zu meiner Zeit hatten die Bankvolkswirte noch objektive Meinungen, die waren zwar nicht immer richtig, aber jedenfalls mußten sie damit keine Aktien verkaufen.



Das Interview führte: Ralph Malisch,
aus Zeitschrift "SmartInvestor", Ausgabe April 2004

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